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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/9 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 9. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 15: Vereinbarte Debatte: zum Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission . . . . . . . . . . 503 B Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 503 B Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 505 A Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 506 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508 C Michael Roth, Staatsminister  AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510 A Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510 C Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 511 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 512 B Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 513 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 513 C Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 514 D Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 515 D Dagmar Schmidt (Wetzlar) (SPD) . . . . . . . . . 517 B Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 518 C Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 520 C Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 522 A Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 523 C Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . 524 B Tagesordnungspunkt 16: Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Katrin Kunert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Das Massen- sterben an den EU-Außengrenzen been- den – Für eine offene, solidarische und hu- mane Flüchtlingspolitik der Europäischen Union Drucksache 18/288 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 524 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 525 A Charles M. Huber (CDU/CSU) . . . . . . . . . 525 D Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 528 A Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 530 A Christina Kampmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 532 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 533 D Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 534 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535 C Harald Petzold (Havelland)  (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 536 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . 536 D Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 538 A Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) . . . . . . . 539 A Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 540 C Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542 B Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 544 B Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 546 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Oliver Krischer, Dr. Julia Verlinden, Annalena Baerbock, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Europarechts- konforme Regelung der Industrievergüns- tigungen auf stromintensive Unternehmen im internationalen Wettbewerb begrenzen und das EEG als kosteneffizientes Instru- ment fortführen Drucksache 18/291 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 B Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 B Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 548 D Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 550 A Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 551 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 552 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 553 B Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 555 D Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 C Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 559 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 559 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 503 (A) (C) (D)(B) 9. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Berichtigung 8. Sitzung, Seite 462 A, dritter Absatz, der fünfte Satz ist wie folgt zu lesen: Der Hohe Kurdische Rat im Norden verlangt nicht mehr und nicht weniger, als auch eine Dele- gation entsenden zu dürfen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 559 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D)  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 17.01.2014 Bertram, Ute CDU/CSU 17.01.2014 Burkert, Martin SPD 17.01.2014 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Dr. Freudenstein, Astrid CDU/CSU 17.01.2014 Gutting, Olav CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 17.01.2014 Heller, Uda CDU/CSU 17.01.2014 Henn, Heidtrud SPD 17.01.2014 Hinz (Herborn), Priska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Klimke, Jürgen CDU/CSU 17.01.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 17.01.2014 Lenkert, Ralph DIE LINKE 17.01.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Dr. Malecha-Nissen, Birgit SPD 17.01.2014 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 17.01.2014 Mattfeldt, Andreas CDU/CSU 17.01.2014 Movassat, Niema DIE LINKE 17.01.2014 Pilger, Detlev SPD 17.01.2014 Pronold, Florian SPD 17.01.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Schieder (Schwandorf), Marianne SPD 17.01.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 17.01.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 918. Sitzung am 19. De- zember 2013 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates über das Programm „Europa für Bürgerin- nen und Bürger“ für den Zeitraum 2014–2020 – Dreizehntes Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (13. SGB V-Änderungs- gesetz – 13. SGB V-ÄndG) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Operation Active Endea- vour beenden auf Drucksache 18/99 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdo- kumente zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Petitionsausschuss Drucksache 17/13340 Nr. A.1 EP P7_TA-PROV(2013)0062 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/12244 Nr. A.5 EuB-BReg 3/2013 Drucksache 17/13340 Nr. A.4 EuB-BReg 30/2013 Rechtsausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.22 Ratsdokument 11180/12 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 17.01.2014 Steinbach, Erika CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 17.01.2014 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 17.01.2014 Dr. Ullrich, Volker CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 17.01.2014  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 560 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 (A) (C) (D)(B) Haushaltsausschuss Drucksache 17/13830 Nr. A.5 Ratsdokument 9166/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.6 Ratsdokument 9167/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.2 Ratsdokument 9327/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.3 Ratsdokument 9336/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.4 Ratsdokument 10148/13 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/13830 Nr. A.7 Ratsdokument 9187/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.8 Ratsdokument 9308/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.9 Ratsdokument 9343/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.10 Ratsdokument 9346/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.11 Ratsdokument 10201/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.5 Ratsdokument 8874/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.6 Ratsdokument 10048/13 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/5822 Nr. A.40 Ratsdokument 8989/11 Drucksache 17/13830 Nr. A.12 Ratsdokument 9459/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.13 Ratsdokument 9464/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.14 Ratsdokument 9468/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.15 Ratsdokument 9527/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.16 Ratsdokument 9574/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.7 Ratsdokument 10726/13 Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 17/6176 Nr. A.18 Ratsdokument 10168/11 Drucksache 17/13340 Nr. A.20 EP P7_TA-PROV(2013)0074 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/7918 Nr. A.18 Ratsdokument 15629/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.44 Ratsdokument 18008/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.46 Ratsdokument 18010/11 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/7549 Nr. A.10 Ratsdokument 14749/11 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 17/13830 Nr. A.19 EP P7_TA-PROV(2013)0179 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/11108 Nr. A.25 Ratsdokument 12444/12 Drucksache 17/11108 Nr. A.27 Ratsdokument 13228/12 Drucksache 17/11919 Nr. A.25 Ratsdokument 14871/12 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/13595 Nr. A.23 Ratsdokument 8541/13 kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 9. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 15 Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission TOP 16 Flüchtlingspolitik der Europäischen Union TOP 17 Anbau von genetisch verändertem Mais in der EU Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Marian Wendt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

