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    Plenarprotokoll 17/220 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 220. Sitzung Berlin, Freitag, den 1. Februar 2013 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 35: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Entbürokratisierung des Gemeinnüt- zigkeitsrechts (Gemeinnützigkeitsent- bürokratisierungsgesetz – GemEntBG)  (Drucksachen 17/11316, 17/12123) . . – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Entbürokra- tisierung des Gemeinnützigkeits- rechts (Gemeinnützigkeitsentbüro- kratisierungsgesetz – GemEntBG) (Drucksachen 17/11632, 17/12037, 17/12123) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 17/12124) . . . . . . . . . . . . b) Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Förderung ehrenamtlicher Tätigkeit im Verein (Drucksachen 17/5713, 17/12125) . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales – zu dem Antrag der Abgeordneten Katrin Kunert, Katja Kipping, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Aufwandsentschädigungen für kom- munale Mandatsträgerinnen und Mandatsträger sowie Amtsträgerin- nen und Amtsträger nicht auf Leis- tungen nach dem Zweiten und Zwölften Buch Sozialgesetzbuch an- rechnen – zu dem Antrag der Abgeordneten Katja Kipping, Katrin Kunert, Diana Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Keine Anrech- nung von Aufwandsentschädigun- gen für bürgerschaftliches Engage- ment auf Leistungen nach dem Zweiten und Zwölften Buch Sozial- gesetzbuch (Drucksachen 17/7646, 17/7653, 17/11253 Buchstabe a und b) . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Erster Engagementbericht – Für eine Kultur der Mitverantwortung – Bericht der Sachverständigenkommission  und Stellungnahme der Bundesregierung (Drucksache 17/10580) . . . . . . . . . . . . . . Christian Freiherr von Stetten (CDU/CSU) . . Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Birgit Reinemund (FDP) . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank Steffel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ute Kumpf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Freiherr von Stetten  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marco Buschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Markus Grübel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Florian Bernschneider (FDP) . . . . . . . . . . . . . 27337 A 27337 B 27337 B 27337 C 27337 D 27338 A 27338 B 27339 C 27341 C 27342 D 27345 A 27347 D 27348 D 27350 B 27351 B 27352 A 27353 A 27354 A 27355 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 220. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Februar 2013 Klaus Riegert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 34: Antrag der Fraktion der SPD: Erkenntnisse der Verfassungsschutzbehörden von Bund und Ländern zur Verfassungswidrigkeit der „Nationaldemokratischen Partei Deutschlands“ (Drucksache 17/12168) . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Ralf Jäger, Minister (Nordrhein- Westfalen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Stefan Ruppert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Bosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Michael Hartmann (Wackernheim)  (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Kurth (Kyffhäuser) (FDP) . . . . . . . Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . Helmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 37: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Vertrag vom 9. Dezember 2011 über den Beitritt der Republik Kroatien zur Europäischen Union (Drucksache 17/11872) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Josip Juratovic, Dietmar Nietan, Axel Schäfer (Bochum), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: EU-Beitritt der Republik Kroatien zum Erfolg führen (Drucksache 17/12182) . . . . . . . . . . . . . . . Michael Link, Staatsminister  AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Josip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 36: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Verteidigungsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Paul Schäfer (Köln), Wolfgang Gehrcke, Jan van Aken, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Kein Zugang von Kindern und Jugendlichen zu Kriegswaffen bei Bun- deswehr-Veranstaltungen (Drucksachen 17/8609, 17/9597) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Menschenrechte und hu- manitäre Hilfe zu dem Antrag der Abge- ordneten Katrin Werner, Diana Golze, Paul Schäfer (Köln), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion DIE LINKE: Mili- tärische Verwendung von Minder- jährigen beenden – Ehemalige Kindersoldatinnen und Kindersoldaten unterstützen (Drucksachen 17/8491, 17/9916) . . . . . . . Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Graf (Rosenheim) (SPD) . . . . . . . . Pascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Heinrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 39: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Kultur und Medien – zu dem Antrag der Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Johannes Selle, Dorothee Bär, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Claudia Winterstein, Burkhardt Müller-Sönksen, Reiner Deutschmann, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Das Filmerbe stärken, die Kulturschätze für die Nachwelt bewahren und im digitalen Zeitalter zugänglich machen – zu dem Antrag der Abgeordneten Angelika Krüger-Leißner, Siegmund Ehrmann, Petra Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Ein nationales Digitalisie- rungsprogramm für unser Filmerbe 27355 D 27357 A 27358 D 27359 A 27360 C 27362 A 27363 A 27364 B 27365 B 27367 A 27368 C 27369 D 27370 D 27372 A 27373 C 27374 D 27375 C 27377 A 27378 B 27378 C 27378 D 27380 A 27381 C 27382 C 27383 C 27384 C 27385 B 27385 C 27385 C 27386 C 27388 A 27389 A 27390 B 27391 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 220. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Februar 2013 III – zu dem Antrag der Abgeordneten Kathrin Senger-Schäfer, Jan Korte, Herbert Behrens, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion DIE LINKE: Fi- nanzierung zur Bewahrung des deutschen Filmerbes endlich sicher- stellen – zu dem Antrag der Abgeordneten Claudia Roth (Augsburg), Tabea Rößner, Dr. Konstantin von Notz, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Um- fassende Initiative zur Digitalisie- rung des Filmerbes starten (Drucksachen 17/11006, 17/10098, 17/11007, 17/8353, 17/11933) . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Drit- ten Gesetzes zur Änderung des Bundes- archivgesetzes (Drucksache 17/12012) . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Neumann, Staatsminister  BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Krüger-Leißner (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 38: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker Beck (Köln), Ingrid Hönlinger, Memet Kilic, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines ... Ge- setzes zur Änderung des Parteiengeset- zes – Begrenzung von Parteispenden und Transparenz beim Sponsoring für Parteien (Transparenzgesetz) (Drucksache 17/11877) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Raju Sharma, Jan Korte, Agnes Alpers, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Demokratie stärken, Lobbyismus ver- hindern und Parteienfinanzierung transparenter gestalten (Drucksache 17/9063) . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Armin Schuster (Weil am Rhein)  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Stefan Ruppert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) zur nament- lichen Abstimmung über die Beschlussemp- fehlung: Fortsetzung der Beteiligung bewaff- neter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicherheitsunterstützungs- truppe in Afghanistan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolution 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Resolution 2069 (2012) vom 9. Oktober 2012 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (219 Sitzung, Tagesordnungspunkt 7) . . . . . . Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27392 C 27392 D 27393 A 27394 A 27395 C 27396 C 27397 B 27398 B 27399 C 27399 C 27399 D 27400 D 27403 A 27404 B 27405 A 27406 A 27407 C 27407 B 27409 A 27410 A 27410 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 220. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Februar 2013 27337 (A) (C) (D)(B) 220. Sitzung Berlin, Freitag, den 1. Februar 2013 Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 219. Sitzung, Seite 27110 D, vierter Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „– Ich respektiere, dass Sie keinen Einsatz wollen, aber zu sagen, dass dadurch, dass wir ein unbemanntes Flugzeug gegenüber einem be- mannten Flugzeug bevorzugen, die Hemmschwelle ge- senkt würde, heißt umgekehrt, dass Sie lieber das Leben eines Piloten gefährden und auf den Einsatz dieser Waffe verzichten wollen.“ Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 220. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Februar 2013 27409 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Canel, Sylvia FDP 01.02.2013 Crone, Petra SPD 01.02.2013 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 01.02.2013 Dittrich, Heidrun DIE LINKE 01.02.2013 Ernst, Klaus DIE LINKE 01.02.2013 Evers-Meyer, Karin SPD 01.02.2013 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 01.02.2013 Gerster, Martin SPD 01.02.2013 Glos, Michael CDU/CSU 01.02.2013 Golze, Diana DIE LINKE 01.02.2013 Gottschalck, Ulrike SPD 01.02.2013 Gruß, Miriam FDP 01.02.2013 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 01.02.2013 Hahn, Florian CDU/CSU 01.02.2013 Heil (Peine), Hubertus SPD 01.02.2013 Heinen-Esser, Ursula CDU/CSU 01.02.2013 Hoff, Elke FDP 01.02.2013 Humme, Christel SPD 01.02.2013 Kiesewetter, Roderich CDU/CSU 01.02.2013 Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 01.02.2013 Klein-Schmeink, Maria BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 01.02.2013 Klimke, Jürgen CDU/CSU 01.02.2013 Krellmann, Jutta DIE LINKE 01.02.2013 Kudla, Bettina CDU/CSU 01.02.2013 Lange, Ulrich CDU/CSU 01.02.2013 Laurischk, Sibylle FDP 01.02.2013 Leidig, Sabine DIE LINKE 01.02.2013 Meinhardt, Patrick FDP 01.02.2013 Menzner, Dorothée DIE LINKE 01.02.2013 Dr. h.c. Michelbach, Hans CDU/CSU 01.02.2013 Mißfelder, Philipp CDU/CSU 01.02.2013 Möller, Kornelia DIE LINKE 01.02.2013 Müller-Sönksen, Burkhardt FDP 01.02.2013 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 01.02.2013 Otte, Henning CDU/CSU 01.02.2013 Remmers, Ingrid DIE LINKE 01.02.2013 Schaaf, Anton SPD 01.02.2013 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 01.02.2013 Schlecht, Michael DIE LINKE 01.02.2013 Dr. Schmidt, Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 01.02.2013 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 01.02.2013 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 01.02.2013 Schreiner, Ottmar SPD 01.02.2013 Sendker, Reinhold CDU/CSU 01.02.2013 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 01.02.2013 Süßmair, Alexander DIE LINKE 01.02.2013 Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 01.02.2013 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 01.02.2013 Dr. Volk, Daniel FDP 01.02.2013 Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 01.02.2013 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 01.02.2013 Weinberg, Harald DIE LINKE 01.02.2013 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 01.02.2013 Ziegler, Dagmar SPD 01.02.2013  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 27410 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 220. Sitzung. Berlin, Freitag, den 1. Februar 2013 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung: Fortsetzung der Be- teiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicherheits- unterstützungstruppe in Afghanistan (Interna- tional Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grundlage der Resolu- tion 1386 (2001) und folgender Resolutionen, zuletzt Resolution 2069 (2012) vom 9. Oktober 2012 des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen (219. Sitzung, Tagesordnungspunkt 7) Ich habe versehentlich mit Ja gestimmt. Mein Votum lautet Nein. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Finanzausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Höhe des steuerfrei zu stellenden Exis- tenzminimums von Erwachsenen und Kindern für das Jahr 2012 (Neunter Existenzminimumbericht) – Drucksachen 17/11425, 17/11614 Nr. 1.3 – Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Tätigkeit der Verkehrsinfrastruktur- finanzierungsgesellschaft im Jahr 2011 – Drucksachen 17/11435, 17/11614 Nr. 1.5 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/11762 Nr. A.2 Ratsdokument 15737/12 Drucksache 17/11919 Nr. A.12 Ratsdokument 16202/12 Drucksache 17/11919 Nr. A.13 Ratsdokument 16374/12 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/12126 Nr. A.28 EP P7_TA-PROV(2012)0460 Drucksache 17/12126 Nr. A.29 Ratsdokument 17611/12 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 17/10710 Nr. A.51 Ratsdokument 12751/12 Drucksache 17/11439 Nr. A.11 EP P7_TA-PROV(2012)0320 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/11762 Nr. A.3 Ratsdokument 14657/12 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/11439 Nr. A.13 Ratsdokument 14641/12 Drucksache 17/11439 Nr. A.14 Ratsdokument 14728/12 Drucksache 17/11919 Nr. A.20 Ratsdokument 16537/12 Drucksache 17/11919 Nr. A.22 Ratsdokument 16723/12 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 17/9647 Nr. A.18 EP P7_TA-PROV(2012)0087 Drucksache 17/9647 Nr. A.20 EP P7_TA-PROV(2012)0094 Drucksache 17/10710 Nr. A.62 EP P7_TA-PROV(2012)0222 Drucksache 17/10710 Nr. A.63 EP P7_TA-PROV(2012)0228 Drucksache 17/10710 Nr. A.64 EP P7_TA-PROV(2012)0229 Drucksache 17/11108 Nr. A.23 Ratsdokument 13655/12 Drucksache 17/11439 Nr. A.15 EP P7_TA-PROV(2012)0355 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/10208 Nr. A.25 Ratsdokument 9944/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.76 Ratsdokument 12393/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.77 Ratsdokument 12398/12 Drucksache 17/11439 Nr. A.18 Ratsdokument 14531/12 Drucksache 17/11439 Nr. A.19 Ratsdokument 14616/12 Drucksache 17/11439 Nr. A.20 Ratsdokument 14662/12 Drucksache 17/11617 Nr. A.14 EP P7_TA-PROV(2012)0386 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/8967 Nr. A.13 Ratsdokument 6228/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.84 Ratsdokument 12827/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.85 Ratsdokument 12828/12 220. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 35 Gemeinnützigkeitsrecht TOP 34 Erkenntnisse über Verfassungswidrigkeit der NPD TOP 37 Beitritt der Republik Kroatien zur EU TOP 36 Zugang von Kindern zu Kriegswaffen TOP 39 Digitalisierung des Filmerbes TOP 38 Transparenz beim Sponsoring für Parteien Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Wieland


