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    Plenarprotokoll 17/208 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 208. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 I n h a l t : Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksachen 17/10200, 17/10202) . . . . . b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksachen 17/10201, 17/10202, 17/10826) I.14 Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 17/10809, 17/10823) . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . . Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . I.15 Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Drucksachen 17/10811, 17/10823) . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Katja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25361 A 25361 D 25361 D 25361 D 25362 A 25364 B 25367 A 25368 D 25370 D 25372 B 25374 B 25376 A 25378 B 25379 D 25381 D 25382 A 25382 C 25383 D 25384 D 25386 C 25388 D 25389 B 25390 B 25392 B 25392 C 25394 D 25392 C 25398 B 25400 A 25401 B 25402 D 25404 C 25405 D 25407 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt VI: a) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung gleichberechtigter Teilhabe von Frauen und Männern in Führungs- gremien (GlTeilhG) (Drucksache 17/11270) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Neue Impulse für einen wirksamen und umfassenden Schutz der Afrikanischen Elefanten (Drucksache 17/11554) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Andreas Jung (Konstanz), Marie-Luise Dött, Michael Brand, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Michael Kauch, Horst Meierhofer, Angelika Brunkhorst, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Die UN-Klimakonferenz in Doha – Globalen Klimaschutz wirksam voran- treiben (Drucksache 17/11514) . . . . . . . . . . . . . . . d) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Stellungnahme der Bundesregierung zu den Fortschrittsberichten „Aufbau Ost“ der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen für das Berichtsjahr 2010 (Drucksache 17/8342) . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Volker Beck (Köln), Ingrid Hönlinger, weiteren Abge- ordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einrichtung eines Registers über unzuverlässige Unter- nehmen (Korruptionsregister-Gesetz) (Drucksache 17/11415) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Omid Nouripour, Volker Beck (Köln), Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Den am 12. September und am 4. Oktober 2001 ausgerufenen NATO- Bündnisfall beenden (Drucksache 17/11555) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt VII: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Übereinkommen von 2004 zur Kon- trolle und Behandlung von Ballastwas- ser und Sedimenten von Schiffen (Bal- lastwasser-Gesetz) (Drucksachen 17/11052, 17/11433) . . . . . b)–f) Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersich- ten 494, 495, 496, 497 und 498 zu Peti- tionen (Drucksachen 17/11358, 17/11359, 17/11360, 17/11361, 17/11362) . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Gabriele Groneberg, Dr. Wilhelm Priesmeier, Willi Brase, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der SPD: Wertschöpfung im ländlichen Raum absichern – Erzeugung und Einsatz reiner Pflanzenöle in der Land- und Forst- wirtschaft ausbauen (Drucksache 17/11552) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) I.16 Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Se- nioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 17/10816, 17/10823) . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Schwanitz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 25408 A 25409 A 25411 A 25412 B 25413 B 25414 B 25415 D 25415 D 25416 A 25416 A 25416 B 25416 B 25417 A 25417 B 25417 D 25418 A 25418 A 25419 C 25421 C 25423 A 25424 A 25425 C 25427 C 25429 A 25430 A 25431 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 III Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg von Polheim (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt II: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über den Umfang der Personen- sorge bei einer Beschneidung des männlichen Kindes (Drucksache 17/11295) . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Marlene Rupprecht (Tuchenbach), Katja Dörner, Diana Golze und weiteren Abge- ordneten eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Umfang der Perso- nensorge und die Rechte des männli- chen Kindes bei einer Beschneidung (Drucksache 17/11430) . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . . Gabriele Lösekrug-Möller (SPD) . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . Norbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Wolfgang Thierse (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) I.17 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung (Drucksachen 17/10823, 17/10824) . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Helge Braun (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Agnes Alpers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Tagesordnungspunkt III: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung der betreu- ungsrechtlichen Einwilligung in eine ärztli- che Zwangsmaßnahme (Drucksache 17/11513) . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sonja Steffen (SPD). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25433 D 25435 A 25435 D 25437 C 25438 C 25439 C 25441 B 25441 B 25441 D 25443 B 25444 A 25446 A 25447 B 25448 A 25449 A 25449 C 25450 D 25451 B 25452 D 25453 D 25454 C 25455 A 25455 D 25457 B 25458 A 25459 B 25461 A 25461 B 25462 B 25463 B 25463 D 25465 D 25468 A 25469 A 25470 B 25472 C 25473 A 25473 B 25475 B 25477 B 25478 B 25480 B 25480 D 25481 D 25484 A 25484 B 25485 A 25486 B 25487 C 25488 C 25489 C IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Neuabdruck des Redebeitrags des Abgeord- neten Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) zum Tagesordnungspunkt I.11: Einzelplan 14 – Bundesministerium der Verteidigung (207. Sit- zung, Tagesordnungspunkt I.11) . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Ausschuss- überweisung der Stellungnahme der Bundes- regierung zu den Fortschrittsberichten „Aufbau Ost“ der Länder Berlin, Branden- burg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen für das Berichtsjahr 2010 (Tagesordnungspunkt VI d) 25491 A 25491 C 25493 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 25361 (A) (C) (D)(B) 208. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 25491 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Neuabdruck des Redebeitrags des Abgeordneten Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) zum Tagesordnungspunkt: Einzelplan 14 – Bun- desministerium der Verteidigung (207. Sitzung, Tagesordnungspunkt I.11) Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich zum Ende dieser Debatte noch zwei Be- merkungen machen, die eine zu einem haushaltspoliti- schen Fachthema und die andere zur Debattenpolitik des Verteidigungsministers. Als Fachthema kann man sich ein Thema aussuchen; ich habe mich für die Beschaffung der Hubschrauber für unsere Bundeswehr entschieden. Seit 1990 planen wir die Einführung des Hubschraubers NH-90. Dabei haben wir die unterschiedlichsten Phasen der Nichtbeschaffung dieses Hubschraubers unter verschiedensten Regierun- gen erlebt. Auch Sozialdemokraten waren beteiligt, aber die drei Verteidigungsminister der letzten sieben Jahre gehörten einer anderen Fraktion an. Wir warten immer noch auf die ersten einsatzfähigen Hubschrauber. (Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Ich bin schon mit einem geflogen!) – Wunderbar. Also einen hält er aus. (Dr. Reinhard Brandl [CDU/CSU]: Und was für einen!) Jetzt ist nach Jahren der Verschiebung, Veränderung, Streckung beschlossen worden, nicht mehr 122, sondern nur noch 80 Hubschrauber anzuschaffen. Ich habe ein- mal nachgefragt, wie jetzt der Sachstand ist. Die Ant- wort des Staatssekretärs Beemelmans: Es wird weiterhin intensiv an einer für beide Seiten akzeptablen Lösung gearbeitet. – Auch das kommt nicht voran. Eigentlich kommt da gar nichts voran. Wir sind im Übrigen der Meinung: Wir brauchen eher mehr als weniger Hubschrauber, also keine Reduzie- rung. Wir brauchen Hubschrauber, um die regionalen Bündnisse, die wir stärken wollen, besser unterstützen zu können. Hier soll nicht systematisch reduziert wer- den, wie das bei dem Rest der Bundeswehr gemacht wird, sondern es müssen Schwerpunkte gesetzt werden. Für die Anschaffung des Kampfhubschraubers Tiger gilt Ähnliches. Deren Zahl soll von 80 auf 40 reduziert werden. Die Antwort ist die gleiche. Auch da gibt es noch keine Lösung. Wir sind allerdings damit einver- standen, dass hier die Anzahl reduziert wird. Wir brau- chen nicht mehr ganz so viele Kampfhubschrauber wie zu der Zeit der Bedrohung durch Panzer. Noch eines zu den Einsätzen in Afghanistan, die jetzt geplant werden. Es macht Freude, die Antworten des Staatssekretärs Beemelmans zu lesen. Frage: Wie oft ist der Einsatz in Afghanistan verschoben worden? Ant- wort: Für den UH-Tiger wurden die Planungen zweimal verschoben. Für den NH-90 ist der Einsatz insgesamt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 22.11.2012 Bernschneider, Florian FDP 22.11.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 22.11.2012 Fischer (Göttingen), Hartwig CDU/CSU 22.11.2012 Glos, Michael CDU/CSU 22.11.2012 Granold, Ute CDU/CSU 22.11.2012 Groth, Annette DIE LINKE 22.11.2012 Hinsken, Ernst CDU/CSU 22.11.2012 Jung (Konstanz), Andreas CDU/CSU 22.11.2012 Kammer, Hans-Werner CDU/CSU 22.11.2012 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.11.2012 Dr. Koschorrek, Rolf CDU/CSU 22.11.2012 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.11.2012 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 22.11.2012 Merkel (Berlin), Petra SPD 22.11.2012 Nink, Manfred SPD 22.11.2012 Dr. Ratjen-Damerau, Christiane FDP 22.11.2012 Sager, Krista BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.11.2012 Schaaf, Anton SPD 22.11.2012 Senger-Schäfer, Kathrin DIE LINKE 22.11.2012 Spatz, Joachim FDP 22.11.2012 Dr. Wadephul, Johann David CDU/CSU 22.11.2012 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 22.11.2012 Anlagen 25492 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 (A) (C) (D)(B) dreimal verschoben worden. – Auch die jüngere Ge- schichte ist, was die Hubschrauber angeht, also keine Er- folgsgeschichte. Sie müssen sich da besonders anstren- gen. Sie sind nicht der Erste, der sich anstrengen muss, aber vielleicht erreichen Sie wirklich ein Ergebnis hin- sichtlich des Einsatzes in Afghanistan im nächsten Jahr. Der MH-90 ist der Ersatz für „Sea King“ und „Sea Lynx“, ein Marinehubschrauber, welchen Musters auch immer. Die erste Auslieferung war einmal für 1999 ge- plant, dann für 2011, dann für 2015. Im Moment gibt es noch kein neues Datum, weil es keinen Vertrag gibt. Bis heute gibt es keinen Beschaffungsvertrag für einen neuen Marinehubschrauber. So können Sie mit den An- forderungen unserer – zugegeben – kleinsten, aber nicht unwichtigsten Teilstreitkaft nicht umgehen. Ich habe Ihnen einmal ein wunderschönes Foto mit- gebracht, das in einer regionalen Tageszeitung zu sehen war. Darauf sehen Sie fünf „Sea-King“-Hubschrauber, nicht flugfähig, auf einem Ponton, der auch nicht von selbst fährt, gezogen von einem Schlepper durch den Nord-Ostsee-Kanal bei der Verlegung von Kiel nach Nord- holz. Das soll nicht die Zukunft der Marine oder der Hubschrauberei werden. (Dr. Reinhard Brandl [CDU/CSU]: Das stimmt!) Aber es ist ein Sinnbild dafür, dass hier etwas