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    Plenarprotokoll 18/17 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 17. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 I n h a l t : Wahl der Abgeordneten Volkmar Vogel und Ulrich Hampel als Mitglieder im Stiftungs- rat der Bundesstiftung Baukultur . . . . . . . . 1203 A Wahl der Abgeordneten Dietmar Nietan und Hiltrud Lotze als ordentliche Mitglieder so- wie Dr. Lars Castellucci und Christina Kampmann als stellvertretende Mitglieder im Stiftungsrat „Stiftung Flucht, Vertrei- bung, Versöhnung“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1203 B Wahl der Abgeordneten Tabea Rößner und Dr. Julia Verlinden als persönlich stellvertre- tende Mitglieder des Beirats bei der Netz- agentur für Elektrizität, Gas, Telekommu- nikation, Post und Eisenbahnen . . . . . . . . . 1203 B Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1203 C Absetzung des Tagesordnungspunktes 16 c . . 1203 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Eidesleistung des Bundesministers für Er- nährung und Landwirtschaft . . . . . . . . . . . 1203 D Christian Schmidt, Bundesminister BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1204 A Appell zur friedlichen Beilegung des Konflikts in der Ukraine . . . . . . . . . . . . . . 1204 B Zusatztagesordnungspunkt 3: Vereinbarte Debatte: zur Lage in der Ukraine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1204 D Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1204 D Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 1205 D Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . 1206 C Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1207 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 1208 B Franz Thönnes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1209 A Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 1210 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1210 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1211 A Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1212 A Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . 1212 D Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1213 D Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 1215 A Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1215 D Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . 1216 D Dr. Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 1217 C Tagesordnungspunkt 2: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Bekräftigung der Empfehlungen des Ab- schlussberichts des 2. Untersuchungsaus- schusses der 17. Wahlperiode „Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund“ Drucksache 18/558 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1218 D Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 1218 D Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1221 A Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1222 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1223 D Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1224 D Martina Renner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 1226 C Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1227 C Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1228 C Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . 1229 C Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/CSU) 1230 B Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1231 D Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1232 D Ulrike Bahr (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1233 D Martin Patzelt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1235 B Susanne Mittag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1236 D Tagesordnungspunkt 3: a) Antrag der Abgeordneten Heidrun Bluhm, Caren Lay, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Mieterhöhungsstopp jetzt Drucksache 18/505 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1237 D b) Antrag der Abgeordneten Heidrun Bluhm, Caren Lay, Halina Wawzyniak, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Mietenanstieg stoppen, soziale Wohnungswirtschaft entwickeln und dauerhaft sichern Drucksache 18/504 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1238 A c) Antrag der Abgeordneten Heidrun Bluhm, Caren Lay, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Marktmacht brechen – Woh- nungsnot durch Sozialen Wohnungsbau beseitigen Drucksache 18/506 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1238 A Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 1238 B Dr. Jan-Marco Luczak (CDU/CSU) . . . . . . . . 1239 C Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 1240 B Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1242 C Florian Pronold, Parl. Staatssekretär BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1243 D Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1244 B Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 1245 A Sylvia Jörrißen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1246 D Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1248 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1249 A Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1250 C Dr. Anja Weisgerber (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1251 B Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1252 D Yvonne Magwas (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 1254 C Michael Groß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1255 D Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1256 D Ulli Nissen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1258 B Tagesordnungspunkt 4: – Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteili- gung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Si- cherheitsunterstützungstruppe in Af- ghanistan (International Security Assis- tance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutio- nen, zuletzt Resolution 2120 (2013) vom 10. Oktober 2013 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen Drucksachen 18/436, 18/602 . . . . . . . . . . 1259 C – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/615 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1259 D Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 1260 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 1261 D Peter Beyer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 1262 D Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 1264 B Peter Beyer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 1264 B Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1264 C Thomas Hitschler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 1265 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 1266 D Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 1267 D Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1269 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 1269 D Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 1270 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 1270 B Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1270 C Dr. Gerd Müller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1271 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1272 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 III Julia Bartz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1272 C Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1274 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 1275 B Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1277 D Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Abgeordneten Harald Ebner, Renate Künast, Nicole Maisch, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: zu dem Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der Richtlinie 2001/110/EG des Rates über Honig – KOM(2012) 530 endg.; Ratsdok. 13957/12 – hier: Stellungnahme gegenüber der Bun- desregierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes – Wahlfreiheit für Ver- braucherinnen und Verbraucher herstel- len – Honig mit gentechnisch veränderten Bestandteilen kennzeichnen Drucksache 18/578 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1275 C Tagesordnungspunkt 22: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Energie zu der Verordnung der Bundesregierung: Erste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung Drucksachen 18/299, 18/413 Nr. 2, 18/516 1275 D b) Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschusses für Recht und Verbraucher- schutz: Übersicht 1 – über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streit- sachen vor dem Bundesverfassungsge- richt Drucksache 18/593 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1276 A c)–i) Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 7, 8, 9, 10, 11, 12 und 13 zu Petitionen Drucksachen 18/507, 18/508, 18/509, 18/510, 18/511, 18/512, 18/513 . . . . . . . . 1276 A Tagesordnungspunkt 5: a) Wahl der Mitglieder des Kuratoriums der „Bundesstiftung Magnus Hirschfeld“ Drucksache 18/560 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1276 D b) Wahl der Mitglieder des Stiftungsrates der „Stiftung Berliner Schloss – Hum- boldtforum“ Drucksache 18/561 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1276 D c) Wahl der Mitglieder des Beirats für Fragen des Zugangs zur Eisenbahnin- frastruktur (Eisenbahninfrastrukturbei- rat) Drucksache 18/562 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1277 A d) Wahl der Mitglieder des Verwaltungs- rates bei der Bundesanstalt für Finanz- dienstleistungsaufsicht Drucksache 18/563 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1277 A e) Wahl der Mitglieder des Beirats zur Auswahl von Themen für die Sonder- postwertzeichen ohne Zuschlag beim Bundesministerium der Finanzen (Pro- grammbeirat) Drucksache 18/564 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1277 A f) Wahl der Mitglieder des Rundfunkrates und des Verwaltungsrates der Deut- schen Welle gemäß der §§ 31 und 36 des Deutsche-Welle-Gesetzes (DWG) Drucksache 18/565 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1277 B g) Wahl der Mitglieder des Verwaltungs- rates und der Vergabekommission der Filmförderungsanstalt gemäß der §§ 6 und 8 des Filmförderungsgesetzes (FFG) Drucksache 18/566 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1277 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Wahl der Mitglieder des Beirats für die grafische Gestaltung der Sonderpostwert- zeichen beim Bundesministerium der Fi- nanzen (Kunstbeirat) Drucksache 18/567 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1277 C Zusatztagesordnungspunkt 5: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Haltung der Bundesregierung bei der Zulassung der Genmaislinie 1507 und zur Sicherstellung der Wahlfreiheit in Bezug auf gentechnik- freie Lebensmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1280 A Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1280 A Dr. Maria Flachsbarth, Parl. Staatssekretärin BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1281 C Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 1282 D Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . 1283 D Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1284 D Kees de Vries (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1286 A Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 1287 A Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . 1288 A IV Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 Artur Auernhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1289 C René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1290 D Rita Stockhofe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1292 A Hermann Färber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1293 B Tagesordnungspunkt 6: a) – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem An- trag der Bundesregierung: Fortset- zung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-ge- führten Ausbildungsmission EUTM Mali auf Grundlage des Ersuchens der malischen Regierung sowie der Beschlüsse 2013/34/GASP und 2013/ 87/GASP des Rates der Europäi- schen Union (EU) vom 17. Januar 2013 und vom 18. Februar 2013 in Verbindung mit den Resolutionen 2071 (2012), 2085 (2012) und 2100 (2013) des Sicherheitsrates der Ver- einten Nationen Drucksachen 18/437, 18/603 . . . . . . . . 1294 B – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/616 . . . . . . . . . . . . . . . 1294 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses zu dem Entschlie- ßungsantrag der Abgeordneten Dr. Frithjof Schmidt, Omid Nouripour, Agnieszka Brugger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: zu der Abgabe einer Regierungserklä- rung durch die Bundeskanzlerin zum Europäischen Rat am 19./20. Dezem- ber 2013 in Brüssel Drucksachen 18/196, 18/531 . . . . . . . . . . 1294 C Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1294 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 1295 D Dr. Andreas Nick (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 1296 D Cem Özdemir (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1297 D Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1299 A Michael Vietz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1299 D Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 1301 A Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 1301 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1303 C Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Maria Klein- Schmeink, Elisabeth Scharfenberg, Kordula Schulz-Asche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Un- abhängige Patientenberatung stärken und ausbauen Drucksache 18/574 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1302 A Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1302 B Reiner Meier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 1306 A Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 1307 C Helga Kühn-Mengel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 1308 D Dr. Roy Kühne (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1309 D Bettina Müller (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1311 B Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Einsetzung des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung Drucksache 18/559 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1312 B Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl. Staatssekretärin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1312 B Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 1313 A Andreas Jung (Konstanz) (CDU/CSU) . . . . . 1314 A Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1315 B Carsten Träger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1316 B Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 1317 B Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 1318 A Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Klaus Ernst, Dr. André Hahn, Ulla Jelpke, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Straf- freiheit bei Steuerhinterziehung durch Selbstanzeige abschaffen Drucksache 18/556 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1319 B Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 1319 B Bettina Kudla (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1319 D Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 1321 D Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1322 C Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1323 C Philipp Graf Lerchenfeld (CDU/CSU) . . . . . 1324 C Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 1325 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 V Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 1326 B Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 1327 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 1327 C Uwe Feiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1327 D Tagesordnungspunkt 10: – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD einge- brachten Entwurfs eines Vierzehnten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (14. SGB V-Änderungsgesetz – 14. SGB V-ÄndG) Drucksachen 18/201, 18/606 . . . . . . . . . . 1328 D – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/617 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1328 D Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1329 A Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 1330 B Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1331 B Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1332 B Stephan Stracke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1333 B Martina Stamm-Fibich (SPD) . . . . . . . . . . . . 1334 B Michael Hennrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 1335 A Tagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Christian Kühn (Tü- bingen), Dr. Julia Verlinden, Oliver Krischer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Heizkosten sparen – Energiewende im Gebäudebereich und im Quartier voranbringen Drucksache 18/575 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1336 C Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1336 D Dr. Herlind Gundelach (CDU/CSU) . . . . . . . 1337 D Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 1339 C Dr. Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1340 B Tagesordnungspunkt 12: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Festsetzung der Bei- tragssätze in der gesetzlichen Ren- tenversicherung für das Jahr 2014 (Beitragssatzgesetz 2014) Drucksachen 18/187, 18/604 . . . . . . . . 1341 C – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/618 . . . . . . . . . . . . . . . 1341 C b) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Matthias W. Birkwald, Sabine Zimmermann (Zwickau), Katja Kipping, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stabilisie- rung der Beitragssätze in der gesetzli- chen Rentenversicherung (Beitragssatz- gesetz 2014) Drucksachen 18/52, 18/604 . . . . . . . . . . . 1341 C Tagesordnungspunkt 13: Antrag der Abgeordneten Niema Movassat, Heike Hänsel, Wolfgang Gehrcke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: EU-Afrika-Gipfel – Partnerschaft an Ge- rechtigkeit und Frieden ausrichten Drucksache 18/503 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1342 B Tagesordnungspunkt 14: Zweite und dritte Beratung des vom Bundes- rat eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Schulobstgesetzes Drucksachen 18/295, 18/601 . . . . . . . . . . . . . 1342 C Katharina Landgraf (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 1342 C Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 1343 B Jeannine Pflugradt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 1344 B Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1345 C Alois Rainer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 1346 C Tagesordnungspunkt 15: Antrag der Abgeordneten Agnieszka Brugger, Katja Keul, Omid Nouripour, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Keine Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien Drucksache 18/576 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1347 D Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1347 D Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1348 D Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 1351 A Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1352 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1354 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1355 A VI Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Christian Kühn (Tübin- gen), Monika Lazar, Peter Meiwald, Beate Müller-Gemmeke, Lisa Paus, Corinna Rüffer, Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (alle BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Ab- stimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortset- zung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationa- len Sicherheitsunterstützungstruppe in Afgha- nistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grund- lage der Resolution 1386 (2001) und folgen- der Resolutionen, zuletzt Resolution 2120 (2013) vom 10. Oktober 2013 des Sicher- heitsrates der Vereinten Nationen (Tagesord- nungspunkt 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1355 C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Be- schlussempfehlung zu dem Antrag der Bun- desregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicherheitsunter- stützungstruppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Füh- rung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zu- letzt Resolution 2120 (2013) vom 10. Oktober 2013 des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen (Tagesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . 1356 A Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Tobias Lindner und Tabea Rößner (beide BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentli- chen Abstimmung über die Beschlussempfeh- lung zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem Einsatz der Interna- tionalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan (International Security Assis- tance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Resolu- tion 2120 (2013) vom 10. Oktober 2013 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Ta- gesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1356 C Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Agnieszka Brugger, Katja Dörner, Katharina Dröge, Uwe Kekeritz, Sven-Christian Kindler, Maria Klein-Schmink, Ulle Schauws (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): zur namentli- chen Abstimmung über die Beschlussempfeh- lung zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem Einsatz der Interna- tionalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan (International Security Assis- tance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Resolu- tion 2120 (2013) vom 10. Oktober 2013 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Ta- gesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1357 A Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteili- gung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicherheits- unterstützungstruppe in Afghanistan (Interna- tional Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Reso- lution 1386 (2001) und folgender Resolutio- nen, zuletzt Resolution 2120 (2013) vom 10. Oktober 2013 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Tagesordnungspunkt 4) . 