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    Plenarprotokoll 18/20 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 20. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Dr. Herlind Gundelach, Dr. Franz Josef Jung und Katharina Landgraf . . . . . 1517 A Wahl der Abgeordneten Christina Kampmann, Michelle Müntefering und Gerold Reichenbach als Mitglieder für den Beirat der Stiftung Datenschutz . . . . . . . . . . 1517 B Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1517 B Absetzung der Tagesordnungspunkte 6 und 14 a 1518 B Tagesordnungspunkt 3: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin: zum Treffen der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union zur Lage in der Ukraine am 6. März 2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1518 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 1518 C Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 1522 A Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 1525 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1527 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 1528 D Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1530 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1530 D Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . 1531 D Dr. h. c. Gernot Erler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 1533 C Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . 1534 D Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 1536 D Franz Thönnes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1537 A Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 1538 D Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1539 D Tagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Oliver Krischer, Annalena Baerbock, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Die Energiewende europäisch verankern Drucksache 18/777 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1541 A Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1541 B Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1542 D Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1543 B Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1544 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 1545 D Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 1546 D Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1548 A Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1549 B Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1550 A Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . 1551 A Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 1552 A Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 1552 D Dirk Becker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1553 D Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 1555 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014 Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1556 B Dr. Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1558 B Dr. Herlind Gundelach (CDU/CSU) . . . . . . . 1559 C Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1561 D Tagesordnungspunkt 5: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Joachim Pfeiffer, Hansjörg Durz, Axel Knoerig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Wolfgang Tiefensee, Lars Klingbeil, Matthias Ilgen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Technologie-, Innovations- und Gründungsstandort Deutschland stärken – Potenziale der Digitalen Wirtschaft für Wachstum und nachhaltige Beschäftigung ausschöpfen und digitale Infrastruktur ausbauen Drucksache 18/764 (neu). . . . . . . . . . . . . . 1563 B b) Antrag der Abgeordneten Halina Wawzyniak, Herbert Behrens, Dr. Petra Sitte, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion DIE LINKE: Digitale Gründungen unterstützen – Zukunftsfähige Rah- menbedingungen für die digitale Wirt- schaft schaffen Drucksache 18/771 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1563 C Brigitte Zypries, Parl. Staatssekretärin  BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1563 D Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 1564 D Axel Knoerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 1565 C Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1567 A Christian Flisek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1568 A Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . 1569 A Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1570 A Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1571 C Nadine Schön (St. Wendel)  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1572 C Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1574 B Thomas Viesehon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 1575 C Tagesordnungspunkt 14: b) Antrag der Abgeordneten Halina Wawzyniak, Jan Korte, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Parteispenden von Unternehmen und Wirtschaftsverbän- den verbieten, Parteispenden natürli- cher Personen begrenzen Drucksache 18/301 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1577 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Annalena Baerbock, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Für mehr Transpa- renz in der Internationalen Atomenergie- Organisation  Drucksache 18/772 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1577 B Tagesordnungspunkt 15: a) Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Erneute Überweisung von Vorlagen aus früheren Wahlperioden Drucksache 18/770 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1577 C b)–h) Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 14, 15, 16, 17, 18, 19 und 20 zu Petitionen Drucksachen 18/594, 18/595, 18/596, 18/597, 18/598, 18/599, 18/600 . . . . . . . . 1577 C Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 8. April 2013 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Östlich des Uruguay über Soziale Sicherheit Drucksache 18/272 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1578 B Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . 1578 C Azize Tank (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 1579 C Dr. Martin Pätzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 1580 A Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1581 A Michael Gerdes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1582 A Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 1582 D Gabriele Schmidt (Ühlingen)  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1584 A Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Susanna Karawanskij, Klaus Ernst, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion DIE LINKE: Den Grauen Kapital- markt durchgreifend regulieren Drucksache 18/769 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1584 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014 III Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 1585 A Dr. Frank Steffel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 1586 B Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1587 C Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 1588 C Alexander Radwan (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 1589 D Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1591 A Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1592 C Tagesordnungspunkt 9: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Ernährung und Landwirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Harald Ebner, Renate Künast, Nicole Maisch, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: zu dem Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parla- ments und des Rates zur Änderung der Richtlinie 2001/110/EG des Rates über Ho- nig – KOM(2012) 530 endg.; Ratsdok. 13957/12 – hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesregierung gemäß Artikel 23 Ab- satz 3 des Grundgesetzes – Wahlfreiheit für Verbraucherinnen und Verbraucher her- stellen – Honig mit gentechnisch veränder- ten Bestandteilen kennzeichnen Drucksachen 18/578, 18/792 . . . . . . . . . . . . . 1593 C Kees de Vries (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 1593 D Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 1594 C Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 1595 D Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1597 A Alois Rainer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 1598 B Rita Hagl-Kehl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1599 D Namentliche Abstimmung. . . . . . . . . . . . . . . . 1601 B Ergebnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1603 A Tagesordnungspunkt 10: a) Antrag der Abgeordneten Jan van Aken, Wolfgang Gehrcke, Christine Buchholz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Waffenexporte in die Golfregion verbieten Drucksache 18/768 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1601 C b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über ihre Exportpolitik für konventionelle Rüs- tungsgüter im Jahr 2012: (Rüstungs- exportbericht 2012) Drucksache 18/105 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1601 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Energie zu dem Antrag der Abgeordneten Agnieszka Brugger, Katja Keul, Omid Nouripour, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Keine Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien Drucksachen 18/576, 18/793 . . . . . . . . . . . . . 1601 D Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 1602 A Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1605 B Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 1606 A Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1608 A Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1609 D Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . 1610 C Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1611 C Dr. Ute Finckh-Krämer (SPD) . . . . . . . . . . . . 1613 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1614 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1614 B/D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1615 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Armin Schuster (Weil am Rhein) und Steffen Bilger (beide CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses für Ernährung und Landwirt- schaft zu dem Antrag der Abgeordneten Harald Ebner, Renate Künast, Nicole Maisch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem Vor- schlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der Richtlinie 2001/110/EG des Rates über Honig – KOM(2012) 530 endg.; Ratsdok. 13957/12 – hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesre- gierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes: Wahlfreiheit für Verbrauche- rinnen und Verbraucher herstellen – Honig mit gentechnisch veränderten Bestandteilen kennzeichnen (Tagesordnungspunkt 9). . . . . . 1615 D IV Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014 Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Udo Schiefner und Kirsten Lühmann (beide SPD) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Harald Ebner, Renate Künast, Nicole Maisch, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN zu dem Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der Richtlinie 2001/110/EG des Rates über Honig – KOM(2012) 530 endg.; Ratsdok. 13957/12 – hier: Stellungnahme ge- genüber der Bundesregierung gemäß Arti- kel 23 Absaz 3 des Grundgesetzes: Wahlfrei- heit für Verbraucherinnen und Verbraucher herstellen – Honig mit gentechnisch veränder- ten Bestandteilen kennzeichnen (Tagesord- nungspunkt 9) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1616 B Anlage 4 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses für Ernährung und Landwirt- schaft zu dem Antrag der Abgeordneten Harald Ebner, Renate Künast, Nicole Maisch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem Vor- schlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der Richtlinie 2001/110/EG des Rates über Honig – KOM(2012) 530 endg.; Ratsdok. 13957/12 – hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesre- gierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes: Wahlfreiheit für Verbrauche- rinnen und Verbraucher herstellen – Honig mit gentechnisch veränderten Bestandteilen kennzeichnen (Tageordnungspunkt 9) . . . . . . 1616 D Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1617 A Hubert Hüppe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1617 B Hans-Georg von der Marwitz  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1617 D Stephan Mayer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1618 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014 1517 (A) (C) (D)(B) 20. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014 Beginn: 9.01 Uhr
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    Berichtigung 19. Sitzung, Seite 1459 B, letzter Absatz, zweiter Satz ist wie folgt zu lesen: „Das betrifft Käse, andere Milch- produkte und Fleisch.“ Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014 1615 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D)  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich van Aken, Jan DIE LINKE 13.03.2014 Alpers, Agnes DIE LINKE 13.03.2014 Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.03.2014 Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.03.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 13.03.2014 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 13.03.2014 Bülow, Marco SPD 13.03.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 13.03.2014 Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.03.2014 Ernst, Klaus DIE LINKE 13.03.2014 Freese, Ulrich SPD 13.03.2014 FDr. reudenstein, Astrid CDU/CSU 13.03.2014 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 13.03.2014 Gehring, Kai BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.03.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 13.03.2014 Heller, Uda CDU/CSU 13.03.2014 Krichbaum, Gunther CDU/CSU 13.03.2014 Kunert, Katrin DIE LINKE 13.03.2014 Lämmel, Andreas G. CDU/CSU 13.03.2014 Lanzinger, Barbara CDU/CSU 13.03.2014 Dr. Lenz, Andreas CDU/CSU 13.03.2014 Ludwig, Daniela CDU/CSU 13.03.2014 Lutze, Thomas DIE LINKE 13.03.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.03.2014 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Armin Schuster und Steffen Bilger (beide CDU/CSU) zur namentlichen Ab- stimmung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses für Ernährung und Landwirt- schaft zu dem Antrag der Abgeordneten Harald Ebner, Renate Künast, Nicole Maisch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN zu dem Vorschlag für eine Richt- linie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der Richtlinie 2001/110/EG des Rates über Honig – KOM(2012) 530 endg.; Rats- dok. 13957/12 – hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesregierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes: Wahlfreiheit für Verbrau- cherinnen und Verbraucher herstellen – Honig mit gentechnisch veränderten Bestandteilen kennzeichnen (Tagesordnungspunkt 9) Der heute zur Beratung vorliegenden Beschlussemp- fehlung zum Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grü- nen können wir in der vorliegenden Form nicht zustim- men. Unsere Position in der Sache erklären wir wie folgt: Wir haben die Haltung der Bundesregierung im Euro- päischen Rat, nicht gegen die Zulassung der gentech- Mortler, Marlene CDU/CSU 13.03.2014 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 13.03.2014 Röspel, René SPD 13.03.2014 Rüthrich, Susann SPD 13.03.2014 Schieder (Schwandorf), Marianne SPD 13.03.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 13.03.2014 Stritzl, Thomas CDU/CSU 13.03.2014 Strothmann, Lena CDU/CSU 13.03.