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ID1800900200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/9 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 9. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 15: Vereinbarte Debatte: zum Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission . . . . . . . . . . 503 B Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 503 B Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 505 A Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 506 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508 C Michael Roth, Staatsminister  AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510 A Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510 C Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 511 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 512 B Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 513 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 513 C Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 514 D Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 515 D Dagmar Schmidt (Wetzlar) (SPD) . . . . . . . . . 517 B Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 518 C Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 520 C Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 522 A Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 523 C Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . 524 B Tagesordnungspunkt 16: Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Katrin Kunert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Das Massen- sterben an den EU-Außengrenzen been- den – Für eine offene, solidarische und hu- mane Flüchtlingspolitik der Europäischen Union Drucksache 18/288 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 524 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 525 A Charles M. Huber (CDU/CSU) . . . . . . . . . 525 D Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 528 A Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 530 A Christina Kampmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 532 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 533 D Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 534 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535 C Harald Petzold (Havelland)  (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 536 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . 536 D Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 538 A Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) . . . . . . . 539 A Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 540 C Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542 B Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 544 B Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 546 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Oliver Krischer, Dr. Julia Verlinden, Annalena Baerbock, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Europarechts- konforme Regelung der Industrievergüns- tigungen auf stromintensive Unternehmen im internationalen Wettbewerb begrenzen und das EEG als kosteneffizientes Instru- ment fortführen Drucksache 18/291 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 B Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 B Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 548 D Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 550 A Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 551 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 552 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 553 B Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 555 D Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 C Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 559 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 559 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 503 (A) (C) (D)(B) 9. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Berichtigung 8. Sitzung, Seite 462 A, dritter Absatz, der fünfte Satz ist wie folgt zu lesen: Der Hohe Kurdische Rat im Norden verlangt nicht mehr und nicht weniger, als auch eine Dele- gation entsenden zu dürfen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 559 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D)  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 17.01.2014 Bertram, Ute CDU/CSU 17.01.2014 Burkert, Martin SPD 17.01.2014 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Dr. Freudenstein, Astrid CDU/CSU 17.01.2014 Gutting, Olav CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 17.01.2014 Heller, Uda CDU/CSU 17.01.2014 Henn, Heidtrud SPD 17.01.2014 Hinz (Herborn), Priska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Klimke, Jürgen CDU/CSU 17.01.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 17.01.2014 Lenkert, Ralph DIE LINKE 17.01.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Dr. Malecha-Nissen, Birgit SPD 17.01.2014 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 17.01.2014 Mattfeldt, Andreas CDU/CSU 17.01.2014 Movassat, Niema DIE LINKE 17.01.2014 Pilger, Detlev SPD 17.01.2014 Pronold, Florian SPD 17.01.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Schieder (Schwandorf), Marianne SPD 17.01.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 17.01.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 918. Sitzung am 19. De- zember 2013 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates über das Programm „Europa für Bürgerin- nen und Bürger“ für den Zeitraum 2014–2020 – Dreizehntes Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (13. SGB V-Änderungs- gesetz – 13. SGB V-ÄndG) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Operation Active Endea- vour beenden auf Drucksache 18/99 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdo- kumente zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Petitionsausschuss Drucksache 17/13340 Nr. A.1 EP P7_TA-PROV(2013)0062 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/12244 Nr. A.5 EuB-BReg 3/2013 Drucksache 17/13340 Nr. A.4 EuB-BReg 30/2013 Rechtsausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.22 Ratsdokument 11180/12 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 17.01.2014 Steinbach, Erika CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 17.01.2014 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 17.01.2014 Dr. Ullrich, Volker CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 17.01.2014  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 560 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 (A) (C) (D)(B) Haushaltsausschuss Drucksache 17/13830 Nr. A.5 Ratsdokument 9166/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.6 Ratsdokument 9167/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.2 Ratsdokument 9327/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.3 Ratsdokument 9336/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.4 Ratsdokument 10148/13 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/13830 Nr. A.7 Ratsdokument 9187/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.8 Ratsdokument 9308/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.9 Ratsdokument 9343/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.10 Ratsdokument 9346/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.11 Ratsdokument 10201/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.5 Ratsdokument 8874/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.6 Ratsdokument 10048/13 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/5822 Nr. A.40 Ratsdokument 8989/11 Drucksache 17/13830 Nr. A.12 Ratsdokument 9459/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.13 Ratsdokument 9464/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.14 Ratsdokument 9468/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.15 Ratsdokument 9527/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.16 Ratsdokument 9574/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.7 Ratsdokument 10726/13 Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 17/6176 Nr. A.18 Ratsdokument 10168/11 Drucksache 17/13340 Nr. A.20 EP P7_TA-PROV(2013)0074 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/7918 Nr. A.18 Ratsdokument 15629/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.44 Ratsdokument 18008/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.46 Ratsdokument 18010/11 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/7549 Nr. A.10 Ratsdokument 14749/11 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 17/13830 Nr. A.19 EP P7_TA-PROV(2013)0179 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/11108 Nr. A.25 Ratsdokument 12444/12 Drucksache 17/11108 Nr. A.27 Ratsdokument 13228/12 Drucksache 17/11919 Nr. A.25 Ratsdokument 14871/12 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/13595 Nr. A.23 Ratsdokument 8541/13 kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 9. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 15 Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission TOP 16 Flüchtlingspolitik der Europäischen Union TOP 17 Anbau von genetisch verändertem Mais in der EU Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Axel Schäfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Am

