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ID1800207400

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    Vokabeln: 5
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    5. Klingbeil.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/2 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 2. Sitzung Berlin, Montag, den 18. November 2013 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Brigitte Zypries . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 23 D Begrüßung der Botschafterin der Philippinen, Frau Maria Natividad . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 D Wirbelsturm auf den Philippinen . . . . . . . . . . 23 D Tagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin: Gipfel der Östlichen Part- nerschaft am 28./29. November 2013 in Wilna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 24 B Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 27 A Dr. h. c. Gernot Erler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 29 B Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 32 B Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . 34 A Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 C Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . 36 B Dr. Katarina Barley (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 37 D Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 39 A Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 40 B Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 41 B Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 B Tagesordnungspunkt 2: Vereinbarte Debatte: zu den Abhöraktivitä- ten der NSA und den Auswirkungen auf Deutschland und die transatlantischen Be- ziehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 B Dr. Hans-Peter Friedrich, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 B Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . 45 C Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 47 D Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 C Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU). . . . . . . 52 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 55 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 56 A Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 A Dr. Günter Krings (CDU/CSU). . . . . . . . . . . . 58 B Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 D Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 C Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 61 C Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 B Peter Beyer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 64 C Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (zur Geschäftsordnung) . . . . . . 66 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 2. Sitzung. Berlin, Montag, den 18. November 2013 Jan Korte (DIE LINKE)  (zur Geschäftsordnung). . . . . . . . . . . . . . . . 67 C Thomas Oppermann (SPD)  (zur Geschäftsordnung). . . . . . . . . . . . . . . . 68 D Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Fraktion DIE LINKE: Einsetzung von Ausschüssen  (Drucksache 18/54) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Fraktion DIE LINKE: Bestim- mung des Verfahrens für die Berechnung der Stellenanteile der Fraktionen (Drucksache 18/53). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 D Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 73 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 2. Sitzung. Berlin, Montag, den 18. November 2013 23 (A) (C) (D)(B) 2. Sitzung Berlin, Montag, den 18. November 2013 Beginn: 13.30 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 2. Sitzung. Berlin, Montag, den 18. November 2013 73 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D)  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Agnes Alpers (DIE LINKE) 18.11.2013 Sabine Bätzing- Lichtenthäler (SPD) 18.11.2013 Heidrun Bluhm (DIE LINKE) 18.11.2013 Wolfgang Bosbach (CDU/CSU) 18.11.2013 Klaus Brähmig (CDU/CSU) 18.11.2013 Marco Bülow (SPD) 18.11.2013 Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) 18.11.2013 Dr. Lars Castellucci (SPD) 18.11.2013 Roland Claus (DIE LINKE) 18.11.2013 Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) 18.11.2013 Alois Gerig (CDU/CSU) 18.11.2013 Nicole Gohlke (DIE LINKE) 18.11.2013 Monika Grütters (CDU/CSU) 18.11.2013 Wolfgang Gunkel (SPD) 18.11.2013 Uda Heller (CDU/CSU) 18.11.2013 Wolfgang Hellmich (SPD) 18.11.2013 Josip Juratovic (SPD) 18.11.2013 Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) 18.11.2013 Dr. Bärbel Kofler (SPD) 18.11.2013 Anette Kramme (SPD) 18.11.2013 Michael Kretschmer (CDU/CSU) 18.11.2013 Barbara Lanzinger (CDU/CSU) 18.11.2013 Silke Launert (CDU/CSU) 18.11.2013 Michael Leutert (DIE LINKE) 18.11.2013 Dr. Jan-Marco  Luczak (CDU/CSU) 18.11.2013 Daniela Ludwig (CDU/CSU) 18.11.2013 Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) 18.11.2013 Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) 18.11.2013 Dietrich Monstadt (CDU/CSU) 18.11.2013 Marlene Mortler (CDU/CSU) 18.11.2013 Dietmar Nietan (SPD) 18.11.2013 Johannes Röring (CDU/CSU) 18.11.2013 Dr. Dorothee  Schlegel (SPD) 18.11.2013 Bernhard Schulte- Drüggelte (CDU/CSU) 18.11.2013 Sonja Steffen (SPD) 18.11.2013 Wolfgang Tiefensee (SPD) 18.11.2013 Markus Tressel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) 18.11.2013 Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) 18.11.2013 Beate Walter- Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) 18.11.2013 Jörn Wunderlich (DIE LINKE) 18.11.2013  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 2. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Regierungserklärung zum Gipfel der Östlichen Partnerschaft in Wilna TOP 2 Vereinbarte Debatte zu den Abhöraktivitäten der NSA ZP 1 Antrag auf Einsetzung von Ausschüssen ZP 2 Antrag zur Berechnung der Stellenanteile Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Peter Uhl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Nein. Diese Dinge sind für mich ausdiskutiert und be-