1358 B Anlage 7 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Peter Meiwald, Corinna Rüffer, Hans- Christian Ströbele (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteili- gung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Ausbildungsmission EUTM Mali auf Grundlage des Ersuchens der mali- schen Regierung sowie der Beschlüsse 2013/ 34/GASP und 2013/87/GASP des Rates der Europäischen Union (EU) vom 17. Januar 2013 und vom 18. Februar 2013 in Verbin- dung mit den Resolutionen 2071 (2012), 2085 (2012) und 2100 (2013) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Tagesordnungs- punkt 6 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1358 D Anlage 8 Erklärung nach 31 GO des Abgeordneten Frank Tempel (DIE LINKE) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Petitions- ausschusses Sammelübersicht 13 zu Petitio- nen Drucksache 18/513 (Tagesordnungs- punkt 22 i) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1359 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 VII Anlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Festsetzung der Beitragssätze in der gesetzlichen Ren- tenversicherung für das Jahr 2014 (Bei- tragssatzgesetz 2014) – Entwurf eines Gesetzes zur Stabilisierung der Beitragssätze in der gesetzlichen Ren- tenversicherung (Beitragssatzgesetz 2014) (Tagesordnungspunkt 12 a und b) Matthäus Strebl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 1360 B Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . 1361 A Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 1362 A Dr. Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . 1362 C Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . 1363 B Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1364 B Anlage 10 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: EU-Afrika-Gipfel – Partner- schaft an Gerechtigkeit und Frieden ausrich- ten (Tagesordnungspunkt 13) Dr. Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1364 D Charles M. Huber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 1365 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 1366 D Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 1368 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1369 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 1203 (A) (C) (D)(B) 17. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 Beginn: 9.01 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 1355 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht (D) Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich van Aken, Jan DIE LINKE 20.02.2014 Alpers, Agnes DIE LINKE 20.02.2014 Barthle, Norbert CDU/CSU 20.02.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 20.02.2014 Dr. Brantner, Franziska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.02.2014 Brase, Willi SPD 20.02.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 20.02.2014 Gabriel, Sigmar SPD 20.02.2014 Gutting, Olav CDU/CSU 20.02.2014 Heller, Uda CDU/CSU 20.02.2014 Dr. Lauterbach, Karl SPD 20.02.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.02.2014 Dr. Malecha-Nissen, Birgit SPD 20.02.2014 Post (Minden), Achim SPD 20.02.2014 Rüthrich, Susann SPD 20.02.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 20.02.2014 Dr. Schlegel, Dorothee SPD 20.02.2014 Schmidt (Wetzlar), Dagmar SPD 20.02.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 20.02.2014 Stritzl, Thomas CDU/CSU 20.02.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.02.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 20.02.2014 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Christian Kühn (Tübingen), Monika Lazar, Peter Meiwald, Beate Müller-Gemmeke, Lisa Paus, Corinna Rüffer, Dr. Wolfgang Strengmann- Kuhn (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beschluss- empfehlung zu dem Antrag der Bundesregie- rung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der In- ternationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan (International Security Assis- tance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Resolution 2120 (2013) vom 10. Oktober 2013 des Sicherheitsra- tes der Vereinten Nationen (Tagesordnungs- punkt 4) Wir unterstützen die Pläne, den ISAF-Einsatz bis zum Jahresende zu beenden und die Kampftruppen der Bun- deswehr aus Afghanistan abzuziehen. Nach über 12 Jah- ren eines Einsatzes, der zumindest die Ziele, mit denen der Einsatz ursprünglich begründet wurde, alle verfehlt hat, ist dies eine richtige und überfällige Entscheidung. Auch wenn die Truppen in Afghanistan bis Ende des Jahres stark mit der Vorbereitung des Abzuges beschäf- tigt sein werden, ist das Mandat doch kein ausschließli- ches Abzugsmandat. Die Bundesregierung beantragt auf Drucksache 18/436 die „Fortsetzung der Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an der NATO-geführten Internationalen Sicherheitsunterstützung in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF)“. Der Auftrag der Streitkräfte beinhaltet neben dem Rückbau militärischer Infrastruktur und damit einhergehender Aufgaben die Fortführung des bisherigen Auftrags. Wir haben den militärischen Einsatz in Afghanistan im Kern nie für richtig gehalten, auch wenn vor allem in den ersten Jahren bis 2003 durchaus vereinzelt Verbesse- rungen für die Situation der afghanischen Bevölkerung realisiert wurden. Die enge Verbindung des ISAF-Man- dats mit dem Mandat zur Terrorismusbekämpfung OEF hat jedoch viele Bemühungen der ISAF-Truppen zum Aufbau von Infrastruktur und Schutz der Bevölkerung zunichte gemacht. Der Bevölkerung war es nicht mög- lich, zwischen Soldaten, die sie bekämpften, und Solda- ten, die sie beschützten, zu unterscheiden. Heute bleibt zu konstatieren, dass die Sicherheitslage weiterhin be- sorgniserregend ist und sich seit 2003 zum Teil enorm verschlechtert hat. Laut UNAMA ist die Anzahl der zivi- len Opfer in den ersten acht Monaten des Jahres 2013 wieder um 16 Prozent angestiegen. Unsere Fraktion bringt zum Antrag der Bundesregie- rung einen Entschließungsantrag ein, den wir mittragen. Wir können nachvollziehen, dass Fraktionskolleginnen Anlagen 1356 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 (A) (C) (D)(B) und -kollegen dem jetzt beantragten Mandat, das den Abzug beinhaltet, zustimmen. Wir lehnen das Mandat ab, da es für uns in der Konse- quenz der Mandate seit 2001 steht, mit mehr negativen als positiven Folgen für die Bevölkerung Afghanistans. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteili- gung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicherheitsunter- stützungstruppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Füh- rung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Resolution 2120 (2013) vom 10. Oktober 2013 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Tagesordnungspunkt 4) Der Deutsche Bundestag stimmt heute über den Ab- zug der deutschen Kampftruppen aus Afghanistan bis zum Ende des Jahres 2014 ab. Damit wird nach über 12 Jahren der militärische Einsatz Deutschlands in Af- ghanistan beendet, den Bundeskanzler Schröder 2001 im Parlament nur mit der sogenannten Vertrauensfrage durchsetzen konnte. Ich stimme dem heute vorliegenden Mandat zu, damit der in Afghanistan unter deutscher Beteiligung geführte Krieg und die falsche Afghanistan-Politik der Bundes- regierung endlich beendet werden. Das ursprünglich mit dem Ziel Sturz der Taliban und Terrorbekämpfung be- gonnene Mandat OEF hat vor 12 Jahren eine grundsätz- lich falsche Strategie in der deutschen Afghanistan-Poli- tik begründet. Das später hinzugefügte Ziel, mit militärischen Mitteln in Afghanistan den Aufbau von Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Frieden zu unter- stützen, war durch die andauernde Verknüpfung mit dem ursprünglichen Kriegsmandat zum Scheitern verurteilt. Trotzdem oder gerade deshalb spreche ich mich dafür aus, nach dem Ende des ISAF-Einsatzes Afghanistan und die Menschen dort nicht erneut sich selbst zu über- lassen. Ich habe den deutschen Bundestag 2002, ein Dreivierteljahr nach Beginn des deutschen Militäreinsat- zes verlassen. Ich habe den Wunsch und die große Hoff- nung, dass das Bekenntnis von der Verantwortung, die Deutschland für diese Region übernommen hat, kein lee- res war. Das wird sich erst jetzt zeigen; in den kommen- den Jahren gilt es, den schwierigen wirtschaftlichen und institutionellen Aufbau in Afghanistan zu begleiten und den Menschen in Afghanistan tatsächlich langfristige Unterstützung zu geben. Andernfalls bliebe von den vollmundigen Bekenntnissen mehrerer deutscher Regie- rungen und zumindest im Jahre 2001 großer Teile der öf- fentlichen Meinung zum zivilen demokratischen Aufbau letztendlich nur ein militärisches und unverantwortliches Abenteuer übrig. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Tobias Lindner und Tabea Rößner (beide BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag der Bun- desregierung: Fortsetzung der Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicherheitsunterstützungs- truppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Re- solution 2120 (2013) vom 10. Oktober 2013 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Tages- ordnungspunkt 4) Wir haben uns stets für eine geordnete Beendigung des ISAF-Einsatzes der Bundeswehr bis spätestens Ende 2014 eingesetzt. Deshalb stimmen wir der letztmaligen Verlängerung des ISAF-Mandates der Bundeswehr und damit verbunden einem Abzug der deutschen Kampf- truppen zu. Dies ist eine Gewissensentscheidung. Auf der Londoner Afghanistan-Konferenz 2010 ha- ben die an ISAF beteiligten Nationen die Beendigung des Einsatzes bis Ende 2014 beschlossen. Die Entschei- dung, den ISAF Militäreinsatz zu beenden und die Si- cherheitsverantwortung vollständig an die afghanische Regierung zu übergeben, war und bleibt richtig. Damit wird dem politischen Prozess endlich Vorrang gegeben. Denn nur politisches und ziviles Engagement kann der afghanischen Bevölkerung eine wahrhaft nach- haltige Perspektive bieten. Nur zivile Aufbauhilfe kann zum Aufbau von Verwaltungsstrukturen, eines Justiz-, Bildungs- und auch Gesundheitssystems beitragen. Nur durch die zivilen Anstrengungen kann sich eine nachhal- tige Wirtschaftsperspektive entwickeln. Die zivile Auf- baustrategie darf militärischen Zielsetzungen nicht un- tergeordnet werden. Die Bundesregierung hat ein ISAF-Mandat vorgelegt, das den Einsatz deutscher Kampftruppen in Afghanistan bis spätestens 31. Dezember 2014 beenden wird. Dieses letzte ISAF-Mandat ist ein klares Abzugsmandat und von möglichen Folgemandaten entkoppelt. Sollte es kein Mandat auf einer neuen völkerrechtlichen Grundlage für ein Engagement ab Januar 2015 geben, endet Ende 2014 das gesamte deutsche militärische Engagement in Af- ghanistan. Der Entschließungsantrag unserer Fraktion findet un- sere Unterstützung und legt unsere Position im Hinblick auf Afghanistan näher dar. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 1357 (A) (C) (D)(B) Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Agnieszka Brugger, Katja Dörner, Katharina Dröge, Uwe Kekeritz, Sven- Christian Kindler, Maria Klein-Schmeink, Ulle Schauws (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beschluss- empfehlung zu dem Antrag der Bundesregie- rung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der In- ternationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan (International Security Assis- tance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Resolution 2120 (2013) vom 10. Oktober 2013 des Sicherheitsra- tes der Vereinten Nationen (Tagesordnungs- punkt 4) Die Entscheidung über Auslandseinsätze der Bundes- wehr gehört zu den schwierigsten Entscheidungen, die Abgeordnete des Deutschen Bundestages zu treffen ha- ben. Sie fordert wie kaum eine andere das Gewissen und Herz der Parlamentarierinnen und Parlamentarier. Dem Engagement der in Afghanistan eingesetzten zivilen Helferinnen und Helfer, Soldatinnen und Soldaten sowie ihren Familienangehörigen gilt unser Dank und unsere Wertschätzung. Die jahrelange Dominanz militärischer Zielsetzungen gegenüber zivilen Lösungsansätzen und eine fehlende ent- wicklungspolitische Strategie waren die zentralen Fehler der deutschen Afghanistan-Politik. Auch in diesem Ein- satzjahr findet das deutsche militärische Engagement in einem Umfeld gezielter Tötungen durch Kommando- aktionen und Drohnenangriffe anderer ISAF-Nationen statt. Diese Strategie der offensiven Aufstandsbekämp- fung lehnen wir entschieden ab. Sie konterkariert eine Verhandlungslösung und steht somit einer friedlichen Lösung des Konfliktes entgegen. Da der ISAF-Einsatz zur Gewalteskalation in Afgha- nistan beigetragen hat, haben einige von uns dem Mandat in der Vergangenheit nicht zugestimmt. Das vor- liegende Mandat beinhaltet die letzte Verlängerung die- ses Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan. Damit soll zum Ende des Jahres 2014 der Abzug der deutschen Kampftruppen aus Afghanistan erfolgen. Dies ist ein richtiger Schritt, den wir seit Jahren fordern. Da der Einsatz nun in erster Linie die Ausbildung und Beratung der afghanischen Sicherheitskräfte umfasst, werden wir das Mandat nicht ablehnen und uns bei der Abstimmung enthalten. Unser Votum richtet sich nicht gegen die in Afghanistan eingesetzten Soldatinnen und Soldaten, sondern gegen die langjährige falsche Afghanistan-Poli- tik der Bundesregierungen der letzten Jahre. Auch und gerade nach dem Ende des ISAF-Einsatzes dürfen wir die Zukunft der Menschen in Afghanistan nicht aus dem Blick verlieren. Die deutsche Verantwor- tung reicht über 2014 hinaus, denn der Weg hin zu Frieden und Sicherheit, politischer Mitbestimmung, wirtschaftlichem Aufschwung und der Achtung der Menschrechte muss weiterhin mit zivilen Mitteln und al- ler Tatkraft begleitet und unterstützt werden. Strategie der Aufstandsbekämpfung ist gescheitert: Seit über einem Jahrzehnt beteiligt sich die Bundes- wehr am ISAF-Einsatz in Afghanistan. Doch noch im- mer ist die Sicherheitslage sehr angespannt, unberechen- bar und besorgniserregend. Laut UNAMA ist die Anzahl der zivilen Opfer im ersten Halbjahr 2013 erneut um 23 Prozent gestiegen. Die vergangenen Jahre waren geprägt von gewaltsa- men Auseinandersetzungen zwischen ISAF-Truppen und afghanischen Sicherheitskräften auf der einen Seite und den Taliban und anderen Aufständischen auf der an- deren. Für die meisten zivilen Opfer sind die Anschläge der Aufständischen verantwortlich. Aber auch die Strate- gie der offensiven Aufstandsbekämpfung durch die ISAF-Truppen hat zu einer zunehmenden Eskalation beigetragen. Die in den letzten Jahren vor allem von den USA und anderen ISAF-Nationen durchgeführten gezielten Tötungen mit unzähligen zivilen Opfern in Afghanistan und Pakistan tragen nach wie vor maßgeb- lich zur Eskalation der Gewalt bei. Der Einsatz von bewaffneten Drohnen fordert zahlreiche zivile Opfer, zerstört den Rückhalt in der afghanischen Bevölkerung und fördert die Radikalisierung und den Zulauf bei den Aufständischen. So werden die Bemühungen um eine Verhandlungslösung, die Stabilisierung der Sicherheits- lage und der Erfolg des Transitionsprozesses in Afgha- nistan konterkariert. Die Strategie, mit militärischen Mitteln den Frieden in Afghanistan erzwingen zu wol- len, ist gescheitert. Wir unterstützen, dass der ISAF-Einsatz beendet und die Kampftruppen der Bundeswehr mit Auslaufen des vorliegenden Mandates zum Jahresende abgezogen wer- den. Nachdem zu lange auf eine militärische Lösung des Konfliktes gesetzt wurde, ist es richtig, der afghanischen Regierung nun die vollständige Sicherheitsverantwor- tung zu übergeben. Doch die Herausforderungen, die die Afghaninnen und Afghanen in den nächsten Jahren zu bewältigen haben, sind nach wie vor enorm. Versöhnung und Wiederaufbau verlässlich unterstüt- zen: Für einen nachhaltigen Frieden in Afghanistan muss ein breiter Versöhnungsprozess stattfinden und der wirt- schaftliche und institutionelle Wiederaufbau des Landes vorangetrieben werden. Menschenrechtsverletzungen, ungeachtet von welcher Seite, müssen aufgedeckt und aufgearbeitet werden. Nur so gibt es eine Chance, dass der Versöhnungsprozess in der nach wie vor traumati- sierten und zerrissenen afghanischen Gesellschaft gelin- gen kann. Ein Waffenstillstand reicht nicht aus, um Frieden zu schaffen. Auch wenn dies im von Krieg und Gewaltherrschaft geprägten Afghanistan schwierig ist und schmerzhafte Kompromisse abverlangt, müssen alle Möglichkeiten genutzt werden, um ein größtmögliches Maß an Gerechtigkeit walten zu lassen. Die Afghanistan-Politik der letzten Jahre hat es ver- säumt, sich den mit einem echten Versöhnungsprozess 1358 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 (A) (C) (D)(B) verbundenen Herausforderungen zu stellen. Wiederauf- bau und Versöhnung gehören hierbei ins Zentrum. Doch die Unterstützung bei der Entwicklung grundlegender Staatsstrukturen und einer funktionierenden Verwaltung wurde vernachlässigt. Dem Engagement insgesamt hat es an einem Gesamtkonzept und einer sinnvollen Schwerpunktlegung für die wirtschaftliche Entwicklung Afghanistans gefehlt. Diese müssen sich an den Bedürf- nissen der afghanischen Bevölkerung und den Gegeben- heiten vor Ort orientieren. Der für die afghanische Wirtschaft zentrale landwirtschaftliche Sektor und die Modernisierung des afghanischen Bildungssystems müs- sen dabei im Vordergrund stehen. Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt im Rahmen des zivilen Wiederaufbaus ist die Stärkung der Zivilgesellschaft, insbesondere von Frauen. Afghanistan nach dem ISAF-Einsatz: Auf dem langen und steinigen Weg zu einem nachhal- tigen Frieden in Afghanistan ist eine langfristige und verlässliche Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft unabdingbar. Der zivile Aufbau Afghani- stans muss auch nach dem Ende des ISAF-Einsatzes tat- kräftig unterstützt werden. Da das Land noch viele Jahre auf erhebliche Hilfe von außen angewiesen sein wird, müssen die auf der Tokio-Geberkonferenz gemachten Zusagen eingehalten und die zivile Unterstützung min- destens auf dem zugesagten Niveau von 430 Millionen Euro jährlich fortgeführt werden. Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentli- chen Abstimmung über die Beschlussempfeh- lung zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem Einsatz der Interna- tionalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und fol- gender Resolutionen, zuletzt Resolution 2120 (2013) vom 10. Oktober 2013 des Sicherheitsra- tes der Vereinten Nationen (Tagesordnungs- punkt 4) Dem Antrag der Bundesregierung stimme ich nicht zu. Ich stimme mit Nein. Das Mandat ist kein reines Abzugsmandat, sondern ein Mandat zur Verlängerung des Kampfeinsatzes der Bundeswehr im Krieg im Norden Afghanistans. Das be- deutet, dass im deutschen Verantwortungsbereich und auch mit deutscher Beteiligung weiter – wie in den letz- ten Jahren – Kriegseinsätze durchgeführt werden. Es werden insbesondere nächtliche Kommandounterneh- men stattfinden mit dem Ziel, Menschen gefangen zu nehmen oder zu töten, oder Drohneneinsätze mit dem Ziel, Menschen nach einer Todesliste zu töten. Damit wird der Krieg eskalieren, der Hass in der Be- völkerung wird weiter geschürt, und es werden Terroran- griffe provoziert. Eine friedliche Entwicklung in Afgha- nistan wird damit verhindert, und Verhandlungen über Waffenstillstand und Frieden werden erschwert. Insbe- sondere die schleppendenden Verhandlungen der afgha- nischen Regierung mit einem Teil der Aufständischen, die einzige realistische Chance, einen Übergang zu we- niger Krieg und Gewalt zu erreichen, werden damit kon- terkariert. Der Krieg in Afghanistan kann von der NATO nicht gewonnen werden. Er ist verloren. Die Sicherheitslage hat sich im letzten Jahr für die Bevölkerung verschlech- tert. Die Anzahl der Opfer an Menschenleben und die Anzahl der Verletzten, vor allem auch bei den afghani- schen Sicherheitskräften, ist im Jahr 2013 dramatisch zweistellig angestiegen. Auch in der Hauptstadt Kabul haben Anschläge von Aufständischen mit vielen Opfern zugenommen. Ausufernde Korruption bis in die höchs- ten Regierungskreise und die Zunahme des Anbaus und Handels mit Mohn und Opium prägen die Lage. Eine funktionierende staatliche Verwaltung gibt es in weiten Teilen des Landes nicht. Gerichte und Gerechtigkeit gibt es in der Regel nur für Reiche, die die Justiz bezahlen können. Die Sicherheit von Frauen vor Gewalt ist nicht gewährleistet. Konsequente faire Verhandlungen mit allen, die dazu bereit sind, bieten eine Chance für die Vermeidung eines Bürgerkrieges nach Abzug der NATO-Truppen. Die Fortsetzung des Krieges bis zum Abzug bringt viele wei- tere Opfer an Menschen und weitere Zerstörungen. Die Alternative wäre ein Abzugsmandat mit einem Waffenstillstandsangebot und Verhandlungen sowie Waffengebrauch nur zur Notwehr und Nothilfe, wie das ISAF-Mandat ursprünglich 2001 mal konzipiert war. Anlage 7 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Peter Meiwald, Corinna Rüffer und Hans-Christian Ströbele (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an der EU-geführten Ausbildungsmis- sion EUTM Mali auf Grundlage des Ersuchens der malischen Regierung sowie der Beschlüsse 2013/34/GASP und 2013/87/GASP des Rates der Europäischen Union (EU) vom 17. Januar 2013 und vom 18. Februar 2013 in Verbindung mit den Resolutionen 2071 (2012), 2085 (2012) und 2100 (2013) des Sicherheitsrates der Ver- einten Nationen (Tagesordnungspunkt 6 a) Den Antrag der Bundesregierung, weiterhin Bundes- wehrsoldaten zur Ausbildung und Beratung der dortigen Armee nach Mali zu entsenden, lehnen wir ab und stim- men mit Nein. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 1359 (A) (C) (D)(B) Mali braucht einen staatlichen Neubeginn unter mög- lichst stabilen Rahmenbedingungen. Dies steht außer Frage, und wir stimmen mit der Bundesregierung völlig überein, dass unser Land hier aufgefordert ist, substan- ziell Verantwortung für eine Verbesserung der Lebensbe- dingungen der Menschen Malis zu übernehmen. Festzustellen ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt, dass sich im Nachgang der bisherigen militärischen Interven- tion afrikanischer und europäischer Truppen zwar die di- rekte militärische Gefährdung des malischen Staates nicht mehr so darstellt wie vor zwei Jahren. Allerdings ist ebenso zu konstatieren, dass das aktuelle Mandat der Bundeswehr trotz aller Bemühungen auch nicht dazu ge- führt hat, die drängende Herausforderung des staatlichen Wiederaufbaus Malis entscheidend voranzubringen. Im Gegenteil. Da ein echtes Gesamtkonzept zur Rückgewinnung staatlicher Souveränität einer legitimen Regierung für ganz Mali, welches vom malischen Volk, seiner gewählten Regierung – unterstützt durch die inter- nationale Gemeinschaft – getragen wird, weiterhin ekla- tant fehlt, besteht aus unserer Sicht das große Risiko, dass sich die mit deutscher Militärhilfe gestärkte mali- sche Armee nicht unbedingt als stabilisierendes Element im Entwicklungsprozess positionieren muss, sondern als eigenständiger Akteur in auch zukünftig noch drohenden Machtkämpfen agieren könnte. Diese Befürchtung besteht auch deshalb, weil die Ar- mee Malis schon einmal bis 2012 von deutschen Solda- ten monatelang ausgebildet worden war, dann aber ge- gen die damals legitime Regierung geputscht hatte. Danach kam es zu blutigen Auseinandersetzungen inner- halb dieser Armee. Die damalige Bundesregierung hatte deshalb die Militärhilfe eingestellt. Wenn auch der Put- schistenführer inzwischen in Haft ist, zeigt die damalige Entwicklung, dass deutsche Militärausbildung keines- wegs zur Demokratisierung, Disziplinierung oder Loya- lität der Soldaten gegenüber der legitimen Regierung und Stabilität des Landes führt. Die vom deutschen Mili- tär ausgebildete Armee soll sogar an schweren Men- schenrechtsverletzungen während ihres Einsatzes im Norden Malis gegen die dort ansässige Zivilbevölkerung beteiligt gewesen sein. Im Sinne eines echten Capacity-Building-Ansatzes für den fragilen Staat Mali stehen wesentliche andere Aufgaben auf der Agenda als die militärische Ausbil- dung einzelner Einheiten. Beispielhaft seien genannt: Moderation und Unterstützung des Versöhnungsprozes- ses, wirtschaftliche Aufbauhilfe, die Stärkung der poli- zeilichen Kräfte im Land, Korruptionsbekämpfung, Bil- dung und Ausbildung. Hierzu sind aus unserer Sicht die Instrumente der staatlichen und nichtstaatlichen Ent- wicklungszusammenarbeit, der politischen Stiftungen und der polizeilichen Ausbildung sowie die Stärkung re- gionaler, afrikanischer Initiativen deutlich besser geeig- net als der im EUTM-Mandat geplante Bundeswehrein- satz. Daneben sehen wir ein weiteres ernstes Problem mit dem vorgelegten Mandat. Auf die weiterhin sehr insta- bile Lage in der Nordregion um die Stadt Kidal herum gibt das EUTM-Mandat keine Antwort. Eine echte Frie- dens- und Versöhnungsinitiative für Mali, die letztlich die Grundlage für einen staatlichen Wiederaufbau dar- stellt, wird auch für diese Region Antworten geben müs- sen, damit sie nicht von vornherein die Probleme ledig- lich verschiebt oder verlagert. Eine Rechtfertigung über die Responsability to Protect, RTP, ist vor diesem Hin- tergrund für das vorgelegte Mandat nicht gegeben. Anlage 8 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Frank Tempel (DIE LINKE) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses (2. Ausschuss) Sammel- übersicht 13 zu Petitionen Drucksache 18/513 (Tagesordnungspunkt 22 i) Petition 2-17-15-2127-015279 und andere: Der Petitionsausschuss hat in seiner Mehrheit aus Union und SPD beschlossen, die Petition zur Entkrimi- nalisierung von Cannabiskonsumenten vom 21. Oktober 2010 abzuschließen. Ich möchte nachfolgend begründen, warum ich dieser Empfehlung nicht folgen werde. Cannabiskonsum ist entgegen der realistischen und unstrittigen Gefahreneinschätzung in Deutschland krimi- nalisiert. Immer wieder erreichen mich Berichte von Bürgerinnen und Bürgern, die aufgrund ihres freizeitli- chen Cannabiskonsums strafrechtlich verfolgt werden. Ebenso erreichen mich regelmäßig Meldungen von Kon- sumentinnen und Konsumenten, welche aus medizini- schen Gründen auf Cannabis angewiesen sind, und oftmals besitzen sie keinerlei Ausnahmegenehmigung vom Bun- desinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, BfArM. Eine erst kürzlich von mir gestellte Schriftliche Frage an die Bundesregierung (vergleiche Drucksache 18/298) er- gab in diesem Zusammenhang, dass das BfArM kaum Ausnahmegenehmigungen erteilt, obwohl die Anträge auf medizinische Verwendung von Cannabis stark ange- stiegen sind. Dabei sind die monatlichen Therapiekosten bei vorhandener Ausnahmegenehmigung für Cannabis- patienten sehr hoch und liegen bei bis zu 1 500 Euro im Monat (vergleiche Drucksache 17/3810). Diese werden von den Krankenkassen nicht übernommen. Die Linksfraktion hat vor zwei Jahren ein Fachge- spräch zum Antrag „Legalisierung von Cannabis durch Einführung von Cannabis-Clubs“ (Drucksache 17/7196) durchgeführt. Dabei bestätigten die geladenen Experten, dass die Repression keinen Einfluss auf das Konsumver- halten besitzt. Der Deutsche Hanfverband sprach von circa 100 000 Strafverfahren im Jahr. Ich selbst habe als Polizeibeamter Cannabiskonsumierende strafrechtlich verfolgen müssen. Dabei wurden nachweislich Berufs- karrieren zerstört, auch wenn die eigentliche Strafverfol- gung wegen der sogenannten Regelung zur geringen Menge eingestellt wurde. Die Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin betonten im Fachge- spräch, dass der moderate Konsum von Cannabis nicht schädlich ist. Die Annahme, dass Cannabis eine Ein- stiegsdroge sei, wurde bereits 1998 durch eine Studie, 1360 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 (A) (C) (D)(B) die vom damaligen Gesundheitsminister Seehofer in Auftrag gegeben wurde, widerlegt. Zahlreiche weitere Studien kamen zu eben jenem Ergebnis. Ausschlagend für Drogenkonsum seien vielmehr Faktoren wie Wohn- regionen, Preis der Substanz, gesundheitliche Aspekte, Lebensplanung und Einfluss der Freunde, so Nicole Krumdiek von der Universität Bremen auf dem damali- gen Fachgespräch. Vier Jahre hat die Bearbeitung der Petition im Peti- tionsausschuss gedauert. Dabei wurden 32 000 Unter- schriften für die Petition gesammelt und zwischenzeit- lich 20 Mehrfachpetitionen in diesem Zusammenhang eingereicht. Ebenso existiert mittlerweile eine Resolu- tion von 122 Strafrechtsprofessorinnen und -professoren an die Abgeordneten im Deutschen Bundestag, in wel- cher sie die Einrichtung einer Enquete-Kommission des Bundestages zum Thema „Erwünschte und unbeabsich- tigte Folgen des geltenden Drogenstrafrechts“ fordern. Sie bezeichnen in dieser Resolution den Zweck der Pro- hibition als „systematisch verfehlt“, bezeichnen die Pro- hibition als schädlich für die Gesellschaft, die Konsu- mierenden sowie unverhältnismäßig kostspielig. Es ist also ziemlich offensichtlich, dass ein dringen- der Handlungsbedarf in der bisherigen Drogenpolitik und im aktuellen diesbezüglichen Strafrecht besteht. Die anhaltende Kriminalisierung von Cannabiskonsumieren- den muss endlich beendet werden. Länder wie Uruguay, Portugal, Niederlande, Belgien, verschiedene Bundes- staaten der USA und andere Länder zeigen, dass ein an- derer Weg möglich ist. Verhindern Sie nicht die notwen- dige Debatte, sondern stellen Sie sich endlich dieser, und sorgen Sie für eine Regulierung des Cannabiskonsums in Deutschland unter Verwendung des bestehenden Jugend- und Verbraucherschutzes. Ihre eigentlichen Kritiker wer- den dann nur noch die illegalen Verkaufsstrukturen sein, die seit Jahrzehnten durch die Illegalität gut verdienen. Anlage 9 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Festsetzung der Beitragssätze in der gesetzlichen Rentenver- sicherung für das Jahr 2014 (Beitragssatzge- setz 2014) – Entwurf eines Gesetzes zur Stabilisierung der Beitragssätze in der gesetzlichen Ren- tenversicherung (Beitragssatzgesetz 2014) (Tagesordnungspunkt 12 a und b) Matthäus Strebl (CDU/CSU): Wir reden in ab- schließender Debatte über das „Gesetz zur Festsetzung der Beitragssätze in der gesetzlichen Rentenversiche- rung für das Jahr 2014 (Beitragssatzgesetz)“. Hinter dem Beitragssatzgesetz verbirgt sich ein ausgesprochen wich- tiger und zentraler Baustein für die Zukunft unseres Ren- tensystems. Dabei zeigt die Große Koalition bereits zu Beginn der Legislaturperiode, dass sie für eine Politik der Solidarität, der Generationengerechtigkeit und der Nachhaltigkeit steht. Wir stärken das solidarische Rentensystem, indem wir für eine nachhaltig gute Finanzlage sorgen. Die Nachhaltigkeit der Deutschen Rentenversicherung ist mit gesetzlicher Rentenversicherung, privater Vorsorge und betrieblicher Altersvorsorge nach einem internatio- nalen Vergleich der OECD eines der besten. Wir wollen dafür sorgen, dass dies auch so bleibt, damit sich die Menschen in Deutschland auf die Stabilität unseres Ren- tenversicherungssystems verlassen können. Wir gewährleisten eine größere Planungssicherheit für Beitragszahler, Arbeitgeber und für Rentner. Damit vermeiden wir ein jährliches und von den Bürgern nicht mehr nachvollziehbares Auf und Ab der Beiträge. Wir treffen gleichzeitig Vorsorge, damit die Beiträge bei einem Abflachen der Konjunktur und einem Rück- gang der Beitragszahler nicht automatisch erhöht werden müssen. Wir sorgen dafür, dass das Grundsystem für die beitragsfinanzierten Rentensysteme stabil und berechen- bar bleibt, und leisten damit einen Beitrag zur Generatio- nengerechtigkeit. Wir schaffen gleichzeitig auch die Grundlage dafür, dass notwendige Leistungserweiterungen, die im Inte- resse unserer solidarischen Gesellschaft liegen, auf den Weg gebracht werden können: Dazu nenne ich die Müt- terrente, für die wir uns besonders stark gemacht haben. Hier verbessern wir für viele Mütter und auch Väter ihre Rentenanwartschaften bzw. sorgen dafür, dass sie höhere aktive Renten erhalten. Damit schließt die Große Koali- tion eine Gerechtigkeitslücke und honoriert die gesamt- gesellschaftliche Erziehungsleistung von Müttern und Vätern. Wir schaffen klare und nachvollziehbare Regelungen, damit Menschen, die 45 Jahre lang gearbeitet und in die Rentenkassen einbezahlt haben, bereits ab dem 63. Le- bensjahr in Rente gehen können. Wir erkennen die Le- bens- und Beitragsleistung dieser Menschen ausdrück- lich an und honorieren sie. Es ist richtig, solidarisch und gerecht, dass Menschen nach einem langen und harten Berufsleben die Möglichkeit haben, mit 45 Beitragsjah- ren in Rente zu gehen. Gleichzeitig hat die Große Koali- tion hier einen wichtigen Beitrag geleistet, um die Ge- fahr der Altersarmut zu vermindern. Ich bin auch davon überzeugt, dass es eine richtige Entscheidung ist, die Beiträge zur Rentenversicherung stabil auf 18,9 Prozent zu halten. Die letzten Beitrags- senkungen waren 2012 von 19,9 Prozent auf 19,6 und 2013 dann von 19,6 auf 18,9 Prozent. Die Große Koali- tion hat den Verlockungen einer kurzfristigen Senkung widerstanden, denn dieser Senkung hätte nach kurzer Zeit eine deutlichere Erhöhung folgen müssen. Die Ko- alition hat auch den Versuchungen widerstanden, die Rentenbeiträge jährlich um 0,2 Prozent zu steigern, wie dies vonseiten des DGB gefordert wurde. In guten und vertrauensvollen Gesprächen mit den Kolleginnen und Kollegen der SPD wurde hier ein ver- nünftiger Weg gefunden, um die demografischen He- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 1361 (A) (C) (D)(B) rausforderungen anzunehmen und für die nächsten Jahre Planungssicherheit zu haben. Abschließend glaube ich sagen zu können, dass die Große Koalition auch in Sachen Altersvorsorge für Sta- bilität und Verlässlichkeit steht. Wir stellen heute mit diesem Gesetz unter Beweis, dass dies nicht nur ein bloßes Lippenbekenntnis ist, son- dern auch ein Markenzeichen für eine zukunftsorien- tierte Renten- und Sozialpolitik für unser Land. Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU): Verläss- lichkeit ist in der gesetzlichen Rentenversicherung ein zentraler Faktor. Denn ohne Verlässlichkeit gibt es kein Vertrauen, und ohne Vertrauen kann ein generationen- übergreifendes System wie die gesetzliche Rentenversi- cherung keinen Bestand haben. Wenn von Verlässlichkeit die Rede ist, meinen die heutigen und die künftigen Rentnerinnen und Rentner an erster Stelle, dass sie sich darauf verlassen können, dass die wohlverdiente Rente pünktlich auf ihrem Konto ein- geht. Bei vollen Rentenkassen, bei einer Rücklage von 32 Milliarden Euro, wie wir sie heute haben, scheint das wie eine Phantomdebatte. Aber die Realität hat gezeigt, dass politisches Versagen die Rente in die Zahlungsunfä- higkeit manövrieren kann, wie dies im Herbst 2005 der Fall war. Damals musste der Staat in Vorkasse treten, da- mit die Rentnerinnen und Rentner nicht mit leeren Hän- den dastanden – und so etwas wollen wir auch für die Zukunft unbedingt vermeiden. Damals hatten auch Sie politische Verantwortung, liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, und nicht wir. Heute haben wir, ungeachtet mehrerer Bei- tragssatzsenkungen, über Überschüsse in der Rentenver- sicherung politisch zu entscheiden. Angesichts dessen wundern mich manche Anwürfe ausgerechnet aus der grünen Ecke, wir würden die Rentenversicherung desta- bilisieren. Das betrifft allerdings auch den für die dama- lige Misere Hauptverantwortlichen, der zuletzt auch meinte, Ratschläge erteilen zu müssen. Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen, als 2001 unter Ihrer politischen Verantwortung erhebliche Einschnitte beim Erwerbsminderungsschutz vorgenom- men wurden, die die Rentenkassen um Milliardenbe- träge entlastet haben, hat keiner von Ihnen dieses ange- prangert. Kompensiert wurden diese Entlastungen durch geringere Ansprüche der Versicherten und steigende Grundsicherungsverpflichtungen der öffentlichen Hand. Jetzt fährt der Zug mal in die andere Richtung, was die Mütterrente betrifft, und das nur für eine sehr be- grenzte Zeit. Und das Lamento ist riesengroß. Neben der Mütterrente wollen wir auch den Schutz in der Erwerbsminderungsrente verbessern, der unter den eben dargestellten Umständen stark eingeschränkt wurde. Wir wollen dies, ohne Fehlanreize zu setzen. Durch die angestrebten Änderungen insbesondere bei den Zurechnungszeiten werden die seinerzeitigen Ein- schnitte zielgerichtet abgemildert. Betroffene erhalten rund 40 Euro im Monat zusätzlich. Die meisten können das Geld sehr gut gebrauchen. Die ebenfalls geplanten verbesserten Leistungen in der Rehabilitation werden die Rentenversicherung sogar mittel- und langfristig entlasten. Denn die konsequente Umsetzung des Grundsatzes „Reha vor Rente“ hat nicht nur eine humanitäre Komponente, weil sie die Wieder- herstellung der Gesundheit einer Arbeitnehmerin oder eines Arbeitnehmers vor eine in der Praxis recht beschei- dene Alimentation stellt. Zugleich entlastet sie spürbar die Rentenversicherung. Man kann sinnvolle Projekte wie mehr Gerechtigkeit bei der Mütterrente angehen, man kann sich aber auch von gestaltender Sozialpolitik, auch in der Rentenversi- cherung, verabschieden, das alles mit Hinweis auf große Zukunftsaufgaben lassen und sich ganz auf die Höhe der Beitragssätze fixieren, wie Sie das tun. Diesen Ansatz kannten wir bisher eher aus einer ande- ren Richtung. Er ist eindimensional und greift damit zu kurz. Tatsächlich geht es um einen Dreiklang der Ziele, die wir – zugegebenermaßen manchmal mit Mühe – unter einen Hut bringen müssen. Wir haben die solide Finan- zierung der Rentenversicherung im Blick – wir haben die Generationengerechtigkeit im Blick –, aber – das un- terscheidet uns – wir haben auch Gerechtigkeit im „Jetzt“ im Blick und die Sicherungsfunktion der gesetz- lichen Rentenversicherung. Wir alle wissen um die Be- deutung der zweiten und dritten Säule. Basis ist aber eine funktionsfähige erste Säule, und wenn diese nicht trägt, funktioniert das ganze System nicht mehr. Nun sind wir wenigstens in der Frage der Versteti- gung des Beitragssatzes, um die es heute eigentlich geht, nicht so weit auseinander, und dabei haben wir auch Rü- ckendeckung von Sachverständigen. Wenn wir jetzt den Beitragssatz senken würden, würde die Nachhaltigkeits- rücklage von 0,2 Monatsausgaben in absehbarer Zeit un- terschritten werden, und die Beiträge müssten sehr schnell wieder steigen. Mit unserem Gesetz können wir davon ausgehen, dass die Beiträge in den kommenden vier oder sogar mehr Jahren stabil bleiben. Stabilität bei den Sozialversicherungsbeiträgen bedeutet Sicherheit für die Kalkulation unserer Betriebe und bedeutet auch Sicherheit für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Es ist nicht inhaltlicher Gegenstand dieses Beitrags- satzgesetzes, sollte aber weiter diskutiert werden, wie wir auch mit Veränderungen bei den Interventions- schwellen der Nachhaltigkeitsrücklage zu einer Versteti- gung und Stabilisierung des Beitragssatzes beitragen können. Insbesondere ist eine Untergrenze für die Nach- haltigkeitsrücklage von 0,2 Monatsausgaben der Renten- versicherung sehr knapp genäht. Diese rührt aus der be- reits angesprochenen Zeit, als die Rentenversicherung aus dem letzten Loch pfiff. Für dieses Projekt brauchen wir allerdings kein Hauruckverfahren, denn aufgrund unserer erfolgrei- chen Politik – in Verbindung mit den Auswirkungen des vorliegenden Gesetzes – werden wir in den kom- menden Jahren nicht einmal in die Nähe dieser Marge gelangen. 