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist ge-

    rade zwei Tage her, dass wir in diesem Hause des
    80. Jahrestages der Machtergreifung der Nationalsozia-
    listen gedacht haben. Wenn man über Erkenntnisse zur
    Verfassungswidrigkeit der NPD redet, ist es an dieser
    Stelle sinnvoll, auch einen Blick zurückzuwerfen. Dies
    will ich tun. Joseph Goebbels schrieb am 30. April 1928
    in der NSDAP-Zeitung Der Angriff das Folgende:

    Wir gehen in den Reichstag hinein, um uns im Waf-
    fenarsenal der Demokratie mit deren eigenen Waf-

    fen zu versorgen … Wenn die Demokratie so dumm
    ist, uns für diesen Bärendienst Freikarten und Diä-
    ten zu geben, so ist das ihre eigene Sache…
    Uns ist jedes gesetzliche Mittel recht, den Zustand
    von heute zu revolutionieren.

    Am 30. Januar 1933 war es dann so weit.
    In den Materialien des Bundesrates zur NPD klingt es

    wie folgt – original der gleiche Gedanke –:
    Der nationale Widerstand hat einen parlamentari-
    schen Arm und einen außerparlamentarischen Arm.
    Die Partei verfügt über wirkungsvolle Sprachrohre
    in den Parlamenten und kann vom Staat erhebliche
    finanzielle Ressourcen durch Mandate und Wahl-
    kampfkostenrückerstattung schöpfen. Die „Freien“
    hingegen verfügen über eine außerordentlich akti-
    vistische Szene, deren idealistische Arbeitskraft un-
    bezahlbar ist… Beide Lager sind Teil des nationa-
    len Widerstandes und ergeben zusammen eine für
    die Etablierten gefährliche Symbiose.

    Das sagen Sie selber: Ihre Gefährlichkeit rührt aus dem
    Zusammenwachsen mit der freien Szene, aus der Ge-
    walttätigkeit, aus dem arbeitsteiligen Vorgehen. Das geht
    bis in den NSU hinein.

    Es reicht nicht, zu sagen: Herr Range hat doch gesagt,
    sie waren nicht der verlängerte Arm. Da gab es keinen
    Beschluss. – Das hat niemand erwartet, aber die drei ha-
    ben NPD-Materialien verteilt, Plakate geklebt. Sie waren
    auf den Veranstaltungen der NPD. Seit gestern wissen
    wir, dass neben Frau Zschäpe ein aktueller NPD-Funk-
    tionär und ein früherer Jungfunktionär auf der Anklage-
    bank sitzen werden. Das muss man auch sehen, wenn
    man über die Gefährlichkeit dieser Bewegung redet.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Sehr richtig!)


    Eine isolierte Betrachtung der NPD ist einfach falsch.
    Ich kann zwar sagen, wie es der Kollege Jung getan hat:
    Die Mitgliederzahl sinkt. Die Wahlergebnisse sinken.
    Die Finanzkraft sinkt. – Das alles ist unbestritten. Es
    hilft uns nicht in den „national befreiten Gebieten“, in
    den Dominanzgebieten, in denen sie völkisch siedeln, in
    denen sie richtig Terror ausüben, in den Dörfern und
    Kleinstädten. Dort nutzen uns diese Statistiken nichts.
    Vielmehr ist richtig, was der Kollege Oppermann sagt:
    Auch die Blutspur, die wir seit Jahren durch Überfälle
    auf Homosexuelle, auf sogenannte Asoziale, auf anders
    Aussehende, auf Migranten haben, ist ihnen zuzurech-
    nen. Es ist die gleiche Ideologie. Es ist die Ideologie des
    sogenannten Volkstodes. Sie propagieren nämlich, dass
    das deutsche Volk gefährdet sei und dass es durch alle,
    die fremd sind, aussterbe. Das ist ein Aufruf zur Not-
    wehr. So ist es bei den Dreien aus Zwickau auch ange-
    kommen. Es ist letztlich das gleiche ideologische Ge-
    bräu, das Anders Breivik in Norwegen dazu brachte,
    zum Massenmörder zu werden. Das muss man zusam-
    mensehen. Es ist die gleiche braune Soße, gegen die man
    vorgehen muss.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)






