Plenarprotokoll 18/20
Deutscher Bundestag
Stenografischer Bericht
20. Sitzung
Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014
I n h a l t :
Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord-
neten Dr. Herlind Gundelach, Dr. Franz
Josef Jung und Katharina Landgraf . . . . . 1517 A
Wahl der Abgeordneten Christina
Kampmann, Michelle Müntefering und
Gerold Reichenbach als Mitglieder für den
Beirat der Stiftung Datenschutz . . . . . . . . . . 1517 B
Erweiterung und Abwicklung der Tagesord-
nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1517 B
Absetzung der Tagesordnungspunkte 6 und 14 a 1518 B
Tagesordnungspunkt 3:
Abgabe einer Regierungserklärung durch die
Bundeskanzlerin: zum Treffen der Staats-
und Regierungschefs der Europäischen
Union zur Lage in der Ukraine am 6. März
2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1518 B
Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 1518 C
Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 1522 A
Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 1525 A
Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1527 B
Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 1528 D
Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1530 B
Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1530 D
Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . 1531 D
Dr. h. c. Gernot Erler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 1533 C
Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . 1534 D
Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 1536 D
Franz Thönnes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1537 A
Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 1538 D
Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1539 D
Tagesordnungspunkt 4:
Antrag der Abgeordneten Oliver Krischer,
Annalena Baerbock, Bärbel Höhn, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN: Die Energiewende
europäisch verankern
Drucksache 18/777 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1541 A
Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1541 B
Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1542 D
Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1543 B
Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1544 B
Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 1545 D
Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 1546 D
Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1548 A
Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1549 B
Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1550 A
Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . 1551 A
Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 1552 A
Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 1552 D
Dirk Becker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1553 D
Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 1555 C
Inhaltsverzeichnis
II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014
Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1556 B
Dr. Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1558 B
Dr. Herlind Gundelach (CDU/CSU) . . . . . . . 1559 C
Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1561 D
Tagesordnungspunkt 5:
a) Antrag der Abgeordneten Dr. Joachim
Pfeiffer, Hansjörg Durz, Axel Knoerig,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU sowie der Abgeordneten
Wolfgang Tiefensee, Lars Klingbeil,
Matthias Ilgen, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der SPD: Technologie-,
Innovations- und Gründungsstandort
Deutschland stärken – Potenziale der
Digitalen Wirtschaft für Wachstum und
nachhaltige Beschäftigung ausschöpfen
und digitale Infrastruktur ausbauen
Drucksache 18/764 (neu). . . . . . . . . . . . . . 1563 B
b) Antrag der Abgeordneten Halina
Wawzyniak, Herbert Behrens, Dr. Petra
Sitte, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion DIE LINKE: Digitale Gründungen
unterstützen – Zukunftsfähige Rah-
menbedingungen für die digitale Wirt-
schaft schaffen
Drucksache 18/771 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1563 C
Brigitte Zypries, Parl. Staatssekretärin
BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1563 D
Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 1564 D
Axel Knoerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 1565 C
Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1567 A
Christian Flisek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1568 A
Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . 1569 A
Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1570 A
Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1571 C
Nadine Schön (St. Wendel)
(CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1572 C
Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1574 B
Thomas Viesehon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 1575 C
Tagesordnungspunkt 14:
b) Antrag der Abgeordneten Halina
Wawzyniak, Jan Korte, Matthias W.