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.03.2014 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 13.03.2014  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 1616 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014 (A) (C) (D)(B) nisch veränderten Maissorte 1507 zu stimmen, gestützt, und den anderslautenden Antrag der Grünen im Deut- schen Bundestag abgelehnt. In den Mitgliedsländern der Europäischen Union und in manchen deutschen Bundes- ländern gibt es ein uneinheitliches Meinungsbild zur Anwendung gentechnisch veränderten Saatgutes, viele Mitgliedstaaten wollen den Anbau gestatten. Auch wenn wir dem Anbau dieses Saatguts nicht zustimmen, sind wir prinzipiell gegen eine Bevormundung von oben und für regionale und nationale Wahlmöglichkeiten im Sinne des Subsidiaritätsprinzips. Deshalb setzen wir uns ausdrücklich für eine Opt-out-Klausel – Möglichkeit regionaler Anbauverbote in einem Bundesland – und insbesondere für die klare Kennzeichnung von Lebens- mitteln ein. Wir unterstützen nachdrücklich und uneingeschränkt die Bestrebungen der Bundesregierung, die Bürgerinnen und Bürger vor dem ungewollten Kauf oder Verzehr von Produkten mit Gentechnik zu schützen. Darum wurde unter anderem durch die unionsgeführte Bundesregie- rung in der 17. Legislaturperiode ein Ohne-Gentechnik- Logo eingeführt. Damit können die Verbraucherinnen und Verbraucher Lebensmittel erkennen, die im Produk- tionsprozess ohne Gentechnik auskommen. Außerdem ist es das Ziel der Großen Koalition, dass künftig ver- pflichtend auch die Lebensmittel gekennzeichnet werden müssen, die mithilfe gentechnischer Verfahren erzeugt worden sind. Nur so wird eine umfassende Wahlfreiheit sichergestellt. Bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln setzen wir uns dafür ein, dass keine Kompromisse gemacht werden. Da über die heute diskutierte Richtlinie – Richtlinie 2001/101/EG, Honigrichtlinie – noch auf EU-Ebene ver- handelt wird, enthalten wir uns. Wir sehen immer noch Chancen, dass sich die Europäische Union zu einer kla- ren Kennzeichnungspflicht entscheidet. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Udo Schiefner und Kirsten Lühmann (beide SPD) zur namentlichen Ab- stimmung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses für Ernährung und Landwirt- schaft zu dem Antrag der Abgeordneten Harald Ebner, Renate Künast, Nicole Maisch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN zu dem Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der Richtlinie 2001/ 110/EG des Rates über Honig – KOM(2012) 530 endg.; Ratsdok. 13957/12 – hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesregierung gemäß Arti- kel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes: Wahlfreiheit für Verbraucherinnen und Verbraucher her- stellen – Honig mit gentechnisch veränderten Bestandteilen kennzeichnen (Tagesordnungs- punkt 9) Der oben genannte Antrag ist nicht sachgerecht und berücksichtigt nicht den Verfahrensstand der EU. Da das beschriebene Problem so nicht gelöst werden kann, lehne ich ihn ab. Mit dem Antrag der Grünen wird die Bundesregierung aufgefordert, sich in den Trilog-Verhandlungen – Beratun- gen zwischen Europäischem Parlament, Rat und Kommis- sion – für die Kennzeichnungspflicht für Honig mit genver- änderten Pollen einzusetzen oder zumindest zu verhindern, dass Pollen als „natürlicher Bestandteil von Honig“ defi- niert werden. Anderenfalls soll der Vorschlag zur Ände- rung der EU-Honigrichtlinie abgelehnt werden. Die Trilogverhandlungen sind jedoch bereits abge- schlossen. Zudem hat das Europäische Parlament schon im Vorfeld beschlossen, dass Pollen als natürlicher Be- standteil von Honig definiert werden und nicht als Zutat. Durch diesen Beschluss greift die Kennzeichnungs- pflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel hier nicht, selbst wenn Bienen teilweise Pollen von gentech- nisch veränderten Pflanzen in den Honig eintragen. Um diese unerwünschten Auswirkungen des oben ge- nannten Beschlusses zu unterbinden sowie grundsätzli- che Verbesserungen bei Schutz und Transparenz in Sa- chen grüner Gentechnik zu erreichen, müssen wir an anderer Stelle ansetzen. Einen entsprechenden Antrag für eine „EU-weite Kennzeichnungspflicht für Erzeug- nisse von Tieren, die mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert wurden“ beraten wir derzeit mit CDU und CSU. Darin fordern wir – entsprechend unserem Koali- tionsvertrag – eine EU-Kennzeichnungspflicht für Er- zeugnisse von Tieren, die mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert würden. Ebenso beanspruchen wir klare Kriterien für die Ohne-Gentechnik-Kennzeichnung bei Imkereiprodukten. Zudem wollen wir bundesweit einheitliche Regelungen für den Schutz der Imkereien vor gentechnischen Verunreinigungen ihres Honigs. Die Bundesländer sollen dabei die Möglichkeit haben, Rege- lungen festzulegen, die über die in der Gentechnik- Pflanzenerzeugungsverordnung festgelegten Vorgaben hinaus gehen – wie zum Beispiel größere Mindestab- stände zum Schutz vor gentechnischen Verunreinigun- gen. Damit erzielen wir dann auch die gewünschte Wir- kung. Anlage 4 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Ausschusses für Ernäh- rung und Landwirtschaft zu dem Antrag der Abgeordneten Harald Ebner, Renate Künast, Nicole Maisch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der Richtlinie 2001/110/EG des Rates über Honig – KOM(2012) 530 endg.; Ratsdok. 13957/12 – hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesre- gierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grund- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014 1617 (A) (C) (D)(B) gesetzes: Wahlfreiheit für Verbraucherinnen und Verbraucher herstellen – Honig mit gen- technisch veränderten Bestandteilen kennzeich- nen (Tageordnungspunkt 9) Josef Göppel (CDU/CSU): Der Europäische Ge- richtshof urteilte in der Rechtssache C-442/09 am 6. September 2011, dass Honig mit Pollen gentechnisch veränderter Pflanzen der Kennzeichnungs- und Zulas- sungspflicht unterliegt. Das gelte unabhängig vom An- teil des gentechnisch veränderten Materials in dem frag- lichen Erzeugnis. Pollen seien normale Bestandteile des Honigs und deshalb als Zutat einzustufen. Die EU-Kommission arbeitet dagegen seit längerer Zeit an einer Änderung der Honigrichtlinie 2001/110/EC und 2012/0260 COD. In Art. 2 soll eine neue Ziffer 5 ange- fügt werden, wonach Pollen als natürlicher Bestandteil des Honigs nicht als Zutat betrachtet werden können. Deswegen seien Honigerzeugnisse mit gentechnisch ver- änderten Proteinen oder Spuren gentechnisch veränder- ter Pflanzen auch nicht besonders zu kennzeichnen oder zuzulassen. In einem informellen Trilog am 7. März 2014 wurde allerdings zusätzlich vorgeschlagen, die Zulassungsbe- freiung nur solchen Honigerzeugnissen zu gewähren, die weniger als 0,9 Prozent gentechnisch veränderter Pollen enthalten. Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat seine Stellungnahme zum Trilog-Vorschlag nun am 19. März 2014 unter Punkt acht auf der Tagesordnung. Das Verfahren auf EU-Ebene ist also entgegen anders- lautenden Meinungen nicht abgeschlossen. Deswegen stimme ich dem Antrag zur Kennzeich- nung von Honig mit gentechnisch veränderten Bestand- teilen – Drucksache 18/578 – zu. Der Antrag ist ein wichtiger Schritt zu der im Koalitionsvertrag geforderten „Wahrheit und Klarheit“ für Verbraucher. Der Versuch, ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs durch bloße Definitionsänderungen zu umgehen, wird weitere Rechtsstreitigkeiten hervorrufen, die wohl mit dem glei- chen Urteil enden. Das Vertrauen der Bevölkerung kann nur durch volle Transparenz erhalten werden. Hubert Hüppe (CDU/CSU): Obwohl ich am 30. Ja- nuar 2014 entgegen der Mehrheit der Koalitionsfraktio- nen einem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zum Inverkehrbringen eines genetisch veränderten, ge- gen bestimmte Lepidopteren resistenten Maisprodukts – Zes mays L. Linie 1507 – zugestimmt habe, stimme ich im heutigen speziellen Fall dem Antrag zur Ände- rung der Richtlinie 2001/110/EG in der vorliegenden Form nicht zu. Dies ist nicht, weil ich inhaltlich anderer Meinung bin, sondern weil ich glaube, dass sich der Antrag an den falschen Adressaten richtet. Meine Posi- tion in der Sache erkläre ich wie folgt: Der Europäische Gerichtshof urteilte in der Rechts- sache C-442/09 am 6. September 2011, dass Honig mit Pollen gentechnisch veränderter Pflanzen der Kenn- zeichnungs- und Zulassungspflicht unterliegt. Das gelte unabhängig vom Anteil des gentechnisch veränderten Materials in dem fraglichen Erzeugnis. Pollen seien normale Bestandteile des Honigs und deshalb als Zutat einzustufen. Die EU-Kommission arbeitet dagegen seit längerer Zeit an einer Änderung der Honigrichtlinie 2001/110/EC und 2012/0260 COD. In Art. 2 soll eine neue Ziffer 5 an- gefügt werden, wonach Pollen als natürlicher Bestand- teil des Honigs nicht als Zutat betrachtet werden können. Deswegen seien Honigerzeugnisse mit gentechnisch ver- änderten Proteinen oder Spuren gentechnisch veränder- ter Pflanzen auch nicht besonders zu kennzeichnen oder zuzulassen. In einem informellen Trilog am 7. März 2014 wurde allerdings zusätzlich vorgeschlagen, diese Zulassungsbefreiung nur solchen Honigerzeugnissen zu gewähren, die weniger als 0,9 Prozent gentechnisch ver- änderter Pollen enthalten. Ich sehe den Versuch, ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs durch Definitionsänderungen zu umgehen, kritisch, auch wenn dadurch zusätzliche Kennzeich- nungspflichten, hohe Analysekosten und bürokratischer Kontrollaufwand vermieden werden. Dies kann weitere Rechtsstreitigkeiten hervorrufen, durch die die geplante Änderung der Richtlinie letztendlich für unwirksam er- klärt werden könnte. Außerdem stehe ich klar hinter dem im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD verein- barten Ziel der transparenten Kennzeichnung von Lebensmitteln und die Umsetzung des Anspruchs der Verbraucher nach „Wahrheit und Klarheit“. Allerdings wurde im Trilog-Verfahren zwischen Parlament, Kommission und Rat bereits eine Einigung erzielt; die offiziellen Abstimmungen im Umweltaus- schuss und im Parlament zur Änderung der Richtlinie 2001/110/EC werden zeitnah erfolgen. Der Antrag der Grünen läuft somit ins Leere und dient eher parteipoliti- schen Zwecken. Am Zuge sind nun die EU-Parlamentarier, nicht die Bundesregierung. Möglich ist eine Verschiebung der Entscheidung zur Änderung der Richtlinie auf nach den Europawahlen im Mai. Dann bleibt mehr Zeit für fachli- che Diskussion und Klärung des komplexen Sachver- halts, beispielsweise ob es überhaupt eine Analyseme- thode gibt, mit der zuverlässig festgestellt werden kann, ob der im Gentechnikrecht festgelegte Kennzeichnungs- schwellenwert von 0,9 Prozent gentechnisch veränderter Pollen am Gesamtpollen überschritten wird und ob mög- licherweise Regeln der Welthandelsorganisation durch eine Einstufung von Pollen als Zutat zu Honig gebro- chen werden. Hans-Georg von der Marwitz (CDU/CSU): Am 6. September 2011 hat der Europäische Gerichtshof in der Rechtssache C-442/09 entschieden, dass Pollen, im Sinne von Art. 2 Nr. 13 der Verordnung Nr. 1829/2003 und Art. 6 Abs. 4 Buchst, a der Richtlinie 2000/13, als Zutat im Honig einzustufen sind. Die EU-Kommission möchte nun durch eine Änderung der Honigrichtlinie erreichen, dass Pollen als natürlicher Bestandteil von Honig defi- niert wird. 1618 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. März 2014 (A) (C) (D)(B) Der Antrag der Grünen verfolgt das Ziel, dass sich die Bundesregierung in den Trilogverhandlungen für eine Kennzeichnungspflicht von gentechnisch verändertem Pollen in Honig einsetzt. Der Umweltausschuss des Eu- ropäischen Parlaments wird am 19. März 2014 über ei- nen Kompromissentwurf abstimmen. In der Folge müs- sen EP und Ministerrat diesem Kompromissentwurf noch zustimmen. Insofern sehe ich nach wie vor die Möglichkeit für die Bundesregierung, Einfluss auf den Entscheidungsprozess in Richtung Kennzeichnung von gentechnisch verändertem Pollen zu nehmen. Es ist nicht einzusehen, weshalb durch die Änderung der Honigrichtlinie ein Urteil des Europäischen Ge- richtshofs umgangen werden soll. Diese Vorgehensweise schafft weder Klarheit für den Verbraucher, noch dient sie den Imkern. Sie ist nichts anderes als ein Umge- hungstatbestand, der allein dem Ziel dient, gentechnisch veränderte Bestandteile des Honigs nicht deklarieren zu müssen. Deshalb werde ich dem Antrag von Bündnis 90/ Die Grünen auf Drucksache 18/578 zustimmen. Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU): Dem heute zur Beratung vorliegenden Antrag der Fraktion Bünd- nis 90/Die Grünen kann ich in der vorliegenden Form nicht zustimmen. Meine Position in der Sache erkläre ich wie folgt: Ich sehe überhaupt keine Notwendigkeit für die Verwendung von gentechnisch verändertem Saatgut in der Landwirtschaft in Deutschland und insbesondere in der kleinteiligen bäuerlichen Landwirtschaft in Bayern. Außerdem erkenne ich den ausdrücklichen Wunsch an, sowohl der Verbraucherinnen und Verbraucher als auch der Erzeuger, das heißt der Landwirte, in Deutschland, auf die Verwendung von Gentechnik bei der Nahrungs- mittelherstellung in unserem Land vollständig und un- eingeschränkt zu verzichten. Daher unterstütze ich nachdrücklich und uneinge- schränkt die Bestrebungen der Bundesregierung, die Bürgerinnen und Bürger vor dem ungewollten Kauf oder Verzehr von Produkten mit Gentechnik zu schützen. Darum wurde unter anderem durch die unionsgeführte Bundesregierung in der 17. Legislaturperiode ein Ohne- Gentechnik-Logo eingeführt. Damit können die Ver- braucherinnen und Verbraucher Lebensmittel erkennen, die im Produktionsprozess ohne Gentechnik auskom- men. Außerdem ist es das Ziel der Großen Koalition, dass künftig verpflichtend auch die Lebensmittel ge- kennzeichnet werden müssen, die mithilfe gentechni- scher Verfahren erzeugt worden sind. Nur so wird eine umfassende Wahlfreiheit sichergestellt. Die von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kriti- sierte Richtlinie 2001/101/EG – Honigrichtlinie – stellt klar, dass Pollen ein natürlicher Bestandteil von Honig sind. Damit handelt es sich auch weiterhin um ein Mo- noprodukt, das keines Zutatenverzeichnisses und auch keiner Nährwertkennzeichnung bedarf. Dies ist vor al- lem auch im Interesse der Imker. Im Normalfall beträgt der Anteil von Pollen im Honig 0,003 Prozent. Da davon ausgegangen werden kann, dass Bienen nicht nur gentechnisch veränderte Pollen sammeln, liegt der Prozentteil gewöhnlich deutlich unter 0,003 Prozent. Wären Pollen als Lebensmittelzusatz gekennzeichnet, wie in dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gefordert, würde noch nicht einmal die Nachweisgrenze für zugelassene gentechnisch veränderte Bestandteile, die derzeit nach dem strengen deutschen Gentechnikge- setz bei 0,1 Prozent liegt, überschritten. Auch in diesem Fall käme es zu keiner Kennzeichnung der Pollen im Honig. Weiterhin ist festzuhalten, dass die Anwendbarkeit des EU-Gentechnikrechts auf Honig mit gentechnisch veränderten Pollen nicht durch die kritisierte Richtlinie beeinträchtigt wird. Das heißt, würde der Honig gentech- nisch veränderte Pollen enthalten, die in der EU nicht als Lebensmittel zugelassen sind, ist der Honig grundsätz- lich nicht verkehrsfähig. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es sich bei der kritisierten Honigrichtlinie keinesfalls um eine Einführung von gentechnisch veränderten Produkten durch die Hintertür handelt. Transparenz und Wahlfrei- heit für die Verbraucherinnen und Verbraucher sind auch weiterhin gewahrt. 20. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 3 Regierungserklärung zur Lage in der Ukraine TOP 4 Energiewende TOP 5 Gründungsbedingungen in der digitalen Wirtschaft TOP 14, ZP 2 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 15 Abschließende Beratungen ohne Aussprache TOP 8 Abkommen mit Uruguay über Soziale Sicherheit TOP 7 Regulierung des Grauen Kapitalmarktes TOP 9 EU-Honigrichtline (Kennzeichnung von Gen-Honig) TOP 10, ZP 3 Waffenexporte in die Golfregion Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Angela Merkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Meine Damen und Herren! Jahrhundertelang waren die
    Beziehungen der europäischen Staaten von Rivalität,
    wechselnden Bündnissen und immer wieder schreckli-
    chem Blutvergießen geprägt. Daran denken wir gerade
    in diesem Jahr, 2014, dem Jahr der Gedenktage, ganz be-
    sonders.

