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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/5 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 5. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 5: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin: zum Europäischen Rat am 19./20. Dezember 2013 in Brüssel . . . . . 239 A Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 239 B Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 243 D Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 C Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 A Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . 250 B Marieluise Beck (Bremen) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . 251 B Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 252 C Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 C Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 255 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 A Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 257 B Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 D Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 260 B Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . 261 B Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 263 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 264 C Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 265 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 C Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 266 D Tagesordnungspunkt 6: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Dreizehnten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialge- setzbuch (13. SGB V-Änderungsgesetz – 13. SGB V-ÄndG) (Drucksache 18/200) . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 C b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Vierzehnten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialge- setzbuch (14. SGB V-Änderungsgesetz – 14. SGB V-ÄndG) (Drucksache 18/201) . . . . . . . . . . . . . . . . 268 C Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 D Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 269 C Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 270 C Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271 D Michael Hennrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 272 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 C Stephan Stracke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 274 B Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 A Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 275 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 277 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Michael Brand (CDU/CSU) zum Entschlie- ßungsantrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Franziska Brantner, Agnieszka Brugger, Dr. Frithjof Schmidt und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanz- lerin zum Europäischen Rat am 19./20. De- zember 2013 in Brüssel (Drucksache 18/192, Tagesordnungspunkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 239 (A) (C) (D)(B) 5. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 277 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht (D) Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Michael Brand (CDU/CSU) zum Entschließungsantrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Franziska Brantner, Agnieszka Brugger, Dr. Frithjof Schmidt und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe ei- ner Regierungserklärung durch die Bundes- kanzlerin zum Europäischen Rat am 19./20. De- zember 2013 in Brüssel (Drucksache 18/192, Tagesordnungspunkt 5) Zum Antrag der Grünen auf Drucksache 18/192 unter anderem zur Außen- und Sicherheitspolitik der EU möchte ich mein Abstimmungsverhalten an einer beson- deren Frage aus diesem Bereich begründen, die auch in der heutigen Debatte immer wieder eine Rolle gespielt hat. Der EU-Gipfel morgen wird sich unter anderem mit der vom Deutschen Bundestag unterstützten, in der Be- völkerung dagegen sehr skeptisch betrachteten mögli- chen weiteren Erweiterung der EU, dieses Mal mit der Eröffnung von Beitrittsverhandlungen mit Serbien, be- fassen. Es trägt zweifelsfrei zur wachsenden EU-Skepsis in den Ländern dieser überlebenswichtigen Europäischen Union bei, wenn die EU sich immer weniger dazu bereit- Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 18.12.2013 Barley, Dr. Katarina SPD 18.12.2013 Bülow, Marco SPD 18.12.2013 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 18.12.2013 Esken, Saskia SPD 18.12.2013 Hänsel, Heike DIE LINKE 18.12.2013 Pols, Eckhard CDU/CSU 18.12.2013 Schäuble, Dr. Wolfgang CDU/CSU 18.12.2013 Schick, Dr. Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.12.2013 Schlecht, Michael DIE LINKE 18.12.2013 Zypries, Brigitte SPD 18.12.2013 findet, ihren eigenen Grundsätzen und ihren eigenen Be- schlüssen im konkreten Fall nachhaltig Geltung zu ver- schaffen. Wir alle hier haben die Kriege auf dem Balkan mit den schrecklichen Ergebnissen für die Menschen dort und die großen Risiken für die Stabilität Europas noch frisch in Erinnerung. Die Konflikte sind derzeit einge- froren, jedoch bei weitem nicht gelöst. Vor allem der Konflikt zwischen der Republik Serbien und der Repu- blik Kosovo birgt noch immer Potenzial für eine Desta- bilisierung des Balkan und darüber hinaus für Europa. Beide Länder haben umstrittene Führungen, deren Bekenntnisse zu Frieden, Aussöhnung und Europa von der eigenen Bevölkerung wie von der überwältigenden Mehrheit der Kenner der Region als schlicht nicht glaub- würdig angesehen werden. Während sich dies in der Bevölkerung anders darstellt, sind es vor allem der inter- nationale Druck und mehr noch die Hoffnung auf wirt- schaftliche Hilfe, die zu Zugeständnissen geführt haben, deren Bestand wir derzeit noch anzweifeln müssen. Wenn wir als Europäische Union zu früh und entge- gen unseren eigenen Kriterien die Beteiligten schon zu Beitrittsgesprächen in die EU hereinbitten, dann geben wir das stärkste politische Pfund aus der Hand, um auf eine irreversible Lösung und damit nachhaltige Befrie- dung der zentralen Konflikte zwischen der Republik Ser- bien und der Republik Kosovo zu drängen. Wir sind dabei, die Einwirkungsmöglichkeiten der EU auf eine nachhaltige Lösung leichtfertig zu vergeben, wenn wir nicht mehr darauf bestehen, dass unsere eigenen Bedin- gungen der letzten EU-Gipfel auch erfüllt werden. Poli- tischer „Discount“ statt standhafter Haltung hat sich auf dem Balkan bislang selten bis nie ausgezahlt, weder für die geplagte Bevölkerung dort noch mit Blick auf die politische Stabilität in Europa. Der Bericht der EU-Außenbeauftragten Ashton zum erreichten Stand der Verhandlungen ist überoptimistisch und blendet zentrale Risiken aus. Nachdem ich den Be- richt vom 16. Dezember 2013 an die EU-Außenminister zur Kenntnis genommen habe, will ich die Skepsis auch vieler Kolleginnen und Kollegen in diesem Hause da- rüber festhalten, dass Serbien beim morgigen EU-Gipfel einen Termin für den Beginn von Beitrittsverhandlungen erhalten soll, obwohl die Bedingungen aus dem EU-Be- schluss vom Juni 2013 wie auch diejenigen des Deut- schen Bundestages vom 27. Juni 2013 nicht erfüllt sind. Eine ganze Anzahl von Bedingungen sind auch des- halb nicht erfüllt, weil sie lediglich als Papier unter- zeichnet, jedoch bei der von der EU und den beiden Sei- ten im Aprilabkommen als Bedingung formulierten Implementierung und konkreten Umsetzung massiv boy- kottiert werden. Zu den großen ungeklärten Fragen zählt die für die Statik eines jeden Staates zentrale Frage der einheitli- chen Rechtsordnung und der Rechtsprechung. Die in den Gesprächen in der letzten Woche blockierte Integration Anlagen 278 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 (A) (C) (B) der Rechtsprechung im Norden des Landes in den Justiz- sektor der Republik Kosovo – wie dies in jedem europäi- schen Staat gilt, weil gleiches Recht für alle eben eine einheitliche und nicht eine ethnische Justiz voraussetzt – ist auch ein Fanal dafür, dass die Autorität der EU schwindet und die EU insgesamt bei der Durchsetzung der eigenen rechtsstaatlichen Kriterien als erschöpft gilt. Der Bundestag hatte am 27. Juni 2013 unter anderem als Bedingung für die Aufnahme von Beitrittsverhand- lungen beschlossen: – die vollständige Auflösung der serbischen Paral- lelstrukturen im Sicherheits- und Justizbereich im Norden Kosovos und stattdessen die Errich- tung neuer Strukturen im Sicherheits- und Justiz- sektor Kosovos, die allein der politischen Kon- trolle und Finanzierung durch die kosovarische Regierung unterliegen. Weil dieses zentrale Thema so bedeutsam ist, wäre es ein Fehler, die Beitrittsgespräche mit Serbien zu eröff- nen, solange diese zentrale und andere Bedingungen nicht erfüllt sind. Es ist ein großes Risiko, das die EU gerade eingeht. Sie hat sich bislang in der Analyse und bei der Konfliktbewältigung nicht als allzu erfolgreich erwiesen. Die Bundesregierung kann nur aufgefordert werden, sich auf dem EU-Gipfel im Interesse der Stabilität des Balkan und der noch immer nicht vollständig beseitigten Risiken für den Frieden in Europa nicht allzu schnell von Positionen zu verabschieden, die genau diese Risiken eindämmen sollten. (D) 5. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 5 Regierungserklärung zum Europäischen Rat TOP 6 Preismoratorium für Arzneimittel Anlagen
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    Rede von Gunther Krichbaum