Birkwald, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion DIE LINKE: Parteispenden von
Unternehmen und Wirtschaftsverbän-
den verbieten, Parteispenden natürli-
cher Personen begrenzen
Drucksache 18/301 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1577 B
Zusatztagesordnungspunkt 2:
Antrag der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl,
Annalena Baerbock, Bärbel Höhn, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN: Für mehr Transpa-
renz in der Internationalen Atomenergie-
Organisation
Drucksache 18/772 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1577 B
Tagesordnungspunkt 15:
a) Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD,
DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN: Erneute Überweisung von
Vorlagen aus früheren Wahlperioden
Drucksache 18/770 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1577 C
b)–h)
Beratung der Beschlussempfehlungen des
Petitionsausschusses: Sammelübersichten
14, 15, 16, 17, 18, 19 und 20 zu Petitionen
Drucksachen 18/594, 18/595, 18/596,
18/597, 18/598, 18/599, 18/600 . . . . . . . . 1577 C
Tagesordnungspunkt 8:
Erste Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu
dem Abkommen vom 8. April 2013 zwi-
schen der Bundesrepublik Deutschland
und der Republik Östlich des Uruguay
über Soziale Sicherheit
Drucksache 18/272 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1578 B
Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . 1578 C
Azize Tank (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 1579 C
Dr. Martin Pätzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 1580 A
Markus Kurth (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1581 A
Michael Gerdes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1582 A
Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 1582 D
Gabriele Schmidt (Ühlingen)
(CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1584 A
Tagesordnungspunkt 7:
Antrag der Abgeordneten Susanna
Karawanskij, Klaus Ernst, Dr. Dietmar
Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion DIE LINKE: Den Grauen Kapital-
markt durchgreifend regulieren
Drucksache 18/769 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1584 D
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014 III
Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 1585 A
Dr. Frank Steffel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 1586 B
Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1587 C
Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 1588 C
Alexander Radwan (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 1589 D
Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1591 A
Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1592 C
Tagesordnungspunkt 9:
Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
schusses für Ernährung und Landwirtschaft
zu dem Antrag der Abgeordneten Harald
Ebner, Renate Künast, Nicole Maisch, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN: zu dem Vorschlag
für eine Richtlinie des Europäischen Parla-
ments und des Rates zur Änderung der
Richtlinie 2001/110/EG des Rates über Ho-
nig – KOM(2012) 530 endg.; Ratsdok.
13957/12 – hier: Stellungnahme gegenüber
der Bundesregierung gemäß Artikel 23 Ab-
satz 3 des Grundgesetzes – Wahlfreiheit für
Verbraucherinnen und Verbraucher her-
stellen – Honig mit gentechnisch veränder-
ten Bestandteilen kennzeichnen
Drucksachen 18/578, 18/792 . . . . . . . . . . . . . 1593 C
Kees de Vries (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 1593 D
Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 1594 C
Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 1595 D
Harald Ebner (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1597 A
Alois Rainer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 1598 B
Rita Hagl-Kehl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1599 D
Namentliche Abstimmung. . . . . . . . . . . . . . . . 1601 B
Ergebnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1603 A
Tagesordnungspunkt 10:
a) Antrag der Abgeordneten Jan van Aken,
Wolfgang Gehrcke, Christine Buchholz,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion
DIE LINKE: Waffenexporte in die
Golfregion verbieten
Drucksache 18/768 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1601 C
b) Unterrichtung durch die Bundesregierung:
Bericht der Bundesregierung über ihre
Exportpolitik für konventionelle Rüs-
tungsgüter im Jahr 2012: (Rüstungs-
exportbericht 2012)
Drucksache 18/105 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1601 C
in Verbindung mit
Zusatztagesordnungspunkt 3:
Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
schusses für Wirtschaft und Energie zu dem
Antrag der Abgeordneten Agnieszka Brugger,
Katja Keul, Omid Nouripour, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN: Keine Rüstungsexporte nach
Saudi-Arabien
Drucksachen 18/576, 18/793 . . . . . . . . . . . . . 1601 D
Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 1602 A
Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1605 B
Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 1606 A
Katja Keul (BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1608 A
Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1609 D
Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . 1610 C
Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1611 C
Dr. Ute Finckh-Krämer (SPD) . . . . . . . . . . . . 1613 B
Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1614 D
Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1614 B/D
Anlage 1
Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1615 A
Anlage 2
Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten
Armin Schuster (Weil am Rhein) und Steffen
Bilger (beide CDU/CSU) zur namentlichen
Abstimmung über die Beschlussempfehlung
des Ausschusses für Ernährung und Landwirt-
schaft zu dem Antrag der Abgeordneten
Harald Ebner, Renate Künast, Nicole Maisch,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem Vor-
schlag für eine Richtlinie des Europäischen
Parlaments und des Rates zur Änderung der
Richtlinie 2001/110/EG des Rates über Honig
– KOM(2012) 530 endg.; Ratsdok. 13957/12 –
hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesre-
gierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des
Grundgesetzes: Wahlfreiheit für Verbrauche-
rinnen und Verbraucher herstellen – Honig
mit gentechnisch veränderten Bestandteilen
kennzeichnen (Tagesordnungspunkt 9). . . . . . 1615 D
IV Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014
Anlage 3
Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten
Udo Schiefner und Kirsten Lühmann (beide
SPD) zur namentlichen Abstimmung über die
Beschlussempfehlung des Ausschusses für
Ernährung und Landwirtschaft zu dem Antrag
der Abgeordneten Harald Ebner, Renate
Künast, Nicole Maisch, weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN zu dem Vorschlag für eine Richtlinie des
Europäischen Parlaments und des Rates zur
Änderung der Richtlinie 2001/110/EG des
Rates über Honig – KOM(2012) 530 endg.;
Ratsdok. 13957/12 – hier: Stellungnahme ge-
genüber der Bundesregierung gemäß Arti-
kel 23 Absaz 3 des Grundgesetzes: Wahlfrei-
heit für Verbraucherinnen und Verbraucher
herstellen – Honig mit gentechnisch veränder-
ten Bestandteilen kennzeichnen (Tagesord-
nungspunkt 9) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1616 B
Anlage 4
Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen
Abstimmung über die Beschlussempfehlung
des Ausschusses für Ernährung und Landwirt-
schaft zu dem Antrag der Abgeordneten
Harald Ebner, Renate Künast, Nicole Maisch,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem Vor-
schlag für eine Richtlinie des Europäischen
Parlaments und des Rates zur Änderung der
Richtlinie 2001/110/EG des Rates über Honig
– KOM(2012) 530 endg.; Ratsdok. 13957/12 –
hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesre-
gierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des
Grundgesetzes: Wahlfreiheit für Verbrauche-
rinnen und Verbraucher herstellen – Honig
mit gentechnisch veränderten Bestandteilen
kennzeichnen (Tageordnungspunkt 9) . . . . . . 1616 D
Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1617 A
Hubert Hüppe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1617 B
Hans-Georg von der Marwitz
(CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1617 D
Stephan Mayer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1618 A
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014 1517
(A) (C)
(D)(B)
20. Sitzung
Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014
Beginn: 9.01 Uhr
Berichtigung
19. Sitzung, Seite 1459 B, letzter Absatz, zweiter Satz
ist wie folgt zu lesen: „Das betrifft Käse, andere Milch-
produkte und Fleisch.“
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014 1615
(A) (C)
(B)
Anlagen zum Stenografischen Bericht
Anlage 1
Liste der entschuldigten Abgeordneten
(D)
Abgeordnete(r)
entschuldigt bis
einschließlich
van Aken, Jan DIE LINKE 13.03.2014
Alpers, Agnes DIE LINKE 13.03.2014
Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
13.03.2014
Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
13.03.2014
Bätzing-Lichtenthäler,
Sabine
SPD 13.03.2014
Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 13.03.2014
Bülow, Marco SPD 13.03.2014
Dağdelen, Sevim DIE LINKE 13.03.2014
Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
13.03.2014
Ernst, Klaus DIE LINKE 13.03.2014
Freese, Ulrich SPD 13.03.2014
FDr. reudenstein, Astrid CDU/CSU 13.03.2014
Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 13.03.2014
Gehring, Kai BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
13.03.2014
Gohlke, Nicole DIE LINKE 13.03.2014
Heller, Uda CDU/CSU 13.03.2014
Krichbaum, Gunther CDU/CSU 13.03.2014
Kunert, Katrin DIE LINKE 13.03.2014
Lämmel, Andreas G. CDU/CSU 13.03.2014
Lanzinger, Barbara CDU/CSU 13.03.2014
Dr. Lenz, Andreas CDU/CSU 13.03.2014
Ludwig, Daniela CDU/CSU 13.03.2014
Lutze, Thomas DIE LINKE 13.03.2014
Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
13.03.2014
Anlage 2
Erklärung nach § 31 GO
der Abgeordneten Armin Schuster und Steffen
Bilger (beide CDU/CSU) zur namentlichen Ab-
stimmung über die Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Ernährung und Landwirt-
schaft zu dem Antrag der Abgeordneten Harald
Ebner, Renate Künast, Nicole Maisch, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN zu dem Vorschlag für eine Richt-
linie des Europäischen Parlaments und des Rates
zur Änderung der Richtlinie 2001/110/EG des
Rates über Honig – KOM(2012) 530 endg.; Rats-
dok. 13957/12 – hier: Stellungnahme gegenüber
der Bundesregierung gemäß Artikel 23 Absatz 3
des Grundgesetzes: Wahlfreiheit für Verbrau-
cherinnen und Verbraucher herstellen – Honig
mit gentechnisch veränderten Bestandteilen
kennzeichnen (Tagesordnungspunkt 9)
Der heute zur Beratung vorliegenden Beschlussemp-
fehlung zum Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
nen können wir in der vorliegenden Form nicht zustim-
men.
