Plenarprotokoll 18/23
            Deutscher Bundestag
            Stenografischer Bericht
            23. Sitzung
            Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014
            I n h a l t :
            Wahl der Abgeordneten Klaus-Peter Willsch
            und Swen Schulz (Spandau) als Mitglieder
            des Kuratoriums Wissenschaftszentrum
            Berlin für Sozialforschung . . . . . . . . . . . . . . 1753 A
            Wahl der Abgeordneten Nadine Schön
            (St. Wendel) und Waltraud Wolff (Wol-
            mirstedt) als ordentliche Mitglieder sowie
            Wahl weiterer stellvertretender Mitglieder in
            den Beirat bei der Bundesnetzagentur für
            Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post
            und Eisenbahnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1753 B
            Wahl der Abgeordneten Dr. Claudia
            Lücking-Michel als Schriftführerin . . . . . . 1753 C
            Erweiterung und Abwicklung der Tagesord-
            nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1753 C
            Absetzung der Tagesordnungspunkte 3 und 9. 1754 A
            Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . 1754 A
            Zusatztagesordnungspunkt 2:
            Abgabe einer Regierungserklärung durch die
            Bundeskanzlerin: zum Europäischen Rat
            am 20./21. März 2014 in Brüssel . . . . . . . . . 1754 D
            Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 1755 A
            Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 1759 A
            Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 1762 A
            Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 1763 B
            Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1764 C
            Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1766 A
            Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1768 C
            Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1769 C
            Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof)
            (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1770 C
            Gabriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 1772 B
            Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 1773 B
            Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1774 B
            Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1775 A
            Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1775 D
            Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1777 B
            Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 1778 D
            Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1779 B
            Tagesordnungspunkt 4:
            Beratung der Unterrichtung durch den Wehr-
            beauftragten: Jahresbericht 2013 (55. Be-
            richt)
            Drucksache 18/300 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1780 A
            Hellmut Königshaus, Wehrbeauftragter
            des Deutschen Bundestages . . . . . . . . . . . . 1780 A
            Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin
            BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1782 A
            Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 1784 B
            Heidtrud Henn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1786 C
            Doris Wagner (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1788 A
            Anita Schäfer (Saalstadt) (CDU/CSU) . . . . . 1789 B
            Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1791 B
            Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1792 C
            Julia Bartz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1793 D
            Inhaltsverzeichnis
            II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014
            Dr. Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 1794 D
            Gisela Manderla (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 1796 B
            Tagesordnungspunkt 5:
            Antrag der Abgeordneten Elisabeth
            Scharfenberg, Kordula Schulz-Asche, Ulle
            Schauws, weiterer Abgeordneter und der
            Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ge-
            burtshilfe heute und in Zukunft sichern –
            Haftpflichtproblematik bei Hebammen
            und anderen Gesundheitsberufen ent-
            schlossen anpacken
            Drucksache 18/850 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1797 C
            Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1797 D
            Hermann Gröhe, Bundesminister
            BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1799 A
            Birgit Wöllert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 1800 D
            Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 1802 B
            Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1803 D
            Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1804 C
            Dr. Roy Kühne (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1805 A
            Bettina Müller (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1806 B
            Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1807 C
            Marina Kermer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1808 C
            Dr. Katja Leikert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 1809 C
            Tagesordnungspunkt 19:
            a) Erste Beratung des von der Bundesregie-
            rung eingebrachten Entwurfs eines Geset-
            zes zum Vorschlag für einen Beschluss
            des Rates zur Aufhebung des Beschlus-
            ses 2007/124/EG, Euratom des Rates
            Drucksache 18/824 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1810 D
            b) Erste Beratung des von der Fraktion DIE
            LINKE eingebrachten Entwurfs eines …
            Gesetzes zur Änderung des Grund-
            gesetzes (Artikel 23, 39, 44, 45a, 93)
            Drucksache 18/838 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1811 A
            c) Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke,
            Matthias W. Birkwald, Jan Korte, weiterer
            Abgeordneter und der Fraktion DIE
            LINKE: Renten für Leistungsberech-
            tigte des Ghetto-Rentengesetzes ab dem
            Jahr 1997 nachträglich auszahlen
            Drucksache 18/636 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1811 A
            d) Antrag der Abgeordneten Herbert
            Behrens, Sabine Leidig, Thomas Lutze,
            weiterer Abgeordneter und der Fraktion
            DIE LINKE: Keine Einführung einer
            Pkw-Maut in Deutschland
            Drucksache 18/806 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1811 A
            e) Antrag der Abgeordneten Maria Klein-
            Schmeink, Elisabeth Scharfenberg,
            Kordula Schulz-Asche, weiterer Abgeord-
            neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
            GRÜNEN: Das psychiatrische Entgelt-
            system überarbeiten und das Versor-
            gungssystem qualitativ weiterentwi-
            ckeln
            Drucksache 18/849 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1811 B
            Zusatztagesordnungspunkt 3:
            Erste Beratung des vom Bundesrat einge-
            brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Er-
            leichterung der Umsetzung der Grund-
            buchamtsreform in Baden-Württemberg
            Drucksache 18/70 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1811 B
            Tagesordnungspunkt 20:
            a) Zweite und dritte Beratung des von der
            Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
            eines Gesetzes zu dem Abkommen vom
            8. April 2013 zwischen der Bundesrepu-
            blik Deutschland und der Republik
            Östlich des Uruguay über Soziale
            Sicherheit
            Drucksachen 18/272, 18/864 . . . . . . . . . . 1811 C
            b) Beratung der Beschlussempfehlungen und
            Berichte des Ausschusses für Wirtschaft
            und Energie
            – zu dem Antrag der Abgeordneten
            Dr. Joachim Pfeiffer, Hansjörg Durz,
            Axel Knoerig, weiterer Abgeordneter
            und der Fraktion der CDU/CSU sowie
            der Abgeordneten Wolfgang Tiefensee,
            Lars Klingbeil, Matthias Ilgen, weite-
            rer Abgeordneter und der Fraktion der
            SPD: Technologie-, Innovations- und
            Gründungsstandort Deutschland
            stärken – Potenziale der Digitalen
            Wirtschaft für Wachstum und nach-
            haltige Beschäftigung ausschöpfen
            und digitale Infrastruktur ausbauen
            Drucksachen 18/764 (neu), 18/872 . . . 1811 D
            – zu dem Antrag der Abgeordneten
            Halina Wawzyniak, Herbert Behrens,
            Dr. Petra Sitte, weiterer Abgeordneter
            und der Fraktion DIE LINKE: Digitale
            Gründungen unterstützen – Zu-
            kunftsfähige Rahmenbedingungen
            für die digitale Wirtschaft schaffen
            Drucksachen 18/771, 18/873 . . . . . . . 1811 D
            c)–i)
            Beratung der Beschlussempfehlungen des
            Petitionsausschusses: Sammelübersichten
            21, 22, 23, 24, 25, 26 und 27 zu Petitionen
            Drucksachen 18/785, 18/786, 18/787,
            18/788, 18/789, 18/790, 18/791 . . . . . . . . 1812 B
            Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 III
            Zusatztagesordnungspunkt 4:
