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    Plenarprotokoll 17/206 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 206. Sitzung Berlin, Dienstag, den 20. November 2012 I n h a l t : Wahl des Abgeordneten Harald Weinberg als Schriftführer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Begrüßung des Präsidenten der Parlamentari- schen Versammlung des Europarates, Herrn Jean-Claude Mignon . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksachen 17/10200, 17/10202) . . . . . b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksachen 17/10201, 17/10202, 17/10826) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I.1. Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsi- dialamt (Drucksachen 17/10801, 17/10823) . . . I.2. Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 17/10802, 17/10823) . . . I.3. Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 17/10823, 17/10824) . . . I.4. a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 17/10808, 17/10823) b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 17/10823, 17/10824) c) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Zweiten Nach- trags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2012 (Zwei- tes Nachtragshaushaltsgesetz 2012) (Drucksachen 17/10900, 17/10901, 17/11290, 17/11291) . . . . . . . . . . . . . d) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushaltsbegleit- gesetzes 2013 (HBeglG 2013) (Drucksachen 17/10588, 17/10864, 17/11477) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur inner- staatlichen Umsetzung des Fiskal- vertrags (Drucksachen 17/10976, 17/11011, 17/11504) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 25103 B 25165 A 25103 D 25103 D 25104 A 25104 A 25104 B 25104 C 25104 C 25104 C 25104 D 25104 D 25105 A 25108 C 25110 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 206. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 20. November 2012 Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . I.5. Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 17/10806, 17/10823) . . . Dr. Peter Danckert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Stefanie Vogelsang (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Friedrich, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Friedrich, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . Dr. Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Memet Kilic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . I.6. a) Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 17/10807, 17/10823) . b) Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 17/10823, 17/10824) . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Alexander Funk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Jens Petermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Alexander Funk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Christoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . I.7. Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Na- turschutz und Reaktorsicherheit (Drucksachen 17/10823, 1710824) . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU) . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25112 D 25115 C 25117 D 25120 C 25121 B 25123 A 25125 B 25126 C 25127 D 25129 B 25131 A 25132 B 25134 B 25135 D 25136 A 25137 D 25139 B 25141 A 25142 A 25143 D 25145 D 25146 A 25146 C 25148 A 25149 A 25150 A 25151 A 25153 A 25154 C 25156 B 25157 C 25157 D 25157 D 25159 B 25160 C 25163 A 25164 C 25164 D 25165 A 25166 C 25167 D 25169 B 25171 B 25172 A 25173 D 25174 B 25175 B 25175 B 25177 D 25177 D 25179 B 25181 B 25182 C 25184 A 25185 B 25188 B 25189 D 25191 C 25192 A 25192 B 25193 C 25194 C 25196 A 25197 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 206. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 20. November 2012 III Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . I.8. Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit (Drucksachen 17/10814, 17/10823) . . . Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Christine Aschenberg-Dugnus (FDP) . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lothar Riebsamen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Neuabdruck der Antwort auf die Mündliche Frage 69 (203. Sitzung) Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Themen der Sitzung der Deutsch-Tschechi- schen Kommission am 12. November 2012 Antwort Ursula Heinen-Esser, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25198 A 25198 C 25199 D 25200 A 25201 C 25202 C 25203 D 25205 C 25207 A 25208 D 25210 C 25212 D 25213 D 25215 A 25215 C 25217 B 25218 C 25220 C 25221 A 25221 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 206. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 20. November 2012 25103 (A) (C) (D)(B) 206. Sitzung Berlin, Dienstag, den 20. November 2012 Beginn: 10.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 206. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 20. November 2012 25221 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Anlage 2 Neuabdruck der Antwort der Parl. Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (203. Sitzung, Drucksache 17/11282, Frage 69): Welche inhaltlichen Punkte sollen nach jetzigem Stand auf der kommenden Sitzung der Deutsch-Tschechischen Kom- mission am 12. November 2012 in Berlin behandelt werden – bitte möglichst konkrete Angabe inklusive Hinweis, ob sie bereits Bestandteil einer (gegebenenfalls vorläufigen) Tages- ordnung sind –, und welche Punkte hat das Bundesministe- rium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, BMU, unabhängig davon bzw. darüber hinaus bislang für sich ins Auge gefasst, die es ansprechen/behandeln möchte (bitte ebenfalls möglichst konkrete Angabe)? Es werden die üblichen Tagesordnungspunkte behan- delt, die die gegenseitige Information über legislative und administrative Fragen der Aufsichtsbehörden sowie über den Betrieb der Kernkraftwerke im vergangenen Jahr beinhalten. Ansonsten ist die Abstimmung der Ta- gesordnung noch nicht abgeschlossen. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Burkert, Martin SPD 20.11.2012 Dyckmans, Mechthild FDP 20.11.2012 Fischer (Göttingen), Hartwig CDU/CSU 20.11.2012 Fritz, Erich G. CDU/CSU 20.11.2012* Gabriel, Sigmar SPD 20.11.2012 Granold, Ute CDU/CSU 20.11.2012 Heinen-Esser, Ursula CDU/CSU 20.11.2012 Hinsken, Ernst CDU/CSU 20.11.2012 Hintze, Peter CDU/CSU 20.11.2012 Hunko, Andrej DIE LINKE 20.11.2012* Krumwiede, Agnes BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.11.2012 Kühn, Stephan BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.11.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.11.2012 Laurischk, Sibylle FDP 20.11.2012 Dr. Lötzsch, Gesine DIE LINKE 20.11.2012 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.11.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 20.11.2012 Nahles, Andrea SPD 20.11.2012 Nink, Manfred SPD 20.11.2012 Dr. Ratjen-Damerau, Christiane FDP 20.11.2012 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.11.2012 Rupprecht (Tuchen- bach), Marlene SPD 20.11.2012* Dr. Schröder (Wies- baden), Kristina CSU/CSU 20.11.2012 Tempel, Frank DIE LINKE 20.11.2012 Dr. Wadephul, Johann CDU/CSU 20.11.2012 Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 20.11.2012 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 20.11.2012 Dr. Westerwelle, Guido FDP 20.11.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 206. Sitzung Inhaltsverzeichnis Epl 01 Bundespräsident Epl 02 Bundestag Epl 03 Bundesrat Epl 08 Finanzen, Bundesrechnungshof Epl 20, I.4.c)-e) Fiskalvertrag Epl 06 Innen Epl 07, 19 Justiz, Bundesverfassungsgericht Epl 16 Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit Epl 15 Gesundheit Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Kollege Meister, darf Herr Schick Ihnen dazu