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Kollege Brinkhaus hat gerade der Bundeskanzlerin und
    dem Bundesfinanzminister gratuliert und ihnen alles
    Gute gewünscht. Ich möchte von meiner Seite die guten
    Wünsche und Gratulationen an den neuen alten Bundes-
    außenminister, Herrn Steinmeier, nachholen. Wir freuen
    uns, wenn ich das so für die Europapolitiker sagen darf,
    auf eine gute und fruchtbare weitere Zusammenarbeit
    und wünschen alles Gute.

    Viele Themen, die jetzt beim Europäischen Rat eine
    Rolle spielen werden, wurden schon angeschnitten, na-
    mentlich auch die Situation in Irland.

    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 267

    Gunther Krichbaum


    (C)



    (D)(B)

    In der Tat – ich glaube, wir sagen das nicht zu häufig,
    sondern noch zu selten –: Die Rettungspolitik, die die
    Europäische Union und die Euro-Zone an den Tag gelegt
    haben, ist überaus erfolgreich. Das gilt insbesondere für
    die Arbeit, die Klaus Regling als Chef des ESM geleistet
    hat, indem er kompetent und im Stillen sehr vieles beein-
    flusst hat.

    Die Bürger haben in den letzten Jahren zunehmend
    den Eindruck gewonnen, als müsse jedes Land noch ir-
    gendwie unter einen Rettungsschirm passen, bis man
    sich am Ende gemeinsam in einer Höhle befindet. Nein,
    es ist Licht am Ende dieses Tunnels. Dass Irland den
    Rettungsschirm als erstes Land verlassen kann, ist ein
    ermutigendes Signal für alle weiteren Länder; Portugal
    wurde schon erwähnt. Hier sind wir auf einem guten
    Weg.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Auf dem Europäischen Rat werden natürlich nicht nur
    Albanien und Serbien eine große Rolle spielen; hierzu
    hat Kollege Kiesewetter das Erforderliche gesagt. Nur
    ganz kurz: Ja, wir können es begrüßen, dass Albanien
    zum 1. Juli 2014 den Kandidatenstatus bekommen wird.
    Es werden damit aber noch keine Entscheidungen da-
    rüber getroffen – das muss man in der Öffentlichkeit im-
    mer wieder sagen –, wann Beitrittsverhandlungen aufge-
    nommen werden. Aber es gilt, auch dieses Land an die
    Standards der Europäischen Union heranzuführen.

    Auch die Entscheidung, am 1. Januar 2014 mit Bei-
    trittsverhandlungen mit Serbien zu beginnen, ist vertret-
    bar. Wenn ich „vertretbar“ sage, dann deswegen, weil die
    dicken Brocken am Anfang der Verhandlungen wegge-
    räumt werden müssen. Das betrifft die Kapitel 23 und 24,
    in denen es um die Bereiche „Justiz und Grundrechte“
    sowie „Sicherheit, Freiheit und Recht“ geht, aber auch
    das Kapitel 35, das unter anderem die gutnachbarschaft-
    lichen Beziehungen beinhaltet. Was die gutnachbar-
    schaftlichen Beziehungen betrifft, müssen wir darauf
    achten, dass sich aus dem Abkommen, das jüngst zwi-
    schen Serbien und dem Kosovo unterzeichnet wurde,
    auch gute nachbarschaftliche Beziehungen entwickeln.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Es reicht nicht aus, dieses Thema in ein einziges Kapitel
    zu packen und zu denken, damit sei alles erledigt. Nein,
    der Gedanke der gutnachbarschaftlichen Beziehungen
    muss sich vielmehr wie ein roter Faden durch die Bei-
    trittsverhandlungen ziehen. Denn wenn ein Land Mit-
    glied der Europäischen Union werden will, dann muss es
    grenzüberschreitend denken und auch grenzüberschrei-
    tend handeln. Auch hierzu eine persönliche Bemerkung
    meinerseits: Mir fehlt in der serbischen Politik bisweilen
    eine kritische Selbstreflexion im Hinblick auf die eigene
    Geschichte.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Erst wenn diese erfolgt, ist eine Gesellschaft für weitere
    Entwicklungen offen.

    Die Östliche Partnerschaft, namentlich die Partner-
    schaft mit den sechs Ländern Aserbaidschan, Armenien,
    Weißrussland, Georgien, Moldau und Ukraine, wurde
    2008 in dem Bewusstsein, aber auch mit dem Ziel ini-
    tiiert, dass wir diese Länder gezielt an die Standards der
    Europäischen Union heranführen wollen, ohne aller-
    dings eine Aussage darüber zu treffen, ob es ihnen eines
    Tages möglich sein wird, Mitglied der Europäischen
    Union zu werden.

