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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/241 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 241. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Johannes Singhammer . . . . . . . . . . . . Begrüßung des neuen Abgeordneten Gerhard Drexler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung des Tagesordnungspunktes 52 . . . Tagesordnungspunkt 51: a) Abgabe einer Regierungserklärung durch den Bundesminister für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit: Nukleare Entsorgung im Konsens regeln . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zur Suche und Auswahl ei- nes Standortes für ein Endlager für Wärme entwickelnde radioaktive Ab- fälle und zur Änderung anderer Gesetze (Standortauswahlgesetz – StandAG) (Drucksache 17/13471) . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Weil, Ministerpräsident (Niedersachsen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Jung (Konstanz) (CDU/CSU) . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 53: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Übertra- gung besonderer Aufgaben im Zusam- menhang mit der Aufsicht über Kreditin- stitute auf die Europäische Zentralbank (Drucksachen 17/13470, 17/13523, 17/13539) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Abschirmung von Risiken und zur Planung der Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten und Finanzgruppen (Drucksachen 17/12601, 17/13035, 17/13523, 17/13539) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Fraktio- nen der SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Ein neuer Anlauf zur Bändigung der Finanzmärkte: Erpressungspotenzial ver- ringern – Geschäfts- und Investmentban- king trennen (Drucksachen 17/12687, 17/13523, 17/13539) Hartmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . 30519 A 30519 A 30519 B 30519 B 30519 B 30519 C 30523 B 30524 C 30525 D 30527 B 30529 A 30530 B 30530 D 30532 A 30533 B 30534 C 30534 D 30534 B 30535 A 30536 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 241. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Aumer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Björn Sänger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 54: Antrag der Abgeordneten Anette Kramme, Angelika Krüger-Leißner, Hubertus Heil (Peine), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Moderne Mitbestimmung für das 21. Jahrhundert (Drucksache 17/13476) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . Jutta Krellmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Pascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . . Klaus Barthel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 55: Beschlussempfehlung und Bericht des Innen- ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Raju Sharma, Jan Korte, Agnes Alpers, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Demokratie stärken, Lobbyismus verhin- dern und Parteienfinanzierung transparen- ter gestalten (Drucksachen 17/9063, 17/13530) . . . . . . . . . Ingo Wellenreuther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Stefan Ruppert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 10: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion DIE LINKE: Haltung der Bundesregierung beim Verkauf der TLG . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Hans-Joachim Hacker (SPD) . . . . . . . . . . . . . Patrick Kurth (Kyffhäuser) (FDP) . . . . . . . . . Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Iris Gleicke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Stefanie Vogelsang (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30537 B 30538 D 30539 D 30540 C 30541 D 30543 A 30544 C 30546 B 30548 D 30549 C 30549 D 30550 D 30552 B 30553 B 30555 A 30556 A 30557 D 30559 A 30559 B 30562 A 30563 C 30564 A 30565 C 30566 C 30566 D 30568 A 30569 A 30570 B 30571 B 30572 C 30573 D 30574 D 30576 A 30577 C 30579 B 30580 C 30581 D 30582 A 30583 A 30583 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 241. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 30519 (A) (C) (D)(B) 241. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 Beginn: 9.00 Uhr
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    30582 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 241. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms (A) (C) (D)(B) Berichtigung 240. Sitzung, Seite 30158 D, vierter Absatz, der Zwi- schenruf des Abgeordneten Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ist wie folgt zu lesen:„ Unter Kohl lag der Spitzensteuersatz bei 53 Prozent!“ Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 241. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 30583 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 909. Sitzung am 3. Mai 2013 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Abschaffung des Branntweinmonopols (Branntweinmonopolabschaffungsgesetz) – Gesetz zur Änderung des Finanz- und Personal- statistikgesetzes – Gesetz zur Änderung des Telekommunikations- gesetzes und zur Neuregelung der Bestandsdaten- auskunft Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 17.05.2013 Beck (Reutlingen), Ernst-Reinhard CDU/CSU 17.05.2013 Bellmann, Veronika CDU/CSU 17.05.2013 Bleser, Peter CDU/CSU 17.05.2013 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 17.05.2013 Dr. Bunge, Martina DIE LINKE 17.05.2013 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 17.05.2013 Dr. Gambke, Thomas BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.05.2013 Glos, Michael CDU/CSU 17.05.2013 Golze, Diana DIE LINKE 17.05.2013 Groneberg, Gabriele SPD 17.05.2013 Dr. Hein, Rosemarie DIE LINKE 17.05.2013 Heinen-Esser, Ursula CDU/CSU 17.05.2013 Hiller-Ohm, Gabriele SPD 17.05.2013 Hintze, Peter CDU/CSU 17.05.2013 Dr. Höll, Barbara DIE LINKE 17.05.2013 Humme, Christel SPD 17.05.2013 Koch, Harald DIE LINKE 17.05.2013 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 17.05.2013* Laurischk, Sibylle FDP 17.05.2013 Leutert, Michael DIE LINKE 17.05.2013 Möller, Kornelia DIE LINKE 17.05.2013 Mücke, Jan FDP 17.05.2013 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 17.05.2013 Pflug, Johannes SPD 17.05.2013* Pieper, Cornelia FDP 17.05.2013 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.05.2013 Roth (Esslingen), Karin SPD 17.05.2013 Roth (Heringen), Michael SPD 17.05.2013 Schlecht, Michael DIE LINKE 17.05.2013 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 17.05.2013 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 17.05.2013* Schulte-Drüggelte, Bernhard CDU/CSU 17.05.2013 Schwanitz, Rolf SPD 17.05.2013 Schwarzelühr-Sutter, Rita SPD 17.05.2013 Spatz, Joachim FDP 17.05.2013* Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 17.05.2013 Dr. Westerwelle, Guido FDP 17.05.2013 Zylajew, Willi CDU/CSU 17.05.2013 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 30584 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 241. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 (A) (C) (D)(B) – Gesetz zur Neuregelung der Professorenbesol- dung und zur Änderung weiterer dienstrecht- licher Vorschriften (Professorenbesoldungsneu- regelungsgesetz) – … Strafrechtsänderungsgesetz – Beschränkung der Möglichkeit zur Strafmilderung bei Aufklä- rungs- und Präventionshilfe (… StrÄndG) – Gesetz zur Stärkung der Rechte von Opfern sexuellen Missbrauchs (StORMG) – Gesetz zur Schlichtung im Luftverkehr – Gesetz zur Änderung seeverkehrsrechtlicher und sonstiger Vorschriften mit Bezug zum Seerecht – Gesetz über Intelligente Verkehrssysteme im Stra- ßenverkehr und deren Schnittstellen zu anderen Verkehrsträgern (Intelligente Verkehrssysteme Gesetz – IVSG) – Gesetz zu dem Internationalen Übereinkommen von Nairobi von 2007 über die Beseitigung von Wracks – Gesetz zu dem Abkommen vom 3. Mai 2012 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutsch- land und der Regierung der Republik Korea über die Seeschifffahrt – Gesetz zu dem Handelsübereinkommen vom 26. Juni 2012 zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten einerseits sowie Ko- lumbien und Peru andererseits Ferner hat der Bundesrat die folgende Entschließung gefasst: 1. Der Bundesrat stellt fest, dass mit dem Stillstand der WTO-Verhandlungen die Tendenz zu bilate- ralen Freihandelsabkommen zunimmt. Er hält grundsätzlich weltweite, multilaterale, an klare Standards und kontrollierbare Regeln gebundene Abkommen für sinnvoller als ein Geflecht bilate- raler Vereinbarungen. Weltweiter Handel schließt immer eine arbeits-, sozial-, umwelt-, rechts- und verbraucherpolitische Dimension ein, die beim Abschluss von Freihandelsabkommen vollum- fänglich berücksichtigt werden muss. Dies muss auch für EU-Handelsabkommen und sogenannte Gemischte Abkommen mit Drittstaaten gelten. 2. Der Bundesrat bedauert, dass das Freihandelsab- kommen mit Kolumbien und Peru nicht dem re- gionalen Integrationsansatz der EU folgt und neue Schranken zwischen den Staaten der Region errichtet. Es steht somit auch im Widerspruch zur Lateinamerika-Strategie der Bundesregierung, die regionale Integration zu fördern. 3. Der Bundesrat begrüßt das grundsätzliche Bemü- hen, mit dem Handelsübereinkommen zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaa- ten einerseits sowie Kolumbien und Peru anderer- seits an historische und kulturelle Verbindungen anzuknüpfen und eine Öffnung der Märkte unter anderem für Waren, Dienstleistungen, Öffentli- ches Beschaffungswesen und Investitionen sowie die Förderung der wirtschaftlichen Integration zwischen den Parteien zu erreichen, welche die wirtschaftliche Entwicklung voranbringen und auf diese Weise auch den Menschen in den be- troffenen Ländern zugutekommen soll. 4. Der Bundesrat kritisiert jedoch, dass das Freihan- delsabkommen zwar verbindliche Verpflich- tungen zur Marktöffnung im industriellen und agrarischen Bereich, zur Liberalisierung vieler Bereiche der Daseinsvorsorge und Infrastruktu- ren, des öffentlichen Beschaffungswesens um- fasst und einen Eingriff in das Alltagsleben und die sozialen und politischen Verhältnisse der Menschen darstellt, dass aber diesen Verpflich- tungen keine flankierenden arbeits-, sozial-, um- welt-, rechts- und verbraucherpolitischen Rege- lungen mit entsprechender Verbindlichkeit und Kontroll- und Eingriffsmechanismen innerhalb des eigentlichen Abkommens an die Seite gestellt sind. 5. Der Bundesrat kritisiert zudem, dass die im Han- delsabkommen vereinbarten Liberalisierungen der Finanzmärkte die Bemühungen zur Regulie- rung des internationalen Finanzsektors erschwe- ren und Geldwäsche und Steuerhinterziehung erleichtern können. So könnten Finanzakteure riskante Geschäfte machen, ohne ausreichend von einer der Vertragsparteien kontrolliert zu sein. Das Abkommen schützt nur unzureichend das Recht der Vertragsparteien, Kapitalflüsse zu kontrollieren. 6. Der Bundesrat erkennt an, dass der erste Artikel des Handelsübereinkommens auch umfassende Bestimmungen enthält, die den Schutz der Men- schenrechte einfordern. Es ist zu begrüßen, dass sich die Achtung der demokratischen Grundsätze und der grundlegenden Menschenrechte sowie des Grundsatzes der Rechtstaatlichkeit in den in- nenpolitischen Maßnahmen und der internationa- len Politik der Vertragsparteien spiegeln muss und dass die Missachtung dieses wesentlichen Bestandteils des Übereinkommens zur Ergreifung angemessener Maßnahmen führen kann, unter anderem zur möglichen Beendigung bzw. zur Aussetzung eines Teils oder des gesamten Über- einkommens. 7. Der Bundesrat betont aber, dass es im Falle Ko- lumbiens und Perus wichtig gewesen wäre, den allgemeinen Streitbeilegungsmechanismus auch bei Verstößen gegen die Regelungen zum Schutz von Arbeitnehmer-, Menschen- und Umweltrech- ten anzuwenden, damit auch solche Verstöße in dafür vorgesehenen Verfahren im Rahmen des Abkommens sanktioniert werden können. Dabei hätte sichergestellt werden müssen, dass insbe- sondere auch Beschwerden von Seiten der Zivil- gesellschaft direkt zu entsprechenden Verfahren hätten führen können. Im Abkommen stellt Arti- kel 285 Absatz 5 explizit klar, dass der Streitbei- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 241. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 30585 (A) (C) (D)(B) legungsmechanismus für das Nachhaltigkeitska- pitel nicht zur Anwendung kommt. 8. Der Bundesrat begrüßt in diesem Zusammenhang ausdrücklich, dass das Europäische Parlament erstmalig ein Handelsabkommen mit einer Reso- lution zu Menschen- und Arbeitnehmerrechten sowie zu den Umweltstandards ergänzt und von den souveränen Regierungen Kolumbiens und Perus einen konkreten Fahrplan zur Verbesserung der Situation von Gewerkschaftern sowie zur Verbesserung von Sozial- und Umweltstandards eingefordert hat. Beide Länder sind auf die For- derung des Europäischen Parlaments eingegan- gen und haben im Oktober 2012 entsprechende Fahrpläne vorgelegt. Damit verpflichtet sich etwa die kolumbianische Regierung öffentlich unter anderem dazu, die Zivilgesellschaft in die Umset- zung des Abkommens einzubeziehen, eine neue „Fachgruppe für Handelsabkommen und Men- schenrechte“ einzurichten, das Budget für das Schutzprogramm für Gewerkschafter aufzusto- cken und die Anzahl der Arbeitsinspektionen deutlich zu erhöhen. Ebenso soll in Zusammen- arbeit mit der Zivilgesellschaft ein neues System zur strafrechtlichen Ermittlung aufgebaut wer- den, um das Problem der hohen Straflosigkeit an- zugehen. Der Bundesrat begrüßt, dass durch die entschlossene Haltung des Europäischen Parla- ments erreicht werden konnte, dass die Umset- zung vereinbarter Nachhaltigkeitsstandards in Kolumbien und Peru von der Kommission und dem Europäischen Parlament überprüft wird. 9. Der Bundesrat erkennt an, dass mit dem ausge- handelten Nachhaltigkeitskapitel, der Menschen- rechtsklausel sowie den eingegangenen arbeits-, sozial-, umwelt-, rechts- und verbraucherpoliti- schen Verpflichtungen die Europäische Union Möglichkeiten zur Einflussnahme auf die Situa- tion der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, der Umwelt und der Menschenrechte in Kolum- bien und Peru erhalten soll. 10. Der Bundesrat sieht gleichwohl, dass trotz der er- heblichen Anstrengungen, die sowohl Kolumbien als auch Peru in den letzten Jahren zur Verbesse- rung der allgemeinen Lebensbedingungen ihrer Bürgerinnen und Bürger einschließlich der Men- schen- und Arbeitnehmerrechte unternommen haben, zur vollständigen Verwirklichung der fest- gelegten und von einzelnen Bürgern, zivilgesell- schaftlichen Organisationen, den Oppositionspar- teien und der Regierung geforderten hohen Standards sowohl in Kolumbien als auch in Peru noch weitere erhebliche Anstrengungen unter- nommen werden müssen. Dies gilt insbesondere für die seit langem bestehenden Probleme wie Armut, Gewalt und Korruption, einen internen bewaffneten Konflikt (im Falle Kolumbiens mehr als 50 Jahre), illegale bewaffnete Gruppen, Dro- genhandel, Straflosigkeit, Vertreibung, Landent- eignung und Missachtung der Rechte indigener Bevölkerungsgruppen. 