Unsere Position in der Sache erklären wir wie folgt:
Wir haben die Haltung der Bundesregierung im Euro-
päischen Rat, nicht gegen die Zulassung der gentech-
Mortler, Marlene CDU/CSU 13.03.2014
Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 13.03.2014
Röspel, René SPD 13.03.2014
Rüthrich, Susann SPD 13.03.2014
Schieder (Schwandorf),
Marianne
SPD 13.03.2014
Schlecht, Michael DIE LINKE 13.03.2014
Stritzl, Thomas CDU/CSU 13.03.2014
Strothmann, Lena CDU/CSU 13.03.2014
Walter-Rosenheimer,
Beate
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
13.03.2014
Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 13.03.2014
Abgeordnete(r)
entschuldigt bis
einschließlich
Anlagen
1616 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014
(A) (C)
(D)(B)
nisch veränderten Maissorte 1507 zu stimmen, gestützt,
und den anderslautenden Antrag der Grünen im Deut-
schen Bundestag abgelehnt. In den Mitgliedsländern der
Europäischen Union und in manchen deutschen Bundes-
ländern gibt es ein uneinheitliches Meinungsbild zur
Anwendung gentechnisch veränderten Saatgutes, viele
Mitgliedstaaten wollen den Anbau gestatten. Auch wenn
wir dem Anbau dieses Saatguts nicht zustimmen, sind
wir prinzipiell gegen eine Bevormundung von oben und
für regionale und nationale Wahlmöglichkeiten im Sinne
des Subsidiaritätsprinzips. Deshalb setzen wir uns
ausdrücklich für eine Opt-out-Klausel – Möglichkeit
regionaler Anbauverbote in einem Bundesland – und
insbesondere für die klare Kennzeichnung von Lebens-
mitteln ein.
Wir unterstützen nachdrücklich und uneingeschränkt
die Bestrebungen der Bundesregierung, die Bürgerinnen
und Bürger vor dem ungewollten Kauf oder Verzehr von
Produkten mit Gentechnik zu schützen. Darum wurde
unter anderem durch die unionsgeführte Bundesregie-
rung in der 17. Legislaturperiode ein Ohne-Gentechnik-
Logo eingeführt. Damit können die Verbraucherinnen
und Verbraucher Lebensmittel erkennen, die im Produk-
tionsprozess ohne Gentechnik auskommen. Außerdem
ist es das Ziel der Großen Koalition, dass künftig ver-
pflichtend auch die Lebensmittel gekennzeichnet werden
müssen, die mithilfe gentechnischer Verfahren erzeugt
worden sind. Nur so wird eine umfassende Wahlfreiheit
sichergestellt.
Bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln setzen wir
uns dafür ein, dass keine Kompromisse gemacht werden.
Da über die heute diskutierte Richtlinie – Richtlinie
2001/101/EG, Honigrichtlinie – noch auf EU-Ebene ver-
handelt wird, enthalten wir uns. Wir sehen immer noch
Chancen, dass sich die Europäische Union zu einer kla-
ren Kennzeichnungspflicht entscheidet.