    Wolfgang Wieland


    (A) (C)



    (D)(B)


    Dass die NPD gar keinen Hehl daraus macht, dass sie
    das Dritte Reich verherrlicht, wird an folgenden Zitaten
    deutlich: Zitat Udo Voigt:

    BRD heißt das System – morgen soll es unterge-
    hen!

    Zitat Holger Apfel:

    Die NPD stellt die Systemfrage, sie will den sozia-
    len, demokratischen und nationalen Volksstaat
    schaffen und stellt dieses Ideal der etablierten „De-
    mokratie-Karikatur“ namens BRD entgegen.

    Das alles ist dokumentiert. Daher ist es für meine Frak-
    tion gar keine Frage: Diese Partei ist verfassungsfeind-
    lich.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Es stellt sich jedoch eine Frage: Was folgt daraus? Ich
    als jemand, der wirklich leidenschaftlich für ein Verbot
    ist, sage ehrlich: Es gibt auch respektable Argumente da-
    gegen. Das erkenne ich an. Ich warne davor, diese Frage
    zu parteitaktischem Geplänkel zu benutzen. Ich warne
    wirklich davor.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Wir sind durch das Vorgehen des Bundesrates ver-
    pflichtet, uns eine Meinung zu bilden. Enthalten geht da
    nicht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Sehr richtig!)


    Wenn wir nichts tun, ist es auch eine Haltung. Diese
    würde bedeuten, wir lassen die Länder in Karlsruhe al-
    leine. Wir müssen uns entscheiden. Mir ist es relativ
    egal, ob vor der Bundestagswahl oder nach der Bundes-
    tagswahl. Ich will einen verantwortungsbewussten Um-
    gang damit. Ich empfehle jedem von uns die Lektüre
    dieser Materialsammlung. Nach Austausch der Argu-
    mente muss am Ende eine Entscheidung stehen, und
    zwar bitte schön der Verantwortung unserer Geschichte
    und der Bedeutung dieser Frage entsprechend.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Für die CDU/CSU spricht jetzt der Kollege Dr. Hans-

Peter Uhl.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Peter Uhl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und

    Kollegen! Lassen Sie mich zunächst mit einer, wie ich
    meine, erfreulichen Gemeinsamkeit beginnen. Ich kenne
    niemanden in diesem Hohen Hause – von links bis
    rechts; das gilt für die Liberalen wie für alle Flügel –, der
    auch nur andeutungsweise eine Sympathie für rechts-

    extremes Gedankengut hegt. Diese Feststellung zu tref-
    fen, erscheint mir gerade angesichts des in dieser Woche
    begangenen Gedenktages „80 Jahre Machtergreifung“
    wichtig. Diese Feststellung sollte uns stolz machen auf
    die gefestigte deutsche Nachkriegsdemokratie. Es gibt
    keine Rechtsextremen in diesem Hohen Haus.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das heißt, unsere Politik der gesellschaftlichen Ächtung,
    die vonseiten des Bundes, aber auch der Länder und
    Kommunen betrieben wird und die wir unterstützen, hat
    nachhaltig gewirkt. Die Ächtung dieses Gedankengutes
    ist erfolgreich gewesen.

    Vom Kollegen Wolff wurde schon darauf hingewie-
    sen: Wir haben bei der Niedersachsenwahl wieder ein-
    mal einen gemeinsamen Erfolg erzielt. Mit den erreich-
    ten 0,8 Prozent bekommt die NPD in Niedersachsen
    keinen einzigen Cent Parteienfinanzierung, von einem
    Mandat gar nicht zu reden. Wir sollten die Gefahr also so
    beschreiben, wie sie tatsächlich ist.