    Damen und Herren Kollegen! Wir führen heute eine De-
    batte zu einem Thema, das in den Medien und in der Öf-
    fentlichkeit in den letzten Wochen sehr emotional disku-
    tiert wurde. Gerade als Volkspartei nehmen wir die
    Stimmung der Bürgerinnen und Bürger von allen Seiten
    immer wieder sehr ernst. Aber wir erleben auch, dass mit
    falschen Fakten und Argumenten bestimmte Ansichten
    in der Bevölkerung zum Thema Asyl und Flüchtlinge
    bewusst geschürt werden. Daher rate ich zu einer Ver-
    sachlichung und Differenzierung der Debatte.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gehen Sie mal auf den nächsten CSU-Parteitag!)


    Leider leistet der uns vorliegende Antrag der Linken
    hierzu keinen Beitrag. Die Linken werfen wie so oft mit
    falschen Pauschalurteilen um sich. Da ist zum Beispiel
    von einer Abschottungspolitik der Europäischen Union
    die Rede.


    (Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist jetzt aber auch pauschal! – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja ungeheuerlich!)


    Dabei haben rund 340 000 Menschen im Jahr 2012 und
    390 000 Menschen im Jahr 2013 in der EU einen Asyl-
    antrag gestellt.

    Weiterhin wird vorgeworfen, die europäische Grenz-
    schutzagentur verhalte sich menschenrechtswidrig. Da-
    bei verdanken wir gerade der Grenzschutzagentur Fron-
    tex und der italienischen Küstenwache, dass allein vom
    3. Oktober 2013, dem Tag der bedauerlichen und
    schrecklichen Tragödie von Lampedusa, bis zum 8. Ja-
    nuar dieses Jahres 17 000 Personen aus Seenot gerettet
    wurden; jawohl, gerettet. Die Widerlegung falscher Tat-
    sachenbehauptungen könnte ich hier noch fortführen;
    doch vieles wurde bereits von meinen Vorrednern aufge-
    griffen.

    Ich möchte mich in meiner Rede auf drei wesentliche
    Punkte konzentrieren: erstens die Ursache für Flucht und
    Migration, zweitens die Maßnahmen der Bundesregie-





    Marian Wendt


    (A) (C)



    (D)(B)

    rung und der Europäischen Union sowie drittens den
    Umgang mit Asylbewerbern vor Ort in unserem Land.