Anlage 3
Erklärung nach § 31 GO
der Abgeordneten Udo Schiefner und Kirsten
Lühmann (beide SPD) zur namentlichen Ab-
stimmung über die Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Ernährung und Landwirt-
schaft zu dem Antrag der Abgeordneten Harald
Ebner, Renate Künast, Nicole Maisch, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN zu dem Vorschlag für eine
Richtlinie des Europäischen Parlaments und
des Rates zur Änderung der Richtlinie 2001/
110/EG des Rates über Honig – KOM(2012) 530
endg.; Ratsdok. 13957/12 – hier: Stellungnahme
gegenüber der Bundesregierung gemäß Arti-
kel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes: Wahlfreiheit
für Verbraucherinnen und Verbraucher her-
stellen – Honig mit gentechnisch veränderten
Bestandteilen kennzeichnen (Tagesordnungs-
punkt 9)
Der oben genannte Antrag ist nicht sachgerecht und
berücksichtigt nicht den Verfahrensstand der EU. Da das
beschriebene Problem so nicht gelöst werden kann,
lehne ich ihn ab.
Mit dem Antrag der Grünen wird die Bundesregierung
aufgefordert, sich in den Trilog-Verhandlungen – Beratun-
gen zwischen Europäischem Parlament, Rat und Kommis-
sion – für die Kennzeichnungspflicht für Honig mit genver-
änderten Pollen einzusetzen oder zumindest zu verhindern,
dass Pollen als „natürlicher Bestandteil von Honig“ defi-
niert werden. Anderenfalls soll der Vorschlag zur Ände-
rung der EU-Honigrichtlinie abgelehnt werden.
Die Trilogverhandlungen sind jedoch bereits abge-
schlossen. Zudem hat das Europäische Parlament schon
im Vorfeld beschlossen, dass Pollen als natürlicher Be-
standteil von Honig definiert werden und nicht als Zutat.
Durch diesen Beschluss greift die Kennzeichnungs-
pflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel hier
nicht, selbst wenn Bienen teilweise Pollen von gentech-
nisch veränderten Pflanzen in den Honig eintragen.
Um diese unerwünschten Auswirkungen des oben ge-
nannten Beschlusses zu unterbinden sowie grundsätzli-
che Verbesserungen bei Schutz und Transparenz in Sa-
chen grüner Gentechnik zu erreichen, müssen wir an
anderer Stelle ansetzen. Einen entsprechenden Antrag
für eine „EU-weite Kennzeichnungspflicht für Erzeug-
nisse von Tieren, die mit gentechnisch veränderten
Pflanzen gefüttert wurden“ beraten wir derzeit mit CDU
und CSU.
Darin fordern wir – entsprechend unserem Koali-
tionsvertrag – eine EU-Kennzeichnungspflicht für Er-
zeugnisse von Tieren, die mit gentechnisch veränderten
Pflanzen gefüttert würden. Ebenso beanspruchen wir
klare Kriterien für die Ohne-Gentechnik-Kennzeichnung
bei Imkereiprodukten. Zudem wollen wir bundesweit
einheitliche Regelungen für den Schutz der Imkereien
vor gentechnischen Verunreinigungen ihres Honigs. Die
Bundesländer sollen dabei die Möglichkeit haben, Rege-
lungen festzulegen, die über die in der Gentechnik-
Pflanzenerzeugungsverordnung festgelegten Vorgaben
hinaus gehen – wie zum Beispiel größere Mindestab-
stände zum Schutz vor gentechnischen Verunreinigun-
gen. Damit erzielen wir dann auch die gewünschte Wir-
kung.
Anlage 4
Erklärungen nach § 31 GO
zur namentlichen Abstimmung über die Be-
schlussempfehlung des Ausschusses für Ernäh-
rung und Landwirtschaft zu dem Antrag der
Abgeordneten Harald Ebner, Renate Künast,
Nicole Maisch, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem
Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen
Parlaments und des Rates zur Änderung der
Richtlinie 2001/110/EG des Rates über Honig
– KOM(2012) 530 endg.; Ratsdok. 13957/12 –
hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesre-
gierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grund-
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014 1617
(A) (C)
(D)(B)
gesetzes: Wahlfreiheit für Verbraucherinnen
und Verbraucher herstellen – Honig mit gen-
technisch veränderten Bestandteilen kennzeich-
nen (Tageordnungspunkt 9)
Josef Göppel (CDU/CSU): Der Europäische Ge-
richtshof urteilte in der Rechtssache C-442/09 am
6. September 2011, dass Honig mit Pollen gentechnisch
veränderter Pflanzen der Kennzeichnungs- und Zulas-
sungspflicht unterliegt. Das gelte unabhängig vom An-
teil des gentechnisch veränderten Materials in dem frag-
lichen Erzeugnis. Pollen seien normale Bestandteile des
Honigs und deshalb als Zutat einzustufen.
