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    Plenarprotokoll 18/10 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 10. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 29. Januar 2014 I n h a l t : Änderung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . . 561 A Tagesordnungspunkt 1: Regierungserklärung durch die Bundes- kanzlerin mit anschließender Aussprache . . . 561 B Dr. Angela Merkel,  Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 561 C Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 571 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 575 B Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 580 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 583 A Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 586 B Monika Grütters, Staatsministerin  BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 588 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 592 A Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 592 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 594 C Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 595 D Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 597 A Außen, Europa und Menschenrechte . . . . . 598 C Dr. Frank-Walter Steinmeier,  Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . 598 D Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 600 D Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . 601 D Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 603 C Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 605 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 606 A Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 606 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 608 C Tagesordnungspunkt 2: – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verstärkung der inte- grierten Luftverteidigung der NATO auf Ersuchen der Türkei und auf Grundlage des Rechts auf kollektive Selbstverteidigung (Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen) sowie des Beschlusses des Nordatlantikrates vom 4. Dezember 2012 Drucksachen 18/262, 18/347. . . . . . . . . . . 609 D – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung  Drucksache 18/382 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610 A Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 610 A Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . 610 D Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 612 B Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 613 C Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . 614 C Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 615 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 616 B Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . 616 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. Januar 2014 Namentliche Abstimmung. . . . . . . . . . . . . . . . 618 A Ergebnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 620 D Tagesordnungspunkt 3: – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der NATO-geführten Operation Active Endeavour im gesam- ten Mittelmeer Drucksachen 18/263, 18/348 . . . . . . . . . . . 618 C – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung  Drucksache 18/383 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 618 C Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 618 D Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 619 C Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 623 A Peter Beyer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 624 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 625 B Julia Bartz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 625 D Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 626 D Julia Bartz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 627 A Namentliche Abstimmung. . . . . . . . . . . . . . . . 627 B Ergebnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 628 C Tagesordnungspunkt 4: a) – Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Einsetzung des Ver- trauensgremiums gemäß § 10a Ab- satz 2 der Bundeshaushaltsordnung Drucksache 18/358. . . . . . . . . . . . . . . . 627 C – Wahl der Mitglieder des Vertrauens- gremiums gemäß § 10a Absatz 2 der Bundeshaushaltsordnung Drucksache 18/359. . . . . . . . . . . . . . . . 627 C b) – Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Einsetzung eines Gremiums gemäß § 3 des Bundes- schuldenwesengesetzes Drucksache 18/360. . . . . . . . . . . . . . . . 627 C – Wahl der Mitglieder des Gremiums gemäß § 3 des Bundesschulden- wesengesetzes Drucksache 18/361. . . . . . . . . . . . . . . . 627 C c) Wahl der Mitglieder des Wahlausschus- ses für die vom Deutschen Bundestag zu berufenden Richter des Bundesverfas- sungsgerichts gemäß § 6 Absatz 2 des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes Drucksachen 18/362, 18/363, 18/364, 18/365 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 627 C d) Wahl der Mitglieder des Ausschusses für die Wahl der Richter der obersten Gerichtshöfe des Bundes gemäß § 5 des Richterwahlgesetzes (Richterwahlaus- schuss) Drucksachen 18/366, 18/367, 18/368, 18/369 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 627 D Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 659 C, D; 660 A Tagesordnungspunkt 1: Regierungserklärung durch die Bundes- kanzlerin  (Fortsetzung der Aussprache) . . . . . . . . . . . . . 631 D Verteidigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 631 D Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 631 D Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 633 D Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 635 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 636 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 637 A Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . 638 A Kathrin Vogler (DIE LINKE). . . . . . . . . . . 638 D Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 640 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 641 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 643 A Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 643 C Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 645 A Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 645 D Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent- wicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 646 C Dr. Gerd Müller, Bundesminister  BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 646 D Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 649 B Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 650 B Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 651 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. Januar 2014 III Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 652 D Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 653 D Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 655 A Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 656 A Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 657 A Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 658 C Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 660 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 661 A Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Antrag der Bundesre- gierung: Fortsetzung der Entsendung bewaff- neter deutscher Streitkräfte zur Verstärkung der integrierten Luftverteidigung der NATO auf Ersuchen der Türkei und auf Grundlage des Rechts auf kollektive Selbstverteidigung (Artikel 51 der Charta der Vereinten Natio- nen) sowie des Beschlusses des Nordatlantik- rates vom 4. Dezember 2012 (Tagesordnungs- punkt 2) Cansel Kiziltepe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 661 B Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 661 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. Januar 2014 561 (A) (C) (D)(B) 10. