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    Plenarprotokoll 17/208 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 208. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 I n h a l t : Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksachen 17/10200, 17/10202) . . . . . b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksachen 17/10201, 17/10202, 17/10826) I.14 Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 17/10809, 17/10823) . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . . Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . I.15 Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Drucksachen 17/10811, 17/10823) . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Katja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25361 A 25361 D 25361 D 25361 D 25362 A 25364 B 25367 A 25368 D 25370 D 25372 B 25374 B 25376 A 25378 B 25379 D 25381 D 25382 A 25382 C 25383 D 25384 D 25386 C 25388 D 25389 B 25390 B 25392 B 25392 C 25394 D 25392 C 25398 B 25400 A 25401 B 25402 D 25404 C 25405 D 25407 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 Sabine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt VI: a) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung gleichberechtigter Teilhabe von Frauen und Männern in Führungs- gremien (GlTeilhG) (Drucksache 17/11270) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Neue Impulse für einen wirksamen und umfassenden Schutz der Afrikanischen Elefanten (Drucksache 17/11554) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Andreas Jung (Konstanz), Marie-Luise Dött, Michael Brand, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Michael Kauch, Horst Meierhofer, Angelika Brunkhorst, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Die UN-Klimakonferenz in Doha – Globalen Klimaschutz wirksam voran- treiben (Drucksache 17/11514) . . . . . . . . . . . . . . . d) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Stellungnahme der Bundesregierung zu den Fortschrittsberichten „Aufbau Ost“ der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen für das Berichtsjahr 2010 (Drucksache 17/8342) . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Volker Beck (Köln), Ingrid Hönlinger, weiteren Abge- ordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einrichtung eines Registers über unzuverlässige Unter- nehmen (Korruptionsregister-Gesetz) (Drucksache 17/11415) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Omid Nouripour, Volker Beck (Köln), Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Den am 12. September und am 4. Oktober 2001 ausgerufenen NATO- Bündnisfall beenden (Drucksache 17/11555) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt VII: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Übereinkommen von 2004 zur Kon- trolle und Behandlung von Ballastwas- ser und Sedimenten von Schiffen (Bal- lastwasser-Gesetz) (Drucksachen 17/11052, 17/11433) . . . . . b)–f) Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersich- ten 494, 495, 496, 497 und 498 zu Peti- tionen (Drucksachen 17/11358, 17/11359, 17/11360, 17/11361, 17/11362) . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Gabriele Groneberg, Dr. Wilhelm Priesmeier, Willi Brase, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der SPD: Wertschöpfung im ländlichen Raum absichern – Erzeugung und Einsatz reiner Pflanzenöle in der Land- und Forst- wirtschaft ausbauen (Drucksache 17/11552) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) I.16 Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Se- nioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 17/10816, 17/10823) . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Schwanitz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 25408 A 25409 A 25411 A 25412 B 25413 B 25414 B 25415 D 25415 D 25416 A 25416 A 25416 B 25416 B 25417 A 25417 B 25417 D 25418 A 25418 A 25419 C 25421 C 25423 A 25424 A 25425 C 25427 C 25429 A 25430 A 25431 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 III Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg von Polheim (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt II: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über den Umfang der Personen- sorge bei einer Beschneidung des männlichen Kindes (Drucksache 17/11295) . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Marlene Rupprecht (Tuchenbach), Katja Dörner, Diana Golze und weiteren Abge- ordneten eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Umfang der Perso- nensorge und die Rechte des männli- chen Kindes bei einer Beschneidung (Drucksache 17/11430) . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Raju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . . Gabriele Lösekrug-Möller (SPD) . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . Norbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Wolfgang Thierse (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) I.17 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung (Drucksachen 17/10823, 17/10824) . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Helge Braun (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Agnes Alpers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . . Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Tagesordnungspunkt III: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung der betreu- ungsrechtlichen Einwilligung in eine ärztli- che Zwangsmaßnahme (Drucksache 17/11513) . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sonja Steffen (SPD). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25433 D 25435 A 25435 D 25437 C 25438 C 25439 C 25441 B 25441 B 25441 D 25443 B 25444 A 25446 A 25447 B 25448 A 25449 A 25449 C 25450 D 25451 B 25452 D 25453 D 25454 C 25455 A 25455 D 25457 B 25458 A 25459 B 25461 A 25461 B 25462 B 25463 B 25463 D 25465 D 25468 A 25469 A 25470 B 25472 C 25473 A 25473 B 25475 B 25477 B 25478 B 25480 B 25480 D 25481 D 25484 A 25484 B 25485 A 25486 B 25487 C 25488 C 25489 C IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Neuabdruck des Redebeitrags des Abgeord- neten Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) zum Tagesordnungspunkt I.11: Einzelplan 14 – Bundesministerium der Verteidigung (207. Sit- zung, Tagesordnungspunkt I.11) . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Ausschuss- überweisung der Stellungnahme der Bundes- regierung zu den Fortschrittsberichten „Aufbau Ost“ der Länder Berlin, Branden- burg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen für das Berichtsjahr 2010 (Tagesordnungspunkt VI d) 25491 A 25491 C 25493 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 25361 (A) (C) (D)(B) 208. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 25491 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Neuabdruck des Redebeitrags des Abgeordneten Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) zum Tagesordnungspunkt: Einzelplan 14 – Bun- desministerium der Verteidigung (207. Sitzung, Tagesordnungspunkt I.11) Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich zum Ende dieser Debatte noch zwei Be- merkungen machen, die eine zu einem haushaltspoliti- schen Fachthema und die andere zur Debattenpolitik des Verteidigungsministers. Als Fachthema kann man sich ein Thema aussuchen; ich habe mich für die Beschaffung der Hubschrauber für unsere Bundeswehr entschieden. Seit 1990 planen wir die Einführung des Hubschraubers NH-90. Dabei haben wir die unterschiedlichsten Phasen der Nichtbeschaffung dieses Hubschraubers unter verschiedensten Regierun- gen erlebt. Auch Sozialdemokraten waren beteiligt, aber die drei Verteidigungsminister der letzten sieben Jahre gehörten einer anderen Fraktion an. Wir warten immer noch auf die ersten einsatzfähigen Hubschrauber. (Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Ich bin schon mit einem geflogen!) – Wunderbar. Also einen hält er aus. (Dr. Reinhard Brandl [CDU/CSU]: Und was für einen!) Jetzt ist nach Jahren der Verschiebung, Veränderung, Streckung beschlossen worden, nicht mehr 122, sondern nur noch 80 Hubschrauber anzuschaffen. Ich habe ein- mal nachgefragt, wie jetzt der Sachstand ist. Die Ant- wort des Staatssekretärs Beemelmans: Es wird weiterhin intensiv an einer für beide Seiten akzeptablen Lösung gearbeitet. – Auch das kommt nicht voran. Eigentlich kommt da gar nichts voran. Wir sind im Übrigen der Meinung: Wir brauchen eher mehr als weniger Hubschrauber, also keine Reduzie- rung. Wir brauchen Hubschrauber, um die regionalen Bündnisse, die wir stärken wollen, besser unterstützen zu können. Hier soll nicht systematisch reduziert wer- den, wie das bei dem Rest der Bundeswehr gemacht wird, sondern es müssen Schwerpunkte gesetzt werden. Für die Anschaffung des Kampfhubschraubers Tiger gilt Ähnliches. Deren Zahl soll von 80 auf 40 reduziert werden. Die Antwort ist die gleiche. Auch da gibt es noch keine Lösung. Wir sind allerdings damit einver- standen, dass hier die Anzahl reduziert wird. Wir brau- chen nicht mehr ganz so viele Kampfhubschrauber wie zu der Zeit der Bedrohung durch Panzer. Noch eines zu den Einsätzen in Afghanistan, die jetzt geplant werden. Es macht Freude, die Antworten des Staatssekretärs Beemelmans zu lesen. Frage: Wie oft ist der Einsatz in Afghanistan verschoben worden? Ant- wort: Für den UH-Tiger wurden die Planungen zweimal verschoben. Für den NH-90 ist der Einsatz insgesamt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 22.11.2012 Bernschneider, Florian FDP 22.11.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 22.11.2012 Fischer (Göttingen), Hartwig CDU/CSU 22.11.2012 Glos, Michael CDU/CSU 22.11.2012 Granold, Ute CDU/CSU 22.11.2012 Groth, Annette DIE LINKE 22.11.2012 Hinsken, Ernst CDU/CSU 22.11.2012 Jung (Konstanz), Andreas CDU/CSU 22.11.2012 Kammer, Hans-Werner CDU/CSU 22.11.2012 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.11.2012 Dr. Koschorrek, Rolf CDU/CSU 22.11.2012 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.11.2012 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 22.11.2012 Merkel (Berlin), Petra SPD 22.11.2012 Nink, Manfred SPD 22.11.2012 Dr. Ratjen-Damerau, Christiane FDP 22.11.2012 Sager, Krista BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22.11.2012 Schaaf, Anton SPD 22.11.2012 Senger-Schäfer, Kathrin DIE LINKE 22.11.2012 Spatz, Joachim FDP 22.11.2012 Dr. Wadephul, Johann David CDU/CSU 22.11.2012 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 22.11.2012 Anlagen 25492 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 (A) (C) (D)(B) dreimal verschoben worden. – Auch die jüngere Ge- schichte ist, was die Hubschrauber angeht, also keine Er- folgsgeschichte. Sie müssen sich da besonders anstren- gen. Sie sind nicht der Erste, der sich anstrengen muss, aber vielleicht erreichen Sie wirklich ein Ergebnis hin- sichtlich des Einsatzes in Afghanistan im nächsten Jahr. Der MH-90 ist der Ersatz für „Sea King“ und „Sea Lynx“, ein Marinehubschrauber, welchen Musters auch immer. Die erste Auslieferung war einmal für 1999 ge- plant, dann für 2011, dann für 2015. Im Moment gibt es noch kein neues Datum, weil es keinen Vertrag gibt. Bis heute gibt es keinen Beschaffungsvertrag für einen neuen Marinehubschrauber. So können Sie mit den An- forderungen unserer – zugegeben – kleinsten, aber nicht unwichtigsten Teilstreitkaft nicht umgehen. Ich habe Ihnen einmal ein wunderschönes Foto mit- gebracht, das in einer regionalen Tageszeitung zu sehen war. Darauf sehen Sie fünf „Sea-King“-Hubschrauber, nicht flugfähig, auf einem Ponton, der auch nicht von selbst fährt, gezogen von einem Schlepper durch den Nord-Ostsee-Kanal bei der Verlegung von Kiel nach Nord- holz. Das soll nicht die Zukunft der Marine oder der Hubschrauberei