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    Plenarprotokoll 17/208 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 208. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 I n h a l t : Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksachen 17/10200, 17/10202) . . . . . b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksachen 17/10201, 17/10202, 17/10826) I.14 Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 17/10809, 17/10823) . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . . Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . I.15 Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Drucksachen 17/10811, 17/10823) . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Katja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25361 A 25361 D 25361 D 25361 D 25362 A 25364 B 25367 A 25368 D 25370 D 25372 B 25374 B 25376 A 25378 B 25379 D 25381 D 25382 A 25382 C 25383 D 25384 D 25386 C 25388 D 25389 B 25390 B 25392 B 25392 C 25394 D 25392 C 25398 B 25400 A 25401 B 25402 D 25404 C 25405 D 25407 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt VI: a) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung gleichberechtigter Teilhabe von Frauen und Männern in Führungs- gremien (GlTeilhG) (Drucksache 17/11270) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Neue Impulse für einen wirksamen und umfassenden Schutz der Afrikanischen Elefanten (Drucksache 17/11554) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Andreas Jung (Konstanz), Marie-Luise Dött, Michael Brand, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Michael Kauch, Horst Meierhofer, Angelika Brunkhorst, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Die UN-Klimakonferenz in Doha – Globalen Klimaschutz wirksam voran- treiben (Drucksache 17/11514) . . . . . . . . . . . . . . . d) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Stellungnahme der Bundesregierung zu den Fortschrittsberichten „Aufbau Ost“ der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen für das Berichtsjahr 2010 (Drucksache 17/8342) . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Volker Beck (Köln), Ingrid Hönlinger, weiteren Abge- ordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einrichtung eines Registers über unzuverlässige Unter- nehmen (Korruptionsregister-Gesetz) (Drucksache 17/11415) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Omid Nouripour, Volker Beck (Köln), Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Den am 12. September und am 4. Oktober 2001 ausgerufenen NATO- Bündnisfall beenden (Drucksache 17/11555) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt VII: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Übereinkommen von 2004 zur Kon- trolle und Behandlung von Ballastwas- ser und Sedimenten von Schiffen (Bal- lastwasser-Gesetz) (Drucksachen 17/11052, 17/11433) . . . . . b)–f) Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersich- ten 494, 495, 496, 497 und 498 zu Peti- tionen (Drucksachen 17/11358, 17/11359, 17/11360, 17/11361, 17/11362) . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Gabriele Groneberg, Dr. Wilhelm Priesmeier, Willi Brase, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der SPD: Wertschöpfung im ländlichen Raum absichern – Erzeugung und Einsatz reiner Pflanzenöle in der Land- und Forst- wirtschaft ausbauen (Drucksache 17/11552) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) I.16 Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Se- nioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 17/10816, 17/10823) . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Schwanitz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 25408 A 25409 A 25411 A 25412 B 25413 B 25414 B 25415 D 25415 D 25416 A 25416 A 25416 B 25416 B 25417 A 25417 B 25417 D 25418 A 25418 A 25419 C 25421 C 25423 A 25424 A 25425 C 25427 C 25429 A 25430 A 25431 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 III Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg von Polheim (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt II: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über den Umfang der Personen- sorge bei einer Beschneidung des männlichen Kindes (Drucksache 17/11295) . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Marlene Rupprecht (Tuchenbach), Katja Dörner, Diana Golze und weiteren Abge- ordneten eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Umfang der Perso- nensorge und die Rechte des männli- chen Kindes bei einer Beschneidung (Drucksache 17/11430) . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . . Gabriele Lösekrug-Möller (SPD) . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . Norbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Wolfgang Thierse (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) I.17 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung (Drucksachen 17/10823, 17/10824) . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Helge Braun (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Agnes Alpers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Tagesordnungspunkt III: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung der betreu- ungsrechtlichen Einwilligung in eine ärztli- che Zwangsmaßnahme (Drucksache 17/11513) . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sonja Steffen (SPD). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25433 D 25435 A 25435 D 25437 C 25438 C 25439 C 25441 B 25441 B 25441 D 25443 B 25444 A 25446 A 25447 B 25448 A 25449 A 25449 C 25450 D 25451 B 25452 D 25453 D 25454 C 25455 A 25455 D 25457 B 25458 A 25459 B 25461 A 25461 B 25462 B 25463 B 25463 D 25465 D 25468 A 25469 A 25470 B 25472 C 25473 A 25473 B 25475 B 25477 B 25478 B 25480 B 25480 D 25481 D 25484 A 25484 B 25485 A 25486 B 25487 C 25488 C 25489 C IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Neuabdruck des Redebeitrags des Abgeord- neten Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) zum Tagesordnungspunkt I.11: Einzelplan 14 – Bundesministerium der Verteidigung (207. Sit- zung, Tagesordnungspunkt I.11) . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Ausschuss- überweisung der Stellungnahme der Bundes- regierung zu den Fortschrittsberichten „Aufbau Ost“ der Länder Berlin, Branden- burg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen für das Berichtsjahr 2010 (Tagesordnungspunkt VI d) 25491 A 25491 C 25493 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 25361 (A) (C) (D)(B) 208. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 25491 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Neuabdruck des Redebeitrags des Abgeordneten Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) zum Tagesordnungspunkt: Einzelplan 14 – Bun- desministerium der Verteidigung (207. Sitzung, Tagesordnungspunkt I.11) Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich zum Ende dieser Debatte noch zwei Be- merkungen machen, die eine zu einem haushaltspoliti- schen Fachthema und die andere zur Debattenpolitik des Verteidigungsministers. Als Fachthema kann man sich ein Thema aussuchen; ich habe mich für die Beschaffung der Hubschrauber für unsere Bundeswehr entschieden. Seit 1990 planen wir die Einführung des Hubschraubers NH-90. Dabei haben wir die unterschiedlichsten Phasen der Nichtbeschaffung dieses Hubschraubers unter verschiedensten Regierun- gen erlebt. Auch Sozialdemokraten waren beteiligt, aber die drei Verteidigungsminister der letzten sieben Jahre gehörten einer anderen Fraktion an. Wir warten immer noch auf die ersten einsatzfähigen Hubschrauber. (Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Ich bin schon mit einem geflogen!) – Wunderbar. Also einen hält er aus. (Dr. Reinhard Brandl [CDU/CSU]: Und was für einen!) Jetzt ist nach Jahren der Verschiebung, Veränderung, Streckung beschlossen worden, nicht mehr 122, sondern nur noch 80 Hubschrauber anzuschaffen. Ich habe ein- mal nachgefragt, wie jetzt der Sachstand ist. Die Ant- wort des Staatssekretärs Beemelmans: Es wird weiterhin intensiv an einer für beide Seiten akzeptablen Lösung gearbeitet. – Auch das kommt nicht voran. Eigentlich kommt da gar nichts voran. Wir sind im Übrigen der Meinung: Wir brauchen eher mehr als weniger Hubschrauber, also keine Reduzie- rung. Wir brauchen Hubschrauber, um die regionalen Bündnisse, die wir stärken wollen, besser unterstützen zu können. Hier soll nicht systematisch reduziert wer- den, wie das bei dem Rest der Bundeswehr gemacht wird, sondern es müssen Schwerpunkte gesetzt werden. Für die Anschaffung des Kampfhubschraubers Tiger gilt Ähnliches. Deren Zahl soll von 80 auf 40 reduziert werden. Die Antwort ist die gleiche. Auch da gibt es noch keine Lösung. Wir sind allerdings damit einver- standen, dass hier die Anzahl reduziert wird. Wir brau- chen nicht mehr ganz so viele Kampfhubschrauber wie zu der Zeit der Bedrohung durch Panzer. Noch eines zu den Einsätzen in Afghanistan, die jetzt geplant werden. Es macht Freude, die Antworten des Staatssekretärs Beemelmans zu lesen. Frage: Wie oft ist der Einsatz in Afghanistan verschoben worden? Ant- wort: Für den UH-Tiger wurden die Planungen zweimal verschoben. Für den NH-90 ist der Einsatz insgesamt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 22.11.2012 Bernschneider, Florian FDP 22.11.