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ID1723207600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/232 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 232. Sitzung Berlin, Freitag, den 22. März 2013 I n h a l t : Gedenken an den 23. März 1933 . . . . . . . . . . Absetzung des Zusatztagesordnungspunk- tes 11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 30: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Stand der Aufarbeitung der SED-Diktatur (Drucksache 17/12115) . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Wolfgang Thierse (SPD) . . . . . . . . . . Patrick Kurth (Kyffhäuser) (FDP) . . . . . . . . . Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident (Sachsen-Anhalt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Stefan Ruppert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Burkhardt Müller-Sönksen (FDP) . . . . . . . . . Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: a) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Gabriele Hiller-Ohm, Anette Kramme, Josip Juratovic, weiteren Abge- ordneten und der Fraktion der SPD einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchsetzung des Entgeltgleichheitsge- botes für Frauen und Männer (Entgelt- gleichheitsgesetz) (Drucksachen 17/9781, 17/12782) . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeord- neten Dorothee Bär, Markus Grübel, Ingrid Fischbach, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Nicole Bracht-Bendt, Miriam Gruß, Rainer Brüderle und der Fraktion der FDP: Entgeltgleichheit für Frauen und Männer verwirklichen – Familien- freundliche Unternehmen als Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter (Drucksachen 17/12483, 17/12782) . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Abgeordneten Renate Künast, Beate Müller-Gemmeke, Ekin Deligöz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Frauen verdienen mehr – Entgeltdiskri- minierung von Frauen verhindern (Drucksachen 17/8897, 17/12575) . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Nicole Bracht-Bendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . 29003 A 29004 A 29004 A 29004 A 29005 D 29008 B 29010 A 29011 D 29013 D 29015 B 29016 B 29017 D 29018 C 29020 A 29021 C 29022 B 29024 B 29024 B 29024 C 29024 D 29026 C 29027 D 29029 D 29031 C 29032 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 232. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. März 2013 Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Yvonne Ploetz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Angelika Graf (Rosenheim) (SPD) . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Katharina Landgraf (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 32: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Joachim Pfeiffer, Eckhardt Rehberg, Thomas Bareiß, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Martin Lindner (Berlin), Torsten Staffeldt, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Den Wandel in der maritimen Wirtschaft begleiten und ihre nationale Aufgabe für den Wirtschaftsstandort Deutschland herausstellen (Drucksache 17/12817) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Uwe Beckmeyer, Sören Bartol, Martin Burkert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Umsteuern in der Krise – Maritime Wirtschaft unterstützen (Drucksache 17/12723) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Herbert Behrens, Dr. Kirsten Tackmann, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Soziale Arbeitsbedingun- gen in der maritimen Wirtschaft för- dern – Flaggenflucht verhindern (Drucksache 17/12823) . . . . . . . . . . . . . . . d) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Dritter Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung und Zukunftsper- spektiven der maritimen Wirtschaft in Deutschland (Drucksache 17/12567) . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Abgeord- neten Dr. Valerie Wilms, Dr. Gerhard Schick, Bettina Herlitzius, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Europäische Tonnagesteuer statt Steuer- sparmodell (Drucksachen 17/12697, 17/12878) . . . . . . . . Hans-Joachim Otto, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Enak Ferlemann, Parl. Staatssekretär BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ingo Egloff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Torsten Staffeldt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingbert Liebing (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 33: Antrag der Abgeordneten Frank Tempel, Jan Korte, Agnes Alpers, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Einrichtung einer Bundesfinanzpolizei als Wirtschafts- und Finanzermittlungsbehörde (Drucksache 17/12708) . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Patricia Lips (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Birgit Reinemund (FDP) . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . Tagesordnungspunkt 34: Erste Beratung des von den Fraktionen CDU/ CSU, SPD, FDP, DIE LINKE und BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes über die Zusammenar- beit von Bundesregierung und Deutschem Bundestag in Angelegenheiten der Europäi- schen Union (EUZBBG) (Drucksache 17/12816) . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Stefan Ruppert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 29034 C 29035 C 29036 D 29037 D 29038 C 29040 A 29041 B 29042 D 29044 B 29045 B 29047 B 29047 C 29047 C 29047 C 29047 D 29048 A 29049 A 29050 D 29052 B 29054 A 29055 C 29057 C 29058 D 29059 D 29062 A 29062 A 29063 A 29063 C 29065 A 29065 D 29067 A 29067 D 29068 D 29069 A 29070 B 29070 D 29072 A 29073 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 232. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. März 2013 III Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 35: a) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Wieland, Volker Beck (Köln), Ingrid Hönlinger, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Waffengesetzes – Schutz vor Gefah- ren für Leib und Leben durch kriegs- waffenähnliche halbautomatische Schuss- waffen (Drucksachen 17/7732, 17/12872) . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Wolfgang Wieland, Volker Beck (Köln), Kai Gehring, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Mehr öffentliche Sicherheit durch weniger private Waffen (Drucksachen 17/2130, 17/12872) . . . . . . Günter Lach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Serkan Tören (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29074 A 29075 A 29076 B 29076 C 29076 C 29078 C 29079 D 29081 C 29082 C 29083 D 29085 A 29086 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 232. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. März 2013 29003 (A) (C) (D)(B) 232. Sitzung Berlin, Freitag, den 22. März 2013 Beginn: 9.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 232. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. März 2013 29085 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 22.03.2013 Bleser, Peter CDU/CSU 22.03.2013 Burchardt, Ulla SPD 22.03.2013 Canel, Sylvia FDP 22.03.2013 Dittrich, Heidrun DIE LINKE 22.03.2013 Dr. Franke, Edgar SPD 22.03.2013 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 22.03.2013 Goldmann, Hans- Michael FDP 22.03.2013 Günther (Plauen), Joachim FDP 22.03.2013 Gunkel, Wolfgang SPD 22.03.2013 Hahn, Florian CDU/CSU 22.03.2013 Heinen-Esser, Ursula CDU/CSU 22.03.2013 Hempelmann, Rolf SPD 22.03.2013 Dr. Jochimsen, Lukrezia DIE LINKE 22.03.2013 Jung (Konstanz), Andreas CDU/CSU 22.03.2013 Kamp, Heiner FDP 22.03.2013 Krischer, Oliver BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.03.2013 Krüger-Leißner, Angelika SPD 22.03.2013* Krumwiede, Agnes BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.03.2013 Kühn, Stephan BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.03.2013 Laurischk, Sibylle FDP 22.03.2013 Ludwig, Daniela CDU/CSU 22.03.2013 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.03.2013 Mast, Katja SPD 22.03.2013 Mayer (Altötting), Stephan CDU/CSU 22.03.2013 Menzner, Dorothée DIE LINKE 22.03.2013 Mißfelder, Philipp CDU/CSU 22.03.2013 Möller, Kornelia DIE LINKE 22.03.2013 Movassat, Niema DIE LINKE 22.03.2013 Nešković, Wolfgang fraktionslos 22.03.2013 Dr. von Notz, Konstantin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.03.2013 Paus, Lisa BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.03.2013 Dr. Pfeiffer, Joachim CDU/CSU 22.03.2013 Rebmann, Stefan SPD 22.03.2013 Dr. Reimann, Carola SPD 22.03.2013 Remmers, Ingrid DIE LINKE 22.03.2013 Sager, Krista BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.03.2013 Schlecht, Michael DIE LINKE 22.03.2013 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 22.03.2013 Schreiner, Ottmar SPD 22.03.2013 Schulz, Jimmy FDP 22.03.2013 Dr. Schwanholz, Martin SPD 22.03.2013 Schwanitz, Rolf SPD 22.03.2013 Seif, Detlef CDU/CSU 22.03.2013 Senger-Schäfer, Kathrin DIE LINKE 22.03.2013 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 22.03.2013* Simmling, Werner FDP 22.03.2013 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 29086 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 232. Sitzung. Berlin, Freitag, den 22. März 2013 (A) (C) (D)(B) * für die Teilnahme an der 128. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Begriffe „Vegetarisch“ und „Vegan“ gesetzlich schützen auf Drucksache 17/3067 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 17/10898 Nr. A.3 Ratsdokument 13327/12 Drucksache 17/11919 Nr. A.5 Ratsdokument 16019/12 Drucksache 17/11919 Nr. A.6 Ratsdokument 17344/12 Drucksache 17/12126 Nr. A.10 Ratsdokument 17322/12 Drucksache 17/12126 Nr. A.11 Ratsdokument 17360/12 Sportausschuss Drucksache 17/8967 Nr. A.3 EP P7_TA-PROV(2012)0025 Drucksache 17/11919 Nr. A.7 Ratsdokument 16214/12 Rechtsausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.23 Ratsdokument 11780/12 Drucksache 17/11919 Nr. A.8 Ratsdokument 16097/12 Drucksache 17/12126 Nr. A.14 Ratsdokument 5213/13 Drucksache 17/12126 Nr. A.15 Ratsdokument 17324/12 Drucksache 17/12244 Nr. A.13 Ratsdokument 17817/12 Drucksache 17/12244 Nr. A.15 Ratsdokument 17881/12 Finanzausschuss Drucksache 17/12449 Nr. A.4 Ratsdokument 5132/13 Drucksache 17/12449 Nr. A.5 Ratsdokument 5249/13 Haushaltsausschuss Drucksache 17/12244 Nr. A.20 Ratsdokument 17929/12 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/12449 Nr. A.6 Ratsdokument 5292/13 Drucksache 17/12587 Nr. A.3 Ratsdokument 6121/13 Drucksache 17/12587 Nr. A.4 Ratsdokument 6122/13 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/12126 Nr. A.45 Ratsdokument 17135/12 Strothmann, Lena CDU/CSU 22.03.2013 Süßmair, Alexander DIE LINKE 22.03.2013 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.03.2013 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.03.2013 Weinberg, Harald DIE LINKE 22.03.2013 Winkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.03.2013* Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 232. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 30 Stand der Aufarbeitung der SED-Diktatur TOP 31 Entgeltgleichheit für Frauen und Männer TOP 32, ZP 10 Maritime Wirtschaft TOP 33 Einrichtung einer Bundesfinanzpolizei TOP 34 Zusammenarbeit in EU-Angelegenheiten (EUZBBG) TOP 35 Waffenrecht Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Enak Ferlemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)



