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    Plenarprotokoll 17/241 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 241. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Johannes Singhammer . . . . . . . . . . . . Begrüßung des neuen Abgeordneten Gerhard Drexler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung des Tagesordnungspunktes 52 . . . Tagesordnungspunkt 51: a) Abgabe einer Regierungserklärung durch den Bundesminister für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit: Nukleare Entsorgung im Konsens regeln . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zur Suche und Auswahl ei- nes Standortes für ein Endlager für Wärme entwickelnde radioaktive Ab- fälle und zur Änderung anderer Gesetze (Standortauswahlgesetz – StandAG) (Drucksache 17/13471) . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Weil, Ministerpräsident (Niedersachsen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Jung (Konstanz) (CDU/CSU) . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 53: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Übertra- gung besonderer Aufgaben im Zusam- menhang mit der Aufsicht über Kreditin- stitute auf die Europäische Zentralbank (Drucksachen 17/13470, 17/13523, 17/13539) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Abschirmung von Risiken und zur Planung der Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten und Finanzgruppen (Drucksachen 17/12601, 17/13035, 17/13523, 17/13539) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Fraktio- nen der SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Ein neuer Anlauf zur Bändigung der Finanzmärkte: Erpressungspotenzial ver- ringern – Geschäfts- und Investmentban- king trennen (Drucksachen 17/12687, 17/13523, 17/13539) Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . 30519 A 30519 A 30519 B 30519 B 30519 B 30519 C 30523 B 30524 C 30525 D 30527 B 30529 A 30530 B 30530 D 30532 A 30533 B 30534 C 30534 D 30534 B 30535 A 30536 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 241. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Aumer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Björn Sänger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 54: Antrag der Abgeordneten Anette Kramme, Angelika Krüger-Leißner, Hubertus Heil (Peine), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Moderne Mitbestimmung für das 21. Jahrhundert (Drucksache 17/13476) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . Jutta Krellmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Pascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . . Klaus Barthel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 55: Beschlussempfehlung und Bericht des Innen- ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Raju Sharma, Jan Korte, Agnes Alpers, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Demokratie stärken, Lobbyismus verhin- dern und Parteienfinanzierung transparen- ter gestalten (Drucksachen 17/9063, 17/13530) . . . . . . . . . Ingo Wellenreuther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Stefan Ruppert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 10: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion DIE LINKE: Haltung der Bundesregierung beim Verkauf der TLG . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Hans-Joachim Hacker (SPD) . . . . . . . . . . . . . Patrick Kurth (Kyffhäuser) (FDP) . . . . . . . . . Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Iris Gleicke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Stefanie Vogelsang (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30537 B 30538 D 30539 D 30540 C 30541 D 30543 A 30544 C 30546 B 30548 D 30549 C 30549 D 30550 D 30552 B 30553 B 30555 A 30556 A 30557 D 30559 A 30559 B 30562 A 30563 C 30564 A 30565 C 30566 C 30566 D 30568 A 30569 A 30570 B 30571 B 30572 C 30573 D 30574 D 30576 A 30577 C 30579 B 30580 C 30581 D 30582 A 30583 A 30583 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 241. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 30519 (A) (C) (D)(B) 241. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 Beginn: 9.00 Uhr
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    30582 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 241. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms (A) (C) (D)(B) Berichtigung 240. Sitzung, Seite 30158 D, vierter Absatz, der Zwi- schenruf des Abgeordneten Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ist wie folgt zu lesen:„ Unter Kohl lag der Spitzensteuersatz bei 53 Prozent!“ Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 241. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 30583 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 909. Sitzung am 3. Mai 2013 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Abschaffung des Branntweinmonopols (Branntweinmonopolabschaffungsgesetz) – Gesetz zur Änderung des Finanz- und Personal- statistikgesetzes – Gesetz zur Änderung des Telekommunikations- gesetzes und zur Neuregelung der Bestandsdaten- auskunft Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 17.05.2013 Beck (Reutlingen), Ernst-Reinhard CDU/CSU 17.05.2013 Bellmann, Veronika CDU/CSU 17.05.2013 Bleser, Peter CDU/CSU 17.05.2013 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 17.05.2013 Dr. Bunge, Martina DIE LINKE 17.05.2013 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 17.05.2013 Dr. Gambke, Thomas BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.05.2013 Glos, Michael CDU/CSU 17.05.2013 Golze, Diana DIE LINKE 17.05.2013 Groneberg, Gabriele SPD 17.05.2013 Dr. Hein, Rosemarie DIE LINKE 17.05.2013 Heinen-Esser, Ursula CDU/CSU 17.05.2013 Hiller-Ohm, Gabriele SPD 17.05.2013 Hintze, Peter