werden. (Dr. Reinhard Brandl [CDU/CSU]: Das stimmt!) Aber es ist ein Sinnbild dafür, dass hier etwas nicht funk- tioniert. Reformieren Sie das Beschaffungswesen so, dass die Maschinen zulaufen. Dies ist alles schon lange geplant und muss jetzt kommen. (Inge Höger [DIE LINKE]: Braucht es aber nicht!) Bezüglich des leichten Unterstützungshubschraubers haben wir im Verteidigungsausschuss relativ einhellig beschlossen: Wir wollen ihn haben. Dafür ist im Vertei- digungshaushalt für nächstes Jahr Geld eingestellt. Jetzt bin ich gespannt, ob Sie das hinbekommen. Der Be- schluss ist da, das Geld ist da, jetzt müssen Sie ihn nächstes Jahr beschaffen. Versuchen Sie das einmal! Meine zweite Bemerkung bezieht sich auf die Debat- tenpolitik. Wir haben in der Frankfurter Rundschau in einem Aufsatz vom Verteidigungsminister gelesen, dass er sich Gedanken darüber macht, wie die Debatte zu Auslandseinsätzen in Deutschland befeuert werden kann. Er schreibt zu den Auslandseinsätzen: Welche Überzeugungen leiten uns Deutsche dabei? Welche Ansprüche stellen wir dabei an uns selbst? Diskussionen? Fehlanzeige! Nun gibt es eine Diskussion, die der Verteidigungs- minister selbst angestoßen hat: Das ist die über Vetera- nen. Da bin ich nicht so ganz sicher, dass das die Diskus- sion ist, die wir in Deutschland am dringendsten zu führen haben. Es soll auch eine Studie des Sozialwissen- schaftlichen Instituts der Bundeswehr geben, die besagt: Das ist in Deutschland nicht von zentralem Interesse. Ich glaube, auch die Soldaten, die aus einem Einsatz zurück- gekehrt sind, interessiert nicht, ob man sie als Veteranen bezeichnet. Das ist für einen 34-jährigen Industriemeis- ter, der als Hauptfeldwebel in Afghanistan im Einsatz war, sicherlich nicht der richtige Begriff, um sich damit identifizieren zu können. Sie können diese Debatte gerne zu einem guten Ende bringen, aber es ist nicht die wich- tigste Debatte, die wir zu führen haben. Wir sollten vielmehr eine andere Debatte führen – ich bin auch dankbar dafür, dass das schon zweimal ange- klungen ist –, aber wir müssten sie separat führen. Sie betrifft das, was Frau Bundeskanzlerin bei der Bundes- wehrtagung in Strausberg auf den Punkt gebracht hat – ich zitiere –: Um aber unsere sicherheitspolitischen Ziele erfolg- reich verfolgen zu können, sind wir als EU oder als NATO-Partner auch darauf angewiesen, dass in Zu- kunft auch andere Länder – insbesondere die, die wirtschaftspolitisch an Bedeutung gewinnen – Ver- antwortung übernehmen. Das sage ich ganz beson- ders im Hinblick auf Schwellenländer. Sie fügt dann hinzu: Oftmals reicht es aber nicht, neue Partner nur zu er- mutigen. Vielmehr geht es auch um Ertüchtigung. Ertüchtigung setzt bereits bei guter Regierungsfüh- rung an. Sie kann ebenso Ausbildung wie auch Un- terstützung bei der Ausrüstung bedeuten. Das sind bedeutungsschwere Ankündigungen. Es ist sozusagen eine Art Paradigmenwechsel in der Sicher- heitspolitik der Bundesrepublik Deutschland. Da geht es nicht mehr um Bündnisse, sondern um einzelne Länder in anderen Regionen, in denen wir nicht selbst sicher- heitspolitische Verantwortung übernehmen wollen. Das ist vielleicht keine Erfindung dieser Regierung, sondern wir haben schon bei dem von Rot-Grün beschlossenen Einsatz in Osttimor festgestellt, dass es nicht immer sinnvoll ist, dass Deutschland sich überall auf der Welt militärisch engagiert. Sicherlich sollten wir Partner haben, aber wir müssen auch die Debatte führen, welche Partner wir haben wol- len und welche Unterstützung wir ihnen geben wollen. Ausrüstungsunterstützung ist sicherlich nicht das Erste, was einem dazu einfällt. Vielleicht fangen wir besser mit politischer Unterstützung an und kommen dann zur Aus- bildungsunterstützung, Herr Minister. Jetzt haben Sie noch die Chance, bei der Bundeswehrreform nachzu- steuern und die Schulkapazitäten der Bundeswehr nicht ganz so stark zu reduzieren. Statt sie nur auf den eigenen Bedarf zu reduzieren, sollten Sie eher zusätzliche Kapa- zitäten für internationale Lehrgänge schaffen. Wenn Sie diese Politik machen wollen, brauchen Sie Ausbildungskapazitäten – vielleicht auch in Mali, aber zunächst einmal bei uns in Deutschland. Das kann man systematisch tun, wenn man eine solche Politik verfol- gen will. Rüstungsexporte in Länder, die für uns bisher nicht infrage gekommen sind, fallen uns nicht an erster Stelle ein. Natürlich ist Indien für uns ein Partner in diesem Bereich. Das ist richtig. Ob das auch für Indonesien gilt, Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 208. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 22. November 2012 25493 (A) (C) (D)(B) wäre diskussionswürdig. Saudi-Arabien ist es ganz si- cher nicht, Herr Minister. Diese Diskussion müssen wir führen. Vielen Dank. Anlage 3 Erklärung der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über die Ausschussüberweisung der Stel- lungnahme der Bundesregierung zu den Fort- schrittsberichten „Aufbau Ost“ der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpom- mern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen für das Berichtsjahr 2010 (Tagesordnungs- punkt VI d) Hiermit erkläre ich im Namen meiner Fraktion Bünd- nis 90/Die Grünen, dass die Stellungnahme der Bundes- regierung zu den Fortschrittsberichten „Aufbau Ost“ auf Drucksache 17/8342 entgegen unserem anderslautenden Votum an den Haushaltsausschuss zur federführenden Beratung überwiesen werden soll. 208. Sitzung Inhaltsverzeichnis Epl 09 Wirtschaft und Technologie Epl 11 Arbeit und Soziales TOP VI, ZP1 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP VII, ZP2 Abschließende Beratungenohne Aussprache Epl 17 Familie, Senioren, Frauen und Jugend TOP II Beschneidung Epl 30 Bildung und Forschung TOPIII Ärztliche Zwangsmaßnahmen im Betreuungsrecht Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Michael Schlecht