    Sehr geschätzter, hochverehrter Herr Präsident, ent-
    schuldigen Sie, dass ich mich etwas vorgedrängelt habe.
    Aber die Geschäftsordnung sieht das so vor. Gleichwohl
    werden alle Kolleginnen und Kollegen hier noch zu
    Wort kommen.

    Wir haben gerade einen etwas erschütternden Bericht
    des Kollegen Beckmeyer über ein Land, das ich gar
    nicht kenne, gehört. Die Bundesrepublik Deutschland
    kann das jedenfalls nicht sein.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir stehen vor der Achten Nationalen Maritimen
    Konferenz, einer wunderbaren Errungenschaft. Die
    ganze Branche mit ihren verschiedenen Facetten trifft
    sich, kann miteinander sprechen, Impulse setzen, über
    Lösungsansätze diskutieren und hat die Möglichkeit, mit
    Politik, Verwaltung und Gesellschaft in Austausch zu
    treten. Viele andere Branchen in Deutschland würden
    sich wünschen, dass es eine solche Gelegenheit gäbe,
    sich auszutauschen.

    Pünktlich zum Maritimen Bündnis legen die Koali-
    tionsfraktionen unter deiner Federführung, lieber
    Eckhardt Rehberg, einen wiederum außerordentlich ge-
    lungenen Antrag vor,


    (Lachen des Abg. Uwe Beckmeyer [SPD])


    der die maritime Politik exzellent beschreibt, der aber
    auch deutlich macht, welche Herausforderungen für
    diese Branche auf Deutschland und auf die Politik zu-
    kommen.





    Parl. Staatssekretär Enak Ferlemann


    (A) (C)



    (D)(B)


    Man kann allerdings feststellen, lieber Kollege
    Beckmeyer: Die maritime Wirtschaft und die maritime
    Politik sind bei uns in sehr guten Händen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich kann das nur betonen und darf mich an dieser Stelle
    für die exzellente Zusammenarbeit mit meinem Kolle-
    gen Otto aus dem Wirtschaftsressort bedanken. Ich
    glaube, die Erfolge der vergangenen Jahre können sich
    wahrhaft sehen lassen.

    Wir haben es hier mit einer Branche zu tun, in der es
    rund 400 000 Beschäftigte gibt und die einen sagenhaf-
    ten Jahresumsatz von rund 50 Milliarden Euro macht.
    Häufig wird maritime Politik als rein norddeutsche Poli-
    tik qualifiziert, die sie aber nicht ist; denn alle Auswir-
    kungen der maritimen Politik betreffen immer das ganze
    Land. Maritime Politik ist nicht nur eine Politik für die
    Küstenländer, sondern maritime Politik ist eine Politik
    für das ganze Land, sie ist eine nationale Aufgabe.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Der Schwerpunkt der maritimen Politik liegt insbe-
    sondere auf den norddeutschen Ländern; aber genauso
    wichtig ist die Anbindung der ZARA-Häfen. Auch die
    ZARA-Häfen sind wichtig für die maritime Politik, die
    wir in Deutschland machen müssen;


    (Otto Fricke [FDP]: Sehr wahr!)


    denn auch dort werden Hinterlandanbindungen ge-
    braucht, auch dort wird importiert und exportiert. Des-
    wegen muss man beides im Blick haben. Ich glaube,
    dass wir die Nordwestrange insgesamt sehen müssen.
    Die Konkurrenz dieser Häfen findet nicht untereinander
    statt, sondern das ist nur Wettbewerb; und das ist gut und
    richtig so. Die Konkurrenz droht aus Süd- und Südost-
    europa. Darauf muss die Nordwestrange reagieren, und
    darauf müssen die richtigen politischen Antworten gege-
    ben werden.

    In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach
    der Anbindung der Seehäfen. Bei dem steigenden Wa-
    renumsatz, den wir durch die Globalisierung haben, sind
    die Seehäfen die Einfallstore der Globalisierung. Deswe-
    gen ist es vordringliche Aufgabe des Verkehrsministe-
    riums, für eine ordnungsgemäße Anbindung der See-
    häfen zu sorgen. Das tun wir. Noch nie hat eine
    Bundesregierung einen Schwerpunkt so sehr auf die See-
    hafenhinterlandanbindung gelegt wie diese. Im neuen
    Bundesverkehrswegeplan, der von 2015 bis 2030 rei-
    chen wird, wird sie es wiederum tun.


    (Uwe Beckmeyer [SPD]: Versprechungen!)


    – Herr Beckmeyer, ich denke, auch Sie sind mit großer
    Freude zwischen Bremen und Hamburg oder Hamburg
    und Bremen, wie auch immer Sie das sehen, auf der neu
    gestalteten A 1 gefahren.


    (Uwe Beckmeyer [SPD]: Ist das Ihr Erfolg?)


    Da gibt es nicht einmal ein Tempolimit, so gut ist sie
    ausgebaut.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    So schnell sind Sie auf der Straße noch nie von Bremen
    nach Hamburg gekommen. Wir sind mit dem Ausbau
    der A 7 weit vorangekommen, wir bauen den nächsten
    Abschnitt der A 21,


    (Uwe Beckmeyer [SPD]: Das ist ein Erfolg von Wolfgang Tiefensee!)


    die A 14 ist begonnen worden, und die Planungen der
    A 20 und der A 39 gehen zügig voran. Trotz mancher
    Koalitionsversprechen, die Sie in den norddeutschen
    Ländern gegeben haben, was diesen Projekten wahrhaft
    nicht guttut, werden wir sie trotzdem hinbekommen.

