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    Plenarprotokoll 18/9 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 9. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 15: Vereinbarte Debatte: zum Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission . . . . . . . . . . 503 B Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 503 B Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 505 A Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 506 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508 C Michael Roth, Staatsminister  AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510 A Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510 C Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 511 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 512 B Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 513 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 513 C Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 514 D Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 515 D Dagmar Schmidt (Wetzlar) (SPD) . . . . . . . . . 517 B Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 518 C Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 520 C Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 522 A Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 523 C Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . 524 B Tagesordnungspunkt 16: Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Katrin Kunert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Das Massen- sterben an den EU-Außengrenzen been- den – Für eine offene, solidarische und hu- mane Flüchtlingspolitik der Europäischen Union Drucksache 18/288 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 524 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 525 A Charles M. Huber (CDU/CSU) . . . . . . . . . 525 D Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 528 A Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 530 A Christina Kampmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 532 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 533 D Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 534 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535 C Harald Petzold (Havelland)  (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 536 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . 536 D Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 538 A Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) . . . . . . . 539 A Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 540 C Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542 B Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 544 B Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 546 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Oliver Krischer, Dr. Julia Verlinden, Annalena Baerbock, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Europarechts- konforme Regelung der Industrievergüns- tigungen auf stromintensive Unternehmen im internationalen Wettbewerb begrenzen und das EEG als kosteneffizientes Instru- ment fortführen Drucksache 18/291 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 B Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 B Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 548 D Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 550 A Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 551 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 552 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 553 B Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 555 D Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 C Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 559 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 559 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 503 (A) (C) (D)(B) 9. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Berichtigung 8. Sitzung, Seite 462 A, dritter Absatz, der fünfte Satz ist wie folgt zu lesen: Der Hohe Kurdische Rat im Norden verlangt nicht mehr und nicht weniger, als auch eine Dele- gation entsenden zu dürfen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 559 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D)  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 17.01.2014 Bertram, Ute CDU/CSU 17.01.2014 Burkert, Martin SPD 17.01.2014 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Dr. Freudenstein, Astrid CDU/CSU 17.01.2014 Gutting, Olav CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 17.01.2014 Heller, Uda CDU/CSU 17.01.2014 Henn, Heidtrud SPD 17.01.2014 Hinz (Herborn), Priska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Klimke, Jürgen CDU/CSU 17.01.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 17.01.2014 Lenkert, Ralph DIE LINKE 17.01.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Dr. Malecha-Nissen, Birgit SPD 17.01.2014 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 17.01.2014 Mattfeldt, Andreas CDU/CSU 17.01.2014 Movassat, Niema DIE LINKE 17.01.2014 Pilger, Detlev SPD 17.01.2014 Pronold, Florian SPD 17.01.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Schieder (Schwandorf), Marianne SPD 17.01.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 17.01.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 918. Sitzung am 19. De- zember 2013 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates über das Programm „Europa für Bürgerin- nen und Bürger“ für den Zeitraum 2014–2020 – Dreizehntes Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (13. SGB V-Änderungs- gesetz – 13. SGB V-ÄndG) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Operation Active Endea- vour beenden auf Drucksache 18/99 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdo- kumente zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Petitionsausschuss Drucksache 17/13340 Nr. A.1 EP P7_TA-PROV(2013)0062 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/12244 Nr. A.5 EuB-BReg 3/2013 Drucksache 17/13340 Nr. A.4 EuB-BReg 30/2013 Rechtsausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.22 Ratsdokument 11180/12 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 17.01.2014 Steinbach, Erika CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 17.01.2014 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 17.01.2014 Dr. Ullrich, Volker CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 17.01.2014  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 560 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 (A) (C) (D)(B) Haushaltsausschuss Drucksache 17/13830 Nr. A.5 Ratsdokument 9166/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.6 Ratsdokument 9167/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.2 Ratsdokument 9327/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.3 Ratsdokument 9336/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.4 Ratsdokument 10148/13 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/13830 Nr. A.7 Ratsdokument 9187/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.8 Ratsdokument 9308/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.9 Ratsdokument 9343/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.10 Ratsdokument 9346/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.11 Ratsdokument 10201/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.5 Ratsdokument 8874/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.6 Ratsdokument 10048/13 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/5822 Nr. A.40 Ratsdokument 8989/11 Drucksache 17/13830 Nr. A.12 Ratsdokument 9459/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.13 Ratsdokument 9464/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.14 Ratsdokument 9468/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.15 Ratsdokument 9527/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.16 Ratsdokument 9574/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.7 Ratsdokument 10726/13 Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 17/6176 Nr. A.18 Ratsdokument 10168/11 Drucksache 17/13340 Nr. A.20 EP P7_TA-PROV(2013)0074 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/7918 Nr. A.18 Ratsdokument 15629/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.44 Ratsdokument 18008/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.46 Ratsdokument 18010/11 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/7549 Nr. A.10 Ratsdokument 14749/11 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 17/13830 Nr. A.19 EP P7_TA-PROV(2013)0179 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/11108 Nr. A.25 Ratsdokument 12444/12 Drucksache 17/11108 Nr. A.27 Ratsdokument 13228/12 Drucksache 17/11919 Nr. A.25 Ratsdokument 14871/12 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/13595 Nr. A.23 Ratsdokument 8541/13 kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 9. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 15 Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission TOP 16 Flüchtlingspolitik der Europäischen Union TOP 17 Anbau von genetisch verändertem Mais in der EU Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Gehrcke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Schönen Dank, Frau Präsidentin. Ich hatte natürlich

