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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/27 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 27. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. April 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 18: Antrag der Abgeordneten Philipp Mißfelder, Sibylle Pfeiffer, Frank Heinrich (Chemnitz), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Niels Annen, Dr. Bärbel Kofler, Gabriela Heinrich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Kordula Schulz- Asche, Tom Koenigs, Omid Nouripour, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Erinnerung und Ge- denken an die Opfer des Völkermordes in Ruanda 1994 Drucksache 18/973 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2163 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2163 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2166 A Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2167 A Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2168 C Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2170 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2171 C Dr. Andreas Nick (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2172 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2174 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2175 B Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 2176 D Wilfried Lorenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2178 B Tagesordnungspunkt 19: a) Antrag der Abgeordneten Corinna Rüffer, Kerstin Andreae, Markus Kurth, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Fünf Jahre UN- Behindertenrechtskonvention – Sofort- programm für Barrierefreiheit und ge- gen Diskriminierung Drucksache 18/977 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2180 A b) Antrag der Abgeordneten Katrin Werner, Diana Golze, Sabine Zimmermann (Zwi- ckau), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Programm zur Be- seitigung von Barrieren auflegen Drucksache 18/972 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2180 B Corinna Rüffer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2180 C Uwe Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2182 A Katrin Werner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2183 C Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2184 D Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2185 B Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2186 A Dr. Astrid Freudenstein (CDU/CSU) . . . . . . . 2187 A Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2188 A Ulla Schmidt (Aachen) (SPD) . . . . . . . . . . . . 2188 D Jutta Eckenbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2190 A Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2191 A Dr. Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2192 A Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . 2193 A Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . 2194 C Gabriele Schmidt (Ühlingen) (CDU/CSU) . . 2195 C Heike Baehrens (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2196 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 Uwe Lagosky (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2197 C Dr. Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 2198 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydro- lyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen Drucksache 18/984 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2200 A Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2200 B Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2200 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2201 D Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2203 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2204 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2205 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2205 D Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2206 A Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2206 C Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2207 C Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2208 C Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Deckungslücken der Sozialen Pflegeversicherung schließen und die staatlich geförderten Pflegezusatzversi- cherungen – sogenannter Pflege-Bahr – ab- schaffen Drucksache 18/591 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2209 C Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2209 D Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2210 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . 2211 A Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2212 C Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2213 C Tino Sorge (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2215 B Heiko Schmelzle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2216 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2217 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2219 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2220 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 2163 (A) (C) (D)(B) 27. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. April 2014 Beginn: 9.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 2219 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 04.04.2014 Bahr, Ulrike SPD 04.04.2014 Dr. Bartels, Hans-Peter SPD 04.04.2014 Barthel, Klaus SPD 04.04.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 04.04.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 04.04.2014 Brähmig, Klaus CDU/CSU 04.04.2014 Brase, Willi SPD 04.04.2014 Dr. Brunner, Karl-Heinz SPD 04.04.2014 Bülow, Marco SPD 04.04.2014 Dr. Diaby, Karamba SPD 04.04.2014 Ernst, Klaus DIE LINKE 04.04.2014 Ernstberger, Petra SPD 04.04.2014 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 04.04.2014 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 04.04.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 04.04.2014 Groß, Michael SPD 04.04.2014 Gunkel, Wolfgang SPD 04.04.2014 Ilgen, Matthias SPD 04.04.2014 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 04.04.2014 Kaster, Bernhard CDU/CSU 04.04.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 04.04.2014 Dr. Krings, Günter CDU/CSU 04.04.2014 Kühn-Mengel, Helga SPD 04.04.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 04.04.2014 Roth (Heringen), Michael SPD 04.04.2014 Rüthrich, Susann SPD 04.04.2014 Schieder (Schwandorf), Marianne SPD 04.04.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 04.04.2014 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 04.04.2014 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 04.04.2014 Dr. Sitte, Petra DIE LINKE 04.04.2014 Stritzl, Thomas CDU/CSU 04.04.2014 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 04.04.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 04.04.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 2220 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur hat mitgeteilt, dass er gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: – Unterrichtung durch die Bundesregierung Sondergutachten der Monopolkommission gemäß § 36 des Allgemeinen Eisenbahngesetzes Bahn 2013 – Reform zügig umsetzen! Drucksachen 17/14076, 18/641 Nr. 16 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Tätigkeitsbericht 2012 der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisen- bahnen für den Bereich Eisenbahnen mit Stellungnahme der Bundesregierung Drucksachen 18/356, 18/526 Nr. 1.4 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Projektfortschritte beim Ausbau der grenzüberschreitenden Schienenverkehrsachsen Drucksachen 18/357, 18/526 Nr. 1.5 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 04.04.2014 Dr. Weisgerber, Anja CDU/CSU 04.04.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 04.04.2014 Ziegler, Dagmar SPD 04.04.2014 Zypries, Brigitte SPD 04.04.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/419 Nr. C.1 Ratsdokument 9706/13 Drucksache 18/419 Nr. A.2 EuB-BReg 43/2013 Drucksache 18/419 Nr. A.14 Ratsdokument 11396/13 Sportausschuss Drucksache 18/642 Nr. A.1 Ratsdokument 5842/14 Haushaltsausschuss Drucksache 18/544 Nr. A.27 Ratsdokument 5359/14 Drucksache 18/822 Nr. A.15 Ratsdokument 6266/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/642 Nr. A.4 Ratsdokument 5958/14 Drucksache 18/822 Nr. A.24 Ratsdokument 6054/14 Drucksache 18/822 Nr. A.25 Ratsdokument 6445/14 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/419 Nr. A.114 Ratsdokument 10275/13 Drucksache 18/419 Nr. A.122 Ratsdokument 13065/13 Drucksache 18/419 Nr. A.123 Ratsdokument 13234/13 Drucksache 18/419 Nr. A.126 Ratsdokument 13716/13 Drucksache 18/419 Nr. A.127 Ratsdokument 13717/13 Drucksache 18/544 Nr. A.41 Ratsdokument 5166/14 Drucksache 18/544 Nr. A.42 Ratsdokument 17967/13 Drucksache 18/544 Nr. A.43 Ratsdokument 18136/13 Drucksache 18/822 Nr. C.2 Ratsdokument 10154/13 Drucksache 18/822 Nr. C.3 Ratsdokument 10160/13 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/419 Nr. A.170 Ratsdokument 12453/13 Drucksache 18/642 Nr. A.11 Ratsdokument 5855/14 kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 27. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 18 Gedenken an die Opfer des Völkermordes in Ruanda TOP 19 Programm für Barrierefreiheit ZP 3 Bundeswehreinsatz Vernichtung syrischer Chemiewaffen TOP 21 Soziale Pflegeversicherung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Katrin Kunert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Werte Frau Eckenbach, ich glaube, fünf Jahre nach Rati-
    fizierung der UN-Behindertenrechtskonvention kann
    man hier nun wirklich nicht von der Brechstange reden.


