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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/27 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 27. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. April 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 18: Antrag der Abgeordneten Philipp Mißfelder, Sibylle Pfeiffer, Frank Heinrich (Chemnitz), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Niels Annen, Dr. Bärbel Kofler, Gabriela Heinrich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Kordula Schulz- Asche, Tom Koenigs, Omid Nouripour, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Erinnerung und Ge- denken an die Opfer des Völkermordes in Ruanda 1994 Drucksache 18/973 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2163 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2163 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2166 A Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2167 A Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2168 C Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2170 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2171 C Dr. Andreas Nick (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2172 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2174 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2175 B Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 2176 D Wilfried Lorenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2178 B Tagesordnungspunkt 19: a) Antrag der Abgeordneten Corinna Rüffer, Kerstin Andreae, Markus Kurth, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Fünf Jahre UN- Behindertenrechtskonvention – Sofort- programm für Barrierefreiheit und ge- gen Diskriminierung Drucksache 18/977 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2180 A b) Antrag der Abgeordneten Katrin Werner, Diana Golze, Sabine Zimmermann (Zwi- ckau), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Programm zur Be- seitigung von Barrieren auflegen Drucksache 18/972 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2180 B Corinna Rüffer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2180 C Uwe Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2182 A Katrin Werner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2183 C Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2184 D Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2185 B Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2186 A Dr. Astrid Freudenstein (CDU/CSU) . . . . . . . 2187 A Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2188 A Ulla Schmidt (Aachen) (SPD) . . . . . . . . . . . . 2188 D Jutta Eckenbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2190 A Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2191 A Dr. Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2192 A Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . 2193 A Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . 2194 C Gabriele Schmidt (Ühlingen) (CDU/CSU) . . 2195 C Heike Baehrens (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2196 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 Uwe Lagosky (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2197 C Dr. Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 2198 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydro- lyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen Drucksache 18/984 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2200 A Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2200 B Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2200 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2201 D Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2203 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2204 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2205 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2205 D Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2206 A Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2206 C Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2207 C Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2208 C Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Deckungslücken der Sozialen Pflegeversicherung schließen und die staatlich geförderten Pflegezusatzversi- cherungen – sogenannter Pflege-Bahr – ab- schaffen Drucksache 18/591 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2209 C Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2209 D Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2210 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . 2211 A Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2212 C Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2213 C Tino Sorge (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2215 B Heiko Schmelzle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2216 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2217 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2219 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2220 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 2163 (A) (C) (D)(B) 27. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. April 2014 Beginn: 9.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 2219 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 04.04.2014 Bahr, Ulrike SPD 04.04.2014 Dr. Bartels, Hans-Peter SPD 04.04.2014 Barthel, Klaus SPD 04.04.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 04.04.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 04.04.2014 Brähmig, Klaus CDU/CSU 04.04.2014 Brase, Willi SPD 04.04.2014 Dr. Brunner, Karl-Heinz SPD 04.04.2014 Bülow, Marco SPD 04.04.2014 Dr. Diaby, Karamba SPD 04.04.2014 Ernst, Klaus DIE LINKE 04.04.2014 Ernstberger, Petra SPD 04.04.2014 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 04.04.2014 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 04.04.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 04.04.2014 Groß, Michael SPD 04.04.2014 Gunkel, Wolfgang SPD 04.04.2014 Ilgen, Matthias SPD 04.04.2014 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 04.04.2014 Kaster, Bernhard CDU/CSU 04.04.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 04.04.2014 Dr. Krings, Günter CDU/CSU 04.04.2014 Kühn-Mengel, Helga SPD 04.04.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 04.04.2014 Roth (Heringen), Michael SPD 04.04.2014 Rüthrich, Susann SPD 04.04.2014 Schieder (Schwandorf), Marianne SPD 04.04.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 04.04.2014 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 04.04.2014 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 04.04.2014 Dr. Sitte, Petra DIE LINKE 04.04.2014 Stritzl, Thomas CDU/CSU 04.04.2014 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 04.04.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 04.04.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 2220 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur hat mitgeteilt, dass er gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: – Unterrichtung durch die Bundesregierung Sondergutachten der Monopolkommission gemäß § 36 des Allgemeinen Eisenbahngesetzes Bahn 2013 – Reform zügig umsetzen! Drucksachen 17/14076, 18/641 Nr. 16 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Tätigkeitsbericht 2012 der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisen- bahnen für den Bereich Eisenbahnen mit Stellungnahme der Bundesregierung Drucksachen 18/356, 18/526 Nr. 1.4 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Projektfortschritte beim Ausbau der grenzüberschreitenden Schienenverkehrsachsen Drucksachen 18/357, 18/526 Nr. 1.5 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 04.04.2014 Dr. Weisgerber, Anja CDU/CSU 04.04.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 04.04.2014 Ziegler, Dagmar SPD 04.04.2014 Zypries, Brigitte SPD 04.04.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/419 Nr. C.1 Ratsdokument 9706/13 Drucksache 18/419 Nr. A.2 EuB-BReg 43/2013 Drucksache 18/419 Nr. A.14 Ratsdokument 11396/13 Sportausschuss Drucksache 18/642 Nr. A.1 Ratsdokument 5842/14 Haushaltsausschuss Drucksache 18/544 Nr. A.27 Ratsdokument 5359/14 Drucksache 18/822 Nr. A.15 Ratsdokument 6266/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/642 Nr. A.4 Ratsdokument 5958/14 Drucksache 18/822 Nr. A.24 Ratsdokument 6054/14 Drucksache 18/822 Nr. A.25 Ratsdokument 6445/14 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/419 Nr. A.114 Ratsdokument 10275/13 Drucksache 18/419 Nr. A.122 Ratsdokument 13065/13 Drucksache 18/419 Nr. A.123 Ratsdokument 13234/13 Drucksache 18/419 Nr. A.126 Ratsdokument 13716/13 Drucksache 18/419 Nr. A.127 Ratsdokument 13717/13 Drucksache 18/544 Nr. A.41 Ratsdokument 5166/14 Drucksache 18/544 Nr. A.42 Ratsdokument 17967/13 Drucksache 18/544 Nr. A.43 Ratsdokument 18136/13 Drucksache 18/822 Nr. C.2 Ratsdokument 10154/13 Drucksache 18/822 Nr. C.3 Ratsdokument 10160/13 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/419 Nr. A.170 Ratsdokument 12453/13 Drucksache 18/642 Nr. A.11 Ratsdokument 5855/14 kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 27. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 18 Gedenken an die Opfer des Völkermordes in Ruanda TOP 19 Programm für Barrierefreiheit ZP 3 Bundeswehreinsatz Vernichtung syrischer Chemiewaffen TOP 21 Soziale Pflegeversicherung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Christine Buchholz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Heute

