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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/9 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 9. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 15: Vereinbarte Debatte: zum Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission . . . . . . . . . . 503 B Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 503 B Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 505 A Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 506 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508 C Michael Roth, Staatsminister  AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510 A Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510 C Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 511 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 512 B Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 513 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 513 C Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 514 D Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 515 D Dagmar Schmidt (Wetzlar) (SPD) . . . . . . . . . 517 B Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 518 C Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 520 C Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 522 A Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 523 C Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . 524 B Tagesordnungspunkt 16: Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Katrin Kunert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Das Massen- sterben an den EU-Außengrenzen been- den – Für eine offene, solidarische und hu- mane Flüchtlingspolitik der Europäischen Union Drucksache 18/288 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 524 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 525 A Charles M. Huber (CDU/CSU) . . . . . . . . . 525 D Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 528 A Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 530 A Christina Kampmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 532 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 533 D Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 534 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535 C Harald Petzold (Havelland)  (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 536 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . 536 D Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 538 A Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) . . . . . . . 539 A Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 540 C Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542 B Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 544 B Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 546 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Oliver Krischer, Dr. Julia Verlinden, Annalena Baerbock, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Europarechts- konforme Regelung der Industrievergüns- tigungen auf stromintensive Unternehmen im internationalen Wettbewerb begrenzen und das EEG als kosteneffizientes Instru- ment fortführen Drucksache 18/291 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 B Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 B Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 548 D Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 550 A Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 551 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 552 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 553 B Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 555 D Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 C Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 559 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 559 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 503 (A) (C) (D)(B) 9. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Berichtigung 8. Sitzung, Seite 462 A, dritter Absatz, der fünfte Satz ist wie folgt zu lesen: Der Hohe Kurdische Rat im Norden verlangt nicht mehr und nicht weniger, als auch eine Dele- gation entsenden zu dürfen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 559 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D)  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 17.01.2014 Bertram, Ute CDU/CSU 17.01.2014 Burkert, Martin SPD 17.01.2014 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Dr. Freudenstein, Astrid CDU/CSU 17.01.2014 Gutting, Olav CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 17.01.2014 Heller, Uda CDU/CSU 17.01.2014 Henn, Heidtrud SPD 17.01.2014 Hinz (Herborn), Priska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Klimke, Jürgen CDU/CSU 17.01.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 17.01.2014 Lenkert, Ralph DIE LINKE 17.01.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Dr. Malecha-Nissen, Birgit SPD 17.01.2014 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 17.01.2014 Mattfeldt, Andreas CDU/CSU 17.01.2014 Movassat, Niema DIE LINKE 17.01.2014 Pilger, Detlev SPD 17.01.2014 Pronold, Florian SPD 17.01.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Schieder (Schwandorf), Marianne SPD 17.01.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 17.01.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 918. Sitzung am 19. De- zember 2013 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates über das Programm „Europa für Bürgerin- nen und Bürger“ für den Zeitraum 2014–2020 – Dreizehntes Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (13. SGB V-Änderungs- gesetz – 13. SGB V-ÄndG) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Operation Active Endea- vour beenden auf Drucksache 18/99 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdo- kumente zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Petitionsausschuss Drucksache 17/13340 Nr. A.1 EP P7_TA-PROV(2013)0062 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/12244 Nr. A.5 EuB-BReg 3/2013 Drucksache 17/13340 Nr. A.4 EuB-BReg 30/2013 Rechtsausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.22 Ratsdokument 11180/12 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 17.01.2014 Steinbach, Erika CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 17.01.2014 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 17.01.2014 Dr. Ullrich, Volker CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 17.01.2014  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 560 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 (A) (C) (D)(B) Haushaltsausschuss Drucksache 17/13830 Nr. A.5 Ratsdokument 9166/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.6 Ratsdokument 9167/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.2 Ratsdokument 9327/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.3 Ratsdokument 9336/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.4 Ratsdokument 10148/13 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/13830 Nr. A.7 Ratsdokument 9187/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.8 Ratsdokument 9308/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.9 Ratsdokument 9343/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.10 Ratsdokument 9346/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.11 Ratsdokument 10201/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.5 Ratsdokument 8874/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.6 Ratsdokument 10048/13 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/5822 Nr. A.40 Ratsdokument 8989/11 Drucksache 17/13830 Nr. A.12 Ratsdokument 9459/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.13 Ratsdokument 9464/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.14 Ratsdokument 9468/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.15 Ratsdokument 9527/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.16 Ratsdokument 9574/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.7 Ratsdokument 10726/13 Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 17/6176 Nr. A.18 Ratsdokument 10168/11 Drucksache 17/13340 Nr. A.20 EP P7_TA-PROV(2013)0074 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/7918 Nr. A.18 Ratsdokument 15629/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.44 Ratsdokument 18008/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.46 Ratsdokument 18010/11 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/7549 Nr. A.10 Ratsdokument 14749/11 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 17/13830 Nr. A.19 EP P7_TA-PROV(2013)0179 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/11108 Nr. A.25 Ratsdokument 12444/12 Drucksache 17/11108 Nr. A.27 Ratsdokument 13228/12 Drucksache 17/11919 Nr. A.25 Ratsdokument 14871/12 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/13595 Nr. A.23 Ratsdokument 8541/13 kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 9. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 15 Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission TOP 16 Flüchtlingspolitik der Europäischen Union TOP 17 Anbau von genetisch verändertem Mais in der EU Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Manuel Sarrazin