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Die

    Kanzlerin und ihr Herausforderer wie auch andere strei-
    ten sich hier über das Copyright einer vermeintlich bes-
    seren wirtschaftlichen Entwicklung. Das Entscheidende
    haben sie aber noch nicht gemerkt: dass die Wirtschafts-
    politik, die hier betrieben worden ist, gescheitert ist. Der
    nächste Abschwung droht. Im nächsten Jahr will jedes
    vierte Unternehmen Arbeitsplätze abbauen. Ergreifen
    Sie Gegenmaßnahmen? Fehlanzeige. Das ist das eigent-
    liche Thema, mit dem wir uns hier beschäftigen müssen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Der Ausgangspunkt dieser gescheiterten Wirtschafts-
    entwicklung ist die von Ihnen, Herr Fuchs, so hoch ge-
    lobte Agenda 2010. Sie hat viele Missstände herbeige-
    führt. Der Ausgangspunkt der Agenda 2010 war die
    Kampfformel: Wir müssen die deutsche Wettbewerbsfä-
    higkeit stärken. – Eingedenk dieses Leitsatzes haben da-
    mals SPD und Grüne in Tateinheit mit Union und FDP
    – Herr Fuchs hat diese Tateinheit gerade noch einmal

    erwähnt – die Löhne in Deutschland nach unten ge-
    drückt, die Arbeitszeitflexibilität dramatisch nach oben
    getrieben und darüber hinaus – das ist der eigentliche
    Skandal – Millionen von Menschen in prekäre, in miese,
    in schlechte Jobs hineingetrieben. Das geben Sie heute
    als großes Beschäftigungswunder aus. Was hier veran-
    staltet wird, ist zynisch hoch drei.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Reallöhne sind in Deutschland seit 2000 um
    5 Prozent gesunken. Gleichzeitig sind die Profite um
    30 Prozent gestiegen. Wenn Sie meinen, Sie hätten eine
    erfolgreiche Wirtschaftspolitik betrieben, dann heißt das,
    dass Sie meinen, dass es sinnvoll sei, den Menschen we-
    niger Geld zu geben, aber die Profite nach oben zu trei-
    ben. Das ist Klientelpolitik von den anderen vier Frak-
    tionen in diesem Hause. Wir unterstützen das nicht, wir
    wollen etwas anderes.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das ist wie mit dem Geisterfahrer, dem zehn Autos entgegenkommen und der trotzdem meint, die anderen fahren alle falsch!)