            Wahl der Mitglieder des Kuratoriums der
            „Stiftung Denkmal für die ermordeten
            Juden Europas“
            Drucksache 18/845 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1812 D
            Zusatztagesordnungspunkt 7:
            Beratung der Beschlussempfehlung des Aus-
            schusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge-
            schäftsordnung: Antrag auf Genehmigung
            zur Fortführung eines Strafverfahrens in
            der 18. Wahlperiode
            Drucksache 18/876 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1813 A
            Zusatztagesordnungspunkt 8:
            Beratung der Beschlussempfehlung des Aus-
            schusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge-
            schäftsordnung: Antrag auf Genehmigung
            zur Fortführung eines Strafverfahrens in
            der 18. Wahlperiode
            Drucksache 18/877 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1813 A
            Katja Kipping (DIE LINKE)
            (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . 1813 B
            Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU)
            (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . 1814 C
            Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN)
            (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . 1814 D
            Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE)
            (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . 1815 C
            Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1816 A
            Zusatztagesordnungspunkt 5:
            Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD,
            DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
            NEN: Einsetzung eines Untersuchungsaus-
            schusses
            Drucksache 18/843 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1816 C
            Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1816 D
            Martina Renner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 1818 B
            Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1819 D
            Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1821 A
            Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 1822 A
            Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1823 D
            Christian Flisek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1824 C
            Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1826 D
            Tagesordnungspunkt 6:
            a) Erste Beratung des von den Fraktionen der
            CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent-
            wurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der
            Entscheidung des Bundesverfassungs-
            gerichts zur Sukzessivadoption durch
            Lebenspartner
            Drucksache 18/841 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1828 B
            b) Erste Beratung des von den Abgeordneten
            Volker Beck (Köln), Monika Lazar, Ulle
            Schauws, weiteren Abgeordneten und der
            Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
            eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
            zur Ergänzung des Lebenspartner-
            schaftsgesetzes und anderer Gesetze im
            Bereich des Adoptionsrechts
            Drucksache 18/577 (neu) . . . . . . . . . . . . . 1828 C
            c) Erste Beratung des von den Abgeordneten
            Volker Beck (Köln), Luise Amtsberg,
            Katja Keul, weiteren Abgeordneten und
            der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
            NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset-
            zes zum Europäischen Übereinkom-
            men über die Adoption von Kindern
            (revidiert)
            Drucksache 18/842 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1828 C
            Heiko Maas, Bundesminister
            BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1828 D
            Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . 1829 D
            Elisabeth Winkelmeier-Becker
            (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1830 D
            Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1832 B
            Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD) . . . . . . . . . . . 1833 C
            Dr. Sabine Sütterlin-Waack (CDU/CSU) . . . . 1834 C
            Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 1835 D
            Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1836 C
            Tagesordnungspunkt 7:
            Antrag der Bundesregierung: Beteiligung be-
            waffneter deutscher Streitkräfte an der
            EU-geführten Ausbildungsmission EUTM
            Somalia auf Grundlage des Ersuchens der
            somalischen Regierung mit Schreiben vom
            27. November 2012 und 11. Januar 2013
            sowie der Beschlüsse des Rates der Euro-
            päischen Union 2010/96-GASP vom
            15. Februar 2010 und 2013/44-GASP vom
            22. Januar 2013 in Verbindung mit der Re-
            solution 1872 (2009) des Sicherheitsrates
            der Vereinten Nationen
            Drucksache 18/857 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1837 B
            IV Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014
            Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin
            BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1837 C
            Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 1838 C
            Michael Roth, Staatsminister
            AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1839 D
            Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1841 D
            Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 1842 D
            Thorsten Frei (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 1843 D
            Tagesordnungspunkt 8:
            Antrag der Abgeordneten Michael Schlecht,
            Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer
            Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE:
            Höhere Löhne in den Tarifverhandlungen
            für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst
            des Bundes und der Kommunen absichern
            Drucksache 18/795 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1844 D
            Sabine Zimmermann (Zwickau)
            (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1845 A
            Oswin Veith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 1846 A
            Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1847 C
            Mahmut Özdemir (Duisburg) (SPD) . . . . . . . 1848 D
            Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1851 B
            Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1852 B
            Wilfried Oellers (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1853 A
            Tagesordnungspunkt 11:
            Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
            wärtigen Ausschusses
            – zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/
            CSU und SPD: Einsetzung einer „Kom-
            mission zur Überprüfung und Siche-
            rung der Parlamentsrechte bei der
            Mandatierung von Auslandseinsätzen
            der Bundeswehr“
            – zu dem Antrag der Abgeordneten
            Dr. Frithjof Schmidt, Agnieszka Brugger,
            Omid Nouripour, weiterer Abgeordneter
            und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
            GRÜNEN: Einsetzung einer „Parlamen-
            tarischen Kommission zur Überprü-
            fung, Sicherung und Stärkung der Par-
            lamentsrechte bei der Mandatierung
            von Auslandseinsätzen der Bundes-
            wehr“
            Drucksachen 18/766, 18/775, 18/870 . . . . . . . 1854 A
            in Verbindung mit
            Zusatztagesordnungspunkt 6:
            Antrag der Abgeordneten Dr. Alexander S.
            Neu, Wolfgang Gehrcke, Jan van Aken, wei-
            terer Abgeordneter und der Fraktion DIE
            LINKE: Einsetzung einer „Parlamentari-
            schen Kommission zur Überprüfung,
            Sicherung und Stärkung der Parlaments-
            rechte bei der Mandatierung von Auslands-
            einsätzen der Bundeswehr“
            Drucksache 18/839 (neu) . . . . . . . . . . . . . . . . 1854 B
            Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . 1854 C
            Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 1855 C
            Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 1857 B
            Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 1858 A
            Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . 1858 C
            Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1859 D
            Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 1861 B
            Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1862 B
            Tagesordnungspunkt 10:
            Antrag der Abgeordneten Annalena
            Baerbock, Dr. Julia Verlinden, Oliver
            Krischer, weiterer Abgeordneter und der
            Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
            Urteil des Bundesverfassungsgerichts ernst
            nehmen – Bundesberggesetz unverzüglich
            reformieren
            Drucksache 18/848 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1863 D
            Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1864 A
