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ID1800911700

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    Vokabeln: 3
    1. –: 2
    2. Herr: 1
    3. Kollege: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/9 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 9. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 15: Vereinbarte Debatte: zum Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission . . . . . . . . . . 503 B Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 503 B Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 505 A Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 506 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508 C Michael Roth, Staatsminister  AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510 A Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510 C Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 511 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 512 B Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 513 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 513 C Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 514 D Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 515 D Dagmar Schmidt (Wetzlar) (SPD) . . . . . . . . . 517 B Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 518 C Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 520 C Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 522 A Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 523 C Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . 524 B Tagesordnungspunkt 16: Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Katrin Kunert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Das Massen- sterben an den EU-Außengrenzen been- den – Für eine offene, solidarische und hu- mane Flüchtlingspolitik der Europäischen Union Drucksache 18/288 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 524 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 525 A Charles M. Huber (CDU/CSU) . . . . . . . . . 525 D Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 528 A Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 530 A Christina Kampmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 532 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 533 D Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 534 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535 C Harald Petzold (Havelland)  (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 536 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . 536 D Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 538 A Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) . . . . . . . 539 A Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 540 C Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542 B Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 544 B Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 546 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Oliver Krischer, Dr. Julia Verlinden, Annalena Baerbock, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Europarechts- konforme Regelung der Industrievergüns- tigungen auf stromintensive Unternehmen im internationalen Wettbewerb begrenzen und das EEG als kosteneffizientes Instru- ment fortführen Drucksache 18/291 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 B Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 B Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 548 D Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 550 A Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 551 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 552 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 553 B Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 555 D Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 C Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 559 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 559 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 503 (A) (C) (D)(B) 9. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Berichtigung 8. Sitzung, Seite 462 A, dritter Absatz, der fünfte Satz ist wie folgt zu lesen: Der Hohe Kurdische Rat im Norden verlangt nicht mehr und nicht weniger, als auch eine Dele- gation entsenden zu dürfen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 559 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D)  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 17.01.2014 Bertram, Ute CDU/CSU 17.01.2014 Burkert, Martin SPD 17.01.2014 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Dr. Freudenstein, Astrid CDU/CSU 17.01.2014 Gutting, Olav CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 17.01.2014 Heller, Uda CDU/CSU 17.01.2014 Henn, Heidtrud SPD 17.01.2014 Hinz (Herborn), Priska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Klimke, Jürgen CDU/CSU 17.01.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 17.01.2014 Lenkert, Ralph DIE LINKE 17.01.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Dr. Malecha-Nissen, Birgit SPD 17.01.2014 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 17.01.2014 Mattfeldt, Andreas CDU/CSU 17.01.2014 Movassat, Niema DIE LINKE 17.01.2014 Pilger, Detlev SPD 17.01.2014 Pronold, Florian SPD 17.01.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Schieder (Schwandorf), Marianne SPD 17.01.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 17.01.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 918. Sitzung am 19. De- zember 2013 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates über das Programm „Europa für Bürgerin- nen und Bürger“ für den Zeitraum 2014–2020 – Dreizehntes Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (13. SGB V-Änderungs- gesetz – 13. SGB V-ÄndG) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Operation Active Endea- vour beenden auf Drucksache 18/99 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdo- kumente zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Petitionsausschuss Drucksache 17/13340 Nr. A.1 EP P7_TA-PROV(2013)0062 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/12244 Nr. A.5 EuB-BReg 3/2013 Drucksache 17/13340 Nr. A.4 EuB-BReg 30/2013 Rechtsausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.22 Ratsdokument 11180/12 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 17.01.2014 Steinbach, Erika CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 17.01.2014 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 17.01.2014 Dr. Ullrich, Volker CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 17.01.2014  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 560 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 (A) (C) (D)(B) Haushaltsausschuss Drucksache 17/13830 Nr. A.5 Ratsdokument 9166/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.6 Ratsdokument 9167/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.2 Ratsdokument 9327/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.3 Ratsdokument 9336/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.4 Ratsdokument 10148/13 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/13830 Nr. A.7 Ratsdokument 9187/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.8 Ratsdokument 9308/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.9 Ratsdokument 9343/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.10 Ratsdokument 9346/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.11 Ratsdokument 10201/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.5 Ratsdokument 8874/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.6 Ratsdokument 10048/13 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/5822 Nr. A.40 Ratsdokument 8989/11 Drucksache 17/13830 Nr. A.12 Ratsdokument 9459/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.13 Ratsdokument 9464/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.14 Ratsdokument 9468/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.15 Ratsdokument 9527/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.16 Ratsdokument 9574/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.7 Ratsdokument 10726/13 Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 17/6176 Nr. A.18 Ratsdokument 10168/11 Drucksache 17/13340 Nr. A.20 EP P7_TA-PROV(2013)0074 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/7918 Nr. A.18 Ratsdokument 15629/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.44 Ratsdokument 18008/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.46 Ratsdokument 18010/11 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/7549 Nr. A.10 Ratsdokument 14749/11 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 17/13830 Nr. A.19 EP P7_TA-PROV(2013)0179 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/11108 Nr. A.25 Ratsdokument 12444/12 Drucksache 17/11108 Nr. A.27 Ratsdokument 13228/12 Drucksache 17/11919 Nr. A.25 Ratsdokument 14871/12 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/13595 Nr. A.23 Ratsdokument 8541/13 kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 9. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 15 Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission TOP 16 Flüchtlingspolitik der Europäischen Union TOP 17 Anbau von genetisch verändertem Mais in der EU Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Rüdiger Veit