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 29. Januar 2014 Beginn: 11.00 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. Januar 2014 661 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht (D) Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den An- trag der Bundesregierung: Fortsetzung der Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verstärkung der integrierten Luftverteidi- gung der NATO auf Ersuchen der Türkei und auf Grundlage des Rechts auf kollektive Selbst- verteidigung (Art. 51 der Charta der Vereinten Nationen) sowie des Beschlusses des Nordatlan- tikrates vom 4. Dezember 2012 (Tagesord- nungspunkt 2) Cansel Kiziltepe (SPD): Ich konnte der Mandats- verlängerung der Operation Active Fence nicht zustim- men.  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 29.01.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 29.01.2014 Freese, Ulrich SPD 29.01.2014 Gerdes, Michael SPD 29.01.2014 Heller, Uda CDU/CSU 29.01.2014 Juratovic, Josip SPD 29.01.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.01.2014 Petzold (Havelland), Harald DIE LINKE 29.01.2014 Rüthrich, Susann SPD 29.01.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.01.2014 Schmidt (Wetzlar), Dagmar SPD 29.01.2014 Steinbrück, Peer SPD 29.01.2014 Vogel (Kleinsaara), Volkmar CDU/CSU 29.01.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 29.01.2014 Die Entwicklung in Syrien bedaure ich zutiefst, vor allem das Leiden der Zivilbevölkerung im Bürgerkrieg verurteile ich aufs Schärfste. Es muss das Ziel sein, so bald als möglich einen Waffenstillstand zwischen den Konfliktparteien herbeizuführen. Gerade werden in Genf die ersten Verhandlungen zu einer Lösung des syrischen Konflikts geführt. Ich begrüße und unterstütze diesen Verhandlungsprozess. Für meinen Entschluss, der Mandatsverlängerung nicht zuzustimmen gibt es gute Gründe. Die Gesamtkon- zeption des Einsatzes ist, abgesehen von einer symboli- schen Solidaritätshandlung gegenüber der Türkei, frag- lich. So sind die Patriot-Flugabwehrraketenstellungen nicht geeignet, um gegnerische Artillerie- oder Mörser- granaten abzuwehren. Dies ist jedoch die einzige realis- tische Bedrohung, welche aktuell für die Türkei von Sy- rien ausgeht. Des Weiteren ist die Befürchtung eines möglichen Einsatzes von syrischem Giftgas hinfällig ge- worden. Seit der Resolution des Sicherheitsrats der Ver- einten Nationen zur Vernichtung der syrischen Chemie- waffen und dem bereits begonnenen Abtransport dieser Waffen ist dieses Bedrohungsszenario ausgeschlossen. Mit einem Abzug der Patriot-Flugabwehrraketenstel- lungen könnte von westlicher Seite ein Signal für eine Entmilitarisierung und Deeskalation der Region gesen- det werden. Es muss in erster Linie um die humanitäre Situation der Menschen in Syrien sowie der syrischen Flüchtlinge in den Anrainerstaaten gehen und nicht um ein sehr unwahrscheinliches Bedrohungsszenario. Das Ende des Patriot-Mandats in der Türkei wäre ein erstes Signal vonseiten der NATO, dass eine friedliche Lösung für Syrien gewünscht ist. Dies gilt insbesondere als Un- terstützung für die aktuellen Friedensverhandlungen in Genf. Denn ohne einen stabilen Waffenstillstand ist der Weg hin zu Frieden und humanitärer Hilfe unmöglich. Ähnlich wie es ein symbolischer Akt war, im Winter 2012/13 der Türkei die Bündnissolidarität deutlich zu zeigen, ist es heute angesagt, ein Zeichen zur Deeskala- tion und für die Friedensverhandlungen zu setzen. Sevim Dağdelen (DIE LINKE): Ich stimme gegen den Antrag der Bundesregierung, deutsche Truppen an die türkisch-syrische Grenze zu entsenden, vor allem auch, weil die Begründung für den Einsatz auf einer Lüge und einer massiven Täuschung von Öffentlichkeit und Parlament durch die Bundesregierung beruht. Im Antrag der Bundesregierung zur Entsendung deut- scher Streitkräfte in die Türkei (NATINADS) heißt es unter Abs. 2, „Völkerrechtliche Grundlagen“, wörtlich: Auf Antrag der Türkei waren im Nordatlantikrat am 26. Juni und 3. Oktober 2012 Konsultationen nach Art. 4 des Nordatlantikvertrages durchgeführt wor- den. Angesichts einer dargelegten Bedrohung der Un- versehrtheit des türkischen Staatsgebiets und der ei- genen Sicherheit hatte der Nordatlantikrat auf An- Anlagen 662 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. Januar 2014 (A) (C) (D)(B) trag der türkischen Regierung vom 21. November 2012 am 4. Dezember 2012 beschlossen, die Fähig- keiten im Bereich der integrierten Luftverteidigung der NATO zu verstärken. Mit ihrem Beschluss und einer entsprechenden Ver- legung schuf die NATO die Voraussetzung für die beteiligten Parteien, für den Fall eines bewaffneten Angriffes auf die Türkei (Artikel 5 des Nordatlan- tikvertrags) vom Recht zur individuellen oder kol- lektiven Selbstverteidigung (Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen) Gebrauch machen zu kön- nen. Anlass dieser Konsultationen war zunächst der ver- meintliche Abschuss eines türkischen Aufklärungsflug- zeuges und später der vermeintliche Granatenbeschuss durch die syrische Armee. Auf dieser Grundlage und bei diesen Gelegenheiten wurde die Bedrohung der Türkei nach Art. 4 des Nordatlantikvertrages festgestellt. In ei- ner Erklärung des Nordatlantikrates nach diesem Treffen wurde festgestellt, dass es sich um einen „unacceptable“ Akt handele, der zu verurteilen sei. Zudem wurde der vermeintliche Abschuss des türkischen Kampfflugzeugs als weiteres Beispiel der syrischen Behörden in ihrer Missachtung völkerrechtlicher Normen, des Friedens, der Sicherheit und des menschlichen Lebens betrachtet, so der NATO-Rat. Auf diese Weise ist die NATO als for- males Verteidigungsbündnis überhaupt erst ins Spiel ge- kommen, und das hat die Türkei in ihrem eskalierenden Kurs gegenüber Syrien gestärkt. Die Darstellung der türkischen Regierung und der Vorwurf der NATO lautet also, dass die syrische Luftab- wehr über internationalen Gewässern ein Aufklärungsflug- zeug der türkischen Armee abgeschossen hätte, nachdem dieses versehentlich – und zwar im Tiefflug – in syri- schen Luftraum eingedrungen wäre. Ursächlich und un- umstritten liegt also eine türkische Verletzung des syri- schen Hoheitsgebietes vor. Dass aber der Abschuss über internationalen Gewäs- sern stattfand, wurde schnell bezweifelt; die Kenntnisse der NATO weichen von den Angaben der Türkei über die Absturzstelle ab und werden zudem geheim gehal- ten. Die Bundesregierung hat die Geheimhaltung dieser Informationen verteidigt und in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage entsprechend dargelegt: „Eine Offenle- gung könnte zur Folge haben, dass dem Bundesnachrich- tendienst künftig keine schutzbedürftigen Erkenntnisse anvertraut werden.