    Erstens. Wir alle wissen, dass sich die Situation in den
    Krisenherden um Europa herum in den vergangenen Jah-
    ren leider nicht verbessert hat. In diesen Ländern ent-
    scheiden sich die Menschen zumeist aus politischen
    Gründen zur Ausreise nach Europa. Nicht weniger maß-
    gebend sind wirtschaftliche und soziale Gründe für
    Flucht und Migration. Armut, Hunger, Perspektivlosig-
    keit und fehlende Existenzgrundlagen im Heimatland
    sind nur einige der Ursachen, die Menschen den schwie-
    rigen Weg aus ihrer Heimat antreten lassen. Deswegen
    müssen wir dafür sorgen und uns engagieren, dass wir
    diese Regionen um Europa herum stabilisieren – nicht
    mit Waffen, sondern mit Diplomatie, Gesprächen und
    Hilfsangeboten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rüdiger Veit [SPD])


    Zweitens. Was wurde in Deutschland und in der Euro-
    päischen Union im Bereich Migration und Flüchtlinge
    bereits unternommen? Wir sind nicht tatenlos geblieben.
    Grundsätzlich wird Deutschland seinen historischen und
    humanitären Verpflichtungen gegenüber Flüchtlingen
    gerecht. Die Zahl der Asylbewerber in Deutschland ist
    2013 im Vergleich zum Vorjahr um 64 Prozent angestie-
    gen. Im Jahr 2012 hatte unser Land rund 23 Prozent, also
    knapp ein Viertel, der in der EU registrierten Asylan-
    träge zu bewältigen. Das ist deutlich mehr als Deutsch-
    lands Anteil an der gesamteuropäischen Bevölkerung
    von 16 Prozent. Andere Länder wie etwa Spanien haben
    nur 0,7 Prozent der Asylbewerberanträge angenommen.


    (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie viele werden denn anerkannt, Herr Kollege?)


    So viel zu dem, was Deutschland bereits geleistet hat.

    Gerade am Beispiel der syrischen Flüchtlinge wird
    die Verantwortungsbereitschaft unseres Landes mehr als
    deutlich. Im vergangenen Monat hat sich Deutschland
    bereit erklärt, insgesamt 10 000 Flüchtlinge allein aus
    Syrien aufzunehmen. Neben dieser Zusage für Syrien
    legt Deutschland seinen Hilfsschwerpunkt in die Region
    selbst. So wurde seit 2012 Unterstützung in Höhe von
    432 Millionen Euro in Syrien geleistet. Diese wird für
    humanitäre Hilfe, zur Krisenbewältigung und zum Auf-
    bau von Strukturen im Land verwendet. Zudem leistet
    das Technische Hilfswerk seit Juli 2012 eine sehr ver-
    dienstvolle Arbeit in der Region, insbesondere bei der
    Trinkwasserversorgung in den Flüchtlingscamps in Jor-
    danien und Irak.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Rüdiger Veit [SPD])


    Wir wollen die Ursachen vor Ort bekämpfen, damit die
    Menschen ihre Heimat nicht verlassen müssen. Das
    muss Ausgangspunkt unserer Arbeit sein.

    Ebenso arbeiten wir auf europäischer Ebene sehr eng
    mit unseren Partnern daran, das gesamte europäische
    Asylsystem zu reformieren. Fünf Punkte seien hier er-
    wähnt: eine bessere Zusammenarbeit mit Drittstaaten,
    ein verbesserter Flüchtlingsschutz, die Bekämpfung von
    Menschenhändlern und Schleusern, eine effizientere
    Grenzüberwachung sowie größere Solidarität mit den
    EU-Staaten, die unter hohem Migrationsdruck stehen.


    (Luise Amtsberg [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das schließt sich doch gegenseitig aus!)


    Diese Maßnahmen sind nach meiner Ansicht sachdien-
    lich und sollten zügig umgesetzt werden. Eine grund-
    sätzliche Neuausrichtung der EU-Flüchtlingspolitik, wie
    sie gefordert wird, ist fehl am Platz.

