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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/5 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 5. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 5: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin: zum Europäischen Rat am 19./20. Dezember 2013 in Brüssel . . . . . 239 A Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 239 B Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 243 D Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 C Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 A Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . 250 B Marieluise Beck (Bremen) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . 251 B Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 252 C Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 C Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 255 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 A Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 257 B Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 D Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 260 B Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . 261 B Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 263 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 264 C Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 265 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 C Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 266 D Tagesordnungspunkt 6: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Dreizehnten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialge- setzbuch (13. SGB V-Änderungsgesetz – 13. SGB V-ÄndG) (Drucksache 18/200) . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 C b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Vierzehnten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialge- setzbuch (14. SGB V-Änderungsgesetz – 14. SGB V-ÄndG) (Drucksache 18/201) . . . . . . . . . . . . . . . . 268 C Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 D Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 269 C Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 270 C Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271 D Michael Hennrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 272 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 C Stephan Stracke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 274 B Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 A Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 275 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 277 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Michael Brand (CDU/CSU) zum Entschlie- ßungsantrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Franziska Brantner, Agnieszka Brugger, Dr. Frithjof Schmidt und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanz- lerin zum Europäischen Rat am 19./20. De- zember 2013 in Brüssel (Drucksache 18/192, Tagesordnungspunkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 239 (A) (C) (D)(B) 5. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 Beginn: 9.01 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 277 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht (D) Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Michael Brand (CDU/CSU) zum Entschließungsantrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Franziska Brantner, Agnieszka Brugger, Dr. Frithjof Schmidt und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe ei- ner Regierungserklärung durch die Bundes- kanzlerin zum Europäischen Rat am 19./20. De- zember 2013 in Brüssel (Drucksache 18/192, Tagesordnungspunkt 5) Zum Antrag der Grünen auf Drucksache 18/192 unter anderem zur Außen- und Sicherheitspolitik der EU möchte ich mein Abstimmungsverhalten an einer beson- deren Frage aus diesem Bereich begründen, die auch in der heutigen Debatte immer wieder eine Rolle gespielt hat. Der EU-Gipfel morgen wird sich unter anderem mit der vom Deutschen Bundestag unterstützten, in der Be- völkerung dagegen sehr skeptisch betrachteten mögli- chen weiteren Erweiterung der EU, dieses Mal mit der Eröffnung von Beitrittsverhandlungen mit Serbien, be- fassen. Es trägt zweifelsfrei zur wachsenden EU-Skepsis in den Ländern dieser überlebenswichtigen Europäischen Union bei, wenn die EU sich immer weniger dazu bereit- Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 18.12.2013 Barley, Dr. Katarina SPD 18.12.2013 Bülow, Marco SPD 18.12.2013 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 18.12.2013 Esken, Saskia SPD 18.12.2013 Hänsel, Heike DIE LINKE 18.12.2013 Pols, Eckhard CDU/CSU 18.12.2013 Schäuble, Dr. Wolfgang CDU/CSU 18.12.2013 Schick, Dr. Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.12.2013 Schlecht, Michael DIE LINKE 18.12.2013 Zypries, Brigitte SPD 18.12.2013 findet, ihren eigenen Grundsätzen und ihren eigenen Be- schlüssen im konkreten Fall nachhaltig Geltung zu ver- schaffen. Wir alle hier haben die Kriege auf dem Balkan mit den schrecklichen Ergebnissen für die Menschen dort und die großen Risiken für die Stabilität Europas noch frisch in Erinnerung. Die Konflikte sind derzeit einge- froren, jedoch bei weitem nicht gelöst. Vor allem der Konflikt zwischen der Republik Serbien und der Repu- blik Kosovo birgt noch immer Potenzial für eine Desta- bilisierung des Balkan und darüber hinaus für Europa. Beide Länder haben umstrittene Führungen, deren Bekenntnisse zu Frieden, Aussöhnung und Europa von der eigenen Bevölkerung wie von der überwältigenden Mehrheit der Kenner der Region als schlicht nicht glaub- würdig angesehen werden. Während sich dies in der Bevölkerung anders darstellt, sind es vor allem der inter- nationale Druck und mehr noch die Hoffnung auf wirt- schaftliche Hilfe, die zu Zugeständnissen geführt haben, deren Bestand wir derzeit noch anzweifeln müssen. Wenn wir als Europäische Union zu früh und entge- gen unseren eigenen Kriterien die Beteiligten schon zu Beitrittsgesprächen in die EU hereinbitten, dann geben wir das stärkste politische Pfund aus der Hand, um auf eine irreversible Lösung und damit nachhaltige Befrie- dung der zentralen Konflikte zwischen der Republik Ser- bien und der Republik Kosovo zu drängen. Wir sind dabei, die Einwirkungsmöglichkeiten der EU auf eine nachhaltige Lösung leichtfertig zu vergeben, wenn wir nicht mehr darauf bestehen, dass unsere eigenen Bedin- gungen der letzten EU-Gipfel auch erfüllt werden. Poli- tischer „Discount“ statt standhafter Haltung hat sich auf dem Balkan bislang selten bis nie ausgezahlt, weder für die geplagte Bevölkerung dort noch mit Blick auf die politische Stabilität in Europa. Der Bericht der EU-Außenbeauftragten Ashton zum erreichten Stand der Verhandlungen ist überoptimistisch und blendet zentrale Risiken aus. Nachdem ich den Be- richt vom 16. Dezember 2013 an die EU-Außenminister zur Kenntnis genommen habe, will ich die Skepsis auch vieler Kolleginnen und Kollegen in diesem Hause da- rüber festhalten, dass Serbien beim morgigen EU-Gipfel einen Termin für den Beginn von Beitrittsverhandlungen erhalten soll, obwohl die Bedingungen aus dem EU-Be- schluss vom Juni 2013 wie auch diejenigen des Deut- schen Bundestages vom 27. Juni 2013 nicht erfüllt sind. Eine ganze Anzahl von Bedingungen sind auch des- halb nicht erfüllt, weil sie lediglich als Papier unter- zeichnet, jedoch bei der von der EU und den beiden Sei- ten im Aprilabkommen als Bedingung formulierten Implementierung und konkreten Umsetzung massiv boy- kottiert werden. Zu den großen ungeklärten Fragen zählt die für die Statik eines jeden Staates zentrale Frage der einheitli- chen Rechtsordnung und der Rechtsprechung. Die in den Gesprächen in der letzten Woche blockierte Integration Anlagen 278 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 (A) (C) (B) der Rechtsprechung im Norden des Landes in den Justiz- sektor der Republik Kosovo – wie dies in jedem europäi- schen Staat gilt, weil gleiches Recht für alle eben eine einheitliche und nicht eine ethnische Justiz voraussetzt – ist auch ein Fanal dafür, dass die Autorität der EU schwindet und die EU insgesamt bei der Durchsetzung der eigenen rechtsstaatlichen Kriterien als erschöpft gilt. Der Bundestag hatte am 27. Juni 2013 unter anderem als Bedingung für die Aufnahme von Beitrittsverhand- lungen beschlossen: – die vollständige Auflösung der serbischen Paral- lelstrukturen im Sicherheits- und Justizbereich im Norden Kosovos und stattdessen die Errich- tung neuer Strukturen im Sicherheits- und Justiz- sektor Kosovos, die allein der politischen Kon- trolle und Finanzierung durch die kosovarische Regierung unterliegen. Weil dieses zentrale Thema so bedeutsam ist, wäre es ein Fehler, die Beitrittsgespräche mit Serbien zu eröff- nen, solange diese zentrale und andere Bedingungen nicht erfüllt sind. Es ist ein großes Risiko, das die EU gerade eingeht. Sie hat sich bislang in der Analyse und bei der Konfliktbewältigung nicht als allzu erfolgreich erwiesen. Die Bundesregierung kann nur aufgefordert werden, sich auf dem EU-Gipfel im Interesse der Stabilität des Balkan und der noch immer nicht vollständig beseitigten Risiken für den Frieden in Europa nicht allzu schnell von Positionen zu verabschieden, die genau diese Risiken eindämmen sollten. (D) 5. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 5 Regierungserklärung zum Europäischen Rat TOP 6 Preismoratorium für Arzneimittel Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Michael Stübgen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Sarrazin,
    ich werde in meiner kurzen Rede nachweisen, dass auf
    dem Europäischen Rat eine ganze Menge beschlossen
    werden wird – gerade hinsichtlich der Zukunft der Euro-
    päischen Union im Zusammenhang mit den wichtigen
    Fragen der Wirtschafts- und Währungsunion.