CDU/CSU 17.05.2013 Dr. Höll, Barbara DIE LINKE 17.05.2013 Humme, Christel SPD 17.05.2013 Koch, Harald DIE LINKE 17.05.2013 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 17.05.2013* Laurischk, Sibylle FDP 17.05.2013 Leutert, Michael DIE LINKE 17.05.2013 Möller, Kornelia DIE LINKE 17.05.2013 Mücke, Jan FDP 17.05.2013 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 17.05.2013 Pflug, Johannes SPD 17.05.2013* Pieper, Cornelia FDP 17.05.2013 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.05.2013 Roth (Esslingen), Karin SPD 17.05.2013 Roth (Heringen), Michael SPD 17.05.2013 Schlecht, Michael DIE LINKE 17.05.2013 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 17.05.2013 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 17.05.2013* Schulte-Drüggelte, Bernhard CDU/CSU 17.05.2013 Schwanitz, Rolf SPD 17.05.2013 Schwarzelühr-Sutter, Rita SPD 17.05.2013 Spatz, Joachim FDP 17.05.2013* Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 17.05.2013 Dr. Westerwelle, Guido FDP 17.05.2013 Zylajew, Willi CDU/CSU 17.05.2013 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 30584 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 241. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 (A) (C) (D)(B) – Gesetz zur Neuregelung der Professorenbesol- dung und zur Änderung weiterer dienstrecht- licher Vorschriften (Professorenbesoldungsneu- regelungsgesetz) – … Strafrechtsänderungsgesetz – Beschränkung der Möglichkeit zur Strafmilderung bei Aufklä- rungs- und Präventionshilfe (… StrÄndG) – Gesetz zur Stärkung der Rechte von Opfern sexuellen Missbrauchs (StORMG) – Gesetz zur Schlichtung im Luftverkehr – Gesetz zur Änderung seeverkehrsrechtlicher und sonstiger Vorschriften mit Bezug zum Seerecht – Gesetz über Intelligente Verkehrssysteme im Stra- ßenverkehr und deren Schnittstellen zu anderen Verkehrsträgern (Intelligente Verkehrssysteme Gesetz – IVSG) – Gesetz zu dem Internationalen Übereinkommen von Nairobi von 2007 über die Beseitigung von Wracks – Gesetz zu dem Abkommen vom 3. Mai 2012 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutsch- land und der Regierung der Republik Korea über die Seeschifffahrt – Gesetz zu dem Handelsübereinkommen vom 26. Juni 2012 zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten einerseits sowie Ko- lumbien und Peru andererseits Ferner hat der Bundesrat die folgende Entschließung gefasst: 1. Der Bundesrat stellt fest, dass mit dem Stillstand der WTO-Verhandlungen die Tendenz zu bilate- ralen Freihandelsabkommen zunimmt. Er hält grundsätzlich weltweite, multilaterale, an klare Standards und kontrollierbare Regeln gebundene Abkommen für sinnvoller als ein Geflecht bilate- raler Vereinbarungen. Weltweiter Handel schließt immer eine arbeits-, sozial-, umwelt-, rechts- und verbraucherpolitische Dimension ein, die beim Abschluss von Freihandelsabkommen vollum- fänglich berücksichtigt werden muss. Dies muss auch für EU-Handelsabkommen und sogenannte Gemischte Abkommen mit Drittstaaten gelten. 2. Der Bundesrat bedauert, dass das Freihandelsab- kommen mit Kolumbien und Peru nicht dem re- gionalen Integrationsansatz der EU folgt und neue Schranken zwischen den Staaten der Region errichtet. Es steht somit auch im Widerspruch zur Lateinamerika-Strategie der Bundesregierung, die regionale Integration zu fördern. 3. Der Bundesrat begrüßt das grundsätzliche Bemü- hen, mit dem Handelsübereinkommen zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaa- ten einerseits sowie Kolumbien und Peru anderer- seits an historische und kulturelle Verbindungen anzuknüpfen und eine Öffnung der Märkte unter anderem für Waren, Dienstleistungen, Öffentli- ches Beschaffungswesen und Investitionen sowie die Förderung der wirtschaftlichen Integration zwischen den Parteien zu erreichen, welche die wirtschaftliche Entwicklung voranbringen und auf diese Weise auch den Menschen in den be- troffenen Ländern zugutekommen soll. 4. Der Bundesrat kritisiert jedoch, dass das Freihan- delsabkommen zwar verbindliche Verpflich- tungen zur Marktöffnung im industriellen und agrarischen Bereich, zur Liberalisierung vieler Bereiche der Daseinsvorsorge und Infrastruktu- ren, des öffentlichen Beschaffungswesens um- fasst und einen Eingriff in das Alltagsleben und die sozialen und politischen Verhältnisse der Menschen darstellt, dass aber diesen Verpflich- tungen keine flankierenden arbeits-, sozial-, um- welt-, rechts- und verbraucherpolitischen Rege- lungen mit entsprechender Verbindlichkeit und Kontroll- und Eingriffsmechanismen innerhalb des eigentlichen Abkommens an die Seite gestellt sind. 5. Der Bundesrat kritisiert zudem, dass die im Han- delsabkommen vereinbarten Liberalisierungen der Finanzmärkte die Bemühungen zur Regulie- rung des internationalen Finanzsektors erschwe- ren und Geldwäsche und Steuerhinterziehung erleichtern können. So könnten Finanzakteure riskante Geschäfte machen, ohne ausreichend von einer der Vertragsparteien kontrolliert zu sein. Das Abkommen schützt nur unzureichend das Recht der Vertragsparteien, Kapitalflüsse zu kontrollieren. 6. Der Bundesrat erkennt an, dass der erste Artikel des Handelsübereinkommens auch umfassende Bestimmungen enthält, die den Schutz der Men- schenrechte einfordern. Es ist zu begrüßen, dass sich die Achtung der demokratischen Grundsätze und der grundlegenden Menschenrechte sowie des Grundsatzes der Rechtstaatlichkeit in den in- nenpolitischen Maßnahmen und der internationa- len Politik der Vertragsparteien spiegeln muss und dass die Missachtung dieses wesentlichen Bestandteils des Übereinkommens zur Ergreifung angemessener Maßnahmen führen kann, unter anderem zur möglichen Beendigung bzw. zur Aussetzung eines Teils oder des gesamten Über- einkommens. 