            Dr. Herlind Gundelach (CDU/CSU) . . . . . . . 1865 C
            Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 1868 A
            Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1868 D
            Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1869 D
            Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1871 C
            Tagesordnungspunkt 13:
            Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
            schusses für Umwelt, Naturschutz, Bau und
            Reaktorsicherheit zu der Verordnung der Bun-
            desregierung: Sechste Verordnung zur
            Änderung der Verpackungsverordnung
            Drucksachen 18/496, 18/526 Nr. 2, 18/830 . . 1872 C
            Tagesordnungspunkt 12:
            Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
            wärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Ab-
            geordneten Wolfgang Gehrcke, Jan van Aken,
            Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 V
            Christine Buchholz, weiterer Abgeordneter
            und der Fraktion DIE LINKE: Den NATO-
            Bündnisfall umgehend beenden
            Drucksachen 18/202, 18/349 . . . . . . . . . . . . . 1872 D
            Thomas Hitschler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 1873 A
            Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 1874 B
            Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . 1875 B
            Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1876 B
            Julia Bartz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1877 A
            Tagesordnungspunkt 14:
            a) Antrag der Abgeordneten Luise Amtsberg,
            Tom Koenigs, Omid Nouripour, weiterer
            Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
            NIS 90/DIE GRÜNEN: Verantwortung
            übernehmen – Zügig mehr syrische
            Flüchtlinge aufnehmen
            Drucksache 18/846 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1877 D
            b) Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan
            Korte, Jan van Aken, weiterer Abgeordne-
            ter und der Fraktion DIE LINKE: Für
            eine schnelle und unbürokratische Auf-
            nahme syrischer Flüchtlinge in
            Deutschland und in der EU
            Drucksache 18/840 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1877 D
            Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1878 A
            Nina Warken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 1879 A
            Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 1880 A
            Christina Kampmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 1880 D
            Andrea Lindholz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 1882 A
            Absetzung des Tagesordnungspunktes 15 . . . 1883 C
            Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1883 C
            Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1883 A
            Anlage 1
            Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1885 A
            Anlage 2
            Erklärungen nach § 31 GO zu den Abstim-
            mungen über die Beschlussempfehlungen des
            Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und
            Geschäftsordnung zu:
            Antrag auf Genehmigung zur Fortführung ei-
            nes Strafverfahrens in der 18. Wahlperiode
            (Zusatzpunkt 7)
            Antrag auf Genehmigung zur Fortführung ei-
            nes Strafverfahrens in der 18. Wahlperiode
            (Zusatzpunkt 8) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1885 C
            Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1885 C
            Renate Künast (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1885 D
            Monika Lazar (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1886 A
            Anlage 3
            Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung
            der Beschlussempfehlung und des Berichts:
            Sechste Verordnung zur Änderung der Verpa-
            ckungsverordnung (Tagesordnungspunkt 13) 1886 C
            Dr. Thomas Gebhart (CDU/CSU) . . . . . . . . 1886 C
            Dr. Anja Weisgerber (CDU/CSU) . . . . . . . . 1887 A
            Michael Thews (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1888 A
            Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 1889 B
            Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/
            DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1890 A
            Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 1753
            (A) (C)
            (D)(B)
            23. Sitzung
            Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014
            Beginn: 9.00 Uhr
        
        
        
          
          
        (D)
        Berichtigung
        22. Sitzung, Seite 1735 A, Anlage 18: „Frage 24“ ist
        durch „Frage 25“ zu ersetzen.
        22. Sitzung, Seite 1748 B, Anlage 51: Der Name
        „Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
        NEN)“ ist durch den Namen „Herbert Behrens (DIE
        LINKE)“ zu ersetzen.
        Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 1885
        (A) (C)
        (B)
        Anlagen zum Stenografischen Bericht
        (D)
        Anlage 1
        Liste der entschuldigten Abgeordneten
        Abgeordnete(r)
        entschuldigt bis
        einschließlich
        Alpers, Agnes DIE LINKE 20.03.2014
        Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/
        DIE GRÜNEN
        20.03.2014
        Bätzing-Lichtenthäler,
        Sabine
        SPD 20.03.2014
        Dağdelen, Sevim DIE LINKE 20.03.2014
        Dr. Fechner, Johannes SPD 20.03.2014
        Freitag, Dagmar SPD 20.03.2014
        Gabriel, Sigmar SPD 20.03.2014
        Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 20.03.2014
        Gohlke, Nicole DIE LINKE 20.03.2014
        Hampel, Ulrich SPD 20.03.2014
        Krichbaum, Gunther CDU/CSU 20.03.2014
        Lanzinger, Barbara CDU/CSU 20.03.2014
        Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/
        DIE GRÜNEN
        20.03.2014
        Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 20.03.2014
        Noll, Michaela CDU/CSU 20.03.2014
        Özoğuz, Aydan SPD 20.03.2014
        Poß, Joachim SPD 20.03.2014
        Post (Minden), Achim SPD 20.03.2014
        Rupprecht, Albert CDU/CSU 20.03.2014
        Rüthrich, Susann SPD 20.03.2014
        Schlecht, Michael DIE LINKE 20.03.2014
        Schummer, Uwe CDU/CSU 20.03.2014
        Stritzl, Thomas CDU/CSU 20.03.2014
        Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/
        DIE GRÜNEN
        20.03.2014
        Werner, Katrin DIE LINKE 20.03.2014
        Widmann-Mauz,
        Annette
        CDU/CSU 20.03.2014
        Anlage 2
        Erklärungen nach § 31 GO
        zu den Abstimmungen über die Beschlussemp-
        fehlungen des Ausschusses für Wahlprüfung,
        Immunität und Geschäftsordnung zu:
        Antrag auf Genehmigung zur Fortführung
        eines Strafverfahrens in der 18. Wahlperiode
        (Zusatzpunkt 7)
        Antrag auf Genehmigung zur Fortführung
        eines Strafverfahrens in der 18. Wahlperiode
        (Zusatzpunkt 8)
        Sonja Steffen (SPD): Die Genehmigungspraxis des
        Bundestages in Immunitätsfragen zielt darauf ab, die
        Abgeordneten im Falle eines Strafverfahrens oder ande-
        rer Zwangsmaßnahmen nicht anders als die übrigen
        Bürgerinnen und Bürger zu behandeln. Die Immunität ist
        gerade kein Sonderrecht für Abgeordnete, sondern soll
        die Funktions- und Arbeitsfähigkeit des Parlaments
        sicherstellen.
        Gerade weil es sich um eine Angelegenheit handelte,
        die einen sehr politischen Hintergrund hat, wurde das
        Verfahren der Staatsanwaltschaft Dresden durch den
        Immunitätsausschuss sehr sorgfältig geprüft. Sechs
        Beratungen haben im Ausschuss stattgefunden. Mehrere
        konkrete Nachfragen wurden gestellt und von der Staats-
        anwaltschaft beantwortet.
        Wegen der Teilnahme an der Blockade, um die es in
        dem Verfahren geht, wurde wegen Verstoßes gegen § 21
        VersammlG gegen zwölf Abgeordnete des Bundestages
        und des Sächsischen Landtages aus mehreren Parteien
        ermittelt. Insgesamt wurden mehr als 200 Ermittlungs-
        verfahren geführt.
        Die parteipolitische Wertung der Vorkommnisse
        durch die Linkspartei stellt aus meiner Sicht eine politi-
        sche Instrumentalisierung des Immunitätsausschusses
        dar. Sonderrechte für Abgeordnete darf es nicht geben.
        Diese haben ebenso wie alle anderen Bürgerinnen und
        Bürger die Konsequenzen ihres Handelns zu tragen.
        Der Kampf gegen Rechts ist zu wichtig, um ihn mit
        populistischen Methoden voranzutreiben.
        Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
        Nach den Ausführungen von Frau Kipping sehe ich mich
        gezwungen, eine Erklärung zum Abstimmungsverhalten
        abzugeben. Ich finde es inakzeptabel, dass von Ihnen die
        Unterstellung formuliert wird, wer hier der Aufhebung
        zustimme, wolle sich nicht klar gegen Rechtsextreme
        positionieren. Ich verbitte mir diese Unterstellung. Ei-
        nige hier im Hause – so auch ich – haben sich nicht nur
        jahre- sondern jahrzehntelang engagiert gegen Rechts-
        extremismus und nationalsozialistisches Gedanken-
        gut. Wir können das gern gemeinsam tun. Aber Nach-
        hilfe brauche ich nicht.