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 22.11.2012 Fischer (Göttingen), Hartwig CDU/CSU 22.11.2012 Glos, Michael CDU/CSU 22.11.2012 Granold, Ute CDU/CSU 22.11.2012 Groth, Annette DIE LINKE 22.11.2012 Hinsken, Ernst CDU/CSU 22.11.2012 Jung (Konstanz), Andreas CDU/CSU 22.11.2012 Kammer, Hans-Werner CDU/CSU 22.11.2012 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.11.2012 Dr. Koschorrek, Rolf CDU/CSU 22.11.2012 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.11.2012 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 22.11.2012 Merkel (Berlin), Petra SPD 22.11.2012 Nink, Manfred SPD 22.11.2012 Dr. Ratjen-Damerau, Christiane FDP 22.11.2012 Sager, Krista BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.11.2012 Schaaf, Anton SPD 22.11.2012 Senger-Schäfer, Kathrin DIE LINKE 22.11.2012 Spatz, Joachim FDP 22.11.2012 Dr. Wadephul, Johann David CDU/CSU 22.11.2012 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 22.11.2012 Anlagen 25492 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 (A) (C) (D)(B) dreimal verschoben worden. – Auch die jüngere Ge- schichte ist, was die Hubschrauber angeht, also keine Er- folgsgeschichte. Sie müssen sich da besonders anstren- gen. Sie sind nicht der Erste, der sich anstrengen muss, aber vielleicht erreichen Sie wirklich ein Ergebnis hin- sichtlich des Einsatzes in Afghanistan im nächsten Jahr. Der MH-90 ist der Ersatz für „Sea King“ und „Sea Lynx“, ein Marinehubschrauber, welchen Musters auch immer. Die erste Auslieferung war einmal für 1999 ge- plant, dann für 2011, dann für 2015. Im Moment gibt es noch kein neues Datum, weil es keinen Vertrag gibt. Bis heute gibt es keinen Beschaffungsvertrag für einen neuen Marinehubschrauber. So können Sie mit den An- forderungen unserer – zugegeben – kleinsten, aber nicht unwichtigsten Teilstreitkaft nicht umgehen. Ich habe Ihnen einmal ein wunderschönes Foto mit- gebracht, das in einer regionalen Tageszeitung zu sehen war. Darauf sehen Sie fünf „Sea-King“-Hubschrauber, nicht flugfähig, auf einem Ponton, der auch nicht von selbst fährt, gezogen von einem Schlepper durch den Nord-Ostsee-Kanal bei der Verlegung von Kiel nach Nord- holz. Das soll nicht die Zukunft der Marine oder der Hubschrauberei werden. (Dr. Reinhard Brandl [CDU/CSU]: Das stimmt!) Aber es ist ein Sinnbild dafür, dass hier etwas nicht funk- tioniert. Reformieren Sie das Beschaffungswesen so, dass die Maschinen zulaufen. Dies ist alles schon lange geplant und muss jetzt kommen. (Inge Höger [DIE LINKE]: Braucht es aber nicht!) Bezüglich des leichten Unterstützungshubschraubers haben wir im Verteidigungsausschuss relativ einhellig beschlossen: Wir wollen ihn haben. Dafür ist im Vertei- digungshaushalt für nächstes Jahr Geld eingestellt. Jetzt bin ich gespannt, ob Sie das hinbekommen. Der Be- schluss ist da, das Geld ist da, jetzt müssen Sie ihn nächstes Jahr beschaffen. Versuchen Sie das einmal! Meine zweite Bemerkung bezieht sich auf die Debat- tenpolitik. Wir haben in der Frankfurter Rundschau in einem Aufsatz vom Verteidigungsminister gelesen, dass er sich Gedanken darüber macht, wie die Debatte zu Auslandseinsätzen in Deutschland befeuert werden kann. Er schreibt zu den Auslandseinsätzen: Welche Überzeugungen leiten uns Deutsche dabei? Welche Ansprüche stellen wir dabei an uns selbst? Diskussionen? Fehlanzeige! Nun gibt es eine Diskussion, die der Verteidigungs- minister selbst angestoßen hat: Das ist die über Vetera- nen. Da bin ich nicht so ganz sicher, dass das die Diskus- sion ist, die wir in Deutschland am dringendsten zu führen haben. Es soll auch eine Studie des Sozialwissen- schaftlichen Instituts der Bundeswehr geben, die besagt: Das ist in