    Wir denken an den Ersten Weltkrieg, der vor 100 Jah-
    ren ausbrach. Er war die erste große Katastrophe des
    20. Jahrhunderts, der alsbald die zweite folgen sollte: der
    Ausbruch des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren mit
    dem Zivilisationsbruch durch die Schoah. Dass sich an
    diese Schrecken nunmehr über ein halbes Jahrhundert
    von Frieden, Freiheit und Wohlstand in weiten Teilen
    Europas anschloss, das grenzt immer noch an ein Wun-
    der. Mit der europäischen Einigung hat Europa die Leh-
    ren aus seiner leidvollen Geschichte gezogen, zunächst
    im Westen Europas, nach 1989 darüber hinaus. Wir erin-
    nern uns in diesem Jahr auch an den Fall der Berliner
    Mauer vor 25 Jahren und an den Beginn der EU-Ost-
    erweiterung vor 10 Jahren. Die europäische Einigung ist
    und bleibt auch im 21. Jahrhundert das große Verspre-
    chen von Frieden, von Freiheit und von Wohlstand.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Längst hat die Globalisierung unsere Welt – unsere
    Art zu leben, zu arbeiten, zu wirtschaften – bis in den
    letzten Winkel erfasst. Heute leben über 7 Milliarden
    Menschen auf der Erde. Sie alle wollen am Wohlstand
    teilhaben. Niemand kann sich mehr darauf beschränken,
    nur seine eigenen Belange im Blick zu haben, und wer es
    doch tut, der schadet sich selbst über kurz oder lang. Das
    gilt für alle: Das gilt für Deutschland, das gilt für unsere
    Nachbarn, das gilt selbst für ein so großes und starkes
    Land wie die Vereinigten Staaten von Amerika, ebenso
    für China und Russland. Wir sind alle, und zwar stärker
    und stärker, miteinander verflochten – und eben auch
    Russland.