nicht funk- tioniert. Reformieren Sie das Beschaffungswesen so, dass die Maschinen zulaufen. Dies ist alles schon lange geplant und muss jetzt kommen. (Inge Höger [DIE LINKE]: Braucht es aber nicht!) Bezüglich des leichten Unterstützungshubschraubers haben wir im Verteidigungsausschuss relativ einhellig beschlossen: Wir wollen ihn haben. Dafür ist im Vertei- digungshaushalt für nächstes Jahr Geld eingestellt. Jetzt bin ich gespannt, ob Sie das hinbekommen. Der Be- schluss ist da, das Geld ist da, jetzt müssen Sie ihn nächstes Jahr beschaffen. Versuchen Sie das einmal! Meine zweite Bemerkung bezieht sich auf die Debat- tenpolitik. Wir haben in der Frankfurter Rundschau in einem Aufsatz vom Verteidigungsminister gelesen, dass er sich Gedanken darüber macht, wie die Debatte zu Auslandseinsätzen in Deutschland befeuert werden kann. Er schreibt zu den Auslandseinsätzen: Welche Überzeugungen leiten uns Deutsche dabei? Welche Ansprüche stellen wir dabei an uns selbst? Diskussionen? Fehlanzeige! Nun gibt es eine Diskussion, die der Verteidigungs- minister selbst angestoßen hat: Das ist die über Vetera- nen. Da bin ich nicht so ganz sicher, dass das die Diskus- sion ist, die wir in Deutschland am dringendsten zu führen haben. Es soll auch eine Studie des Sozialwissen- schaftlichen Instituts der Bundeswehr geben, die besagt: Das ist in Deutschland nicht von zentralem Interesse. Ich glaube, auch die Soldaten, die aus einem Einsatz zurück- gekehrt sind, interessiert nicht, ob man sie als Veteranen bezeichnet. Das ist für einen 34-jährigen Industriemeis- ter, der als Hauptfeldwebel in Afghanistan im Einsatz war, sicherlich nicht der richtige Begriff, um sich damit identifizieren zu können. Sie können diese Debatte gerne zu einem guten Ende bringen, aber es ist nicht die wich- tigste Debatte, die wir zu führen haben. Wir sollten vielmehr eine andere Debatte führen – ich bin auch dankbar dafür, dass das schon zweimal ange- klungen ist –, aber wir müssten sie separat führen. Sie betrifft das, was Frau Bundeskanzlerin bei der Bundes- wehrtagung in Strausberg auf den Punkt gebracht hat – ich zitiere –: Um aber unsere sicherheitspolitischen Ziele erfolg- reich verfolgen zu können, sind wir als EU oder als NATO-Partner auch darauf angewiesen, dass in Zu- kunft auch andere Länder – insbesondere die, die wirtschaftspolitisch an Bedeutung gewinnen – Ver- antwortung übernehmen. Das sage ich ganz beson- ders im Hinblick auf Schwellenländer. Sie fügt dann hinzu: Oftmals reicht es aber nicht, neue Partner nur zu er- mutigen. Vielmehr geht es auch um Ertüchtigung. Ertüchtigung setzt bereits bei guter Regierungsfüh- rung an. Sie kann ebenso Ausbildung wie auch Un- terstützung bei der Ausrüstung bedeuten. Das sind bedeutungsschwere Ankündigungen. Es ist sozusagen eine Art Paradigmenwechsel in der Sicher- heitspolitik der Bundesrepublik Deutschland. Da geht es nicht mehr um Bündnisse, sondern um einzelne Länder in anderen Regionen, in denen wir nicht selbst sicher- heitspolitische Verantwortung übernehmen wollen. Das ist vielleicht keine Erfindung dieser Regierung, sondern wir haben schon bei dem von Rot-Grün beschlossenen Einsatz in Osttimor festgestellt, dass es nicht immer sinnvoll ist, dass Deutschland sich überall auf der Welt militärisch engagiert. Sicherlich sollten wir Partner haben, aber wir müssen auch die Debatte führen, welche Partner wir haben wol- len und welche Unterstützung wir ihnen geben wollen. Ausrüstungsunterstützung ist sicherlich nicht das Erste, was einem dazu einfällt. Vielleicht fangen wir besser mit politischer Unterstützung an und kommen dann zur Aus- bildungsunterstützung, Herr Minister. Jetzt haben Sie noch die Chance, bei der Bundeswehrreform nachzu- steuern und die Schulkapazitäten der Bundeswehr nicht ganz so stark zu reduzieren. Statt sie nur auf den eigenen Bedarf zu reduzieren, sollten Sie eher zusätzliche Kapa- zitäten für internationale Lehrgänge schaffen. Wenn Sie diese Politik machen wollen, brauchen Sie Ausbildungskapazitäten – vielleicht auch in Mali, aber zunächst einmal bei uns in Deutschland. Das kann man systematisch tun, wenn man eine solche Politik verfol- gen will. Rüstungsexporte in Länder, die für uns bisher nicht infrage gekommen sind, fallen uns nicht an erster Stelle ein. Natürlich ist Indien für uns ein Partner in diesem Bereich. Das ist richtig. Ob das auch für Indonesien gilt, Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 25493 (A) (C) (D)(B) wäre diskussionswürdig. Saudi-Arabien ist es ganz si- cher nicht, Herr Minister. Diese Diskussion müssen wir führen. Vielen Dank. Anlage 3 Erklärung der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über die Ausschussüberweisung der Stel- lungnahme der Bundesregierung zu den Fort- schrittsberichten „Aufbau Ost“ der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpom- mern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen für das Berichtsjahr 2010 (Tagesordnungs- punkt VI d) Hiermit erkläre ich im Namen meiner Fraktion Bünd- nis 90/Die Grünen, dass die Stellungnahme der Bundes- regierung zu den Fortschrittsberichten „Aufbau Ost“ auf Drucksache 17/8342 entgegen unserem anderslautenden Votum an den Haushaltsausschuss zur federführenden Beratung überwiesen werden soll. 208. Sitzung Inhaltsverzeichnis Epl 09 Wirtschaft und Technologie Epl 11 Arbeit und Soziales TOP VI, ZP1 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP VII, ZP2 Abschließende Beratungenohne Aussprache Epl 17 Familie, Senioren, Frauen und Jugend TOP II Beschneidung Epl 30 Bildung und Forschung TOPIII Ärztliche Zwangsmaßnahmen im Betreuungsrecht Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Das Wort hat nun die Ministerin Kristina Schröder.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin für Fami-
    lie, Senioren, Frauen und Jugend:

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Unsere Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass Men-
    schen in der Familie Verantwortung füreinander über-
    nehmen. Der erneute Mittelaufwuchs im Einzelplan 17
    auf knapp 6,9 Milliarden Euro im Haushalt 2013 stärkt
    die Verantwortungsgemeinschaft Familie.

    Ich danke den Kolleginnen und Kollegen im Haus-
    haltsausschuss und im Familienausschuss für die kon-
    struktiven Beratungen, insbesondere den Berichterstat-
    tern im Haushaltsausschuss, Herrn Bockhahn, Herrn
    Mattfeldt, Herrn Dr. Toncar, Herrn Schwanitz und Herrn
    Kindler.

    Der größte Posten im Einzelplan 17 bleibt das Eltern-
    geld, und das aus guten Gründen. Das Elterngeld ermög-
    licht etwas, was sich nahezu alle Familien in Deutsch-
    land wünschen, nämlich nach der Geburt eines Kindes
    eine Auszeit aus dem Beruf nehmen zu können. Heute
    früh hat das Statistische Bundesamt neue Zahlen zur
    Väterbeteiligung veröffentlicht: Sie liegt jetzt bei stolzen
    27,3 Prozent.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Caren Marks [SPD]: Ein Viertel!)


    Die 4,9 Milliarden Euro, die wir 2013 für das Elterngeld
    ausgeben, sind also nicht nur in familienpolitischer,
    sondern auch in gleichstellungspolitischer Hinsicht gut
    angelegtes Geld. Eltern haben damit mehr Wahlfreiheit.