“ (Bundestagsdrucksache 17/13515) Ich stimme gegen die Entsendung deutscher Bundes- wehrsoldaten, auch weil der Standpunkt der Bundesre- gierung einfach nicht der Wahrheit entspricht. Denn sicher ist doch, dass das türkische Flugzeug von keiner Rakete getroffen wurde, womit ein Abschuss in internationalem Luftraum ausscheidet. Mittlerweile er- scheint zweifelhaft, ob es überhaupt einen Beschuss des türkischen Flugzeugs gab oder dieses nicht aufgrund des riskanten Manövers und veralteter Technik abgestürzt ist. In einem Text der International Crisis Group heißt es hierzu: „Wie auch immer, es wurden keine Anzeichen ei- nes Raketeneinschlags auf dem Wrack des Flugzeugs, einer Phantom F4, entdeckt.“ Auch die Stiftung Wissen- schaft und Politik schreibt zu diesem Vorfall und der er- zwungenen Landung eines aus Moskau kommenden sy- rischen Flugzeugs: „In beiden Fällen musste die Türkei schon bald einräumen, dass ihre jeweilige Darstellung unrichtig war“. Trotzdem haben der NATO-Generalsekretär und der Nordatlantikrat, an dem Vertreter der Bundesregierung teilgenommen haben, denen zu diesem Zeitpunkt schon eigene und von der türkischen Darstellung stark abwei- chende Informationen vorlagen, anlässlich der Art.-4- Konsultationen gegenüber der Öffentlichkeit folgende Aussage gemacht: „Das ist ein weiteres Beispiel für die Missachtung der internationalen Normen, des Friedens, der Sicherheit und des Menschenlebens durch das syri- sche Regime.“ Damit haben die NATO, deren Generalsekretär und die deutsche Bundesregierung die Öffentlichkeit be- wusst und gezielt falsch informiert. Noch am 7. November 2012 wertete die Bundesregie- rung den vermeintlichen Abschuss des türkischen Mili- tärjets als „unverhältnismäßigen Akt“. Im Mai 2013 be- gründete sie diese Einschätzung mit „den zugrunde gelegten Informationen, dass ein Abschuss im interna- tionalen Luftraum ohne Vorwarnung erfolgt sei“. Bereits im November 2013 spätestens lagen jedoch auch der Bundesregierung die Erkenntnisse der NATO vor, wo- nach der Abschuss nicht in internationalem Luftraum er- folgt sein kann – sofern er überhaupt erfolgt ist. Ich stimme gegen eine Entsendung der Patriot-Rake- ten, weil auch der zweite Grund, der angebliche Grana- tenbeschuss durch syrische Streitkräfte ohne vorherige Angriffe türkischer Streitkräfte, äußerst zweifelhaft ist: Denn was die zweiten Konsultationen angeht, so er- folgten diese aufgrund von vermeintlichem Granatenbe- schuss türkischen Territoriums von Syrien aus. Auch hier wurden schnell auch aus NATO-Kreisen Zweifel laut, ob diese tatsächlich von der syrischen Armee oder den eng mit der Türkei kooperierenden Rebellen abge- schossen wurden: NATO-Vertreter gaben an, dass es sich um Granaten aus NATO-Beständen handelte. Eine Un- tersuchung der Vorfälle hat nach Angaben der Bundesre- gierung nicht stattgefunden und sei auch nicht angestrebt worden; auch hier hat man sich einfach und unkritisch der türkischen Darstellung angeschlossen. Die Bundes- regierung hat dazu keine eigenen Informationen und auch keine eigenen Untersuchungen angestrebt, aber „geht davon aus“, dass es zumindest in einem Fall Ende September „Beschuss türkischen Territoriums durch sy- rische Artilleriekräfte gab“. Am 3. Oktober 2012, am Tag der zweiten NATO-Konsultationen, gab es auch Be- schuss syrischen Territoriums durch die türkische Ar- mee. Hierzu gibt die Bundesregierung an, dass ihr „über die Presseberichterstattung hinaus … keine eigenen Er- kenntnisse“ vorlägen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Türkei zweifellos Handlungen vorgenommen hat, die völker- rechtlich als Angriffshandlungen gewertet werden kön- nen, Bundesregierung und NATO diese jedoch nicht zur Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. Januar 2014 663 (A) (C) (B) Kenntnis nehmen. Demgegenüber werden vermeintliche Reaktionen der syrischen Armee auf diese Angriffshand- lungen als „Bedrohung der Unversehrtheit des türki- schen Staatsgebiets“ aufgefasst, welche die „Solidarität“ des Bündnisses unter anderem in Form der Patriot-Sta- tionierung aktivieren. Ich stimme gegen die Patriot-Entsendung, weil die Abgeordneten von der Bundesregierung bisher regel- recht getäuscht worden sind. Beide Begründungen für die Entsendung der Patriots sind schlicht nicht haltbar. Ich finde, in einer so wichtigen Frage, wenn es um Krieg oder Frieden geht, wichtige Informationen vor der Öffentlichkeit zurückzuhalten, wie den abweichen- den NATO-Bericht, ist schon bemerkenswert. Da ist et- was ins Rutschen geraten, was die Demokratie in Deutsch- land insgesamt infrage stellt. Mit der Befreiung vom Faschismus und vom deutschen Militarismus hatte die Bundesrepublik einst auch mit einer Kriegspolitik gebro- chen, die von einer Geheimdiplomatie vorbereitet wird. Dies steht jetzt infrage. Ich habe den Eindruck, die Bundesregierung manipuliert Informationen, um Aus- landseinsätze der Bundeswehr zu legitimieren. Deshalb stimme ich gegen den Einsatz der Bundeswehr. Der Fall der Patriots, aber nicht nur dieser Fall, zeigt klar und deutlich: Um Auslandseinsätze durchzusetzen, werden Öffentlichkeit und Parlament gnadenlos belogen. Wer dann auch nur wagt, kritisch nachzufragen, wird als Assad-Unterstützer diffamiert. Das ist ein Prinzip, das sich in Deutschland leider mittlerweile etabliert hat. Die NATO hat diese Kriegslüge mit auf den Weg gebracht. Sie wusste, dass an der türkischen Version etwas nicht stimmen kann. Damit werden die Deutschen mit zu Geiseln der AKP und der Brüsseler NATO-Zentrale und ihrer Desinformationspolitik. Von Bündnisverteidi- gung kann keine Rede mehr sein. Man kann sich des Ein- drucks nicht erwehren, als ginge es darum, die Bundes- wehr in möglichst viele Auslandseinsätze zu schicken. Die NATO sucht zudem nach ihrer sich abzeichnenden Niederlage am Hindukusch nach neuen Betätigungsfel- dern. Dass sie nunmehr an der Seite von islamistischen Milizen und Al-Qaida-Kämpfern in Syrien steht, ist mehr als eine Ironie der Geschichte. Für mich ist es ein Verbrechen. (D) 10. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin TOP 1 Außen, Europa und Menschenrechte TOP 2 Bundeswehr-Einsatz OAF (Türkei) TOP 3 Bundeswehr-Einsatz OAE TOP 4 a Wahl: Vertrauensgremium TOP 4 b Wahl: Gremium Bundesschuldenwesengesetz TOP 4 c Wahl: Wahlausschuss Bundesverfassungsrichter TOP 4 d Wahl: Richterwahlausschuss TOP 1 Verteidigung TOP 1 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
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    Rede von Thomas Oppermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Bun-