    erwartet, dass Sie jetzt sagen, dass Sie sich auf mich
    freuen. Aber wahrscheinlich ist das eine Selbstverständ-
    lichkeit. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kol-
    legen! Mit Lampedusa und mit den Abschiebeknästen
    bringt sich europäische Flüchtlingspolitik auf den Be-
    griff. Lampedusa, das ist die Insel, an deren Stränden die
    Leichen angeschwemmt werden. Lampedusa, das ist die
    Insel, an der die europäische Menschenrechtspolitik zer-
    schellt. Das ist der Ausgangspunkt.

    Ich würde mich sehr freuen, wenn man den großen
    Gedanken des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen
    ist unantastbar“ – das gilt natürlich auch für die Würde
    des Flüchtlings –, „Sie zu schützen und zu achten ist





    Wolfgang Gehrcke


    (A) (C)



    (D)(B)

    Aufgabe aller staatlichen Gewalt“ endlich im eigenen
    Land umsetzen würde.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Flüchtlinge sind auch in diesem Land unerwünscht. Sie
    werden drangsaliert. Sie haben offensichtlich keine un-
    veräußerlichen Rechte. Sie werden in Lager gepfercht
    und mit Arbeits- und Bewegungsverboten belegt. Das al-
    les entspricht nicht dem Grundgesetz.

    Der Brief der Bürgermeisterin von Lampedusa hat
    mir schlaflose Nächte bereitet. Ich habe selten ein so er-
    schütterndes Dokument gelesen. Kurz nach ihrer Wahl
    spricht sie von einem Massaker, bei dem Menschen ster-
    ben, als sei es ein Krieg. Was in der Flüchtlingspolitik
    passiert, ist in der Tat ein Krieg der Reichen gegen die
    Armen dieser Welt.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie hat gesagt – ich will es Ihnen vortragen –, dass sie
    überzeugt ist, dass die europäische Einwanderungspoli-
    tik diese Menschenopfer in Kauf nimmt, um Migrations-
    flüsse einzudämmen. Sie meint, dass das eine Schande
    für Europa und die europäischen Regierungen ist. Ich
    finde in der Tat, das ist auch ganz konkret eine Schande
    für die Bundesregierung, für die vorangegangene und
    die jetzige,


    (Beifall bei der LINKEN)


    eine Schande, mit der man sich nicht abfinden darf, eine
    Schande, weil europäische Flüchtlingspolitik das Flücht-
    lingselend der Armen als Grundlage akzeptiert. Sie
    reagiert darauf vor allem mit Gewalt, Waffen und Men-
    schenjägern. Ich möchte, dass Frontex – eine Agentur,
    die geschaffen worden ist, um Fluchtbewegungen einzu-
    dämmen und zu verhindern – abgeschafft und durch ein
    anderes politisches System ersetzt wird. Das ist die ein-
    zig logische Schlussfolgerung daraus.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich bin überzeugt davon, dass man über Ursachen von
    Flucht reden muss, damit endlich die Heuchelei aufhört,
    wie sie in Sonntagsreden zum Ausdruck kommt, wenn
    wieder etwas Furchtbares passiert ist. Diese Reden dre-
    hen einem wegen ihrer Substanzlosigkeit ja nur den Ma-
    gen um.

    Reden wir doch einmal über Fluchtursachen. Men-
    schen fliehen, weil sie in ihren Heimatländern dem Hun-
    gertod ausgesetzt sind. 57 000 Menschen verhungern
    jeden Tag, während gleichzeitig an den Börsen mit Nah-
    rungsmitteln spekuliert wird, auch von deutschen Ban-
    ken. Das ist die Ursache für Flucht.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Menschen fliehen vor Krieg und Gewalt. Mit Krieg und
    Gewalt sind immer auch geostrategische Interessen ver-
    bunden. Es geht um den Griff nach Naturressourcen.

    Menschen fliehen vor politischen Verfolgungen und
    vor den Folgen von Klimaveränderungen, die auch mit
    unserer Produktionsweise zu tun haben. All das sind in
    vielen Teilen der Welt letztlich Folgen des Kampfes um
    Ressourcen und geopolitischen Einfluss. Ressourcen
    und Macht wollen sich die Reichen dieser Welt sichern.
    Ich sage Ihnen sehr zugespitzt: Ein Wirtschaftssystem,
    das das Streben nach Profiten zur Grundlage hat, ist auch
    für die Fluchtbewegungen dieser Welt verantwortlich.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich bin dafür, dass dieses kapitalistische Wirtschaftssys-
    tem endlich überwunden und durch ein gerechtes System
    ersetzt wird. Das ist für mich eine der Konsequenzen aus
    dem menschenverachtenden Umgang.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sogar in Europa werden Menschen diskriminiert. Lei-
    der ist der Kollege Gauweiler jetzt nicht mehr da. Ich
    hätte ihn gern direkt angesprochen. Deswegen wende ich
    mich an die anderen Kollegen von der Union. Ich hatte
    gehofft, dass Sie sich endlich aus dieser rechtspopulisti-
    schen Bewegung lösen.


