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ID1802704000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/27 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 27. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. April 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 18: Antrag der Abgeordneten Philipp Mißfelder, Sibylle Pfeiffer, Frank Heinrich (Chemnitz), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Niels Annen, Dr. Bärbel Kofler, Gabriela Heinrich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Kordula Schulz- Asche, Tom Koenigs, Omid Nouripour, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Erinnerung und Ge- denken an die Opfer des Völkermordes in Ruanda 1994 Drucksache 18/973 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2163 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2163 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2166 A Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2167 A Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2168 C Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2170 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2171 C Dr. Andreas Nick (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2172 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2174 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2175 B Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 2176 D Wilfried Lorenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2178 B Tagesordnungspunkt 19: a) Antrag der Abgeordneten Corinna Rüffer, Kerstin Andreae, Markus Kurth, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Fünf Jahre UN- Behindertenrechtskonvention – Sofort- programm für Barrierefreiheit und ge- gen Diskriminierung Drucksache 18/977 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2180 A b) Antrag der Abgeordneten Katrin Werner, Diana Golze, Sabine Zimmermann (Zwi- ckau), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Programm zur Be- seitigung von Barrieren auflegen Drucksache 18/972 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2180 B Corinna Rüffer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2180 C Uwe Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2182 A Katrin Werner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2183 C Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2184 D Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2185 B Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2186 A Dr. Astrid Freudenstein (CDU/CSU) . . . . . . . 2187 A Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2188 A Ulla Schmidt (Aachen) (SPD) . . . . . . . . . . . . 2188 D Jutta Eckenbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2190 A Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2191 A Dr. Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2192 A Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . 2193 A Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . 2194 C Gabriele Schmidt (Ühlingen) (CDU/CSU) . . 2195 C Heike Baehrens (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2196 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 Uwe Lagosky (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2197 C Dr. Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 2198 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydro- lyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen Drucksache 18/984 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2200 A Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2200 B Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2200 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2201 D Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2203 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2204 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2205 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2205 D Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2206 A Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2206 C Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2207 C Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2208 C Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Deckungslücken der Sozialen Pflegeversicherung schließen und die staatlich geförderten Pflegezusatzversi- cherungen – sogenannter Pflege-Bahr – ab- schaffen Drucksache 18/591 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2209 C Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2209 D Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2210 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . 2211 A Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2212 C Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2213 C Tino Sorge (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2215 B Heiko Schmelzle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2216 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2217 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2219 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2220 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 2163 (A) (C) (D)(B) 27. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. April 2014 Beginn: 9.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 2219 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 04.04.2014 Bahr, Ulrike SPD 04.04.2014 Dr. Bartels, Hans-Peter SPD 04.04.2014 Barthel, Klaus SPD 04.04.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 04.04.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 04.04.2014 Brähmig, Klaus CDU/CSU 04.04.2014 Brase, Willi SPD 04.04.2014 Dr. Brunner, Karl-Heinz SPD 04.04.2014 Bülow, Marco SPD 04.04.2014 Dr. Diaby, Karamba SPD 04.04.2014 Ernst, Klaus DIE LINKE 04.04.2014 Ernstberger, Petra SPD 04.04.2014 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 04.04.2014 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 04.04.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 04.04.2014 Groß, Michael SPD 04.04.2014 Gunkel, Wolfgang SPD 04.04.2014 Ilgen, Matthias SPD 04.04.2014 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 04.04.2014 Kaster, Bernhard CDU/CSU 04.04.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 04.04.2014 Dr. Krings, Günter CDU/CSU 04.04.2014 Kühn-Mengel, Helga SPD 04.04.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 04.04.2014 Roth (Heringen), Michael SPD 04.04.2014 Rüthrich, Susann SPD 04.04.2014 Schieder (Schwandorf), Marianne SPD 04.04.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 04.04.2014 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 04.04.2014 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 04.04.2014 Dr. Sitte, Petra DIE LINKE 04.04.2014 Stritzl, Thomas CDU/CSU 04.04.2014 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 04.04.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 04.04.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 2220 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur hat mitgeteilt, dass er gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: – Unterrichtung durch die Bundesregierung Sondergutachten der Monopolkommission gemäß § 36 des Allgemeinen Eisenbahngesetzes Bahn 2013 – Reform zügig umsetzen! Drucksachen 17/14076, 18/641 Nr. 16 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Tätigkeitsbericht 2012 der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisen- bahnen für den Bereich Eisenbahnen mit Stellungnahme der Bundesregierung Drucksachen 18/356, 18/526 Nr. 1.4 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Projektfortschritte beim Ausbau der grenzüberschreitenden Schienenverkehrsachsen Drucksachen 18/357, 18/526 Nr. 1.5 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 04.04.2014 Dr. Weisgerber, Anja CDU/CSU 04.04.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 04.04.2014 Ziegler, Dagmar SPD 04.04.2014 Zypries, Brigitte SPD 04.04.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/419 Nr. C.1 Ratsdokument 9706/13 Drucksache 18/419 Nr. A.2 EuB-BReg 43/2013 Drucksache 18/419 Nr. A.14 Ratsdokument 11396/13 Sportausschuss Drucksache 18/642 Nr. A.1 Ratsdokument 5842/14 Haushaltsausschuss Drucksache 18/544 Nr. A.27 Ratsdokument 5359/14 Drucksache 18/822 Nr. A.15 Ratsdokument 6266/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/642 Nr. A.4 Ratsdokument 5958/14 Drucksache 18/822 Nr. A.24 Ratsdokument 6054/14 Drucksache 18/822 Nr. A.25 Ratsdokument 6445/14 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/419 Nr. A.114 Ratsdokument 10275/13 Drucksache 18/419 Nr. A.122 Ratsdokument 13065/13 Drucksache 18/419 Nr. A.123 Ratsdokument 13234/13 Drucksache 18/419 Nr. A.126 Ratsdokument 13716/13 Drucksache 18/419 Nr. A.127 Ratsdokument 13717/13 Drucksache 18/544 Nr. A.41 Ratsdokument 5166/14 Drucksache 18/544 Nr. A.42 Ratsdokument 17967/13 Drucksache 18/544 Nr. A.43 Ratsdokument 18136/13 Drucksache 18/822 Nr. C.2 Ratsdokument 10154/13 Drucksache 18/822 Nr. C.3 Ratsdokument 10160/13 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/419 Nr. A.170 Ratsdokument 12453/13 Drucksache 18/642 Nr. A.11 Ratsdokument 5855/14 kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 27. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 18 Gedenken an die Opfer des Völkermordes in Ruanda TOP 19 Programm für Barrierefreiheit ZP 3 Bundeswehreinsatz Vernichtung syrischer Chemiewaffen TOP 21 Soziale Pflegeversicherung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Astrid Freudenstein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