    Damit komme ich zu meinem dritten und letzten
    Punkt: Wie gehen wir mit Asylbewerbern hier in
    Deutschland um? Viele unserer Kollegen haben in ihren
    Wahlkreisen vor Ort bereits Erfahrungen mit der Unter-
    bringung und dem Leben von Asylbewerbern gemacht.
    Vor kurzem habe ich persönlich in meinem Wahlkreis
    syrische und tschetschenische Flüchtlingsfamilien be-
    sucht und kennengelernt.


    (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut!)


    Wir tun gut daran, uns öfter in die Lage dieser Migranten
    hineinzuversetzen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen,
    ihre Motive zu verstehen. Nicht alle Asylbewerber su-
    chen ein bequemes Leben in unserem Land. Viele, wie
    die syrischen Flüchtlinge, sind existenziell bedroht.


    (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


    Keiner dieser Menschen verlässt seine Heimat gern. Das
    Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wird mit sei-
    nen Entscheidungen diesen Schicksalen gerecht, sodass
    die Ablehnungsquoten für Flüchtlinge aus Ländern wie
    Afghanistan, Irak und Syrien niedrig sind. So wurden
    bereits seit 2011 keine Personen mehr nach Syrien abge-
    schoben.

    Meine Damen und Herren, wir sollten klar zwischen
    den verschiedenen Gruppen und den Ursachen der Mi-
    gration unterscheiden. In jedem Fall müssen wir die Mo-
    tive der Asylsuchenden den Einwohnern in den Städten
    und Gemeinden besser erklären. Denn gute Kommuni-
    kation zwischen allen Beteiligten ist sehr wichtig, um
    gemeinsam Lösungen für die Asylbewerber vor Ort zu
    finden und sie zu integrieren. Gerade für mich als Christ
    ist es wichtig, zu betonen, dass alle berechtigt Schutz Su-
    chenden in Deutschland willkommen sind. Wir sollten
    diese Menschen als Gewinn für unser Land ansehen.
    Viele sind bereit, hier zu arbeiten, sich gesellschaftlich
    zu engagieren und sich zu integrieren.

    Die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth,
    die ich persönlich sehr schätze, hat hierzu einmal gesagt:

    Wir dürfen nicht den Fehler machen, Flüchtlinge
    nicht für leistungsfähig zu halten. Wer auf Tausen-
    den von Kilometern schreckliche Strapazen über-
    wunden hat, besitzt große mentale und körperliche
    Stärken.


    (Rüdiger Veit [SPD]: Genau!)






    Marian Wendt


    (A) (C)



    (D)(B)

    Auf der anderen Seite sollten wir aber den Asyl-
    bewerbern, die keinen berechtigten Grund für eine Auf-
    nahme in unserem Land haben oder gar nur hierher
    kommen, um Zugang zu unseren Sozialsystemen zu be-
    kommen, keine falschen Versprechungen machen. Diese
    Bewerber, die keine Schutzgründe haben, müssen wir
    zügig wieder ausweisen. Deutschland kann schlicht
    nicht alle Migranten dieser Welt aufnehmen.

    Meine Damen und Herren, zum Schluss möchte ich
    zusammenfassen: Wir müssen zwischen den Asylbewer-
    bern genau differenzieren. Unser Hilfsangebot gilt den
    berechtigt Schutz Suchenden. Ihnen sollten wir mit Of-
    fenheit, Verständnis und Menschlichkeit begegnen; denn
    schon im Neuen Testament, in der Bergpredigt, heißt es:

    Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt
    werden; denn ihrer ist das Himmelreich.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen herzlichen Dank, Kollege Marian Wendt. –

Nicht nur Ihre Fraktion gratuliert Ihnen zu Ihrer ersten
sehr engagierten Rede, sondern auch das gesamte Haus.


(Beifall)


Wir wünschen Ihnen eine erfolgreiche Arbeit in Ihrer
neuen Funktion.