    Ich möchte aber mit der Feststellung starten, dass am
    Beginn der Arbeit dieser Bundesregierung auch die Wei-
    terarbeit an einem Thema steht, das uns in den letzten
    vier Jahren im Deutschen Bundestag in ganz besonderer
    Weise und sehr oft betroffen hat, nämlich die sogenannte
    Euro-Krise.

    Ich denke, dass wir kurz eine Bestandsaufnahme ma-
    chen müssen, wo wir in dieser Euro-Krise jetzt stehen.
    Meine These ist: Wir sind dabei, diese Euro-Krise zu
    überwinden. Die Euro-Zone ist nach außen gesichert. Es
    gibt seit Monaten – fast seit Jahren – keine nennenswer-
    ten und schon gar keine erfolgreichen Spekulationen ge-
    genüber dem Euro. Die Rettungsschirme funktionieren,
    und zwar im Wesentlichen so, wie wir das hier im Bun-
    destag beraten und beschlossen haben, und die Ergeb-
    nisse entsprechen denen, die wir erreichen wollten.

    Irland wird im nächsten Jahr als erstes Land den Ret-
    tungsschirm verlassen. Irland hat eine hervorragende
    und fortschrittliche Entwicklung hinter sich, und es
    sieht, zumindest nach jetziger Aussage der irischen Re-
    gierung, auch danach aus, dass ein Folgeprogramm nicht
    nötig sein wird. Ich will aber dazu sagen, dass die Welt
    nicht untergehen würde, wenn sich im nächsten Jahr he-
    rausstellen würde, dass die Instrumente des ESM doch
    noch genutzt werden müssten.

    Irland zeigt aber nach meiner Überzeugung auch Fol-
    gendes – das gilt vor allen Dingen für die Euro-Krisen-
    länder –: Es ist besser und weniger schmerzhaft, wenn
    man schnell und entschlossen Reformen beginnt, wie
    das Irland 2010 getan hat. Es wird in jedem Fall schwie-
    riger, wenn man längere Zeit zögert und längere Zeit
    über Wege nachdenkt, schwierigen Reformen aus dem
    Wege zu gehen. Das wäre ein Irrweg.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Aber es ist auch eindeutig: Irland ist längst noch nicht
    vollständig aus der Krise heraus. Die Folgen der Krise
    werden die irische Politik noch viele Jahre beschäftigen.
    Ich glaube, unsere Aufgabe und die Aufgabe der Euro-
    päischen Union besonders für die nächsten Jahre ist,
    dass wir neben der Sicherung der Euro-Zone nach außen
    die Wirtschafts- und Währungsunion festigen, fortentwi-
    ckeln und dauerhaft so organisieren müssen, dass solche
    Krisen, wie wir sie in den letzten vier Jahren erlebt ha-
    ben, nicht mehr ausbrechen können. Unter anderem die-
    sen Themen widmet sich der Europäische Rat morgen
    und übermorgen.

    Ich will ein paar Sätze zur Bankenunion sagen. Wir
    haben in der letzten Legislaturperiode viel über den ers-
    ten Pfeiler der Bankenunion diskutiert, nämlich eine
    funktionierende Bankenaufsicht europaweit, für alle
    Bankeninstitute in der Europäischen Union. Die Rege-
    lungen dazu sind politisch und parlamentarisch be-
    schlossen. Die Bankenaufsicht wird 2014 beginnen.

    Ich halte es für wesentlich, dass wir beschlossen ha-
    ben, die zentrale Aufsicht zunächst für die 130 größten
    Bankinstitute gelten zu lassen. Für genauso wesentlich
    halte ich, dass die Aufsicht für kleinere Banken in der
    Hoheit der Nationalstaaten bleibt, natürlich mit der
    Möglichkeit, dass bei besonderen Vorkommnissen die
    zentrale Aufsicht durchgreifen kann. Entsprechende Er-
    fahrungen mit kleineren Instituten wurden insbesondere
    in Spanien gemacht.