    Die Europäische Union hat ein großes Interesse da-
    ran, zu verhindern, dass es an ihren Außengrenzen ein
    großes Gefälle gibt, sei es ein Gefälle wirtschaftlicher
    Art, sei es eines im Bereich von Demokratie und Rechts-
    staatswesen. Ein solches Gefälle würde automatisch zu
    Spannungen führen, und solche Spannungen sind nie zu
    unserem Vorteil. Das sehen wir gerade auch bei den Um-
    brüchen in den nordafrikanischen Ländern.

    Wenn wir die Östliche Partnerschaft weiterhin ernst
    nehmen, dann müssen wir in diesem Bereich mehr tun.
    Die Östliche Partnerschaft ist, obwohl es ernsthafte
    Rückschläge gibt, nicht tot, wie manche vielleicht be-
    fürchten. Die Eurasische Zollunion wurde angesprochen,
    und auch die Situation in Russland wurde schon er-
    wähnt; das muss ich an dieser Stelle nicht weiter vertie-
    fen. Die betreffenden Länder haben allerdings unsere
    Rückendeckung verdient. Ich meine damit zum einen die
    Ukraine, zum anderen Moldau. Georgien ist auf einem
    durchaus respektablen Weg. Aber die Entwicklungen in
    anderen Ländern sind wohl eher ernüchternder Natur, als
    dass sie ermutigend wären.

    Gleichwohl: Für Moldau wünsche ich mir persönlich
    mehr Aufmerksamkeit hier im Deutschen Bundestag.
    Dieses Land ist oft eher im toten Winkel der Europapoli-
    tik, als dass es im Zentrum stünde. Mit dem Transnis-
    trien-Konflikt haben wir einen sogenannten Frozen Con-
    flict mitten in Europa. Die russische Regierung hat
    abermals verkündet, dass moldauischer Wein – eines der
    Hauptexportgüter der Republik Moldau – den techni-
    schen Standards, die für den Export nach Russland gel-
    ten, nicht entspreche. Europa hat reagiert: Die Europäi-
    sche Union hat die Bedingungen für den Import
    moldauischen Weins gelockert. Das ist wichtig; aber die
    moldauische Regierung braucht unsere Unterstützung.
    Iurie Leanca hat nach schwierigen Monaten in der Ver-
    gangenheit jetzt als Premierminister das Zepter in der
    Hand. Er geht entschlossen den Weg nach Europa und ist
    sich der Risiken – gerade des Risikos russischer Repres-
    sionen – voll bewusst.

    Ein Wort auch noch zur Ukraine. Ich glaube, wir soll-
    ten die Ukraine, vor allem die Regierung der Ukraine,
    nicht nur in einer Opferrolle sehen; das würde der Regie-
    rung Janukowitsch, mit Verlaub, nicht gerecht. Ich habe
    in diesen Tagen öfters gelesen, die Ukraine-Politik der
    Europäischen Union sei gescheitert. Umgekehrt wird ein
    Schuh daraus: Die Europapolitik der Regierung
    Janukowitsch ist gescheitert. Ein Beispiel aus jüngster
    Vergangenheit: Janukowitsch hat die Ausreise Julija
    Timoschenkos zunächst bejaht; anschließend hat er sie
    in der Rada, dem ukrainischen Parlament, jedoch wieder
    hintertrieben, sodass das Parlament sie eben nicht mehr
    gutgeheißen hat. Ich könnte viele andere Beispiele nen-
    nen. Die Ukraine muss sich entscheiden, welchen Weg
    sie gehen möchte. – Die Ukraine ist ein Land, das inner-

    (A)


    268 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013

    Gunther Krichbaum


    (A) (C)



    (D)(B)

    lich fast zerrissen ist zwischen dem östlichen Teil – der
    Region Donezk, dem ganzen Donbass-Becken –, in dem
    ausschließlich Russisch gesprochen wird, und dem west-
    lichen Teil – um Lemberg und andere Städte herum –,
    wo Ukrainisch gesprochen wird und man sich schon seit
    vielen Jahren der Europäischen Union annähern möchte.
    Deswegen werden wir das beherzte weitere Vorgehen
    der Ukraine auf diesem Weg unterstützen. Aber es ist
    wichtig, darauf hinzuweisen: Ein Land, das sich der Eu-
    ropäischen Union annähern möchte, muss auch dazu be-
    reit sein, die Standards der Europäischen Union und die
    Werte der Europäischen Union zu teilen – wie Frieden,
    wie Freiheit, wie Rechtsstaatlichkeit und Demokratie.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Lassen Sie mich zum Schluss noch einen Punkt an-
    sprechen: Ich denke, es ist wichtig, dass wir – wir alle in
    unseren Fraktionen und Parteien – die Arbeit unserer ei-
    genen Stiftungen, die mit ihren Rechtsstaatsprogrammen
    vor Ort eine hervorragende Arbeit machen, stärken.