11. Der Bundesrat betont, dass der erfolgten Verein- barung neuer innerstaatlicher Mechanismen und eines Dialogs mit der Zivilgesellschaft, auch schon bei nur vorläufiger Anwendung des Ab- kommens, nun eine entschlossene Umsetzung folgen muss, welche getroffene Verabredungen zügig mit Leben erfüllt. Er ermutigt in diesem Zusammenhang die zivilgesellschaftlichen Orga- nisationen in den Andenstaaten und in der Euro- päischen Union, die neue Möglichkeiten der Ein- flussnahme zu nutzen, und fordert die beteiligten Regierungen auf, die Umsetzung der arbeits-, sozial-, umwelt-, rechts- und verbraucherpoliti- schen Verpflichtungen entschlossen anzugehen und dabei auch eine umfangreiche Informations- und Werbekampagne vorzusehen, um möglichst viele der interessierten Gruppen oder Personen für eine Beteiligung an dem Kontrollrahmen des zivilgesellschaftlichen Mechanismus zu gewin- nen. Alle diese Schritte sind auch schon bei nur vorläufiger Anwendung des Abkommens mög- lich. 12. Der Bundesrat begrüßt, dass der Handelsaus- schuss des Europäischen Parlaments erstmalig eine Monitoring-Gruppe eingesetzt hat, die die Umsetzung arbeits-, sozial-, umwelt-, rechts- und verbraucherpolitischer Verpflichtungen und des in dem Abkommen enthaltenen Nachhaltigkeits- kapitels bereits seit dem Zeitpunkt der vorläufi- gen Anwendung des Abkommens überwachen wird. 13. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, die Implementation der von Kolumbien und Peru eingegangenen arbeits-, sozial-, umwelt-, rechts- und verbraucherpolitischen Verpflichtungen auch schon im Rahmen der vorläufigen Anwendung des Abkommens eng zu begleiten und auch auf natio- naler und europäischer Ebene auf Strukturen hin- zuwirken, die eine Implementation sicherstellen und ein wirkungsvolles Monitoring garantieren. 14. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung zu- dem dazu auf, bei der Erteilung eines Verhand- lungsmandats für EU-Handelsabkommen an die Kommission die Einbeziehung von Nachhaltig- keitsaspekten sowie die Wahrung von Sozial-, Menschenrechts-, Umwelt- und Verbraucher- schutzstandards und Belangen des Klimaschutzes im jeweiligen Abkommen und unter dem allge- meinen Streitbeilegungsmechanismus einzufor- dern. Die vereinbarten arbeits-, sozial-, umwelt-, rechts- und verbraucherpolitischen Verpflichtun- gen mit Kolumbien und Peru, die die Entschlie- ßung des Europäischen Parlaments veranlasst hat, weisen in die richtige Richtung und stellen unmit- telbare Verbesserungen gegenüber dem Status quo dar. Zur wirksamen und dauerhaften Absi- cherung dieser Standards ist aber die Einführung umfangreicher, verbindlicher und durch entspre- chende Streitbeilegungsmechanismen durchsetz- barer Regelungen innerhalb zukünftiger Abkom- men nötig. 30586 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 241. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 (A) (C) (D)(B) – Elftes Gesetz zur Änderung des Bundes-Immis- sionsschutzgesetzes – Gesetz zur Stärkung der Innenentwicklung in den Städten und Gemeinden und weiteren Fortent- wicklung des Städtebaurechts Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: Zu Artikel 1 Nummer 16 Buchstabe b (§ 35 Absatz 4 BauGB) Der Bundesrat bedauert, dass das vom Deutschen Bundestag beschlossene Gesetz einen neuen Begüns- tigungstatbestand in § 35 Absatz 4 BauGB enthält. Wie der Bundesrat bereits in seiner Stellungnahme vom 21. September 2012, vergleiche BR-Drucksache 474/12 (Beschluss), zu dem Gesetzentwurf der Bun- desregierung verdeutlicht hat, führt dieser neue Tatbe- stand zu einer Intensivierung und Verfestigung der Nutzung des Außenbereichs und widerspricht damit dem erklärten Ziel des Gesetzes, die Innenentwick- lung zu stärken und die Neuinanspruchnahme von Flächen zu vermeiden. Nach Auffassung des Bundesrates bietet die bereits derzeit gültige Fassung des § 35 Absatz 4 BauGB ausreichende Möglichkeiten, nicht mehr für die Land- wirtschaft genutzte Bestandsbauten einer anderen zweckmäßigen Nutzung zuzuführen. Gegebenenfalls käme – sofern öffentliche Belange von einer Neu- errichtung nicht beeinträchtigt werden – auch die Zu- lassung eines Vorhabens über § 35 Absatz 2 BauGB in Betracht. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung daher ent- sprechend seiner Stellungnahme zum Gesetzentwurf vom 21. September 2012 erneut auf, umgehend einen Gesetzentwurf vorzulegen, mit dem die Erweiterung des § 35 Absatz 4 BauGB wieder gestrichen wird. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Evaluierung des Nachweises einfacher Deutschkenntnisse beim Ehegattennachzug nach dem Aufenthaltsgesetz – Sprachlern- und Sprachtestange- bote, Visumverfahren – Drucksachen 17/3090, 17/4118 Nr. 1.1 – Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Dritter Bericht der Bundesregierung über die Entwick- lung und Zukunftsperspektiven der maritimen Wirt- schaft in Deutschland – Drucksachen 17/12567 – Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten zu Forschung, Innovation und technologi- scher Leistungsfähigkeit Deutschlands 2011 und Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksachen 17/8226 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten zu Forschung, Innovation und technologi- scher Leistungsfähigkeit 2012 – Drucksachen 17/8872 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bundesbericht Forschung und Innovation 2012 – Drucksachen 17/9680 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten zu Forschung, Innovation und technologi- scher Leistungsfähigkeit Deutschlands 2013 – Drucksachen 17/12611 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Hightech-Strategie 2020 für Deutschland – Bilanz und Perspektiven hier: Stellungnahme der Bundesregierung zum Gutach- ten zu Forschung, Innovation und technologischer Leis- tungsfähigkeit Deutschlands 2013 – Drucksachen 17/13075 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/13183 Nr. A.1 EuB-BReg 21/2013 Drucksache 17/13183 Nr. A.2 EuB-BReg 22/2013 Drucksache 17/13183 Nr. A.3 Ratsdokument 5128/13 Drucksache 17/13340 Nr. A.2 EuB-BReg 23/2013 Drucksache 17/13340 Nr. A.3 EuB-BReg 24/2013 Innenausschuss Drucksache 17/11242 Nr. A.3 Ratsdokument 14230/12 Drucksache 17/12126 Nr. A.13 Ratsdokument 17680/12 Rechtsausschuss Drucksache 17/4927 Nr. A.12 Ratsdokument SEK-Nr.(2011)173 endg. Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/2994 Nr. A.34 EuB-BReg 115/2010 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 241. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Mai 2013 30587 (A) (C) (D)(B) Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 17/12911 Nr. A.4 Ratsdokument 6380/13 Drucksache 17/12911 Nr. A.5 Ratsdokument 6671/13 Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 17/3135 Nr. A.6 Ratsdokument 13216/10 Drucksache 17/4338 Nr. A.16 EuB-EP 2087 Drucksache 17/7423 Nr. A.34 Ratsdokument 14556/11 Drucksache 17/11108 Nr. A.17 Ratsdokument 13707/12 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/11617 Nr. A.13 Ratsdokument 15627/12 Drucksache 17/11919 Nr. A.17 Ratsdokument 15984/12 Drucksache 17/12449 Nr. A.10 Ratsdokument 5600/13 Drucksache 17/12587 Nr. A.16 Ratsdokument 5864/13 Drucksache 17/12783 Nr. A.10 Ratsdokument 6186/13 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/11439 Nr. A.17 Ratsdokument 14869/12 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/9797 Nr. A.11 Ratsdokument 9170/12 Drucksache 17/11439 Nr. A.21 Ratsdokument 14854/12 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 17/10710 Nr. A.86 Ratsdokument 12558/12 241. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 51Regierungserklärung zur nuklearen Entsorgung TOP 53, ZP 9 Bankenaufsicht und Bankenabwicklung TOP 54Moderne Mitbestimmung TOP 55Lobbyismus und Parteienfinanzierung ZP 10 Aktuelle Stunde zum Verkauf der TLG - Wohnungen Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