    eine Zwischenfrage stellen?



Rede von Dr. Michael Meister
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Wenn ein solch netter Kollege fragen möchte, sei es

ihm gegönnt.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh! Das war doch abgesprochen, oder?)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Danke für die Möglichkeit, eine Frage zu stellen, und
für die freundlichen Worte. – Ich will auf die Vermö-
gensabgabe zurückkommen.

Erstens. Würden Sie nicht sagen, dass die Finanz-
krise, in der wir uns immer noch befinden, eine Ausnah-
mesituation ist, da sogar der Finanzminister vor ein paar
Jahren sagen musste: „Wir blickten in einen Abgrund“?
Würden Sie nicht sagen, dass die Überschuldung vieler
Gebietskörperschaften in Deutschland, die die Schulden-
bremse nur mit Unterstützung des Bundes einhalten kön-

nen, eine Ausnahmesituation ist und wir von dem hohen
Schuldenstand dringend herunterkommen müssen?


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Aber das machen wir doch gerade! Wir haben die höchsten Steuereinnahmen seit langer Zeit!)


Meine zweite Frage ist damit verbunden: Wie lautet
der Vorschlag Ihrer Partei und Fraktion, wer die Kosten
der Finanzkrise tragen soll? Bisher ist es so, dass Sie die
Kosten der Bankenrettung – 22 Milliarden Euro sind
schon aufgelaufen – in einen Schattenhaushalt auslagern
und in die Zukunft verschieben, sodass die nachfolgen-
den Generationen dafür aufkommen müssen. Das halte
ich nicht für fair. Deswegen die Frage: Wer soll nach der
Vorstellung der Union die Kosten der Finanzkrise, der
Bankenrettung und der Konjunkturprogramme tragen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Michael Meister


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Lieber Kollege Dr. Schick, zunächst einmal möchte

    ich sagen: Ja, ich bin der Meinung, dass wir in einer
    Ausnahmesituation sind. Eine solche Finanz-, Wirt-
    schafts- und Staatsschuldenkrise, wie wir sie gegenwär-
    tig erleben, hat es bis jetzt noch nicht gegeben.