    25. Mai 2014 wird das Europäische Parlament direkt ge-
    wählt. Als Ergebnis dieser Wahl wird der Präsident der
    EU-Kommission ins Amt gebracht. Das ist eine histori-
    sche Entscheidung. Deshalb wird das eine historische
    Wahl sein. Es ist gut, dass wir uns alle darauf vorberei-
    ten. Ich danke auch den Kolleginnen und Kollegen in
    diesem Haus für die Bereitschaft, aus Respekt vor dieser
    Wahl und auch aus Respekt vor dem Europäischen Par-
    lament unsere eigene Sitzungswoche im Mai zu ver-
    schieben, damit auch wir als Abgeordnete zeigen kön-
    nen, wie wichtig uns dieser Tag ist und dass wir uns an
    den Wahlkämpfen unserer Parteien beteiligen wollen.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    An 25. Mai finden in Deutschland – das gab es nie zu-
    vor – Kommunalwahlen in insgesamt zehn Ländern
    statt. Auch da wollen wir deutlich machen – unabhängig
    von den Inhalten und auch den Verschiedenheiten, die es
    hier im Haus gibt –, dass Europa vor Ort beginnt und
    dass wir dazu einen wichtigen Beitrag leisten.

    Die SPD hat sich vorgenommen, Europa zu verbes-
    sern.


    (Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Oje! – Manfred Grund [CDU/CSU]: Fangt erst mal in Deutschland an!)


    Wir tun das nach der Melodie zur Kinderhymne von
    Bert Brecht:

    Und weil wir dies Land verbessern
    Lieben und beschirmen wir’s.
    Und das Liebste mag’s uns scheinen
    So wie andern Völkern ihrs.

    Das gilt genauso für Europa; so wollen wir es halten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Europäische Kommission hat jetzt ein Arbeits-
    programm vorgelegt, über das wir diskutieren. Es ist
    eine gute Tradition und es ist auch eine Notwendigkeit,
    dass wir abgleichen, was unsere Politik sein soll – für
    uns ist das natürlich im Koalitionsvertrag festgehalten –
    und was wir gegenüber der Bundesregierung dabei an
    Kontrollrechten in der Umsetzung nutzen. Gleichzeitig
    ist zu klären, wo wir uns als Parlamentarier rechtlich zur
    Kooperation mit unseren Kolleginnen und Kollegen im
    Europäischen Parlament verpflichten. Es ist gut, dass wir
    Parlamentarier aus diesem Hause direkt am Montag da-
    mit anfangen, nach Art. 13 des Fiskalpakts gemeinsam
    mit Parlamentarierkollegen aus Brüssel an diesem Eu-
    ropa zu arbeiten.

    Wir werden das auf der Grundlage der Übereinstim-
    mung in Sachfragen tun, was in diesem Haus selten vor-
    kommt. Dieses Haus – in der letzten Legislaturperiode





    Axel Schäfer (Bochum)



    (A) (C)



    (D)(B)

    gab es hier fünf Fraktionen, jetzt sind es vier – hat es ge-
    schafft, die Rechte des Deutschen Bundestages gegen-
    über der Bundesregierung in einer gemeinsamen An-
    strengung, verbunden mit einem Kompromiss im
    Rahmen von Begleitgesetzen wie dem EUZBBG, zu re-
    geln. Das sollten wir gemeinsam nutzen, egal wer aktuell
    die Regierungs- oder die Oppositionsrolle innehat.