        Anlagen
        1886 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014
        (A) (C)
        (D)(B)
        Warum ich hier heute mit Ja stimme: Für mich gilt,
        dass die Immunität nicht ein Privileg des einzelnen Ab-
        geordneten ist, sondern eine Sicherung der Arbeitsfähig-
        keit des Parlamentes. Wir wollen uns damit schon aus
        historischen Gründen davor schützen, dass durch Ermitt-
        lungsverfahren das Parlament in seinen Entscheidungen
        und Mehrheiten manipuliert wird. Das liegt hier aber
        nicht vor.
        Wir entscheiden auch nicht, ob ein Verfahren durch-
        geführt wird, denn die Nichtaufhebung der Immunität
        würde ein Verfahren nur auf den Zeitpunkt nach dem
        Abgeordnetenstatus verlegen. Ich meine, wenn nicht die
        Funktionsfähigkeit tangiert ist, sind wir alle gut beraten,
        uns einem Verfahren zu stellen. Wie andere betroffene
        Bürger und Bürgerinnen auch.
        Kollege Gysi, Ihr Argument, dass die Nichtaufhebung
        mittelbar eine Unterstützung anderer in gleicher Sache
        Beschuldigter wäre, halte ich eigentlich für sachfremd.
        Aber trotzdem: Vielleicht ist es ja genau anders herum,
        dass die Anwesenheit von Abgeordneten im gleichen
        Verfahren am Ende eine Unterstützung wird.
        Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Es
        geht um die erneute Aufhebung der Immunität von zwei
        KollegInnen der Linksfraktion wegen Ermittlungen an
        Gegenprotesten in Dresden im Februar 2011. Ebenso
        wie die beiden KollegInnen der Linksfraktion waren
        auch mehrere MdBs von Bündnis 90/ Die Grünen vor
        Ort. Ich persönlich war vor und nach 2011 immer selber
        bei den Protesten gegen den unerträglichen jährlichen
        Naziaufmarsch in Dresden dabei, auch im Februar 2011.
        Gegen mich wird nicht ermittelt. Verstehen tue ich die
        Ermittlungen der sächsischen Justiz gegen die KollegIn-
        nen der Linksfraktion nicht.
        Allerdings ärgere ich mich über die Ausführungen der
        Kollegin Kipping in dieser Debatte sehr. Es geht bei die-
        ser Debatte nicht um den Wettbewerb um den besten An-
        tifaschisten. Dass die Linksfraktion sich hier so insze-
        niert, finde ich schwer erträglich.
        Warum sollen Bundestagsabgeordnete anders und
        besser behandelt werden, als die vielen BürgerInnen, ge-
        gen die auch in dieser Sache ermittelt wird. Eine Sonder-
        behandlung lehne ich ab.
        Damit lasse ich mir aber nicht von der Rednerin der
        Linksfraktion unterstellen, dass ich mich nicht ausrei-
        chend gegen Rechtsextremismus engagiere. Das tue ich
        seit Jahren in Sachsen und anderen Regionen unseres
        Landes. Als Sprecherin für Strategien gegen Rechts-
        extremismus und sächsische Bundestagsabgeordnete bin
        ich seit vielen Jahren auf diesem Gebiet aktiv. Dieser
        hier diskutierte Fall eignet sich aber nicht dazu, festzu-
        stellen, wer bei dem Thema besser ist als der andere
        Kollege. Hier sollten wir uns als DemokratInnen nicht
        auseinanderdividieren lassen. Da ich aber finde, Bundes-
        tagsabgeordnete sollten nicht besser als andere Bürge-
        rInnen vor Gericht behandelt werden, stimme ich der
        Aufhebung der Immunität der beiden KollegInnen zu.
        Anlage 3
        Zu Protokoll gegebene Reden
        zur Beratung der Beschlussempfehlung und des
        Berichts: Sechste Verordnung zur Änderung
        der Verpackungsverordnung (Tagesordnungs-
        punkt 13)
        Dr. Thomas Gebhart (CDU/CSU): Die Verpa-
        ckungsverordnung ist ein Erfolgsmodell. Was damals
        Klaus Töpfer als Umweltminister in Deutschland einge-
        führt hat, war wegweisend. Inzwischen haben viele Län-
        der dieses Konzept übernommen. Die Idee: das Prinzip
        der Produktverantwortung. Diejenigen, die Verpackun-
        gen in den Markt bringen, sind dafür verantwortlich,
        diese hinterher zurückzunehmen und möglichst wieder-
        zuverwerten.
        Es ist eine marktwirtschaftliche Lösung: Die Entsor-
        gungskosten werden Teil des Preises. Es entsteht von
        Anfang an ein Anreiz, Verpackungen möglichst zu ver-
        meiden.
        Was waren die Wirkungen? Die Kosten für die Ver-
        braucher sind gesunken. In Deutschland wurden hoch-
        moderne Recyclingtechnologien entwickelt. 14 Prozent
        der Rohstoffe, die die deutsche Wirtschaft einsetzt, wer-
        den aus Abfällen gewonnen. Abfälle sind wichtige Roh-
        stoffe.
        Schauen wir uns die Situation über Deutschland hi-
        naus an: Die Weltbevölkerung wächst, die Nachfrage
        nach Rohstoffen steigt. Insofern liegt es auf der Hand,
        dass die Volkswirtschaften, die es am besten schaffen,
        Kreisläufe zu schließen und effizient mit knappen Res-
        sourcen umzugehen, auch wirtschaftlich erfolgreich sein
        werden.
        Wir wollen daher die Produktverantwortung erhalten,
        und wir wollen sie stärken. Deshalb müssen wir beste-
        hende Schwachstellen bei der konkreten Ausgestaltung
        der Verpackungsverordnung beheben. Und wir müssen
        die Dinge in Ordnung bringen. Aus diesem Grund
        − während wir heute über die sechste Novelle debattie-
        ren − wird die siebte Novelle bereits vorbereitet. Wir
        werden hier bald eine gründliche Debatte darüber füh-
        ren.
        Dabei wird es darum gehen müssen, den Wettbewerb
        zu erhalten, die Regeln für den Wettbewerb jedoch zu
        verbessern. Es wird darum gehen müssen, die aktuellen
        Schwierigkeiten zu lösen, ohne funktionierende Systeme
        kaputtzumachen.
        Heute geht es zunächst aber um die sechste Novelle.
        Es geht um kleine Punkte: Wir setzen europäisches
        Recht um, und zwar eins zu eins. Ich bitte Sie, diesem
        vorliegenden Verordnungsentwurf zuzustimmen.
        Im Wesentlichen geht es um die Übernahme einer
        Liste von Beispielen, was als Verpackung gilt und was
        nicht. Die materielle Rechtslage ändert sich dadurch
        übrigens nicht.
        Es klingt auf den ersten Blick überzogen, dass jetzt
        ausdrücklich in die Verpackungsverordnung hineinge-
        Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 1887
        (A) (C)
        (D)(B)
        schrieben wird, dass zum Beispiel Grablichtbecher keine
        Verpackungen sind, Streichholzschachteln aber schon.