1362 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 (A) (C) (D)(B) Ich freue mich, dass sich nach anfänglichem Zögern alle Fraktionen des Deutschen Bundestages für einen stabilen Beitragssatz von 18,5 Prozent in der gesetzli- chen Rentenversicherung aussprechen. Auch die Grü- nen, die in der ersten Lesung anders argumentierten, sprechen sich jetzt in einem Entschließungsantrag für den Beitragssatz von 18,5 Prozent aus. Sichere und stabile Rentenfinanzen – das ist unser Ziel. Das Beitragsgesetz, das wir heute verabschieden, dient diesem Ziel. Verlässlichkeit – das ist das Marken- zeichen einer guten Politik. Markus Paschke (SPD): Jeder, der sich schon mal intensiver mit unserer Rente beschäftigt hat, stellt zwei Dinge fest: Erstens. Mittel- bis langfristig wird der Bei- tragssatz steigen. Allein die demografische Entwicklung und die Gebundenheit an das Erwerbseinkommen lassen keinen anderen Schluss zu. Zweitens. Wir haben in unse- rem heutigen System einige Gerechtigkeitslücken, die es zu schließen gilt. Um den zweiten Punkt kümmern wir uns mit dem Rentenpaket, das demnächst auch hier bera- ten wird. Heute geht es um die Beiträge. Die bisherigen Reden zeigen: Hier im Haus herrscht in den wesentlichen Punk- ten Einigkeit, denn wir sind uns einig bei dem Ziel, den Beitragssatz der Rentenversicherung zu stabilisieren und Planungssicherheit zu schaffen. Laut einer Forsa-Um- frage, die der DGB in Auftrag gegeben hat, wird dies von 84 Prozent der Bevölkerung unterstützt. Dass wir auf dem richtigen Weg sind, zeigte auch die Expertenan- hörung am Montag zu dem Gesetzentwurf. Unser Vorha- ben fand große Zustimmung bei fast allen Experten. Einigkeit im Parlament, Zustimmung in der Bevölke- rung und Zustimmung der Experten – wir machen da of- fensichtlich wirklich etwas richtig. Zudem liegen wir mit dem aktuellen Beitragssatz immer noch unter dem, was 2011 von vielen erwartet wurde. Um es klar zu sagen: Eine Beitragssenkung wäre nicht nur überflüssig, sondern sogar schädlich. Die Ex- pertenanhörung hat dies deutlich gemacht. Bei einer Bei- tragssenkung hätte ein durchschnittlich verdienender Ar- beitnehmer knappe 9 Euro mehr in der Tasche gehabt. Doch um welchen Preis? Wie sähe die Alternative aus? Das Institut für Makroökonomie und Konsumfor- schung hat in der Anhörung zutreffend formuliert: Jetzt eine Senkung, später eine deutliche Erhöhung – das macht man normalerweise nicht. Planbarkeit und Ver- lässlichkeit sind nach Aussage der Experten wesentlich wichtiger als die kurzfristige Senkung um ein paar Euro. Wir schaffen jetzt Planungssicherheit für Beschäftigte und Unternehmen. Und es ist richtig, dass wir die Beibe- haltung des Beitragssatzes per Gesetz regeln und nicht per Verordnung. Damit verschaffen wir dem Vorhaben eine größere Offenheit und Legitimation. Mir ist es wichtig, dass wir transparent handeln und die Menschen in unserem Land mitnehmen; denn für sie tun wir das hier alles. Nebenbei gesagt: Ich finde es gut, dass sich auch die Linken unserem Gesetzentwurf im Ausschuss angeschlossen haben. Eine Kontrolle der Re- gierung und eigene Anregungen sind wichtig; aber sinn- volle Maßnahmen kann man auch aus der Opposition he- raus unterstützen. In den Gemeinden funktioniert das gut. Warum soll das nicht auch im Bundestag klappen? Ich fasse also zusammen: Alle Fraktionen halten das wesentliche Ziel des Gesetzes für richtig. Umfragen in der Bevölkerung belegen die Akzeptanz, und wir haben die breite Zustimmung der Experten. Besser kann parla- mentarische Arbeit doch gar nicht laufen. Dr. Martin Rosemann (SPD): Die SPD-Bundestags- fraktion hat bereits die in der vergangenen Legislatur- periode vorgenommenen Beitragssenkungen abgelehnt. Folgerichtig sorgen wir jetzt in der Regierungsverant- wortung der Großen Koalition mit dem Beschluss des vorliegenden Gesetzentwurfs für eine Stabilisierung des Beitrags zur gesetzlichen Rentenversicherung auf 18,9 Prozent im Jahr 2014. Die Gründe hierfür waren und sind dieselben: Zu- nächst wäre es unverantwortlich, den Beitragssatz heute auf 18,3 Prozent zu senken, um ihn dann zu einem späte- ren Zeitpunkt umso deutlicher zu erhöhen. Dies wäre falsch für die mittelfristige Planungssicherheit der Un- ternehmen wie der Beschäftigten und damit auch kon- junkturpolitisch ein falsches Signal. Die SPD-Bundestagsfraktion verbindet mit der Stabi- lisierung des Beitragssatzes auch Leistungsverbesserun- gen in der gesetzlichen Rentenversicherung, die im ers- ten Rentenpaket von Bundesministerin Andrea Nahles enthalten sind: erstens die Anerkennung von Zeiten kurzfristiger Arbeitslosigkeit bei der Wartezeit für den vorzeitigen abschlagsfreien Rentenzugang, zweitens das Vorziehen des vorzeitigen abschlagsfreien Rentenzu- gangs für langjährig Versicherte, drittens die demogra- fiefeste Ausgestaltung des Rehabudgets – immer nach dem Motto „Reha vor Rente“ und viertens die von uns allen hier im Hause ja gemeinsam geforderten Verbesse- rungen bei der Erwerbsminderungsrente. Damit ist auch unsere Haltung zum Entschließungs- antrag von Bündnis 90/Die Grünen klar: Sie lehnen we- sentliche Teile dieser Leistungsverbesserungen ab. Des- halb lehnen wir ihren Entschließungsantrag ab. Am Montag dieser Woche hat der Ausschuss für Ar- beit und Soziales eine öffentliche Anhörung zum Gesetz zur Festsetzung der Beitragssätze in der gesetzlichen Rentenversicherung für das Jahr 2014 durchgeführt. Ich bin ja neu in diesem Parlament, aber ich habe mir von meinen Kolleginnen und Kollegen sagen lassen, dass noch selten ein Gesetzentwurf von der Breite der Sach- verständigen so eine positive Beurteilung erfahren hat. Das gilt für die Sache selbst, die Beitragssatzstabilität. Es gilt aber auch für den gewählten Weg eines Gesetz- gebungsverfahrens anstatt der Verordnungen. Ebenso hat die Anhörung erbracht, dass keiner der Sachverständigen eine Abschaffung der Obergrenze für die Schwankungsreserve empfohlen hat. Hier sehen wir zumindest weiteren Diskussionsbedarf und werden da- her den Gesetzentwurf der Fraktion Die Linke ablehnen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 1363 (A) (C) (D)(B) Wir haben es in einer Großen Koalition natürlich auch mit großen Kompromissen zu tun. Das gilt unzweifelhaft auch für die Rentenpolitik. Als SPD-Bundestagsfraktion waren und sind wir der Auffassung, dass gesamtgesellschaftliche Aufgaben wie die Berücksichtigung von Kindererziehungszeiten kon- sequent und vollständig durch Steuermittel finanziert werden müssen. Mit Blick auf den dabei gefundenen Kompromiss mit unserem Koalitionspartner ist unser Bauchweh daher schon recht groß – und es ist durch die Anhörung am Montag mit Sicherheit nicht kleiner ge- worden. Lassen Sie mich aber eines deutlich sagen: Der Vor- wurf, die Große Koalition würde die zusätzliche Berück- sichtigung von Erziehungszeiten für vor 1992 geborene Kinder ausschließlich über Beiträge finanzieren, ist falsch. Erstens befinden sich in der Rücklage der Ren- tenversicherung auch Steuermittel. Zweitens verhindert die Beitragssatzstabilisierung auch die Reduzierung der Bundeszuschüsse. Allein für das Jahr 2014 geht es dabei um rund 1,2 Milliarden Euro. Und zum Dritten sieht das Rentenpaket von Andrea Nahles ab dem Jahr 2019 vor, dass sich der Bund mit zusätzlichen Mitteln beteiligt, die bis zum Jahr 2022 auf rund 2 Milliarden Euro jährlich anwachsen. Für die SPD-Bundestagsfraktion kann ich zusammen- fassend festhalten: Insgesamt haben wir mit dem heute hier debattierten Gesetzentwurf zur Beitragssatzstabilität und dem ersten von der Bundesregierung vorgelegten Rentenpaket ein gutes Konzept auf den Weg gebracht: Wir sorgen für Beitragssatzstabilität und damit für Pla- nungssicherheit. Wir sorgen für notwendige und von der Bevölkerung gewollte Leistungsverbesserungen. Wir bauen Gerechtigkeitslücken konsequent ab. Und wir sor- gen damit wieder für mehr Vertrauen in die gesetzliche Rente. Matthias W. Birkwald (DIE LINKE): Auch die Linke ist ausnahmsweise mal mit der Bundesregierung einer Meinung: Der Beitrag zur Rentenversicherung darf nicht auf 18,3 Prozent gesenkt werden. Ihn bei 18,9 Pro- zent zu belassen, ist vernünftig und zumutbar! Es ist zu- mutbar, weil wir derzeit den niedrigsten Rentenversiche- rungsbeitrag seit 18 Jahren haben! Und es ist vernünftig, weil wir im Kampf gegen die Altersarmut jeden Cent in der Rentenkasse brauchen! Denn nicht nur der Blick auf den Lohnzettel zählt, sondern auch der Blick auf die jährliche Renteninforma- tion. Und der ist für viele leider kein Augenschmaus! Der Grund: Union, SPD und Grüne haben in den vergan- genen 13 Jahren die Renten real drastisch gekürzt: Der „Riesterfaktor“ und der „Nachhaltigkeitsfaktor“ senken seit der Jahrtausendwende das Rentenniveau deutlich. Damit wurde die Rentenanpassung von der Lohnent- wicklung abgekoppelt. Das heißt auf Deutsch: Zwischen 2001 und 2030 ver- lieren die Renten ein Fünftel ihres Wertes. Eine Rente von ehedem 1 000 Euro wird dann nur noch einen Wert von 800 Euro haben, in heutigen Zahlen natürlich. Das bedeutet, dass viele Junge von heute morgen die armen Alten sein werden, und das wird die Linke niemals akzeptieren! Die Bundesregierung behauptet, bei stei- genden Löhnen sei das sinkende Rentenniveau kein Problem. – Die steigen aber nicht, die sinken sogar leicht! Gerade heute hat das Statistische Bundesamt die aktuellen Zahlen vorgelegt: Die Reallöhne sind vergan- genes Jahr um 0,2 Prozent gesunken! Das heißt: Die Preise fressen die Löhne auf, und der Riesterfaktor frisst die Renten auf! Deshalb, meine Damen und Herren von der Koalition: Führen Sie endlich den flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn ein. Sofort! Denn wir haben keine Zeit mehr, auf ihn bis 2015 oder noch später zu warten! Und wir müssen dringend zurück zum Rentenniveau des Jahres 2001. Das waren 53 Prozent Sicherungs- niveau vor Steuern. Nur so können wir den Lebens- standard im Alter sichern. Mit Riester wird das nix. Ein lebensstandardsicherndes Rentenniveau kommt den Al- ten und den Jungen zugute. Um das zu finanzieren, ist ein stabiler Beitragssatz ein kleiner erster und richtiger Schritt. Aber: Die Bundesregierung ist eigentlich verpflichtet, den Beitrag zu senken, wenn sich die Rentenkasse auf mehr als 1,5 Monatsausgaben füllt. Das ist unsinnig; denn wir brauchen jeden Cent in der Rentenkasse! Deshalb hat die Linke schon im November 2013 – also weit vor der Bundesregierung – ein Gesetz einge- bracht, das weitergehend ist. Wir wollen die Höchst- grenze bei der Nachhaltigkeitsrücklage streichen! Selbst Herr Gunkel von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände hat am Montag in der Anhörung des Ausschusses für Arbeit und Soziales ge- sagt: „Es ist widersprüchlich, dass die Bundesregierung den Gesetzentwurf der Linken nicht unterstützt, dass die Nachhaltigkeitsrücklage mehr als 1,5 Monatsausgaben betragen muss, aber die Beitragssatzfestlegung auf 18,9 Prozent macht.“ Recht hat er. Und es gibt noch einen Grund, unserem Gesetzent- wurf zuzustimmen: Die SPD hatte schon im September 2012 in ihrem Gesetzentwurf für ein sogenanntes „De- mografiefondsgesetz“ die Streichung der Höchstnach- haltigkeitsrücklage gefordert. Exakt die Forderung aus unserem Antrag. Schon vergessen? Schade! Ich komme zum zweiten Aber: Die zusätzlichen Beiträge werden jetzt sofort und völlig systemwidrig von Ihnen für die Ausweitung der sogenannten Mütterrente verpulvert. Nur damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Wir Linken sind für die bessere Anerkennung der Kindererziehungszeiten. Aber Kindererziehung ist und bleibt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Das weiß jedes Kind. Deshalb muss die Mütterrente komplett aus Steuer- mitteln finanziert werden. Das haben auch alle Sachver- ständigen und alle Verbände in der Ausschussanhörung am vergangenen Montag einhellig betont! Und Linke 1364 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 (A) (C) (D)(B) und Grüne sind sich hier ebenfalls völlig einig. Die Me- dien auch. Dafür müssen alle zahlen und nicht nur die Beitrags- zahlenden, weil auch die Mütter von Beamtinnen und Beamten, Rechtsanwälten, Politikern und Ärztinnen und Ärzten die Mütterrente erhalten! Und die Große Koalition? Will die „Mütterrente“ sys- temwidrig aus Beiträgen finanzieren. Die murmelt von rechts weiter: Keine Steuererhöhung! Oder sitzt links bedröppelt da. Zulasten der nächsten Generationen! Denn: Würden wir die „Mütterrente“ aus Steuern finanzieren, hätten wir sechseinhalb Milliarden Euro jährlich im Kampf gegen die laut heranrauschende Welle neuer Altersarmut. Wir könnten damit locker die Kürzungsfaktoren in der Rentenanpassungsformel streichen, damit das Rentenniveau stabilisieren und auch noch die Abschläge bei den Erwerbsminderungsrenten für dauerhaft Kranke abschaffen. Dafür lohnte es sich, die Beiträge nicht ab- zusenken! Würden wir dann noch die sinnlose Riesterförderung abschaffen, hätten wir weitere 3,5 bis 4,5 Milliarden Euro jährlich zur Verfügung und könnten endlich Schluss machen mit dem Rentenkürzungsprogramm Rente erst ab 67! Wichtige Schritte, die alle in Ihrem Rentenpaket feh- len, Frau Ministerin! Wichtige Schritte, die auch bei der jungen Generation wirken würden, und wichtige Schritte, die Sozialverbände, Gewerkschaften und die Linke deshalb weiter fordern werden! Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die Bundesregierung verzichtet in ihrem Gesetzentwurf auf die gesetzlich vorgeschriebene Beitragssatzsenkung, um einen großen Teil des von ihr versprochenen Rentenpakets zu finanzieren. Dazu gehören die höheren Rentenanwart- schaften für Kindererziehungszeiten, die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren ab 63 und kleinere Verbes- serungen bei der Erwerbsminderungsrente und beim Reha-Budget. Auch Bündnis 90/Die Grünen wollen keine Absen- kung des Rentenbeitragssatzes. Zum einen ist – bedingt durch die demografischen Veränderungen – auch lang- fristig mit weiter steigenden Beiträgen zu rechnen. Für diesen absehbaren Beitragsanstieg sollte schon heute Vorsorge getroffen werden, um die Auswirkungen für die Wirtschaft und auch für die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler abzufedern. Deswegen sollte eine höhere Nachhaltigkeitsrücklage gebildet werden. Da es der Bundesregierung aber eindeutig um die Finanzierung ihrer Wahlversprechen geht, wird das hö- here Beitragsaufkommen und gleichzeitig das Geld der Rücklage ausgegeben, das dann später an anderer Stelle fehlt. Wir lehnen diese falsche Prioritätensetzung zulas- ten der finanziellen Stabilität der Rentenversicherung ab und werden den Gesetzentwurf der Bundesregierung da- her ablehnen. Die öffentliche Anhörung zum Beitragssatzgesetz 2014 am 17. Februar 2014 im Arbeits- und Sozialaus- schuss offenbarte, dass zehn von zwölf Sachverständi- gen die Obergrenze der Nachhaltigkeitsrücklage von 1,5 Monatsausgaben für zu niedrig einschätzen. Für eine gänzliche Abschaffung der Obergrenze gab es indes keine Mehrheit. Nach unserer Auffassung sollte die Rücklage dazu verwendet werden, den Rentenbeitrags- satz auch über 2020 hinaus möglichst lange unter 20 Prozent bei einem gleichzeitig angemessenen Ren- tenniveau zu halten. Zugleich steht die Rente auch auf der Leistungsseite vor großen Herausforderungen. Bei den beitragsfinan- zierten Leistungen sind vor allem Verbesserungen bei Erwerbsminderung und Rehabilitation notwendig. Die von der Bundesregierung geplanten Maßnahmen zur Verbesserung der Erwerbsminderungsrente gehen in die richtige Richtung, reichen aber nicht aus. Die Abschläge auf Erwerbsminderungsrenten sollten abgeschafft wer- den, wenn der Zugang allein aufgrund medizinischer Diagnose und Prüfung erfolgt. An den Abschlägen auf Erwerbsminderungsrenten hält die Bundesregierung aber ausdrücklich fest. Aktuell stehen zudem nicht aus- reichend Mittel zur Rehabilitation zur Verfügung. Wird das Reha-Budget nicht umgehend bedarfsgerecht ausge- staltet, wird die Zahl der Erwerbsminderungsrentnerin- nen und -rentner absehbar steigen. Auch der Gesetzentwurf der Fraktion Die Linke tritt für eine Beibehaltung des Beitragssatzes ein. In der Be- gründung heißt es, dass ansonsten „dringend notwendige systemgerecht zu finanzierende Leistungsverbesserun- gen … wie Verbesserungen bei den Erwerbsminderungs- renten und des Leistungsniveaus … auf längere Zeit er- schwert oder gar verhindert würden“. Außerdem soll die Obergrenze der Nachhaltigkeitsrücklage gänzlich aufge- hoben werden. Wir lehnen den Gesetzentwurf der Linken ab, da wir – ähnlich wie die meisten Sachverständigen – eine gänzli- che Abschaffung der Obergrenze der Nachhaltigkeitsrück- lage für nicht sinnvoll erachten. Ohne eine Obergrenze würde es an einer Systematik für eine Beitragssatzfest- setzung fehlen. Zudem geht es den Linken einseitig um Verbesserungen des Leistungsniveaus. Wir hingegen möchten die finanziellen Spielräume gleichermaßen für einen gedämpften Beitragssatzanstieg sowie für ein an- gemessenes Rentenniveau verwenden. Hierzu stellen wir einen eigenen Entschließungsantrag. Anlage 10 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: EU-Afrika-Gipfel – Partnerschaft an Gerechtigkeit und Frieden ausrichten (Tagesordnungspunkt 13) Dr. Bernd Fabritius (CDU/CSU): Gute Afrika-Poli- tik, ob nun durch die Bundesregierung oder die Europäi- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 1365 (A) (C) (D)(B) sche Union, muss die Menschen in den Mittelpunkt stel- len. Der 4. EU-Afrika-Gipfel im April in Brüssel greift dieses Prinzip schon im Titel auf: „Investieren in Men- schen, Wohlstand und Frieden“. Nun machen gute Titel noch keine gute Politik. Der vorliegende Antrag ist ein Paradebeispiel dafür. Ihren Titel „EU-Afrika-Gipfel – Partnerschaft an Ge- rechtigkeit und Frieden ausrichten“ können die meisten hier mittragen – bei allem was darüber hinausgeht, ge- rade auch was Gerechtigkeit betrifft, verweise ich lieber auf die Eckpunkte, die Bundesminister Gerd Müller für sein Ministerium abgesteckt hat: Gerecht ist, die Investi- tionen in Bildungsprojekte im Rahmen der Entwick- lungszusammenarbeit zu steigern! Gerecht ist, auf diese Weise mehr Chancengleichheit zu schaffen! Gerecht ist demnach die Erhöhung der Mittel für Grundbildung, den Aufbau beruflicher Ausbildungszentren und tertiäre Bil- dung auf mindestens 400 Millionen Euro, die Minister Müller angekündigt hat! Bei seinem Antrittsbesuch bei der Afrikanischen Union Anfang des Monats sind Leuchtturmprojekte im Bereich der beruflichen Bildung vereinbart worden. Das schafft Gerechtigkeit. Das ist genau der Ansatz, der am Menschen orien- tierte und in zukünftigen Wohlstand investierende Poli- tik ausmacht! Das schlägt sich auch in den Themen des 4. EU- Afrika-Gipfels nieder, bei dem Bildung und Ausbildung als zentrale Themen genannt werden. Mit den weiteren geplanten Themenschwerpunkten des Gipfels wie der Jugend- und Frauenförderung, der Stimulierung von Wachstum, der Schaffung neuer Ar- beitsplätze und der Friedensicherung sind alle Elemente genannt, die die Basis für mehr Wohlstand legen können. Nur wenn durch positive Entwicklungen in diesen Bereichen bessere Lebensperspektiven vor Ort geschaf- fen werden, wird auch ein anderes dringendes Thema in der EU-Afrika-Politik einer Lösung näher kommen: So- lange fehlende Sicherheit und mangelnder Wohlstand Flucht- und Migrationsanreize setzen, werden verzwei- felte Menschen versuchen, den lebensgefährlichen Weg über das Mittelmeer anzutreten. Solange positive Per- spektiven noch fehlen, müssen nachhaltige Anstrengun- gen durch die gemeinsame EU-Afrika-Politik zur Ver- besserung der Situation unternommen werden. Und so lange müssen sehr wohl auch die bestehenden Schutz- systeme einbezogen werden. Frontex und EUROSUR gehören dabei nicht, wie von den Linken verlangt, etwa abgeschafft, sondern gestärkt. Auch im vorliegenden Antrag wird deren wichtiger und für die Beamtinnen und Beamten alles andere als einfa- che Einsatz in ein falsches, schlechtes Licht gerückt. Dabei hat Frontex allein im Zeitraum von Oktober 2013 bis Januar 2014 16 700 Personen aus Seenot geret- tet. Der Einsatz ist sinnvoll und notwendig! Ich wünsche mir, dass sich durch den kommenden Gipfel auch das Verhältnis der Partner EU und Afrika weiter angleicht, dass Abhängigkeiten weiter abgebaut werden und dass auch die angestrebten Projekte zuneh- mend von einer Partnerschaft auf Augenhöhe geprägt sind. Ausdruck einer neuen Partnerschaft sind unter an- derem die immer weiter fortschreitenden Verhandlungen zu den Wirtschaftspartnerschaftsabkommen, zu deren baldigem Abschluss der Gipfel hoffentlich beitragen wird. Mehrere wichtige Zielmarken der Millenniumsent- wicklungsziele sind erreicht oder können, realistisch be- urteilt, in der Frist bis 2015 erreicht werden. Einige Ziele werden aller Voraussicht nach in manchen Regionen nicht erreicht werden. Mit einer Post-2015-Agenda müs- sen wir die Millenniumsziele deshalb fortschreiben. Dazu soll der Gipfel beitragen. Auch hier wird die Arbeit verstärkt von Partnerschaft geprägt sein, von Zusammenarbeit und Kooperation und nicht, wie Sie in Ihrem Antrag unterstellen, von Bevor- mundung. Überall dort, wo wir dazu beitragen können, dass Menschen sich selbst helfen, sollten wir diesen Ansatz verfolgen. Eine gemeinsame EU-Afrika-Strategie und ein Gipfel unter dem Motto „Investieren in Menschen, in Wohl- stand und in Frieden“ ist deshalb genau richtig. Charles M. Huber (CDU/CSU): Afrika hat im Mo- ment circa 1 Milliarde Einwohner, Tendenz steigend. 