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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/27 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 27. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. April 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 18: Antrag der Abgeordneten Philipp Mißfelder, Sibylle Pfeiffer, Frank Heinrich (Chemnitz), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Niels Annen, Dr. Bärbel Kofler, Gabriela Heinrich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Kordula Schulz- Asche, Tom Koenigs, Omid Nouripour, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Erinnerung und Ge- denken an die Opfer des Völkermordes in Ruanda 1994 Drucksache 18/973 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2163 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2163 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2166 A Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2167 A Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2168 C Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2170 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2171 C Dr. Andreas Nick (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2172 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2174 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2175 B Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 2176 D Wilfried Lorenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2178 B Tagesordnungspunkt 19: a) Antrag der Abgeordneten Corinna Rüffer, Kerstin Andreae, Markus Kurth, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Fünf Jahre UN- Behindertenrechtskonvention – Sofort- programm für Barrierefreiheit und ge- gen Diskriminierung Drucksache 18/977 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2180 A b) Antrag der Abgeordneten Katrin Werner, Diana Golze, Sabine Zimmermann (Zwi- ckau), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Programm zur Be- seitigung von Barrieren auflegen Drucksache 18/972 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2180 B Corinna Rüffer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2180 C Uwe Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2182 A Katrin Werner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2183 C Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2184 D Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2185 B Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2186 A Dr. Astrid Freudenstein (CDU/CSU) . . . . . . . 2187 A Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2188 A Ulla Schmidt (Aachen) (SPD) . . . . . . . . . . . . 2188 D Jutta Eckenbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2190 A Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2191 A Dr. Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2192 A Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . 2193 A Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . 2194 C Gabriele Schmidt (Ühlingen) (CDU/CSU) . . 2195 C Heike Baehrens (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2196 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 Uwe Lagosky (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2197 C Dr. Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 2198 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydro- lyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen Drucksache 18/984 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2200 A Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2200 B Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2200 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2201 D Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2203 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2204 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2205 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2205 D Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2206 A Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2206 C Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2207 C Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2208 C Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Deckungslücken der Sozialen Pflegeversicherung schließen und die staatlich geförderten Pflegezusatzversi- cherungen – sogenannter Pflege-Bahr – ab- schaffen Drucksache 18/591 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2209 C Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2209 D Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2210 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . 2211 A Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2212 C Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2213 C Tino Sorge (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2215 B Heiko Schmelzle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2216 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2217 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2219 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2220 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 2163 (A) (C) (D)(B) 27. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. April 2014 Beginn: 9.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 2219 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 04.04.2014 Bahr, Ulrike SPD 04.04.2014 Dr. Bartels, Hans-Peter SPD 04.04.2014 Barthel, Klaus SPD 04.04.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 04.04.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 04.04.2014 Brähmig, Klaus CDU/CSU 04.04.2014 Brase, Willi SPD 04.04.2014 Dr. Brunner, Karl-Heinz SPD 04.04.2014 Bülow, Marco SPD 04.04.2014 Dr. Diaby, Karamba SPD 04.04.2014 Ernst, Klaus DIE LINKE 04.04.2014 Ernstberger, Petra SPD 04.04.2014 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 04.04.2014 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 04.04.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 04.04.2014 Groß, Michael SPD 04.04.2014 Gunkel, Wolfgang SPD 04.04.2014 Ilgen, Matthias SPD 04.04.2014 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 04.04.2014 Kaster, Bernhard CDU/CSU 04.04.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 04.04.2014 Dr. Krings, Günter CDU/CSU 04.04.2014 Kühn-Mengel, Helga SPD 04.04.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 04.04.2014 Roth (Heringen), Michael SPD 04.04.2014 Rüthrich, Susann SPD 04.04.2014 Schieder (Schwandorf), Marianne SPD 04.04.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 04.04.2014 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 04.04.2014 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 04.04.2014 Dr. Sitte, Petra DIE LINKE 04.04.2014 Stritzl, Thomas CDU/CSU 04.04.2014 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 04.04.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 04.04.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 2220 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur hat mitgeteilt, dass er gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: – Unterrichtung durch die Bundesregierung Sondergutachten der Monopolkommission gemäß § 36 des Allgemeinen Eisenbahngesetzes Bahn 2013 – Reform zügig umsetzen! Drucksachen 17/14076, 18/641 Nr. 16 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Tätigkeitsbericht 2012 der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisen- bahnen für den Bereich Eisenbahnen mit Stellungnahme der Bundesregierung Drucksachen 18/356, 18/526 Nr. 1.4 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Projektfortschritte beim Ausbau der grenzüberschreitenden Schienenverkehrsachsen Drucksachen 18/357, 18/526 Nr. 1.5 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 04.04.2014 Dr. Weisgerber, Anja CDU/CSU 04.04.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 04.04.2014 Ziegler, Dagmar SPD 04.04.2014 Zypries, Brigitte SPD 04.04.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/419 Nr. C.1 Ratsdokument 9706/13 Drucksache 18/419 Nr. A.2 EuB-BReg 43/2013 Drucksache 18/419 Nr. A.14 Ratsdokument 11396/13 Sportausschuss Drucksache 18/642 Nr. A.1 Ratsdokument 5842/14 Haushaltsausschuss Drucksache 18/544 Nr. A.27 Ratsdokument 5359/14 Drucksache 18/822 Nr. A.15 Ratsdokument 6266/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/642 Nr. A.4 Ratsdokument 5958/14 Drucksache 18/822 Nr. A.24 Ratsdokument 6054/14 Drucksache 18/822 Nr. A.25 Ratsdokument 6445/14 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/419 Nr. A.114 Ratsdokument 10275/13 Drucksache 18/419 Nr. A.122 Ratsdokument 13065/13 Drucksache 18/419 Nr. A.123 Ratsdokument 13234/13 Drucksache 18/419 Nr. A.126 Ratsdokument 13716/13 Drucksache 18/419 Nr. A.127 Ratsdokument 13717/13 Drucksache 18/544 Nr. A.41 Ratsdokument 5166/14 Drucksache 18/544 Nr. A.42 Ratsdokument 17967/13 Drucksache 18/544 Nr. A.43 Ratsdokument 18136/13 Drucksache 18/822 Nr. C.2 Ratsdokument 10154/13 Drucksache 18/822 Nr. C.3 Ratsdokument 10160/13 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/419 Nr. A.170 Ratsdokument 12453/13 Drucksache 18/642 Nr. A.11 Ratsdokument 5855/14 kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 27. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 18 Gedenken an die Opfer des Völkermordes in Ruanda TOP 19 Programm für Barrierefreiheit ZP 3 Bundeswehreinsatz Vernichtung syrischer Chemiewaffen TOP 21 Soziale Pflegeversicherung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Sabine Zimmermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Was sagt eigentlich die UN-Behinderten-
    rechtskonvention zu dem ganz wichtigen Thema Arbeit?
    Sie schreibt klar und deutlich das gleiche Recht auf Ar-
    beit für Menschen mit Behinderung fest. Wichtige Ziele
    sind der Zugang zum Arbeitsmarkt, die Gewährleistung
    von Chancengleichheit von Menschen mit Behinderung,
    die Förderung der Beschäftigung sowie die Barrierefrei-
    heit am Arbeitsplatz.