        Oder: Kleiderbügel, die mit einem Kleidungsstück ver-
        kauft werden, sind Verpackungen, die gleichen Kleider-
        bügel, die getrennt verkauft werden, jedoch nicht.
        Das klingt in der Tat überzogen. Aber es weist uns auf
        einen wichtigen Punkt hin: Wir müssen das Kreislauf-
        wirtschaftssystem weiterentwickeln. Künftig sollten
        Verpackungen und sonstige Abfälle aus den gleichen
        Materialien in einer einheitlichen Wertstofftonne ent-
        sorgt werden. Wir sollten das angehen.
        Und dabei wird es dann auch um folgende Punkte ge-
        hen – ich nenne hier nur drei –:
        Erstens. Die Recyclingquote für Kunststoffverpa-
        ckungen muss erhöht werden. Technisch ist dies mach-
        bar.
        Zweitens. Im Zuge des Wertstoffgesetzes braucht es
        eine umfassende Neuregelung und eine bessere Organi-
        sation, zum Beispiel mit einer zentralen Stelle.
        Drittens. Die bestehende Trittbrettfahrerproblematik
        muss in diesem Zusammenhang gelöst werden.
        Wir haben viel vor uns: Es ist aber auch eine gewal-
        tige Chance. Wir können unser Land in einem wichtigen
        Feld weiter fit machen für die Zukunft. Diese Chance
        sollten wir nutzen. Gehen wir es an.
        Dr. Anja Weisgerber (CDU/CSU): Abfall oder Müll
        verbinden wir im allgemeinen Sprachgebrauch mit etwas
        Wertlosem. Dass dies ganz und gar nicht der Fall ist,
        zeigt die heutige Debatte. Verpackungsabfälle sind Wert-
        stoffe.
        Um diese Wertstoffe in den Kreislauf wieder zurück-
        zuführen, haben wir in Deutschland vor fast einem Vier-
        teljahrhundert das Duale System eingeführt. Dass in
        Deutschland die Verwertungsquoten von Verpackungen
        allgemein im europäischen Vergleich so gut sind, haben
        wir auch dem Dualen System zu verdanken. Nach einer
        Auswertung von Eurostat liegen wir mit knapp 72 Pro-
        zent Verwertungsquote von Verpackungsabfällen in
        Deutschland auch klar über dem europäischen Durch-
        schnitt von rund 64 Prozent.
        Die deutsche Verpackungsverordnung von 1991 war
        sogar Beispiel für die europäische Verpackungsricht-
        linie, die drei Jahre später kam. Damit nehmen wir mit
        unserem Modell der Abfall- und Verwertungspolitik
        – wie bei so vielen anderen Umweltthemen auch – in
        Europa eine Vorreiterrolle ein. Und das ist gut so.
        Die sechste Novelle, die wir heute diskutieren, ist
        eine 1:1-Umsetzung der europäischen Richtlinie. Natür-
        lich soll Europa nicht jedes Detail regeln. Auch während
        meiner Zeit als Europaabgeordnete war immer meine
        Devise: Wir brauchen mehr Europa im Großen und we-
        niger im Kleinen. Mehr Leitplanken, aber weniger
        Stoppschilder!
        Aber zu den großen Fragen, die sich manchmal bis ins
        Detail auswirken können, zählen auch grenzüberschrei-
        tende Herausforderungen. Umweltschutz sowie Res-
        sourceneffizienz sind solche grenzüberschreitenden He-
        rausforderungen, die wir auch auf europäischer Ebene
        angehen müssen.
        Mein Ziel in der europäischen Umweltpolitik war es
        immer, die hohen deutschen Standards und die umwelt-
        politischen Erfolge, wie zum Beispiel hier bezüglich der
        Verwertungsquoten, auf die europäische Ebene zu he-
        ben. Diese Harmonisierung durch europäische Umwelt-
        gesetze birgt dann die Chance, dass wir für die Bürger
        ein einheitlich hohes Umwelt- und Ressourcenschutz-
        niveau in ganz Europa bekommen, und für die Unter-
        nehmen und Landwirte verbessern wir die Wettbewerbs-
        bedingungen im Vergleich mit den anderen europäischen
        Ländern. Deswegen macht es durchaus Sinn, die Abfall-
        politik auf europäischer Ebene zu harmonisieren.
        Aber wir müssen nicht nur bei den Verwertungsquo-
        ten eine Vorbildfunktion übernehmen, sondern auch bei
        der Umsetzung der harmonisierten europäischen Vorga-
        ben. Wenn wir – wie die Grünen das fordern – die
        sechste mit der siebten Novelle, die ausführlicher disku-
        tiert werden muss, zusammenfassen, dann kommen wir
        sicher noch weiter in Verzug mit der Umsetzung.
        Zum Inhalt der sechsten Novelle ist noch Folgendes
        zu sagen: Wenn man sich den Text anschaut, der die EU-
        Richtlinie 1:1 umsetzt, findet man natürlich schon sehr
        detaillierte Beispiele dazu, was Verpackung ist und was
        nicht. Aber: Wir schaffen damit auch in allen EU-Mit-
        gliedstaaten klare Kriterien, was Verpackung ist und was
        nicht. Das hilft den Behörden in allen EU-Mitgliedstaa-
        ten, besser entscheiden zu können, ob bestimmte Verpa-
        ckungen den Rücknahme- und Verwertungspflichten
        unterliegen. Letztendlich entwickeln wir damit die
        Kreislaufwirtschaft fort und erreichen, dass mehr Ab-
        fälle wiederverwertet werden.
        Von der Linksfraktion wird kritisiert, dass die Bei-
        spielliste für Verpackungen nicht stimmig sei. Die Linke
        befürchtete in der Debatte im Umweltausschuss, dass
        Glasflaschen für Injektionslösungen, die noch gefährli-
        che Stoffe oder Medikamente enthalten, in den gelben
        Sack gelangen könnten. Man muss sich die Verpa-
        ckungsverordnung aber mal genau anschauen. Diese Be-
        fürchtungen kann ich nicht nachvollziehen. Es gibt spe-
        zielle Regeln für die Entsorgung von toxischen und
        infektiösen Abfällen. Und die Verpackungsverordnung
        regelt in § 2 ganz klar, dass diese speziellen Rechtsvor-
        schriften von der Verordnung unberührt bleiben und die
        speziellen Rechtsvorschriften weiterhin gelten. Der
        Grund, weshalb die Linksfraktion im Ausschuss nicht
        zugestimmt hat, ist also vorgeschoben und die Sorge
        nicht begründet. Das muss man den Abgeordneten der
        Linksfraktion so deutlich sagen!
        Lassen Sie uns die sechste Novelle, die im Wesentli-
        chen eine 1:1-Umsetzung der Europäischen Richtlinie
        von Januar letzten Jahres ist, schnell verabschieden. Hier
        müssen wir jetzt alle an einem Strang ziehen.