    Denken Sie an die Schiene und das Seehafenhinter-
    landanbindungsprogramm, das wir haben. Ich erinnere
    an die Knoten, die ertüchtigt und aufgebaut werden. Es
    stellt sich die Frage, ob wir die steigenden Mengen auf
    dem bestehenden Netz abwickeln können oder ob wir
    Alternativen brauchen – Stichwort: Y-Trasse. Die Unter-
    suchungen laufen.


    (Ingo Egloff [SPD]: Bezahlt von den norddeutschen Ländern, nicht von Ihnen!)


    Wir haben viele Projekte, zum Beispiel die Betuwe-
    Line, die wir auf nordrhein-westfälischer Seite aus-
    bauen. Alles das sind Punkte, die für eine exzellente
    Politik sprechen. Sie haben zu Ihren Regierungszeiten
    davon geträumt, so etwas verwirklichen zu können.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Genauso ist es mit den seewärtigen Anbindungen.
    Alle seewärtigen Anbindungen sind von dieser Regie-
    rung in der Planung weit vorangetrieben worden. Die
    Planfeststellungsverfahren sind häufig abgeschlossen
    und liegen jetzt dem Bundesverwaltungsgericht vor. Ich
    finde, man sollte etwas bescheidener sein, wir als Exeku-
    tive und Sie als Legislative, wenn die Judikative Recht
    sprechen soll. Warten Sie doch in Ruhe die Urteile ab.
    Ich vertraue darauf, dass unsere Mitarbeiterinnen und
    Mitarbeiter einen hervorragenden Job gemacht haben
    und wir bei Gericht schon gewinnen werden. Ein biss-
    chen Geduld tut manchmal auch einem Bremer ganz gut.
    Der Blutdruck normalisiert sich dann. Warten wir das
    also ab. Dann gestalten wir die Dinge, die da kommen.

    Wir sehen allerdings am Nord-Ostsee-Kanal, so wie
    an vielen Stellen, dass wir mehr Geld für den Erhalt der
    Seehafenhinterlandanbindungen brauchen. Da haben wir
    die Programme so umgestrickt, dass wir schon im ak-
    tuellen Investitionsrahmenplan einen größeren Schwer-
    punkt auf die Unterhaltung als auf Neuinvestitionen ge-
    legt haben. Das ist gut und richtig so.

    Wir werden auf dieser Maritimen Konferenz sicher-
    lich über die Krise der Seeschifffahrt, über die Finanzie-
    rungsfragen sprechen. Wir werden über das hervorra-
    gend ausgestaltete Maritime Bündnis sprechen, das noch
    nie so gut wie jetzt dastand.


    (Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)






    Parl. Staatssekretär Enak Ferlemann


    (A) (C)



    (D)(B)


    Ich freue mich darüber, dass wir das Seearbeitsgesetz
    fertiggestellt haben. Ich freue mich über die Modernisie-
    rung der Flaggenpolitik, und ich freue mich darüber,
    dass trotz mancher Diskussion in diesem Hause die Ton-
    nagesteuer nach wie vor eine der bedeutendsten Förder-
    möglichkeiten für die Reeder ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir werden über die Zukunft der Werften reden. Wir
    werden über die sicheren Seewege reden, darüber, was
    die Operation Atalanta gebracht hat, darüber, was wir
    gemeinsam vereinbart haben, um Sicherheitskräfte auch
    an Bord deutsch geflaggter Schiffe nehmen zu können.


    (Uwe Beckmeyer [SPD]: Alle warten darauf, dass diese Regierung geht!)