    endet.


    (Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Deswegen will ich auch keine Zwischenfrage dazu ha-
    ben.

    Meine Damen und Herren, aber was danach kam, hat
    uns in der Tat die Augen geöffnet, weil wir von amerika-
    nischer Seite eben nicht mit der Wahrheit bedient wor-
    den sind.


    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Hört! Hört!)


    Insofern haben Sie recht, Herr Steinmeier, wenn Sie sa-
    gen, dass wir die Dinge nicht bagatellisieren sollen. Aber
    wir sollten jetzt auch keinen Überbietungswettbewerb
    veranstalten: Wer von uns allen ist über diese Vorgänge
    am empörtesten? Wir sollten uns vielmehr gemeinsam
    Gedanken machen: Was sind taugliche Instrumente zur
    Aufklärung dieses Sachverhaltes?

    In die Empörung des Sommers mischte sich der Vor-
    schlag, einen parlamentarischen Untersuchungsaus-
    schuss einzurichten, meine Damen und Herren. Nun hat
    es der Wähler so gewollt, dass die Minderheitsfraktionen
    zusammen nur rund 20 Prozent der Sitze innehaben.


    (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich dachte, es gibt noch gar keine Minderheit!)


    Dennoch wollten wir die Ausübung des wichtigsten
    Minderheitenrechts der Opposition, einen parlamentari-
    schen Untersuchungsausschuss einzurichten, nicht be-
    hindern. Aber ist es wirklich ein taugliches Instrument
    – da bedanke ich mich bei Ihnen, Herr Steinmeier; Ihre
    Nachdenklichkeit, von der wir heute hier gehört ha-
    ben, ist wichtig –, einen parlamentarischen Untersu-
    chungsausschuss des Deutschen Bundestages zur Auf-
    klärung amerikanischen Regierungshandelns einsetzen?
    Ist es ein kluges, ein richtiges, ein weiterführendes In-
    strument? Natürlich nicht. Deswegen sollten wir darüber
    noch einmal nachdenken.

    Ich meine, wir sind an einem ganz schwierigen Punkt
    angelangt. Es ist bekannt, dass Deutschland mit seinen
    Datenschutzbestimmungen weltweit führend ist; der
    deutsche Datenschutz ist sprichwörtlich führend. Das hat
    zur Folge, dass der deutsche Staat den Bürgern – allen
    Bürgern, nicht nur der Kanzlerin – das Recht auf infor-
    mationelle Selbstbestimmung zusichert. Und jetzt die
    Frage:


    (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer war’s?)


    Kann der Staat seinen Bürgern in Zeiten der weltweiten
    Kommunikation, in denen Milliarden Daten über Glasfa-
    serkabel um den Erdball gejagt, Milliarden von Daten ir-
    gendwo auf der Welt in Clouds gespeichert werden, noch
    ein solches Recht auf informationelle Selbstbestimmung
    zusichern? Wenn wir jetzt festgestellt haben, dass er es
    nicht konnte, stellt sich die Frage: Wie kann er es denn in
    Zukunft? Damit sind wir an dem Punkt angelangt, den
    wir in Ruhe diskutieren sollten.