Deutschland nicht von zentralem Interesse. Ich glaube, auch die Soldaten, die aus einem Einsatz zurück- gekehrt sind, interessiert nicht, ob man sie als Veteranen bezeichnet. Das ist für einen 34-jährigen Industriemeis- ter, der als Hauptfeldwebel in Afghanistan im Einsatz war, sicherlich nicht der richtige Begriff, um sich damit identifizieren zu können. Sie können diese Debatte gerne zu einem guten Ende bringen, aber es ist nicht die wich- tigste Debatte, die wir zu führen haben. Wir sollten vielmehr eine andere Debatte führen – ich bin auch dankbar dafür, dass das schon zweimal ange- klungen ist –, aber wir müssten sie separat führen. Sie betrifft das, was Frau Bundeskanzlerin bei der Bundes- wehrtagung in Strausberg auf den Punkt gebracht hat – ich zitiere –: Um aber unsere sicherheitspolitischen Ziele erfolg- reich verfolgen zu können, sind wir als EU oder als NATO-Partner auch darauf angewiesen, dass in Zu- kunft auch andere Länder – insbesondere die, die wirtschaftspolitisch an Bedeutung gewinnen – Ver- antwortung übernehmen. Das sage ich ganz beson- ders im Hinblick auf Schwellenländer. Sie fügt dann hinzu: Oftmals reicht es aber nicht, neue Partner nur zu er- mutigen. Vielmehr geht es auch um Ertüchtigung. Ertüchtigung setzt bereits bei guter Regierungsfüh- rung an. Sie kann ebenso Ausbildung wie auch Un- terstützung bei der Ausrüstung bedeuten. Das sind bedeutungsschwere Ankündigungen. Es ist sozusagen eine Art Paradigmenwechsel in der Sicher- heitspolitik der Bundesrepublik Deutschland. Da geht es nicht mehr um Bündnisse, sondern um einzelne Länder in anderen Regionen, in denen wir nicht selbst sicher- heitspolitische Verantwortung übernehmen wollen. Das ist vielleicht keine Erfindung dieser Regierung, sondern wir haben schon bei dem von Rot-Grün beschlossenen Einsatz in Osttimor festgestellt, dass es nicht immer sinnvoll ist, dass Deutschland sich überall auf der Welt militärisch engagiert. Sicherlich sollten wir Partner haben, aber wir müssen auch die Debatte führen, welche Partner wir haben wol- len und welche Unterstützung wir ihnen geben wollen. Ausrüstungsunterstützung ist sicherlich nicht das Erste, was einem dazu einfällt. Vielleicht fangen wir besser mit politischer Unterstützung an und kommen dann zur Aus- bildungsunterstützung, Herr Minister. Jetzt haben Sie noch die Chance, bei der Bundeswehrreform nachzu- steuern und die Schulkapazitäten der Bundeswehr nicht ganz so stark zu reduzieren. Statt sie nur auf den eigenen Bedarf zu reduzieren, sollten Sie eher zusätzliche Kapa- zitäten für internationale Lehrgänge schaffen. Wenn Sie diese Politik machen wollen, brauchen Sie Ausbildungskapazitäten – vielleicht auch in Mali, aber zunächst einmal bei uns in Deutschland. Das kann man systematisch tun, wenn man eine solche Politik verfol- gen will. Rüstungsexporte in Länder, die für uns bisher nicht infrage gekommen sind, fallen uns nicht an erster Stelle ein. Natürlich ist Indien für uns ein Partner in diesem Bereich. Das ist richtig. Ob das auch für Indonesien gilt, Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 25493 (A) (C) (D)(B) wäre diskussionswürdig. Saudi-Arabien ist es ganz si- cher nicht, Herr Minister. Diese Diskussion müssen wir führen. Vielen Dank. Anlage 3 Erklärung der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über die Ausschussüberweisung der Stel- lungnahme der Bundesregierung zu den Fort- schrittsberichten „Aufbau Ost“ der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpom- mern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen für das Berichtsjahr 2010 (Tagesordnungs- punkt VI d) Hiermit erkläre ich im Namen meiner Fraktion Bünd- nis 90/Die Grünen, dass die Stellungnahme der Bundes- regierung zu den Fortschrittsberichten „Aufbau Ost“ auf Drucksache 17/8342 entgegen unserem anderslautenden Votum an den Haushaltsausschuss zur federführenden Beratung überwiesen werden soll. 208. Sitzung Inhaltsverzeichnis Epl 09 Wirtschaft und Technologie Epl 11 Arbeit und Soziales TOP VI, ZP1 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP VII, ZP2 Abschließende Beratungenohne Aussprache Epl 17 Familie, Senioren, Frauen und Jugend TOP II Beschneidung Epl 30 Bildung und Forschung TOPIII Ärztliche Zwangsmaßnahmen im Betreuungsrecht Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hubertus Heil