    deskanzlerin, Sie haben in Ihrer Regierungserklärung
    deutlich gemacht, wie unsere gemeinsame Regierung
    mit den Fraktionen von CDU, CSU und SPD in den
    nächsten vier Jahren die Zukunft unseres Landes gestal-
    ten will.

    Dies war in der Geschichte der Bundesrepublik
    Deutschland die erste Regierungsbildung, die vom Aus-
    gang eines Mitgliederentscheides abhängig war, und
    diese Hürde haben wir souverän gemeistert.


    (Beifall bei der SPD)


    256 000 SPD-Mitglieder haben sich für diese Regierung
    entschieden. Sie wollen, dass dieser Koalitionsvertrag
    umgesetzt wird und dass dadurch das Leben der Men-
    schen in Deutschland besser und gerechter wird. Sie
    wollen, dass diese Regierung Erfolg hat. Das wollen wir
    auch. Deshalb freue ich mich auf die gemeinsame Ar-
    beit. Packen wir es an!


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

    Herr Gysi, Sie sind erstmals Vorsitzender der größten
    Oppositionsfraktion.


    (Lachen des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Sie antworten deshalb unmittelbar auf die Kanzlerin. Sie
    sind jetzt sozusagen Oppositionsführer. Herzlichen
    Glückwunsch!


    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Aber wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann streben
    Sie gar nicht an, der größte Oppositionsführer in der Ge-
    schichte des Deutschen Bundestages zu werden, sondern
    Ihr Wunsch ist es, die Linke in die Regierung zu führen.
    Wenn das wirklich Ihr Wunsch ist, Herr Gysi, genügt es
    allerdings nicht, so über Europa zu reden, wie Sie es
    eben getan haben. Vielmehr müssen Sie dafür sorgen,
    dass Ihre Fraktion und Ihre Partei anders über Europa
    denken und sprechen.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der LINKEN)


    Welchen Wert Europa für uns hat, wird uns in diesem
    Jahr besonders bewusst, wenn wir uns an den Beginn des
    Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren erinnern. Damals tau-
    melte Europa verblendet vom Nationalismus in einen
    furchtbaren Krieg. Der Erste Weltkrieg war der erste
    Krieg, in dem moderne Massenvernichtungswaffen ein-
    gesetzt wurden. Das Versagen der Diplomatie in Europa
    forderte 17 Millionen Tote, und trotz dieser Erfahrungen
    zettelte Deutschland kurze Zeit später einen noch viel
    furchtbareren Krieg an. Ich finde, jeder, der sich vor Au-
    gen führt, welch schreckliche Dinge ihren Ausgangs-
    punkt im nationalistischen Deutschland genommen ha-
    ben, der muss doch erkennen, wie unschätzbar wertvoll
    die europäische Integration vor allem für uns Deutsche
    ist.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Entscheidung für Europa war die beste Antwort so-
    wohl auf den Ersten Weltkrieg als auch auf den Zweiten
    Weltkrieg. Sie war die beste Antwort auf die nationalso-
    zialistische Gewaltherrschaft,


    (Zuruf von der LINKEN)


    und sie ist der beste Weg, den Frieden auch in Zukunft
    zu sichern.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aber Europa steht nicht nur für Frieden, sondern Eu-
    ropa steht auch für unser gemeinsames Wertesystem: un-
    sere Freiheit, unsere Demokratie und unser europäisches
    Sozialstaatsmodell, das Menschen, die in Not geraten,
    nicht fallen lässt, sondern sie absichert und ihnen wieder
    neue Chancen gibt.