    geht es um syrische Chemiewaffen. Woher kommt das
    Giftgas eigentlich? Zwischen 1982 und 1993 waren
    deutsche Firmen an der Lieferung von Material für syri-
    sche Giftgasfabriken beteiligt.


    (Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Weichen Sie doch der Thematik nicht aus!)


    Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen
    übermittelte kürzlich 50 Namen der beteiligten deut-
    schen Firmen. Doch die Bundesregierung weigert sich,
    die Namen der Firmen bekannt zu geben.


    (Dr. Reinhard Brandl [CDU/CSU]: Sie hat sie dem Generalbundesanwalt gegeben!)


    Es geht noch weiter: Deutsche Firmen haben zwi-
    schen 1998 und 2011 350 Tonnen an chemischen Sub-
    stanzen, aus denen Giftgas hergestellt werden kann – so-
    genannte Dual-Use-Substanzen – an das Assad-Regime
    geliefert. Die Bundesregierung wiegelt auch in diesem
    Punkt ab.





    Christine Buchholz


    (A) (C)



    (D)(B)

    Nun geht es endlich um die Zerstörung von Chemie-
    waffen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Linke begrüßt, dass die Vernichtung der Reste des
    syrischen Giftgases in Deutschland erfolgen soll.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Sie wären durchaus glaubwürdiger, Frau von der Leyen,
    wenn Sie die Exporte von chemiewaffenfähigem Mate-
    rial an Länder, die die Chemiewaffenkonvention nicht
    unterzeichnet haben, unverzüglich stoppen würden.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    In der heutigen Debatte geht es um ein Mandat für
    den Einsatz eines Kriegsschiffes der Marine. Es soll sich
    am Schutz des US-Marineschiffes „Cape Ray“ im Mit-
    telmeer vor Italien beteiligen. Auf diesem Schiff findet
    die erste Stufe der Vernichtung des syrischen Giftgases,
    die sogenannte Hydrolyse, statt.

    Ursprünglich hieß es, es handele sich um einen Ein-
    satz im Rahmen des NATO-Russland-Rates. Dann
    wurde die Kooperation mit Russland seitens der NATO
    aufgekündigt – wegen der Krim-Krise. Ich glaube nicht,
    dass das das ganze Verfahren sicherer gemacht hat.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Jetzt haben wir eine Mission, die unter dem Kom-
    mando der USA steht. Auch der Mandatstext zeigt, dass
    es sich vor allem um eine US- und NATO-Operation
    handelt.


    (Agnieszka Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Unsinn!)


    Dazu gibt es noch Fragen: Warum beispielsweise wer-
    den als Operationsgebiet das Mittelmeer und der Nordat-
    lantik plus angrenzende Seegebiete ausgewiesen? Bisher
    hieß es, die deutsche Fregatte soll die „Cape Ray“ nur
    auf ihrem kurzen Weg von dem italienischen Hafen
    Gioia Tauro in internationale Gewässer vor der italieni-
    schen Küste begleiten. Meine Damen und Herren, das
    Vorgehen der Regierung macht misstrauisch.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Hinzu kommt, dass, wie wir wissen, der Hydrolyse-
    prozess auf der „Cape Ray“ bereits durch eine US-Spezi-
    aleinheit an Bord und einen inneren Ring aus US-
    Kriegsschiffen geschützt wird. Darum soll ein Ring aus
    Kriegsschiffen verschiedener anderer Staaten gelegt
    werden, darunter die Fregatte „Augsburg“.

    Ich meine, es handelt sich beim Einsatz dieser Fre-
    gatte – auch militärisch – vor allem um eine symbolische
    Aktion. Doch die entscheidende Frage ist: ein Symbol
    für was?


    (Henning Otte [CDU/CSU]: Sprechen Sie doch zum Thema!)

    Die Antwort liegt auf der Hand: für die neue außenpoliti-
    sche Strategie der Bundesregierung.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Sie schicken die Bundeswehr in mehr internationale Ein-
    sätze und nennen das Bündnistreue. Sie wollen ihre mili-
    tärischen Fähigkeiten ausbauen und testen, und Sie wol-
    len die Öffentlichkeit daran gewöhnen; denn noch
    immer lehnen drei Viertel der Bevölkerung die Aus-
    landseinsätze der Bundeswehr ab.


    (Beifall bei der LINKEN – Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht diesen! – Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Frau Buchholz!)


    – Nun regen Sie sich aber nicht auf! Sie haben gestern
    einen weiteren Bundeswehreinsatz, nämlich den in So-
    malia, beschlossen,


    (Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Ein Ausweichmanöver nach dem anderen!)


    und Sie wollen nächste Woche nicht nur die Entsendung
    der Fregatte ins Mittelmeer beschließen, sondern auch
    noch einen neuen Einsatz in der Zentralafrikanischen
    Republik. Ohne uns!


    (Beifall bei der LINKEN – Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Beides ohne Sie!)


    Meine Damen und Herren, meine Fraktion diskutiert
    das vorliegende Mandat noch.


    (Niels Annen [SPD]: Immerhin!)


    Mir persönlich ist noch kein Argument bekannt gewor-
    den, das mich bewegen könnte, meine Absicht, mit Nein
    zu stimmen, zu ändern.

    Ich fasse zusammen: Erstens. Es ist gut, dass die Ver-
    nichtung der Reste des syrischen Giftgases in Deutsch-
    land erfolgen soll.