    Bezogen auf das Arbeitsprogramm der Kommission
    heißt das konkret: Ja, wir wollen darauf drängen, dass
    dieses Programm auf Ausbildung und Beschäftigung,
    auf Qualifikation und Weiterbildung ausgerichtet wird.
    Das muss im Mittelpunkt stehen. Ziel ist ein soziales Eu-
    ropa der Beschäftigung der Arbeitnehmerinnen und Ar-
    beitnehmer und der Chancen für die Jugend. Das ist
    unser Anliegen als Sozialdemokratinnen und Sozialde-
    mokraten.


    (Beifall bei der SPD – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Ist es aber nicht!)


    Deshalb haben wir uns in diesem Koalitionsvertrag
    eine ganz konkrete Selbstverpflichtung auferlegt. Sie
    lautet: Wir wollen ein deutsch-griechisches Jugendwerk
    nach dem Vorbild des Deutsch-Französischen und des
    Deutsch-Polnischen Jugendwerkes schaffen. Das ist
    wirklich eine Innovation. Ich erwarte von der Bundesre-
    gierung, dass sie mit uns alle Anstrengungen für eine zü-
    gige Umsetzung unternimmt. Hier wird ein praktisches
    Zeichen von Solidarität gesetzt und nicht nur darüber ge-
    redet. Das ist unser gemeinsames Interesse.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir müssen das im kritischen Bewusstsein dessen
    tun, was erreicht und was nicht erreicht worden ist. Es ist
    erreicht worden, dass mit Lettland das 18. Land Mitglied
    der Euro-Zone geworden ist. Das ist deshalb so wichtig,
    weil noch vor einigen Jahren viele Menschen behauptet
    haben, dass am 31. Dezember 2011, 2012 oder 2013 die
    Euro-Zone zusammenbrechen werde, dass das keine Zu-
    kunft habe, dass wir zu nationalen Währungen zurück-
    kommen würden. Wir praktizieren das Gegenteil, indem
    wir Europa tatsächlich zu einer Währungsgemeinschaft
    ausbauen. Diese funktioniert aber nur, wenn dieses Eu-
    ropa gleichzeitig eine Sozialgemeinschaft wird – von der
    Sache her, aber auch durch die Zustimmung der Bürge-
    rinnen und Bürger.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Gunther Krichbaum [CDU/CSU])


    Deshalb ist es so wichtig, dass sich jetzt alle Parteien-
    familien für die Europawahl aufstellen. Ich finde es gut,
    dass die Grünen europaweit im Rahmen von Onlineab-
    stimmungen etwas ganz Neues ausprobieren und dabei
    natürlich auch die Mühen der Ebene erleben. Ich finde es
    auch richtig, dass die Mühen auf höherer Ebene bei der
    Suche der EVP nach einem Spitzenkandidaten bzw. ei-
    ner Spitzenkandidatin fortgesetzt werden. Das dokumen-
    tiert: Wir rücken davon ab, dass das Europäische Parla-
    ment letztendlich nur dem zustimmt, was die Staats- und
    Regierungschefs entschieden haben, und kommen dahin,
    dass das Europäische Parlament aus seiner Mitte auf-
    grund des Wahlergebnisses den Kommissionspräsiden-
    ten wählt. Wir Sozialdemokraten haben das ja bekannt-
    lich vorgemacht.

    Die Kolleginnen und Kollegen von der Linken haben
    jetzt einen Programmentwurf vorgelegt. Ich zitiere mit
    Genehmigung des Herrn Präsidenten:


    (Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Haben Sie das genehmigt, Herr Präsident?)