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren Kollegen! Von der Bibel über Papst Franziskus
    bis hin zu weiten Teilen hier im Haus herrscht Einigkeit:
    Aus Gründen der Wahrung der Menschenrechte besteht
    Handlungsbedarf. Warum wir mit der Fraktion der
    Linkspartei nicht ganz einig sind, haben meine beiden
    Kolleginnen Christina Kampmann und Sabine Bätzing-
    Lichtenthäler bereits überzeugend dargelegt. Ich will nur
    zwei, drei Punkte vertiefen und mit ein paar nüchternen
    Zahlen einen weiteren Beitrag zu der heute im Übrigen
    dankenswerterweise weitgehend sachlich verlaufenden
    Debatte leisten.

    Ich muss zwei Vorbemerkungen machen. Die erste
    Vorbemerkung betrifft das Schleuserunwesen. Es ist
    selbstverständlich, dass diese kriminellen Machenschaf-
    ten zulasten von Leib und Leben der Flüchtlinge von uns
    allen massiv verurteilt werden und wir bestrebt sein
    müssen, solche Machenschaften überall zu bekämpfen.
    Wir müssen aber auch den Zusammenhang erkennen: Je
    besser, „effektiver“ – in Anführungszeichen – Europa
    sich abschottet, je wirksamer die Grenzkontrollen wer-
    den, je mühsamer die Wege werden und je gefährlicher
    es wird, von Drittstaaten aus nach Europa zu gelangen,
    desto mehr befördern wir die Konjunktur der Schleuser
    und Menschenhändler.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das – das müsste jedem einleuchten – macht die Sache
    so kompliziert.

    Der Kollege Wendt hat in seinem Beitrag gerade von
    der Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit von Flücht-
    lingen geredet: Derjenige, der sich – etwa durch die
    Wüste – auf den Weg macht, um überhaupt ans Mittel-
    meer zu kommen, wird das nicht mit Flip-Flops und
    einer Flasche Mineralwasser schaffen. Über das Mittel-
    meer kommt man auch nicht allein, allenfalls vielleicht
    noch über den Fluss Evros, wenn dieser nicht allzu hoch
    Wasser führt. Jemand, der diese Hindernisse überwinden
    will, braucht Hilfe, braucht Organisation, braucht Back-
    ground; ohne geht es nicht. Das müssen wir erkennen,
    und wir müssen versuchen, darauf eine differenzierte
    Antwort zu finden.

    Die zweite Vorbemerkung, die ich machen muss: Ich
    teile nicht die allgemeine Verteuflung der Grenzschutz-
    agentur Frontex. Wir haben auf Reisen des Innenaus-
    schusses des Deutschen Bundestages – sowohl nach
    Lampedusa, 2006, Griechenland/Athen, 2009, Libyen
    und Malta, 2010, Griechenland erneut, September 2011
    und zuletzt im Mai 2013 – das eine oder andere Beispiel
    segensreichen Wirkens von Frontex erlebt, und darauf
    will ich hinweisen. Jedes Mal, glaube ich, waren die
    Kollegin Ulla Jelpke und ich gemeinsam unterwegs. Bei
    den drei Reisen nach Griechenland war auch der Kolle-
    gen, Stephan Mayer dabei. Von der vorletzten Reise will
    ich einmal das folgende Erlebnis schildern: Wir haben
    gehört – von Betroffenen auf griechischer Seite, auf tür-
    kischer Seite und von Menschenrechtsorganisationen –,
    dass der Beitrag deutscher Bundespolizisten an der
    Landgrenze zwischen der Türkei und Griechenland, im
    Evrosgebiet, durchaus segensreich, deeskalierend und
    im Sinne der betroffenen Menschen gewirkt hat. Das hat
    man uns vor Ort gesagt und näher geschildert.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Daran sollten wir bitte nicht zweifeln.