    Sitzung ist eröffnet.

    Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, gratuliere
    ich dem Kollegen Johannes Singhammer nachträglich
    zu seinem 60. Geburtstag, den er in den vergangenen Ta-
    gen gefeiert hat. Alle guten Wünsche im Namen des
    ganzen Hauses!


    (Beifall)


    Für den am 12. Mai verstorbenen Kollegen Dr. Max
    Stadler ist der Kollege Gerhard Drexler nachgerückt.
    Im Namen des ganzen Hauses begrüße ich den neuen
    Kollegen sehr herzlich und wünsche eine gute Zusam-
    menarbeit.


    (Beifall)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, interfraktionell ist
    vereinbart worden, den Tagesordnungspunkt 52 abzuset-
    zen. Sind Sie damit einverstanden? – Ich höre keinen
    Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

    Ich rufe die Tagesordnungspunkte 51 a und 51 b auf:

    a) Abgabe einer Regierungserklärung durch den
    Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Re-
    aktorsicherheit

    Nukleare Entsorgung im Konsens regeln

    b) Erste Beratung des von den Fraktionen CDU/
    CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
    NEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
    Suche und Auswahl eines Standortes für ein
    Endlager für Wärme entwickelnde radioak-
    tive Abfälle und zur Änderung anderer Ge-
    setze (Standortauswahlgesetz – StandAG)


    – Drucksache 17/13471 –
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

    Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
    Ausschuss für Bildung, Forschung und
    Technikfolgenabschätzung
    Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

    Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
    Aussprache im Anschluss an die Regierungserklärung
    eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen Widerspruch.
    Dann ist das so beschlossen.

    Das Wort zur Abgabe einer Regierungserklärung hat
    der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reak-
    torsicherheit, Peter Altmaier. Bitte schön.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Peter Altmaier, Bundesminister für Umwelt, Natur-
    schutz und Reaktorsicherheit:

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
    Herren! Geehrte Kolleginnen und Kollegen! Mit der
    heutigen ersten Lesung des Standortauswahlgesetzes zur
    Endlagerung hochradioaktiver Abfälle schlagen wir ein
    neues Kapitel in der langen und zugleich auch wechsel-
    vollen Kernenergiepolitik unseres Landes auf. Es wird
    eines der letzten Kapitel sein. Wir wollen und wir wer-
    den dieses Kapitel gemeinsam gestalten.

    In Deutschland hat man sich frühzeitig, früher als in
    vielen anderen Ländern, die Kernkraftwerke gebaut und
    betrieben haben, mit der Frage der sicheren Entsorgung
    beschäftigt. Der Standort Gorleben wurde nach den da-
    maligen Vorstellungen ausgewählt. Es wurde mit der Er-
    kundung des Salzstocks begonnen; aber ein Endlager
    haben wir bis zum heutigen Tage nicht. Die Entschei-
    dungen waren fachlich und politisch umstritten. Nie ist
    es gelungen, einen Konsens, eine allgemein akzeptierte
    Lösung zu gestalten. Damit gehört die 30-jährige De-
    batte über diese Frage zu den großen, aber nicht unbe-
    dingt zu den vorbildlichen Debatten in der Geschichte
    der alten Bundesrepublik und des wiedervereinigten
    Deutschlands.

    Nach einem jahrzehntelangen Streit und gesellschaft-
    lichen Konflikten in der Frage, wo und wie radioaktive
    Abfälle langzeitsicher entsorgt werden können, ist der
    nun erzielte Konsens ein historischer Durchbruch. Er
    folgt dem breiten Konsens aus dem Jahre 2011 über den
    schrittweisen Ausstieg aus der friedlichen Nutzung der
    Kernenergie bis zum Jahre 2022. Damit geht das Zeital-
    ter der Kernenergie in Deutschland definitiv zu Ende.





    Bundesminister Peter Altmaier


    (A) (C)



    (D)(B)


    Egal wie man in den letzten Jahren zur friedlichen Nut-
    zung der Kernenergie stand oder wie man heute dazu
    steht, egal welche Überzeugungen auf den unterschiedli-
    chen Seiten dieses Hauses vorherrschten: Es gibt heute
    einen breiten, einen soliden, einen parteiübergreifenden
    Konsens, dass die Kernenergie für die Energieversor-
    gung der Zukunft in Deutschland keine Option mehr dar-
    stellt. Es ist wichtig, dass wir diesen Konsens über alle
    kontroversen Debatten hinweg aufrechterhalten und
    nach außen sichtbar machen.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Dies entspricht auch dem Wunsch der großen Mehr-
    heit der Menschen in Deutschland, wie Umfragen immer
    wieder zeigen. Ein jahrzehntelanger tiefer Konflikt in
    Politik und Gesellschaft, vermutlich der größte und
    längste in der Nachkriegsgeschichte unseres Landes, ist
    damit gelöst worden, ein Konflikt, der unsere Gesell-
    schaft auch gespalten und die Politik manchmal gera-
    dezu gelähmt hat, ein Konflikt, der mit heftigen Demon-
    strationen, großen Polizeiaufgeboten und leider
    manchmal auch mit Gewalt und Verletzten einherging.
    Brokdorf, Wackersdorf, Gorleben – alle hier im Saal
    wissen, wovon ich spreche. Deshalb liegt es mir am Be-
    ginn der Beratungen auch am Herzen, all den friedlichen
    Demonstranten, die jahre- und oftmals jahrzehntelang
    für ihre Überzeugung gekämpft haben, aber auch den
    vielen Tausend Polizisten, die all die Jahre unter Einsatz
    ihres Lebens und ihrer Gesundheit für Sicherheit und
    Rechtsstaatlichkeit gesorgt haben, meinen Respekt und
    meine Hochachtung auszusprechen. Herzlichen Dank!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn wir uns die Dimension dieses Konfliktes vor
    Augen halten, dann wird klar, dass die Einigung in der
    Endlagerfrage, die wir am 9. April 2013 erzielt haben,
    mit Fug und Recht als Durchbruch bezeichnet werden
    darf. Einige der Teilnehmer, die nicht meiner Partei an-
    gehören, sprachen sogar von einem historischen Durch-
    bruch. Ich habe dem nichts hinzuzufügen. Das Erreichte
    hat nicht nur für die Gegenwart Bedeutung. Es wirkt vor
    allem für unsere Zukunft; denn Maßstab des politischen
    Handelns heute müssen Sicherheit und Lebensqualität
    der nach uns kommenden Generationen sein. Darum
    muss die Generation, die das Problem verursacht hat, es
    auch lösen. Sie muss zumindest die Lösung auf den Weg
    bringen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir das Problem
    der Endlagerung hochradioaktiver Abfälle heute für die
    Zukunft gemeinsam anpacken, und zwar partei- und
    fraktionsübergreifend.