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

    Damen und Herren! Frau Ministerin von der Leyen, bei
    Ihrer Rede habe ich mich erinnert an ein großartiges
    Buch von George Orwell aus dem Jahr 1948. Das Buch
    heißt: Big Brother is watching you.


    (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Das heißt: 1984!)


    – 1984. Entschuldigung. Das Buch heißt: 1984. Danke
    für die Hilfe! Literarisch bewanderte Kollegen!


    (Zuruf von der FDP: Das andere war bei RTL!)


    – Hören Sie kurz zu!

    1984 ist ein wunderbares Buch. In diesem Buch gibt
    es eine Regierung, die eine Sprache erfindet, die immer
    das Gegenteil dessen zum Ausdruck bringt, was gemeint
    ist. Diese Sprache heißt „Neusprech“.

    Übertragen wir das einmal auf Ihre Rede und gehen
    die einzelnen Begriffe durch, die Sie in den Raum ge-
    worfen haben. Sie sind eine Meisterin darin, Begriffe zu
    erfinden. Sie haben einen ganzen Sommer lang den
    Begriff der Bildungschipkarte in Interviews verbreitet.
    Damit haben Sie die Erwartungshaltung geweckt – ich
    stelle es einmal überspitzt dar –, dass Kinder von Hartz-
    IV-Empfängern demnächst alle Reitunterricht und
    Geigenunterricht bekommen. Herausgekommen ist ein
    Bildungspaket, das wir zwar verbessern konnten, das
    aber in der Abwicklung ein bürokratisches Problem ist.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Ein Monster!)


    Auch da: viel Wortgeklingel, wenig Substanz.

    Wir haben erlebt, dass Sie beim Thema Mindestlohn
    mit dem Begriff der Lohnuntergrenze operieren.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Genau!)


    Herausgekommen ist dabei nichts.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Nichts!)


    Meine Damen und Herren, Frau von der Leyen ist
    eine Anscheinserweckerin. Sie tut so, als ob. Aber Tatsa-
    che ist: Diese Regierung hat es nicht hinbekommen, Sie
    persönlich haben es nicht hinbekommen, das zu tun, was
    notwendig ist, nämlich einen gesetzlichen Mindestlohn
    in Deutschland durchzusetzen, damit Menschen, die hart
    arbeiten, von ihrer Arbeit leben können. Schweigen Sie
    lieber von Ihrer Lohnuntergrenze und handeln Sie!


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Bei den Themen „Frauenquote“ und „Gleichstellung“
    sind Sie bei Appellen offensichtlich auf der richtigen
    Seite. Durchgesetzt haben Sie aber nichts. Auch wieder
    nur Wortgeklingel! Ihre Kollegin Frau Schröder hat dann
    einen neuen schönen Klingelbegriff erfunden, die soge-
    nannte Flexi-Quote.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Ja! – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Oh Gott, oh Gott!)






    Hubertus Heil (Peine)



    (A) (C)



    (D)(B)


    Das setzt sich fort mit dem Wortgeklingel „ Zuschuss-
    rente“, die Sie jetzt umgetauft haben in „Lebensleis-
    tungsrente“. An dieser Stelle hört der Spaß auf, Frau
    Ministerin. Wer Menschen, die hart arbeiten, so ver-
    höhnt, wie Sie das mit diesem Unsinn tun, der sollte bei
    diesem Thema schweigen. Eine Bundesministerin für
    Arbeit und Soziales, die sich über Altersarmut und über
    Ängste von Menschen vor Altersarmut verbreitet, aber
    bei den Themen „Erwerbsarmut“ und „Kampf gegen
    prekäre Arbeit“ schweigt, hat ihren Job verfehlt, meine
    Damen und Herren.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Matthias W. Birkwald [DIE LINKE])


    Ich sage Ihnen das, weil Frau Pothmer vollkommen
    recht hat: Altersarmut ist das Ergebnis von Erwerbsar-
    mut, von Langzeitarbeitslosigkeit, von prekärer Arbeit
    und von schlechter Entlohnung. Die Frage, ob wir im
    Jahr 2025 oder 2030 die Altersarmut abwenden können,
    die die Menschen heute fürchten, hängt mit der Frage
    zusammen, welche Ordnung wir am Arbeitsmarkt
    haben, ob wir dafür sorgen, dass Menschen in sozialver-
    sicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse hineinkommen
    und dass sie von ihrer Arbeit leben können, dass das
    Arbeitsvolumen von Frauen durch eine bessere Verein-
    barkeit von Familie und Beruf steigt und sie nicht in
    Teilzeitfallen gefangen sind. Es kommt darauf an, dass
    wir den Missbrauch von Zeit- und Leiharbeit nicht mit
    einem Wortgeklingel abtun, wie Sie es vorhin getan
    haben, sondern durch den Grundsatz „gleicher Lohn für
    gleiche Arbeit“ abwenden, dass wir gegen den Miss-
    brauch von Werkverträgen angehen und dass wir den
    Unsinn der Minijobs nicht ausweiten, sondern den Miss-
    brauch von Minijobs in diesem Land zurückdrängen,
    meine Damen und Herren. Das sind die Aufgaben.