Die EU-Kommission arbeitet dagegen seit längerer Zeit
an einer Änderung der Honigrichtlinie 2001/110/EC und
2012/0260 COD. In Art. 2 soll eine neue Ziffer 5 ange-
fügt werden, wonach Pollen als natürlicher Bestandteil
des Honigs nicht als Zutat betrachtet werden können.
Deswegen seien Honigerzeugnisse mit gentechnisch ver-
änderten Proteinen oder Spuren gentechnisch veränder-
ter Pflanzen auch nicht besonders zu kennzeichnen oder
zuzulassen.
In einem informellen Trilog am 7. März 2014 wurde
allerdings zusätzlich vorgeschlagen, die Zulassungsbe-
freiung nur solchen Honigerzeugnissen zu gewähren, die
weniger als 0,9 Prozent gentechnisch veränderter Pollen
enthalten.
Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments
hat seine Stellungnahme zum Trilog-Vorschlag nun am
19. März 2014 unter Punkt acht auf der Tagesordnung.
Das Verfahren auf EU-Ebene ist also entgegen anders-
lautenden Meinungen nicht abgeschlossen.
Deswegen stimme ich dem Antrag zur Kennzeich-
nung von Honig mit gentechnisch veränderten Bestand-
teilen – Drucksache 18/578 – zu. Der Antrag ist ein
wichtiger Schritt zu der im Koalitionsvertrag geforderten
„Wahrheit und Klarheit“ für Verbraucher. Der Versuch,
ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs durch bloße
Definitionsänderungen zu umgehen, wird weitere
Rechtsstreitigkeiten hervorrufen, die wohl mit dem glei-
chen Urteil enden.
Das Vertrauen der Bevölkerung kann nur durch volle
Transparenz erhalten werden.
Hubert Hüppe (CDU/CSU): Obwohl ich am 30. Ja-
nuar 2014 entgegen der Mehrheit der Koalitionsfraktio-
nen einem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
zum Inverkehrbringen eines genetisch veränderten, ge-
gen bestimmte Lepidopteren resistenten Maisprodukts
– Zes mays L. Linie 1507 – zugestimmt habe, stimme
ich im heutigen speziellen Fall dem Antrag zur Ände-
rung der Richtlinie 2001/110/EG in der vorliegenden
Form nicht zu. Dies ist nicht, weil ich inhaltlich anderer
Meinung bin, sondern weil ich glaube, dass sich der
Antrag an den falschen Adressaten richtet. Meine Posi-
tion in der Sache erkläre ich wie folgt:
Der Europäische Gerichtshof urteilte in der Rechts-
sache C-442/09 am 6. September 2011, dass Honig mit
Pollen gentechnisch veränderter Pflanzen der Kenn-
zeichnungs- und Zulassungspflicht unterliegt. Das gelte
unabhängig vom Anteil des gentechnisch veränderten
Materials in dem fraglichen Erzeugnis. Pollen seien
normale Bestandteile des Honigs und deshalb als Zutat
einzustufen.
Die EU-Kommission arbeitet dagegen seit längerer
Zeit an einer Änderung der Honigrichtlinie 2001/110/EC
und 2012/0260 COD. In Art. 2 soll eine neue Ziffer 5 an-
gefügt werden, wonach Pollen als natürlicher Bestand-
teil des Honigs nicht als Zutat betrachtet werden können.
Deswegen seien Honigerzeugnisse mit gentechnisch ver-
änderten Proteinen oder Spuren gentechnisch veränder-
ter Pflanzen auch nicht besonders zu kennzeichnen oder
zuzulassen. In einem informellen Trilog am 7. März
2014 wurde allerdings zusätzlich vorgeschlagen, diese
Zulassungsbefreiung nur solchen Honigerzeugnissen zu
gewähren, die weniger als 0,9 Prozent gentechnisch ver-
änderter Pollen enthalten.