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sehr verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Verehrter Herr Kollege Krichbaum, ich stelle
    nicht in Abrede, dass es gewisse Zeichen der Erholung
    gibt. Die Auktionen von Irland und Portugal in der letz-
    ten Woche waren sehr erfolgreich. Die Entwicklung der
    Arbeitslosenzahlen über das letzte Jahr zum Teil laut
    Eurostat auch: in Irland minus 2 Prozent, in Lettland mi-
    nus 2 Prozent, in Portugal minus 1,5 Prozent, in Ungarn,
    auch ein Krisenstaat, minus 1,5 Prozent. Aber wir müs-
    sen doch auch sehen, dass diese Entwicklung der Ar-
    beitslosenzahlen immer noch auf einem unglaublich ho-
    hen Niveau stattfindet. Deswegen muss uns klar sein,
    dass es im Jahr 2014 wichtig ist, diese Entwicklung nicht
    nur zu beschreiben, sondern auch zu handeln.

    Das Arbeitsprogramm der Kommission, das ja schon
    im Herbst veröffentlicht wurde, hat das meiner Ansicht
    nach dargestellt. Stabilität und kluges vorausschauendes
    Handeln, das ist das, was Europa jetzt braucht. Denn
    – das kann ich hier im Haus wirklich nur unterstreichen –
    das Projekt Europa steht unter Druck. Die antieuropäi-
    schen Populisten sind Monate vor der Europawahl in ei-
    ner Situation, dass sie nicht nur wie sonst oft die Stim-
    mung in vielen Nationalstaaten beeinflussen, sondern
    dass sie – diese Gefahr droht, ich will sie nicht herbeire-
    den – auch in eine relevante Position kommen, in der sie
    nach der Europawahl entschiedenes proeuropäisches
    Handeln im europäischen Interesse zumindest verlangsa-
    men, wenn nicht sogar lähmen können. Deswegen ist es
    wichtig, dass wir uns im Rahmen des europäischen Ver-
    fassungsbogens dagegen positionieren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich möchte Ihnen sagen: Ich glaube, dass eine Verän-
    derung der Europapolitik dieser Bundesregierung not-
    wendig ist. Ich glaube, das Argument der Alternativlo-
    sigkeit, diese Begründung der Europapolitik der alten
    und meiner Ansicht nach leider auch der neuen Bundes-
    regierung, treibt die Menschen letztlich auch in die
    Arme von Populisten. Das liegt daran, dass es die Kanz-
    lerin seit Jahren versäumt hat, die guten Argumente für
    gemeinsames europäisches Handeln stark und mutig zu
    vertreten. Auch deswegen glaubt man jetzt, es gebe ein-
    fache Argumente gegen pro-europäisches Interesse.