    Sie loben, dass das Exportvolumen deutlich ansteigt.
    Mit der Strangulierung der deutschen Binnennachfrage,
    mit der Strangulierung der Löhne und der öffentlichen
    Ausgaben in Deutschland haben Sie dafür gesorgt, dass
    das Importvolumen längst nicht in dem Tempo gestiegen
    ist, wie es notwendig gewesen wäre. Im Resultat haben
    wir seit 2000 eine enorme Spreizung zwischen Exporten
    und Importen. Dies hat zu einem Außenhandelsüber-
    schuss von mittlerweile 1,5 Billionen Euro geführt.

    Finanziert worden ist dieser Außenhandelsüberschuss
    immer durch die Verschuldung anderer Länder, vor allen
    Dingen der Euro-Länder. Sie wundern sich, dass wir eine
    Euro-Krise haben, und beschreiben immer die Verschul-
    dungskrise in Europa. Der Ausgangspunkt für diese Ver-
    schuldungskrise liegt jedoch hier in Deutschland: in der
    Politik der Agenda 2010. Das muss umgekehrt werden.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Sie schämen sich wohl gar nicht!)


    Alle reden seit Jahren von der Euro-Krise und
    darüber, was man machen kann, um die Verschuldung
    abzubauen. Doch auch im Jahre 2012 hat Deutschland
    einen Außenhandelsüberschuss von rund 150 Milliar-
    den Euro.


    (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das ist doch gut so! – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Sehr gut!)


    Das heißt im Klartext: Ihre Wirtschaftspolitik hat dafür
    gesorgt, dass sich das Ausland, vor allen Dingen die
    Länder der Euro-Zone, bei uns um weitere 150 Milliar-
    den Euro verschuldet hat.

    Das hat Methode: Man sieht nicht das Loch im Eimer,
    man kippt einfach immer mehr Wasser in den Eimer und
    hofft, dass er irgendwann wieder voll wird. Das ist natür-
    lich ein vollkommen untaugliches Unterfangen; denn





    Michael Schlecht


    (A) (C)



    (D)(B)


    das Loch muss gestopft werden – durch eine andere
    Wirtschaftspolitik in diesem Lande.

    Zentral ist, dass wir im Hinblick auf die binnenwirt-
    schaftliche Entwicklung wieder zu einer ganz anderen
    Orientierung kommen. Wenn wir eine andere binnen-
    wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland haben wol-
    len, dann müssen wir zuallererst dafür sorgen, dass die
    Löhne in Deutschland wieder deutlich ansteigen. Es
    muss Schluss mit dem Lohndumping sein. Dafür müssen
    wir auch die Rahmenbedingungen für die Gewerkschaf-
    ten verbessern, damit sie wieder vernünftige Lohnerhö-
    hungen aushandeln können. Das muss das oberste Ziel
    sein.

    Dazu gehört natürlich vor allem, dass eine entschei-
    dende Bremse für die Kampffähigkeit und Durchset-
    zungsfähigkeit der deutschen Gewerkschaften gelockert
    wird, nämlich das Sanktionsregime von Hartz IV, das
    Sie, Herr Fuchs, eben noch so gelobt haben. Das Sank-
    tionsregime von Hartz IV muss beendet werden, weil
    heutzutage Millionen von Menschen Angst vor Hartz IV
    und davor haben, in Arbeitslosigkeit zu rutschen.


    (Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Angst vor Arbeit wohl!)


    Dies hat eine ungeheuer negative Wirkung auf zig Mil-
    lionen Menschen, die heute noch arbeiten und die durch
    Sie in menschenunwürdige Verhältnisse getrieben wer-
    den. Das ist Zynismus und eine zynische Politik, die alle
    Parteien außer der Linken hier im Parlament betreiben
    und betrieben haben. Das muss beendet werden; wir
    kämpfen dafür. Vor allen Dingen das Sanktionsregime
    von Hartz IV muss weg.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Freibier und Käsekuchen für alle, genau!)


    Wenn Sie die Zeichen der Zeit erkennen würden,
    dann würden Sie wissen, dass es in Anbetracht der be-
    drohten weiteren wirtschaftlichen Entwicklung sehr
    viele Gegenmaßnahmen, auch Sofortmaßnahmen, gäbe,
    die man ergreifen könnte.


    (Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Zum Beispiel?)


    – Ich meine zum Beispiel die sofortige Wiedereinfüh-
    rung des Kurzarbeitergeldes.


    (Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Des Sozialismus!)


    – Es ist auch keine schlechte Idee, den Sozialismus ein-
    zuführen. Ich danke Ihnen für das Stichwort.


    (Lachen bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich will Sie jetzt aber mit solchen intellektuell an-
    spruchsvollen Themen gar nicht weiter belasten, Herr
    Lindner. Das ist, glaube ich, eine Nummer zu groß für
    Sie.


    (Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Das ist gut, dass Sie das nicht wollen!)