    (Henning Otte [CDU/CSU]: Gut, dass wir Verantwortung übernehmen!)


    Zweitens. Statt die Bundeswehr in den nächsten Ein-
    satz zu schicken, sollten Sie Ihren Beitrag zur Abrüstung
    leisten.


    (Beifall bei der LINKEN – Henning Otte [CDU/CSU]: Gut, dass wir Verantwortung übernehmen!)


    Klären Sie endlich die Beteiligung von deutschen Fir-
    men an der Lieferung von Material und Substanzen für
    die syrischen Giftgasfabriken auf!


    (Henning Otte [CDU/CSU]: Das macht der Generalbundesanwalt! – Gegenruf der Abg. Karin Binder [DIE LINKE]: Das ist eine politische Entscheidung!)


    Stoppen Sie die Lieferung von solchen Chemikalien an
    die fünf Länder, die keine Vertragsstaaten der Chemie-
    waffenkonvention sind!


    (Beifall bei der LINKEN)






    Christine Buchholz


    (A) (C)



    (D)(B)

    Nur so wird glaubwürdig garantiert, dass Chemiewaffen
    nicht ihre tödliche Bestimmung finden: weder in Syrien
    noch irgendwo sonst auf der Welt.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Danke, Frau Kollegin. – Nächster Redner ist Staats-

minister Michael Roth.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michael Roth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Es dürfte neben der Ukraine derzeit keine Kri-
    senregion weltweit geben, die uns derart aufwühlt wie
    Syrien, ja, gelegentlich fassungslos macht angesichts
    dessen, was Menschen dort zu erleiden haben, was ein
    Regime, eine Diktatur, Bürgerinnen und Bürgern des ei-
    genen Landes antut.

    Sie werden sich vielleicht noch an die letzte Rede von
    Außenminister Frank-Walter Steinmeier zu Syrien hier
    im Deutschen Bundestag erinnern. Wir standen damals
    kurz vor Beginn der Genfer Friedensverhandlungen. Ich
    gebe zu: Wir waren damals nicht sonderlich optimis-
    tisch, aber wir haben eine Chance für einen politischen
    Prozess gesehen, der endlich das furchtbare Leid der
    Menschen in Syrien beenden oder doch zumindest die
    brutale Gewalt verringern würde. Diese Chance wollten
    wir gemeinsam mit unseren Partnern nutzen.

    Wir haben auch bei den Oppositionellen in Syrien
    – ob sie nun bewaffnet oder unbewaffnet sind – entschie-
    den dafür geworben, dass sie diese Chance zum Frieden
    ergreifen. In Genf haben die Vertreter der Nationalen
    Koalition dann auch – das muss man sagen – sehr kon-
    struktiv mitverhandelt. Es war aber wieder einmal das
    Assad-Regime, das den Prozess missbraucht hat, um
    Zeit zu gewinnen.


    (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Das ist völliger Unsinn!)


    – Wenn Sie mir, liebe Vertreter der Linkspartei, schon
    nicht glauben wollen: Ich zitiere hier den Sondergesand-
    ten der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga,
    Lakhdar Brahimi. Der hat dies nämlich sehr deutlich for-
    muliert. Er als Vertreter der Arabischen Liga und der
    Vereinten Nationen – nicht die Bundesregierung und auch
    nicht Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier –
    hat zum Ausdruck gebracht, er werde so lange keine
    dritte Gesprächsrunde einberufen, bis er sicher sein könne,
    dass die Regierungsseite ernsthaft verhandele. Wir müssen
    hier die Verantwortung schon klar und deutlich benen-
    nen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Leider deutet derzeit wenig darauf hin, dass Assad
    sich kompromissbereit zeigen wird. Im Gegenteil: Er be-
    reitet seine Wiederwahl auf Grundlage einer pseudode-
    mokratischen Gesetzgebung vor, die praktisch keine Ge-
    genkandidaten zulässt, und er setzt ganz offenbar darauf,
    eine Entscheidung auf dem Schlachtfeld zu suchen. Der
    Diktator setzt die Vernichtung seines eigenen Volkes
    kaltblütig fort.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, eine militärische
    Lösung des Syrien-Konflikts kann und darf es nicht ge-
    ben. Der Versuch, einen Sieg zu erzwingen, würde die
    Spirale der Gewalt noch weiter drehen und noch mehr
    Menschenleben fordern. Eine solche Politik ist verant-
    wortungslos und menschenverachtend. Ich will noch
    einmal in Erinnerung rufen: Assads Regime, die Armee
    hat ganze Stadtteile ausgehungert und in die Kapitula-
    tion gezwungen. Assad lässt Wohnviertel bombardieren.
    Alleine aus Aleppo ist wegen dieser grausamen Kriegs-
    führung seit Beginn des Krieges eine halbe Million Men-
    schen geflohen. Die Regierung behindert konsequent
    den humanitären Zugang in solche Gegenden des Lan-
    des, in denen sie eine oppositionelle Gesinnung vermu-
    tet.