    Spätestens seit dem Vertrag von Maastricht wurde
    die EU zu einer neoliberalen, militaristischen und
    weithin undemokratischen Macht …

    Für alle, die es schon vergessen haben: In dem zentra-
    len Reformvertrag von Maastricht wurden 1992 nicht
    nur die Chancen für ein sozialeres Europa mit aufge-
    nommen, sondern wir haben es erstmals in der modernen
    Staatsgeschichte geschafft – das ist nämlich Demokratie –,
    dass die europäischen Bürgerinnen und Bürger auf kom-
    munaler Ebene, egal ob sie aus Griechenland, Portugal,
    Spanien oder Frankreich stammen – jetzt muss man noch
    hinzufügen: Polen und Tschechien –, wählen und ge-
    wählt werden können. Das gibt es nirgendwo auf der
    Welt. Darauf sind wir gemeinsam stolz, und das prakti-
    zieren wir auch.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Als Gewerkschafter sage ich: Wir haben 1994 mit den
    Europäischen Betriebsräten etwas erreicht, was Gewerk-
    schaften immer gefordert haben, nämlich den multina-
    tionalen Konzernen einen Machtfaktor der gewählten
    Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmervertreter entge-
    genzusetzen. Das war nur in Europa möglich.

    Dass das natürlich weiter verbessert werden muss, ist
    klar. Aber wir entscheiden bei Europa nicht über die In-
    stitution; wir entscheiden bei Europa darüber, wie viel
    eher linke oder eher konservative Politik es gibt. Dass
    wir als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten
    diese nach links führen wollen, ist selbstverständlich.
    Darum werden wir uns auch bemühen.


    (Beifall bei der SPD – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Davon steht aber im Koalitionsvertrag nichts drin!)


    – Im Koalitionsvertrag steht zu Recht: Die wichtigste
    Aufgabe deutscher Politik bleibt das europäische Eini-
    gungswerk.

    Wir leisten auch hier einen ganz praktischen Beitrag.
    Kollege Strobl und ich sind uns einig – ich glaube, für
    die Kolleginnen und Kollegen von Grünen und Links-
    partei gilt das auch –: Wir wollen nach der Europawahl
    den von Deutschland vorzuschlagenden Kandidaten für
    den Kommissar wieder im Europaausschuss oder im
    Bundestag öffentlich anhören. Wir haben es mit Günther
    Oettinger so gemacht; das war ein großer Erfolg. Ich
    hoffe, wir werden es mit Martin Schulz so machen, weil
    es Zeit ist, dass wir nach dem Christdemokraten Walter
    Hallstein wieder einen deutschen Kommissionspräsiden-
    ten, den Sozialdemokraten Martin Schulz, bekommen.
    Das wäre gut für unser Land. Das wäre gut für die Euro-
    päische Union.

    Glück auf!


    (Beifall bei der SPD)







    (A) (C)



    (D)(B)



Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort erhält nun der Kollege Alexander Ulrich für

die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Alexander Ulrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Herr Schäfer, Sie haben hier von historischen Europa-
    wahlen geredet. Da Sie sich solcher Worte bedienen,
    muss ich sagen: Die gegenwärtige Situation der Europäi-
    schen Union ist historisch schlecht. Der soziale Zusam-
    menhalt ist historisch schlecht. Die Zustimmung zur Eu-
    ropäischen Union ist historisch niedrig.


    (Gustav Herzog [SPD]: Die Linke ist historisch schlecht!)


    Das ist das Ergebnis der Politik der Troika und insbeson-
    dere der Bundesregierung in den letzten Jahren. Für die
    aktuelle Bundesregierung hat man im Koalitionsvertrag
    das Weiter-so festgeschrieben.

    Anfang 2013 hat Kommissionspräsident Barroso die
    Krise für beendet erklärt. Hier einmal ein paar Zahlen,
    damit klar ist, über was wir reden:

    In Portugal ist die Wirtschaftsleistung wieder um
    1,8 Prozent gesunken. Die griechische Wirtschaftsleis-
    tung ist um 4 Prozent und die zyprische ist um weitere
    8,7 Prozent gesunken.

    Die öffentliche Verschuldung ist in allen ESM-Pro-
    grammländern weiter gestiegen. In Griechenland beträgt
    sie mittlerweile 175 Prozent. Als die Troika aus EU-
    Kommission, EZB und IWF angefangen hat, Griechen-
    land – in Anführungszeichen – „zu retten“, waren es
    107 Prozent. Einen deutlicheren Beweis dafür, dass die
    Troika-Politik die Krise verschärft und nicht bekämpft,
    gibt es nicht.


    (Beifall bei der LINKEN)


    In Spanien zahlen kleine und mittlere Unternehmen
    immer noch rund 6 Prozent Zinsen auf mittelfristige
    Kredite. Dort gibt es heute über 200 000 Unternehmen
    weniger als zu Beginn der Krise. Viele sind pleite, weil
    die Kreditklemme immer noch nicht überwunden ist.