    (Sabine Leidig [DIE LINKE]: Wo denn?)






    Thomas Oppermann


    (A) (C)



    (D)(B)

    In unserer globalisierten Welt wäre jedes einzelne Land
    zu klein und zu schwach, um diese Werte allein zu ver-
    teidigen. Das schaffen wir nur gemeinsam. Deshalb darf
    es keine Rückkehr zum nationalstaatlichen Denken ge-
    ben. Gerade im Jahr der Europawahl sage ich ausdrück-
    lich: Wir dürfen Europa nicht den nationalen Populisten
    überlassen, egal ob sie von links oder von rechts kom-
    men.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Lieber Herr Gysi, Ihr Parteivorstand nennt die EU in
    der Präambel eines Leitantrages zur Europawahl eine
    „militaristische und weithin undemokratische Macht“.


    (Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Ja, genau!)


    Das ist nicht etwa ein Zitat von Rosa Luxemburg, mit
    dem sie die Zustände des deutschen Kaiserreiches vor
    100 Jahren beschreibt, sondern das ist Ihre Beschreibung
    für Europa im Jahr 2014, für eine der größten zivilisato-
    rischen Errungenschaften seit dem Zweiten Weltkrieg.
    Ich finde das unglaublich.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das ist so abenteuerlich, dass Sie sich davon distanzie-
    ren mussten. Ich füge hinzu: Ich glaube Ihnen, dass Sie
    sich davon ehrlich distanziert haben, dass das Ihre auf-
    richtige Meinung ist. Aber ich bezweifle, dass diese Dis-
    tanzierung von Ihrer Partei und Ihrer Fraktion mitgetra-
    gen wird.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Ich auch!)


    Deshalb sage ich Ihnen: Wenn Sie in diesem Hause Part-
    ner finden wollen, müssen Sie Ihr Verhältnis zu Europa
    und zum Euro klären. Klären Sie Ihr Verhältnis zur inter-
    nationalen Verantwortung Deutschlands. Damit haben
    Sie in den nächsten vier Jahren genug zu tun.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das Bekenntnis zu Europa als Macht des Friedens
    und Hüterin unserer Werte allein reicht nicht. Die EU-
    Kommission und die europäische Politik müssen klar
    besser werden, wenn dem Populismus das Wasser abge-
    graben werden soll. Der Präsident des Europäischen Par-
    laments, Martin Schulz, benutzte kürzlich ein sehr tref-
    fendes Bild, als er von den zwei Denkschulen sprach, die
    sich in der Europäischen Kommission sozusagen gegen-
    seitig im Wege stehen: Die einen geben nicht eher Ruhe,
    bis auch der letzte kommunale Friedhof in Europa priva-
    tisiert ist. Und die anderen hören nicht auf, bevor nicht
    eine einheitliche Friedhofsordnung für ganz Europa ent-
    standen ist. „Das macht die Leute verrückt“, sagt Martin
    Schulz. Und ich sage: Der Mann hat recht.


    (Beifall bei der SPD)


    Europa muss nicht alles machen, vor allem nicht das,
    was die Mitgliedstaaten selber können.
    Deshalb sage ich: Die Europäische Kommission muss
    sich in den nächsten Jahren stärker um das kümmern,
    was Europa eint, was uns stark macht und was die Ein-
    zelnen alleine nicht schaffen. Dazu gehört die weitere
    Bändigung der Finanzmärkte. Dazu gehört die Bekämp-
    fung von Steueroasen und Steuerschlupflöchern, die un-
    sere Steuerzahler hier in Deutschland Milliarden kosten.
    Dazu gehört die Verringerung des Wohlstandsgefälles
    innerhalb der Europäischen Union. Und dazu gehört
    ganz gewiss nicht zuletzt die Bekämpfung der horrenden
    Arbeitslosigkeit von jungen Menschen in vielen Ländern
    Europas.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Auf diese Dinge muss sich die EU konzentrieren, damit
    die Menschen erkennen können, warum Europa so wich-
    tig für uns alle ist.

    Viele fragen sich, wie wir in den harten Verhandlun-
    gen zwischen CDU, CSU und SPD zueinandergefunden
    haben. In der Tat, bei so schwierigen Themen wie Min-
    destlohn, Rente, Leiharbeit, Pflege oder Frauenquote
    war es überhaupt nicht selbstverständlich, dass wir uns
    am Ende verständigen. Das lag natürlich auch an der auf
    beiden Seiten vorhandenen Kompromissbereitschaft.
    Aber ich glaube, das lag in erster Linie daran, dass es in
    Deutschland einen gesellschaftlichen Grundkonsens
    gibt, einen Grundkonsens über die soziale Marktwirt-
    schaft – darüber hat auch die Bundeskanzlerin gespro-
    chen; und ich stimme ihr zu –: 90 Prozent der Menschen
    finden die Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft rich-
    tig für unser Land, und sie wollen, dass sie gesichert und
    gestärkt werden.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Arbeitnehmer wissen doch ganz genau, dass
    Wohlstand für alle ohne eine starke Wirtschaft nicht
    möglich ist. In der sozialen Marktwirtschaft muss der
    Staat Rahmenbedingungen setzen, die es Unternehmen
    ermöglichen, Gewinne zu machen. Unternehmer, die
    keine Gewinne machen, gefährden am Ende Arbeits-
    plätze. Deshalb brauchen wir Produktivitätsfortschritt,
    deshalb brauchen wir Wachstum und Wettbewerbsfähig-
    keit auf der einen Seite. Aber auf der anderen Seite brau-
    chen wir auch faire Regeln auf dem Arbeitsmarkt, faire
    Löhne, Arbeitnehmerrechte, Kündigungsschutz und Mit-
    bestimmung. Das sind keine Problemfaktoren, sondern
    das sind positive Standortfaktoren in einer erfolgreichen
    Wirtschaft.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Franz Josef Jung [CDU/CSU])