7. Der Bundesrat betont aber, dass es im Falle Ko- lumbiens und Perus wichtig gewesen wäre, den allgemeinen Streitbeilegungsmechanismus auch bei Verstößen gegen die Regelungen zum Schutz von Arbeitnehmer-, Menschen- und Umweltrech- ten anzuwenden, damit auch solche Verstöße in dafür vorgesehenen Verfahren im Rahmen des Abkommens sanktioniert werden können. Dabei hätte sichergestellt werden müssen, dass insbe- sondere auch Beschwerden von Seiten der Zivil- gesellschaft direkt zu entsprechenden Verfahren hätten führen können. Im Abkommen stellt Arti- kel 285 Absatz 5 explizit klar, dass der Streitbei- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 241. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 30585 (A) (C) (D)(B) legungsmechanismus für das Nachhaltigkeitska- pitel nicht zur Anwendung kommt. 8. Der Bundesrat begrüßt in diesem Zusammenhang ausdrücklich, dass das Europäische Parlament erstmalig ein Handelsabkommen mit einer Reso- lution zu Menschen- und Arbeitnehmerrechten sowie zu den Umweltstandards ergänzt und von den souveränen Regierungen Kolumbiens und Perus einen konkreten Fahrplan zur Verbesserung der Situation von Gewerkschaftern sowie zur Verbesserung von Sozial- und Umweltstandards eingefordert hat. Beide Länder sind auf die For- derung des Europäischen Parlaments eingegan- gen und haben im Oktober 2012 entsprechende Fahrpläne vorgelegt. Damit verpflichtet sich etwa die kolumbianische Regierung öffentlich unter anderem dazu, die Zivilgesellschaft in die Umset- zung des Abkommens einzubeziehen, eine neue „Fachgruppe für Handelsabkommen und Men- schenrechte“ einzurichten, das Budget für das Schutzprogramm für Gewerkschafter aufzusto- cken und die Anzahl der Arbeitsinspektionen deutlich zu erhöhen. Ebenso soll in Zusammen- arbeit mit der Zivilgesellschaft ein neues System zur strafrechtlichen Ermittlung aufgebaut wer- den, um das Problem der hohen Straflosigkeit an- zugehen. Der Bundesrat begrüßt, dass durch die entschlossene Haltung des Europäischen Parla- ments erreicht werden konnte, dass die Umset- zung vereinbarter Nachhaltigkeitsstandards in Kolumbien und Peru von der Kommission und dem Europäischen Parlament überprüft wird. 9. Der Bundesrat erkennt an, dass mit dem ausge- handelten Nachhaltigkeitskapitel, der Menschen- rechtsklausel sowie den eingegangenen arbeits-, sozial-, umwelt-, rechts- und verbraucherpoliti- schen Verpflichtungen die Europäische Union Möglichkeiten zur Einflussnahme auf die Situa- tion der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, der Umwelt und der Menschenrechte in Kolum- bien und Peru erhalten soll. 10. Der Bundesrat sieht gleichwohl, dass trotz der er- heblichen Anstrengungen, die sowohl Kolumbien als auch Peru in den letzten Jahren zur Verbesse- rung der allgemeinen Lebensbedingungen ihrer Bürgerinnen und Bürger einschließlich der Men- schen- und Arbeitnehmerrechte unternommen haben, zur vollständigen Verwirklichung der fest- gelegten und von einzelnen Bürgern, zivilgesell- schaftlichen Organisationen, den Oppositionspar- teien und der Regierung geforderten hohen Standards sowohl in Kolumbien als auch in Peru noch weitere erhebliche Anstrengungen unter- nommen werden müssen. Dies gilt insbesondere für die seit langem bestehenden Probleme wie Armut, Gewalt und Korruption, einen internen bewaffneten Konflikt (im Falle Kolumbiens mehr als 50 Jahre), illegale bewaffnete Gruppen, Dro- genhandel, Straflosigkeit, Vertreibung, Landent- eignung und Missachtung der Rechte indigener Bevölkerungsgruppen. 11. Der Bundesrat betont, dass der erfolgten Verein- barung neuer innerstaatlicher Mechanismen und eines Dialogs mit der Zivilgesellschaft, auch schon bei nur vorläufiger Anwendung des Ab- kommens, nun eine entschlossene Umsetzung folgen muss, welche getroffene Verabredungen zügig mit Leben erfüllt. Er ermutigt in diesem Zusammenhang die zivilgesellschaftlichen Orga- nisationen in den Andenstaaten und in der Euro- päischen Union, die neue Möglichkeiten der Ein- flussnahme zu nutzen, und fordert die beteiligten Regierungen auf, die Umsetzung der arbeits-, sozial-, umwelt-, rechts- und verbraucherpoliti- schen Verpflichtungen entschlossen anzugehen und dabei auch eine umfangreiche Informations- und Werbekampagne vorzusehen, um möglichst viele der interessierten Gruppen oder Personen für eine Beteiligung an dem Kontrollrahmen des zivilgesellschaftlichen Mechanismus zu gewin- nen. Alle diese Schritte sind auch schon bei nur vorläufiger Anwendung des Abkommens mög- lich. 12. Der Bundesrat begrüßt, dass der Handelsaus- schuss des Europäischen Parlaments erstmalig eine Monitoring-Gruppe eingesetzt hat, die die Umsetzung arbeits-, sozial-, umwelt-, rechts- und verbraucherpolitischer Verpflichtungen und des in dem Abkommen enthaltenen Nachhaltigkeits- kapitels bereits seit dem Zeitpunkt der vorläufi- gen Anwendung des Abkommens überwachen wird. 13. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, die Implementation der von Kolumbien und Peru eingegangenen arbeits-, sozial-, umwelt-, rechts- und verbraucherpolitischen Verpflichtungen auch schon im Rahmen der vorläufigen Anwendung des Abkommens eng zu begleiten und auch auf natio- naler und europäischer Ebene auf Strukturen hin- zuwirken, die eine Implementation sicherstellen und ein wirkungsvolles Monitoring garantieren. 14. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung zu- dem dazu auf, bei der Erteilung eines Verhand- lungsmandats für EU-Handelsabkommen an die Kommission die Einbeziehung von Nachhaltig- keitsaspekten sowie die Wahrung von Sozial-, Menschenrechts-, Umwelt- und Verbraucher- schutzstandards und Belangen des Klimaschutzes im jeweiligen Abkommen und unter dem allge- meinen Streitbeilegungsmechanismus einzufor- dern. Die vereinbarten arbeits-, sozial-, umwelt-, rechts- und verbraucherpolitischen Verpflichtun- gen mit Kolumbien und Peru, die die Entschlie- ßung des Europäischen Parlaments veranlasst hat, weisen in die richtige Richtung und stellen unmit- telbare Verbesserungen gegenüber dem Status quo dar. Zur wirksamen und dauerhaften Absi- cherung dieser Standards ist aber die Einführung umfangreicher, verbindlicher und durch entspre- chende Streitbeilegungsmechanismen durchsetz- barer Regelungen innerhalb zukünftiger Abkom- men nötig. 30586 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 241. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 (A) (C) (D)(B) – Elftes Gesetz zur Änderung des Bundes-Immis- sionsschutzgesetzes – Gesetz zur Stärkung der Innenentwicklung in den Städten und Gemeinden und weiteren Fortent- wicklung des Städtebaurechts Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: Zu Artikel 1 Nummer 16 Buchstabe b (§ 35 Absatz 4 BauGB) Der Bundesrat bedauert, dass das vom Deutschen Bundestag beschlossene Gesetz einen neuen Begüns- tigungstatbestand in § 35 Absatz 4 BauGB enthält. Wie der Bundesrat bereits in seiner Stellungnahme vom 21. September 2012, vergleiche BR-Drucksache 474/12 (Beschluss), zu dem Gesetzentwurf der Bun- desregierung verdeutlicht hat, führt dieser neue Tatbe- stand zu einer Intensivierung und Verfestigung der Nutzung des Außenbereichs und widerspricht damit dem erklärten Ziel des Gesetzes, die Innenentwick- lung zu stärken und die Neuinanspruchnahme von Flächen zu vermeiden. Nach Auffassung des Bundesrates bietet die bereits derzeit gültige Fassung des § 35 Absatz 4 BauGB ausreichende Möglichkeiten, nicht mehr für die Land- wirtschaft genutzte Bestandsbauten einer anderen zweckmäßigen Nutzung zuzuführen. Gegebenenfalls käme – sofern öffentliche Belange von einer Neu- errichtung nicht beeinträchtigt werden – auch die Zu- lassung eines Vorhabens über § 35 Absatz 2 BauGB in Betracht. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung daher ent- sprechend seiner Stellungnahme zum Gesetzentwurf vom 21. September 2012 erneut auf, umgehend einen Gesetzentwurf vorzulegen, mit dem die Erweiterung des § 35 Absatz 4 BauGB wieder gestrichen wird. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Evaluierung des Nachweises einfacher Deutschkenntnisse beim Ehegattennachzug nach dem Aufenthaltsgesetz – Sprachlern- und Sprachtestange- bote, Visumverfahren – Drucksachen 17/3090, 17/4118 Nr. 1.1 – Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Dritter Bericht der Bundesregierung über die Entwick- lung und Zukunftsperspektiven der maritimen Wirt- schaft in Deutschland – Drucksachen 17/12567 – Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten zu Forschung, Innovation und technologi- scher Leistungsfähigkeit Deutschlands 2011 und Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksachen 17/8226 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten zu Forschung, Innovation und technologi- scher Leistungsfähigkeit 2012 – Drucksachen 17/8872 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bundesbericht Forschung und Innovation 2012 – Drucksachen 17/9680 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten zu Forschung, Innovation und technologi- scher Leistungsfähigkeit Deutschlands 2013 – Drucksachen 17/12611 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Hightech-Strategie 2020 für Deutschland – Bilanz und Perspektiven hier: Stellungnahme der Bundesregierung zum Gutach- ten zu Forschung, Innovation und technologischer Leis- tungsfähigkeit Deutschlands 2013 – Drucksachen 17/13075 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/13183 Nr. A.1 EuB-BReg 21/2013 Drucksache 17/13183 Nr. A.2 EuB-BReg 22/2013 Drucksache 17/13183 Nr. A.3 Ratsdokument 5128/13 Drucksache 17/13340 Nr. A.2 EuB-BReg 23/2013 Drucksache 17/13340 Nr. A.3 EuB-BReg 24/2013 Innenausschuss Drucksache 17/11242 Nr. A.3 Ratsdokument 14230/12 Drucksache 17/12126 Nr. A.13 Ratsdokument 17680/12 Rechtsausschuss Drucksache 17/4927 Nr. A.12 Ratsdokument SEK-Nr.(2011)173 endg. Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/2994 Nr. A.34 EuB-BReg 115/2010 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 241. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 30587 (A) (C) (D)(B) Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 17/12911 Nr. A.4 Ratsdokument 6380/13 Drucksache 17/12911 Nr. A.5 Ratsdokument 6671/13 Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 17/3135 Nr. A.6 Ratsdokument 13216/10 Drucksache 17/4338 Nr. A.16 EuB-EP 2087 Drucksache 17/7423 Nr. A.34 Ratsdokument 14556/11 Drucksache 17/11108 Nr. A.17 Ratsdokument 13707/12 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/11617 Nr. A.13 Ratsdokument 15627/12 Drucksache 17/11919 Nr. A.17 Ratsdokument 15984/12 Drucksache 17/12449 Nr. A.10 Ratsdokument 5600/13 Drucksache 17/12587 Nr. A.16 Ratsdokument 5864/13 Drucksache 17/12783 Nr. A.10 Ratsdokument 6186/13 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/11439 Nr. A.17 Ratsdokument 14869/12 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/9797 Nr. A.11 Ratsdokument 9170/12 Drucksache 17/11439 Nr. A.21 Ratsdokument 14854/12 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 17/10710 Nr. A.86 Ratsdokument 12558/12 241. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 51Regierungserklärung zur nuklearen Entsorgung TOP 53, ZP 9 Bankenaufsicht und Bankenabwicklung TOP 54Moderne Mitbestimmung TOP 55Lobbyismus und Parteienfinanzierung ZP 10 Aktuelle Stunde zum Verkauf der TLG - Wohnungen Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Georg Nüßlein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich glaube