Ich sehe den Versuch, ein Urteil des Europäischen
Gerichtshofs durch Definitionsänderungen zu umgehen,
kritisch, auch wenn dadurch zusätzliche Kennzeich-
nungspflichten, hohe Analysekosten und bürokratischer
Kontrollaufwand vermieden werden. Dies kann weitere
Rechtsstreitigkeiten hervorrufen, durch die die geplante
Änderung der Richtlinie letztendlich für unwirksam er-
klärt werden könnte. Außerdem stehe ich klar hinter dem
im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD verein-
barten Ziel der transparenten Kennzeichnung von
Lebensmitteln und die Umsetzung des Anspruchs der
Verbraucher nach „Wahrheit und Klarheit“.
Allerdings wurde im Trilog-Verfahren zwischen
Parlament, Kommission und Rat bereits eine Einigung
erzielt; die offiziellen Abstimmungen im Umweltaus-
schuss und im Parlament zur Änderung der Richtlinie
2001/110/EC werden zeitnah erfolgen. Der Antrag der
Grünen läuft somit ins Leere und dient eher parteipoliti-
schen Zwecken.
Am Zuge sind nun die EU-Parlamentarier, nicht die
Bundesregierung. Möglich ist eine Verschiebung der
Entscheidung zur Änderung der Richtlinie auf nach den
Europawahlen im Mai. Dann bleibt mehr Zeit für fachli-
che Diskussion und Klärung des komplexen Sachver-
halts, beispielsweise ob es überhaupt eine Analyseme-
thode gibt, mit der zuverlässig festgestellt werden kann,
ob der im Gentechnikrecht festgelegte Kennzeichnungs-
schwellenwert von 0,9 Prozent gentechnisch veränderter
Pollen am Gesamtpollen überschritten wird und ob mög-
licherweise Regeln der Welthandelsorganisation durch
eine Einstufung von Pollen als Zutat zu Honig gebro-
chen werden.
Hans-Georg von der Marwitz (CDU/CSU): Am
6. September 2011 hat der Europäische Gerichtshof in der
Rechtssache C-442/09 entschieden, dass Pollen, im Sinne
von Art. 2 Nr. 13 der Verordnung Nr. 1829/2003 und
Art. 6 Abs. 4 Buchst, a der Richtlinie 2000/13, als Zutat
im Honig einzustufen sind. Die EU-Kommission möchte
nun durch eine Änderung der Honigrichtlinie erreichen,
dass Pollen als natürlicher Bestandteil von Honig defi-
niert wird.
1618 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014
(A) (C)
(D)(B)
Der Antrag der Grünen verfolgt das Ziel, dass sich die
Bundesregierung in den Trilogverhandlungen für eine
Kennzeichnungspflicht von gentechnisch verändertem
Pollen in Honig einsetzt. Der Umweltausschuss des Eu-
ropäischen Parlaments wird am 19. März 2014 über ei-
nen Kompromissentwurf abstimmen. In der Folge müs-
sen EP und Ministerrat diesem Kompromissentwurf
noch zustimmen. Insofern sehe ich nach wie vor die
Möglichkeit für die Bundesregierung, Einfluss auf den
Entscheidungsprozess in Richtung Kennzeichnung von
gentechnisch verändertem Pollen zu nehmen.
Es ist nicht einzusehen, weshalb durch die Änderung
der Honigrichtlinie ein Urteil des Europäischen Ge-
richtshofs umgangen werden soll. Diese Vorgehensweise
schafft weder Klarheit für den Verbraucher, noch dient
sie den Imkern. Sie ist nichts anderes als ein Umge-
hungstatbestand, der allein dem Ziel dient, gentechnisch
veränderte Bestandteile des Honigs nicht deklarieren zu
müssen. Deshalb werde ich dem Antrag von Bündnis 90/
Die Grünen auf Drucksache 18/578 zustimmen.
Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU): Dem heute
zur Beratung vorliegenden Antrag der Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen kann ich in der vorliegenden Form
nicht zustimmen.