    Im Übrigen: Wir haben diese Gespräche in einer Zeit
    geführt, in der wir uns auch auf eine wichtige Wahlent-
    scheidung vorbereiten. Dass alle Beteiligten sehr kon-
    krete, aber zum Teil sehr unterschiedliche Vorstellungen
    darüber haben, wie diese Wahlentscheidung ausfallen
    wird, muss nicht negativ sein. Wahrscheinlich ist es so-
    gar positiv, wenn es darum geht, gemeinsam etwas auf
    die Beine zu stellen, was die Wahlauseinandersetzungen
    übersteht.

    Die Herausforderung ist groß. Der Ministerpräsident
    von Baden-Württemberg, Herr Ministerpräsident
    Kretschmann, hat pointiert von einem Gesetz nicht für
    die nächsten drei, sondern für die nächsten 300 000
    Jahre gesprochen. Ich weiß nicht, ob wir ein Mandat ha-
    ben, das so weit reicht, und ich weiß nicht, ob man die
    Geschichte so weit vorhersehen kann. Wir haben aber
    die Verantwortung, heute Entscheidungen zu treffen, die
    uns in den nächsten 300 000 Jahren keine Probleme ma-
    chen; wir, unsere Generation, müssen dieser Verantwor-
    tung gerecht werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Das haben wir übrigens mit dem Gesetz zur Be-
    schleunigung der Rückholung radioaktiver Abfälle aus
    der Schachtanlage Asse II, dem Asse-Gesetz, getan, das
    am 25. April 2013 in Kraft getreten ist. Auch dort geht
    es darum, eine schwärende Wunde in der Natur zu be-
    handeln und eines Tages hoffentlich zu schließen, sodass
    wir unserer Verpflichtung für künftige Generationen ge-
    recht werden. Ich möchte deshalb allen Beteiligten dan-
    ken, die diesen Konsens durch ihre konstruktive Mitwir-
    kung und ihre Kompromissbereitschaft ermöglicht
    haben. Wir setzen ein wichtiges Signal dafür, dass die
    Politik trotz allen notwendigen Streites in elementaren
    Fragen zusammenfinden und gemeinsam tragfähige und
    zukunftsfähige Lösungen zum Wohle der Bürgerinnen
    und Bürger beschließen kann.

    Die Bemühungen um ein Endlager reichen lange zu-
    rück, die Bemühungen um einen Konsens ebenfalls. Mir
    liegt daran, heute vor allen Dingen die Arbeit zu würdi-
    gen, die unmittelbar zu diesem Gesetzentwurf geführt
    hat. Deshalb werden Sie verstehen, dass ich ganz beson-
    ders Herrn Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann
    aus Baden-Württemberg und meinem unmittelbaren
    Vorgänger, Norbert Röttgen, dafür danken möchte, dass
    sie im November 2011 die Initiative ergriffen haben, um
    in dieser so wichtigen Frage zu einer Lösung zu kom-
    men.


    (Beifall des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Auch wenn es länger gedauert hat, als damals einige
    glaubten: Es war wichtig, dass Sie, lieber Herr Röttgen,
    und Sie, lieber Herr Kretschmann, den Mut hatten, auch
    in den eigenen Reihen für diesen Konsens zu werben,
    weil es ohne das Springen über den eigenen Schatten
    nicht möglich gewesen wäre, zu einer Lösung zu kom-
    men, die für alle akzeptabel ist. Dafür ganz herzlichen
    Dank!


    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich möchte mich bei meinen weiteren Vorgängern
    bedanken, bei Sigmar Gabriel und Jürgen Trittin, mit de-
    nen ich in den Sommermonaten in manchen Gesprächen
    und Diskussionen versucht habe, das, was Winfried
    Kretschmann und Norbert Röttgen vorbereitet hatten, in
    eine konsensfähige finale Fassung zu bringen.





    Bundesminister Peter Altmaier


    (A) (C)



    (D)(B)


    Ich möchte mich auch bei den Verantwortlichen des
    Landes Niedersachsen bedanken. Ich habe einmal ge-
    sagt, Niedersachsen sei ein Premiumpartner bei der Su-
    che nach einem Endlager; denn alle vorhandenen, ge-
    nehmigten und erkundeten möglichen Endlager befinden
    sich in Niedersachsen: die Asse, Schacht Konrad und
    eben auch Gorleben. Deshalb war es wichtig, diese Ar-
    beit in enger Zusammenarbeit mit der Niedersächsischen
    Landesregierung voranzutreiben. Ich möchte mich für
    die sehr konstruktive Zusammenarbeit bei David
    McAllister und Stefan Birkner bedanken. Ich habe mich
    bemüht, diese Zusammenarbeit mit Stefan Wenzel und
    Stephan Weil fortzusetzen, und bin froh und erleichtert,
    dass es gelungen ist, gerade auch in Niedersachsen Ver-
    ständnis für den Prozess zu finden, den wir vor über ei-
    nem Jahr auf die Schiene gesetzt haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich möchte mich in diesem Zusammenhang auch bei
    all denen bedanken, die in den letzten Jahrzehnten dafür
    gesorgt haben, dass die Kernkraftwerke in Deutschland
    die sichersten in der Welt waren und immer noch sind.
    Das hat der Bericht der Reaktor-Sicherheitskommission
    noch einmal bestätigt. Das ist kein Grund, sich zurück-
    zulehnen. Das ist kein Grund, in den Anstrengungen
    nachzulassen. Aber es ist eine beeindruckende Leistung.
    Ich sage das, weil es mir wichtig ist, deutlich zu machen:
    Der Ausstieg aus der Kernenergie bedeutet nicht, dass
    die Lebensleistung all derer, die über Jahrzehnte für die
    Sicherheit von Kernanlagen gesorgt haben, nicht aner-
    kannt würde, ganz im Gegenteil. Ich schließe auch die
    Bergleute und die Wissenschaftler in Gorleben sowie die
    Beschäftigten in den Kernkraftwerken in diesen Dank
    ein. Ich weiß, vor uns allen liegen noch große und her-
    ausfordernde Aufgaben beim Rückbau der Anlagen.