Als Nächster hat Rüdiger Veit für die SPD das Wort.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rüdiger Veit


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren Kollegen! Von der Bibel über Papst Franziskus
    bis hin zu weiten Teilen hier im Haus herrscht Einigkeit:
    Aus Gründen der Wahrung der Menschenrechte besteht
    Handlungsbedarf. Warum wir mit der Fraktion der
    Linkspartei nicht ganz einig sind, haben meine beiden
    Kolleginnen Christina Kampmann und Sabine Bätzing-
    Lichtenthäler bereits überzeugend dargelegt. Ich will nur
    zwei, drei Punkte vertiefen und mit ein paar nüchternen
    Zahlen einen weiteren Beitrag zu der heute im Übrigen
    dankenswerterweise weitgehend sachlich verlaufenden
    Debatte leisten.

    Ich muss zwei Vorbemerkungen machen. Die erste
    Vorbemerkung betrifft das Schleuserunwesen. Es ist
    selbstverständlich, dass diese kriminellen Machenschaf-
    ten zulasten von Leib und Leben der Flüchtlinge von uns
    allen massiv verurteilt werden und wir bestrebt sein
    müssen, solche Machenschaften überall zu bekämpfen.
    Wir müssen aber auch den Zusammenhang erkennen: Je
    besser, „effektiver“ – in Anführungszeichen – Europa
    sich abschottet, je wirksamer die Grenzkontrollen wer-
    den, je mühsamer die Wege werden und je gefährlicher
    es wird, von Drittstaaten aus nach Europa zu gelangen,
    desto mehr befördern wir die Konjunktur der Schleuser
    und Menschenhändler.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das – das müsste jedem einleuchten – macht die Sache
    so kompliziert.

    Der Kollege Wendt hat in seinem Beitrag gerade von
    der Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit von Flücht-
    lingen geredet: Derjenige, der sich – etwa durch die
    Wüste – auf den Weg macht, um überhaupt ans Mittel-
    meer zu kommen, wird das nicht mit Flip-Flops und
    einer Flasche Mineralwasser schaffen. Über das Mittel-
    meer kommt man auch nicht allein, allenfalls vielleicht
    noch über den Fluss Evros, wenn dieser nicht allzu hoch
    Wasser führt. Jemand, der diese Hindernisse überwinden
    will, braucht Hilfe, braucht Organisation, braucht Back-
    ground; ohne geht es nicht. Das müssen wir erkennen,
    und wir müssen versuchen, darauf eine differenzierte
    Antwort zu finden.

    Die zweite Vorbemerkung, die ich machen muss: Ich
    teile nicht die allgemeine Verteuflung der Grenzschutz-
    agentur Frontex. Wir haben auf Reisen des Innenaus-
    schusses des Deutschen Bundestages – sowohl nach
    Lampedusa, 2006, Griechenland/Athen, 2009, Libyen
    und Malta, 2010, Griechenland erneut, September 2011
    und zuletzt im Mai 2013 – das eine oder andere Beispiel
    segensreichen Wirkens von Frontex erlebt, und darauf
    will ich hinweisen. Jedes Mal, glaube ich, waren die
    Kollegin Ulla Jelpke und ich gemeinsam unterwegs. Bei
    den drei Reisen nach Griechenland war auch der Kolle-
    gen, Stephan Mayer dabei. Von der vorletzten Reise will
    ich einmal das folgende Erlebnis schildern: Wir haben
    gehört – von Betroffenen auf griechischer Seite, auf tür-
    kischer Seite und von Menschenrechtsorganisationen –,
    dass der Beitrag deutscher Bundespolizisten an der
    Landgrenze zwischen der Türkei und Griechenland, im
    Evrosgebiet, durchaus segensreich, deeskalierend und
    im Sinne der betroffenen Menschen gewirkt hat. Das hat
    man uns vor Ort gesagt und näher geschildert.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Daran sollten wir bitte nicht zweifeln.

    Wir haben übrigens auch gehört, dass die deutschen
    Bundespolizisten – auch das ist anerkennenswert – an-
    gesichts der katastrophalen, menschenunwürdigen Be-
    dingungen in Flüchtlingsunterkünften – besser gesagt:
    Gefängnissen oder Schuppen, die zu Gefängnissen um-
    gebaut waren – in Tychero oder in Fylakio nicht einmal
    mehr eine optische Verbindung hergestellt wissen woll-
    ten zwischen deutschen Polizeiuniformen und griechi-
    schen Aufnahmebedingungen.