    (Beifall bei der SPD)


    Frau von der Leyen, die Sprache bei George Orwell
    heißt „Neusprech“. Sie sind eine Meisterin des „Neu-
    sprechs“. Sie erfinden neue Begriffe. Ihre Aufgabe ist es
    aber nicht, als stellvertretende Parteivorsitzende der
    CDU das Spiel – wie nennen Sie das in Ihrer Partei? –
    der asymmetrischen Demobilisierung anderer Parteien
    durch Wortgeklingel zu spielen. Es ist nicht Ihre
    Aufgabe, lediglich Begriffe zu besetzen, sondern Ihre
    Aufgabe ist es, als Ministerin für Arbeit und Soziales die
    Verhältnisse der Menschen in diesem Land substanziell
    zu verbessern.

    Was haben Sie aber in den vergangenen drei Jahren in
    Ihrem Amt getan, nachdem Sie dieses ziemlich plötzlich
    von Herrn Jung geerbt haben? Drei Jahre lang gab es
    eine gute konjunkturelle Entwicklung, auf der Sie sich
    ausgeruht haben!


    (Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Von wegen!)


    Sie haben aber als Arbeitsministerin keine Vorsorge für
    konjunkturell schlechtere Zeiten getroffen. Nach drei
    Jahren guter konjunktureller Entwicklung in der Ab-
    schlussbilanz des kommenden Jahres, wenn Sie das Amt
    verlassen werden, Frau von der Leyen, ein Loch von
    1,6 Milliarden Euro bei der Bundesagentur für Arbeit zu

    hinterlassen – das hinzubekommen, ist schon eine richtig
    dolle Leistung!


    (Beifall bei der SPD)


    Zu vielen Themen haben Sie hier nichts gesagt, zum
    Beispiel zur Frage: Welche Vorsorgemaßnahmen treffen
    wir eigentlich am Arbeitsmarkt, wenn sich die Konjunk-
    tur durch die Krise in Europa verschlechtert? Wir haben
    Ihnen vorgeschlagen, nachdem Sie die Fristen für Kurz-
    arbeit verkürzt haben, die früheren Regelungen wieder
    einzuführen, ins Gesetz zu schreiben bzw. per Rechts-
    verordnung in Kraft zu setzen. Das haben Sie beim letz-
    ten Mal noch abgelehnt. Inzwischen habe ich erlebt, dass
    Sie eine solche Überlegung im Stil von Copy and Paste
    in einem Interview wieder als prüfenswert ausgegeben
    haben.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Aber leider kein Geld dafür!)


    Ihr Minister Rösler findet das ganz blöd. Inzwischen
    geht Zeit ins Land, die dringend für Vorsorge am Ar-
    beitsmarkt genutzt werden müsste.

    Frau von der Leyen, ich kann es Ihnen nicht ersparen:
    Sie sind eine Ministerin, für die Interviews wichtiger
    sind als Initiativen,


    (Widerspruch des Abg. Max Straubinger [CDU/CSU])


    eine Ministerin, die auf Show setzt und nicht auf
    Substanz,


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Ja!)


    eine Ministerin, die mithilfe des großen Apparats für Öf-
    fentlichkeitsarbeit im Bundesministerium für Arbeit und
    Soziales eine wunderbare Fassade entwickelt hat. Sie
    sind sehr begabt, sich in den Medien, in Talkshows
    selbst zu inszenieren. In diesem Land brauchen wir je-
    doch eine Politik, die sich am Arbeitsmarkt orientiert,
    und eine vernünftige Sozialpolitik, in der nicht die
    Selbstinszenierung der Ministerin im Vordergrund steht,
    sondern die Lebenslagen von Menschen. Der soziale
    Aufstieg in diesem Land, der soziale Zusammenhalt sind
    viel zu wichtig, als dass man diesen Bereich weiterhin
    Staatsschauspielern überlassen darf.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Jörn Wunderlich [DIE LINKE])




Rede von Eduard Oswald
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Danke, Herr Kollege. – Nächster Redner in unserer

Aussprache ist für die Fraktion der FDP unser Kollege
Dr. Heinrich Kolb. Bitte schön, Kollege Dr. Kolb.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Heinrich L. Kolb


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Lieber Hubertus Heil! Ich gehöre nun auch schon einige
    Jahre diesem Hause an, und mich besorgt wirklich, dass
    wir in letzter Zeit bei den Debatten hier den Trend erle-





    Dr. Heinrich L. Kolb


    (A) (C)



    (D)(B)


    ben, dass kein Vergleich zu billig ist und überdies die
    Hemmschwellen fallen.