    Vertrauen und Sicherheit, das ist der Kompass beim
    Umgang mit dem Ausstieg aus der Kernenergie. Mit die-
    sem Kompass ist der Ausstieg bisher eine Erfolgsge-
    schichte. Wir haben acht Kernkraftwerke abgeschaltet.
    Parallel dazu ist ein nationaler Aktionsplan erarbeitet
    worden, um die Robustheit der noch laufenden Kern-
    kraftwerke zu erhöhen. Die Stromversorgung ist bisher
    gesichert, weil wir eine solide Grundstruktur unserer
    klassischen Energieversorgung haben. Zugleich haben
    wir die erneuerbaren Energien in den letzten Jahren
    schneller und deutlicher ausgebaut, als viele es für mög-
    lich gehalten hätten. Deutschland ist und bleibt ein Land,
    das Elektrizität exportiert, nicht importiert.

    Vertrauen und Sicherheit, das ist der Kompass für die
    Energiewende; es ist aber auch der Kompass für das
    Standortauswahlgesetz. Dabei leitet uns ein Grundsatz,
    der uns alle eint: Die in Deutschland angefallenen Ab-
    fälle müssen auch in Deutschland entsorgt werden; das
    gebietet das Prinzip der nationalen Verantwortung. Des-
    halb haben wir bei der Erreichung unseres großen Kon-
    senses vereinbart, dass wir nach der Bundestagswahl bei
    der Umsetzung der entsprechenden europäischen Richt-
    linie noch einmal ganz klar zum Ausdruck bringen wer-
    den, dass für uns eine Entsorgung dieser Abfälle im Aus-
    land nicht in Betracht kommt. Die Abfälle, für die wir in

    Deutschland verantwortlich sind, wollen und werden wir
    auch in Deutschland entsorgen.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Mit dem Standortauswahlgesetz wird ein Fahrplan für
    die Endlagersuche erstmals auf eine gesetzliche Grund-
    lage gestellt. Wir haben das Endlager noch nicht, wir su-
    chen es erst. Aber es ist ein Paradigmenwechsel, weil es
    bisher in vielen Fällen darum ging, ein Endlager zu ver-
    hindern. Jetzt geht es darum, ein Endlager zu finden. Da-
    mit haben sich die Voraussetzungen grundlegend geän-
    dert. Wir werden deshalb mit diesem Gesetz ein
    gestuftes Standortauswahlverfahren neu einrichten. Wir
    wollen den bestmöglichen, bestgeeigneten Endlager-
    standort mit Blick auf die Sicherheit der Endlagerung,
    die Sicherheit der Menschen, die Sicherheit der Natur
    und der Umgebung erreichen.

    Die Standortsuche erfolgt nach dem Prinzip der wei-
    ßen Landkarte. Das heißt, es gibt keine Vorfestlegungen
    auf bestimmte Gesteinsformationen, aber auch nicht den
    Ausschluss einzelner Standorte. Dies gilt für das Erkun-
    dungsbergwerk Gorleben. Das gilt aber auch für jeden
    anderen denkbaren Standort in der Republik.

    Die Endlagersuche ist zugleich demokratisch legiti-
    miert, transparent und nachvollziehbar. Sie erfolgt in ei-
    nem transparenten Prozess mit breiter Beteiligung der
    Bürgerinnen und Bürger. Das ist mir besonders wichtig,
    und das habe ich zum Ausdruck gebracht, als ich am
    22. Januar im Wendland mit über 500 Bürgerinnen und
    Bürgern, die zum Teil seit vielen Jahren in dieser Frage
    aktiv sind, einen ganzen Abend lang diskutiert habe. Mir
    ist wichtig, dass wir Vertrauen und Akzeptanz dadurch
    schaffen, dass wir Transparenz herstellen und gewähr-
    leisten; denn wir müssen auch verloren gegangenes Ver-
    trauen wieder zurückgewinnen. Deshalb wollen wir mit
    dem Gesetz Lösungen erreichen, die, so weit es geht,
    den Belangen aller Betroffenen gerecht werden: denen,
    die sich im Wendland seit 30 Jahren mit dieser Frage
    auseinandersetzen, aber auch denen in allen anderen Tei-
    len der Republik, die sich Gedanken darüber machen, ob
    eventuell demnächst in einigen Jahren bei ihnen konkret
    nach einem Standort für ein Endlager gesucht wird, das
    dann vielleicht auch eines Tages gebaut werden soll.

    So wollen wir bis zum Ende des Jahres 2031 in einem
    schrittweise auf der Basis fachlich begründeter und wis-
    senschaftlicher Kriterien basierenden Prozess den Stand-
    ort für ein Endlager suchen. Es wird oft darüber disku-
    tiert, ob dieser Termin, 2031, zu lang oder zu kurz
    gegriffen ist. Das kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand
    wissen. Aber wenn es richtig ist, dass wir in unserer Ge-
    neration den Grundstein für eine Lösung der Endlager-
    frage legen wollen – das haben Sie eben alle mit Ihrem
    Beifall unterstützt –, dann können wir auch die Entschei-
    dung über den Endlagerstandort nicht beliebig lange vor
    uns herschieben. Dann werden wir irgendwann um die
    Jahreswende 2030 zu einer solchen Entscheidung kom-
    men müssen. Wir werden sie übrigens umso eher treffen
    können, je weniger das Verfahren angreifbar ist. Deshalb
    habe ich mit Ministerpräsident Weil und mit Umwelt-





    Bundesminister Peter Altmaier


    (A) (C)



    (D)(B)


    minister Wenzel in sehr intensiven persönlichen Gesprä-
    chen darüber diskutiert, wie man die Einbeziehung der
    Öffentlichkeit und die Transparenz so herstellen kann,
    dass wir verlorenes Vertrauen zurückgewinnen und dass
    wir das Vertrauen in die Ergebnisoffenheit der Endlager-
    suche über jeden Zweifel erhaben stellen.

    Aus diesem Grund wollen wir die Standortsuche
    durch eine 24-köpfige Bund-Länder-Kommission vor-
    bereiten. Sie wird zwei Jahre lang bis 2015 die Grund-
    fragen für die Entsorgung dieser Abfälle klären. Sie wird
    sie diskutieren und Vorschläge machen. Das Gewicht
    dieser Vorschläge wird von der Autorität dieser Kom-
    mission maßgeblich abhängig sein. Deshalb ist es wich-
    tig, dorthin Persönlichkeiten zu entsenden, die kraft ihrer
    Autorität und Kompetenz imstande sind, diesen Debat-
    ten Gewicht und Autorität zu verleihen. Sie werden über
    Ausschlusskriterien, Mindestanforderungen und Abwä-
    gungskriterien diskutieren sowie über unterschiedliche
    Lagerkonzepte und über die Anforderungen an das
    Suchverfahren. Sie werden auch Vorschläge zur Evaluie-
    rung dieses Gesetzes machen. Der Deutsche Bundestag
    wird dann seine Arbeiten im Lichte der Kommissions-
    ergebnisse aufnehmen können. Möglicherweise wird die
    Kommission am Ende nicht zu einer Verzögerung, son-
    dern sogar zu einer Beschleunigung der Arbeiten beitra-
    gen.