    Manuel Sarrazin


    (A) (C)



    (D)(B)

    Die Regierung hat außerdem, sozusagen aus dem
    Machtinteresse des Kanzleramts heraus, versucht, die
    Prozesse so zu steuern, dass dieses Thema den parla-
    mentarischen Debatten, vor allem im Europäischen Par-
    lament, zum Teil aber auch im Bundestag, entzogen
    wird; gegen diese Unionsmethode haben wir erfolgreich
    gekämpft. Man muss konstatieren, dass das der Europäi-
    schen Union insofern schadet, als dass das Wichtigste
    nicht stattgefunden hat, nämlich den Menschen zu zei-
    gen: Über Europa darf man streiten, auch als Pro-Euro-
    päer.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Nur: Auf Populismus müssen wir antworten. Folgen-
    des möchte ich besonders an die Kolleginnen und Kolle-
    gen der CSU richten: Wenn wir gegen den Populismus
    von Rechts und von Links vorgehen wollen, dann müs-
    sen wir klarmachen, dass die Vorurteile gegenüber ei-
    nem zentralistischen Superstaat, einer überbordenden
    Demokratie und allem „Bösen“, das immer aus Brüssel
    kommt, nicht stimmen, und sie beantworten. Wir dürfen
    nicht selbst mit dieser Melodie in den Wahlkampf zie-
    hen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich möchte einen Satz zur Freizügigkeit sagen. Ich
    glaube, dass Sie unterschätzen, wie wichtig dieses Nar-
    rativ in der Europäischen Union ist. Meiner Ansicht
    nach gehört die Idee der Freizügigkeit, auch der Perso-
    nenfreizügigkeit, zu Europa, genauso wie die Lederhose
    aus Ihrer Sicht zu Bayern gehört.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Ich habe keine Lederhose! Noch nie getragen!)


    Ich möchte ein Beispiel nennen: Ich habe vor einigen
    Wochen eine junge Ungarin getroffen. Sie hat gesagt, sie
    findet das Narrativ, dass Europa Frieden bedeutet, gut
    und schön, aber nicht hinreichend für sie.


    (Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Das ist doch Populismus!)


    Denn ihr persönliches Narrativ von Europa ist, dass sie
    dank der Europäischen Union heute in Berlin leben und
    arbeiten darf. Dieses Narrativ dürfen Sie nicht infrage
    stellen, wenn Sie über Freizügigkeit sprechen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Es gibt in Bayern sehr viele, die sehr gut arbeiten! Auch aus Ungarn!)


    Sie wissen: 2014 wird ein sehr entscheidendes Jahr.
    Eines der wichtigsten Dossiers, das jetzt behandelt wird,
    betrifft die Bankenunion. Ich glaube, wir müssen diese
    Phase der leicht positiven Entwicklung, die uns gute Ar-
    gumente dafür liefert, mehr Europa zu machen und am
    Euro festzuhalten, jetzt nutzen, um entschieden gegen
    die sozialen Verwerfungen der Krise vorzugehen. Wir
    müssen aber auch das tun, was notwendig ist, um die
    Stabilität in der Euro-Zone weiterhin zu garantieren.
    Man muss sagen, dass die Verhandlungsstrategie der
    Bundesregierung im Hinblick auf das Dossier zur Ban-
    kenunion, zum Abwicklungsmechanismus und Abwick-
    lungsfonds meiner Ansicht nach genau das Gegenteil da-
    von ist. Was Deutschland in Brüssel verhandelt, sind
    keine starken europäischen Strukturen, die es ermögli-
    chen, im Krisenfall rasch und im europäischen Interesse
    zu handeln. Das, was jetzt verhandelt wird, sind unklare
    Entscheidungsstrukturen: 100 Personen sollen im Falle
    einer Krise über ein Wochenende entscheiden, ob eine
    Bank geschlossen werden soll oder nicht oder ob sie ge-
    rettet werden soll und, wenn ja, wie. Das kann doch
    nicht funktionieren.

    Die Politik, die Sie in Brüssel betreiben, erinnert mich
    an die Die drei kleinen Schweinchen.


    (Michaela Noll [CDU/CSU]: Bitte?)


    Sie kennen den Cartoon von Walt Disney.


    (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN – Andrej Hunko [DIE LINKE]: Nee, erzähl mal! – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Erzähl mal, genau! – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Jetzt wird es aber spannend! Wie geht das jetzt weiter?)