    Das eine darf nicht auf Kosten des anderen durchgesetzt
    werden. Wir brauchen beides: Wettbewerb und faire Re-
    geln. Das ist die Geschäftsgrundlage, auf der wir die so-
    ziale Marktwirtschaft in Deutschland in eine stabile Ba-
    lance bringen können. Das wollen wir umsetzen. Das ist
    unser Programm.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)






    Thomas Oppermann


    (A) (C)



    (D)(B)

    Damit fangen wir gleich an. Noch in diesem Jahr
    wird die Koalition den gesetzlichen Mindestlohn von
    8,50 Euro beschließen. Für viele Menschen, die 4, 5 oder
    6 Euro in der Stunde verdienen, wird das die kräftigste
    Lohnerhöhung in ihrem Leben. Das wird das Alltagsle-
    ben von Millionen Menschen in diesem Land positiv
    verändern.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Dieser Mindestlohn generiert milliardenschwere
    Kaufkraft. Das ist ein gewaltiges Konjunkturprogramm,
    das die Binnennachfrage stärken und für zusätzliches
    Wachstum sorgen wird. Das ist gut für unsere Wirt-
    schaft. Der Mindestlohn ist nicht nur sozial gerecht, weil
    er der Arbeit wieder Wert und Würde gibt, sondern er ist
    auch ordnungspolitisch richtig, weil er Wettbewerbsver-
    zerrungen durch Lohndumping beseitigt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wenn wir den Mindestlohn haben, wenn wir die Leih-
    arbeit regulieren, wenn wir die missbräuchliche Nutzung
    von Werkverträgen beenden und dafür sorgen, dass in
    den Betrieben gleicher Lohn für gleiche Arbeit gezahlt
    wird, dann werden sich Arbeit und Anstrengungen für
    Millionen Menschen in Deutschland wieder lohnen. Ge-
    nau das wollen wir: eine Politik für die fleißigen Leute
    und für die verantwortungsvollen Unternehmer.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das gilt natürlich auch für die Rentner. Wer ein Leben
    lang hart gearbeitet und Kinder großgezogen hat, hat
    Anspruch auf ein sicheres Auskommen im Alter. Wenn
    jetzt bezüglich des Gesetzentwurfs, den Andrea Nahles
    heute in das Kabinett eingebracht hat, von Unterneh-
    mern die Sorge geäußert wird, das könnte zu Frühver-
    rentungen führen, dann sage ich: Diese Arbeitgeber
    können zuerst selber verhindern, dass es zu Frühverren-
    tungen kommt,


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    indem sie 61-Jährige nicht mehr in die Arbeitslosigkeit
    schicken.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wenn es zu einem Missbrauch kommen sollte, dann wer-
    den wir diesen Missbrauch mit geeigneten Maßnahmen
    sofort wieder abstellen. Denn dafür haben wir die Rente
    nach 45 Berufsjahren nicht eingeführt.

    Die Mütterrente und die abschlagsfreie Rente nach
    45 Beschäftigungsjahren haben eine Debatte über Gene-
    rationengerechtigkeit ausgelöst, und wir werden uns
    dieser Debatte stellen. Bei der Rente geht es übrigens
    immer um Generationengerechtigkeit, aber in beide
    Richtungen und nicht nur in eine Richtung.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Frau Göring-Eckardt, Sie haben den Begriff der Ge-
    nerationenkumpanei in diese Debatte eingeführt.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Pfui! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Unchristlich!)


    Sie glauben gar nicht, wie viele Menschen sich in
    E-Mails und Briefen an uns darüber empören, dass mit
    diesem Begriff ihre Lebensleistung abgewertet wird.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht darum, dass Sie den anderen nicht helfen!)


    Das ist unfair gegenüber den Müttern und denjenigen,
    die 45 Jahre hart gearbeitet haben. Das sind doch dieje-
    nigen, die mit ihrer harten Arbeit ein umlagefinanziertes
    stabiles Rentensystem überhaupt erst ermöglichen, Frau
    Göring-Eckardt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und die anderen?)


    Wir sollten uns davor hüten, die Generationen gegen-
    einander auszuspielen. Die Zukunftschancen der jungen
    Generation hängen doch nicht in erster Linie von der
    Rentenpolitik ab, sondern sie hängen davon ab, was wir
    bildungs- und wirtschaftspolitisch in diesem Lande ma-
    chen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber da machen Sie ja nichts!)


    Die Perspektiven hängen davon ab, ob wir in 20 oder
    30 Jahren in Deutschland noch eine starke Wirtschaft ha-
    ben und ein starkes Industrieland sind. Sie hängen davon
    ab, ob wir jungen Menschen attraktive Jobs anbieten
    können und ob dort hohe Löhne verdient werden kön-
    nen. Das sind doch die Fragen. Ich sage: Diese Regie-
    rung wird die Grundlagen dafür legen. Ich freue mich,
    dass diese Regierung mit Sigmar Gabriel als Wirt-
    schaftsminister endlich wieder eine aktive Industriepoli-
    tik für Deutschland macht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Da ist natürlich die ganze Regierung gefordert; denn
    eine starke Wirtschaft wird es in Zukunft nur geben,
    wenn wir eine moderne Infrastruktur haben. Wir müssen
    den Investitionsstau abarbeiten, und wir brauchen gut
    ausgebildete Fachkräfte. Wir haben 9 Milliarden Euro
    für Investitionen in Kitas, Forschung und Entwicklung
    bereitgestellt. Wir brauchen ein hohes Niveau an For-
    schung und Entwicklung und nicht zuletzt ein Energie-
    system, das Versorgungssicherheit, Preisstabilität und
    Klimaschutz miteinander verbindet. Deswegen ist es gut,
    dass das Kabinett schnell Eckpunkte für die Energie-
    wende vorgelegt hat, mit denen der weitere Preisanstieg
    der erneuerbaren Energien gebremst wird; denn ein
    funktionierendes Energiesystem ist das Herz-Kreislauf-
    System der Wirtschaft; ohne ein solches System kann