    (Zurufe von der SPD)


    Man kann die Regierung sicherlich hart attackieren.
    Das kann man tun. Ich finde es aber unerträglich, wenn
    diese Bundesregierung oder ein Mitglied dieser Bundes-
    regierung in Bezug zu George Orwells 1984 gesetzt
    wird.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Wir sind keine Regierung im Sinne von „Big Brother“
    oder „Big Sister“, sondern wir sind eine Regierung, die
    sehr darauf achtet, dass die Unverletzlichkeit der Privat-
    sphäre der Menschen in diesem Lande gewährleistet ist.
    Das will ich zu Beginn erst einmal feststellen.


    (Zurufe der Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD] und Stefan Rebmann [SPD])


    Weiterhin haben Sie sich nach unserer Sprache erkun-
    digt. Wir sprechen eine klare Sprache.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Eine klare Sprache?)


    Ich will es Ihnen für die FDP-Bundestagsfraktion sehr
    deutlich sagen: Für uns ist Haushaltskonsolidierung ein
    hohes Ziel,


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Auf dem Rücken der Sozialgesetzgebung!)


    und das insbesondere vor dem Hintergrund der Erfah-
    rungen, die wir derzeit in Europa mit der Schuldenkrise
    machen müssen. Wir arbeiten wirklich hart an dieser
    Aufgabe, Frau Hagedorn. Wir betreiben nicht eine „an-
    gebliche Haushaltskonsolidierung“, wie der Kollege
    Brandner uns heute Morgen vorzuwerfen meinte, son-
    dern eine Haushaltskonsolidierung mit echten Zahlen.

    Ich will Ihnen noch einmal in Erinnerung führen: Als
    wir den Haushalt übernommen haben – Sie haben die
    Zahlen doch selbst genannt –,


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Ja, habe ich selbst gesagt!)


    2010, da gab es im Einzelplan 11, Arbeit und Soziales,
    ein Soll von 143,2 Milliarden Euro.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Genau!)


    Dieses Soll ist jetzt bis 2012 auf 119,2 Milliarden Euro
    zurückgeführt worden.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Habe ich vorgetragen!)


    Und dennoch – das will ich Ihnen ganz deutlich sagen –
    machen wir mit weniger Geld die bessere Sozialpolitik,
    als Sie es damals gemacht haben.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Bettina Hagedorn [SPD]: Konjunkturelle Einsparungen gehabt!)


    Die Zahlen sind doch heute schon genannt worden.
    Man kann sie gar nicht oft genug nennen: ein absoluter
    Hochstand bei der Erwerbstätigkeit: 41,8 Millionen,


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Ja, konjunkturelle Ausgaben!)


    Niedrigstand bei der Arbeitslosigkeit: 2,7 Millionen, und
    vor allen Dingen ein Rekordniedrigstand bei der Jugend-
    arbeitslosigkeit, im Grunde ein Europarekord: Wir sind
    mit diesem Niedrigstand Europameister. Das sind wir
    übrigens aufgrund eines Systems, nämlich der dualen
    Ausbildung, um das uns ganz Europa beneidet.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Karl Schiewerling [CDU/ CSU]: Sehr richtig! – Zurufe der Abg. Bettina Hagedorn [SPD])


    Diese duale Ausbildung, Frau Kollegin Hagedorn, wird
    übrigens zum ganz überwiegenden Teil von dem Mittel-
    stand in unserem Lande geschultert.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Das ist richtig, aber die haben Sie doch nicht eingeführt!)


    70 Prozent der Ausbildung in Deutschland findet im
    Mittelstand statt,


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Das stimmt!)


    aber 75 Prozent der mittelständischen Unternehmen in
    Deutschland werden in der Rechtsform der Personenge-
    sellschaft geführt. Das sind genau diejenigen, die Sie mit
    Ihrer Anhebung des Höchststeuersatzes treffen wollen.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: So ein Quatsch!)


    Sie greifen tief in den Mittelstand in Deutschland ein


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Absoluter Humbug!)


    und zerstören so die Bereitschaft, zu investieren und Ar-
    beitsplätze zu schaffen. Das werfen wir Ihnen in aller
    Deutlichkeit vor.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Wir sind der Meinung, dass es jetzt unsere Aufgabe
    ist, diesen Erfolg eines Hochstandes bei der Beschäfti-
    gung in Deutschland, auch bei der sozialversicherungs-
    pflichtigen Beschäftigung, fortzuführen.