    Aber wie ernst nimmt denn diese Bundesregierung
    und wie ernst nahm die letzte Bundesregierung dieses
    Thema und diese Konvention? Sie erinnern sich alle:
    Wir alle haben in diesem Hohen Haus für diese Konven-
    tion gestimmt. Ich sage Ihnen trotzdem: Wir sind Licht-
    jahre entfernt von einer inklusiven Arbeitswelt.


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Die Lage von Menschen mit Behinderung am Ar-
    beitsmarkt ist leider immer noch ein Trauerspiel. Seit
    Jahren rührt sich nichts an der hohen Arbeitslosigkeit
    von Menschen mit Behinderung. Aktuell sind in der Sta-
    tistik über 183 000 schwerbehinderte Menschen. Das ist
    im Vergleich zu 2008 ein immenser Anstieg von 10 Pro-
    zent.

    Bei Betrieben mit mindestens 20 Arbeitsplätzen müs-
    sen wenigstens 5 Prozent Menschen mit Behinderung
    beschäftigt sein. Wenn die Betriebe diese Quote nicht er-
    füllen, dann kommt die sogenannte Ausgleichsabgabe.
    Viele Unternehmen kaufen sich aber mit dieser Abgabe
    einfach von ihrer Pflicht frei. Deshalb wird die Quote
    von 5 Prozent von Jahr zu Jahr – das können Sie be-
    obachten – nicht erfüllt. Ein anderes Problem ist: Wenn
    ein schwerbehinderter Arbeitsloser seine Arbeitslosig-
    keit beendet, findet nur jeder siebente eine Beschäfti-
    gung auf dem ersten Arbeitsmarkt. Zum Vergleich: Bei
    nicht schwerbehinderten Arbeitslosen gilt dies in fast je-
    dem dritten Fall.