        In einem nächsten Schritt müssen wir uns dann sehr
        schnell um die siebte Novelle und die Stärkung des Dua-
        len Systems kümmern. Die Vorbereitungen dazu laufen
        bereits. Wir müssen diese Novelle aber gut und gründ-
        1888 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014
        (A) (C)
        (D)(B)
        lich beraten. Ich denke, dass wir uns alle einig sind, dass
        wir das Duale System mit der flächendeckenden haus-
        haltsnahen Entsorgung mit hohen Verwertungsquoten er-
        halten wollen. Gut funktionierende Systeme – die in Eu-
        ropa Schule gemacht haben – dürfen nicht ohne Not
        kaputtgemacht werden.
        Deshalb müssen wir mit der siebten Novelle zur Ver-
        packungsverordnung Lösungen finden, um den Miss-
        brauch der Ausnahmen bei der Lizenzierung von Verpa-
        ckungsmüll einzudämmen. Dafür werden wir uns hier
        alle einsetzen.
        Michael Thews (SPD): Diese kleinen Backförm-
        chen, die man kauft, um da drin Schokoladenmuffins für
        den Kindergeburtstag zu backen – kennen Sie die? Nein?
        Aber vielleicht haben Sie schon einmal einen fertig ge-
        backenen Muffin in einer Bäckerei gekauft, der Ihnen in
        einem solchen braunen oder bunten Förmchen verkauft
        wurde. Zwischen diesen beiden Förmchen gibt es tatsäch-
        lich einen Unterschied. Das eine – aus der Bäckerei – ge-
        hört in den gelben Sack oder die gelbe Tonne, weil es als
        Verpackung verkauft wird, das andere in die graue Rest-
        mülltonne, weil es keine Verpackung ist. Das eine Förm-
        chen in der gelben Tonne wird auf Kosten des Herstel-
        lers und Vertreibers des Muffins abtransportiert, der
        Abtransport des anderen in der grauen Tonne wird durch
        die Müllgebühren finanziert. Denn das eine ist Verpa-
        ckungsmüll, für den die Herstellerverantwortung gilt,
        das andere Förmchen nicht.
        Die Unterscheidung dieser beiden Fälle – und weiterer –
        ist wesentlicher Inhalt dieser sechsten Novelle der Verpa-
        ckungsverordnung, über die wir heute debattieren. Denn
        diese sechste Novelle, die eine europäische Richtlinie
        umsetzt, enthält lediglich einige Klarstellungen dazu,
        was als Verpackung zu werten ist und was nicht, was in
        die gelbe Tonne gehört und was nicht. Sie ändert an kei-
        ner Stelle die bestehende Rechtssituation, sondern liefert
        nur zusätzliche Beispiele für die Unterscheidung zwi-
        schen Verpackungen und Nichtverpackungen. Außer-
        dem enthält sie noch eine von der Kommission ange-
        mahnte Klarstellung zum Begriff der
        Transportverpackung, wie Container.
        Mein Beispiel mit den Muffinförmchen mag ihnen lä-
        cherlich und als Ausdruck der absurden Auswüchse des
        deutschen Mülltrennungswesens erscheinen. Und wenn
        es nach der SPD geht, und ich glaube das ist ein ganz
        wichtiger Aspekt, werden wir auch bald beide Förmchen
        in eine Wertstofftonne werfen, so wie es bereits in vielen
        Fällen in Deutschland getan wird, wo die Wertstofftonne
        jetzt schon angeboten wird.
        Zurzeit aber ist dieser Unterschied wesentlich. Denn
        seit Einführung der Verpackungsverordnung im Jahre
        1991 wird Verpackungsmüll anders behandelt.
        Aber zunächst zurück zu dieser sechsten Novelle:
        Das Land Nordrhein-Westfalen wollte ursprünglich
        bereits mit dieser sechsten Novelle weitere Änderungen
        der Verpackungsverordnung auf den Weg bringen. Diese
        Änderungen richten sich darauf, bestimmte Schlupflö-
        cher im System der Verpackungsverordnung zu stopfen.
        Da die Bundesregierung aber mit der Umsetzung der
        oben erwähnten EU-Richtlinie im Verzug ist und bereits
        ein Vertragsverletzungsverfahren läuft, wollen wir zu-
        nächst diese sechste Novelle ohne weiteren Verzug um-
        setzen – wir halten diesen Weg für den besseren. Die
        weiter notwendigen Änderungen wollen wir mit der
        siebten Novelle noch vor der Sommerpause anpacken.
        Der Entwurf dieser siebten Novelle liegt bereits vor.
        Dennoch stellt sich die Frage: Warum so viele Ände-
        rungen? Das mag nachdenklich stimmen und lässt die
        Frage aufkommen: Wieso muss denn da so oft nachge-
        bessert werden? Sind wir denn mit unserem System der
        Verpackungsentsorgung und -verwertung und dem Prin-
        zip der Produktverantwortung auf dem richtigen Weg?
        Ich meine die Antwort ist ganz klar: Ja! Die Verpa-
        ckungsverordnung ist ein klares Erfolgsmodell, was
        manchmal vielleicht etwas aus dem Blick gerät.
        Die Verpackungsverordnung hat dafür gesorgt, dass
        es in Deutschland eine qualitativ hochwertige stoffliche
        Verwertung von Verpackungen gibt. Hierbei sind wir eu-
        ropaweit und weltweit an der Spitze.
        Die Verpackungsverordnung hat für den Aufbau einer
        leistungsstarken Recyclingindustrie und vorbildlichen
        Recyclingtechnik in Deutschland gesorgt. Laut Zahlen
        aus dem BMUB arbeiten fast 200 000 Beschäftigte in
        etwa 3 000 Unternehmen im Bereich der Kreislaufwirt-
        schaft.
        Die Verpackungsverordnung hat für einen wichtigen
        Paradigmenwechsel gesorgt. Sie hat die Verantwortung
        der Hersteller für die Entsorgung und Verwertung ihrer
        Verpackungen und der daraus entstehenden Abfälle ein-
        geführt. Diese Produktverantwortung ist für mich der
        Schlüssel, um das primäre Ziel der Abfallhierarchie des
        Kreislaufwirtschaftsgesetzes – nämlich die Vermeidung
        von Abfällen – erreichen zu können.
        Natürlich gibt es bei diesem System Verbesserungs-
        möglichkeiten und auch Verbesserungsnotwendigkei-
        ten. Der ehemalige Richter am Bundesverfassungsge-
        richt Udo di Fabio hat es in einem Gutachten zur
        Selbstregulierung im Verpackungsbereich so formuliert:
        Eine gesetzlich regulierte Kreislaufwirtschaft, die
        öffentliche und private Abfallverantwortung zu-
        sammenführt, entwickelt sich dynamisch und be-
        darf immer wieder einer steuernden Nachkorrektur
        und einer angemessenen Aufsicht.
        Deshalb müssen wir uns zeitnah, sobald wir hier die
        sechste Novelle beschlossen haben, an die Beratung der
        siebten Novelle machen. Denn wir wollen dieses System
        weiter stabilisieren und verbessern, um die Ziele des
        Kreislaufwirtschaftsgesetzes zu verfolgen. Mit der sieb-
        ten Novelle sollen bestehende Wettbewerbsverzerrungen
        beseitigt und Missbrauchsmöglichkeiten eingedämmt
        werden. Schon der SPD-Abgeordnete Gerd Bollmann
        hat in seiner Rede zur fünften Novelle am 21. Februar
        2008 von unseriösen Selbstentsorgern und Trittbrettfah-
        rern gesprochen, denen Einhalt geboten werden muss.