    Zur Wahlfreiheit tragen auch das Betreuungsgeld und
    der Kitaausbau bei. Mit dem Betreuungsgeld, für das im
    Jahr 2013 55 Millionen Euro vorgesehen sind, unter-
    stützen wir Eltern,


    (Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Nur manche!)


    die die Betreuung ihrer ein- oder zweijährigen Kinder
    selbst organisieren wollen. Genauso unterstützen wir mit
    Milliardeninvestitionen in den Kitaausbau diejenigen
    Eltern, die für ihr Kind Betreuung wollen oder brauchen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Florian Toncar [FDP])


    Die Eltern verlassen sich auf unsere Zusagen.


    (Caren Marks [SPD]: Auf Ihre Zusagen verlässt sich gar keiner!)


    Auch deswegen wird in der christlich-liberalen Koalition
    nicht am Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz gerüttelt.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Miriam Gruß [FDP])


    Wir, der Bund, unterstützen die Länder bei der Mam-
    mutaufgabe des Kitaausbaus, wo wir nur können. Die
    zusätzlich von uns zur Verfügung gestellten 580 Millio-





    Bundesministerin Dr. Kristina Schröder


    (A) (C)



    (D)(B)


    nen Euro können von den Kommunen rückwirkend zum
    1. Juli eingesetzt werden. Sie ermöglichen Ländern und
    Kommunen die Einrichtung von 30 000 zusätzlichen Be-
    treuungsplätzen.

    Ich freue mich, dass wir uns mit den Ländern darauf
    geeinigt haben, dass sie in Zukunft deutlich häufiger
    über den Ausbaufortschritt berichten. Wichtig war auch,
    dass wir in Bezug auf die neuen Gelder die parallele
    Gemeinschaftsfinanzierung festgeschrieben haben. Zur
    Erinnerung: Bisher hatten wir die sogenannte serielle
    Gemeinschaftsfinanzierung. Die serielle Gemeinschafts-
    finanzierung war ein vornehmer Ausdruck für das Prin-
    zip „Erst zahlt der Bund, dann zahlen die Länder“. Was
    als Tempomacher gedacht war, wurde von einigen
    Ländern allerdings missverstanden. Sie haben serielle
    Gemeinschaftsfinanzierung übersetzt mit „Erst einmal
    alle Bundesgelder verbraten, und dann schauen wir
    mal“.

    Frau Marks, Sie hatten vorhin Rheinland-Pfalz und
    Kurt Beck erwähnt. Die rheinland-pfälzischen Kommu-
    nen haben gestern öffentlich die Verweigerungshaltung
    ihres Landes kritisiert. Ich möchte den Geschäftsführer
    des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz zitie-
    ren: „Vom Land kam bisher nicht einmal 1 Cent.“


    (Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Skandal! – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn mit Herrn McAllister? – Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: So geht es also bei Rot-Grün zu? – Gegenruf des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frag doch mal nach, was bei McAllister los ist in Niedersachsen! Frag mal, Andreas! Da ist es genauso schlimm!)


    Deshalb rate ich Ländern wie Rheinland-Pfalz dringend,
    einen Blick in die schriftlich fixierten Abmachungen von
    vor fünf Jahren zu werfen. Dort heißt es wörtlich:

    Die Länder werden ebenfalls finanzielle Vorausset-
    zungen dafür schaffen, dass die vereinbarten Ziele
    erreicht werden.

    Im Klartext heißt das: Der Bund hilft den Ländern beim
    Ausbau. Es heißt aber nicht: Die Länder dürfen zu-
    schauen, wie der Bund für sie die Arbeit macht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Bei allem Engagement für den Kitaausbau sollten wir
    nicht vergessen, dass die Bedürfnisse von Eltern unter-
    schiedlich sind. Der Anteil der Eltern, die ihre Kinder im
    Alter von einem oder zwei Jahren in einer Kita betreuen
    lassen wollen, liegt bei knapp 40 Prozent. Wir wollen,
    dass die Eltern selbst entscheiden, was gut für ihre
    Kinder und was gut für ihr Familienleben ist, und wir
    wollen, dass diese Entscheidungen respektiert werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich sehe es deshalb mit Sorge, dass sich in der Fami-
    lienpolitik zunehmend eine Allianz aus Volkswirten und
    Volkserziehern gebildet hat, der es nur darum geht, dass

    möglichst alle Mütter und Väter schnellstmöglich nach
    der Geburt eines Kindes wieder Vollzeit arbeiten.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Caren Marks [SPD]: Wäre schön gewesen, wenn Sie länger zu Hause geblieben wären!)