    Arbeitgeber klagen regelmäßig über den sogenannten
    Fachkräftemangel. Ich muss Ihnen ehrlich sagen: Ich
    kann es nicht mehr hören; denn wenn man einmal auf
    das Potenzial von schwerbehinderten Menschen schaut,
    dann stellt man fest: Sie sind gut qualifiziert, sie sind
    hochmotiviert, aber keiner holt sie aus der Arbeitslosen-
    statistik. Wenn solche gut qualifizierten Menschen,
    wenn hochmotivierte Menschen mit Behinderung in
    meine Bürgersprechstunde kommen und mir erzählen,
    wie schwer es ist, wie es fast unmöglich ist, einen Job zu
    finden, dann macht mich das richtig wütend; denn ich
    verstehe nicht, dass es in einem wirtschaftlich so gut da-
    stehenden Land, wie Sie es in den Debatten immer wie-
    der erwähnen, nicht möglich ist, mehr Menschen mit Be-
    hinderung in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

    Dabei ginge es auch anders. Wir Linken wollen unter
    anderem die Erhöhung der Pflichtquote, zumindest wie-
    der auf 6 Prozent, die Erhöhung der Anreize für Unter-
    nehmen und eine bessere und dauerhafte Förderung der
    Beschäftigung behinderter Menschen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Eines will ich ganz besonders herausheben, nämlich
    dass Menschen, die heute gute Arbeit in einer Werkstatt
    für Menschen mit Behinderung leisten, eine Chance zum
    Übergang in die reguläre Arbeitswelt bekommen müs-
    sen.


    (Beifall bei der LINKEN – Corinna Rüffer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Recht!)


    – Ein Recht, das ist richtig. – Das würde das Klima in
    der Arbeitswelt entscheidend und auch positiv beeinflus-
    sen. Ganz wichtig ist es auch, dass bei einem solchen
    Übergang die besonderen Rentenansprüche für Men-
    schen mit einer Behinderung erhalten bleiben. Wichtig
    ist aber auch, Barrierefreiheit umfassend am Arbeits-
    platz umzusetzen, und zwar grundsätzlich so, dass Men-
    schen mit und ohne Behinderung beschäftigt werden
    können.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sehr geehrte Damen und Herren von der Bundesre-
    gierung, bitte begreifen Sie die UN-Behindertenrechts-
    konvention nicht länger als ein schön zu lesendes
    Dokument, verstehen Sie es als eine handfeste Arbeits-
    anleitung! Fangen Sie an, an einer inklusiven Arbeits-
    welt zu arbeiten! Die Barrieren für Menschen mit Be-
    hinderung auf dem Arbeitsmarkt müssen endlich
    eingerissen werden. Schluss mit jeder Form von Diskri-
    minierung!

    Danke schön.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Danke, Frau Kollegin. – Nächste Rednerin ist Ulla

Schmidt für die SPD.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ulla Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Für mich bedeutet die Umsetzung der Behinderten-
    rechtskonvention eine große gesellschaftspolitische Auf-
    gabe. Diese Umsetzung und die damit verbundene Dis-
    kussion darüber, welche Schritte wir gehen müssen,
    gehören zu den größten gesellschaftspolitischen Heraus-
    forderungen zu Beginn dieses Jahrhunderts und sind für
    mich genauso bedeutsam wie die Bildungsreformen, die
    wir in den 60er-Jahren durchgeführt haben und die das





    Ulla Schmidt (Aachen)



    (A) (C)



    (D)(B)