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Corinna Rüffer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Vor drei Wochen kam die überaus erfolgreiche deut-
    sche Mannschaft von den Paralympics aus Sotschi
    zurück. Sie hat mit neun Goldmedaillen, fünf Silber-
    medaillen, einer Bronzemedaille und ganz vielen Top-
    platzierungen den zweiten Platz in der Nationenrangliste
    erkämpft. Das ist ein sehr tolles Ergebnis.


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Uwe Schummer [CDU/CSU] und Matthias Schmidt [Berlin] [SPD])


    Positiv will ich anmerken, dass es längst überfällig
    war, die Prämienzahlungen für die Medaillen anzuglei-
    chen. Endlich ist eine paralympische Medaille genauso
    viel wert wie eine olympische Medaille.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Positiv will ich auch anmerken, dass bei der Bericht-
    erstattung über die sportlichen Wettkämpfe die Leistun-
    gen und die Athletinnen und Athleten im Mittelpunkt
    standen und nicht die Leidensgeschichten von Behinder-
    ten. Aber all dies kann nicht darüber hinwegtäuschen,
    dass wir auch im Bereich des Sports weit von der Inklu-
    sion entfernt sind. Der Geist der UN-Behindertenrechts-
    konvention lebt vom selbstbestimmten Mitmachen der
    Menschen mit Behinderung; denn sie wissen am besten,
    was für sie eine hohe Lebensqualität in der Freizeit,
    beim Reisen oder beim Sport ausmacht.