    BDA-Präsident Hundt hat das mit seinem Vorschlag, die
    Elternzeit zu verkürzen, ganz deutlich gemacht. Mir
    macht diese Haltung Sorge, weil sie die Bedürfnisse von
    Eltern und Kindern komplett ignoriert oder sie nur als
    Sand im Getriebe der ökonomischen Effizienz wahr-
    nimmt,


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    den man loswerden muss, damit Mütter und Väter dem
    Arbeitsmarkt als Humankapital zur Verfügung stehen.
    Familien sind aber nicht der Steinbruch der Wirtschaft
    zur Fachkräftesicherung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Bis zu Peer Steinbrück scheint sich das leider noch
    nicht herumgesprochen zu haben; denn Herr Steinbrück
    hat kürzlich allen Ernstes erklärt, das Betreuungsgeld
    gefährde das Recht der Frau auf berufliche Selbstbestim-
    mung.


    (Caren Marks [SPD]: So ist es! Guter Mann!)


    Da frage ich mich: Was hat Herr Steinbrück eigentlich
    für ein Frauenbild?


    (Caren Marks [SPD]: Sie wissen höchstens, wie man „Frau“ schreibt!)


    Glaubt er ernsthaft, nur weil man uns Frauen 100 Euro
    hinhält, würden wir sofort sämtliche Ambitionen und
    Wünsche vergessen und töricht in irgendwelche Fallen
    tappen? Wenn das das Bild ist, das Herr Steinbrück von
    Frauen in Deutschland hat, dann zeigt das: Er hat
    wirklich ein Problem mit Frauen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Betreuungsgeld ist eine Falle?)


    Herr Hundt und Herr Steinbrück sind Brüder im
    Geiste. Beide denken, sie wüssten besser, was gut für
    Familien ist. Beide haben nicht verstanden, worum es in
    der Familienpolitik geht. Es geht um die Frage, wie sich
    Eltern ein gutes und erfülltes Familienleben vorstellen.
    Sie dabei zu unterstützen, das ist Aufgabe von Familien-
    politik.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Eine Verkürzung der Elternzeit wird es mit mir daher
    nicht geben. Die Wirtschaft hat es selbst in der Hand, für
    familienfreundliche Arbeitsbedingungen zu sorgen: Sie
    kann Betriebskitas schaffen – diesbezüglich startet im
    nächsten Monat ein neues Programm –; sie kann die
    Arbeitszeiten familienfreundlicher gestalten; sie kann
    sich von der unseligen Präsenzkultur – bester Mitarbeiter
    ist, wer am längsten hinterm Schreibtisch sitzt – verab-
    schieden. Die Wirtschaft kann selbst genug dafür tun,





    Bundesministerin Dr. Kristina Schröder


    (A) (C)



    (D)(B)


    damit Mütter und Väter gerne an den Arbeitsplatz zu-
    rückkehren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Zum Schluss komme ich auf einen Punkt zu sprechen,
    den Sie, Herr Kindler, angesprochen haben, nämlich auf
    die Präventionsprogramme gegen Extremismus. Ich
    habe im Haushaltsausschuss klar und deutlich gesagt,
    dass die bestehenden Programme zur Prävention von
    Extremismus auf jeden Fall weiterlaufen werden. Ich
    habe immer wieder betont – das ist der politische Wille
    von uns allen –, dass wir 24 Millionen Euro für die
    Bekämpfung des Rechtsextremismus und 5 Millio-
    nen Euro für die Bekämpfung des Linksextremismus
    und des Islamismus – so viel zu Ihrem Vorwurf der
    Gleichmacherei – zur Verfügung stellen und dass es un-
    ser aller Wille ist, dass diese Mittel auch für das Jahr
    2014 bereitstehen. Deswegen kann ich nur sagen: Dieses
    Versprechen steht. Hören Sie auf, die Menschen, die sich
    gegen Extremismus engagieren, zu verunsichern! Ihr
    Engagement ist viel zu wertvoll, um im Wahlkampf als
    Spielball zu dienen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Mit dem Einzelplan 17 – es ist ein vergleichsweise
    kleiner Etat – geben wir Antworten auf eine Vielfalt von
    gesellschaftlichen Herausforderungen. Wir haben unsere
    knappen Mittel gut investiert: in die Unterstützung des
    familiären Zusammenhalts, insbesondere durch das
    Elterngeld; in die Vereinbarkeit von Familie und Beruf,
    insbesondere durch den Kitaausbau; in die frühkindliche
    Bildung, insbesondere durch die „Offensive Frühe Chan-
    cen“; in einen besseren Kinderschutz, insbesondere
    durch das neue Kinderschutzgesetz; in die Stärkung des
    bürgerschaftlichen Engagements – ich nenne den Bun-
    desfreiwilligendienst und die Jugendfreiwilligendienste –;
    in den Zusammenhalt zwischen Alt und Jung durch die
    Fortführung des Programms für die Mehrgenerationen-
    häuser; in Unterstützung für Frauen in Notlagen, insbe-
    sondere durch das neue Hilfetelefon „Gewalt gegen
    Frauen“.