    Ich bleibe erst einmal bei ganz einfachen Dingen: Wir
    brauchen die Wiedereinführung des Kurzarbeitergeldes,
    damit die notwendigen Maßnahmen sofort bereitstehen,
    wenn im nächsten Jahr die konjunkturellen Gefahren
    deutlich zunehmen und Arbeitsplätze verlustig gehen
    könnten. Über diese Maßnahme hinaus gibt es natürlich
    die Notwendigkeit, die Rahmenbedingungen für die
    Löhne wieder zu verändern, sodass es zu Lohnsteigerun-
    gen kommt.


    (Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Haben Sie schon einmal etwas von Tarifautonomie gehört?)


    Daneben besteht die dringende Notwendigkeit, endlich
    auch den Kurs der öffentlichen Ausgaben zu ändern. Wir
    brauchen einen sozial-ökologischen Umbau und wieder
    viel mehr Ausgaben für Erziehung und Bildung. Hier
    liegt vieles im Argen.

    In meinem Bundesland hat die grün-rote Landesregie-
    rung, die mit vielen Vorschusslorbeeren gestartet ist, als
    eine ihrer ersten Aktionen 6 000 Lehrerstellen gestri-
    chen. Das hat natürlich auch etwas damit zu tun, dass die
    Finanzausstattung der öffentlichen Hände zu schlecht ist.
    Wir müssen deshalb eine Millionärssteuer einführen,
    damit wir mehr für Bildung tun und den sozial-ökologi-
    schen Umbau voranbringen können.

    Diese entscheidenden Punkte sind momentan notwen-
    dig. Sie werden bei dieser Regierung aber vollkommen
    ausgeblendet. Wir treten dafür ein! Sozial-ökologischer
    Umbau und höhere Löhne: Das sind die entscheidenden
    Punkte, die wir nach vorne treiben müssen.

    Danke schön.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Ich mache nur der Übersichtlichkeit halber darauf

aufmerksam, dass ein konkreter Antrag zur Einführung
des Sozialismus dem Präsidium im Rahmen der Haus-
haltsberatungen nicht vorliegt. Darüber werden wir
heute also auch nicht abstimmen können.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das bekommen wir in der nächsten Woche von der Regierung!)


Das Wort hat nun der Kollege Dr. Joachim Pfeiffer für
die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Joachim Pfeiffer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und

    Herren! Bei manchem, was man heute Morgen gehört
    hat – Einführung des Sozialismus –, kann einem in der
    Tat angst und bange werden.

    Was sind die Tatsachen? Kollege Lindner hat sie vor-
    hin anhand der Zahlen und Fakten bereits hervorragend
    dargestellt. Wir konsolidieren. Deutschland geht in Rich-





    Dr. Joachim Pfeiffer


    (A) (C)



    (D)(B)


    tung Reduktion der Staatsverschuldung. Der Anteil der
    Verschuldung am Bruttoinlandsprodukt wird zurückge-
    hen, weil das Wachstum höher als die Verschuldung ist
    und weil wir in diesem und auch im letzten Jahr gesamt-
    wirtschaftlich bereits mehr oder weniger die schwarze
    Null geschrieben haben. Wenn Sie sich den Rest Europas
    anschauen, dann sehen Sie, dass es dort ganz anders aus-
    sieht. Insofern stimmt die Richtung hier eindeutig. Wir
    machen den Einstieg in den Schuldenabbau.

    Was passiert aber in den Ländern, wo Sie, meine
    Kolleginnen und Kollegen von Grün und Rot, Verant-
    wortung tragen? Frau Kraft in Nordrhein-Westfalen ist
    die Schuldenweltmeisterin. Dort, wo Sie die Regierung
    übernommen haben, gibt es nichts als neue Schulden.


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hinterlassen von Schwarz-Gelb! – Zuruf des Abg. Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    – Herr Krischer und Herr Lindner, jetzt komme ich zu
    Ihnen. Schauen wir einmal nach Baden-Württemberg:
    Dort kann man lernen, was Grün statt Sparen heißt.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Kennen Sie den Mappus noch? – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mappus!)


    Das kann man dort besichtigen. Die Vorgängerregierung
    hat zweimal einen Haushalt ohne Neuverschuldung vor-
    gelegt.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Landesvermögen verprasst! EnBW!)


    Die Vorgängerregierung hat dafür gesorgt, dass wir
    – wie auch Bayern – die Schulden hätten abbauen kön-
    nen. Und was macht die grün-rote Landesregierung in
    Baden-Württemberg? Zweimal war der Haushalt ausge-
    glichen; auch im letzten Jahr war er ausgeglichen. Jetzt
    sagen Sie: Wir übernehmen einen Haushalt, der ausge-
    glichen ist, und deshalb müssen wir uns die nächsten
    acht Jahre verschulden und können die Neuverschuldung
    erst 2020 auf null bringen. – Das ist Grün statt Sparen,
    und zwar dort, wo Sie Verantwortung tragen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Reden Sie also bitte nicht von Konsolidierung und
    Schuldenabbau; denn das glaubt Ihnen sowieso kein
    Mensch.

    Zu Forschung und Entwicklung. In Deutschland
    wurde in der Tat noch nie so viel wie jetzt für Forschung,
    Entwicklung und Bildung ausgegeben.