    Thomas Oppermann


    (A) (C)



    (D)(B)

    unsere Wirtschaft nicht funktionieren. Alles hängt davon
    ab, dass Energie bezahlbar bleibt. Ich finde es richtig,
    dass wir die Nutzung der erneuerbaren Energien weiter
    ausbauen; aber wir müssen sie so ausbauen, dass Energie
    für die Menschen und für die Wirtschaft auch bezahlbar
    bleibt.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Da muss uns die Europäische Union auch die Mög-
    lichkeit lassen, energieintensive, tatsächlich im interna-
    tionalen Wettbewerb stehende Unternehmen von der
    EEG-Umlage zu befreien. Das sind doch keine wettbe-
    werbsverzerrenden Entlastungen – entsprechende Belas-
    tungen in anderen Ländern gibt es doch gar nicht.


    (Beifall des Abg. Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU])


    Wenn übrigens an anderer Stelle argumentiert wird,
    dass wir auf die energieintensiven Unternehmen in
    Deutschland im Interesse einer besseren Ökobilanz viel-
    leicht ganz verzichten könnten, dann halte ich das für ab-
    solut verantwortungslos. Die Stärke unserer Wirtschaft,
    das sind doch nicht einzelne industrielle Leuchttürme.
    Stark sind wir doch deshalb in Deutschland, weil wir
    über die ganze Wertschöpfungskette verfügen: von der
    Grundstoffindustrie bis zu den Hightechunternehmen
    und den hochwertigen Dienstleistungen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Diese Wertschöpfungskette darf nicht zerstört werden,
    meine Damen und Herren.

    Ich finde, Energieminister Gabriel hat in dieser De-
    batte einen ganz wichtigen Satz gesagt, der übrigens
    auch etwas über die Art und Weise, wie Politik gemacht
    werden sollte, aussagt: Die Summe der jetzt geltend ge-
    machten Interessen ist nicht identisch mit dem Gemein-
    wohl. – Da hat er recht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Natürlich müssen alle Interessen und Argumente gehört,
    diskutiert und gewichtet werden; aber am Ende muss es
    eine Entscheidung für eine Energiepolitik im Interesse
    des Allgemeinwohls geben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Dafür hat der Bundeswirtschaftsminister die volle Unter-
    stützung der Koalition.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren
    grundlegend verändert. Wie vielfältig wir geworden
    sind, spiegelt übrigens auch der Deutsche Bundestag wi-
    der: Spitzenreiter bleibt zwar der Nachname „Schmidt“,
    auf den sechs Kollegen und Kolleginnen hören, aber
    „Özdemir“ kommt inzwischen genauso häufig vor wie
    „Mayer/Meier“: zwei Mal.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Ich freue mich, dass wir vielfältiger geworden sind – ge-
    nauso wie unser Land.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Auch wenn die Koalition nicht in allen Fragen der
    doppelten Staatsangehörigkeit wirklich einer Meinung
    ist, finde ich es doch gut, dass wir es geschafft haben,
    uns darauf zu verständigen, dass wir junge Menschen,
    die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind,
    nicht mehr in die Zwangslage bringen wollen, sich, um
    Deutsche bleiben zu können, vor Vollendung des 23. Le-
    bensjahres gegen die Staatsangehörigkeit ihrer Eltern
    und Großeltern zu entscheiden. Das wollen wir diesen
    Menschen ersparen, indem wir ihnen die doppelte
    Staatsangehörigkeit ermöglichen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Meine Damen und Herren, Deutschland ist vor allem
    wegen seines starken Arbeitsmarktes ein attraktives Ein-
    wanderungsland geworden. Angesichts der demografi-
    schen Veränderungen und des Fachkräftemangels gilt
    Einwanderung heute nicht mehr als Belastung, sondern
    als Chance. 2012 kamen 370 000 Menschen, im letzten
    Jahr 400 000 Menschen mehr nach Deutschland, als
    weggegangen sind. Das sind ganz überwiegend gut Aus-
    gebildete und hoch Qualifizierte. Sie sind ein Riesenge-
    winn für unsere Wirtschaft. Deutschland profitiert wie
    kein anderes Land in der Europäischen Union von der
    Arbeitnehmerfreizügigkeit.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Deshalb sage ich: Wir freuen uns über jeden und über
    jede, die zu uns kommen, um hier zu arbeiten, Geld zu
    verdienen und ihr Glück zu machen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Natürlich bleibt es eine große Herausforderung, un-
    sere Einwanderungsgesellschaft so zu organisieren, dass
    alle Menschen gut zusammenleben können. Aber da, wo
    durch Zuwanderung Probleme entstehen – wie in Duis-
    burg, Dortmund, Mannheim oder Berlin –, helfen keine
    lautstarken Debatten und Parolen, sondern da ist tatkräf-
    tiges Handeln gefragt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Deshalb begrüße ich es, dass die Regierung schnell ei-
    nen Staatssekretärsausschuss eingesetzt hat und wir als-
    bald mit geeigneten Maßnahmen beginnen können, um
    vor allem den betroffenen Kommunen zu helfen. Wir
    dürfen diese Kommunen mit ihren Problemen nicht al-
    leinlassen.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Cem Özdemir [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])






    Thomas Oppermann


    (A) (C)



    (D)(B)

    Auch wenn das jetzt vielleicht überraschen mag,
    möchte ich unserem Koalitionspartner CSU in diesem
    Zusammenhang ein Kompliment machen.