    Das ist eine breite Vielfalt an gesellschaftspolitischen
    Maßnahmen,


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    die für faire Chancen sorgen, die die Übernahme von
    Verantwortung unterstützen, die den gesellschaftlichen
    Zusammenhalt stärken und die den Menschen dabei die
    Freiheit lassen, so zu leben, wie sie selbst leben wollen.
    Das ist moderne Familienpolitik.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür machen Sie aber verdammt wenig!)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat nun Rolf Schwanitz für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rolf Schwanitz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir

    sprechen in der heutigen Debatte über den Haushalt
    2013. Damit haben wir zum ersten Mal die gesamte
    Legislaturperiode im Blick. Mein Fazit, was Ihre Arbeit,
    Frau Ministerin, angeht, ist völlig klar: Das sind vier
    verlorene Jahre.


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Aus dem reichhaltigen Angebot an Fehlleistungen,
    die bei Ihnen zu beobachten sind, will ich drei heraus-
    greifen:

    Ich fange mit dem Thema Kitaausbau an. Wir haben
    schon am Anfang dieser Legislaturperiode gesagt, dass
    dies das wichtigste Thema für Ihr Ressort ist. Sie haben
    dieses Thema ungefähr zweieinhalb Jahre lang grund-
    sätzlich ignoriert. Sie haben so getan, als sei das über-
    haupt nicht Ihre Angelegenheit.


    (Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Die Länder!)


    Sie haben sich auf das schon existierende Programm ge-
    setzt, und das war es dann.

    Vor einem Jahr haben die Sozialdemokraten Ihnen im
    Rahmen der Haushaltsdebatte einen Vorschlag unterbrei-
    tet: Wir brauchen aufgrund des Rechtsanspruchs ein Er-
    gänzungsprogramm mit einem Volumen von 300 Millio-
    nen Euro. Das haben Sie abgelehnt.


    (Zuruf von der SPD: Pfui!)


    Dann hat man sich für das Verstärkungsprogramm ent-
    schieden. Aufgrund der Initiative des Bundesrates und
    nicht aufgrund Ihrer Tätigkeit ist es zum Verstärkungs-
    programm gekommen. Weil dieses Programm ein halbes
    Jahr vor Inkrafttreten des Rechtsanspruchs natürlich zu
    spät kommt, wenden Sie nun mehr Kraft für die
    Beschimpfung der Länder als die Sache selbst auf. Das
    ist eine glatte Fehlleistung.


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Sie reden nur dummes Zeug! Die Gelder sind überhaupt nicht abgerufen worden!)


    Die zweite Fehlleistung – auch wenn Sie es nicht
    mehr hören wollen – ist das zentrale Versagen beim
    Thema Betreuungsgeld. Als Familienministerin wäre es
    eigentlich Ihre Aufgabe gewesen, sich gegen diese Ver-
    gangenheitspolitik zu stellen. Das hätte man aufgrund
    Ihres Amtes erwarten können.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Von einer modernen Ministerin!)


    Stattdessen haben Sie Vorschläge zur Umsetzung ge-
    macht. Nirgendwo sonst ist der konservative Eifer von
    Frau Schröder so klar erkennbar geworden wie beim
    Thema Betreuungsgeld.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)






    Rolf Schwanitz


    (A) (C)



    (D)(B)


    Ich glaube, dass das ramponierte Image der Ministe-
    rin in der Öffentlichkeit damit zu tun hat; denn für inner-
    parteiliche Auseinandersetzungen braucht man Stärke
    und Kraft. Aber Frau Schröder ist schon längst der
    Rückhalt von Kanzlerin Merkel viel wichtiger als die In-
    teressenlagen des eigenen Ressorts. Das ist die Situation.


    (Beifall bei der SPD)


    Frau Schröder, Sie haben sich als koalitionstreu er-
    wiesen, und die CSU-Landesgruppe wird Ihnen sicher-
    lich anerkennend auf die Schulter klopfen, keine Frage.
    Aber Ihre Aufgabe, Anwältin für Familien und Kinder
    zu sein, haben Sie nicht wahrgenommen. Sie sind an die-
    ser Stelle eine komplette Fehlbesetzung.