    Wir werden über die leistungsfähigen Seehäfen reden,
    übrigens auch über die Binnenhäfen. Haben Sie das neue
    Konzept der Bundesregierung schon einmal gelesen,
    Herr Beckmeyer? Exzellente Arbeit! Das müssten Sie ei-
    gentlich zugestehen.

    In diesem Zusammenhang seien mir noch folgende
    Fragen erlaubt: Wie stellt Herr Beckmeyer sich vor,
    Seehäfen, die ausgebaut werden, zu fördern? Herr
    Beckmeyer, was machen Sie denn mit denen, die ausge-
    baut worden sind? Wie wollen Sie denn da fördern? Die
    Ungleichheit der Wettbewerbsbedingungen hat er natür-
    lich nicht erwähnt, sondern er ruft nach Geld ohne Kon-
    zept, ohne Sinn und Verstand. Die Offshorewindindus-
    trie wird es schon genau zu werten wissen.

    Wir werden über Klima und Umweltschutz reden,
    über die maritime Sicherheit, über all diese Punkte.


    (Sören Bartol [SPD]: Sie reden immer nur!)


    Ich glaube, wir haben mit der Achten Nationalen Mariti-
    men Konferenz ein hervorragendes Diskussionsforum.
    Ich glaube, wir haben alle Möglichkeiten, die Zukunfts-
    fähigkeit der Branche für ganz Deutschland – maritime
    Politik ist eine nationale Aufgabe – gut darzustellen und
    Impulse zu setzen. Ich freue mich, wenn wir uns in Kiel
    wiedersehen und nachher die Ergebnisse bewerten und
    umsetzen können. Alles Gute der nächsten Maritimen
    Konferenz in Kiel!

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Das Wort hat der Kollege Herbert Behrens für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Herbert Behrens


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Jetzt ein paar Worte aus der real existierenden Bundesre-
    publik.


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Die Schiffe unter deutscher Flagge werden von Monat
    zu Monat weniger. 600 sollten es mindestens sein – Sie
    wissen es –; das wurde im Maritimen Bündnis vor zehn
    Jahren vereinbart. Aktuell sind es halb so viele. Die Ver-
    suche der Bundesregierung seit der Siebten Nationalen
    Maritimen Konferenz in Wilhelmshaven, die Reeder
    wieder zu mehr Engagement zu bringen, sind weitge-
    hend gescheitert. Das Maritime Bündnis ist in Wirklich-
    keit kein Bündnis mehr. Die Reeder haben ihren Beitrag
    an Ausbildung und Beschäftigung zwar erhöht, aber pa-
    radoxerweise wird dieser Beitrag zum Teil aus Gebühren
    finanziert, die eingenommen werden, wenn Schiffe aus-
    geflaggt werden. Das heißt im Umkehrschluss: Je mehr
    Schiffe ausgeflaggt werden, umso mehr Geld können die
    Reeder zur Verfügung stellen, um Beschäftigung zu för-
    dern. Das kann doch kein Konzept sein.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ein anderes Beispiel für diese falsche Politik finden
    wir beim Flaggenrecht. Die Bundesregierung behauptet,
    sie habe die maritime Ausbildung gestärkt. Aber was hat
    sie tatsächlich gemacht? Die Koalitionsfraktionen drück-
    ten durch, dass Flaggenflucht nur dann genehmigt wird,
    wenn die Reeder dafür einen Ausgleich leisten. Der Aus-
    gleich besteht darin, dass Ausbildungsplätze auch auf
    ausgeflaggten Schiffen erhalten bleiben sollen. Aber
    keine Regel ohne Ausnahme: Die Reeder können sich
    mit geringen Ausgleichszahlungen von der Ausbildungs-
    pflicht freikaufen. Mit dieser Politik muss Schluss ge-
    macht werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir fordern, die Arbeitsbedingungen in der maritimen
    Wirtschaft zu verbessern, und dazu gehört, die Flucht
    aus der deutschen Flagge zu verhindern.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Reeder oder, besser gesagt, die Finanzinvestoren
    und Fonds, die dahinterstecken, suchen ihre Anlagemög-
    lichkeiten immer dort, wo am meisten Profit erwirtschaf-
    tet werden kann. Ist es hier im Land zu wenig, dann zieht
    man halt weiter. Verlierer ist der Staat, weil ihm Steuer-
    einnahmen wegbrechen; Verlierer sind insbesondere die
    Beschäftigten, weil Konkurrenzvorteile immer auch zu-
    lasten von sozialen Standards, Arbeitsplätzen und Ein-
    kommen gehen. Darum müssen Wettbewerbsvorteile,
    die ausschließlich zulasten der Beschäftigten und der
    Steuerzahler gehen, abgeschafft werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Bundesregierung muss auf europäischer Ebene
    dahin gehend aktiv werden, den Subventionswettlauf zu
    stoppen. Förderungen an Unternehmen darf es nur dann
    geben, wenn Ausbildung und Know-how verbindlich ge-
    sichert werden. Leistung ohne Gegenleistung darf es in
    der europäischen Schifffahrt nicht länger geben. Das for-
    dern wir in unserem Antrag.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Aber nicht nur auf See, sondern auch an Land sind die
    Arbeitsbedingungen schlechter geworden. Die Unter-
    nehmen nutzen die Krise und auch die Möglichkeiten