    (Beifall bei der LINKEN)

    Für den Bereich des Sports hat die Linke in der
    17. Wahlperiode einen Antrag eingebracht, der damals
    von allen Sachverständigen in einer Anhörung für sehr
    gut befunden wurde. Dieser Antrag ist leider abgelehnt
    worden. Das sind wir gewöhnt. Aber es ist schon schade,
    dass die Koalition sich nicht einmal die Mühe gemacht
    hat, ihn als Grundlage zu nehmen, um hier einen neuen
    Antrag für den Bereich des Sports vorzulegen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Besonders in den Bereichen des Schulsports, des
    Breitensports und der Nachwuchsgewinnung stellen wir
    immer wieder fest, dass Kinder und Jugendliche zu
    schnell eine Sportbefreiung erhalten, weil man mit Be-
    hinderungen schlecht bzw. gar nicht umgehen kann. Das
    müssen wir ändern. Lehrer-, Übungsleiter- und Trainer-
    ausbildung müssen dem inklusiven Anspruch gerecht
    werden. Gemeinsames Sporttreiben in der Schule, im
    Verein und im Wettbewerb muss selbstverständlich für
    alle sein.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Grundlegende Voraussetzung dafür ist natürlich die
    Barrierefreiheit von Sportstätten. Es gibt erst eine ein-
    zige Sporthalle in Deutschland, nämlich in Hamburg, die
    völlig barrierefrei ist. Das ist ein Manko für die deutsche
    Gesellschaft. Deshalb fordern wir auch ein bundesweites
    Sportstättensanierungsprogramm. Neben den aktiven
    Sportlerinnen und Sportlern müssen wir aber auch die
    Zuschauerinnen und Zuschauer mit einer Behinderung
    im Blick haben, die den Sport konsumieren wollen. In
    diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Wie geben
    das die Möglichkeiten der Übertragung her? Wie gelan-
    gen sie barrierefrei ins Stadion? Dazu gibt es ein sehr po-
    sitives Beispiel, nämlich einen Reiseführer der Bundes-
    liga-Stiftung: Barrierefrei ins Stadion. Auch hier kann
    der Bund einmal schauen, welche sportlichen Aktivitä-
    ten und Initiativen es gibt, um diesem Ziel gerecht zu
    werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    An allererster Stelle steht doch aber, liebe Kollegin-
    nen und Kollegen, die Barrieren in den Köpfen zu be-
    seitigen. Das ist der Ausgangspunkt. Wenn man diese
    Debatte verfolgt, muss man feststellen, dass die Barrie-
    refreiheit in vielen Bereichen noch nicht gegeben ist. In-
    klusion in eine Gesellschaft bedeutet nämlich nicht un-
    bedingt, alle gleich zu behandeln, sondern, sich an den
    Bedürfnissen von Menschen mit Behinderung zu orien-
    tieren. Das ist unser Anspruch. Deshalb bleiben wir an
    diesem Thema dran.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Frau Kollegin Kunert. – Nächster Red-

ner in der Debatte ist Dr. Matthias Bartke für die SPD.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(C)



(D)(B)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Matthias Bartke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Dies ist heute meine erste Rede im Deutschen
    Bundestag.


    (Beifall)


    Ich freue mich sehr darüber, dass ich sie zur UN-Behin-
    dertenrechtskonvention halten darf. Es gibt wohl kaum
    einen Sozialpolitiker, dem Behindertenpolitik nicht ein
    Herzensanliegen ist. Denn der Umgang einer Gesell-
    schaft mit ihren Menschen mit Behinderung ist immer
    ein Gradmesser für ihre Qualität.

    Seit Einführung des SGB IX vor fast 14 Jahren und
    vor allem mit der UN-Behindertenrechtskonvention hat
    sich in unserem Land viel zum Besseren gewandelt.
    Aber die Lage ist noch lange nicht so, dass man sagen
    könnte, sie ist gut. Mit der UN-Behindertenrechtskon-
    vention wurde die Inklusion zum neuen Leitgedanken
    der Behindertenpolitik. Sie beinhaltet eine Abkehr von
    der alten Zweiklassentheorie „Behindert“ versus „Nicht
    behindert“. Inklusion heißt, dass alle Menschen gleich-
    berechtigte Teile eines gemeinsamen Ganzen sind:


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg. Corinna Rüffer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Nicht der Mensch muss an die Rahmenbedingungen an-
    gepasst werden, sondern der Sozialraum so gestaltet
    sein, dass allen Mitgliedern der Gesellschaft ein Zugang
    offen ist. Dies, meine Damen und Herren, ist ein grund-
    legender Paradigmenwechsel, den die Konvention be-
    wirkt hat.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Corinna Rüffer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Nur ist eines auch klar: Eine inklusive Behinderten-
    politik gibt es nicht zum Nulltarif. Die Schaffung eines
    barrierefreien Sozialraumes ist teuer, manchmal sogar
    sehr teuer. Die Unterzeichnung der UN-Konvention ist
    auch ein Bekenntnis zu diesen Kosten. Schwarz-Rot be-
    kennt sich mit dem Koalitionsvertrag dazu, die Kommu-
    nen nicht mit den Kosten für die Behindertenpolitik al-
    leinzulassen. Sie werden bei der Eingliederungshilfe um
    1 Milliarde Euro jährlich entlastet. Mit Verabschiedung
    des Bundesteilhabegesetzes kommt eine jährliche Ent-
    lastung um weitere 5 Milliarden Euro hinzu,


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    und zwar, Herr Kurth, im Jahr 2016. Dies sind wahrlich
    keine Peanuts.