    Ich will übrigens mit einem Vorurteil aufräumen. Es
    wird immer gesagt, es gäbe für junge Menschen in unse-
    rem Lande keine Chancen mehr. 2005 gab es in der
    Gruppe der 15- bis 25-Jährigen 1,18 Millionen Normal-
    arbeitsverhältnisse – so will ich es einmal nennen –, also
    unbefristete, sozialversicherungspflichtige Arbeitsver-
    hältnisse in Vollzeit. 2011 waren es 1,24 Millionen –
    eine Steigerung um 5 Prozent. Das zeigt deutlich: Die
    Entwicklung ist nicht so, wie Sie sie gerne darstellen.
    Vielmehr findet der Hauptzuwachs bei der sozialversi-
    cherungspflichtigen Beschäftigung über alle Altersklas-
    sen hinweg im Bereich der Vollzeitbeschäftigung statt,
    und andere Beschäftigungsformen entwickeln sich not-
    wendigerweise entsprechend mit.

    Ich will Ihnen ein Weiteres sehr deutlich sagen. Wenn
    die SPD, was wir alle nicht hoffen und auch nicht erwar-
    ten, in Deutschland wieder an der Regierung wäre, wäre
    es mit dem Jobwunder, das ich eben beschrieben habe,
    sehr schnell wieder vorbei. Denn Sie sind nicht bereit,





    Dr. Heinrich L. Kolb


    (A) (C)



    (D)(B)


    zur Kenntnis zu nehmen, Frau Hagedorn, dass auch Be-
    schäftigte in den Beschäftigungsformen, die Ihnen nicht
    genehm sind, aber aus unserer Sicht notwendigerweise
    zum gesamten Repertoire der Beschäftigungsformen da-
    zugehören, in die öffentlichen Kassen einzahlen. Man
    kann darüber streiten, ob Teilzeitarbeit sinnvoll ist oder
    nicht. Es gab einmal Zeiten, in denen manche die Teil-
    zeitarbeit als Errungenschaft gefeiert haben, weil Frauen
    dadurch Familie und Beruf besser vereinbaren konnten.


    (Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Männer auch!)


    Jedenfalls zahlen auch Teilzeitbeschäftigte in die Sozial-
    kassen ein und tragen dazu bei, dass die Steuerkassen in
    unserem Land aktuell so überbordend gefüllt sind.

    Man kann darüber streiten, ob befristete Beschäfti-
    gung ein erstrebenswerter Zustand ist. Tatsache ist, dass
    auch diese Beschäftigungsverhältnisse durch Steuern
    und Beiträge zur derzeitigen komfortablen Situation in
    Deutschland beitragen.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Das bestreitet doch niemand!)


    Das gilt auch für die Zeitarbeit.

    Ich will Ihnen hier Ihr ganzes Problem deutlich ma-
    chen. Es waren SPD und Grüne, die die Zeitarbeit in
    Deutschland sehr stark dereguliert haben, mit dem Ef-
    fekt, dass wir dann fast 900 000 Beschäftigte in diesem
    Bereich hatten. Als dann die ersten Probleme aufkamen
    – Schlecker und anderes –, da waren Sie diejenigen, die
    das sofort wieder dichtmachen wollten und sagten: Wir
    wollen das nicht länger haben. – Wir, Karl Schiewerling
    und ich, haben gesagt: Wir müssen da mit Augenmaß he-
    rangehen, wir regulieren das; der Drehtüreffekt muss
    vermieden werden.

    Als dann die Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes
    für Menschen aus Osteuropa kam, sagten Sie: Die Ost-
    europäer werden Deutschland überrennen, und dann
    wird das hier alles ganz schlimm. – Der 1. Mai 2011
    kam, und es ist nichts passiert. Wir haben ein halbes Jahr
    später einen Mindestlohn eingeführt. Aber schon damals
    war klar, dass in der Zeitarbeit nicht der Mindestlohn das
    Problem ist, sondern die Frage des Equal Pay. Wir haben
    diesen Begriff übrigens als erste Fraktion in diesem
    Haus in die Diskussion eingeführt.


    (Widerspruch der Abg. Bettina Hagedorn [SPD] und Katja Mast [SPD])


    Dann waren Sie sofort wieder dabei, zu sagen: Zeitarbeit
    nur, wenn es vom ersten Tag an Equal Pay gibt.


    (Abg. Katja Mast [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


    – Die Kollegin möchte eine Zwischenfrage stellen, Herr
    Präsident.