    Kolleginnen und Kollegen! Die Katholische Jugendfür-
    sorge in meiner Heimatstadt Regensburg betreibt eine ei-
    gene Facebook-Seite, die „Teilhabeprojekte“ heißt. Dort
    wird erfreulicherweise nicht nur gelegentlich etwas ge-
    postet, sondern es tut sich sehr viel auf dieser Seite. Die
    Volkshochschule zum Beispiel bietet eine Altstadtfüh-
    rung in leichter Sprache an. Bei „Radio sag’ was!“ gehen
    junge Radiomacher mit Behinderung im örtlichen Lokal-
    funk mit bemerkenswerten Interviews auf Sendung. Das
    Atelier der KJF stellt seine Werke im örtlichen Künstler-
    haus Andreas-Stadel inmitten der Werke anderer Künst-
    ler aus. Und, und, und. Die KJF Regensburg präsentiert
    auf dieser Facebookseite einen Überblick über ihre Teil-
    habeprojekte und über das, was jeden Tag im Kleinen
    passiert.

    Die gute Nachricht nach fünf Jahren UN-Behinder-
    tenrechtskonvention lautet daher: Es ist nicht bei der
    Idee einer inklusiven Gesellschaft geblieben. Die Sache
    lebt, und wir sind damit gut unterwegs.

    In der UN-Behindertenrechtskonvention wird bekräf-
    tigt – ich zitiere –, „… dass alle Menschenrechte und
    Grundfreiheiten allgemein gültig und unteilbar sind, ei-
    nander bedingen und miteinander verknüpft sind und
    dass Menschen mit Behinderungen der volle Genuss die-
    ser Rechte und Freiheiten ohne Diskriminierung garan-
    tiert werden muss“. Klar, denkt man, wieso sollten Men-
    schenrechte auch nicht für Menschen mit Behinderungen
    gelten? Doch was sich wie ein Allgemeinplatz anhört,
    stößt in der Realität oft an Grenzen: an Barrieren im
    wörtlichen Sinne.

    Umso wichtiger war es, dass die Vereinten Nationen
    mit der Konvention vor fünf Jahren die erste verbindli-
    che universelle Menschenrechtsquelle für behinderte
    Menschen geschaffen haben. Die unterzeichnenden
    Staaten haben sich verpflichtet, die darin festgeschriebe-
    nen Rechte in ihre nationale Gesetzgebung zu übertra-
    gen. Auch Deutschland hat das getan.