    In einer solchen Krise ist es notwendig, sich zuerst
    der Frage zuzuwenden: Was sind die Ursachen? Die
    Ursache war eine weit überzogene Deregulierung der
    Finanzmärkte,


    (Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Unter Rot-Grün!)


    die Sie wesentlich mitgestaltet haben. Unsere erste
    Schlussfolgerung ist, diese falsche Deregulierungspoli-
    tik zu beenden bzw. sie zu korrigieren. So steht Basel III
    zur Umsetzung an. Leerverkäufe haben wir verboten; die
    Ratingagenturen haben wir reguliert. Jetzt geht es da-
    rum, Maßnahmen im Restrukturierungsgesetz auch auf
    Europa auszuweiten. Dabei korrigieren wir die Fehler,
    die Sie eingeleitet haben.

    Ich bin weiterhin der Meinung, dass man die Kosten
    eigentlich nicht dem Steuerzahler aufbürden kann. In der
    Not mussten wir dies allerdings tun; es gab keine andere
    Möglichkeit. Aber wir haben zwei Korrekturen vorge-
    nommen:

    Erstens. Wir haben in Deutschland eine Bankenab-
    gabe eingeführt, damit solche Kosten in Zukunft nicht
    mehr auf den Steuerzahler, sondern auf den Bankensek-
    tor zukommen.


    (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Die Bankenabgabe hat die falsche Dimension!)


    Zweitens. Der Finanzminister wirbt in der EU insge-
    samt für die Einführung einer Finanztransaktionsteuer.
    Leider findet diese Idee nicht genügend Anhänger; nur
    neun Länder sind bereit, mitzumachen. Wir sind, glaube
    ich, einer Meinung, dass der Bankensektor entsprechend
    herangezogen werden sollte, wenn Folgekosten der
    Krise zu finanzieren sind.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)






    Dr. Michael Meister


    (A) (C)



    (D)(B)


    Ich war Mitglied der Föderalismuskommission II, in
    der es – damit komme ich zum zweiten Teil Ihrer Frage,
    Herr Schick – darum ging, wie man die Verschuldung
    der öffentlichen Haushalte in den Griff bekommen kann.
    Ein Ergebnis war, dass wir eine Schuldenbremse im
    Grundgesetz verankert haben. Das ist ein wirksames
    Instrument, um eine künftige Neuverschuldung aus-
    zuschließen. Dieses Instrument hat, wie gesagt, Verfas-
    sungsrang. Die Aufgabe der Politik ist jetzt, diese Schul-
    denbremse umzusetzen. Über den Fiskalvertrag haben
    wir diese Schuldenbremse nach Europa exportiert. Das
    ist eine riesige Leistung. Jetzt werden auch Risiken von
    außen abgeschirmt.

    Es bleibt der Schuldenstand. In der Verfassung ist for-
    muliert: keine strukturelle Neuverschuldung mehr. Das
    ist allerdings kein Ziel, das unsere Höchstleistung mar-
    kieren sollte; das ist eine Minimalforderung. Deshalb bin
    ich der Meinung: Wir können da durchaus etwas ehrgei-
    ziger sein, lieber Norbert Barthle, wir müssen an dieser
    Grenze nicht stehen bleiben. Indem wir weiterhin eine
    erfolgreiche Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik
    machen, gewinnen wir die Spielräume, die wir brauchen,
    um die Schuldenbremse einzuhalten. Wir müssen die
    Spielräume aber auch nutzen, um unseren Schuldenstand
    und damit die Lasten, die aus dem Zinsdienst entstehen,
    zu reduzieren. – Vielen Dank für die Frage, Herr Kollege
    Schick.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Wir wollen eine wachstumsfreundliche Konsolidie-
    rung. Das bedeutet, wir haben nicht nur gespart, sondern
    in einigen Bereichen – ich nenne das Thema „Aufbau
    von Forschung und Entwicklung“ – in jedem Jahr dieser
    Wahlperiode etwas on top gelegt. Wir meinen: Wenn wir
    dauerhaft wettbewerbsfähig sein wollen, dann müssen
    wir Forschung und Entwicklung stärken. Es geht darum,
    ein Vorbild für Europa zu sein. Wir müssen aber auch
    mit unseren Partnern darüber reden, dass überall in Eu-
    ropa mehr für Forschung und Entwicklung getan werden
    muss, damit Europa insgesamt leistungsfähiger wird.