    Entsprechend steigt die Arbeitslosigkeit. Ende 2013
    betrug sie in Griechenland 27,4 Prozent, in Spanien
    26,7 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt in den
    Ländern bei über 50 Prozent. In der gesamten Euro-Zone
    haben wir 19,5 Millionen Arbeitslose. Das sind über
    8 Millionen mehr als zu Beginn der Krise. Was da histo-
    risch sein soll, Herr Axel Schäfer, bleibt Ihr Geheimnis.


    (Beifall bei der LINKEN – Gustav Herzog [SPD]: So ein Unsinn!)


    Die Krise war vor einem Jahr nicht beendet; sie ist
    auch jetzt nicht beendet. Was die Politik macht, was die
    Troika in diesen Ländern macht, sehen wir: Die Renten,
    Löhne und Gehälter werden gekürzt. Die Arbeitslosen-
    unterstützung wird gekürzt. Die Gesundheitssysteme
    werden zerstört – mit katastrophalen Folgen. Auch hier
    nur einmal eine Zahl, damit klar ist, über was wir reden:
    In Griechenland ist im Zuge der Krise die Zahl der HIV-
    Infektionen um das 30-Fache gestiegen, weil man im
    Gesundheitswesen spart. Das ist das Ergebnis der
    Troika-Politik, die von der SPD auch in dieser neuen Re-
    gierung mitgetragen wird.

    Was macht die EU-Kommission? Herr Schäfer, Sie
    haben über das Programm der EU-Kommission gar nicht
    geredet; möglicherweise haben Sie es gar nicht gelesen.
    Was die EU-Kommission da festschreibt, ist ein Weiter-
    so der Politik der letzten Jahre.

    Wenn man über die Bankenrettung und die Banken-
    union redet, wie sie derzeit verhandelt wird, heißt es
    auch wieder: Es sollen weiterhin die Steuerzahlerinnen
    und Steuerzahler für die Spekulationsverluste in Geisel-
    haft genommen werden. Wenn der Abwicklungsmecha-
    nismus tatsächlich irgendwann bereitsteht, sollen
    55 Milliarden Euro verfügbar sein. Wir wissen, dass in
    der Euro-Zone bei den Banken faule Kredite von
    1 000 Milliarden Euro, also von 1 Billion Euro, lauern.
    Das zeigt, dass diese Summe viel zu niedrig ist, sodass
    auch weiterhin die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler
    dafür in Haftung genommen werden. Deshalb fordern
    wir als Linke eine Schrumpfung und strikte Regulierung
    des Finanzsektors. Banken müssen endlich unter demo-
    kratische Kontrolle, damit Europa wieder eine wirt-
    schaftliche Perspektive hat.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das Arbeitsprogramm ist auch ein Weiter-so, was den
    Sozialabbau unter dem Vorwand der Haushaltskonsoli-
    dierung angeht. Man konsolidiert aber keine Haushalte,
    indem man den einfachen Menschen ihr Einkommen
    raubt. Das führt in die Rezession, wie wir es in Grie-
    chenland und anderen Ländern sehen. Aus einer Rezes-
    sion heraus kann man keine Schulden abbauen.

    Es gibt ein Weiter-so bei den Attacken gegen Arbeit-
    nehmerrechte. Mit dem REFIT-Programm will die Kom-
    mission Regeln abschaffen, die laut Wirtschaftslobbyis-
    ten überflüssig sind. Dabei geht es häufig auch um
    Themen wie Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz.

    Ebenso bedeutet das Programm ein Weiter-so mit der
    bedingungslosen Orientierung auf die Wettbewerbsfä-
    higkeit, also mit Arbeitsmarktderegulierung und Steuer-
    senkungen für Unternehmen.

    Aber Europa braucht gerade kein Weiter-so, sondern
    eine 180-Grad-Wende. Das Wahlprogramm der SPD
    wäre dafür übrigens keine schlechte Grundlage gewesen,
    Herr Schäfer. Da heißt es zum Beispiel:

    Wir wollen … eine klare Trennung von Investment-
    und Geschäftsbanken.

    Auf der gleichen Seite heißt es:

    Rein spekulative Finanzprodukte … wollen wir
    verbieten.