    Unsere Aufgabe ist es, die Rahmenbedingungen dafür
    zu schaffen, dass Teilhabe für alle Menschen gleichbe-
    rechtigt ermöglicht wird und Barrieren eingerissen wer-
    den. Nun fiel die Behindertenrechtskonvention in Deutsch-
    land nicht in ein behindertenpolitisches Vakuum. Erst am
    Mittwoch haben wir uns im Ausschuss mit dem Teilha-
    bebericht der Bundesregierung befasst. Dieser Teilhabe-
    bericht zeigt – neben dem Staatenbericht – auf, an wel-
    chen Stellen wir noch etwas tun müssen, um unsere
    Verpflichtungen zu erfüllen.
    Der Bericht zeigt aber auch, dass die Bundesrepublik,
    vor allem auf gesetzgeberischer Seite, schon eine Menge
    im Sinne der Konvention für die Menschen mit Behinde-
    rung getan hat und tut. Neben den SGB sind das vor al-
    lem die – auch in dem Antrag der Grünen angesproche-
    nen – Gesetze zur Gleichstellung behinderter Menschen,
    das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz und das Be-
    hindertengleichstellungsgesetz. Sie trugen und tragen
    ganz maßgeblich zur Gleichberechtigung bei und sind
    nur einige Beispiele.

    Zurzeit werden diese Gesetze vor dem Hintergrund
    der Konvention evaluiert. Diese Evaluation soll bis zum
    Sommer abgeschlossen sein. Dabei geht es um genau die
    Punkte, die Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen der
    Grünen, in Ihrem Antrag ansprechen: nämlich um den
    Behinderungsbegriff, um den Einsatz leichter Sprache
    usw.

    Es ist wichtig, nicht nur die Gleichstellung an sich
    rechtlich festzuzurren, sondern eben auch das veränderte
    Verständnis von Behinderung, das der Behinderten-
    rechtskonvention zugrunde liegt. Da sind wir ganz bei
    Ihnen.

    Trotz dieser Gesetze, die die gleichen Rechte garan-
    tieren, haben Menschen mit und ohne Behinderungen in
    der Praxis immer noch häufig ungleiche Chancen auf
    Teilhabe. Während ein Viertel der behinderten Men-
    schen keine oder nur wenige Behinderungen durch die
    Umwelt erfährt, erlebt ein anderes Viertel große Ein-
    schränkungen in allen betrachteten Lebensbereichen.

    Ein Gießkannenprinzip hilft uns deshalb nicht weiter.
    Wir müssen Nachteilsausgleiche und Programme diffe-
    renziert auf besonders betroffene Gruppen und Situatio-
    nen ausrichten. Die Barrieren, die noch am meisten an
    der Teilhabe hindern, müssen als Erste eingerissen wer-
    den.

    Aufgabe der Politik ist es jedoch nicht nur, die Barrie-
    ren für die Betroffenen so weit wie möglich abzubauen.
    Jede Barriere ist zwar eine zu viel, aber aus der Behin-
    dertenrechtskonvention folgt noch etwas anderes: Die
    individuelle Lebensplanung und die Selbstbestimmung
    der Menschen mit Behinderung muss mehr geachtet und
    gestärkt werden. Viele Barrieren werden bedeutungslos,
    wenn dem Menschen mehr Wahlfreiheit gelassen wird,
    wenn er die Entscheidungen zu seiner Lebensplanung
    selbstbestimmt treffen kann und Teilhabe erfährt.

    Die Entwicklung der Eingliederungshilfe zu einem
    modernen Teilhaberecht ist deshalb einer der wichtigsten
    Bausteine bei der Umsetzung der Behindertenrechtskon-
    vention. Dadurch wird sie auch eine der wesentlichen
    gesellschaftlichen und sozialpolitischen Aufgaben dieser
    Legislaturperiode werden. Wir wollen weg von einer
    überwiegend einrichtungsbezogenen hin zu einer perso-
    nenzentrierten Hilfe, und daran arbeiten wir.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Der Mensch mit Behinderung muss mit seinen spezi-
    fischen Bedürfnissen im Mittelpunkt stehen. Wir wollen
    deshalb bei der Reform die Perspektive der Betroffenen
    kontinuierlich mit einbeziehen. Ein solcher Prozess dau-





    Dr. Astrid Freudenstein


    (A) (C)



    (D)(B)

    ert tatsächlich; er gewinnt dadurch aber auch an Legiti-
    mität und an Qualität.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Nächste Rednerin ist

Sabine Zimmermann für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Sabine Zimmermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Was sagt eigentlich die UN-Behinderten-
    rechtskonvention zu dem ganz wichtigen Thema Arbeit?
    Sie schreibt klar und deutlich das gleiche Recht auf Ar-
    beit für Menschen mit Behinderung fest. Wichtige Ziele
    sind der Zugang zum Arbeitsmarkt, die Gewährleistung
    von Chancengleichheit von Menschen mit Behinderung,
    die Förderung der Beschäftigung sowie die Barrierefrei-
    heit am Arbeitsplatz.