    Im Koalitionsvertrag haben wir außerdem eine Stär-
    kung des inklusiven Arbeitsmarktes vereinbart. Das ist
    auch dringend notwendig, denn die Arbeitslosenquote
    bei Menschen mit Behinderung ist mehr als doppelt so
    hoch wie bei Menschen ohne Behinderung. Besonders
    alarmierend ist dabei der hohe Anteil von jungen
    Schwerbehinderten. Hier besteht dringender Handlungs-
    bedarf.
    In meiner Heimatstadt Hamburg ist man für Mitarbei-
    ter von Werkstätten für Behinderte im Rahmen eines
    neuen Modellprojekts „Budget für Arbeit“ neue Wege
    gegangen. Zu diesem Budget gehört unter anderem ein
    unbefristeter Lohnkostenzuschuss für Arbeitgeber, die in
    ihren Unternehmen geistig behinderte Mitarbeiter ein-
    stellen. Das Projekt funktioniert hervorragend. Das
    Schöne ist, dass sich das Betriebsklima in den Unterneh-
    men häufig verbessert hat: Unternehmen, die zuvor aus-
    schließlich auf Effizienz ausgelegt waren, bekommen
    durch die geistig behinderten Mitarbeiter plötzlich eine
    menschliche Komponente;


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    sie stellen eine Bereicherung für die Betriebe dar. Das ist
    gelebte Inklusion. Es freut mich sehr, dass das Modell-
    projekt „Budget für Arbeit“ Eingang in den Koalitions-
    vertrag gefunden hat. Es ist sinnvoll, über dauerhafte
    Lohnkostenzuschüsse nicht nur für Arbeitnehmer mit
    geistiger Behinderung, sondern auch für Langzeitar-
    beitslose mit körperlichen Behinderungen nachzuden-
    ken. Damit erhalten vor allem junge behinderte Arbeits-
    lose eine neue Perspektive.

    Lassen Sie mich, meine Damen und Herren, auf ein
    Problem zu sprechen kommen, das mir besonders am
    Herzen liegt. Die UN-Konvention fordert völlig eindeu-
    tig, dass Arbeitnehmer nicht wegen ihrer Behinderung
    diskriminiert werden oder weniger Lohn bekommen dür-
    fen und dass auch sie das Recht auf einen angemessenen
    Lebensstandard haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Bei schwerstbehinderten Arbeitnehmern mit persönli-
    chem Assistenzbedarf wird hingegen täglich auf das
    Krasseste verstoßen. Bei ihnen werden alle Ersparnisse
    über 2 600 Euro gegengerechnet und müssen an den
    Staat abgeführt werden. Das gilt auch für die Ehepartner.
    Ich finde, diese Regelung ist ein Skandal.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Vor zwei Wochen haben wir im Ausschuss für Arbeit
    und Soziales in einem formellen Akt eine Petition mit
    über 126 000 Unterschriften gegen diese Regelung er-
    halten. In ihr ist prägnant formuliert:

    Anlegen einer Altersvorsorge? Unmöglich.

    Rücklagen für … Notfälle bilden? Nicht erlaubt.

    Geld für einen Autokauf ansparen? Fehlanzeige …

    Die große Liebe heiraten? Besser nicht.


    (Zurufe von der SPD: Oh!)


    Diese Verrechnungspraxis entspricht vielleicht den
    Buchstaben des SGB XII; den Normen und vor allem
    dem Geist der UN-Konvention widerspricht sie auf das
    Eklatanteste. Hier tut eine Abhilfe dringend not.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    (A)






    Dr. Matthias Bartke


    (A) (C)



    (D)(B)

    Im Bereich der Behindertenpolitik sind wir schon ei-
    nen weiten Weg gegangen, aber es liegt auch noch ein
    weiter Weg vor uns. Zum Abschluss möchte ich daher
    Erich Kästner zitieren, der einmal wunderbar passend
    gesagt hat:

    Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt wer-
    den, kannst du etwas bauen.

    Ich danke Ihnen.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)