    Ich bin auch der Überzeugung, dass es richtig war, die
    Europäische Zentralbank als den gemeinsamen Banken-
    kontrolleur einzusetzen. Die Europäische Zentralbank
    hat sich in den letzten Jahren als einer der entscheiden-
    den Stabilitätsanker in der Europäischen Union und vor

    258 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013

    Michael Stübgen


    (A) (C)



    (D)(B)

    allen Dingen in der Euro-Zone etabliert. Die institutio-
    nelle Trennung zwischen Geld- und Aufsichtspolitik der
    Europäischen Zentralbank wird funktionieren.

    Morgen steht vor allen Dingen die Frage des zweiten
    Pfeilers der Bankenunion zur Debatte, nämlich die Ein-
    führung eines sogenannten gemeinsamen Abwicklungs-
    mechanismus, der es unter geordneten Bedingungen
    möglich macht, bestimmte Bankinstitute zu schließen,
    wenn sie entweder in eine nicht mehr korrigierbare fi-
    nanzielle Schieflage geraten sind oder ein nicht zu-
    kunftsfähiges Geschäftsmodell verfolgen.

    Natürlich ist in diesem Komplex jede Detailfrage
    noch sensibler und noch schwieriger zu klären, als das
    bei der gemeinsamen Kontrolle der Fall ist; denn
    schließlich kann es auch eigene Banken treffen, in
    Deutschland zum Beispiel Landesbanken. Natürlich ist
    diese Frage hart umkämpft. Hier müssen vernünftige
    Kompromisse gefunden werden.

    Nach meiner Einschätzung ist der von der Euro-
    Gruppe und vom Ecofin erarbeitete Kompromiss ein
    richtiger und guter Kompromiss. Wir werden in Zukunft
    mit der Fortführung dieser Lösung in der Lage sein, bei
    Bankenproblemen nicht in erster Linie die Steuerzahler
    bürgen und zahlen zu lassen, sondern es wird sicherge-
    stellt, dass in erster Linie die Eigentümer, die Gläubiger,
    die Aktionäre und Vorzugsaktionäre die Hauptlast zu tra-
    gen haben, und zwar im Rahmen einer klaren Gewähr-
    leistung und Verbesserung der Einlagensicherung zum
    Schutz der Bankkunden.

    Lassen Sie mich noch auf ein weiteres Thema zu
    sprechen kommen, das morgen und übermorgen eine
    wesentliche Rolle spielen wird, obwohl nicht abzusehen
    ist, dass es schon zu einer endgültigen Klärung kommt,
    hoffentlich aber zu politischen Festlegungen. Wir haben
    die Situation – das muss man schlichtweg feststellen –,
    dass wir in der Bewältigung der Euro-Krise zwar weit
    gekommen sind, es als Folge der Krise aber jetzt so ist,
    dass nur noch 3 der 17 Euro-Länder den Triple-A-Status
    haben. Das sind Deutschland, Luxemburg und Finnland.
    Das ist eine klare Folge dieser Krise. Ziel muss es sein
    und war es immer in der Wirtschafts- und Währungs-
    union, dass alle Euro-Länder den Triple-A-Status be-
    kommen.

    Wir wissen auch – das hat Mario Draghi vor wenigen
    Tagen in Frankreich deutlich gemacht –, dass insbeson-
    dere in Frankreich, aber auch in anderen Euro-Ländern
    der Reformeifer nachgelassen hat. Mario Draghi hat in
    Frankreich erklärt: Erstens. Die Reformanstrengungen
    werden nicht mehr ausreichend vorangetrieben. Zwei-
    tens. Es wird nicht auf Dauer gehen, dass man nur mit
    Steuererhöhungen die Staatsfinanzen saniert. Drittens.
    Weil die Reformen nicht vorangehen, gibt es einen In-
    vestitionsstau, und die Arbeitslosigkeit verharrt auf ho-
    hem Niveau.