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und es gab noch nie so viele Schulden!)


    Herr Tiefensee, Sie haben vorhin gefragt, wo die in-
    dustrielle Basis gestärkt wird. Das kann ich Ihnen sagen.
    Sie wissen es eigentlich; wahrscheinlich war das eine
    rhetorische Frage. In dieser Legislaturperiode haben wir
    beispielsweise die Mittel für das ZIM-Programm – das
    ist das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand – mit
    500 Millionen Euro verstetigt. Das kommt direkt an und

    stärkt die industrielle Basis, weil es die mittelständi-
    schen Unternehmen in die Lage versetzt, ihre Ideen so-
    wie ihre Forschung und Entwicklungen unbürokratisch
    auf die Piste zu bringen. Das stärkt die industrielle Basis
    in diesem Land.

    Seit 2005, als wir die Regierung übernommen haben,
    haben wir den Forschungsetat des Bundes um über
    50 Prozent auf fast 14 Milliarden Euro im nächsten Jahr
    erhöht. Das stärkt die industrielle Basis.

    Nach dem, was wir bereits getan haben, hören wir
    aber nicht auf, sondern wir machen in diesem Haushalt
    neue wichtige Schritte voran. Wir stärken beispielsweise
    die Gründungen und das Wagniskapital. In diesem Haus-
    halt wird ein Investitionszuschuss für Wagniskapital,
    insbesondere zur Verbesserung der Finanzsituation jun-
    ger innovativer Unternehmen, neu eingeführt. In den
    kommenden vier Jahren werden rund 150 Millionen
    Euro dafür zur Verfügung gestellt. Das ist Säen zur rech-
    ten Zeit, damit wir auch in Zukunft Wachstum und Ar-
    beitsplätze ernten können.

    Jetzt möchte ich die Gelegenheit nutzen – dazu ist
    heute schon sehr viel gesagt worden –, noch das eine
    oder andere zum Thema Arbeitsmarkt zu sagen. Wenn
    man Sie hört, Herr Claus, Herr Schlecht – und wie Sie
    alle heißen –, dann kann einem wirklich angst und bange
    werden. Da meint man, wir wären hier in einem Land
    des Prekariats und die Leute würden am Straßenrand sit-
    zen und verhungern. Diesen Eindruck kann man wirk-
    lich gewinnen.

    Aber das Gegenteil ist der Fall – der Kollege Lindner
    hat das angesprochen –: 41,6 Millionen Menschen sind
    in Lohn und Brot und nicht in Not.


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Not und Lohn! Das ist gut!)


    Vor allem sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze
    sind entstanden, keine Teilzeitbeschäftigungen und
    keine nicht sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze.


    (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sie haben wirklich keine Ahnung! Noch nie von Altersarmut gehört?)


    Das ist doch die Wahrheit. Die Menschen, die in Lohn
    und Brot sind, zahlen in diesem und im nächsten Jahr so
    viele Steuern wie noch nie. Wir haben die höchsten Steu-
    ereinnahmen in der Geschichte, rund 260 Milliarden
    Euro, und die Kassen der Sozialversicherung sind voll.
    Das ist beschäftigungsorientierte Lohnpolitik, wie wir
    sie uns vorstellen.

    Das führt dazu, dass wir nicht nur die höchste Be-
    schäftigung haben, sondern dass auch die Arbeitslosig-
    keit zurückgeht. Sie geht insbesondere auch dort zurück,
    wo sie problematisch ist. Kollege Fuchs hat die Jugend
    angesprochen. Ich möchte die Langzeitarbeitslosen an-
    sprechen. Es ist gelungen, die Zahl der Langzeitarbeits-
    losen von 1,7 Millionen auf 1 Million zu reduzieren. Das
    ist noch immer 1 Million zu viel – nicht dass wir uns
    falsch verstehen –, aber die Richtung stimmt. Das sind
    700 000 Langzeitarbeitslose weniger, als es in der Ver-
    gangenheit waren.





    Dr. Joachim Pfeiffer


    (A) (C)



    (D)(B)



    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Was schlagen Sie vor? Die Grünen haben gerade be-
    schlossen, den Regelsatz für Hartz IV von 374 auf
    420 Euro anzuheben. Was bedeutet dies? Das bedeutet
    einen Anstieg der Neuverschuldung um 15 Prozent im
    nächsten Jahr. Das wäre die Wirkung Ihres Vorschlags,
    wenn wir ihn umsetzen würden.

    Was wollen Sie noch? Sie wollen die Sanktionen für
    Hartz-IV-Empfänger abschaffen, nicht nur die Grünen,
    sondern auch die Linken und die ganz Linken.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Die Linke sowieso!)


    Das ist aber nicht nur populistisch. Nein, das ist auch
    sachlich falsch. Ich sage es einmal ganz pointiert: Es
    wäre asozial, sie abzuschaffen.