    Ich bedanke mich bei Ihnen, Herr Kollege Wieland,
    dass Sie darauf hingewiesen haben, dass wir dieses
    Thema nicht parteitaktisch oder politisch instrumentali-
    sieren sollten, indem wir dem einen oder anderen den
    Mut im Kampf gegen den Rechtsextremismus abspre-
    chen oder vielleicht sogar eine klammheimliche Sympa-
    thie unterstellen, wenn er nicht energisch genug für das
    NPD-Verbot eintritt. Das muss man immer wieder beto-
    nen.

    Es handelt sich um hochrangige Juristen, die vor ei-
    nem Verbotsverfahren warnen. Das darf man nicht ein-
    fach so wegwischen. Wir haben ein intensives Gespräch
    mit dem früheren Verfassungsrichter Papier und dem
    früheren Berichterstatter Jentsch geführt; Sie kennen
    vielleicht das Interview des Verfassungsrichters Grimm;
    Sie kennen die Stellungnahme des Präsidenten des Euro-
    päischen Gerichtshofes für Menschenrechte – um nur ei-
    nige zu nennen. Es ist die Auffassung hochrangiger Ver-
    fassungsjuristen, die uns nachdenklich stimmt. Da ist es
    auch kein Wunder, dass das quer durch die Parteien geht.
    Ich habe heute Morgen im Frühstücksfernsehen Kolle-
    gen Ströbele von den Grünen gehört, der nachdrücklich
    davor warnte.


    (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ströbele solltest du öfters hören!)


    Das gibt es auch in anderen Parteien, nicht nur bei den
    Grünen.

    Das Parteienverbot ist ein ganz außergewöhnliches
    Rechtsinstitut, eine Ultima Ratio, das für alteingesessene
    Demokratien wie die in England oder in den USA un-
    denkbar ist. Man hält in diesen beiden Ländern ein Par-
    teienverbot in weiten Teilen für geradezu undemokra-
    tisch, weil man sich sagt: So etwas tut man nicht.
    Parteien werden dem Wähler präsentiert, und nur der
    Wähler entscheidet. Der Staat hat nichts zu entscheiden.
    Das heißt, es ist ja auch ein Stück Bevormundung des
    Wählers, wenn der Staat eine Partei aus dem Parteien-
    spektrum heraustilgt.





    Dr. Hans-Peter Uhl


    (A) (C)



    (D)(B)



    (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Steht in unserer Verfassung, Herr Kollege! – Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Haben Sie das mal mit Herrn Seehofer ausdiskutiert? – Weitere Zurufe von der SPD)


    Ich habe großes Verständnis dafür, dass man 1949 bei
    Abfassung des Grundgesetzes und bei Gründung der
    Bundesrepublik Deutschland angesichts der in diesem
    Deutschland von 1949 herrschenden Situation mit Recht
    dieses Institut eingeführt hat. Wer konnte denn ahnen,
    dass sich Deutschland als demokratischer Staat so stabil
    entwickelt, dass Rechtsextreme und Linksextreme in
    diesem Land keine Chance haben? Wer konnte das denn
    ahnen? Deswegen war es richtig, das ins Grundgesetz hi-
    neinzuschreiben. Das unterscheidet uns ja von England
    oder von den USA.


    (Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Ist es jetzt überflüssig oder was?)


    Aber wir sollten auch die Situation von heute betrachten.

    Noch ein Hinweis, Frau Jelpke: Sie irren sich, wenn
    Sie meinen, das allein die Ankündigung eines Parteien-
    verbotes schon etwas bewirken würde. Obacht, Frau
    Jelpke! Bei der dem Parteiverbotsverfahren vorausge-
    gangenen Bundestagswahl hat die NPD 0,4 Prozent er-
    reicht, wie bei all den Wahlen zuvor: Immer stand eine
    Null vor dem Komma. Und nach dem gescheiterten Par-
    teiverbotsverfahren hatte sie 1,6 Prozent.


    (Sönke Rix [SPD]: Deshalb haben die in Niedersachsen so wenig bekommen, oder was?)


    Also: Von 0,4 Prozent auf 1,6 Prozent nach dem Schei-
    tern des Parteiverbotsverfahrens.


    (Burkhard Lischka [SPD]: Das sind Zusammenhänge, die Sie da herstellen!)