    Die Entscheidung über die weiteren Schritte des Aus-
    wahlverfahrens, die über- und untertägige Erkundung
    sowie den abschließenden Standortvorschlag trifft der
    Bundestag per Gesetz. Damit unterstreichen wir die Be-
    deutung dieser Aufgabe. Wir wollen aber nicht, dass da-
    durch Rechtswege verkürzt werden und dass einzelne
    Bürgerinnen und Bürger das Gefühl haben, dass sie we-
    niger Möglichkeiten haben, ihre Vorstellungen und Inte-
    ressen geltend zu machen. Auch dafür haben wir ge-
    meinsam eine gute Regelung gefunden.

    Mehr Transparenz bedeutet dabei auch: Die Entschei-
    dung über die unterirdisch zu erkundenden Standorte
    wird so ausgestaltet, dass sie verwaltungsgerichtlich
    überprüft werden kann. Für den dann gesetzlich festge-
    legten Standort wird es ein atomrechtliches Genehmi-
    gungsverfahren zur Sicherheitsprüfung geben, das wie-
    derum verwaltungsgerichtlich überprüfbar sein wird.
    Mit diesem am Kriterium der Sicherheit orientierten Ver-
    fahren setzen wir übrigens zusammen mit der Schweiz
    auch international Maßstäbe.

    Um den wissenschaftsbasierten Such- und Auswahl-
    prozess und ein transparentes Verfahren zu gewährleis-
    ten, ist die Einrichtung eines Bundesamtes für kerntech-
    nische Entsorgung erforderlich, das die Tätigkeit des
    Vorhabenträgers überwacht. So verwirklichen wir den
    international üblichen und auch von der EU vorgegebe-
    nen Grundsatz der Trennung zwischen Betreiber und
    Aufsichtsbehörde. Das Bundesamt muss Erkundungs-
    programme und Prüfkriterien entwickeln und festlegen.
    Es muss die Standortentscheidung effizient und sachge-
    recht vorbereiten. Es muss die Öffentlichkeit aktiv und
    korrekt unterrichten. Das Bundesamt für Strahlenschutz
    wird als Vorhabensträger eine entscheidende, eine ganz
    wichtige Rolle in diesem Prozess zu übernehmen haben.

    Wer über die Endlagersuche spricht, kann über die
    Kosten nicht schweigen. Für mich ist klar: Die Kosten
    des Auswahlverfahrens müssen von den Abfallverursa-
    chern getragen werden. Das ist die gesetzliche Regelung,
    und an dieser gesetzlichen Regelung halten wir fest.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Allerdings liegt mir daran – das sage ich mit gleicher
    Bedeutung und Betonung –, dass wir in den Konsens,
    den wir zwischen den Parteien gefunden haben, die Um-
    weltverbände, die Bürgerinitiativen und die Zivilgesell-
    schaft, aber auch die Kernkraftwerksbetreiber einbezie-
    hen und dass wir in einem offenen Dialog mit allen
    Beteiligten dafür sorgen, dass das Gesetz, das wir hier
    beschließen, die nötige Unterstützung in der Praxis und
    vor Ort erfährt. Deshalb bin ich in Gesprächen mit den
    Kraftwerksbetreibern. Ich möchte sicherstellen, dass wir
    alle Entscheidungen unseres Kompromisses im vorgese-
    henen zeitlichen Rahmen und mit den vorgegebenen
    Konsequenzen tatsächlich durchsetzen können. Dazu ge-
    hört zentral auch die Frage, wie wir mit den Zwischenla-
    gern umgehen.

    Für mich war von Anfang an, seit dem ersten Tag
    meiner Amtszeit, klar: Wenn wir zu einer ergebnisoffe-
    nen Suche kommen, wenn wir von dem Prinzip der wei-
    ßen Landkarte ausgehen, dann dürfen wir die Akzeptanz
    des Ergebnisses nicht dadurch gefährden, dass in der
    Frage der Zwischenlagerung alles so weiter geht wie bis-
    her. Deshalb besteht die Herausforderung darin, dass wir
    die 26 Behälter mit abgebrannten Kernbrennstäben, die
    wir in den nächsten Jahren nach der Wiederaufbereitung
    im Ausland zurücknehmen müssen, in anderen Zwi-
    schenlagern in der Republik sicher verwahren. Wir ha-
    ben Einigkeit zwischen allen Beteiligten, dass keine wei-
    teren Castortransporte nach Gorleben durchgeführt
    werden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)


    Deshalb wollen wir vor der abschließenden zweiten und
    dritten Lesung und vor der Zustimmung durch den Bun-
    desrat Klarheit darüber schaffen, wohin diese Transporte
    gehen, und dafür sorgen, dass die notwendigen Anträge
    gestellt werden.

    Ich danke denjenigen Ländern, die bereits jetzt ihre
    politische Bereitschaft für weitere Zwischenlagerstand-
    orte erklärt haben. Ich werde meine Gespräche mit den
    anderen Ländern fortsetzen. Ich werde keine öffentli-
    chen Ratschläge geben, weil es der Respekt vor dem Fö-
    deralismus verbietet. Ich will aber sagen, dass mich in
    allen Gesprächen dasjenige leitet, was mich von Anfang
    an geleitet hat, nämlich nicht die Frage nach irgendwel-
    chen parteipolitischen Farben und Präferenzen, sondern
    die Frage, wie diese Transporte so sicher und verant-
    wortlich wie möglich durchgeführt werden können. Das
    ist eine Frage der technischen Vorrichtungen vor Ort,
    eine Frage der Transportwege, eine Frage der Sicherheit
    bei der Begleitung und vieles andere mehr. Ich bin auf-





    Bundesminister Peter Altmaier


    (A) (C)



    (D)(B)


    grund der geführten Gespräche optimistisch und über-
    zeugt, dass wir diese Frage nicht nur gemeinsam mit den
    Bundesländern, sondern auch gemeinsam mit den Be-
    treibern in den nächsten Wochen klären können.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, es wird gro-
    ßer Anstrengungen bedürfen, um dieses Gesetz in die
    Praxis umzusetzen. Wir haben für die parlamentarische
    Beratung großen Wert darauf gelegt – obwohl uns die
    Zeit am Ende knapp wurde –, dass wir ein Verfahren ha-
    ben, das ohne Fristverkürzungen auskommt, dass wir ein
    Verfahren mit allen Anhörungen und Ausschussberatun-
    gen, die notwendig sind, haben. Wir haben uns gemein-
    sam darauf geeinigt, ein dreitägiges Symposium zur Ein-
    beziehung der Zivilgesellschaft durchzuführen, das Ende
    Mai und Anfang Juni stattfinden wird.