    Herbert Behrens


    (A) (C)



    (D)(B)


    der Agenda 2010, um Druck zu machen. Leiharbeit,
    Werkverträge, befristete Beschäftigungen sind Kennzei-
    chen einer falschen Arbeitsmarktpolitik.

    Auch wenn Unternehmen in die Krise geraten, wie
    SIAG in Emden oder P+S in Wolgast und Stralsund, gibt
    es mehr Möglichkeiten als Entlassungen und Lohnkür-
    zungen. Die Menschen dort müssen eine Perspektive für
    ihr Leben bekommen. Und wenn es den Unternehmen
    allein nicht möglich ist, das finanziell zu wuppen, dann
    müssen durch staatliche Förderung, Qualifizierungs-
    gesellschaften, bessere Kurzarbeitsregelungen und Ar-
    beitszeitverkürzungen Arbeitsplätze erhalten werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Bericht der
    Bundesregierung zeigt die Probleme der maritimen
    Wirtschaft auf: Überkapazitäten im Schiffbau, sinkende
    Frachtraten und dramatische Unterbeschäftigung in
    Schifffahrtsunternehmen und Werften. Aber Sie ziehen
    keine Konsequenzen daraus. Sie predigen gebetsmüh-
    lenartig Ihre alte Idee – Sie warten darauf, dass die euro-
    päische Finanz- und Wirtschaftskrise endlich vorbeigeht,
    und hoffen, dass die strahlende Zukunft für Häfen, Werf-
    ten und Zulieferer an der Nord- und Ostseeküste durch
    die Offshorewindenergie kommen wird. Aber Hoffen
    und Harren allein reichen doch nicht aus. Sie müssen
    handeln!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition,
    Sie listen in Ihrem Antrag mehr als ein Dutzend Maß-
    nahmen auf, die angeblich die Belange der maritimen
    Wirtschaft gefördert hätten. Am Ende lassen sich diese
    Maßnahmen auf zwei Begriffe reduzieren: Wir brauchen
    mehr Wachstum, wir brauchen mehr Markt. – Das kann
    es aber doch nicht sein! Zu Recht werden an 16 Stellen
    im Bericht der Bundesregierung „große Herausforderun-
    gen“ – so heißt es – erwähnt, denen man sich stellen
    müsse. Aber wenn keine Prioritäten gesetzt werden,
    dann wird doch daraus nichts!