    Ausdruck dessen sind zum Beispiel jährliche deutsch-
    russische Regierungskonsultationen, der Petersburger
    Dialog, das Deutsch-Russische Rohstoff-Forum, mehr





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    als 20 bilaterale Abkommen Russlands mit der Europäi-
    schen Union, der Ostseerat, unsere Zusammenarbeit mit
    Russland im Rahmen der G 8 und der G 20, der NATO-
    Russland-Rat, Verhandlungsmandate im Nahost-Frie-
    densprozess und bei den Nukleargesprächen mit dem
    Iran und vieles, vieles mehr.

    Das alles ist gelebte Globalisierung im 21. Jahrhun-
    dert. Sie ist Ausdruck der Erkenntnis, dass wir alle in
    Europa und darüber hinaus uns den großen Aufgaben ge-
    meinsam stellen müssen. Sie ist Ausdruck dessen, dass
    jeder von uns allein weniger erreicht als gemeinsam.

    Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist das Umfeld,
    in dem wir wie 2008 in Georgien und jetzt mitten in
    Europa, in der Ukraine, einen Konflikt um Einflusssphä-
    ren und um Territorialansprüche erleben, wie wir ihn ei-
    gentlich aus dem 19. oder 20. Jahrhundert kennen, einen
    Konflikt, den wir für überwunden gehalten hatten.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Dass er ganz offensichtlich nicht überwunden ist, zeigen
    bereits drei Nachrichten der letzten 14 Tage:

    27. Februar. Das Krim-Parlament setzt in nichtöffent-
    licher Sitzung eine neue Regierung ein und spricht sich
    in dieser Sitzung für eine Volksbefragung über den künf-
    tigen Status der Region aus, zunächst geplant für den
    25. Mai. – Diese wurde dann vorverlegt auf den
    30. März und schließlich auf den 16. März. Dies ist eine
    Verletzung der ukrainischen Verfassung, die Sezessions-
    referenden in einzelnen Landesteilen ohne Zustimmung
    des Gesamtstaats nicht erlaubt.

    1. März. Der Föderationsrat Russlands stimmt auf
    Bitten von Staatspräsident Putin in einem Vorratsbe-
    schluss einem Militäreinsatz auf der Krim im Grundsatz
    zu, nachdem Russland zuvor, wie es heißt, um Beistand
    gebeten worden sei.

    11. März. Das Krim-Parlament beschließt die Unab-
    hängigkeit der Krim von der Ukraine, womit das in der
    ukrainischen Verfassung vorgesehene Verbot von Sezes-
    sionsreferenden umgangen werden soll.