    Variante eins der Lösung: völkerrechtliche Abkom-
    men, No-Spy-Abkommen und was es alles für Verträge
    geben kann. Es wird wohl wichtig sein, dass wir auf die-
    sem Weg mit den Amerikanern weiterkommen.

    Variante zwei sind technische Lösungen. Da teile ich
    nicht Ihre Auffassung, Herr Steinmeier, wenn Sie das so
    abtun. Ich glaube schon, dass die Rückgewinnung von
    nationaler Souveränität ein Stück weit auch über techni-
    sche Antworten gelingen kann. Ich sage: auch über tech-
    nische Antworten. Ob es das geplante IT-Sicherheitsge-
    setz ist, ob es die De-Mail ist, ob es ein Routen innerhalb
    des Landes ist, wenn eine Nachricht das Land nicht
    zwingend verlassen muss und damit unseren Daten-
    schutzbestimmungen unterworfen bleibt, ob es die Ver-
    schlüsselung von sensibler Regierungskommunikation
    ist – hier haben wir hervorragende deutsche Kryptofir-
    men, die wir zum Einsatz bringen können –: Es gibt eine
    Menge von Maßnahmen – technische Antworten –, die
    neben den völkerrechtlichen Verträgen sicherlich auch
    ein guter Teil der Lösung sind.

    Lassen Sie mich ein Wort zu den Anträgen der Grü-
    nen und vor allem der Linken sagen. Herr Gysi, Ihre
    Ausführungen zur Souveränität Deutschlands und zur
    Rückgewinnung derselben werden durch einen Antrags-
    katalog mit 16 Maßnahmen, 16 Aktionen ergänzt, die
    weitgehend schon von Antiamerikanismus geprägt sind,
    obwohl Sie das abgestritten haben.


    (Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: So ein Quatsch!)


    Wenn man das, was Sie alles vorschlagen, der Reihe
    nach durchgeht, dann merkt man: Es riecht sehr nach
    Rache. Das ist nicht die Lösung. Sie meinen wohl: Wenn
    uns die Amerikaner so gedemütigt haben, dann muss
    man sich rächen können. Daraus leiten Sie ab: Souverä-
    nität haben wir erst dann wieder gewonnen, wenn das
    große Amerika auf Ihrer Augenhöhe, Herr Gysi, mit uns
    redet. –


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Herr Gysi ist da zu klein!)


    Das ist, glaube ich, nicht die Antwort auf das Problem.

    Nein, wir sollten mit den Amerikanern sehr konse-
    quent reden. Vieles ist angedeutet worden; das will ich
    jetzt nicht wiederholen. Wir werden nach Amerika fah-
    ren. Die Mitglieder der amerikanischen parlamentari-
    schen Kontrollorgane werden zu uns kommen. Wir wer-
    den auch regierungsseitig miteinander verhandeln und
    Abkommen schließen.

    Ein Wort noch zu Snowden, dann komme ich zum
    Ende, Frau Präsidentin. Erstens. Es ist sicher richtig,
    dass Herr Snowden nach den geltenden Bestimmungen
    kein Asyl bekommen kann; denn er ist ja gar nicht im





    Dr. Hans-Peter Uhl


    (A) (C)



    (D)(B)

    Lande. Asyl gewähren kann man nur dem, der im Lande
    ist.

    Zweitens. Die Möglichkeit, nach § 22 des Aufent-
    haltsgesetzes vorzugehen, wurde erwähnt. Meine Damen
    und Herren, natürlich liegt es im Interesse Snowdens,
    hierherzukommen. Er will sich vor amerikanischer Straf-
    verfolgung schützen, indem er zu uns kommt. Aber liegt
    es im deutschen Interesse, Herrn Snowden diesen Gefal-
    len zu tun? Es tut mir für Sie und Ihren Mandanten, Herr
    Ströbele, leid, aber ich glaube, bei der Abwägung deut-
    scher Interessen und Snowdens Interessen muss man
    schon sehr genau darüber nachdenken, ob es klug ist, aus
    Gründen der Staatsräson zu sagen:


    (Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Man muss die Motive jetzt nicht kleinreden!)