    Als wir im Hafen von Lampedusa waren, hatte ich
    den leichtsinnigen Einfall, wenigstens ein Schiff der
    Küstenwache zu besichtigen – mit der Konsequenz, dass
    wir dann alle sieben, die da lagen, aufsuchen mussten
    und die Zeit nicht reichte. Wir haben dort gesehen – auch
    anhand von Videoaufnahmen –, dass die Schiffe in der
    Tat bis Windstärke 7 rausfahren, um aktiv Seenotrettung
    zu betreiben; davon konnten wir uns überzeugen.





    Rüdiger Veit


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wir haben auf Malta die quasi unbenutzten – damals
    unbenutzten – neuen Boote der maltesischen Küstenwa-
    che gesehen, die extra dafür ausgelegt sind, hinten auf
    dem Achterdeck eine große Zahl Menschen und Flücht-
    linge aufzunehmen.

    Man muss das alles also sehr differenziert sehen, da
    gibt es Licht und Schatten. Ich bin froh, dass wir im
    Koalitionsvertrag vereinbart haben, hinsichtlich der Be-
    trachtung der Aktivität von Frontex die menschenrechtli-
    che Komponente in den Vordergrund zu stellen.

    Das waren angesichts des Rests meiner Redezeit viel
    zu lange Vorbemerkungen. Ich will trotzdem noch zwei
    Punkte besonders aufgreifen:

    Ich kam vorhin gerade noch rechtzeitig herein, um zu
    hören, wie der Kollege Gauweiler als letzter Redner der
    Debatte weniger europäische, zentrale Zuständigkeit und
    dafür mehr nationale Zuständigkeit gefordert hat. Ich
    muss Ihnen ehrlicherweise sagen: Wenn es um Flücht-
    lingspolitik geht, sollten wir alle gemeinsam bestrebt
    sein, in die Gegenrichtung unterwegs zu sein.

    Seit dem Vertrag über die Arbeitsweise der Europäi-
    schen Union, seit den Beschlüssen von Den Haag und
    Stockholm wird immer wieder gesagt, wir bräuchten
    eine gemeinsame Asyl- und Flüchtlingspolitik. Jetzt hat
    man vereinbart, ab Mitte 2015 mit einem neuen Projekt
    zur gemeinsamen Asyl- und Flüchtlingspolitik – das
    deutsche Kürzel ist GEAS – voranzugehen.

    Seit ich dem Deutschen Bundestag angehöre, versu-
    che ich aufmerksam die Passagen zur Flüchtlingspolitik
    in den Berichten der JI-Räte zu lesen. Aber was erleben
    wir? Was muss man jedes Mal sehen? Wer richtig zuge-
    hört hat, hat das schon vernommen: Jedes Mal seit 1998,
    wenn die Europäische Kommission eine Fortschreibung
    in menschenrechtlich vernünftiger Weise anstrebt – in
    der Regel unterstützt vom Europäischen Parlament –,
    sind es die Mitgliedstaaten und ihre Minister, die versu-
    chen, das zu verwässern, herunterzudrücken und herun-
    terzuschrauben.


    (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche Minister denn?)


    – Ich sage Ihnen, welche Minister. In fast jedem Proto-
    koll bzw. in den Vor- und Nachberichten dieser JI-Räte
    findet sich der Hinweis, dass es deutsche Innenminister
    sind, die in dieser Weise tätig werden. So haben wir erle-
    ben müssen, dass die Vorschläge zur Änderung der Qua-
    lifikationsrichtlinie, der Verfahrensrichtlinie und der
    Aufnahmerichtlinie, die die Kommission vorgelegt hat,
    jedes Mal verwässert worden sind. Das war mit Frontex
    und mit Dublin genauso.