    Land nachhaltig verändert haben. Das in der Behinder-
    tenrechtskonvention festgelegte Menschenrecht auf Teil-
    habe an und in der Gesellschaft sollte die Diskussionen
    übergreifend bestimmen. Die Diskussionen machen sehr
    deutlich, dass dieses Menschenrecht in unserem Land,
    das sonst alles versucht, um die Menschenrechte einzu-
    halten, Tag für Tag verletzt wird. Ich glaube, dass wir
    dieses Menschenrecht nur durchsetzen können, wenn
    wir das zu einer gemeinsamen Aufgabe des ganzen Par-
    laments machen.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich bin sehr viel unterwegs und habe viele Bundeslän-
    der besucht. Egal wer gerade regiert, in keinem Land
    und in keiner Kommune wird zu 100 Prozent das umge-
    setzt, was wir eigentlich wollen. Ob Brandenburg, Ba-
    den-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Bayern oder
    Schleswig-Holstein – ich könnte eigentlich alle Bundes-
    länder aufzählen –, überall gibt es gelungene Beispiele.
    Aber es gibt noch viel zu tun, bis das, was wir wollen,
    nämlich die volle Teilhabe aller Menschen, tatsächlich
    umgesetzt ist. Deshalb bitte ich Sie: Lassen Sie uns nicht
    gegeneinander arbeiten, sondern überlegen, was wir mit-
    einander machen können, um dies umzusetzen.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Für mich ist neben den Artikeln betreffend Arbeits-
    markt, Schule und Kindergarten der Art. 9 der Behinder-
    tenrechtskonvention, der die Barrierefreiheit behandelt,
    essenziell. Menschen können nicht teilhaben, wenn Bar-
    rieren sie daran hindern. Aber beim Abbau von Barrie-
    ren handelt es sich um einen Prozess. Barrieren lassen
    sich nicht per Gesetz von einem Tag auf den anderen
    niederreißen. Vielmehr muss jede Barriere Schritt für
    Schritt abgebaut werden. Ich bin sehr froh, dass wir im
    Präsidium des Deutschen Bundestags beschlossen ha-
    ben: Wir wollen, dass der Deutsche Bundestag Vorbild
    beim Abbau von Barrieren wird.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Wir wollen, dass Menschen mit Behinderung nicht nur
    an Anhörungen und Debatten teilhaben, sondern dass sie
    sie auch verfolgen können. Wir wollen unsere Publika-
    tionen und Debattenübertragungen so aufbereiten, dass
    Blinde, Gehörlose, Sehbehinderte, Hörgeschädigte so-
    wie Menschen mit kognitiven oder psychischen Ein-
    schränkungen am gesellschaftlichen Prozess teilhaben
    und sich dafür interessieren können, was wir politisch
    entscheiden.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Natürlich kann man der Meinung sein, dass das Teil-
    habegesetz nicht alles ist. Aber ich sage Ihnen aufgrund
    meiner Erfahrung: Die Gestaltung des Teilhabegesetzes,
    das zum Ziel hat, die Eingliederungshilfe aus dem Sys-
    tem der Fürsorge herauszuholen und zu einem modernen
    Teilhaberecht zu entwickeln, wird der Lackmustest sein,
    der deutlich macht, wie ernst es uns damit ist.


    (Beifall bei der SPD)


    Dabei geht es um vieles, was heute von der Eingliede-
    rungshilfe nicht geleistet wird. Es geht um Selbstbestim-
    mung und Partizipation, aber auch um Mitmachen und
    Beteiligung. Ich bin sehr froh, das unsere Ministerin
    Andrea Nahles gesagt hat: Wir beginnen in diesem Jahr
    und werden mit den Menschen mit Behinderung einen
    entsprechenden Gesetzentwurf erarbeiten und diesen im
    Jahr 2016 verabschieden. Lassen Sie sich gesagt sein:
    Wer Andrea Nahles kennt, weiß, dass sie das tut.


    (Beifall bei der SPD)


    Wenn man ein modernes Teilhaberecht gestaltet, ist
    eines wichtig: Wir sind als Staat verpflichtet, die Barrie-
    ren abzubauen. Wir haben uns als Staat verpflichtet, da-
    für zu sorgen, dass Nachteile, die durch eine Behinde-
    rung entstehen, ausgeglichen werden. Deshalb sage ich
    Ihnen: Es kann nicht sein, dass auf Dauer der Ausgleich
    der Nachteile vom Staat in die private Einkommenssitu-
    ation des Einzelnen gelegt werden. Auch behinderte
    Menschen haben ein Recht auf ein Sparbuch.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Behinderte Menschen haben nach der UN-Konven-
    tion ein Recht darauf, dass sie ihre Lebenssituation stetig
    verbessern können. Deshalb wird es ein wichtiger Schritt
    sein, dass wir diesen Prozess voranbringen. Wir wollen
    nicht, dass sich Eltern behinderter Kinder darum sorgen
    müssen, ob sie für ihre Kinder ein Guthaben anlegen
    können, damit sich die Kinder, wenn die Eltern einmal
    nicht mehr leben, Sonderwünsche erfüllen können. Wir
    wollen, dass Menschen mit Behinderung ihre Wohnung
    und ihre Arbeit frei wählen können. Dann müssen wir
    ihnen aber zugestehen, dass sie ansparen dürfen, damit
    sie sich Möbel oder andere Dingen kaufen können.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Deswegen, liebe Kolleginnen und Kollegen: Lasst uns
    daran arbeiten! Das ist eine große Aufgabe, nicht allein
    des Bundestages, sondern auch der Länder und der
    Kommunen.

    Ich bin sehr für die Entlastung der Kommunen, aber
    diese Aufgabe ist so groß, dass wir sie nur gemeinsam
    schultern können. Erst kommen die Inhalte, erst brau-
    chen wir ein modernes Teilhaberecht, und dann können
    wir darüber entscheiden, wie wir die Kommunen oder
    andere bei dieser Aufgabe entlasten. Machen Sie mit!
    Das ist ein ganz wichtiges Projekt.

    Danke schön.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)