    Meine Damen und Herren, es ist offenkundig: Die ter-
    ritoriale Unversehrtheit und damit die staatliche Einheit
    der Ukraine werden ganz offen infrage gestellt und ver-
    letzt.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    In einer Phase großer Unsicherheit in der Ukraine hat
    sich Russland nicht als Partner für Stabilität in dem mit
    ihm historisch, kulturell und wirtschaftlich eng verbun-
    denen Nachbarland erwiesen, sondern nutzt dessen ge-
    gebene Schwäche aus. Das Recht des Stärkeren wird
    gegen die Stärke des Rechts gestellt, einseitige geopoliti-
    sche Interessen über Verständigung und Kooperation.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Das ist Handeln nach den Mustern des 19. und 20. Jahr-
    hunderts im 21. Jahrhundert. Denn noch einmal: Nie-
    mand, schon gar nicht die Europäische Union oder Län-
    der wie die Vereinigten Staaten von Amerika oder auch
    Russland, niemand von uns kann sich heute im 21. Jahr-
    hundert noch darauf beschränken, nur seine eigenen Be-
    lange im Blick zu haben. Wenn er es doch tut, dann scha-
    det er sich über kurz oder lang selbst.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Es ist ganz ohne Zweifel beklemmend, was wir der-
    zeit mitten in Europa erleben. Ich fürchte, wir werden ei-
    nen langen Atem brauchen, um den Konflikt zu lösen.
    Aber wir können diese für Europa zentrale Herausforde-
    rung entschlossen annehmen. Es geht um die territoriale
    Unversehrtheit eines europäischen Nachbarlandes, um
    den Respekt vor den Prinzipien der Vereinten Nationen,
    um Prinzipien und Methoden des Interessenausgleichs
    im 21. Jahrhundert.

    Weil in diesen Tagen von dem einen oder anderen der
    Vergleich mit dem Kosovo-Konflikt gezogen wird
    – vielleicht auch gleich in dieser Debatte –, erlaube ich
    mir dazu eine kurze Nebenbemerkung. Nachdem damals
    die Staatengemeinschaft den sogenannten ethnischen
    Säuberungskriegen von Milosevic auf dem Gebiet des
    ehemaligen Jugoslawien jahrelang mehr oder weniger
    ohnmächtig zugesehen hatte, nachdem Sanktionen und
    Verhandlungen keinerlei Wirkung gezeigt hatten, ent-
    schloss sich die NATO, ohne UN-Mandat militärisch
    einzugreifen, auch weil Russland jeden Beschluss des
    UN-Sicherheitsrates für ein UN-Mandat blockiert hatte.
    Um es klipp und klar zu sagen: Die Situation damals ist
    in keiner Weise mit der in der Ukraine heute vergleich-
    bar.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Doch wenn ich mich schon auf diesen aus meiner
    Sicht beschämenden Vergleich einlasse, dann hat ganz
    grundsätzlich Folgendes zu gelten: Das Vorgehen Russ-
    lands in der Ukraine stellt eindeutig einen Bruch grund-
    legender völkerrechtlicher Prinzipien dar. Dieser würde
    nicht dadurch relativiert, wenn es andere Völkerrechts-
    verletzungen gegeben hätte.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Es bleibt ein Bruch des Völkerrechts mitten in Europa,
    nach dem wir nicht zur Tagesordnung übergehen dürfen
    und nach dem wir nicht zur Tagesordnung übergegangen
    sind.

    In dieser spannungsgeladenen und gefährlichen Situa-
    tion gilt es, Wege aus der Krise zu finden. Militärisch ist
    der Konflikt nicht zu lösen. Ich sage allen Menschen, die
    Angst und Sorge haben: Militärisches Vorgehen ist keine
    Option für uns.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Die Politik der Bundesregierung und unserer Partner in
    der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    von Amerika folgt vielmehr einem politisch-ökonomi-
    schen Dreiklang:

    Erstens. Wir arbeiten intensiv für die Einrichtung ei-
    ner internationalen Beobachterkommission und einer
    Kontaktgruppe bzw. Koordinierungsgruppe; Sie können
    es nennen, wie Sie wollen. Wir arbeiten damit für einen
    politisch-diplomatischen Weg aus der Krise.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE])


    Ziel der Beobachtermission wäre es, Behauptungen zu
    überprüfen und ein objektives Bild der Lage überall in
    der Ukraine zu erreichen. Ziel einer Kontaktgruppe wäre
    es, einen Gesprächskanal zwischen Moskau und Kiew
    unter Vermittlung internationaler Partner aufzubauen. In
    solchen Gesprächen müssten all die Themen auf den
    Tisch, die zum jetzigen Konflikt geführt haben oder die-
    sen in Zukunft noch anheizen könnten. Natürlich würde
    es dabei auch um Autonomierechte der Krim und Spra-
    chenfragen gehen. Eines muss dabei aber unmissver-
    ständlich klar sein: Die territoriale Integrität der Ukraine
    steht nicht zur Disposition.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    In diesem Zusammenhang sei ausdrücklich erwähnt:
    Auch anderen Staaten, wie der Republik Moldau oder
    Georgien, gebührt in dieser Situation unsere Solidarität.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Zweitens. Bei ihrem Treffen am 6. März 2014 haben
    sich die Staats- und Regierungschefs der Europäischen
    Union zu umfangreichen Hilfen für die Ukraine ent-
    schlossen. Wir haben das von der Kommission vorge-
    legte Unterstützungsprogramm mit einem Gesamtvolu-
    men von 11 Milliarden Euro begrüßt. Dies umfasst auch
    Maßnahmen der europäischen Förderbanken EIB und
    EBRD. Schnelle Hilfe ist jetzt gefragt. Dabei ist auch
    eine enge Abstimmung mit dem IWF für die Unterstüt-
    zung durch die EU essenziell. Eine IWF- und eine EU-
    Delegation sind bereits vor Ort in Kiew, um sich ein
    vollständiges Bild von der Lage in der Ukraine zu ma-
    chen und erste Vorschläge für ein etwaiges Unterstüt-
    zungs- und Reformprogramm zu erarbeiten.

    Wir haben letzte Woche in Brüssel auch gemeinsam
    beschlossen, den politischen Teil des EU-Assoziierungs-
    abkommens mit der Ukraine bald zu unterzeichnen, der
    wichtige Impulse vor allem im Bereich der Rechtsstaats-
    entwicklung gibt. Einige der wirtschaftlichen Vorteile
    der im Abkommen angelegten umfassenden Freihan-
    delszone will die EU kurzfristig durch einseitige Han-
    delserleichterungen wie eine Senkung von Zöllen zu-
    gänglich machen.

    Äußerst wichtig ist in dieser Situation natürlich auch,
    die Kontakte der Menschen untereinander zu befördern.
    Wir wollen die Verhandlungen zu Visaerleichterungen
    für die Ukraine beschleunigt vorantreiben. Auch im
    Energiebereich steht die EU bereit, die Ukraine bei einer
    Stärkung ihrer Energiesicherheit zu unterstützen, etwa
    durch eine größere Diversifizierung von Energiequellen
    und Transportwegen und durch Modernisierungsmaß-
    nahmen.

    Ganz wichtig werden aber auch Signale der Solidari-
    tät von Mensch zu Mensch sein – dies auch und vor al-
    lem in der Ostukraine. Hier können bestehende Städte-
    partnerschaften – es gibt eine ganze Reihe davon – und
    andere zivilgesellschaftliche Kontakte eine ganz wich-
    tige Rolle spielen.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE])


    Ich möchte die deutschen Städte, aber auch Schulen,
    Universitäten und Vereine mit Partnern in der Ukraine
    dazu ermuntern, in dieser besonderen Zeit den Kontakt
    noch zu vertiefen und zu schauen, ob praktische Hilfe-
    leistungen möglich sind.

    Wir unterstützen die Übergangsregierung in Kiew da-
    rin, eine Regierung für alle Ukrainer zu sein. Es geht da-
    rum, Gräben zu überwinden, erste Schritte zur wirt-
    schaftlichen Stabilisierung zu gehen und freie und faire
    Wahlen im Mai zu ermöglichen.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Die Ukraine sollte weiterhin ein Ort des friedlichen Zu-
    sammenlebens für alle ihre Bürger sein, ganz gleich, ob
    sie Ukrainisch, Russisch, Tatarisch oder eine der anderen
    Sprachen sprechen und welchen Glauben sie haben.

    Wenn dieser Weg des Übergangs erfolgreich gemeis-
    tert werden kann, dann kann sich das europäische Ange-
    bot einer Reformpartnerschaft erfüllen, so wie sie im
    Assoziierungs- und vertieften Freihandelsabkommen
    niedergelegt ist. Die Zielsetzung ist sehr eng verwoben
    mit den Erwartungen, die in den Protesten auf dem Mai-
    dan zum Vorschein kamen: Stärkung der Rechtsstaat-
    lichkeit, Unabhängigkeit der Justiz, mehr Transparenz,
    weniger Korruption und eine weitere Reduktion der
    Handelsbeschränkungen. Dieses Angebot zur Moderni-
    sierung ist ein Ansatz der Nachbarschaftspolitik, nicht
    der Geopolitik. Es ist gegen niemanden gerichtet.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich wiederhole in diesem Zusammenhang das, was
    ich in meiner Regierungserklärung zum EU-Gipfel zur
    Östlichen Partnerschaft am 18. November des letzten
    Jahres hier im Deutschen Bundestag gesagt habe, näm-
    lich,

    dass sich weder die Östliche Partnerschaft noch die
    bilateralen vertraglichen Beziehungen, die die EU
    mit ihren Partnern abschließen will, gegen Russ-
    land richten.