    Ich habe in diesen Tagen einer sozusagen Brandmail
    der Bundestagsverwaltung entnommen, dass sich noch
    zu wenige Kolleginnen und Kollegen bereit erklärt ha-
    ben, IPSler – die Kollegen wissen, wovon ich rede – auf-
    zunehmen. Ich glaube, es wäre an der Zeit, noch einmal
    zu überlegen, ob die Büros in dieser Zeit nicht noch den
    einen oder anderen Praktikanten, besonders aus diesen
    Ländern, aufnehmen können. Jeder von uns kann hier
    seinen persönlichen Beitrag leisten.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank. – Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über die Ent-
schließungsanträge.

Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke auf
Drucksache 18/198. Wer stimmt dafür? – Gegenprobe! –
Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist gegen die
Stimmen der Fraktion Die Linke mit den Stimmen der
Fraktionen CDU/CSU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen
abgelehnt.

Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke auf
Drucksache 18/199. Wer stimmt dafür? – Gegenprobe! –
Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist mit den
Stimmen der Fraktionen CDU/CSU, Bündnis 90/Die
Grünen und SPD abgelehnt gegen die Stimmen der Frak-
tion Die Linke.

Entschließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen auf Drucksache 18/192. Mir liegt eine Erklärung
nach § 31 der Geschäftsordnung vor, die wir zu Proto-
koll nehmen.1) Wer stimmt für den Entschließungsan-
trag? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Antrag ist
mit den Stimmen der Fraktionen von CDU/CSU, SPD

1) Anlage 2
und Linken gegen die Stimmen von Bündnis 90/Die
Grünen abgelehnt.

Der Entschließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen auf Drucksache 18/196 soll zur federführen-
den Beratung an den Auswärtigen Ausschuss und zur
Mitberatung an den Ausschuss für Wahlprüfung, Immu-
nität und Geschäftsordnung, den Verteidigungs-
ausschuss, den Ausschuss für Menschenrechte und Hu-
manitäre Hilfe, den Ausschuss für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung und den Ausschuss
für die Angelegenheiten der Europäischen Union über-
wiesen werden. Gibt es dazu weitere Vorschläge? – Ich
sehe, das ist nicht der Fall. Dann ist die Überweisung so
beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 6 a und 6 b auf:

a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und SPD eingebrachten Entwurfs eines
Dreizehnten Gesetzes zur Änderung des Fünf-

(13. SGB V-Änderungsgesetz – 13. SGB V-ÄndG)


– Drucksache 18/200 –
Überweisungsvorschlag:
Hauptausschuss

b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und SPD eingebrachten Entwurfs eines
Vierzehnten Gesetzes zur Änderung des Fünf-

(14. SGB V-Änderungsgesetz – 14. SGB V-ÄndG)


– Drucksache 18/201 –
Überweisungsvorschlag:
Hauptausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 38 Minuten vorgesehen. – Ich höre kei-
nen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat der
Kollege Jens Spahn von der CDU/CSU-Fraktion das
Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jens Spahn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Die Große Koalition ist im Amt, und wir beginnen
    gleich intensiv mit der inhaltlichen Arbeit, nämlich der
    Gesetzgebung im Gesundheitsbereich.

    Wir setzen mit diesen beiden Entwürfen für Arznei-
    mittelgesetze zum einen das um, was wir zwischen den
    Koalitionspartnern vereinbart haben. Viel wichtiger ist
    aber: Wir setzen damit zum anderen auch das um, was in
    den Debatten der letzten Monate – ich glaube, fraktions-
    übergreifend von denjenigen, die die gesundheitspoliti-
    schen Debatten verfolgen – als das Richtige erkannt
    worden ist.