2050 sollen es bereits doppelt so viele sein, im Jahr 2100 dann um die 3,5 Milliarden. Afrika steht zweifellos vor einer großen Herausforde- rung, und wenn wir und die Afrikaner nichts tun, nicht das Richtige tun, wird ein Großteil der Bewohner dieses Kontinents nicht unter menschenwürdigen Umständen leben können, gesetzt den Fall, dass sie überhaupt über- leben. Trotzdem gibt es, wie wir wissen, auch andere Per- spektiven auf Afrika. Es gibt Staaten mit einem Wachs- tum von über 5 Prozent, an der Spitze Angola mit 11 Prozent. Aber es gibt natürlich auch Staaten wie Somalia und die Zentralafrikanische Republik, Staaten, in denen es kaum mehr Strukturen gibt, nie gab, wo Leid und Elend den Alltag der dort lebenden Menschen bestimmen. Es hilft der Entwicklung dieser Länder natürlich nicht, wenn man in diesem Hause einen Dialog führt, der sich darauf beschränkt, was man in Afrika alles nicht tun darf. Da, glaube ich, wird jeder einsehen, dass sich die Afrikaner davon nichts kaufen können und dies auch keinen Menschen inspiriert, in Afrika zu investieren. Das dürfen jetzt einige von der Linkspartei gerne als Vorwurf verstehen; so ist es auch gemeint. Wer jeden Ansatz in Richtung einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit afrikanischen Staaten, die diese wohlgemerkt dringend benötigen und auch explizit wün- schen, in eine Grundsatzdiskussion ausarten lässt, der dokumentiert hier nur eines: dass er nämlich kein eige- 1366 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 (A) (C) (D)(B) nes Konzept hat und hier lediglich versucht, seinem des- truktiven Naturell eine objektive Legitimation zu verlei- hen. Als etwas anderes kann ich das nicht verstehen. Karl Marx hat es hier nicht gerichtet, und er wird es auch in Afrika nicht richten, schon gleich dann nicht, wenn die ehemalige Sowjetunion als potenzieller Han- delspartner praktisch ausfällt. Afrika ist nicht Europa, und Europa funktioniert nicht wie Afrika. Es soll Ihnen hier gesagt sein, dass ein paar Delegationsreisen nach Afrika nicht ausreichen, um zu verstehen, wie dieser Kontinent tickt, sprich: wie sich diese Thesenpapiere dann in der afrikanischen Realität niederschlagen. Ich als Deutscher mit afrikanischen Wurzeln, bei dem der eine Teil aus einer afrikanischen Politikerfamilie stammt, habe 10 Jahre gebraucht, um Afrika zu verste- hen. Aber schön, dass es Menschen gibt, die mit schier geballtem interkulturellen Einfühlungsvermögen dies in viel kürzerer Zeit tätigen können. Dieses Thema ist zu ernst, um es am Pranger der par- teipolitischen Profilierungssucht zu opfern, und die Zeit, in der man das Rad noch herumdrehen kann, ist knapp. Hier müssen Verantwortung und Empathie dem partei- politischen Kalkül vorgehen. Wer sagt, dass Afrika keinen Handel will, sagt etwas anderes als einem die Afrikaner selbst sagen, sowohl in Afrika als auch hier. Mich würde interessieren, was passieren würde, wenn jemand solche Thesen einmal in einem afrikanischen Slumgebiet erzählen würde. Da hätte ich gerne vorher etwas Zeit, mich von dieser Gruppe zu entfernen. Aus Handel entsteht Wertschöpfung, da aus Handel finanzielle Ressourcen entstehen, womit sich eben später die Möglichkeit ergeben kann, selbst als Produzent von Produkten verschiedenster Art aufzutreten. Das Problem des afrikanischen Binnenhandels ist nicht die Ausbeutung durch die Europäer, sondern das einer fehlenden Verkehrsinfrastruktur. Für manche Pro- dukte, welche Afrikaner gerne verzehren oder gebrau- chen, gibt es in Afrika kein Know-how in der Herstel- lung. Gebraucht werden sie trotzdem. Wo werden da nun lokale Produzenten in die Ecke gedrängt? Ein Bauer im ländlichen Bereich hat weder Zugang zu EU-Hühnchen noch kann er selbst genug pro- duzieren, um Hühnchen im großen Stil zu verkaufen. Ich muss Ihnen einmal sagen, Deutschland genießt hohes Ansehen in Afrika. Das ist Tatsache. Man hat lange auf uns gewartet, aber wir haben Afrika erst dann wahrgenommen, als die Schwellenländer sich schon aus- reichend für diesen Kontinent interessiert haben, allen voran China. Wir sollten die Chance jetzt noch ergreifen, neben der klassischen und multilateralen Entwicklungszusammen- arbeit, welche gerade in Krisenregionen extrem wichtig ist, durch Wirtschaftsinitiativen zu optimieren und kei- nesfalls zulassen, dass man durch Mangel an Weitsicht und, was die praktische Seite des Ganzen anbelangt, durch ein oberflächliches Wissen in der Sache einen ganzen Kontinent seiner Zukunftschancen beraubt. Es muss einfach aufhören, dass jeder, der im Rahmen der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit das Wort Wirtschaft in den Mund nimmt, Gefahr läuft, als Aus- beuter tituliert zu werden, und jede Aktion, welche der Stabilisierung fragiler Staaten dient und dies, wohlge- merkt, auf deren ausdrücklichen Wunsch sowie in Über- einstimmung mit dem Sicherheitsrat der Vereinten Na- tionen, mit einem neokolonialem Einmarsch verglichen wird. In manchen Ländern mit Bürgerkriegsgeschichte be- trägt die Vergewaltigungsrate bei Frauen über 70 Prozent. Mir fehlen da ehrlich gesagt die Worte. Ruanda: Der Gedächtnisschwund in Zeiten zahlrei- cher und vielschichtig kommunizierter Medienereignisse scheint hier wohl seinen endgültigen Höhepunkt erreicht zu haben. Den 11. September vergisst auch keiner. Oder war Ruanda auch nur eine Verschwörungstheorie? Deutschland ist der Wunschpartner des afrikanischen Kontinents, sowohl im Zuge einer entwicklungspoliti- schen Kooperation im klassischen Sinne als auch in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Wir gelten in beiden Bereichen als präzise und verlässlich. Den Mitarbeitern staatlicher und nichtstaatlicher Or- ganisationen möchte ich bei dieser Gelegenheit auch meinen Dank dafür aussprechen, dass sie sich auf dem Kontinent meines Vaters, teils sogar unter Lebensgefahr, eingesetzt haben und immer noch einsetzen. Wir müssen Afrika helfen, politische und ökonomi- sche Unabhängigkeit zu erlangen. Dazu gehören politi- sche Stabilität, Handel und Wertschöpfung. Keine Partei in Europa hat das Recht dazu, im Stile kolonialer Bevormundung den Leuten zu verbieten, sich selbst zu entwickeln – auch nicht, wenn sie von links kommt. Ob diverse Schwellenländer, in deren Hände man Afrika durch eine rein negativ formulierte Analyse deut- scher und europäischer Bemühungen treibt, mehr sozio- ökonomische oder gar ökologische Standards bei ihrer Entwicklungspolitik in afrikanischen Ländern ansetzen als wir, sei schon einmal dahingestellt. Eine gemeinsame Strategie wäre hier der Sache dien- lich. Dr. Bärbel Kofler (SPD): Im Jahr 2007 haben sich afrikanische und europäische Regierungschefs in Lissa- bon auf Ziele und Handlungsfelder der Zusammenarbeit geeinigt. Der anstehende EU-Afrika-Gipfel in Brüssel sollte jetzt zum Anlass genommen werden, um über Er- reichtes und vor allem nicht Erreichtes zu sprechen und eine verstärkte Zusammenarbeit in den Fokus zu rücken. Zurzeit erleben wir eine interessante Debatte um die neue Ausrichtung unserer auswärtigen Politik. Afrika steht dabei im besonderen Fokus, die Einbindung in den europäischen Kontext ebenso. Das bedeutet, dass wir mit dem bevorstehenden Gipfel vor einer zentralen Aufgabe Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 1367 (A) (C) (D)(B) stehen, nämlich Afrika als einen Kontinent mit vielen Chancen zu begreifen, der zudem ganz in unserer Nähe liegt, sowie eine stärkere Koordinierung der bilateralen und multilateralen Zusammenarbeit voranzutreiben. Afrika ist bereits Schwerpunktregion der Entwicklungs- zusammenarbeit. Ich bin aber überzeugt, dass wir unser Engagement noch weiter ausbauen können und vor al- lem auch sollten. Lassen Sie mich einige Punkte nennen, die für uns Sozialdemokraten wichtig sind: Erstens. Für Afrika ist die Bewältigung der Folgen des Klimawandels von besonderer Bedeutung. Trotz des geringen CO2-Ausstoßes leidet der Kontinent besonders unter der Erderwärmung. Wichtige Stichworte sind auch die Energiearmut und der Erhalt der globalen öffentli- chen Güter. Diese Global Commons müssen gemeinsam fortentwickelt und stabilisiert werden; denn Klimaschutz kennt keine Grenzen. Entscheidend dabei ist, den Zugang zu Energie in den afrikanischen Ländern zu verbessern. Die EU hat ver- sprochen, einen Beitrag zu leisten, dass 100 Millionen Afrikaner Zugang zu Energie erhalten, und zwar bis zum Jahr 2020. Nach meinem Verständnis sind Versprechen dazu da, auch gehalten zu werden. In puncto nachhaltige und moderne Energieversorgung müssen wir aber auch die Energieeffizienz und die erneuerbaren Energien vo- ranbringen, national wie international. Denn nur so schaffen wir die Voraussetzungen dafür, dass unsere Kli- maschutzziele und die der internationalen Gemeinschaft tatsächlich erreicht werden können. Zweitens. Wir Sozialdemokraten wollen im Bereich Wirtschaft und Handel Institutionen stärken und Trans- parenzinitiativen voranbringen. Rohstoffe dürfen nicht Fluch, sondern müssen Segen für die afrikanischen Län- der werden. Diesem Punkt muss eine noch viel stärkere Aufmerksamkeit gewidmet werden, damit die Ressour- cen den Bevölkerungen Afrikas auch zugutekommen. Der EU-Agrarkommissar Dacian Cioloş hat erst vor knapp einem Monat auf der Grünen Woche in Berlin an- gekündigt, die fragwürdigen Agrarsubventionen für Nahrungsmittelexporte nach Afrika abzuschaffen. Diese Subventionen erlauben es bislang, in Europa produzierte Überschüsse zu Dumpingpreisen auf die Märkte der Ent- wicklungsländer zu werfen. Auch unser Kollege im Europaparlament, Norbert Neuser, hat dieses schädliche Instrument schon seit langem kritisiert. Hauptkritikpunkt ist, dass es durch die Agrarsubven- tionen zu Verzerrungen vor allem auf dem afrikanischen Markt kommt. Lokale Erzeuger können mit den subven- tionierten Produkten nicht mithalten. So werden regio- nale wirtschaftliche Anstrengungen von Kleinbauern zu- nichte gemacht. Klar ist, dass nur eine kohärente EU-Politik zu Ver- besserungen führt. Wir brauchen genau solche fairen EU-Entscheidungen für wirtschaftliche Entwicklung, die letztlich nämlich beiden Partnern, Afrikanern wie EU- Bürgern, zugutekommt. Bei der Ressourcennutzung geht es uns um Transpa- renz und Verteilungsgerechtigkeit. Hier ist zum Beispiel die Transparenzrichtlinie der EU ein erster wichtiger Schritt. Denn nur, wenn zugängliche und verständliche Informationen über Zahlungen von zum Beispiel Berg- bau- oder Erdölfirmen an staatliche Stellen vorliegen, können die Bürger der Länder, in denen abgebaut wird, die Einnahmen ihres Staates kontrollieren und die Fra- gen der Verteilung, also der sinnvollen Einnahmenver- wendung, in ihrer Gesellschaft diskutieren. Für staatliche Institutionen – wie zum Beispiel die Steuerbehörden – ist das ebenfalls von immenser Bedeutung. Auch bei den Verhandlungen der EU mit den Staaten in Afrika, Asien und im pazifischen Raum über den Ab- schluss von Wirtschaftspartnerschaftsabkommen, den sogenannten EPAs, erheben wir Sozialdemokraten selbstverständlich die Forderung, dass diese Abkommen entwicklungsfördernd sein müssen. Drittens. Wir wollen die Stabilität in Afrika erhöhen, denn in fragilen Staaten leidet die Bevölkerung beson- ders – unter großer Armut, Gewalt und politischer Will- kür. Betroffen hiervon sind Frauen, Kinder und ethni- sche oder religiöse Minderheiten. Fragile Staaten können die Sicherheit der Bevölkerung und deren Zugang zu so- zialen Grunddiensten nicht gewährleisten. Sie weisen nicht nur ein höheres Maß an Armut und sozialer Un- gleichheit auf, sondern stellen auch ein regionales und internationales Sicherheitsrisiko dar. Die Staatengemeinschaft darf diese Länder – trotz der schlechten Regierungsführung – nicht von jeglicher Zu- sammenarbeit ausschließen, sondern muss behutsam auf eine Verbesserung der Lage hinwirken. Dabei spielt die Entwicklungspolitik eine wichtige Rolle. Je nach Land beinhaltet diese Zusammenarbeit, Not leidende Bevölke- rungsgruppen zu schützen, Selbsthilfe zu fördern, Re- formkräfte zu stärken und bei Regierungen Verhaltens- änderungen zu bewirken. In unserem Koalitionsvertrag haben wir festgeschrie- ben, dass die globalen Herausforderungen nur in interna- tionaler Zusammenarbeit und in einem koordinierten Einsatz aller Instrumente der Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik zu bewältigen sind. Diese ressortübergreifende Kooperation wollen wir ausdrücklich auch in der Friedenspolitik stärken, etwa bei der Krisenprävention und der Konfliktbewältigung. Daher wollen wir auch die deutschen Institutionen für Friedensförderung und Friedensforschung – wie das Zentrum für Internationale Friedenseinsätze, ZIF, das Forum Ziviler Friedensdienst, forumZFD, die Bundes- akademie für Sicherheitspolitik und die Deutsche Stif- tung Friedensforschung – künftig noch stärker in die Politikberatung einbeziehen. Im Bereich der zivilen Krisenprävention ist es auch Auftrag und Mahnung, die UN-Resolution 1325 mit Le- ben zu füllen. In ihr wurden erstmals Konfliktparteien dazu aufgerufen, die Rolle der Frauen zu stärken und ihre herausragende Bedeutung bei Konfliktschlichtung und Wiederaufbau stärker zu nutzen, sie bei Friedensver- 1368 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 (A) (C) (D)(B) handlungen besser zu berücksichtigen und einzubezie- hen. Viertens. Wir wollen die Interessen und Anliegen Afrikas stärker in den Fokus der internationalen Bera- tungen und Gipfel stellen. Das geht vom EU-Afrika- Gipfel in Brüssel im April 2014 über die deutsche G-8- Präsidentschaft im nächsten Jahr bis hin zum MDG/ SDG-Prozess. Dabei sollte auch die Zivilgesellschaft besser einbezogen werden. Zum Schluss meiner Rede auch noch einige Anmerkungen zum Antrag der Linken: Man könnte Ihren Anträgen mehr abgewinnen, wenn Sie mal verbal abrüsten würden. Ich zitiere als Beispiel nur folgenden Satz Ihres Antrags: „Die Menschen Afrikas sind ein weiteres Mal Opfer der kapitalistischen Indus- trialisierung des Nordens“. Süd-Süd-Kooperationen sind – nebenbei bemerkt – auch nicht „antikapitalistisch“; es kommt bei allem wirtschaftlichen Handeln darauf an, dass das, was in einem Land erarbeitet wird, auch der Bevölkerung zugutekommt. Gerade deshalb sind ja sol- che Initiativen wie die EU-Transparenzrichtlinie von großer Bedeutung. Sie zeichnen mit solchen Sätzen auch ein sehr eindimensionales Bild von Afrika, von dem ich nicht glaube, dass es den Entwicklungen auf dem afrika- nischen Kontinent gerecht wird. Niema Movassat (DIE LINKE): Im kommenden April findet der EU-Afrika-Gipfel statt. Wir sagen mit unserem Antrag heute: Die deutsche und europäische Afrika-Politik muss sich grundlegend verändern. Bis jetzt ist der Fokus oft darauf gerichtet, Zugang zu den Rohstoffen und Märkten in afrikanischen Ländern zu er- halten, statt wirksam gegen Armut zu kämpfen. Zudem heizen deutsche und europäische Rüstungsexporte Kon- flikte an. Wir brauchen stattdessen eine Afrika-Politik, die in ihr Zentrum Solidarität, Partnerschaft und Gewaltfreiheit stellt. Dazu muss zuallererst Schluss sein mit der wirt- schaftlichen Ausbeutung afrikanischer Länder. Leider bedeutete das Ende des Kolonialismus in Afrika nicht das Ende der Ausbeutung. Jahrzehntelang üben die Industrieländer schon Druck auf afrikanische Länder aus, ihre Märkte zu öffnen, ihre staatlichen Be- triebe zu privatisieren und ihre Schutzregelung für die eigene Wirtschaft abzubauen. Die Interessen und Bedürfnisse der Afrikanerinnen und Afrikaner stehen dabei nicht im Mittelpunkt. Das al- les hat Afrika nicht den versprochenen wirtschaftlichen Aufschwung gebracht. Ganz im Gegenteil: Durch diese Politiken werden soziale Sicherungssysteme zerstört. Arbeits- und Umweltstandards werden verhindert. Es finden Mittelkürzungen bei Bildung und Gesundheit statt. Staatliche Strukturen werden geschwächt nach dem Motto: „Privat vor Staat“. Es ist diese Politik der Industrieländer, die einen enor- men Anteil an der Armut in Afrika hat, eine Politik, die zwar von Demokratie redet, sich aber, wenn es um ihre Interessen geht, auch gerne mal mit korrupten Eliten ver- bündet. Vor allem stehen immer wieder die Profite der europäischen Konzerne. Da muss endlich ein Kurswechsel her. Der bleibt aber aus. Das neuste Zaubermittel sind Wirtschaftspartner- schaftsabkommen. Klingt ganz toll, aber bedeutet die knallharte Fortsetzung der bisherigen Politik. Ein Beispiel: Ghana hat dem Druck der Industriestaa- ten nachgegeben und auf Freihandel gesetzt. Das Ergeb- nis: Das Land wurde überschwemmt mit Dumping-Ge- flügelimporten. Die eigene Geflügelproduktion konnte der steuersubventionierten Konkurrenz aus Europa nicht standhalten und brach zusammen. Unzählige Menschen wurden arbeitslos und das Land ist heute abhängig von Geflügelimporten. Nigeria zeigt, dass es anders geht. Es hat keinen Frei- handelsvertrag abgeschlossen. Stattdessen hat es hohe Importzölle erhoben und so seine Geflügelproduktion geschützt. Heute wird der heimische Bedarf aus eigener Produktion gedeckt. Das ist der richtige Weg. Stattdessen aber wird die europäische Freihandels- politik immer aggressiver. Sie will auf Teufel komm raus europäischen Unternehmen neue Märkte in Afrika er- schließen. Dazu verbietet die EU beispielsweise im Rah- men dieser Abkommen den Ländern, Zölle zu erheben, um ihre Märkte vor Billigimporten zu schützen. In vielen Ländern Afrikas wächst der Widerstand da- gegen. Und was macht die EU? Sie setzt auf Erpressung. So weigert sich Kamerun, dass Wirtschaftspartner- schaftsabkommen zu unterzeichnen. Die Folge: Die EU droht mit Entzug der Zugangserleichterungen zum euro- päischen Markt. Oft steht zudem die Drohung im Raum, Gelder der Entwicklungszusammenarbeit zu streichen. Das ist ein Unding. Es muss Schluss sein mit solchen Verträgen und Er- pressung. Das A und O einer jeden Entwicklung ist, dass die Menschen sich aus eigener Kraft ernähren können. Hier verlaufen alle Bemühungen im Sande, wenn nicht endlich wirksame Maßnahmen gegen Landraub, Nah- rungsmittelspekulation und Raubfischerei ergriffen wer- den. Deshalb brauchen wir Sanktionen gegen europäische Konzerne, die Menschenrechtsverletzungen in Afrika begehen. Die Spekulation mit Nahrungsmitteln gehört komplett verboten. Raubfischerei muss strafrechtlich verfolgt werden. Und auf die Länder Afrikas darf kein Druck ausgeübt werden, Fischfangquoten an europäi- sche Länder abzutreten. Alle hier sind entsetzt, wenn sie Bilder von Flüchtlin- gen sehen, die beim Versuch, aus Afrika nach Europa zu gelangen, sterben. Aber Empörung reicht nicht. Das Sterben geht doch Tag für Tag weiter. Weiter ertrinken Menschen im Mittelmeer. Das ist ein Skandal. Machen Sie endlich Schluss mit der menschenverach- tenden europäischen Grenzschutzpolitik! Menschen flie- hen niemals freiwillig, sondern aus Not und Elend. Europa als Friedensnobelpreisträger stünde es gut zu Ge- sicht, diesen Menschen zu helfen, statt sie mit allen Mit- teln abzuwehren. Wir erleben seit geraumer Zeit eine zunehmende Mi- litarisierung der europäischen Außenpolitik. Das heißt Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 17. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. Februar 2014 1369 (A) (C) (D)(B) auch: mehr deutsche Soldaten ins Ausland. Ich sage ih- nen: Militärische Einsätze lösen keinen Konflikt. Und oft werden sie geführt, weil Rohstoffinteressen im Hin- tergrund stehen und nicht das Wohl der Menschen. Zual- lererst müssen Rüstungsexporte beendet werden, und zwar sofort. Denn auch deutsche Waffen finden sich bei fast jedem Konflikt in Afrika. Das ist beschämend. Unsere Vorschläge sind auch ein Beitrag für die ange- kündigte neue Afrika-Strategie. Wir wollen eine friedli- che und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Afrika und Europa. Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Unter der mehr als fraglichen Überschrift „In Menschen, Wohlstand und Frieden investieren“ will der 4. EU- Afrika-Gipfel in Brüssel die Partnerschaft zwischen den beiden Kontinenten vertiefen. Im Vorfeld des Gipfels hat die EU allerdings schon einmal den afrikanischen Part- nerstaaten gezeigt, was sie darunter versteht. Ich spreche von den Wirtschaftspartnerschaftsabkom- men, den EPAs. Nicht ohne Grund ziehen sich die Ver- handlungen zu diesen umfangreichen Freihandelsab- kommen seit Jahren hin. Hier nur ein Beispiel, warum viele afrikanische Staaten nicht unterzeichnen wollen: Europa will die Rohstoffe billig haben und will diesen Staaten nicht erlauben, auf ihre eigenen Rohstoffe Ex- portsteuern zu erheben. – Ja, es geht eben um Wohl- stand, es fragt sich nur für wen. Europa und Deutschland singen seit langem das Man- tra der Handelsliberalisierung. Dieses Mantra muss end- lich entsorgt werden. Wir brauchen keinen Freihandel, sondern eine Freiheit des Handels und des Handelns, eine Freiheit, die den Eigentümern der Rohstoffe die Entscheidungsfreiheit lässt. Deshalb brauchen wir vor allem endlich den fairen Handel. Thema Landwirtschaft. Die Afrikanische Union hat gerade das Jahr der Landwirtschaft ausgerufen. Hier müssen Deutschland und die EU ihrer Verantwortung gerecht werden, anstatt im Schulterschluss mit der Agrarlobby Weltpolitik zu betreiben. Die Entwicklungs- zusammenarbeit muss andere Wege gehen und die Länder auf den Weg zu ihrer Ernährungssouveränität begleiten. Wir müssen die bäuerliche und ökologisch-nachhaltige Landwirtschaft unterstützen und gleichzeitg den Auf- und Ausbau von Wertschöpfungsketten und sozialen Si- cherungssystemen fördern. Hierzu erwarten wir deutli- che deutsche und europäische Bekenntnisse. Minister Müller hat im geschützten Raum bereits solche Bekennt- nisse abgegeben. Überzeugender wäre es, wenn Herr Müller sich für die Unterzeichnung des Weltagrarbe- richts 2008 einsetzen würde, was immer noch von der Agrarlobby verhindert wird. Themenwechsel: Mit dem uns vorliegenden Antrag bleibt sich die Linke treu. Da haben Sie viel mit der ka- tholischen Kirche gemein. Sie machen nach wie vor ein Dogma zum Leitmotiv Ihrer Politik: Militär ist schlecht und böse. Leider gibt es zu viele Belege in der Ge- schichte und in der Gegenwart, die dieses Dogma stüt- zen. Allerdings würde dies auch bedeuten, dass die Menschheit nichts dazulernen kann. Es muss heute un- sere Aufgabe sein, zu beweisen, dass wir Militäreinsätze kontrollieren und zielgerecht einsetzen können, und zwar zum Schutz von Menschen und ihrer Rechte. Ein Völkermord wie in Kambodscha oder in Ruanda, ein Massenmord wie in Srebrenica darf nie wieder zuge- lassen werden. Der Dogmatismus der Linken würde aber diesem Ziel entgegenstehen. Frieden, Gerechtigkeit und Wohlstand ist immer an eine nachhaltige Entwicklung geknüpft. Die globalen Herausforderungen wie Klimawandel, fragile Staaten, Welternährung, Rohstoffverknappung, soziale Ungleich- heit, Menschenrechte, Schulden- und Finanzmarktkrisen verdeutlichen, dass wir neue Konzepte und Regeln für die globale Zusammenarbeit brauchen. Aber genau diese vermisse ich beim vorliegenden Antrag, allerdings auch bei der deutschen Bundesregierung. Gerade der EU-Afrika-Gipfel böte die Möglichkeit hier Neues zu beginnen. Zum Beispiel müssen die indi- rekten EU-Agrarsubventionen verschwinden; auch sie zerstören die Ernährungssouveränität. Oder lassen Sie uns verbindliche Offenlegungspflichten für die Unter- nehmen verankern. Es liegen viele gute Ansätze auf dem Tisch. Der EU-Afrika-Gipfel bietet die Chance einer neuen Partnerschaft. Verschenken Sie diese Chance nicht. 17. Sitzung Inhaltsverzeichnis ZP 2 Eidesleistung des Bundesministers für Ernährung und Landwirtschaft ZP 3 Vereinbarte Debatte zur Lage in der Ukraine TOP 2 Empfehlungen des NSU-Untersuchungsausschusses TOP 3 Mietenentwicklung und Wohnungsmarkt TOP 4 Bundeswehreinsatz in Afghanistan (ISAF) TOP 21 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 22 Abschließende Beratungen ohne Aussprache TOP 5, ZP 4Wahlen zu Gremien ZP 5 Aktuelle Stunde zur Zulassung von Genmais TOP 6 Bundeswehreinsatz in Mali (EUTM Mali) TOP 7 Patientenberatung TOP 8 Einsetzung des Beirats für nachhaltige Entwicklung TOP 9 Strafbefreiende Selbstanzeige bei Steuerhinterziehung TOP 10 SGB V – Arzneimittel TOP 11 Energiewende im Gebäudebereich TOP 12 Beitragssätze 2014 in der Rentenversicherung TOP 13 EU-Afrika-Gipfel TOP 14 Schulobstgesetz TOP 15 Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Caren Lay