    Ähnlich ist die Situation im drittgrößten Euro-Land,
    in Italien. Auch dort haben – das wissen wir – im Gegen-
    satz zu der Zeit der Vorgängerregierung die Reform-
    anstrengungen nachgelassen. Wenn das so bleibt, kann
    diese Entwicklung wieder die gesamte Euro-Zone ge-
    fährden.

    Aus der Erwartung, dass es schwierig sein wird, die
    Reformen voranzutreiben – denn es handelt sich im We-
    sentlichen um unpopuläre Reformen –, ist die Idee der
    sogenannten Vertragspartnerschaften entstanden. Die
    Vertragspartnerschaften sollen zusätzlich zum Euro-
    Plus-Pakt, zum Two-Pack, Six-Pack und Fiskalvertrag
    mehr Sicherheit bzw. Umsetzungssicherheit dafür schaf-
    fen, dass Länder ihre Reformen angehen, und zwar
    durch bilaterale Verträge mit der Europäischen Kommis-
    sion, in denen Art, Zeitraum und Zeitpunkt der Refor-
    men detailliert geregelt sind. Außerdem soll daran auch
    die Möglichkeit einer finanziellen Unterstützung ange-
    schlossen werden, um zunächst negative Auswirkungen
    dieser Reformen abdämpfen zu können.

    In dieser Frage sind die EU-Länder noch ziemlich
    weit auseinander. In den Vorbereitungen gibt es klare
    Zielsetzungen. Ich unterstütze und halte es für richtig,
    was die Bundesregierung in diesem Punkt vorantreiben
    will. Ich hoffe und halte es für möglich, dass es morgen
    und übermorgen eine politische Einigung dazu geben
    wird. Denn es wird entscheidend sein, dass wir in der
    jetzigen Situation dafür sorgen, dass die Euro-Länder
    ihre Reformen so umsetzen, dass sie mehr Wettbewerbs-
    fähigkeit und damit mehr Arbeitsplätze und mehr Kraft
    bekommen, um wieder voranzugehen und auch die so-
    zialen Probleme in ihren Ländern lösen zu können.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, mir bleibt
    am Schluss meiner Rede, der Bundeskanzlerin für den
    Europäischen Rat alles Gute zu wünschen. Es geht um
    Europa. Es geht um unsere Zukunft.

    Danke schön.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Bärbel Kofler ist die nächste Rednerin für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Bärbel Kofler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

    Ich möchte meine Redezeit einem Thema widmen, das
    auch zwei meiner Vorredner schon angesprochen haben.
    Ich bin seit acht Jahren Vorsitzende der Deutsch-Ukrai-
    nischen Parlamentariergruppe, und ich möchte die Gele-
    genheit heute explizit nutzen, im Namen dieser Parla-
    mentariergruppe den mutigen Menschen in Kiew, die
    dafür demonstrieren, dass sie Europäer sein dürfen, und
    die zu Europa gehören wollen, unseren Respekt und un-
    sere Unterstützung auszusprechen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich finde es beachtenswert – wir sollten das als Parla-
    ment entsprechend würdigen –, dass mehrere Hundert-

    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 259

    Dr. Bärbel Kofler


    (A) (C)



    (D)(B)

    tausend Menschen seit Wochen friedlich demonstrieren,
    viel in Kauf nehmen, ihrer Arbeit und ihren Studienplät-
    zen fernbleiben und versuchen, eine Ukraine zu unter-
    stützen, die nach Europa kommt und die auch nach
    Europa gehört.

    Wir alle wissen: Der sperrige Begriff „Assoziierungs-
    abkommen“ ist bestimmt nicht das, was die Menschen
    auf die Straße treibt. Aber das, was dahintersteht, treibt
    die Ukrainer um, und das muss auch uns umtreiben,
    wenn wir über gemeinsame europäische Außenpolitik
    reden, wenn wir wirkliche Unterstützung und Hilfe für
    unsere Partner in diesem Prozess sein wollen. Es geht
    um mehr als Freihandelsabkommen. Um die geht es
    auch, aber es geht um mehr. Es geht dabei auch um an-
    dere Fragen: Was für einen Veränderungsprozess bedeu-
    tet das in einem Land wie der Ukraine? Was sind dort für
    Umstrukturierungsprozesse notwendig?