    Wie Sie alle wissen, schreckt das Assad-Regime auch
    nicht davor zurück, Giftgas gegen die Zivilbevölkerung
    einzusetzen; Frau Bundesministerin von der Leyen hat
    dies eben geschildert. Über 1 400 Menschen starben am
    21. August des vergangenen Jahres bei den Giftgasan-
    griffen auf die Vororte von Damaskus. Eine Untersu-
    chung der Vereinten Nationen, liebe Kolleginnen und
    Kollegen der Linkspartei, hat ergeben, dass industriell
    gefertigte Kampfstoffe aus einem groß angelegten Che-
    miewaffenprogramm zum Einsatz gekommen sind. Die
    Bundesregierung ist damals zu der Einschätzung gekom-
    men, dass als Täter nur die syrische Armee infrage
    kommt.


    (Jan van Aken [DIE LINKE]: Fehleinschätzung!)


    An dieser Einschätzung, die unsere engsten Verbündeten
    teilen, hat sich nichts geändert.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Jan van Aken [DIE LINKE]: Herr Roth, Sie haben keine Ahnung!)


    Lassen Sie mich noch einmal in Erinnerung rufen:
    Derzeit sind innerhalb Syriens fast 6 Millionen Flücht-
    linge unterwegs. In den Nachbarländern gibt es 2,6 Mil-
    lionen Flüchtlinge, die zum Teil unter kaum zumutbaren
    Bedingungen leben müssen. Die Auswirkungen dieses
    Bürgerkriegs sind also nicht nur in Syrien selbst auf das
    Schmerzhafteste zu spüren. Vielmehr ist die gesamte Re-
    gion in einem mehr als fragilen Zustand. Sie ist schwers-
    ten Belastungen ausgesetzt. Eine weitere Eskalation der
    Gewalt in Syrien droht die konfessionellen Spannungen
    zwischen Sunniten, Schiiten und Christen in der ganzen
    Region anzuheizen. Hier sitzen viele versierte Außenpo-
    litikerinnen und Außenpolitiker, die sich seit Jahren mit
    diesem Thema befassen und die wissen, welche Spreng-
    kraft diese Region birgt. Wir müssen alles dafür tun, um
    die Deeskalation voranzutreiben. Aber es gibt nur sehr
    wenige Hoffnungszeichen.

    Die Stabilität der Nachbarländer, insbesondere des Li-
    banon und des Irak, würde in erheblichem Maße gefähr-
    det, wenn wir jetzt nicht endlich zu einer Stabilisierung
    Syriens kommen.





    Staatsminister Michael Roth


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Zuruf von der LINKEN: Sagen Sie das doch den Türken!)


    Auch in der Türkei sind rund 850 000 Flüchtlinge unter-
    gekommen.


    (Christine Buchholz [DIE LINKE]: Mehr als in Deutschland!)


    Ich werde mich persönlich in Bälde über die Zustände in
    den türkischen Flüchtlingslagern informieren.

    Die Bundesregierung setzt sich weiterhin intensiv für
    eine friedliche Beendigung des Konflikts in Syrien ein.