    (Beifall der Abg. Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU] und Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP])


    Warum wäre das asozial? Die Zahl der Bezieher von
    Grundsicherung beträgt heute statt 5 Millionen 4,3 Mil-
    lionen Menschen, also 700 000 weniger, als das noch
    2008 der Fall war. Die Betreuungsintensität hat zuge-
    nommen. Das ist genau das, was wir in den letzten Jah-
    ren gepredigt haben. Die Arbeitsuchenden werden nicht
    verwaltet, sondern sie werden wirklich betreut und akti-
    viert. Es werden Eingliederungsvereinbarungen ge-
    schlossen. Weiterbildung wird angeboten, und diese
    Angebote werden wahrgenommen. Die Zahl der Joban-
    gebote für Arbeitsuchende nimmt zu. Das heißt, es gibt
    Auswahlmöglichkeiten. Es gibt ein wirkliches Kümmern
    – Fordern und Fördern – um die Arbeitslosen. Sie wer-
    den durch die Fallmanager gefordert.

    Was würde es bedeuten, wenn wir jetzt die Sanktio-
    nen abschafften? Was ist der Grund für diese Sanktio-
    nen? Sie sind im Wesentlichen auf Meldeversäumnisse
    zurückzuführen. Das kann man auch andersherum inter-
    pretieren. Wenn ich wirklich eine Arbeit suche, dann bin
    ich bereit, zu arbeiten, und dann melde ich mich auch.
    Bei einigen ist es aber vielleicht so: Ich will gar keine
    Arbeit und suche auch gar keine Arbeit. Deshalb melde
    ich mich nicht oder versäume es, mich zu melden. – Es
    ist vorhin schon angesprochen worden: Vielleicht hat der
    eine oder andere Angst vor der Arbeit, die ihm angebo-
    ten wird.

    Genau deshalb ist das asozial. Die Mehrheit der Men-
    schen sucht nämlich Arbeit. Diese Menschen werden
    dann in einen Topf mit denen geworfen, die keine Arbeit
    wollen. Deshalb wäre es grundfalsch, dieses Verfahren
    jetzt zu ändern.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Das wäre ein Schlag ins Gesicht derer, die ernsthaft nach
    Arbeit suchen. Es ist ein Schlag ins Gesicht derjenigen,
    die dafür sorgen, dass die Gelder für die Hartz-IV-Emp-
    fänger zur Verfügung gestellt werden. Hartz-IV-Leistun-
    gen sind nämlich für diejenigen gedacht, die ihre Ar-
    beitsleistung zur Verfügung stellen und sich nicht nur
    alimentieren lassen. Insofern wäre das das völlig falsche
    Signal. Das werden wir nicht mitmachen.

    Sie reden immer von der Stärkung des Binnenkon-
    sums und des Binnenmarktes. Wir haben durch unsere
    beschäftigungsorientierte Lohnpolitik eine Lohnsteige-
    rung von 3,7 Prozent der Bruttolöhne in diesem Jahr und
    von 3,2 Prozent im nächsten Jahr erreicht. Wir wollen,
    dass diese Bruttolöhne beim Arbeitnehmer und beim
    Rentner auch ankommen. Was machen Sie? Sie blockie-
    ren im Bundesrat das Gesetz zur Abschaffung der kalten
    Progression und zur Erhöhung des Grundfreibetrages.
    Damit verhindern Sie, dass diese Lohnsteigerungen
    beim Arbeitnehmer und Verbesserungen beim Leis-
    tungsempfänger ankommen. Damit machen Sie das Ge-
    genteil dessen, was Sie hier immer im Munde führen.

    Ich möchte am Ende ganz kurz auf das Thema Ver-
    mögensteuer eingehen. Die Kapitalflucht ist hier schon
    angesprochen worden, auch die Erhöhung des Spitzen-
    steuersatzes, was die Grünen fordern.


    (Klaus Barthel [SPD]: Sagen Sie doch mal was zur Wirtschaftspolitik!)


    Was heißt das? Sie tun im Rahmen einer Neidkampagne
    so – das Stichwort „Millionäre“ ist schon gefallen; es
    wird auch immer von Jachten gesprochen –, als ginge es
    darum, diese Menschen zu treffen. In Wahrheit würden
    Sie mit den von Ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen
    aber das Herz der deutschen Wirtschaft treffen, den Mit-
    telstand. 80 Prozent der Personengesellschaften wären
    von einer Erhöhung des Spitzensteuersatzes und der Ein-
    führung der Vermögensteuer betroffen. Das heißt, Ihre
    Steuerpläne sind ein Angriff auf den deutschen Mittel-
    stand, auf den Träger von Wachstum und Beschäftigung.
    Das werden wir so nicht mitmachen.

    Angesichts dessen, was Grün und Rot hier planen, hat
    der Satz von Heine: „Denk ich an Deutschland in der
    Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht“ eine ganz
    neue und andere Bedeutung.


    (Zurufe von der SPD: Ah!)


    Wir werden dafür sorgen, dass die Deutschen auch wei-
    terhin ruhig schlafen können und dass es mit Wachstum,
    Konsolidierung und Beschäftigung in diesem Land wei-
    ter vorangeht.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)