    Herr Snowden soll zu uns kommen, weil wir den Streit
    mit den Amerikanern zwecks Rückgewinnung der Sou-
    veränität auf die Spitze treiben wollen. Das ist nicht der
    Weg, der uns weiterführt.

    Danke schön.


    (Beifall bei der CDU/CSU)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat Lars Klingbeil.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Lars Klingbeil


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Es ist gut, dass sich der Deutsche Bundestag
    mit dem Thema NSA beschäftigt. Wir werden in dieser
    Legislaturperiode noch sehr oft mit dem Abhörskandal
    und den Überwachungsmechanismen zu tun haben. Wir
    haben eine lange Strecke vor uns, wenn es darum geht,
    aufzuklären. Ich will auch anmerken, dass wir als Parla-
    ment gut beraten sind, wenn wir das an vielen Stellen ge-
    meinsam mit dem amerikanischen Kongress tun und uns
    dort nicht allein auf die Regierung verlassen.

    Der Bundestag hat Aufklärungsarbeit zu leisten. Das
    erwarten die Menschen von uns. Wir müssen daran ar-
    beiten, Vertrauen in die Grundrechte wiederherzustellen.
    Wir müssen dafür sorgen, dass das Vertrauen in sichere
    Kommunikation wieder wächst. Wir müssen die Privat-
    sphäre zurückerobern. Wir müssen aber auch daran ar-
    beiten, das transatlantische Verhältnis wieder ins Lot zu
    bringen, aus dem es in den letzten Wochen geraten ist.
    Ich sage Ihnen auch, liebe Kolleginnen und Kollegen:
    Wir müssen dafür sorgen, dass Geheimdienste, die aus
    dem Ruder gelaufen sind, endlich wieder dem Primat der
    Politik untergeordnet werden.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Minister Friedrich, ich muss schon sagen: Ich
    hätte mir in Ihrer Rede ein bisschen mehr Demut erwar-
    tet;


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    denn in den letzten Monaten ist doch einiges schiefge-
    gangen, als es darum ging, dass die jetzt geschäftsfüh-
    rende Bundesregierung die Aufgaben, die sie wahrzu-
    nehmen hat, wahrnimmt, wenn es um Schutz geht, wenn
    es um Vertrauen geht. Ich sage auch: Es ist völlig be-
    rechtigt, dass wir hier in Deutschland Empörung erleben,
    wenn wir mitbekommen, dass das Handy der Bundes-
    kanzlerin abgehört wurde. Das dürfen wir uns nicht ge-
    fallen lassen. Aber auch in den Monaten vorher gab es
    genügend Anlass, empört zu sein, genügend Anlass, ak-
    tiv zu werden: als es Hinweise darauf gab, dass die
    Grundrechte der deutschen Bürgerinnen und Bürger ge-
    fährdet sind.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Das alles wurde heruntergespielt.

    Da ich nicht nur nach vorne schauen will, sondern
    auch die Ereignisse der letzten Monate ansprechen will,
    sage ich deutlich: Es hilft der Aufklärung nicht, wenn
    wir über den Begriff des „Supergrundrechts“ verschie-
    dene Grundrechte in Deutschland gegeneinander aus-
    spielen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es hilft auch nicht – leider hat auch der von mir ge-
    schätzte Kollege Uhl das gerade getan –, wenn wir eine
    noch nicht einmal begonnene Aufklärung einfach für be-
    endet erklären.


    (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat ja schon Herr Pofalla gemacht!)