    Wir haben übrigens auch gehört, dass die deutschen
    Bundespolizisten – auch das ist anerkennenswert – an-
    gesichts der katastrophalen, menschenunwürdigen Be-
    dingungen in Flüchtlingsunterkünften – besser gesagt:
    Gefängnissen oder Schuppen, die zu Gefängnissen um-
    gebaut waren – in Tychero oder in Fylakio nicht einmal
    mehr eine optische Verbindung hergestellt wissen woll-
    ten zwischen deutschen Polizeiuniformen und griechi-
    schen Aufnahmebedingungen.

    Als wir im Hafen von Lampedusa waren, hatte ich
    den leichtsinnigen Einfall, wenigstens ein Schiff der
    Küstenwache zu besichtigen – mit der Konsequenz, dass
    wir dann alle sieben, die da lagen, aufsuchen mussten
    und die Zeit nicht reichte. Wir haben dort gesehen – auch
    anhand von Videoaufnahmen –, dass die Schiffe in der
    Tat bis Windstärke 7 rausfahren, um aktiv Seenotrettung
    zu betreiben; davon konnten wir uns überzeugen.





    Rüdiger Veit


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wir haben auf Malta die quasi unbenutzten – damals
    unbenutzten – neuen Boote der maltesischen Küstenwa-
    che gesehen, die extra dafür ausgelegt sind, hinten auf
    dem Achterdeck eine große Zahl Menschen und Flücht-
    linge aufzunehmen.

    Man muss das alles also sehr differenziert sehen, da
    gibt es Licht und Schatten. Ich bin froh, dass wir im
    Koalitionsvertrag vereinbart haben, hinsichtlich der Be-
    trachtung der Aktivität von Frontex die menschenrechtli-
    che Komponente in den Vordergrund zu stellen.

    Das waren angesichts des Rests meiner Redezeit viel
    zu lange Vorbemerkungen. Ich will trotzdem noch zwei
    Punkte besonders aufgreifen:

    Ich kam vorhin gerade noch rechtzeitig herein, um zu
    hören, wie der Kollege Gauweiler als letzter Redner der
    Debatte weniger europäische, zentrale Zuständigkeit und
    dafür mehr nationale Zuständigkeit gefordert hat. Ich
    muss Ihnen ehrlicherweise sagen: Wenn es um Flücht-
    lingspolitik geht, sollten wir alle gemeinsam bestrebt
    sein, in die Gegenrichtung unterwegs zu sein.

    Seit dem Vertrag über die Arbeitsweise der Europäi-
    schen Union, seit den Beschlüssen von Den Haag und
    Stockholm wird immer wieder gesagt, wir bräuchten
    eine gemeinsame Asyl- und Flüchtlingspolitik. Jetzt hat
    man vereinbart, ab Mitte 2015 mit einem neuen Projekt
    zur gemeinsamen Asyl- und Flüchtlingspolitik – das
    deutsche Kürzel ist GEAS – voranzugehen.

    Seit ich dem Deutschen Bundestag angehöre, versu-
    che ich aufmerksam die Passagen zur Flüchtlingspolitik
    in den Berichten der JI-Räte zu lesen. Aber was erleben
    wir? Was muss man jedes Mal sehen? Wer richtig zuge-
    hört hat, hat das schon vernommen: Jedes Mal seit 1998,
    wenn die Europäische Kommission eine Fortschreibung
    in menschenrechtlich vernünftiger Weise anstrebt – in
    der Regel unterstützt vom Europäischen Parlament –,
    sind es die Mitgliedstaaten und ihre Minister, die versu-
    chen, das zu verwässern, herunterzudrücken und herun-
    terzuschrauben.


    (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche Minister denn?)


    – Ich sage Ihnen, welche Minister. In fast jedem Proto-
    koll bzw. in den Vor- und Nachberichten dieser JI-Räte
    findet sich der Hinweis, dass es deutsche Innenminister
    sind, die in dieser Weise tätig werden. So haben wir erle-
    ben müssen, dass die Vorschläge zur Änderung der Qua-
    lifikationsrichtlinie, der Verfahrensrichtlinie und der
    Aufnahmerichtlinie, die die Kommission vorgelegt hat,
    jedes Mal verwässert worden sind. Das war mit Frontex
    und mit Dublin genauso.