    nicht, dass es Sinn macht, jetzt – am Ende der Debatte –
    Streitpunkte zu eröffnen, laut zu werden oder in größe-
    rem Ausmaß Zwischenrufe zu starten,


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Herr Kelber kann nicht leise!)


    sosehr ich auch für mich in Anspruch nehme, dass ich in
    den Debatten im Deutschen Bundestag gerne Zurufe ma-

    che. Das wäre jedenfalls nicht der richtige Zeitpunkt und
    dem Thema nicht angemessen.

    Wir beraten jetzt in erster Lesung einen Gesetzent-
    wurf, der einen partei- und länderübergreifenden Kon-
    sens zu einem besonders wichtigen Thema markiert;
    aber ich sage auch ganz klar: „In erster Lesung“ heißt,
    dass wir kurz vor dem Ziel, aber noch nicht am Ziel sind.
    Genauso wichtig ist: Wir haben uns jetzt erst einmal
    über ein Verfahren verständigt. Das ist ein großer Schritt,
    aber trotzdem sind wir eben leider noch nicht am Ende.

    Natürlich muss unser gemeinsames Vorgehen abbil-
    den, dass die Generationen, die die Kernenergie genutzt
    haben, verantwortlich mit der Entsorgung umgehen
    müssen. Das liegt in ihrer Verantwortung. Ich möchte an
    der Stelle betonen: Genutzt haben sie alle, und über die
    Einführung der Kernenergie in Deutschland haben auch
    alle damals etablierten Parteien im Konsens entschieden.
    Deshalb, Herr Ministerpräsident – da hat Andi Jung na-
    türlich recht –, muss nicht nur der Bundesumweltminis-
    ter liefern, sondern wir alle müssen liefern. Ich glaube,
    darüber gibt es hier gar keinen Streit.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Das sind die Prämissen des heute zu debattierenden
    Entwurfs, der Zeugnis einer über Partei- und Landes-
    grenzen hinweggehenden Konsensfindung ist. Ich sage
    auch ganz klar: Wer Parteipolitik kennt – alle hier sind
    fachkundig –, der weiß, wie schwierig so etwas ist und
    dass das alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist.
    Wir haben somit hier heute eine außerordentlich große
    Chance, gemeinsam Handlungsfähigkeit zu dokumentie-
    ren. Diese sollten wir nutzen und bei so einer Gelegen-
    heit auch einmal gemeinsam aufzeigen und nach drau-
    ßen tragen, dass Politik in Deutschland auch bei noch so
    strittigen Themen handlungsfähig und einigungsfähig
    ist.

    Es geht auf der einen Seite um die sichere Endlage-
    rung, aber auf der anderen Seite eben auch darum – das
    möchte ich am Schluss der Debatte noch einmal ganz
    klar herausstellen –, zu zeigen, dass wir im modernen
    Rechtsstaat auch über besonders streitige und besonders
    wichtige gesellschaftspolitische Themen überparteilich
    verhandeln und am Ende auch im Konsens eine Lösung
    umsetzen können; denn das Umsetzen ist ja die eigentli-
    che Herausforderung.