    Wir müssen

    – so habe ich damals gesagt –

    weiter daran arbeiten, dass es kein Entweder-oder
    zwischen einer Annäherung der Länder der Östli-
    chen Partnerschaft an die EU und dem russischen





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    Bemühen um eine engere Partnerschaft mit diesen
    Ländern geben sollte.

    Die Ereignisse in diesen Wochen scheinen darüber
    hinwegzufegen: Richtig bleibt es trotzdem, auch jetzt
    nichts unversucht zu lassen, genau diesen Ansatz, für
    den die EU konkrete Vorschläge unterbreitet hat, weiter-
    zuverfolgen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Von der Stärkung und Modernisierung der Volkswirt-
    schaften unserer osteuropäischen Partner profitierte im
    Übrigen auch Russland. Daher gehört für uns natürlich
    auch dazu, mit Russland über vermeintliche Nachteile
    aus einer ukrainischen Assoziierung für den ukrainisch-
    russischen Handel zu sprechen. Dazu gehört, zusammen
    mit Russland an Lösungsansätzen für ungelöste Kon-
    flikte in der gemeinsamen Nachbarschaft zu arbeiten.


    (Zuruf des Abg. Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE])


    Dazu würde auch gehören, mit Russland über ein neues
    Wirtschaftsabkommen zu beraten.

    Drittens. Es gilt aber auch: Für den Fall, dass Russ-
    land nicht bereit ist, auf den Weg der Zusammenarbeit
    und des Rechts zurückzukehren, für den Fall, dass Russ-
    land unverändert nicht bereit ist, zur Entspannung beizu-
    tragen, haben die Staats- und Regierungschefs der Euro-
    päischen Union bei ihrem Treffen in der letzten Woche
    in Brüssel drei Stufen für ihr weiteres Vorgehen festge-
    legt.

    In einer ersten Stufe haben wir die Verhandlungen
    über ein neues Abkommen zu den Grundlagen der EU-
    Beziehungen mit Russland und über Visafragen suspen-
    diert. Wenn es in den allernächsten Tagen nicht zu Ver-
    handlungen mit Russland kommt, und zwar zu Verhand-
    lungen, die Resultate hervorbringen und in denen nicht
    nur auf Zeit gespielt wird, dann werden die Außenminis-
    ter der EU-Mitgliedstaaten in ihrem Rat am kommenden
    Montag, dem 17. März 2014, als zweite Stufe weitere
    Maßnahmen beschließen. Dazu gehören Einreisesperren,
    Kontensperrungen und die Absage des EU-Russland-
    Gipfels.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich denke, es ist in
    Ihrer aller Namen, wenn ich an dieser Stelle die Gele-
    genheit nutze, unserem Außenminister Frank-Walter
    Steinmeier zu danken.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich danke ihm für seinen unermüdlichen Einsatz in
    schier endlosen, leider auch frustrierenden Gesprächen,
    aber nie nachlassend in unserem gemeinsamen Bemü-
    hen, einen Ausweg aus der Krise zu finden.

    Es versteht sich von selbst, dass sich der nächste regu-
    läre Rat der Staats- und Regierungschefs neben den
    Punkten auf seiner seit langem geplanten Tagesordnung
    zu Klima- und Energiefragen natürlich auch mit dem
    weiteren Fortgang der Ereignisse in der Ukraine befas-
    sen wird.

    Für den Fall, dass Russland die Lage in der Ukraine
    weiter destabilisiert – auch in der Ostukraine sehen wir
    besorgniserregende Entwicklungen –, haben die Staats-
    und Regierungschefs bei ihrem Treffen am 6. März eine
    dritte Stufe von Maßnahmen vereinbart, die wir bereit
    wären, zu ergreifen. Sie könnten in vielfältiger Weise die
    wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Russland betreffen.

    Um es unmissverständlich klarzumachen: Niemand
    von uns wünscht sich, dass es zu solchen Maßnahmen
    kommt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Doch wir alle wären zu ihnen bereit und entschlossen,
    falls sie unumgänglich werden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir alle, das sind die 28 Mitgliedstaaten der Europäi-
    schen Union in engster Abstimmung mit unseren trans-
    atlantischen Partnern und innerhalb der G 7. Gemeinsam
    haben wir auch in der G 7 in der vergangenen Woche be-
    schlossen, unsere Beteiligung an den Vorbereitungspro-
    zessen für den im Juni geplanten G-8-Gipfel auszuset-
    zen, bis ein Umfeld hergestellt ist, in dem sinnvolle
    Gespräche im G-8-Rahmen wieder möglich sind.

    Wenn Russland seinen Kurs der letzten Wochen fort-
    setzt, dann wäre das nicht nur eine Katastrophe für die
    Ukraine. Dann empfänden wir das nicht nur als Nach-
    barstaaten Russlands als eine Bedrohung. Dann verän-
    derte das nicht nur das Verhältnis der Europäischen
    Union als Ganzes zu Russland. Nein, dann schadete das
    nicht zuletzt – davon bin ich zutiefst überzeugt – massiv
    auch Russland, und zwar ökonomisch wie politisch.
    Denn – ich kann es gar nicht oft genug und nachdrück-
    lich genug sagen – die Uhr lässt sich nicht zurückdrehen.
    Interessenkonflikte mitten in Europa im 21. Jahrhundert
    lassen sich erfolgreich nur dann überwinden, wenn wir
    nicht auf Muster des 19. und 20. Jahrhunderts zurück-
    greifen.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sie lassen sich nur dann überwinden, wenn wir mit den
    Prinzipien und Mitteln unserer Zeit, des 21. Jahrhun-
    derts, agieren.


    (Heike Hänsel [DIE LINKE]: Ja, dann machen Sie das doch!)


    Auch geopolitische Stärke entwickeln, das geht er-
    folgreich nur mit den Prinzipien und Mitteln unserer
    Zeit. Uns allen in Europa und der Welt – auch Russland –
    eröffnen sich auf diesem Weg so sehr viel mehr Chancen
    als Risiken. Dem folgt der Dreiklang unseres Handelns
    als Bundesregierung: Gespräche, Hilfen und Sanktionen,
    indem Deutschland in der aktuellen Krise in enger Ab-
    stimmung mit unseren Partnern die jeweils nächsten
    Schritte geht. Dafür bitte ich Sie um Ihre Unterstützung.

    Herzlichen Dank.





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem

Kollegen Gregor Gysi für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN – Thomas Oppermann [SPD]: Gregor, du gehst einen schweren Gang!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gregor Gysi


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Putin will

    die gesamte Krise in der Ukraine militärisch lösen. Er
    hat nicht begriffen, dass die Probleme der Menschheit
    weder mit Soldaten noch mit Gewehren zu lösen sind,
    ganz im Gegenteil.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Auch die Probleme Russlands lassen sich so nicht lösen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sein Denken und Handeln ist falsch und wird von uns
    deutlich verurteilt.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es ist aber dasselbe Denken, das im Westen vor-
    herrschte und vorherrscht: bei Jugoslawien, Afghanistan,
    dem Irak und Libyen.


    (Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU und der SPD)


    An die Stelle der Systemkonfrontation sind die Interes-
    sengegensätze der USA und Russlands getreten. Der
    Kalte Krieg ist beendet, aber solche Interessengegen-
    sätze können zu ganz ähnlichen Zügen führen.

    Die USA wollen mehr Einfluss gewinnen und vor-
    handenen verteidigen, und Russland will mehr Einfluss
    gewinnen und vorhandenen verteidigen. Ich sage als
    Stichworte zu Russland nur: Georgien, Syrien, Ukraine.