    Das stärkt doch nicht das Vertrauen der Bürgerinnen und
    Bürger. Wenn dann auf einmal Vorschläge auftauchen,
    etwa zur Internetknotenüberwachung oder zur Verwen-
    dung von Mautdaten, dann frage ich mich: Was haben
    wir in den letzten Monaten aus der Diskussion über den
    Umgang mit den Daten eigentlich gelernt?


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, es muss Schluss
    sein mit dem Schlingerkurs der letzten Monate. Wir als
    Parlament und auch die künftige Bundesregierung haben
    eine Aufgabe wahrzunehmen, wenn es darum geht, aktiv
    zu werden, wenn es darum geht, aufzuklären, und wenn
    es darum geht, die richtigen Konsequenzen aus dem
    Skandal rund um die NSA – ich will anmerken, dass
    noch andere Geheimdienste damit zu tun haben – zu zie-
    hen.

    Lassen Sie mich kurz fünf Punkte nennen. Erstens.
    Unseren amerikanischen Freunden muss in aller Deut-
    lichkeit gesagt werden, dass die bisherige Praxis sofort
    gestoppt werden muss.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)






    Lars Klingbeil


    (A) (C)



    (D)(B)

    Der zweite Punkt ist – das haben uns gerade die Ver-
    öffentlichungen in den letzten Tagen gezeigt –: Wir müs-
    sen souveräner werden. Dabei geht es nicht – auch das
    will ich deutlich sagen – um einen IT-Nationalismus. Es
    geht nicht darum, dass wir das Internet renationalisieren
    wollen. Aber wir sehen doch selbst, dass wir in Deutsch-
    land besser werden müssen, wenn es darum geht, in For-
    schung und Entwicklung zu investieren, wenn es darum
    geht, die Rahmenbedingungen für Hardware- und Soft-
    warelösungen in Deutschland zu verbessern, wenn es da-
    rum geht, Sicherheitsstandards zu definieren. Auch das
    sind Aufgaben für die nächsten vier Jahre. Es geht auch
    darum, dass Deutschland die Kontrolle hat und das
    Know-how besitzt, damit der Staat verantwortungsvoll
    handeln kann.

    Dritter Punkt. Es geht um internationale Abkommen
    wie SWIFT und Safe Harbor, die ausgesetzt und überar-
    beitet werden müssen. Das Europäische Parlament for-
    dert dies bereits. Ich rate uns als Parlament, dass wir uns
    diesen Forderungen anschließen. Wir brauchen Gewiss-
    heit, was mit den Daten passiert.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Einfach dem Grünen-Antrag zustimmen!)


    Vierter Punkt: völkerrechtliche Absicherung. Auch
    dieses Thema ist schon angesprochen worden. Ein No-
    Spy-Abkommen darf nicht ausschließlich zwischen Ge-
    heimdiensten verhandelt werden. Das muss politisch
    verhandelt werden, und es muss nachher völkerrechtlich
    abgesichert werden.

    Der fünfte Punkt, den ich ansprechen will, ist die
    Frage nach Edward Snowden. Ich will es hier ganz klar
    sagen: Wir als deutsches Parlament, als deutsche Öffent-
    lichkeit haben Edward Snowden viel zu verdanken.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Da ist ein mutiger junger Mann, der Informationen ge-
    sammelt und diese veröffentlicht hat, um die Sicherheit
    zu stärken. Ich warne davor, jetzt in kurzfristige Lösun-
    gen und Antworten zu verfallen. Wir müssen jetzt eine
    Antwort finden, die sich an zwei Parametern misst. Ein
    Parameter ist: Zur Aufklärung brauchen wir Informatio-
    nen. Der zweite Parameter ist: Wir müssen den bestmög-
    lichen Schutz für Edward Snowden garantieren und si-
    cherstellen. Deswegen ist es richtig, dass es jetzt den
    Auftrag gibt, hierfür Lösungen zu finden.

    Wenn wir diese fünf Punkte erfüllen, dann kommen
    wir in dieser Legislaturperiode auf dem Weg, verloren
    gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen, ein gutes
    Stück voran.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)