    Herr Trittin, ich habe vorhin gesagt, dass ich gerne
    streite. Weil es hier nicht hineinpasst, verkneife ich mir
    an dieser Stelle aber einen Spruch zu der von Ihnen an-
    gekündigten Regierungsübernahme durch die Grünen in
    Bayern. Ich habe von Andi Jung ja gerade gehört, es
    gehe hier um Jahrhunderte, wenn nicht gar um Jahrtau-
    sende.


    (Ulrich Kelber [SPD]: Nur nicht in seinem Wahlkreis!)


    Unter dem Gesichtspunkt betrachte ich die zeitliche
    Schiene, von der Sie da gesprochen haben.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich hatte eigentlich an den 15. September 2013 gedacht, Herr Nüßlein!)






    Dr. Georg Nüßlein


    (A) (C)



    (D)(B)


    Wir debattieren hier in erster Lesung natürlich einen
    Kompromiss. Im parlamentarischen Verfahren wird das
    eine oder andere Detail natürlich noch auszugestalten
    sein. Es gibt eine ganze Menge an Themen: die Frage
    der Zusammensetzung und des Vorsitzes der einzurich-
    tenden Enquete-Kommission, die Frage, wer das ganze
    Verfahren bezahlt bzw. wie die Kosten verteilt werden,
    die Frage, wie diese Kommissionsarbeit letztendlich ab-
    gerechnet wird, und ähnliche Dinge. Verglichen mit der
    Grundsatzbedeutung, die dem Inhalt des Gesetzentwurfs
    beizumessen ist, sind das aber nur Marginalien, die im
    regulären parlamentarischen Verfahren noch eingebracht
    und verhandelt werden können. Ich will diesen Aspekten
    damit nicht ihre Bedeutung absprechen. Ein gutes Ge-
    setz muss natürlich bis ins letzte Detail durchdacht sein,
    aber alles hat seine Zeit. Diese Punkte können wir noch
    in Debatten, Anhörungen und Ausschüssen beraten. Wir
    sind nämlich Gott sei Dank so vorgegangen, dass jetzt
    am Ende der Wahlperiode noch genügend Zeit ist, das
    ordentlich zu regeln; auch das möchte ich betonen. Das
    ist ein Verdienst all derjenigen, die das letztendlich mit
    angestoßen und mit organisiert haben.

    Weil heute insbesondere der Bundesumweltminister
    allen gedankt hat, möchte ich das an dieser Stelle auch
    einmal umgekehrt tun, nämlich dem Bundesumweltmi-
    nister danken. Es war ein großer Kraftakt, den er hier
    vollzogen hat, und er hat das hervorragend gemacht. Lie-
    ber Peter Altmaier, vielen Dank! Großartige Leistung!


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    In der Thematik Gorleben muss man drei Dinge ganz
    klar festhalten:

    Erster Punkt. Um zu zeigen, dass wir es ernst meinen,
    ist es sinnvoll, darauf zu verzichten, jetzt zusätzliche
    Castoren nach Gorleben zu transportieren, denn sonst
    würden wir die Entscheidung für eine Standortsuche in-
    frage stellen, und dann würde der Eindruck entstehen:
    Die spielen mit uns, die meinen das nicht ernst.

    Zweiter Punkt. Genauso sinnvoll ist es, das Wissen,
    das wir bei der Erkundung erworben haben, jetzt nicht
    ad acta zu legen.

    Dritter Punkt. Darüber hinaus ist es sinnvoll, darauf
    zu achten, dass es bei der Endlagersuche auf der weißen
    Landkarte nicht von Anfang an einen schwarzen Fleck
    gibt, nämlich Gorleben. Auch das würde niemand ver-
    stehen.


    (Beifall des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    – Es freut mich, dass der Kollege Trittin an dieser Stelle
    klatscht. – Wichtig ist auch – das muss sich bei den Lin-
    ken noch herumsprechen –: Ich kann nicht beschließen,
    mit der Suche neu zu beginnen, und dann einen Ort kom-
    plett ausschließen, nur weil es dort nachvollziehbare
    Schwierigkeiten mit der Bevölkerung gibt. Ich habe gro-
    ßes Verständnis für die Betroffenen vor Ort. Aber es gibt
    zum jetzigen Zeitpunkt, jedenfalls bei den Geologen,
    kein Argument, warum man Gorleben ausschließen
    sollte. Es bringt auch politisch keinen Nutzen, die weiße

    Landkarte mit einem schwarzen Fleck zu versehen. Las-
    sen Sie uns wirklich von vorne anfangen.

    Das ist unser Anliegen. Nur so können wir nicht nur
    einen Konsens über das Verfahren schaffen, sondern am
    Schluss auch ein konsensfähiges Vorgehen erreichen. In
    diesem Sinne: Glück auf für dieses Gesetz!