    Diese Rechtsfrage ist kompliziert. Wenn wir jetzt vor
    Gericht gehen – der Bundesrat wird das ja tun; er hat das
    schon entschieden; jetzt geht es nur um die Frage, ob
    Bundesregierung und Bundestag ihm folgen –, wissen
    wir nicht, wohin wir kommen. Wie man so schön sagt:
    Auf hoher See und vor Gericht ist man in Gottes Hand.

    Ich möchte aber auf einen Hinweis des Bundesverfas-
    sungsgerichts aufmerksam machen. Das Bundesverfas-
    sungsgericht hat im letzten NPD-Verbotsverfahren ganz
    klar zum Ausdruck gebracht: Sollte das Gericht in einem
    Parteiverbotsverfahren gegen die NPD in eine Sachent-
    scheidung eintreten, dann würden die Voraussetzungen
    der Europäischen Menschenrechtskonvention natürlich
    bereits bei der Entscheidung von Karlsruhe in die Be-
    wertung einfließen.


    (Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Gott sei Dank!)


    Das würde geschehen, auch wenn im Grundgesetz von
    Verhältnismäßigkeit und Erforderlichkeit der Maßnah-
    men nicht die Rede ist. Wie gesagt: Bereits in Karlsruhe!


    (Thomas Oppermann [SPD]: Das muss verhältnismäßig sein, was der Staat macht! Immer! Ungeschriebener Verfassungsgrundsatz!)


    Das heißt, den Showdown zwischen den beiden höchs-
    ten Gerichten, dem Europäischen Gerichtshof für Men-
    schenrechte und dem Bundesverfassungsgericht, wird es
    wahrscheinlich gar nicht geben, weil bereits die Verfas-
    sungsrichter in Karlsruhe die genannten Kriterien zur
    Anwendung bringen werden.

    Ist ein Parteiverbotsverfahren das richtige Instrument,
    um ein politisches Signal zu setzen? Ich verstehe Minis-
    terpräsidenten, egal welcher Couleur, egal welchen Lan-
    des:


    (Thomas Oppermann [SPD]: Ihre eigenen!)


    In Festreden und bei Veranstaltungen aller Art werden
    politische Signale ausgesandt. Das gehört zum politi-
    schen Geschäft. Aber was ist der Mechanismus beim
    Parteiverbotsverfahren? Wir Parteipolitiker – Bundestag,
    Bundesrat, Bundesregierung – können ein politisches Si-
    gnal nur beantragen, aussenden muss es das höchste
    deutsche Gericht, und zwar mit Zweidrittelmehrheit.
    Lassen sich diese acht Richter von uns instrumentalisie-
    ren, ein politisches Signal auszusenden?


    (Burkhard Lischka [SPD]: Darum geht es doch gar nicht! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer will denn instrumentalisieren?)


    Lassen sie sich von uns unter Druck setzen? Wenn wir
    nur alle gemeinsam kommen, dann werden die im
    Gleichschritt mitmarschieren?


    (Sönke Rix [SPD]: Zweifeln Sie am Grundgesetz?)


    Glauben Sie das wirklich? Ich glaube nicht daran.


    (Thomas Oppermann [SPD]: Völlig abseitig, was Sie da erzählen!)


    Lassen Sie mich zum Schluss kommen. Mit dem Par-
    teiverbotsverfahren gehen wir einen riskanten Weg. Es
    kann sein, dass wir in jedem Fall verlieren. Wenn das
    Gericht in dem Parteiverbotsverfahren in der Weise ent-
    scheidet, dass die Partei verboten wird, wird es unver-
    züglich eine Nachfolgeorganisation geben. Dann haben
    wir es mit dem gleichen Gedankengut, das wir alle mit-
    einander ablehnen, erneut zu tun, nur in neuem Kleid.


    (Elke Ferner [SPD]: Sagen Sie doch einfach, Sie sind dagegen!)


    Wenn die Partei nicht verboten wird, ja dann kommt der
    Super-GAU. Dann gehen die NPD-Funktionäre erhobe-
    nen Hauptes aus dem Gerichtssaal in Karlsruhe – etwas,
    was keiner von uns will. Also bitte, denken Sie darüber
    nach, ob das klug ist! Bedenken Sie den möglichen Aus-
    gang des Verfahrens!


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, der Antrag wird doch gestellt vom Bundesrat! – Mechthild Rawert [SPD]: Wo ist denn Ihr Kampf gegen den Rechtsextremismus? – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hat Bayern doch zugestimmt!)







    (A) (C)



    (D)(B)