    Herr Kollege Ulrich, auch Ihnen möchte ich ganz
    deutlich sagen: Es ist es in dieser Zeit wert, mit aller An-
    strengung ein gemeinsames europäisches Haus zu
    bauen. Es soll sich nicht jedes Schweinchen in sein eige-
    nes nationales Häuschen zurückziehen. So ist das näm-
    lich, und das gilt auch für Sie.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    In Richtung der Regierung möchte ich sagen: Denken
    Sie daran, welche Schweinchen in diesem Märchen ge-
    fressen werden. Es sind die Schweinchen, die ihr Haus
    aus Stroh und aus Holz bauen. Deswegen sage ich Ihnen:
    Wenn der EZB-Stresstest dafür sorgen sollte, dass es
    nicht mehr so glimpflich zugeht, dann möchte ich, dass
    Sie sich daran erinnern, was ich Ihnen heute vorgetragen
    habe, nämlich dass Ihre Politik an folgendes Zitat erin-
    nert:

    Ich bin ja heut so froh.
    Ich bau‘ mein Haus aus Stroh. 
    Und lebe drin, wie‘s mir gefällt 
    und pfeife auf die Welt.

    Das ist die Politik der Bundesregierung in Sachen
    Bankenunion.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Ein Sozialdemokrat hätte das gesungen!)


    Ich sage Ihnen auch: Die echten Pro-Europäer bei der
    Fraktion Bündnis 90/Die Grünen haben eine andere Vor-
    stellung. Wissen Sie eigentlich, warum wir eine starke
    europäische Bankenunion mit starken europäischen In-
    stitutionen wollen? Schweinchen Schlau sagt:

    Ich bau‘ mein Haus aus Stein;
    denn haltbar muss es sein.





    Manuel Sarrazin


    (A) (C)



    (D)(B)

    Das ist das, was 2014 in der Europapolitik gebraucht
    wird. Das ist grüne Europapolitik.

    Vielen Dank.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU)

    aber eine schweinische Rede! – Axel Schäfer
    [Bochum] [SPD]: Das ist natürlich voll gegen
    die Vegetarier gerichtet! – Gunther Krichbaum
    [CDU/CSU]: Da haben die Grünen mal wieder
    richtig die Sau rausgelassen! – Heiterkeit)



Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Ich teile die Begeisterung, aber so etwas Ähnliches ist

auch schon einmal in gesungener Form hier vorgetragen
worden.


(Heiterkeit und Beifall – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ist uns Gott sei Dank heute erspart geblieben! – Gunther Krichbaum [CDU/CSU]: Besser nicht! Besser nicht!)


Für die Bundesregierung spricht jetzt der Staatsminis-
ter Michael Roth.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Gunther Krichbaum [CDU/ CSU]: Der singt jetzt!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michael Roth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das ist für uns
    ein ganz besonderes Jahr. Wir erinnern uns an den Ersten
    Weltkrieg, der vor 100 Jahren ausgebrochen ist. Wir er-
    innern uns daran, dass Deutschland vor 75 Jahren Polen
    überfallen hat und damit den Zweiten Weltkrieg zu ver-
    antworten hat. Und wir erinnern uns daran, dass vor
    25 Jahren die kommunistische Diktatur zusammenbrach,
    Europa und Deutschland sich wiedervereinigen konnten.

    Diese drei Ereignisse haben ganz viel mit Europa zu
    tun. Sie sind das Fundament, auf dem dieses Europa
    steht. Vielleicht sollten wir uns diese Ereignisse – man-
    che sind tragisch, manche schön – in Erinnerung rufen,
    wenn wir gelegentlich im Alltag des Kleinmuts sind.
    Das ist auch deshalb wichtig, weil das derzeit keine gu-
    ten Jahre für Europa sind. Europa ist immer noch in der
    Krise. Da gibt es auch überhaupt nichts schönzureden.

    Selbstverständlich – das freut die Bundesregierung –
    haben wir erste zarte Pflänzchen – der Kollege Axel
    Schäfer sprach davon –: Lettland ist dem Euro beigetre-
    ten. Die Nachrichten, die wir aus Portugal oder auch aus
    Irland erhalten, machen deutlich: Es gibt Wege aus der
    Krise.


    (Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Nur nicht mit Ihnen!)


    Dennoch: Für die Bundesregierung ist die Bekämpfung
    der dramatisch hohen Jugendarbeitslosigkeit in Europa
    eines der zentralen Projekte, das wir mit aller Anstren-
    gung und mit viel Kreativität angehen müssen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wir müssen der jungen Generation in Europa deutlich
    machen: Europa ist ein Problemlöser und kein Problem-
    verschärfer. Wir dürfen nicht ruhen, wenn 60 Prozent der
    jungen Menschen in Griechenland ohne Arbeit und Per-
    spektive sind. Wir dürfen nicht ruhen, wenn 60 Prozent
    der jungen Menschen in Spanien ohne Job und Perspek-
    tive sind.