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich möchte noch eine Bemerkung zu dem Änderungs-
    antrag machen, über den in der letzten Sitzungswoche
    hier im Plenum entschieden wurde. Dieser Änderungs-
    antrag hat die politische Lage noch einmal verändert.
    Das Ganze steht schlicht und einfach unter der Über-
    schrift „Tarnen und Täuschen“.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Warum? Das Ganze diente nur einem einzigen Zweck,
    nämlich die milliardenschweren Finanzlasten aus dem
    Bundeshaushalt 2014 in den Bundeshaushalt 2015 zu
    verschieben. Das ist der Vorgang, der hier letzte Woche
    passiert ist. Das hat natürlich etwas damit zu tun, dass
    Sie noch vor der Bundestagswahl im nächsten Jahr einen
    Entwurf für den Bundeshaushalt 2014 vorlegen müssen.
    Das ist nichts anderes als der Versuch, vor der Bundes-
    tagswahl die finanziellen Belastungen und die Kürzun-
    gen, die Sie im Sozialbereich zur Gegenfinanzierung
    vornehmen müssen, aus dem Blickfeld der Wählerinnen
    und Wähler verschwinden zu lassen. Aber das ist be-
    merkt worden. Wir werden Ihnen das nicht durchgehen
    lassen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Der Gipfel Ihres Amtsversagens ist aber – das ist die
    dritte Fehlleistung –, wie Sie sich in den letzten drei Jah-
    ren beim Thema Rechtsextremismus verhalten haben.
    Ich wollte an dieser Stelle die Koalition eigentlich dafür
    loben, dass es doch noch gelungen ist, einen fraktions-
    übergreifenden Konsens herzustellen. Aber das kann ich
    mir seit gestern leider schenken.

    Was hat Frau Schröder als Erstes gemacht? Als Erstes
    hat sie die Mittel für die Programme gegen Linksextre-
    mismus und Islamismus, ihre beiden Spezialthemen, in
    die Ansätze für Präventionsprogramme gegen Rechts-
    extremismus eingestellt. Dann hat sie unwissenschaftli-
    ches und fehlerhaftes Material für die deutschen Schu-
    len, die sich mit Linksextremismus befassen sollten,
    erarbeiten lassen. Das waren die ersten Aktionen von
    Frau Schröder.

    Sie hat dann als Zweites eine Verfassungstreueerklä-
    rung aufgelegt und damit quasi kollektiv alle Initiativen
    vor Ort unter Extremismusverdacht gestellt.


    (Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das ist verwerflich!)


    Sie hat damit gespalten und Vorbehalte aufgegriffen, die
    sie wahrscheinlich selber hat. Im letzten Jahr – Kollege
    Bockhahn, das haben Sie zu Recht in Erinnerung geru-
    fen – gab es den Versuch, die Mittel für diesen Bereich
    um 2 Millionen Euro zu kürzen. Was heißt „Versuch“?
    Das sah der Entwurf von Frau Schröder vor. Die Koali-
    tion hat hier im Plenum – ein außergewöhnlicher Vor-
    gang – gerade noch einmal diese Kürzung um 2 Millio-
    nen Euro verhindern können.

    Nun, Frau Schröder, verweigern Sie den bruchlosen
    Übergang der Projektförderung in das Jahr 2014 nach
    dem Auslaufen des Programmes 2013. Ich finde es übri-
    gens schamlos, zu sagen, wir instrumentalisierten das.
    Monatelang haben wir mit Ihnen verhandelt und auf die
    Notwendigkeit von Verpflichtungsermächtigungen hin-
    gewiesen, damit nach Auslaufen des Programms die
    Projekte weiterlaufen können. Das ist übrigens auch in-
    tern von Ihnen nie infrage gestellt worden. Es hat nur nie
    einen Konsens, was Handeln betrifft, gegeben.

    Deswegen sage ich: Was hier droht, ist in seiner Di-
    mension eigentlich noch gar nicht richtig zu erfassen.
    Dieses Programm mit 29 Millionen Euro ist das wich-
    tigste Förderprogramm des Bundes, das wir an der Stelle
    haben. Aufgrund der bestehenden Unterdeckung kann
    der Übergang nach 2014 nicht vollständig erfolgen. An-
    gesichts der bereits laufenden Projekte können in 2014
    also nahezu keine Neubewilligungen vorgenommen
    werden. Es wird monatelang dauern – ich schätze, ein
    halbes Jahr –, bis der Haushalt 2014 in Kraft ist und das
    neue Förderprogramm anlaufen kann. Ich finde das un-
    verantwortlich.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Frau Schröder, Sie werden Ende 2013 hoffentlich
    nicht mehr im Amt sein. Ihre Verantwortlichkeit zieht
    sich aber bedauerlicherweise in das Jahr 2014 hinein.
    Dieser Verantwortlichkeit sind Sie in keiner Weise ge-
    recht geworden.

    Es waren vier verlorene Jahre, meine Damen und
    Herren. Unsere ausgestreckte Hand ist nicht angenom-
    men, sondern arrogant zurückgewiesen worden. Die De-
    mokraten sollten an dieser wichtigen Stelle zusammen-
    stehen und nicht nur reden, sondern gemeinsam handeln.
    Das ist nicht gelungen. Dafür trägt die Koalition Verant-
    wortung. Frau Schröder hat die Zusammenarbeit von
    Anfang an nie gewollt. Ich sage deswegen: Nirgendwo
    hat es ein so sichtbares Versagen der Merkel-Regierung
    gegeben wie in Ihrem Amt.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Starrsinn, nichts als Starrsinn!)







    (A) (C)



    (D)(B)