    Vielen herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 17/13471 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 53 a und 53 b
sowie Zusatzpunkt 9 auf:

53 a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Ge-
setzes zum Vorschlag für eine Verordnung des
Rates zur Übertragung besonderer Aufgaben
im Zusammenhang mit der Aufsicht über Kre-
ditinstitute auf die Europäische Zentralbank

– Drucksache 17/13470 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-
gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Abschirmung von Risiken und zur Pla-
nung der Sanierung und Abwicklung von Kre-
ditinstituten und Finanzgruppen

– Drucksachen 17/12601, 17/13035 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzaus-
schusses (7. Ausschuss)


– Drucksachen 17/13523, 17/13539 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ralph Brinkhaus
Manfred Zöllmer
Björn Sänger
Dr. Gerhard Schick

ZP 9 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Finanzausschusses (7. Ausschuss) zu
dem Antrag der Fraktionen SPD und BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Ein neuer Anlauf zur Bändigung der Finanz-
märkte: Erpressungspotenzial verringern –
Geschäfts- und Investmentbanking trennen

– Drucksachen 17/12687, 17/13523, 17/13539 –





Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse


(A) (C)



(D)(B)


Berichterstattung:
Abgeordnete Ralph Brinkhaus
Manfred Zöllmer
Björn Sänger
Dr. Gerhard Schick

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Parlamen-
tarischen Staatssekretär Hartmut Koschyk das Wort.

H
  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hartmut Koschyk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)



    Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!
    Wir haben in dieser Woche im Deutschen Bundestag
    über wichtige Meilensteine im Hinblick auf einen stabi-
    len Finanzrahmen mit notwendiger Konsequenzziehung
    aus der Finanzmarktkrise debattiert. Heute werden wir
    über einen weiteren Meilenstein für eine stabile Finanz-
    systemordnung in Europa und darüber hinaus debattie-
    ren, nämlich über die Schaffung einer einheitlichen EU-
    weiten Bankenaufsicht.

    Wir erinnern uns: Am 29. Juni des vergangenen Jah-
    res haben die Staats- und Regierungschefs des Euro-
    Währungsgebietes in ihrer Gipfelerklärung den Weg für
    einen einheitlichen europäischen Bankenaufsichtsme-
    chanismus unter Beteiligung der Europäischen Zentral-
    bank politisch freigemacht. Das politische Hauptziel ist,
    dass durch einen solchen einheitlichen Aufsichtsmecha-
    nismus der Teufelskreis aus Banken und Staatsanleihen
    durchbrochen werden soll.


    (Manfred Zöllmer [SPD]: Wie geht das?)


    Wir wollen die gleiche Durchsetzung europäischer Auf-
    sichtsstandards in den an ihm teilnehmenden Mitglied-
    staaten. Damit soll das Vertrauen in unsere europäische
    Währung und in ein stabiles Bankensystem in Europa
    gefestigt werden.

    Die Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone ha-
    ben in ihrer Gipfelerklärung die Rechtsgrundlage für
    diesen einheitlichen Aufsichtsmechanismus klar vorge-
    geben: Art. 127 Abs. 6 des Vertrages über die Arbeits-
    weise der Europäischen Union. Darin ist vorgesehen,
    dass der Rat einstimmig durch Verordnung besondere
    Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht über die
    EZB übertragen kann.

    Die Europäische Kommission hat dann am 12. Sep-
    tember des vergangenen Jahres einen Vorschlag für eine
    Verordnung des Rates vorgelegt. Diese Verordnung trägt
    den schönen Titel „Single Supervisory Mechanism“,
    kurz: SSM-Verordnung.

    Es folgten dann intensive Verhandlungen im Rat. Nur
    drei Monate nachdem die Vorschläge vorgelegt worden
    waren, konnte am 13. September des vergangenen Jahres
    unter den 27 EU-Finanzministern eine erste einstimmige
    politische Einigung über Texte erreicht werden. Natür-
    lich war es wichtig und notwendig, auch das Europäi-
    sche Parlament in die Verhandlungen einzubeziehen.
    Jetzt haben wir einen Verordnungstext mit Datum vom
    18. April, mit dem die inhaltlichen Voraussetzungen für

    eine formelle Verabschiedung dieser Verordnung vorlie-
    gen.

    Mit dem heute eingebrachten Entwurf eines Zustim-
    mungsgesetzes soll der deutsche Vertreter im Rat er-
    mächtigt werden, dieser ausgehandelten Verordnung
    über eine einheitliche europäische Aufsichtsstruktur im
    Bankenwesen zuzustimmen. Durch die Verordnung sol-
    len besondere Aufgaben im Bereich der Bankenaufsicht,
    die bislang nur auf nationaler Ebene wahrgenommen
    werden, auch auf die EZB verlagert werden.

    So wird die Europäische Zentralbank die zuständige
    Behörde für die Überwachung der Einhaltung der Eigen-
    kapitalanforderungen und die Beaufsichtigung auf kon-
    solidierter Basis sein. Zudem wird sie die Einhaltung
    von Bestimmungen zum Verschuldungsgrad und zur
    Mindestliquiditätsquote überwachen und entsprechende
    Kapitalpuffer festlegen.

    Deutschland hat sich in den Verhandlungen über eine
    gemeinsame europäische Bankenaufsichtsstruktur stets
    und entschieden für eine klare Aufteilung der Aufgaben
    zwischen EZB und nationalen Aufsichtsbehörden und
    für die Einhaltung des Subsidiaritätsprinzips eingesetzt.
    Wir konnten uns durchsetzen. Die direkte Aufsicht der
    EZB wird sich nur auf die bedeutenden Kreditinstitute
    der teilnehmenden Mitgliedstaaten konzentrieren. Krite-
    rien für die Bedeutsamkeit eines Kreditinstituts sind die
    Größe,


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Wo ist denn überhaupt Herr Schäuble?)


    seine Bedeutung für die Wirtschaft der EU oder des Mit-
    gliedstaates oder der Umfang der grenzüberschreitenden
    Tätigkeit des Instituts. Zum Beispiel gelten Kreditinsti-
    tute mit einer Bilanzsumme von über 30 Milliarden Euro
    als bedeutend.