        Ähnliches müssen wir leider auch heute feststellen: In
        der letzten Zeit wurden offenbar verstärkt Regelungen
        Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 1889
        (A) (C)
        (D)(B)
        der Verpackungsverordnung zur Eigenrücknahme und
        zur sogenannten Branchenlösung als Schlupflöcher ge-
        nutzt; vielleicht zum Teil um Geld zu sparen oder um
        sich Wettbewerbsvorteile gegenüber unliebsamen Kon-
        kurrenten zu verschaffen. Die Folge ist: Das System
        wurde destabilisiert.
        Die Menge der bei den Dualen Systemen lizenzierten
        Verkaufsverpackungen, für deren Abtransport und Ent-
        sorgung der Hersteller zahlt, hat als Folge davon abge-
        nommen, die Menge der Verpackungen im gelben Sack
        ist aber gleich geblieben. Diese Fehlentwicklung müssen
        und werden wir aufhalten. Wir sollten die Errungen-
        schaften, die uns die Verpackungsverordnung gebracht
        hat, aber eben auch das große Engagement der Bürgerin-
        nen und Bürger bei der Mülltrennung nicht aufs Spiel
        setzen. Wir müssen die Glaubwürdigkeit des Systems
        wiederherstellen. Denn es ist immer noch so, dass nur
        eine vernünftige Mülltrennung hochwertige Recycling-
        ergebnisse bringen kann.
        Die Grünen haben einen Entschließungsantrag zu die-
        ser sechsten Novelle eingebracht, in dem sie fordern,
        dass die Recyclingziele für Verpackungsabfälle in der
        Verpackungsverordnung auf das derzeit technisch Mög-
        liche erhöht werden sollen. Das ist definitiv nicht unser
        Ziel. Bei der Erhöhung der Recyclingquoten, die wir
        auch wollen, müssen wir immer auch die ökologischen,
        energetischen und finanziellen Auswirkungen mit abwä-
        gen. Vernünftige Recyclingquoten müssen sich am öko-
        logisch und am ökonomisch Sinnvollen orientieren und
        nicht nur am technisch Machbaren.
        Auch die anstehende siebte Novelle wird sicher nicht
        die letzte Überarbeitung des Systems sein. Denn das,
        was wir als Nächstes brauchen, ist ein vernünftiges
        Wertstoffgesetz. Wir wollen in Zukunft auch die Wert-
        stoffe, die in den Muffinförmchen, Kleiderbügeln, Gum-
        mienten und Blumentöpfen stecken, die bisher in der
        grauen Tonne landen, in einen Stoffkreislauf überführen,
        um wertvolle Rohstoffe und Energie einzusparen.
        Die sechste Novelle ist nun die Pflicht, die siebte ist
        dringend erforderlich, aber die Kür, da bin ich sicher,
        wird ein Wertstoffgesetz sein für mehr Ressourcenschutz
        und für mehr Verbraucherfreundlichkeit.
        Ralph Lenkert (DIE LINKE): Elf Duale Systeme,
        also Betreiberfirmen, kümmern sich um die gelbe Tonne
        für Verpackungen. Aber so wie es ist, funktioniert es
        nicht.
        Die elf Betreiber gingen 2013 davon aus, dass
        1,1 Millionen Tonnen Verpackungen in den gelben
        Tonnen und Säcken landen, denn darüber schlossen die
        Betreiberfirmen Entsorgungsverträge ab. Tatsächlich ka-
        men jedoch 2,4 Millionen Tonnen Verpackungen in den
        gelben Tonnen zusammen.
        Wie konnte denn das passieren? Ich schaue mal in un-
        sere Runde. Frau Kollegin, haben Sie nicht neulich den
        Plastikkleiderbügel, den Sie mit Ihrem neuen Mantel
        kauften, in die gelbe Tonne geworfen? Ich kann Sie be-
        ruhigen, das war richtig, aber falsch war, dass Sie die
        fünf Plastikkleiderbügel von Ikea beim Aufräumen auch
        in der gelben Tonne entsorgten – die gehörten in den
        Müll. Nur Kleiderbügel, die zusammen mit Kleidungs-
        stücken gekauft wurden, sind Verpackungen – schreibt
        die Verpackungsverordnung.
        Ein zweites Beispiel:
        Wie man weiß, essen viele von uns Männern unter-
        wegs gern mal eine Currywurst – mit Pommes. Aber wo-
        hin dann mit der Plastikschale und dem Plastikbesteck?
        Die Plastikschale darf in die gelbe Tonne, das Plastik-
        besteck jedoch nicht, das gehört in den Müll – schreibt
        die Verpackungsverordnung.
        Aber wenn Sie die Currywurst zu Hause braten und
        dann in eine Plastikschale legen, um sie draußen zu es-
        sen, dann ist die Plastikschale auch keine Verpackung
        und gehört in den Müll und auf keinen Fall in die gelbe
        Tonne – schreibt die Verpackungsverordnung.
        Haben Sie das Prinzip verstanden, oder wird Ihnen
        unwohl? Das zweite wäre normal, nur Mülltrennerinnen
        und Mülltrenner mit Diplom sehen noch bei diesen und
        noch absurderen Regelungen durch. Ich erinnere an die
        Begründung dieser Verpackungsverordnung: EU und
        Bundesregierung wollen mehr Klarheit schaffen –
        heraus kommt Chaos, aber das ist perfekt. Ich bedanke
        mich auch für den zweckdienlichen Hinweis in dieser
        Verordnung, dass ein Schiffscontainer keine Verpackung
        ist und darum nicht in die gelbe Tonne gehört.
        Das Problem liegt woanders. Auch diese Verpa-
        ckungsverordnung lässt große Lücken. Ein Beispiel:
        Ein Möbeldiscounter erklärt, dass er alle Verpackun-
        gen selbst einsammelt. Deshalb braucht er keinen
        Entsorgungsvertrag mit einem der elf Betreiberfirmen
        abzuschließen. Bei ausgelieferten Möbelstücken nehmen
        die Monteure Folien, Schaumpolysterol und Luftpolster
        mit. Aber die vielen Selbstabholer schaffen die Verpa-
        ckungen einfach nicht zum Discounter, sondern werfen
        alles in die gelbe Tonne. Wer bezahlt das dann? Der Dis-
        counter nicht, und die elf Betreiberfirmen streiten sich
        dann um jeden Cent bis vor Gericht, und am Ende blei-
        ben Kommunen und kleine Dienstleister auf den Kosten
        sitzen. Dieses untaugliche System kann man aus Sicht
        der Linken nicht verbessern, man muss es abschaffen.
        Die Linke will, dass Verpackungen und Rohstoffe gut
        erfasst werden, dass jeder das Sammelsystem auch ver-
        stehen kann, dass dieses System Verschwendung bei
        Verpackungen bestraft und Recycling unterstützt, dass
        Verbraucherinnen und Verbraucher stoffgleiche oder so-
        gar identische Produkte über die gelbe Tonne entsorgen
        können. Deshalb will die Linke eine Verpackungsver-
        ordnung, die funktioniert.