    An dieser Stelle sei die kleine Nebenbemerkung ge-
    stattet: Es ist schon etwas unglaubwürdig, auch vonsei-
    ten der ukrainischen Regierung, nach sieben Jahren des
    Verhandelns über das Assoziierungsabkommen jetzt
    plötzlich zu bemerken, dass es Anpassungskosten geben
    wird. Eine Woche bevor der Gipfel in Vilnius stattfindet,
    stellt man plötzlich fest: Es wird Transformationskosten
    geben. – Ja, diese wird es geben. Aber man darf nicht
    kurzfristige Politik betreiben, wie es in Moskau gesche-
    hen ist, als der Ukraine durch Kredite und Hilfen im
    Gasbereich kurzfristig aus einer wirtschaftlich prekären
    Situation geholfen werden sollte, ohne ihr aber mittel-
    und langfristige Perspektiven aufzuzeigen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Es geht aber um mehr. Es geht auch um die Frage
    – das muss die Ukraine als souveräner Staat selbst ent-
    scheiden –, welche Standards, welche europäischen und
    grundsätzlichen Standards, das Land in Zukunft setzen
    möchte. Die Menschen in der Ukraine gehen – das ist
    ganz klar – für ein besseres Leben auf die Straße. Viele
    Menschen in der Ukraine treibt ihre sehr schwierige
    wirtschaftliche und soziale Situation um. Aber die Men-
    schen gehen auch für Rechtsstandards, eine Trennung
    von Politik und Justiz, eine Beendigung der Einfluss-
    nahme der Politik auf eigentlich unabhängige Gerichte
    und Justizprozesse auf die Straße. Auch das ist Teil des
    Abkommens. Es geht des Weiteren um eine Wahlrechts-
    reform, eine Reform des Strafgesetzbuches und eine Re-
    form der Staatsanwaltschaften in der Ukraine. Für all
    dies gehen die Menschen in der Ukraine auf die Straße.
    Dafür gebühren ihnen unsere Unterstützung und unser
    Respekt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es geht für uns Europäer aber um noch mehr. Es geht
    um das Zusammenwachsen der Nationen und der Völ-
    ker. Jeder von uns kann das in vielen Städtepartnerschaf-
    ten nachempfinden und nachleben. Ich kenne zahlreiche
    Städtepartnerschaften in Bayern, die von den Bürgern
    getragen werden und die einen wirklichen Austausch
    zwischen den Zivilgesellschaften ermöglichen. Wenn
    wir uns mit der Ukraine auseinandersetzen, müssen wir
    einerseits die wirtschaftlichen Aspekte, also die Frage,
    wie wir der Ukraine wirtschaftlich helfen können, ernst
    nehmen und andererseits den zivilgesellschaftlichen
    Aspekt in den Fokus rücken und die Chancen und Mög-
    lichkeiten für ein ziviles Zusammenleben und Zusam-
    menwachsen der Bürger stärken. Für mich gehört ganz
    eindeutig die Visafreiheit für die Ukraine, und zwar als
    Ziel eines Aktionsplanes, dazu.


    (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wie gesagt, wir alle kennen Projekte, die von Bürgern
    getragen werden. Europa lebt davon, dass Menschen
    diese Projekte mit Leben erfüllen und in den Mittelpunkt
    stellen.