    Aber wie ernst nimmt denn diese Bundesregierung
    und wie ernst nahm die letzte Bundesregierung dieses
    Thema und diese Konvention? Sie erinnern sich alle:
    Wir alle haben in diesem Hohen Haus für diese Konven-
    tion gestimmt. Ich sage Ihnen trotzdem: Wir sind Licht-
    jahre entfernt von einer inklusiven Arbeitswelt.


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Die Lage von Menschen mit Behinderung am Ar-
    beitsmarkt ist leider immer noch ein Trauerspiel. Seit
    Jahren rührt sich nichts an der hohen Arbeitslosigkeit
    von Menschen mit Behinderung. Aktuell sind in der Sta-
    tistik über 183 000 schwerbehinderte Menschen. Das ist
    im Vergleich zu 2008 ein immenser Anstieg von 10 Pro-
    zent.

    Bei Betrieben mit mindestens 20 Arbeitsplätzen müs-
    sen wenigstens 5 Prozent Menschen mit Behinderung
    beschäftigt sein. Wenn die Betriebe diese Quote nicht er-
    füllen, dann kommt die sogenannte Ausgleichsabgabe.
    Viele Unternehmen kaufen sich aber mit dieser Abgabe
    einfach von ihrer Pflicht frei. Deshalb wird die Quote
    von 5 Prozent von Jahr zu Jahr – das können Sie be-
    obachten – nicht erfüllt. Ein anderes Problem ist: Wenn
    ein schwerbehinderter Arbeitsloser seine Arbeitslosig-
    keit beendet, findet nur jeder siebente eine Beschäfti-
    gung auf dem ersten Arbeitsmarkt. Zum Vergleich: Bei
    nicht schwerbehinderten Arbeitslosen gilt dies in fast je-
    dem dritten Fall.

    Arbeitgeber klagen regelmäßig über den sogenannten
    Fachkräftemangel. Ich muss Ihnen ehrlich sagen: Ich
    kann es nicht mehr hören; denn wenn man einmal auf
    das Potenzial von schwerbehinderten Menschen schaut,
    dann stellt man fest: Sie sind gut qualifiziert, sie sind
    hochmotiviert, aber keiner holt sie aus der Arbeitslosen-
    statistik. Wenn solche gut qualifizierten Menschen,
    wenn hochmotivierte Menschen mit Behinderung in
    meine Bürgersprechstunde kommen und mir erzählen,
    wie schwer es ist, wie es fast unmöglich ist, einen Job zu
    finden, dann macht mich das richtig wütend; denn ich
    verstehe nicht, dass es in einem wirtschaftlich so gut da-
    stehenden Land, wie Sie es in den Debatten immer wie-
    der erwähnen, nicht möglich ist, mehr Menschen mit Be-
    hinderung in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

    Dabei ginge es auch anders. Wir Linken wollen unter
    anderem die Erhöhung der Pflichtquote, zumindest wie-
    der auf 6 Prozent, die Erhöhung der Anreize für Unter-
    nehmen und eine bessere und dauerhafte Förderung der
    Beschäftigung behinderter Menschen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Eines will ich ganz besonders herausheben, nämlich
    dass Menschen, die heute gute Arbeit in einer Werkstatt
    für Menschen mit Behinderung leisten, eine Chance zum
    Übergang in die reguläre Arbeitswelt bekommen müs-
    sen.


    (Beifall bei der LINKEN – Corinna Rüffer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Recht!)


    – Ein Recht, das ist richtig. – Das würde das Klima in
    der Arbeitswelt entscheidend und auch positiv beeinflus-
    sen. Ganz wichtig ist es auch, dass bei einem solchen
    Übergang die besonderen Rentenansprüche für Men-
    schen mit einer Behinderung erhalten bleiben. Wichtig
    ist aber auch, Barrierefreiheit umfassend am Arbeits-
    platz umzusetzen, und zwar grundsätzlich so, dass Men-
    schen mit und ohne Behinderung beschäftigt werden
    können.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sehr geehrte Damen und Herren von der Bundesre-
    gierung, bitte begreifen Sie die UN-Behindertenrechts-
    konvention nicht länger als ein schön zu lesendes
    Dokument, verstehen Sie es als eine handfeste Arbeits-
    anleitung! Fangen Sie an, an einer inklusiven Arbeits-
    welt zu arbeiten! Die Barrieren für Menschen mit Be-
    hinderung auf dem Arbeitsmarkt müssen endlich
    eingerissen werden. Schluss mit jeder Form von Diskri-
    minierung!

    Danke schön.


    (Beifall bei der LINKEN)