Meine Position in der Sache erkläre ich wie folgt:
Ich sehe überhaupt keine Notwendigkeit für die
Verwendung von gentechnisch verändertem Saatgut in
der Landwirtschaft in Deutschland und insbesondere in
der kleinteiligen bäuerlichen Landwirtschaft in Bayern.
Außerdem erkenne ich den ausdrücklichen Wunsch an,
sowohl der Verbraucherinnen und Verbraucher als auch
der Erzeuger, das heißt der Landwirte, in Deutschland,
auf die Verwendung von Gentechnik bei der Nahrungs-
mittelherstellung in unserem Land vollständig und un-
eingeschränkt zu verzichten.
Daher unterstütze ich nachdrücklich und uneinge-
schränkt die Bestrebungen der Bundesregierung, die
Bürgerinnen und Bürger vor dem ungewollten Kauf oder
Verzehr von Produkten mit Gentechnik zu schützen.
Darum wurde unter anderem durch die unionsgeführte
Bundesregierung in der 17. Legislaturperiode ein Ohne-
Gentechnik-Logo eingeführt. Damit können die Ver-
braucherinnen und Verbraucher Lebensmittel erkennen,
die im Produktionsprozess ohne Gentechnik auskom-
men. Außerdem ist es das Ziel der Großen Koalition,
dass künftig verpflichtend auch die Lebensmittel ge-
kennzeichnet werden müssen, die mithilfe gentechni-
scher Verfahren erzeugt worden sind. Nur so wird eine
umfassende Wahlfreiheit sichergestellt.
Die von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kriti-
sierte Richtlinie 2001/101/EG – Honigrichtlinie – stellt
klar, dass Pollen ein natürlicher Bestandteil von Honig
sind. Damit handelt es sich auch weiterhin um ein Mo-
noprodukt, das keines Zutatenverzeichnisses und auch
keiner Nährwertkennzeichnung bedarf. Dies ist vor al-
lem auch im Interesse der Imker.
Im Normalfall beträgt der Anteil von Pollen im Honig
0,003 Prozent. Da davon ausgegangen werden kann,
dass Bienen nicht nur gentechnisch veränderte Pollen
sammeln, liegt der Prozentteil gewöhnlich deutlich unter
0,003 Prozent.
Wären Pollen als Lebensmittelzusatz gekennzeichnet,
wie in dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
gefordert, würde noch nicht einmal die Nachweisgrenze
für zugelassene gentechnisch veränderte Bestandteile,
die derzeit nach dem strengen deutschen Gentechnikge-
setz bei 0,1 Prozent liegt, überschritten. Auch in diesem
Fall käme es zu keiner Kennzeichnung der Pollen im
Honig.
Weiterhin ist festzuhalten, dass die Anwendbarkeit
des EU-Gentechnikrechts auf Honig mit gentechnisch
veränderten Pollen nicht durch die kritisierte Richtlinie
beeinträchtigt wird. Das heißt, würde der Honig gentech-
nisch veränderte Pollen enthalten, die in der EU nicht als
Lebensmittel zugelassen sind, ist der Honig grundsätz-
lich nicht verkehrsfähig.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es sich
bei der kritisierten Honigrichtlinie keinesfalls um eine
Einführung von gentechnisch veränderten Produkten
durch die Hintertür handelt. Transparenz und Wahlfrei-
heit für die Verbraucherinnen und Verbraucher sind auch
weiterhin gewahrt.
20. Sitzung
Inhaltsverzeichnis
TOP 3 Regierungserklärung zur Lage in der Ukraine
TOP 4 Energiewende
TOP 5 Gründungsbedingungen in der digitalen Wirtschaft
TOP 14, ZP 2 Überweisungen im vereinfachten Verfahren
TOP 15 Abschließende Beratungen ohne Aussprache
TOP 8 Abkommen mit Uruguay über Soziale Sicherheit
TOP 7 Regulierung des Grauen Kapitalmarktes
TOP 9 EU-Honigrichtline (Kennzeichnung von Gen-Honig)
TOP 10, ZP 3 Waffenexporte in die Golfregion
Anlagen