    Für mich sind aber der Konsens und die Gemeinsam-
    keit mit der Verabschiedung des Endlagersuchgesetzes
    am 5. Juli im Bundesrat nicht beendet. Dann geht es erst
    wirklich los. Deshalb müssen sich alle Beteiligten inner-
    halb und außerhalb dieses Parlaments darüber im Klaren
    sein, dass das, was wir erreicht haben, nämlich den par-
    tei- und fraktionsübergreifenden Konsens, ein hohes Gut
    ist. Ich weiß, wie schwierig das manchmal für alle Seiten
    ist. Schließlich sind bei vielen von uns noch die alten
    Reflexe lebendig. So kommt es, dass sich manchmal die
    Emotionen, nachdem die große Frage entschieden ist,
    bei kleinen Details entzünden. Diese Details sind wich-
    tig. Wir werden sie sorgfältig behandeln. Aber ich werbe
    und plädiere dafür, dass wir uns auch immer dessen be-
    wusst sind, dass wir gemeinsam das Signal geben müs-
    sen, dass wir dieses Problem lösen, dass wir es lösen
    können, dass wir, egal wie die Bundestagswahl ausgeht,
    egal wie der Souverän entscheidet, auch nach der Bun-
    destagswahl alle wesentlichen Entscheidungen gemein-
    sam und im Konsens treffen wollen, weil wir damit die
    große Chance, die uns dieses Gesetz eröffnet, nutzen und
    wahrnehmen, die letzte große Herausforderung des
    Kernenergiezeitalters geschlossen anzugehen und zu be-
    wältigen.

    Ich bitte Sie um Unterstützung für das weitere parla-
    mentarische Verfahren und für die Zeit darüber hinaus.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort erhält nun der Ministerpräsident des Landes

Niedersachsen, Stephan Weil.


(Beifall bei der SPD)



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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Es ist tatsächlich ein sehr ungewöhnliches Ge-
    setzesvorhaben, das der Deutsche Bundestag heute erst-
    mals berät. Ich kenne kein anderes Vorhaben, das seit
    sage und schreibe fast 40 Jahren umstritten ist – poli-
    tisch, wissenschaftlich, gesellschaftlich. Ich kenne kein
    anderes Vorhaben, das für sage und schreibe fast 1 Mil-
    lion Jahre Sicherheit schaffen soll. Ich kenne kurzum

    kein anderes Vorhaben, wo Anspruch und Wirklichkeit
    bislang so weit auseinanderklaffen wie bei der Suche
    nach einem Endlager für den Atommüll. Das zeigt: Wir
    brauchen dringend einen Neuanfang bei der Endlager-
    suche.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Ralph Lenkert [DIE LINKE])


    Als Niedersachse weiß ich, wovon ich da spreche. Für
    alle anderen Bundesländer ist die Endlagerdebatte ab-
    strakt; für uns ist sie konkret. In Niedersachsen tobt seit
    dreieinhalb Jahrzehnten der Streit um Gorleben. Bei je-
    dem neuen Castortransport hat es in unserem Land im-
    mer und immer wieder heftige Auseinandersetzungen
    auf den Straßen und den Schienen gegeben, und bei uns
    liegt der Salzstock Asse II, wo radioaktiver Müll in un-
    bekannter Menge in Fässern unbekannten Zustands an
    unbekannten Orten das Grundwasser zu verseuchen
    droht. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wer die
    Folgen einer falschen Endlagerpolitik kennenlernen
    möchte, der ist in Niedersachsen richtig; der wird in Nie-
    dersachsen fündig.


    (Beifall bei der SPD)


    Wenn wir es künftig besser machen wollen, dann
    brauchen wir einen Neustart. Wir brauchen eine ergeb-
    nisoffene Suche überall in Deutschland. Die Fixierung
    auf Gorleben war ein schwerer Fehler.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir brauchen Transparenz und Öffentlichkeit. Mit der
    Endlagerpolitik hinter verschlossenen Türen muss end-
    lich Schluss sein.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Deswegen betrachte ich die Bund-Länder-Kommission
    zur Klärung der vielen offenen Fragen tatsächlich als ei-
    nen entscheidenden Fortschritt, der mit diesem Geset-
    zesvorhaben verbunden ist. Wir brauchen aber vor allem
    eines: Vertrauen. Ohne Vertrauen, dass es alle Beteilig-
    ten ernst meinen mit dem Konsens und dass alle – alle
    16 Bundesländer, die ganze Bundespolitik – diesen Kon-
    sens über viele Jahre hinweg durchhalten, wird es nichts
    werden mit dem Neustart in der Endlagersuche.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie
    uns offen reden! Schon bei seiner Einbringung steht die-
    ses Gesetzesvorhaben auf der Kippe. Die partei- und
    ebenenübergreifende Verständigung vom 9. April war
    der erste und überaus wichtige Schritt – nicht mehr, aber
    auch nicht weniger. Jetzt folgt der erste Test auf die Be-
    lastbarkeit dieser Verständigung – nicht mehr, aber auch
    nicht weniger. Was heißt das? Das heißt, dass alle Punkte
    unserer Verständigung auch tatsächlich gesetzlich umge-
    setzt werden müssen. Da haben wir zum Beispiel bei der
    Enteignungsregelung noch Klärungsbedarf. Vor allem
    darf es – da sind wir uns alle einig; der Bundesumwelt-
    minister hat es eben wiederholt – keine weiteren Castor-
    transporte nach Gorleben geben.





    Ministerpräsident Stephan Weil (Niedersachsen)



    (A) (C)



    (D)(B)



    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das ist wichtig und auch zwingend notwendig. Kein
    Mensch würde sonst an eine ergebnisoffene Suche bei
    der Endlagerung glauben.

    So weit, so gut. Aber der Bundesumweltminister
    muss auch die Frage beantworten, wohin die nächsten
    Castoren gehen sollen. Um ein in der Regierungskoali-
    tion geflügeltes Wort aufzugreifen, Herr Minister
    Altmaier: Sie müssen liefern.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es ist Aufgabe des Bundesumweltministers, ein verbind-
    liches Konzept für die weitere Zwischenlagerung auf
    den Tisch zu legen. Sie, Herr Minister Altmaier, müssen
    für eine Verständigung mit den Energieversorgern sor-
    gen. Davon sind wir zur Stunde noch weit entfernt. Sie
    müssen eine Vereinbarung mit Schleswig-Holstein und
    mit Baden-Württemberg herbeiführen. Beide Länder
    verhalten sich sehr konstruktiv. Dafür gebührt ihnen
    Dank und Anerkennung.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Aber es kann nicht nur die Aufgabe von rot-grün regier-
    ten Ländern sein, sich einer gemeinsamen nationalen
    Herausforderung zu stellen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Patrick Döring [FDP] – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Wie war das denn in Niedersachsen?)


    Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Her-
    ren, der vorliegende Gesetzentwurf ist ein Kompromiss,
    um eine extrem schwierige Aufgabe gemeinsam meis-
    tern zu können, ein Kompromiss, den Niedersachsen un-
    ter Zurückstellung gewichtiger Argumente mitträgt – wir
    halten bekanntlich Gorleben als Endlagerstandort für un-
    geeignet –, ein Kompromiss, den Niedersachsen aber aus
    Überzeugung mitträgt. Dieser Kompromiss muss jetzt in
    allen – ich wiederhole: in allen – seinen Teilen umge-
    setzt werden. Die Verantwortung dafür trägt in erster Li-
    nie die Bundesregierung. Werden Sie dieser Verantwor-
    tung gerecht, meine sehr verehrten Damen und Herren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Der vorliegende Gesetzentwurf ist eine große Chance
    für einen echten Neustart in der Endlagersuche. Sorgen
    wir gemeinsam dafür, dass wir diese Chance auch nut-
    zen.

    Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)