        Erstens: Statt aufwendiger Lizenzierungen werden
        Verpackungsabgaben eingeführt – das vermindert den
        Betrug.
        Zweitens: Statt Scheinwettbewerb zwischen Dualen
        Systemen setzen wir auf kommunale Erfassungssysteme –
        das spart Doppelstrukturen.
        1890 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014
        (A) (C)
        (D)(B)
        Drittens setzen wir auf Positivlisten bei Verpackungs-
        materialien und auch bei Verpackungsgrößen – das er-
        leichtert das Recycling.
        Arbeiten wir gemeinsam an besseren Lösungen, statt
        an dieser vorgeschlagenen Verordnung Zeit und Arbeits-
        kraft zu verschwenden. Die Dualen Systeme sind ein
        totes Pferd, das niemand mehr reiten kann.
        Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Was
        bewegt aktuell die Verpackungs- und Recyclingbranche?
        Es geht um die Zukunft und die aktuellen Probleme der
        Dualen Systeme, es geht um Recyclingquoten, die weit
        hinter dem technisch Machbaren zurückbleiben. Es geht
        um Planungs- und Investitionssicherheit für Kommunen,
        private Entsorger und Verwerter.
        Und was legt die Bundesregierung uns heute vor?
        Eine „Strafarbeit“, weil die letzte Bundesregierung es
        über Jahre trotz vielfacher Ankündigungen nicht fertig-
        gebracht hat, EU-Recht in deutsches Recht umzusetzen.
        Diese „Strafarbeit“ regelt nun nicht etwa die anstehen-
        den Zukunftsfragen, sondern so wichtige Themen wie:
        a) dass Teebeutel, Seecontainer und Grablichter nicht als
        Verpackung gelten, b) Wimperntuschebürsten als Be-
        standteil des Packungsverschlusses dagegen schon.
        Dagegen haben wir im Prinzip gar nichts einzuwen-
        den. Es fehlen aber einige weitere Änderungen. Dazu
        zählen einfache Anpassungen, um Fehler der jetzigen
        Verpackungsverordnung aufzufangen, und einige we-
        sentlichere Änderungen.
        Kurz zu den offensichtlichen Fehlern der Verpa-
        ckungsverordnung, die auch keiner bestreitet: die Aus-
        nahmen von der Lizensierung von Verpackungen – die
        sogenannten Branchenlösungen und Eigenrücknahmen.
        Eigentlich war es Ziel dieser Ausnahmen, die direkte
        Produktverantwortung zu stärken, also zu fördern, dass
        sich Hersteller und Handel selber um das Recycling ihrer
        Verpackungen kümmern, anstatt sich über Lizenzgebüh-
        ren „freizukaufen“. Darum sollte es eigentlich gehen.
        Was inzwischen aber passiert, sind Ausweichmanö-
        ver, um sich um die Lizenzabgaben zu drücken. Bei den
        Eigenrücknahmemengen kann nicht kontrolliert wer-
        den, ob diese Verpackungen tatsächlich in den Läden zu-
        rückgenommen werden oder ob sie nicht doch in der gel-
        ben Tonne landen. Missbrauch und Trittbrettfahrertum
        konterkarieren den eigentlichen Sinn der Ausnahmen.
        Wir haben daher weitere Änderungen der Verpa-
        ckungsverordnung vorgeschlagen, um diese negativen
        Entwicklungen einzudämmen. Auch das Umweltminis-
        terium hat diese Vorschläge für gut befunden. Aber an-
        statt sie in der sechsten Novelle noch aufzunehmen,
        wurde bereits eine siebte Novelle der Verpackungsver-
        ordnung auf den Weg gebracht. Dieses Verfahren er-
        schließt sich uns nicht. Die Zeit drängt. Die in der sieb-
        ten Novelle enthaltenen Änderungen sollten hier in der
        sechsten Novelle bereits drin sein. Dieses haben wir im
        Umweltausschuss durch einen Änderungsantrag einge-
        bracht. Dieser wurde aber von den Regierungsfraktionen
        abgelehnt. Wir fragen uns: Warum? Denn diese Ableh-
        nung ergibt überhaupt keinen Sinn. Sie verzögern nur
        das Verfahren der Umsetzung dieser wichtigen Änderun-
        gen.
        Darüber hinaus müssten noch einige weitere Punkte
        angegangen werden. In der Verpackungsentsorgung gibt
        es seit nunmehr neun Jahren Stillstand. Die jetzige No-
        velle ist halbherzig.
        Unsere Vorschläge für eine neue Verpackungsentsor-
        gung: Die Recyclingquoten für Verpackungen müssen
        deutlich angehoben und dynamisch ausgestaltet werden.
        Eine Erhöhung des Recyclingzieles von derzeit 36 auf
        mindestens 60 Prozent ist für Plastik sofort machbar. Für
        uns ist dies ein absolutes Minimum, und es ginge pro-
        blemlos auch nach Aussagen der Recyclingbranche.
        Dies gäbe Investitionssicherheit für neue moderne Recy-
        clinganlagen und leistete einen wichtigen Beitrag zum
        Erreichen unserer Klimaziele. Die Recyclingquoten
        müssten sich zudem automatisch nach oben anpassen,
        wenn sich noch bessere Recyclingverfahren durchset-
        zen. Die besten Ergebnisse vom Vorjahr sollten jeweils
        für das nächste Jahr zugrunde gelegt werden.
        Außerdem: Die letzte Bundesregierung hat ein unzu-
        reichendes Abfallvermeidungsprogramm vorgelegt, wel-
        ches bis heute in den Kommunen nahezu unbekannt ist.
        Warum wird das Abfallvermeidungsziel hier nicht kon-
        kret gefasst? Überdimensionierte und überflüssige Ver-
        packungen müssen verhindert werden.
        Dies alles sind Punkte, die verbal auch von dieser und
        der Vorgängerregierung unterstützt wurden und werden.
        Da wir der Regierung gerne bei der Umsetzung helfen
        wollen, bitten wir um Unterstützung aus diesem Hause
        für unseren Entschließungsantrag, der gleich zur Ab-
        stimmung stehen wird.
        23. Sitzung
        Inhaltsverzeichnis
        ZP 2 Regierungserklärung zum Europäischen Rat
        TOP 4 Jahresbericht 2013 des Wehrbeauftragten
        TOP 5 Haftpflichtproblematik bei Hebammen
        TOP 19, ZP 3 Überweisungen im vereinfachten Verfahren
        TOP 20 Abschließende Beratungen ohne Aussprache
        ZP 4 Wahl eines Gremiums
        ZP 7 u. 8 Entscheidungen in Immunitätsangelegenheiten
        ZP 5 Einsetzung eines Untersuchungsausschusses (NSA)
        TOP 6 Adoption durch Lebenspartner
        TOP 7 Bundeswehreinsatz EUTM Somalia
        TOP 8 Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst
        TOP 11, ZP 6 Kommission zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr
        TOP 10 Bergbaurecht
        TOP 13 Änderung der Verpackungsverordnung
        TOP 12 NATO-Bündnisfall
        TOP 14 Aufnahme syrischer Flüchtlinge
        Anlagen