    Unabhängig von diesen Kriterien soll die EZB min-
    destens


    (Johannes Kahrs [SPD]: Können Sie auch was anderes als ablesen? Abgelesene Reden funktionieren hier nicht, Herr Staatssekretär!)


    die drei bedeutendsten Kreditinstitute eines jeden teil-
    nehmenden Mitgliedstaates direkt beaufsichtigen.


    (Johannes Kahrs [SPD]: Herr Staatssekretär, in der Geschäftsordnung steht: frei reden, nicht ablesen!)


    – Lieber Herr Kollege Kahrs, Sie können nachher reden
    und Ihren Sachverstand zu diesem Sachverhalt in freier
    Rede deutlich machen.


    (Johannes Kahrs [SPD]: Das tue ich meistens, und nicht so schlecht!)


    Aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn – mit Unterstützung
    des Präsidenten – Sie mich jetzt fortfahren lassen wür-
    den, lieber Kollege Kahrs.


    (Johannes Kahrs [SPD]: Aber nicht ablesen! Lesen Sie die Geschäftsordnung! Freie Rede! – Gegenruf des Abg. Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Unverschämtheit dahinten! Unglaublich!)






    Parl. Staatssekretär Hartmut Koschyk


    (A) (C)



    (D)(B)


    – Ich wusste gar nicht, dass Sie bei diesem Thema so
    kompetent und engagiert sind.

    Jedenfalls kommt es darauf an, liebe Kolleginnen und
    Kollegen, dass wir durch den heute zu verabschiedenden
    Entwurf des Zustimmungsgesetzes den Weg dafür frei-
    machen, dass im Hinblick auf die Situation der europäi-
    schen Bankenlandschaft mehr Stabilität eintritt. Wir ha-
    ben uns sehr dafür eingesetzt, dass es bei der strikten
    Trennung im Hinblick auf die Verantwortung der Euro-
    päischen Zentralbank, was die Geldwertstabilität in die-
    sen Aufsichtsfragen anbelangt, bleibt.

    Des Weiteren haben wir uns dafür eingesetzt, dass es
    zu einer abgestimmten Aufsichtsstruktur kommt. Die be-
    währten nationalen Aufsichtsstrukturen werden die
    nichtbedeutenden Kreditinstitute weiter überwachen.
    Die bedeutenden Kreditinstitute – ich habe die Defini-
    tion genannt – werden in Zukunft von der Europäischen
    Zentralbank überwacht werden. Wir werden natürlich
    auch genau darauf achten, dass die technischen Details,
    die jetzt noch auszuformulieren sind, auch unter Mitwir-
    kung sowohl des Europäischen Parlaments als auch der
    nationalen Parlamente ausformuliert werden.

    Die strikte Trennung zwischen Geldpolitik und Auf-
    sicht war ein ganz entscheidender Punkt. Für uns ist es
    aber auch wichtig, dass eine Schlichtungsstelle ein-
    gerichtet wird, die im Falle eines Einspruchs des EZB-
    Rates gegenüber einem Entscheidungsvorschlag des
    Aufsichtsgremiums die Meinungsverschiedenheiten bei-
    legen soll. Auch die Aufsichtstätigkeit bei der EZB soll
    durch Abgaben finanziert werden. Diese Abgaben wer-
    den von den beaufsichtigten Kreditinstituten zu zahlen
    sein. Das heißt, es wird nicht zu Belastungen der öffent-
    lichen Haushalte durch diese neue Aufsichtsstruktur
    kommen.


    (Johannes Kahrs [SPD]: Das glaubt doch kein Mensch! Kein Wunder, dass der Minister nicht da ist! So einen Unsinn hätte der nie erzählt!)


    – Ich weiß gar nicht, lieber Herr Kahrs, warum Sie in
    eine sachliche Debatte über ein wichtiges europäisches
    Gesetzesvorhaben eine solch komische Stimmung hin-
    einbringen.


    (Johannes Kahrs [SPD]: Weil Sie nur ablesen!)


    Ist Ihnen heute irgendetwas über die Leber gelaufen?


    (Beifall des Abg. Peter Aumer Wahrscheinlich ist Ihnen wirklich etwas über die Leber gelaufen; denn der Sachverhalt, lieber Herr Kahrs, mit dem wir uns heute auseinandersetzen, erfordert doch ein wenig Ernsthaftigkeit und Seriosität und nicht plumpe Pöbelei. Vielleicht versuchen Sie jetzt, der Debatte ein bisschen angemessener zu folgen. Herr Staatssekretär, gestatten Sie eine vermutlich sachliche Zwischenfrage des Kollegen Schneider? H Ja. Der Kollege Schneider zeichnet sich immer durch sachliche Beiträge und Zwischenfragen aus. (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Es sei denn, ihm ist etwas über die Leber gelaufen!)


    (Johannes Kahrs [SPD]: Ja, Ihre Rede!)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)