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Werfen Sie mit mir gemeinsam einen Blick auf
    den deutschen Wohnungsmarkt: Wer ein Studium in Hei-
    delberg aufnimmt, der darf sich auf eine saftige Kalt-
    miete von etwa 10 Euro pro Quadratmeter gefasst ma-
    chen. Eine Rentnerin, die in Prenzlauer Berg wohnt und
    dort vielleicht auch ihren Lebensabend verbringen will,
    weil sie seit 50 Jahren in ihrem Kiez zu Hause ist, muss
    damit rechnen, bei der nächsten Modernisierung vor die
    Tür gesetzt zu werden. Eine junge Familie in der Dresd-
    ner Neustadt muss damit zurechtkommen, dass ihre
    Miete in wenigen Jahren um 30 Prozent gestiegen ist.
    Verdrängung, Gentrifizierung und Mietenexplosion auf
    der einen Seite, Spekulation mit Wohnraum und hohe
    Renditen aufseiten der Vermieter auf der anderen Seite,
    das ist die Situation auf dem deutschen Wohnungsmarkt.
    Hier muss dringend etwas passieren.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, es wäre die erste gute Tat
    dieses neu gewählten Bundestages, wenn wir gemein-
    sam festhalten könnten, dass die Vorgängerregierung
    komplett versagt hat, als es darum ging, die Mieterinnen
    und Mieter vor einer Mietenexplosion zu schützen, und
    dass wir hier gemeinsam etwas auf den Weg bringen
    müssen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Union und FDP haben doch tatenlos zugesehen! Sie
    haben zugelassen, dass die Zahl der Sozialwohnungen in
    zehn Jahren um ein Drittel zurückgegangen ist. Sie ha-
    ben die Privatisierung öffentlicher Wohnungen nicht nur
    nicht gestoppt, sondern sie auch selber mit betrieben;
    noch im letzten Jahr wurden 11 000 Wohnungen, die im
    Besitz des Bundes waren, ohne Not an eine Heuschrecke
    verkauft. Sie haben zugelassen, dass der deutsche Woh-
    nungsmarkt zu einem Eldorado für die internationale
    Spekulantenszene geworden ist. Die CDU/CSU zuckt da
    mit den Achseln und sagt: So ist sie eben, die Marktwirt-
    schaft. – Das Gegenteil ist der Fall: Sie haben die Rechte
    der Mieterinnen und Mieter weiter reduziert, und zwar
    im Rahmen des sogenannten Mietrechtsänderungsgeset-
    zes.