    „Das Meer ist Wirtschafts- und Lebensraum sowie
    Nahrungs- und Ressourcenquelle zugleich.“ So steht es
    sehr richtig in dem Antrag der Koalition. Aber diese teils
    gegensätzlichen Funktionen des Meeres bergen Kon-
    flikte. Darum müssen Richtungsentscheidungen gefällt
    werden. Neben der Schaffung guter Arbeit in der mariti-
    men Wirtschaft und auf Schiffen ist die Forschung und
    Entwicklung in zukunftsfähige, umweltverträgliche
    Technologien ein sehr, sehr wichtiges Handlungsfeld für
    staatliche Technologiepolitik und auch für Forschungs-
    förderung.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Vordringlich ist die Senkung der Emissionen von
    Schadstoffen in der Schifffahrt nicht nur auf hoher See.
    Eine der Hauptursachen der Feinstaubemissionen gerade
    in Norddeutschland ist die Verbrennung von Schweröl in
    Schiffsmotoren. Inzwischen gibt es zwar gesetzliche
    Grenzwerte für Schwefelemissionen, nicht aber bei

    Schwermetallen und Ruß. Hier besteht sofortiger Hand-
    lungsbedarf.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Im Bericht der Bundesregierung wird der Schutz der
    natürlichen Umwelt aber unter den Vorbehalt von Wirt-
    schaftlichkeit und Konkurrenzfähigkeit der Produkte ge-
    stellt. Sie wollen mit Ihrer Forschungs- und Entwick-
    lungspolitik erreichen, dass Innovationszyklen drastisch
    verkürzt werden, um der Konkurrenz immer einen
    Schritt voraus zu sein. Sie wollen erreichen, dass schnel-
    ler und billiger produziert wird. Aber sind das nicht auch
    die Ursachen des internationalen Verdrängungswettbe-
    werbs, für die bestehenden Wahnsinnsüberkapazitäten
    auf den Weltmärkten? Zukunftsweisende Forschungs-
    und Technologiepolitik in der maritimen Wirtschaft sieht
    wirklich anders aus.


    (Beifall bei der LINKEN)


    SPD und Grüne haben Anträge vorgelegt, in denen sie
    eine Umsteuerung in der maritimen Wirtschaft fordern.
    Die Kolleginnen und Kollegen der SPD haben erkannt,
    dass die Liberalisierung der Märkte und der Rückzug des
    Staates nicht dazu führen, dass maritime Standorte ge-
    stärkt werden – eine späte, aber richtige Erkenntnis, al-
    lerdings auch das Gegenteil dessen, was ursprünglich
    Ihre Arbeitsmarktpolitik war.

    Wir unterstützen viele Ihrer Forderungen, können Ih-
    rem Antrag aber nicht zustimmen. Denn wieder setzen
    Sie auf den Marineschiffbau und fordern von der Bun-
    desregierung, „den Marineschiffbausektor bei seinen Ex-
    portanstrengungen durch die Förderung von Referenz-
    projekten zu unterstützen“. Bau und Export von
    Kriegsschiffen und anderen Marineprodukten sind aber
    nicht die Zukunft. Wir wollen Rüstungsexporte stoppen.


    (Torsten Staffeldt [FDP]: Ihr wollt alles stoppen, aber gleichzeitig Arbeitsplätze erhalten! Das ist widersprüchlich! Sie sprechen mit gespaltener Zunge!)


    Beim Marineschiffbau muss mit intelligenter Konver-
    sionspolitik umgebaut werden; die darin steckenden fi-
    nanziellen Mittel müssen in zukunftsfähigen zivilen
    Schiffbau umgelenkt werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Selbstverständlich, liebe Kolleginnen und Kollegen
    von der SPD, sind wir dabei, wenn es darum geht, die
    weitere Liberalisierung der Hafendienstleistungen zu
    verhindern. Auch wir fordern: Port Package III darf es
    nicht geben. Ich hoffe sehr, dass die Maritime Konferenz
    in Kiel die wesentlichen Fragen diskutieren und Schwer-
    punkte setzen wird. Passiert das nicht, bleibt die mari-
    time Wirtschaft in schwerer See.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)