    Auf Seite 105 fordert die SPD „existenzsichernde
    Mindestlöhne“ für die gesamte EU und gar eine echte
    Sozialunion. Bei den Koalitionsverhandlungen hat die
    SPD jedoch beim Thema der Europäischen Union sofort
    zugestimmt. Sie haben einfach ein Weiter-so der Arbeit





    Alexander Ulrich


    (A) (C)



    (D)(B)

    von Schwarz-Gelb unterschrieben. Was Sie mit dem Ko-
    alitionsvertrag machen, ist Wahlbetrug.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir Linke streiten für eine solidarische, demokrati-
    sche und soziale Europapolitik. Dazu gehört eine
    EU-weite Vermögensabgabe. Die Vermögen des reichs-
    ten 1 Prozent der EU-Bürgerinnen und -Bürger über-
    steigt die gesamte öffentliche Verschuldung bei weitem.
    Diese Topvermögen sind sogar in der Krise rasant weiter
    gestiegen. Aber da trauen Sie sich nicht heran.

    Dazu gehört auch die ernste Bekämpfung von Steuer-
    flucht und Steuerhinterziehung. Laut EU-Kommission
    gehen den Mitgliedstaaten jährlich 1 Billion Euro wegen
    Steuerbetrugs durch die Lappen. Statt eine polemische
    Debatte um Armutszuwanderung anzuzetteln, liebe Kol-
    legen von der CSU, sollten Sie sich einmal mit den
    Reichtumsauswanderern beschäftigen. Denn das Pro-
    blem in unserem Land sind weniger die Zuwanderer aus
    Rumänien und Bulgarien, sondern eher Menschen wie
    Uli Hoeneß. Um diese müssen Sie sich einmal kümmern,
    denn sie sind im Hinblick auf die Belastung der Finan-
    zen unserer Haushalte eher ein Problem.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn Ihre Aussage, „Wer betrügt, der fliegt“, gilt, dann
    wird es auf der Ehrentribüne des FC Bayern in Zukunft
    ziemlich leer aussehen, ebenso in der CSU-Landes-
    gruppe, Stichwort „Amigo“.

    Zu einer sinnvollen Europapolitik gehören auch mas-
    sive öffentliche Investitionen. Eine Krise überwindet
    man nicht, indem man die Wirtschaft kaputtspart, son-
    dern nur, indem man sie durch sinnvolle Investitionen
    ankurbelt. Dazu gehören endlich auch wieder anständige
    Löhne und Gehälter in Deutschland. Die Außenhandels-
    überschüsse müssen abgebaut werden. Wir brauchen
    endlich einen Mindestlohn in Deutschland, nicht erst
    2017 und mit vielen Lücken, sondern jetzt und ohne
    Ausnahme.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Damit auch das nicht vergessen wird: Wir tun immer
    so, als wäre die Krise bei uns vorbei; wir hätten nichts
    mehr damit zu tun und könnten anderen Ländern vor-
    schreiben, was sie zu tun haben. Deutschland ist mit sei-
    ner Politik, auch durch die Außenhandelsüberschüsse,
    Mitverursacher der Krise; denn unsere Außenhandels-
    überschüsse sind die Schulden der anderen Länder. Das
    wird Ihnen jeder Ökonom erklären können. Deshalb darf
    Deutschland nicht mit dem Finger auf andere zeigen,
    sondern muss anfangen, seine eigene Wirtschaftspolitik
    zu verändern, indem es seine Außenhandelsüberschüsse
    abbaut.

    Wir hoffen, dass die EU-Kommission da weiterhin
    Druck auf die Bundesregierung macht. Wenn hier im
    Parlament oder in der Regierung einige sagen, die EU-
    Kommission mache da etwas verkehrt, soll der Hinweis
    gestattet sein: Alles, was die EU-Kommission in Brüssel
    macht, alle Verträge, die da geschlossen worden sind,
    kommen nur mit der Beteiligung Deutschlands zustande.
    Sie haben die Verträge mit unterschrieben, und darin ste-
    hen auch die 6 Prozent Außenhandelsüberschüsse. Also
    arbeiten Sie daran; sonst wird Europa zusammenbre-
    chen, und dann fällt die Europawahl wirklich in ein his-
    torisches Zeitfenster, Herr Schäfer.


    (Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Jetzt werde ich auch noch gesiezt!)


    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)