    Deswegen sagen wir als Linke ganz klar: Die oberste
    Pflicht muss es jetzt sein, dafür zu sorgen, dass Wohnen
    in Deutschland bezahlbar bleibt – auch und gerade für
    Menschen mit geringem Einkommen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    – Ich freue mich über den Applaus aus Reihen der SPD. –
    Wir haben als Linke heute ein ganzes Maßnahmenpaket
    vorgelegt. Eine ganz wichtige Forderung ist die Forde-
    rung nach einer Mietpreisbremse. Eine andere Forde-
    rung betrifft einen Neustart im sozialen Wohnungsbau;
    meine Kollegin Frau Bluhm wird gleich näher darauf
    eingehen.

    Aber zurück zur Mietpreisbremse: Ich freue mich,
    dass die Idee einer Mietpreisbremse im Wahlkampf eine
    Rolle gespielt hat, dass dieser Begriff verwendet wurde
    und dass es im Koalitionsvertrag Aussagen dazu gibt.
    Mit Blick auf die Vorstellungen der Koalition verdient
    die Mietpreisbremse jedoch ihren Namen nicht.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Koalition will nämlich, dass die Mieten bei Wieder-
    vermietung nicht stärker als um 10 Prozent steigen, ge-
    messen an der örtlichen Vergleichsmiete. Wir fragen
    uns: Warum soll die Miete bei einer Wiedervermietung
    überhaupt steigen, wenn an der Wohnqualität überhaupt
    nichts verbessert wurde?