    (Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Hört! Hört! – Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist reine Heuchelei! Was kommt jetzt?)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Jetzt aber langsam zum Mitschreiben.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Thomas Oppermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Die Idee von Horst Seehofer,


    (Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit der Maut!)


    einem Minister aus seinem Kabinett die Zuständigkeit
    für die Heimat zu übertragen, musste ja viel Spott ertra-
    gen, aber ich finde sie überhaupt nicht abwegig.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Heimat ist die emotionale Verbindung der Menschen
    mit einer ihnen vertrauten Umgebung. Für ganz viele
    Menschen in der heutigen Welt ist Heimat alles andere
    als selbstverständlich. Ob sie aus Syrien fliehen, um ihr
    Leben zu retten, oder ob sie innerhalb Europas nach
    neuen Chancen suchen: Viele Menschen sehen sich ge-
    zwungen, ihre Heimat zu verlassen. Deshalb muss es
    doch die Aufgabe der Politik sein, denen, die einen Neu-
    anfang in Deutschland machen wollen, hier in Deutsch-
    land auch eine Heimat zu geben, in der sie sich wohlfüh-
    len und von wo sie nicht gleich wieder weggehen
    wollen, wenn sich die wirtschaftlichen Verhältnisse än-
    dern.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Dazu können wir alle und kann dann auch ein Heimatmi-
    nister beitragen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ist doch eine Aufgabe für Sie!)


    Die Große Koalition hat im Deutschen Bundestag
    eine Mehrheit von 504 Abgeordneten. Natürlich werden
    wir unsere politischen Ziele mit dieser Mehrheit umset-
    zen. Diese große Mehrheit darf uns aber nicht zu Arro-
    ganz verleiten. Deshalb wollen wir die Arbeit des Parla-
    mentes mit Augenmaß gestalten.

    Ich bin mir sicher, dass wir uns über die Minderhei-
    ten- und Oppositionsrechte noch einigen werden. In den
    Vorschlägen, die der Bundestagspräsident gemacht hat,
    sehe ich eine gute Grundlage. Hinsichtlich der Redezeit
    bitte ich um Verständnis, dass auch die Abgeordneten
    der Koalition frei gewählte Abgeordnete sind und dass
    sie zu Wort kommen müssen und hier nicht zu Statisten
    degradiert werden können.


    (Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Sehr wahr! – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darum geht es doch gar nicht!)

    Die Kontrolle der Regierung ist zwar zuerst die Auf-
    gabe der Opposition, aber nicht allein Aufgabe der Op-
    position, sondern des gesamten Parlamentes.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])


    Deshalb, liebe Britta Haßelmann und lieber Herr Gysi,
    werden wir die Kontrolle der Regierung nicht allein den
    Oppositionsfraktionen überlassen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Wie wichtig diese Arbeit des Parlamentes ist, hat in
    der letzten Wahlperiode die fraktionsübergreifende Ar-
    beit des NSU-Untersuchungsausschusses gezeigt. Der
    Ausschuss hat die eklatanten Versäumnisse der Sicher-
    heitsbehörden aufgedeckt und eine Reihe von Maßnah-
    men vorgeschlagen, um das gestörte Vertrauen in die Fä-
    higkeit des Staates wiederherzustellen, allen Menschen,
    unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe oder ih-
    rer Religion, in Deutschland Sicherheit und Schutz zu
    bieten.


    (Beifall der Abg. Dr. Eva Högl [SPD])


    Die Koalition hat sich darauf verständigt, all diese
    Empfehlungen umzusetzen. Daran können Sie sehen,
    wie wichtig eine fraktionsübergreifende Kontrolle der
    Regierung durch das Parlament ist.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Wir bieten Ihnen deshalb auch an, beim NSA-Unter-
    suchungsausschuss zusammenzuarbeiten. Dass Millio-
    nen Bürger abgehört werden und dass das Mobiltelefon
    der Bundeskanzlerin abgehört wird, ist eine Angelegen-
    heit, die das ganze Parlament etwas angeht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Regierungsbildung war nicht einfach. Wir haben
    hart gerungen und uns Zeit genommen – auch, um die
    außergewöhnliche Beteiligung unserer Partei zu ermög-
    lichen. Jetzt erwarten die Menschen, dass unsere Vorha-
    ben umgesetzt werden und wir Ergebnisse liefern.

    Menschen, die nach langer Arbeit auf eine Rente in
    Würde hoffen, warten auf die Möglichkeit, nach 45 Be-
    rufsjahren in Rente zu gehen. Arbeitnehmer, die trotz
    Vollzeitjob nicht genug zum Leben verdienen, hoffen auf
    den Mindestlohn. Pflegebedürftige und ihre Pfleger er-
    warten, dass die Politik den Pflegenotstand beseitigt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Frauen, die im Beruf Nachteile erfahren, warten auf eine
    neue Gleichstellungspolitik.


    (Beifall der Abg. Mechthild Rawert [SPD])


    Unternehmen, die viel Energie zum Produzieren brau-
    chen, erwarten eine neue Verlässlichkeit in der Energie-
    politik.





    Thomas Oppermann


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wir werden Antworten auf diese Erwartungen geben.
    Mit diesen Antworten werden wir Deutschland Stück für
    Stück ein bisschen besser und gerechter machen.


    (Beifall bei der SPD)


    Das ist der Anspruch. Daran sollten wir in vier Jahren
    gemessen werden.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)