    Auch wenn man Putins Vorgehen verurteilt, muss
    man sehen, wie es zur gesamten Zuspitzung und Kon-
    frontation kam. Ich sage es Ihnen ganz deutlich: Alles,
    was NATO und EU falsch machen konnten, haben sie
    falsch gemacht.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich beginne bei Gorbatschow im Jahre 1990. Er schlug
    ein gemeinsames europäisches Haus, die Auflösung der
    NATO und des Warschauer Vertrages und ein Konzept
    der „Gemeinsamen Sicherheit“ mit Russland vor. Das
    hat die NATO ausgeschlagen. Sie hat gesagt: Den War-
    schauer Vertrag aufzulösen, ist okay, aber die NATO
    bleibt. Und aus dem Verteidigungsbündnis NATO wurde
    ein Interventionsbündnis gemacht.

    Der zweite Fehler: Bei der Herstellung der deutschen
    Einheit erklärten der amerikanische Außenminister, un-
    ser damaliger Außenminister Genscher und andere Au-
    ßenminister gegenüber Gorbatschow, dass es keine Ost-
    erweiterung der NATO geben wird. Dieses Versprechen
    ist gebrochen worden. Es gab eine vehemente Auswei-
    tung der NATO in Richtung Russland.

    Der ehemalige US-Verteidigungsminister Robert
    Gates bezeichnete die eilfertige Aufnahme der osteuro-
    päischen Staaten in die NATO als schweren Fehler und
    den Versuch des Westens, die Ukraine in die NATO ein-
    zuladen, als schwere Provokation. Nicht ich, sondern der
    ehemalige US-amerikanische Verteidigungsminister hat
    das erklärt.

    Dann kam drittens der Beschluss, Raketen in Polen
    und Tschechien zu stationieren. Die russische Regierung
    sagte: Das tangiert unsere Sicherheitsinteressen; wir
    möchten das nicht. – Das hat den Westen überhaupt
    nicht interessiert. Es wurde dennoch gemacht.

    Zudem hat die NATO im Zusammenhang mit dem Ju-
    goslawienkrieg das Völkerrecht mehrfach und schwer
    verletzt. Das räumt inzwischen auch der damalige Kanzler
    Schröder ein. Serbien hatte keinen anderen Staat angegrif-
    fen, und es gab keinen Beschluss des UN-Sicherheitsrates.
    Es wurde dennoch mit erstmaliger bundesdeutscher Be-
    teiligung nach 1945 bombardiert. Und die Bewohnerin-
    nen und Bewohner des Kosovo durften in einem Volks-
    entscheid die Loslösung von Serbien beschließen.

    Ich habe damals die Völkerrechtsverletzung schwer
    kritisiert und Ihnen gesagt: Sie öffnen beim Kosovo eine
    Büchse der Pandora; denn wenn das im Kosovo erlaubt
    ist, müssen Sie es auch in anderen Gegenden erlauben. –
    Sie haben mich beschimpft. Sie haben es nicht ernst ge-
    nommen, und zwar weil Sie glaubten, solche Sieger im
    Kalten Krieg zu sein, dass alle alten Maßstäbe für Sie
    nicht mehr gelten. Ich sage Ihnen: Die Basken fragen,
    warum sie keinen Volksentscheid machen dürfen, ob sie
    zu Spanien gehören wollen oder nicht. Die Katalanen
    fragen, warum sie keinen Volksentscheid machen dür-
    fen, ob sie zu Spanien gehören wollen oder nicht. Natür-
    lich fragen das nun auch die Bewohnerinnen und Be-
    wohner der Krim.

    Durch Völkerrechtsverletzung kann man über Ge-
    wohnheitsrecht auch neues Völkerrecht schaffen; das
    wissen Sie. Ich bleibe aber der Meinung, dass die Ab-
    trennung der Krim völkerrechtswidrig wäre, genauso
    wie die Abtrennung des Kosovo völkerrechtswidrig war.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich wusste aber, dass sich Putin auf den Kosovo berufen
    wird, und er hat es auch getan. Jetzt sagen Sie, Frau Bun-
    deskanzlerin: Die Situation ist doch eine völlig andere.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist sie auch!)


    – Das kann schon sein. – Sie verkennen aber: Völker-
    rechtsbruch ist Völkerrechtsbruch.

    Meine liebe Frau Roth, fragen Sie doch einmal einen
    Richter, ob ein Diebstahl aus edlerem Motiv im Ver-
    gleich zu einem Diebstahl aus unedlerem Motiv kein
    Diebstahl ist. Er wird Ihnen sagen: Es bleibt ein Dieb-
    stahl. – Das ist das Problem.





    Dr. Gregor Gysi


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall bei der LINKEN – Zurufe des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Herr Struck hat damals erklärt: Die Bunderepublik
    muss ihre Sicherheit am Hindukusch verteidigen. – Nun
    erklärt Herr Putin: Russland muss seine Sicherheit auf
    der Krim verteidigen. – Deutschland hatte am Hindu-
    kusch übrigens keine Flotte und war auch wesentlich
    weiter entfernt. Trotzdem sage ich: Beide Sätze waren
    bzw. sind falsch.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Aber es bleibt auch Folgendes: Wenn viele Völker-
    rechtsverletzer dem Völkerrechtsverletzer Russland vor-
    werfen, das Völkerrecht zu verletzen, ist das nicht be-
    sonders wirksam und glaubwürdig. Das ist die Tatsache,
    mit der wir es zu tun haben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Obama sprach genauso wie Sie, Frau Bundeskanzle-
    rin, von der Souveränität und territorialen Integrität der
    Staaten. Aber diese beiden Prinzipien wurden in Serbien,
    im Irak, in Libyen verletzt. Der Westen meinte, das Völ-
    kerrecht verletzen zu können, weil der Kalte Krieg vor-
    bei sei. Man hat die chinesischen und die russischen In-
    teressen grob unterschätzt. Sie haben Russland unter
    Jelzin, der häufig angetrunken war, überhaupt nicht
    mehr ernst genommen. Aber die Situation hat sich geän-
    dert. Sehr spät berufen Sie sich jetzt wieder auf die im
    Kalten Krieg entstandenen völkerrechtlichen Grund-
    sätze. Ich bin sehr dafür, dass sie wieder gelten – aber
    dann für alle! Anders geht es nicht.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dann gab es das Gezerre zwischen der EU und Russ-
    land an der Ukraine. Beide dachten und handelten
    gleich. Barroso, der Kommissionschef der EU, hat ge-
    sagt: Entweder Zollunion mit Russland oder Verträge
    mit uns! – Er hat nicht gesagt: „Beides“, sondern: „Ent-
    weder – oder!“. Putin hat gesagt: Entweder Verträge mit
    der EU oder mit uns! – Beide haben gleichermaßen al-
    ternativ gedacht und gehandelt. Das war ein verheeren-
    der Fehler von beiden Seiten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Kein einziger EU-Außenminister hat versucht, mit der
    russischen Regierung zu sprechen und die berechtigten
    Sicherheitsinteressen Russlands überhaupt zur Kenntnis
    zu nehmen.


    (Dr. Rolf Mützenich [SPD]: Das stimmt doch gar nicht! – Weiterer Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Stimmt doch gar nicht!)


    Russland fürchtet doch, dass nach engeren Beziehungen
    mit der EU die NATO in die Ukraine kommt. Es fühlt
    sich immer eingekreister. Aber es wurde nur an der
    Ukraine gezerrt.

    Die EU- und NATO-Außenminister haben die Ge-
    schichte Russlands und der Ukraine völlig unberücksich-
    tigt gelassen. Sie haben die Bedeutung der Krim für
    Russland nie verstanden. Die ukrainische Gesellschaft
    ist tief gespalten.


    (Zuruf des Abg. Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Auch das wurde nicht berücksichtigt. Diese tiefe Spal-
    tung zeigte sich schon im Zweiten Weltkrieg, und sie
    zeigt sich auch heute. Die Ostukraine tendiert in Rich-
    tung Russland. Die Westukraine tendiert in Richtung
    Westeuropa. Es gibt derzeit keine einzige politische Per-
    sönlichkeit in der Ukraine, die beide Teile der Gesell-
    schaft repräsentieren könnte. Das ist eine traurige Wahr-
    heit.