    Jetzt haben wir anhand der Zahlen folgende Situation,
    die man sich einmal vor Augen führen muss: Wir haben
    eine regelrechte „Schutzlotterie“, wie es Pro Asyl zu
    Recht nennt; denn je nachdem, wo in Europa Flüchtlinge
    ins Verfahren geraten, haben sie – gemessen an den An-
    erkennungsraten – entweder hohe, höchste oder ganz
    schlechte Anerkennungschancen. Das würde ich Ihnen
    gerne anhand einer Statistik verdeutlichen, die im Zu-
    sammenhang mit Arbeiten des Sachverständigenrates
    deutscher Stiftungen für Integration und Migration ent-
    standen ist.

    Die Anerkennungsquote für Flüchtlinge aus Afgha-
    nistan, Irak, Somalia und Syrien ist in Italien mit jeweils
    über 90 Prozent am höchsten, in Dänemark oder Grie-
    chenland dagegen ist sie ganz niedrig. Es kann doch
    nicht richtig sein, dass bei gleicher Situation in den
    Herkunftsländern der eine europäische Staat vielleicht
    2 oder 3 Prozent aller Flüchtlinge anerkennt und der an-
    dere über 90 Prozent. Es gibt eine umfangreiche Statis-
    tik, die dies belegt. Deutschland liegt übrigens immer re-
    lativ im Mittelfeld, außer bei Flüchtlingen aus Syrien; da
    sind wir auch bei annähernd 100 Prozent.

    Diese Art von Schutzlotterie bedarf dringend einer
    Überprüfung. Auch sie führt nämlich dazu, dass Flücht-
    linge und Asylsuchende versuchen, in bestimmten Län-
    dern ihre Anträge zu stellen und ihre Verfahren durchzu-
    führen. Diese Diskrepanz kann so nicht bleiben. Hier
    besteht dringender Handlungsbedarf. Ich kann hier alle
    nur dazu auffordern – namentlich auch die Vertreter der
    Regierung –, ganz kräftig mitzuwirken.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ein weiterer Punkt. Die Bedenken gegenüber Dublin,
    Dublin II bzw. seit dem 1. Januar 2014 gegenüber
    Dublin III sind hier schon vorgetragen worden. Auch
    hier bedarf es einer dringenden Änderung.

    Es gibt unterschiedliche Modelle und Gutachten zur
    Berechnung von Quoten ähnlich dem Königsteiner
    Schlüssel, gewichtet nach Einwohnerzahl, nach Wirt-
    schaftskraft, zum Teil auch unter Einbeziehung der Maß-
    stäbe Arbeitslosenquote und Flächengröße der jeweili-
    gen Länder. Kollege Kammer hat darauf hingewiesen.
    Daraus ergibt sich ein interessantes Bild. Absoluter Spit-
    zenreiter in der Aufnahme von Flüchtlingen ist demzu-
    folge Schweden. Würde man nach diesem Schlüssel eine
    entsprechende Aufnahmezahl berechnen, wären in den
    Jahren 2008 bis 2012 von den Schweden 42 000 Flücht-
    linge aufzunehmen gewesen, tatsächlich aber waren es
    153 000, damit also ein Plus von 364,3 Prozent.

    Deutschland übrigens – das ist, finde ich, ganz inte-
    ressant – liegt praktisch im Mittelfeld. Das Soll wären,
    wenn man einen solchen Schlüssel zugrunde legen
    würde, 205 000 Flüchtlinge. Das Ist war in all den Jah-
    ren 201 000; im Jahr 2013 waren es mehr. Das heißt
    – ich bitte Sie, darüber einmal nachzudenken –: Bei sol-
    chen Quoten und ihrer strikten Anwendung wäre durch-
    aus nicht zu erwarten, dass Deutschland mehr Asyl-
    suchende und Flüchtlinge aufzunehmen hätte, sondern
    sogar weniger, da andere Länder, die ganz unten in die-
    ser Auflistung stehen, die auch nicht so besonders be-
    liebt sind, wesentlich mehr aufnehmen müssten.