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das ist doch völlig unlogisch: Frau A. wohnt in einer
    Wohnung, für die sie 500 Euro Miete zahlt. Wenn jetzt
    Frau B. in diese Wohnung einzieht, soll sie 550 Euro be-
    zahlen. – Warum soll das so sein? Das kann mir wirklich
    niemand erklären.

    Kommen wir zum zweiten Pferdefuß: Diese „Miet-
    preisbremse“ soll auch nur für fünf Jahre gelten und
    auch nur dann, wenn die Länder bereit sind, sie umzuset-
    zen. Da stellen sich zwei Fragen: Was passiert nach die-
    sen fünf Jahren? Und, viel wichtiger: Was passiert ei-
    gentlich, wenn die unionsregierten Länder sagen: „Nein,
    wir setzen das nicht um, wir wollen in unseren Ländern





    Caren Lay


    (A) (C)



    (D)(B)

    keine Mietpreisbremse haben“? Meine Damen und Her-
    ren, das macht wirklich keinen Sinn. Sie delegieren hier
    die Verantwortung an die Länder und wollen Ihre Hände
    in Unschuld waschen. Das verdient den Namen „Miet-
    preisbremse“ nun wirklich nicht.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Jan-Marco Luczak [CDU/CSU]: Grober Unverstand!)


    Mit einer solchen „Mietpreisbremse“ kann man die Mie-
    ten genauso bremsen, wie man einen Lkw mit einer
    Fahrradbremse bremsen kann.

    Wir als Linke schlagen etwas rigidere Regeln vor, die
    die Mieterinnen und Mieter schützen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir sagen: Erstens. Mieterhöhungen nur aufgrund von
    Wiedervermietung darf es überhaupt nicht mehr geben;
    dafür gibt es nun wirklich keinen Grund. Zweitens.
    Wenn die Miete erhöht wird, soll sie nur im Rahmen des
    Inflationsausgleiches steigen dürfen. Das wäre der erste
    Schritt dahin, dass Wohnen in Deutschland bezahlbar
    bleibt.

    Meine Damen und Herren, ich freue mich, dass un-
    sere Forderung, bei Maklerverträgen ein Bestellerprinzip
    einzuführen, jetzt von der Koalition aufgegriffen wird.


    (Dr. Jan-Marco Luczak [CDU/CSU]: Reden Sie doch einmal zu Ihren Anträgen!)


    Anders macht das wirklich keinen Sinn. Wer beispiels-
    weise in Berlin eine Wohnung sucht, der muss erst ein-
    mal mindestens anderthalb Kaltmieten an den Makler
    zahlen, selbst wenn der Vermieter ihn bestellt hat. Da
    frage ich Sie: Welcher Rentner, welche Studentin kann
    sich das denn überhaupt leisten? Das muss endlich geän-
    dert werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Meine Damen und Herren, in der Mietenpolitik muss
    etwas passieren. Wir fordern eine echte Mietpreisbremse
    und einen Neustart im sozialen Wohnungsbau. Wir wol-
    len die Spekulation mit Wohnraum eindämmen. Die Pri-
    vatisierung von öffentlichem Wohnraum muss endlich
    ein Ende haben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Mietenpolitik ist eine der größten sozialen Heraus-
    forderungen der nächsten vier Jahre. Wir als Linke wer-
    den hier Druck machen; das darf ich Ihnen versprechen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, jetzt hat der Kol-

lege Dr. Luczak das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dirk Wiese [SPD])


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Jan-Marco Luczak


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Sehr geehrte Frau Lay, Sie haben recht: Auf dem Miet-
    wohnungsmarkt muss etwas passieren; aber – das kann
    ich Ihnen vorab schon einmal sagen – das, was Sie vor-
    schlagen, das wird jedenfalls nicht passieren.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Man muss sich nur einmal ansehen, welche Wortwahl
    die Linke in ihren Anträgen bei der Aufstellung ihrer
    Forderungen benutzt. Da heißt es: „Mieterhöhungsstopp
    jetzt“, „Marktmacht brechen“, „Wohnen in der City
    [wird] zum elitären Statussymbol“. Meine Damen und
    Herren, das sind die Schlagworte, die die Linke in ihren
    Anträgen verwendet.


    (Katja Kipping [DIE LINKE]: Sie sollten noch mehr zitieren! Das würde Ihre Rede besser machen!)


    Ich muss sagen: Angesichts dieser Wortwahl – sie findet
    sich eigentlich ständig in den Anträgen der Linken –
    kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren: Ihnen geht
    es nicht um die Sache, sondern allein um populistische
    Forderungen und um Stimmungsmache. Damit werden
    Sie den Menschen in diesem Lande nicht gerecht, meine
    Damen und Herren von den Linken.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Es verwundert ja auch schon, dass Sie gerade jetzt mit
    Ihren Vorschlägen um die Ecke kommen. Sie wissen
    doch ganz genau, dass wir in wenigen Wochen einen ers-
    ten Referentenentwurf bekommen werden, in dem wir
    uns dezidiert und explizit mit diesen Forderungen zum
    Mietrecht auseinandersetzen werden. Auch das zeigt
    wieder einmal, dass es Ihnen nicht um die Sache geht,
    sondern dass Sie an dieser Stelle Krawall machen wol-
    len.


    (Zurufe von der LINKEN: Oh!)


    Ich rate Ihnen: Warten Sie den Entwurf ab, und setzen
    Sie sich konstruktiv damit auseinander. Dann können
    wir ja vielleicht über das eine oder andere miteinander
    reden.

    Aber was machen Sie stattdessen? Sie legen uns hier
    heute – das kann ich gar nicht anders formulieren – ein
    Sammelsurium an Unsinn vor.


    (Heidrun Bluhm [DIE LINKE]: Das ist Komplexität!)


    Sie lassen in Ihren Forderungen jegliche Kenntnis von
    wirtschaftlichen Zusammenhängen vermissen. Sie wer-
    fen Zerrbilder an die Wand und machen vor allen Dingen
    eines deutlich: Sie sind immer noch nicht in der sozialen
    Marktwirtschaft angekommen, sondern leben noch im-
    mer in Ihren sozialistischen Fantasien.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Sie sprechen in Ihren Anträgen zum Beispiel von der
    „monopolartigen Dominanz des Privateigentums“


    (Zurufe von der LINKEN)






    Dr. Jan-Marco Luczak


    (A) (C)



    (D)(B)

    und von Eigentümern, die die angespannte Marktsitua-
    tion „hemmungslos“ ausnutzen. Sogar das Wirtschafts-
    strafgesetz wollen Sie jetzt für Eigentümer verschärfen.
    Bei Ihnen ist immer noch der Eigentümer der Böse. Be-
    greifen Sie doch endlich einmal: Eigentum ist nichts
    Schlechtes, sondern die Grundlage unserer gesellschaft-
    lichen und auch verfassungsrechtlichen Ordnung.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich muss sagen, ich finde es sehr schade, dass Sie sich
    in dieser Art und Weise mit der Mietenproblematik aus-
    einandersetzen; denn das Thema ist wirklich sehr wich-
    tig.

    Ich finde, am Anfang einer solchen Diskussion muss
    immer eine nüchterne Bestandsaufnahme stehen. Ja, es
    gibt eine dynamische Mietpreisentwicklung. Ja, es gibt
    auch Menschen, die sich ihre Wohnung nach einer Miet-
    erhöhung nicht mehr leisten können. Aber zur Wahrheit
    gehört doch auch, dass diese Phänomene nicht überall zu
    finden sind. Vielmehr ist das doch vor allen Dingen ein
    Problem von Ballungszentren, von großen Städten und
    von Universitätsstädten.


    (Sabine Leidig [DIE LINKE]: Das nutzt den Leuten überhaupt nichts!)


    Auf dem platten Land, in weiten Teilen der neuen Bun-
    desländer und in vielen anderen strukturschwachen Re-
    gionen, werden Sie oftmals genau die umgekehrte Situa-
    tion finden: Dort gibt es flächendeckenden Leerstand
    und Vermieter, die überhaupt nichts mehr in ihre Woh-
    nungen investieren.

    Herrscht also einerseits Wohnungsknappheit, werden
    an anderen Orten Hunderte Wohnungen abgerissen. In-
    sofern: Der Wohnungsmarkt ist sehr differenziert, und
    deswegen müssen die Antworten auf diese Fragen auch
    sehr differenziert ausfallen, und das vermisse ich in Ih-
    ren Vorschlägen hier völlig.


    (Beifall bei der CDU/CSU)