    Ein weiterer Schwerpunkt, den wir gesetzt haben, ist
    der Bereich Infrastruktur. Im Gegensatz zu den Grünen,
    Frau Hinz, bin ich der Meinung, dass wir eine funktio-
    nierende, qualitativ hochwertige Infrastruktur in
    Deutschland benötigen.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um den Erhalt!)


    Hier setzen wir im Haushalt trotz aller Konsolidierungs-
    anstrengungen einen Schwerpunkt. Die Grünen wollen,
    dass Straßen, Schienenwege, Wasserstraßen nicht mehr
    gebaut werden.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muss alles erhalten werden! – Petra Hinz [Essen] [SPD]: Wir wollen nicht neue Spatenstiche, sondern den Erhalt!)


    Das ist der Unterschied zwischen Ihrer und unserer Poli-
    tik: Wir wollen Mobilität. Durch diese Mobilität entsteht
    auch Wachstum in Deutschland.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Gestatten Sie mir zum Abschluss noch ein paar Be-
    merkungen zum Thema Europa. Ich glaube, dass all das,
    was wir hier mit Blick auf Etatansätze kleinteilig disku-
    tieren, relativ schnell Makulatur werden kann, wenn uns
    Europa misslingt. Wenn wir wirklich einen Altschulden-
    fonds auflegen würden, wie es Herr Trittin vorschlägt,


    (Petra Hinz [Essen] [SPD]: Sachverständigenrat der Bundesregierung! – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Jetzt kommt Ihr Vorschlag für Griechenland! Jetzt wird es spannend!)


    oder Euro-Bonds ausgeben würden, wofür sich Herr
    Steinbrück im Handelsblatt ausgesprochen hat, dann
    kämen wir in eine Gemeinschaftshaftung.


    (Manfred Zöllmer [SPD]: Sind wir doch schon!)


    Man muss sich einmal überlegen, was das für unseren
    Zinsansatz im Bundeshaushalt bedeuten würde.

    Deshalb bin ich der Meinung: Der Ansatz „Solidarität
    mit anderen“ ist richtig, wenn an die Ursachen der Pro-
    bleme in diesen Ländern herangegangen wird und wenn
    Solidität gelebt wird, indem man die Probleme dort löst.
    Deshalb darf es keine Vergemeinschaftung der Haftung
    und keine Aufgabe der Konditionalität geben. Solidarität
    – ja, aber nur wenn die Probleme gelöst werden. Hilfe
    sollte nur zeitweise und nicht dauerhaft geleistet werden.

    Es werden zum Teil vollkommen falsche Ansätze
    zugrunde gelegt. Schauen Sie sich doch einmal den
    Länderfinanzausgleich in Deutschland an! Dort wird
    derjenige begünstigt, der nicht an seiner Finanzstärke,
    der nicht an seiner Wirtschaftskraft arbeitet. Es kann
    doch nicht sein, dass wir ein solch falsches Anreizsys-
    tem jetzt auch noch nach Europa exportieren.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Nein, wir brauchen die richtigen Anreize, damit derje-
    nige, der sich anstrengt, am Ende auch finanz- und wirt-
    schaftspolitisch von seiner Anstrengung profitiert.

    Eine allerletzte Bemerkung. Der Kollege Schick hat
    eben nach den Sonderlasten aufgrund der Finanzkrise
    und nach Regulierungsnotwendigkeiten gefragt. Dazu
    möchte Ihnen einen Hinweis geben: Woher haben denn
    Banken wie etwa die Westdeutsche Landesbank über-
    haupt das Geld gehabt? Welcher Finanzminister hat die-
    ser Landesbank eigentlich das Geld gegeben, mit dem
    sie anschließend auf dem amerikanischen Immobilien-
    markt verpackte, strukturierte Produkte kaufen konnte?


    (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Der Mappus war es nicht!)


    Wenn ich richtig informiert bin, hieß der Finanzminister
    von Nordrhein-Westfalen seinerzeit Peer Steinbrück.


    (Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Genau!)


    Damals wurde die Grundlage für die Malaise gelegt, in
    die diese Bank letztendlich geriet. Deshalb brauchen wir





    Dr. Michael Meister


    (A) (C)



    (D)(B)


    von Ihrer Seite keine Hinweise, wie man es besser
    machen kann. Allerdings sollten wir gelegentlich die ei-
    genen Fehler benennen und korrigieren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)