    Jetzt haben wir anhand der Zahlen folgende Situation,
    die man sich einmal vor Augen führen muss: Wir haben
    eine regelrechte „Schutzlotterie“, wie es Pro Asyl zu
    Recht nennt; denn je nachdem, wo in Europa Flüchtlinge
    ins Verfahren geraten, haben sie – gemessen an den An-
    erkennungsraten – entweder hohe, höchste oder ganz
    schlechte Anerkennungschancen. Das würde ich Ihnen
    gerne anhand einer Statistik verdeutlichen, die im Zu-
    sammenhang mit Arbeiten des Sachverständigenrates
    deutscher Stiftungen für Integration und Migration ent-
    standen ist.

    Die Anerkennungsquote für Flüchtlinge aus Afgha-
    nistan, Irak, Somalia und Syrien ist in Italien mit jeweils
    über 90 Prozent am höchsten, in Dänemark oder Grie-
    chenland dagegen ist sie ganz niedrig. Es kann doch
    nicht richtig sein, dass bei gleicher Situation in den
    Herkunftsländern der eine europäische Staat vielleicht
    2 oder 3 Prozent aller Flüchtlinge anerkennt und der an-
    dere über 90 Prozent. Es gibt eine umfangreiche Statis-
    tik, die dies belegt. Deutschland liegt übrigens immer re-
    lativ im Mittelfeld, außer bei Flüchtlingen aus Syrien; da
    sind wir auch bei annähernd 100 Prozent.

    Diese Art von Schutzlotterie bedarf dringend einer
    Überprüfung. Auch sie führt nämlich dazu, dass Flücht-
    linge und Asylsuchende versuchen, in bestimmten Län-
    dern ihre Anträge zu stellen und ihre Verfahren durchzu-
    führen. Diese Diskrepanz kann so nicht bleiben. Hier
    besteht dringender Handlungsbedarf. Ich kann hier alle
    nur dazu auffordern – namentlich auch die Vertreter der
    Regierung –, ganz kräftig mitzuwirken.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ein weiterer Punkt. Die Bedenken gegenüber Dublin,
    Dublin II bzw. seit dem 1. Januar 2014 gegenüber
    Dublin III sind hier schon vorgetragen worden. Auch
    hier bedarf es einer dringenden Änderung.

    Es gibt unterschiedliche Modelle und Gutachten zur
    Berechnung von Quoten ähnlich dem Königsteiner
    Schlüssel, gewichtet nach Einwohnerzahl, nach Wirt-
    schaftskraft, zum Teil auch unter Einbeziehung der Maß-
    stäbe Arbeitslosenquote und Flächengröße der jeweili-
    gen Länder. Kollege Kammer hat darauf hingewiesen.
    Daraus ergibt sich ein interessantes Bild. Absoluter Spit-
    zenreiter in der Aufnahme von Flüchtlingen ist demzu-
    folge Schweden. Würde man nach diesem Schlüssel eine
    entsprechende Aufnahmezahl berechnen, wären in den
    Jahren 2008 bis 2012 von den Schweden 42 000 Flücht-
    linge aufzunehmen gewesen, tatsächlich aber waren es
    153 000, damit also ein Plus von 364,3 Prozent.

    Deutschland übrigens – das ist, finde ich, ganz inte-
    ressant – liegt praktisch im Mittelfeld. Das Soll wären,
    wenn man einen solchen Schlüssel zugrunde legen
    würde, 205 000 Flüchtlinge. Das Ist war in all den Jah-
    ren 201 000; im Jahr 2013 waren es mehr. Das heißt
    – ich bitte Sie, darüber einmal nachzudenken –: Bei sol-
    chen Quoten und ihrer strikten Anwendung wäre durch-
    aus nicht zu erwarten, dass Deutschland mehr Asyl-
    suchende und Flüchtlinge aufzunehmen hätte, sondern
    sogar weniger, da andere Länder, die ganz unten in die-
    ser Auflistung stehen, die auch nicht so besonders be-
    liebt sind, wesentlich mehr aufnehmen müssten.



Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Kollege – –


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rüdiger Veit


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Ich komme gleich zum Schluss.






    (A) (C)



    (D)(B)