    (Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Oh!)


    Sie bleiben aber bei der Linie von Roland Koch gegen
    die doppelte Staatsbürgerschaft. Erinnern Sie sich noch
    an den Satz: „Wo kann man hier gegen Ausländer unter-
    schreiben?“ Sie bleiben bei der Linie von Rüttgers:
    „Kinder statt Inder“. Ihr Spruch „Wer betrügt, der fliegt“
    ist nicht viel besser. Sie setzen auf Rechtspopulismus.
    Die Linke ist dafür, dass Rechtspopulismus entschieden
    bekämpft wird, wenn möglich, gemeinsam.


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Luise Amtsberg [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Wir finden uns nicht damit ab. „Wer betrügt, der
    fliegt“: Diese Losung sollten wir ernst nehmen; ich
    möchte sie einmal gegen die Banker und gegen die Poli-
    tiker aus Ihren Reihen gerichtet sehen, die im Bayeri-
    schen Landtag betrogen haben, aber nicht gegen Men-
    schen, die in dieses Land kommen, um hier leben zu
    können. Das würde Sinn machen.

    Danke sehr.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Danke, Herr Kollege Gehrcke. – Stephan Mayer von

der CDU/CSU-Fraktion hat als Nächster das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Stephan Mayer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Sehr verehrte Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolle-

    ginnen! Sehr geehrte Kollegen! Die schrecklichen Bilder
    von den Schiffskatastrophen vor Lampedusa, die auch
    über die Fernsehbildschirme in den deutschen Stuben
    liefen, können niemanden kaltlassen, der nur ein biss-
    chen Herz hat. Diese Schiffskatastrophen sind schreck-
    lich, sie sind erschütternd und sie dürfen uns auch nicht
    ruhig lassen: Sie dürfen uns hier im Deutschen Bundes-
    tag nicht ruhig lassen, sie dürfen die Bundesregierung
    nicht ruhig lassen, sie dürfen aber auch ganz Europa
    nicht ruhig lassen. Wir dürfen die Verantwortung nicht
    nur Italien, Griechenland oder Malta überlassen. Es ist





    Stephan Mayer (Altötting)



    (A) (C)



    (D)(B)

    ein europäisches Thema, die Flüchtlingssituation insge-
    samt zu verbessern.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aber, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen
    – da wird der Applaus nicht mehr so groß sein –,


    (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So war es ja wohl gedacht!)


    Deutschland wird dieser Verantwortung gerecht. Wir
    sind solidarisch.


    (Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Liebe Frau Kollegin Jelpke, es kann nicht sein, dass
    man nur aus dem Flieger steigen muss, um in Deutsch-
    land Asyl zu bekommen. Kein Land in der Europäischen
    Union nimmt so viele Asylbewerber und Flüchtlinge auf
    wie Deutschland.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Im letzten Jahr waren es insgesamt 109 000 Flüchtlinge
    und Asylbewerber, die einen Erstantrag in Deutschland
    gestellt haben.


    (Luise Amtsberg [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie viele werden abgelehnt?)


    Das bedeutet allein von 2012 bis 2013 eine Steigerung
    um 70 Prozent. Deutschland kann sich, glaube ich, hier
    wirklich sehen lassen.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Linksfrak-
    tion, mich würde es wirklich freuen, wenn Sie einmal die
    Länder stärker in die Verantwortung nehmen würden,
    die hier ihren Anteil noch nicht leisten. In Deutschland
    kommen zum Beispiel auf 1 Million Einwohner
    950 Asylbewerber. In Italien sind es gerade einmal 250.
    Die Beschwerde der italienischen Regierung, Italien
    werde über Gebühr belastet, ist also vollkommen ver-
    fehlt.

    Mich wundert auch, dass Sie sich in Ihrem Antrag
    nicht über das sogenannte Bossi-Fini-Gesetz echauffie-
    ren. Dieses Gesetz, das unter der italienischen Vorgän-
    gerregierung beschlossen wurde, sieht vor, dass ein
    Fischer, der einem Schiffbrüchigen hilft, sich wegen
    Schleppung strafbar macht. Es ist ein unmenschliches
    und verfassungswidriges Gesetz, das auch nicht im Ein-
    klang mit dem Völkerrecht und der Europäischen Men-
    schenrechtskonvention steht. Wo bleibt denn Ihr Appell
    an die italienische Regierung oder an das italienische
    Abgeordnetenhaus, dieses unsägliche Bossi-Fini-Gesetz
    abzuschaffen?


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)