    Dann gibt es noch den Europarat und die Organisa-
    tion für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa,
    OSZE. Die haben Sie in letzter Zeit schwer vernachläs-
    sigt, Frau Bundeskanzlerin und Herr Außenminister. Die
    Gelder für diese Organisationen wurden immer mehr zu-
    sammengestrichen, weil Sie meinten, dass sie nicht
    wichtig sind. Das sind aber die einzigen europäischen
    Organisationen, in denen sowohl Russland als auch die
    Ukraine organisiert sind. Deshalb müssen wir diese Or-
    ganisationen wieder stärken – auch finanziell – und dür-
    fen nicht über einen Ausschluss Russlands faseln; das ist
    völlig daneben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dann erlebten wir eine starke Zuspitzung auf dem
    Maidan. Wir erlebten Scharfschützen und viele Tote. Es
    gibt verschiedene Gerüchte. In solchen Situationen wird
    viel gelogen. Deshalb schlagen wir vor, eine internatio-
    nale Untersuchungskommission einzusetzen. Wir, aber
    vor allem die Ukrainerinnen und Ukrainer haben ein
    Recht, zu erfahren, was dort gelaufen ist und wer dort
    welche Verantwortung trägt. Ich freue mich, dass Sie,
    Frau Bundeskanzlerin, das unterstützen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Auf dem Maidan gab es viele demokratische Kräfte,
    aber auch Faschisten. Der Westen machte direkt und in-
    direkt mit.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Bei den Faschisten? – Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei den Faschisten, oder was?)


    Dann haben Außenminister Steinmeier, der französische
    und der polnische Außenminister mit Janukowitsch und
    der Opposition einen Vertrag geschlossen. Jetzt sagen
    Sie, Herr Außenminister, Janukowitsch habe die Verein-
    barung durch seine Flucht hinfällig gemacht. Das ist
    falsch. Die Menschen auf dem Maidan lehnten die Ver-
    einbarung mit großer Mehrheit ab,


    (Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gab keine Abstimmung auf dem Maidan!)


    und Sie, Herr Außenminister, haben auf dem Platz auch
    nicht für diese Vereinbarung geworben. Erst nach der
    Ablehnung verließ Janukowitsch Kiew.





    Dr. Gregor Gysi


    (A) (C)



    (D)(B)

    Dann tagte das Parlament und wählte ihn mit
    72,88 Prozent ab.

    Die Verfassung schreibt aber 75 Prozent vor. Nun sagen
    Herr Röttgen und andere: Na ja, bei einer Revolution
    kann man nicht so genau auf die Verfassung achten. Ein
    paar Prozentchen mehr oder weniger … – Das kann man
    ja alles machen. Nur, Putin beruft sich darauf und sagt:
    „Es gab nicht die verfassungsmäßige Mehrheit für die
    Abwahl“,


    (Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Über 80 Prozent, Herr Gysi!)


    und stützt sich deshalb auf Schreiben, die Janukowitsch
    ihm sendet.

    Außerdem: Bei der Abstimmung im Parlament stan-
    den lauter Bewaffnete herum. Das ist nicht besonders
    demokratisch. Bei der Volksabstimmung auf der Krim
    am kommenden Sonntag stehen auch lauter bewaffnete
    Soldaten herum. Auch das ist nicht besonders demokra-
    tisch.


    (Norbert Spinrath [SPD]: Aha!)


    Interessant ist, dass Sie, Frau Bundeskanzlerin, sagen,
    ein solcher Volksentscheid sei nach der ukrainischen
    Verfassung verboten. Wann gilt sie denn nun und wann
    nicht? Bei der Abwahl des Präsidenten gilt sie nicht, und
    bei der Abstimmung auf der Krim soll sie plötzlich gel-
    ten. Sie müssen schon wissen: Akzeptieren Sie die ukrai-
    nische Verfassung ganz oder nur in bestimmten Teilen,
    wenn es Ihnen genehm ist? Das ist die Art, die ich kenne
    und die ich nicht mag.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dann wurde eine neue Regierung gebildet, sofort an-
    erkannt von Präsident Obama, auch von der EU, auch
    von der Bundesregierung. Frau Merkel! Der Vizepre-
    mierminister, der Verteidigungsminister, der Landwirt-
    schaftsminister, der Umweltminister, der Generalstaats-
    anwalt – das sind Faschisten. Der Chef des nationalen
    Sicherheitsrates war Gründungsmitglied der faschisti-
    schen Swoboda-Partei. Faschisten haben wichtige Pos-
    ten und dominieren zum Beispiel den Sicherheitssektor.
    Noch nie haben Faschisten freiwillig die Macht wieder
    abgetreten, wenn sie einmal einen Teil davon erobert
    hatten.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Wie Kommunisten!)


    Zumindest die Bundesregierung hätte hier eine Grenze
    ziehen müssen, schon aufgrund unserer Geschichte.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Als Haiders FPÖ in die österreichische Regierung
    ging, gab es sogar Kontaktsperren und Ähnliches. Und
    bei den Faschisten in der Ukraine machen wir nichts?
    Swoboda hat engste Kontakte zur NPD und zu anderen
    Naziparteien in Europa. Der Vorsitzende dieser Partei,
    Oleg Tjagnibok, hat Folgendes wörtlich erklärt. Ich
    zitiere jetzt; Sie müssen sich anhören, was er wörtlich
    gesagt hat – Anführungsstriche –:
    Schnappt euch die Gewehre, bekämpft die Russen-
    säue, die Deutschen, die Judenschweine und andere
    Unarten.

    Ende des Zitats. – Ich wiederhole. Dieser Mann hat ge-
    sagt – Anführungsstriche –:

    Schnappt euch die Gewehre, bekämpft die Russen-
    säue, die Deutschen, die Judenschweine und andere
    Unarten.

    Ende des Zitats. – Es gibt jetzt Übergriffe auf Jüdinnen
    und Juden und auf Linke, und gegen all das sagen Sie
    nichts? Mit diesen Swoboda-Leuten reden Sie? Ich emp-
    finde das als einen Skandal. Ich muss Ihnen das ganz
    klar sagen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Jetzt wollen Sie – auch das haben Sie angekündigt –
    Sanktionen verhängen, wenn es nicht anders ginge, wie
    Sie sagen. Aber die werden Putin nicht imponieren. Das
    spitzt doch die Situation nur zu. Kissinger, der ehema-
    lige Außenminister der USA, hat recht. Er sagt, die
    Sanktionen seien nicht Ausdruck einer Strategie, son-
    dern Ausdruck des Fehlens einer Strategie. Das gilt auch
    für die eskalierenden Militärflüge über Polen und die
    baltischen Republiken. Was soll das?

    Konten von Janukowitsch und seinen Anhängern sind
    gesperrt, weil es gestohlenes Staatsgeld ist. Meine Frage:
    Das wussten Sie vorher nicht? – Zweite Frage: Warum
    eigentlich nur deren Konten? Was ist mit dem Milliar-
    denvermögen der Oligarchen, die andere Kräfte unter-
    stützen? Warum machen Sie da nichts? Wie einseitig
    läuft das eigentlich alles?


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es gibt nur den Weg der Diplomatie.

    Erstens. Der Westen muss die legitimen Sicherheits-
    interessen Russlands auf der Krim anerkennen, wie das
    übrigens auch US-Außenminister Kerry erkannt hat. Es
    muss ein Status für die Krim gefunden werden, mit dem
    die Ukraine, Russland und wir leben können.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Russland muss garantiert werden, dass die Ukraine nicht
    Mitglied der NATO wird.

    Zweitens. Die Perspektive der Ukraine liegt in einer
    Brückenfunktion zwischen EU und Russland.

    Drittens. Es muss in der Ukraine ein Prozess der Ver-
    ständigung und Versöhnung zwischen Ost und West ein-
    geleitet werden, vielleicht über einen föderalen oder
    konföderalen Status, vielleicht auch über zwei Präsiden-
    ten.

    Was ich der EU und der NATO vorwerfe: Bis heute ist
    kein Verhältnis zu Russland gesucht und gefunden wor-
    den. Das muss sich jetzt gründlich ändern.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sicherheit in Europa gibt es weder ohne noch gegen
    Russland, sondern nur mit Russland. Wenn die Krise ei-





    Dr. Gregor Gysi


    (A) (C)



    (D)(B)

    nes Tages überwunden ist, könnte ein Vorteil darin beste-
    hen, dass das Völkerrecht endlich wieder von allen Sei-
    ten respektiert wird.

    Danke schön.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)