    Wir sind momentan in einer schwierigen Situation.
    Ich finde es richtig, was heute bereits mehrfach gesagt
    wurde: Es darf in den Beziehungen zur Ukraine nicht um
    ein Entweder-oder gehen. Die Ukraine darf nicht dazu
    gedrängt werden, ihren Blick von den historischen und
    familiären Beziehungen zu Russland abzuwenden. Jeder,
    der in diesen Ländern einige Zeit war – ich habe drei
    Jahre in Russland gelebt und gearbeitet –, weiß, dass es
    enge familiäre, persönliche Beziehungen zwischen den
    Ländern gibt, die auch ernst genommen werden müssen.
    Aber ein Staat wie Russland darf sich auch nicht das
    Recht herausnehmen, auf einen souveränen Nachbar-
    staat wie die Ukraine, der sich in einer schwierigen wirt-
    schaftlichen Situation befindet, Druck auszuüben und
    ihn zu Entscheidungen zu bringen, die die Ukraine bei
    freien Entfaltungsmöglichkeiten so nicht gefällt hätte.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Beide Aspekte müssen in der europäischen Politik be-
    rücksichtigt werden. Auf beide Aspekte muss eingegan-
    gen werden. Gewachsene Beziehungen müssen ernst ge-
    nommen werden. Genauso ernst genommen werden
    müssen aber auch Forderungen nach Achtung der Men-
    schenrechte und der Souveränität. Ich glaube, die
    Ukraine und insbesondere die ukrainische Regierung
    sind gut beraten, endlich deutlich zu sagen, was sie wol-
    len. Vonseiten der ukrainischen Regierung werden zur-
    zeit sehr ambivalente Signale ausgesandt. Die finanzielle
    Nachforderung von Präsident Janukowitsch wurde be-
    reits angesprochen. Es ist nicht zielführend, hier in eine
    Art Bieterkrieg einzutreten und über kurzfristige Maß-
    nahmen zu sprechen. Aber wir müssen sehen – der Kol-
    lege Nietan hat das bereits angesprochen –, welche
    Möglichkeiten es im Rahmen der mittelfristigen Finanz-
    planung auf europäischer Ebene gibt, um der Ukraine
    aus der desolaten wirtschaftlichen Situation zu helfen,
    und zwar unter Einbeziehung der Fragen betreffend die
    Energieversorgung, die von fulminanter – auch sozial-
    politischer – Bedeutung für die Ukraine sind. Es ist zu
    wenig, zu sagen: Ihr müsst eure Haushaltsausgaben im
    Bereich der Sozialtransfers, wobei es um Wohnungen
    und um die Unterstützung der Bevölkerung geht, kürzen. –

    260 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013

    Dr. Bärbel Kofler


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ja, das muss passieren, aber es muss vorher etwas
    passieren, damit den Menschen in der Ukraine ein be-
    zahlbares Heizen ermöglicht wird. Ich glaube, wir sind
    gut beraten, auf verschiedensten Wegen Hilfe und Unter-
    stützung angedeihen zu lassen. Vielleicht wäre es gut,
    wenn die EU, aber auch die deutsche Bundesregierung
    ihr Augenmerk in der Zukunft mehr auf diese Fragen
    richten könnten.

    Ich finde es begrüßenswert, dass von verschiedensten
    Seiten, sowohl von den EU-Außenministern als auch
    von der Hohen Vertreterin für Außen- und Sicherheits-
    politik oder auch von dem EU-Parlamentspräsidenten
    Martin Schulz, zwar deutliche Kritik geäußert wurde,
    aber immer auch gesagt wurde: Die Tür für Verhandlun-
    gen muss offen bleiben, und auch der Gesprächsfaden
    – auch das möchte ich unterstreichen – mit Russland
    darf nicht abreißen.

    Wenn man sich kurz vor Weihnachten etwas wün-
    schen darf, dann würde ich mir zum Schluss an dieser
    Stelle wünschen, dass wir als Europäer, als EU, und als
    deutsche Bundesregierung unsere Aufmerksamkeit und
    unsere Empathie mehr nach Osteuropa lenken und uns
    unseren osteuropäischen Nachbarn widmen, deren Sor-
    gen ernst nehmen und aufgreifen, den Dialog mit beiden
    Seiten, sowohl mit der Ukraine als auch mit Russland,
    stärken, es am Ende vielleicht doch noch schaffen, zu ei-
    nem Assoziierungsabkommen mit der Ukraine zu gelan-
    gen, und die Visaerleichterung und weitere Erleichterun-
    gen für die Menschen in den Mittelpunkt stellen. Ganz
    besonders wünsche ich mir, dass friedliche Verhandlun-
    gen die Oberhand behalten, dass es weiterhin friedliche
    Demonstrationen geben kann und die Demonstrationen
    nicht in eine Situation abgleiten, in der Gewalt am Ende
    die Oberhand gewinnt.

    Ich danke Ihnen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)