    Worum geht es? Wir haben das jahrzehntelange Preis-
    monopol der Pharmaindustrie in Deutschland mit dem
    Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz ab 2011 im
    Grunde gebrochen und erstmalig in der Geschichte der
    Bundesrepublik gesagt: Ein neues Arzneimittel hat nicht

    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 269

    Jens Spahn


    (A) (C)



    (D)(B)

    den Preis, den der Hersteller für die Patentlaufzeit fest-
    setzt. – Wir sind die Tatsache angegangen, dass es in
    Deutschland – das wurde vielfach gesagt – die höchsten
    Arzneimittelpreise in Europa gibt, und haben beschlos-
    sen, dass sich ein neues Arzneimittel in Zukunft bewei-
    sen und zeigen muss, dass es besser als die Medikamente
    ist, die bereits auf dem Markt sind. Deswegen führen wir
    eine Nutzenbewertung durch, anschließend wird der
    Preis auf Basis dieser Nutzenbewertung verhandelt und
    festgelegt. Im Zuge der Umsetzung dieses Gesetzes ha-
    ben wir gesagt: Das soll auch für Medikamente gelten,
    die schon vor 2011 auf dem Markt gewesen sind.

    Nun stellt sich heraus – das bestreitet auch niemand –,
    dass es bei diesem sogenannten Bestandsmarkt, also den
    Medikamenten von vor 2011, rechtliche, verfahrenstech-
    nische und auch praktische Probleme bei der Umsetzung
    einer solchen Nutzenbewertung gibt. Deswegen und
    weil es für Hunderttausende Patientinnen und Patienten
    in Deutschland Folgen hätte, deren Medikamente mögli-
    cherweise nicht mehr verfügbar wären, wenn die Dinge
    nicht wissenschaftlich fundiert nach alter Rechtslage ab-
    gehandelt werden können, macht es aus unserer Sicht
    Sinn, dass wir diesen Bestandsmarktaufruf beenden. Das
    ist Bestandteil des einen Gesetzentwurfes.

    Gleichzeitig sagen wir aber: Das, was wir im Bereich
    der Arzneimittel sparen wollten und wollen, werden wir
    durch andere Instrumente im Sinne der Versicherten und
    der Beitragszahler einsparen. Deswegen wollen wir das
    sogenannte Preismoratorium fortsetzen. Das heißt, für
    diese Medikamente gilt der Preis vom 1. August 2009
    weiter fort. Das würde sonst zum Ende dieses Jahres be-
    endet werden.

    Das werden wir durch die Gesetzgebung jetzt recht
    zügig regeln können. Ich danke Grünen und Linken in
    der Opposition ausdrücklich dafür, dass sie verfahrens-
    technisch nichts dagegen haben, sodass wir das noch in
    diesem Jahr sehr kurzfristig – heute in erster Lesung und
    morgen in zweiter und dritter Lesung – beenden und
    rechtssicher regeln können. Denn es besteht Konsens da-
    rüber, dass die Preise in diesem Bereich Anfang des Jah-
    res nicht steigen sollen.

    Wir wollen die Preise dann erst einmal bis 2017 auf
    diesem Niveau einfrieren und gleichzeitig den Zwangs-
    rabatt von 6 auf 7 Prozent erhöhen. Er ist schließlich
    dem sehr hohen Umsatz, den die Pharmaindustrie mit
    der gesetzlichen Krankenversicherung macht, geschul-
    det.

    Alles in allem – das ist, glaube ich, die entscheidende
    Botschaft – ist das ein klassischer, guter Kompromiss,
    der besagt: Wir behalten das Instrument der Nutzenbe-
    wertung von Arzneimitteln, wonach neue Medikamente
    zeigen müssen – das gilt auch in Zukunft weiter –, dass
    sie besser sind als das, was wir schon haben; sie müssen
    ihren höheren Preis rechtfertigen. Dabei bleiben wir, das
    setzen wir fort. Aber da, wo es in der Umsetzung rechtli-
    che und praktische Probleme gibt, korrigieren wir.

    Gleichzeitig wollen wir es möglich machen, dass die
    Versicherten und die Beitragszahler profitieren und auch
    sparen können. Deswegen beginnen wir heute mit der
    entsprechenden Gesetzgebung, die aufgrund der Fristab-
    läufe dringend ist, und werden das dann gemeinsam in
    den nächsten zwei Tagen fortführen.

    Ich will abschließend an dieser Stelle dem neuen
    Bundesgesundheitsminister ganz herzlich gratulieren.
    Wir als CDU/CSU-Bundestagsfraktion freuen uns auf
    eine gute Zusammenarbeit. Alles Gute!


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)