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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/202 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 202. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 43: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform der elterlichen Sorge nicht mitei- nander verheirateter Eltern (Drucksache 17/11048) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger,  Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 44: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Eva Högl, Sebastian Edathy, Ingo Egloff, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD sowie den Abgeordneten Renate Künast, Ekin Deligöz, Monika Lazar, weiteren Abge- ordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Förderung gleichberechtigter Teilhabe von Frauen und Männern in Füh- rungsgremien (GlTeilhG) (Drucksache 17/11139) . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . Ingo Egloff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marco Buschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Möhring (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Bracht-Bendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Yvonne Ploetz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carsten Linnemann (CDU/CSU) . . . . . . . Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 45: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Umsetzung eines Maßnahmenpakets zur Stabilisierung des Finanzmarktes (Drittes Finanzmarktstabi- lisierungsgesetz – 3. FMStG) (Drucksache 17/11138) . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24539 A 24539 B 24540 C 24542 A 24543 D 24545 A 24545 D 24547 A 24548 C 24551 A 24552 B 24553 D 24555 A 24556 A 24556 A 24557 D 24559 D 24561 B 24563 A 24564 C 24567 A 24568 C 24569 D 24571 A 24572 A 24573 D 24574 A 24576 A 24576 B 24576 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 46: a) Antrag der Abgeordneten Caren Marks, Petra Crone, Petra Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Alleinerziehende besser unterstützen (Drucksache 17/11032) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Gabriele Hiller- Ohm, Anette Kramme, Anton Schaaf, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Neue Strategien für eine bes- sere Förderung von Alleinerziehenden in der Grundsicherung (Drucksache 17/11038) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Diana Golze, Matthias W. Birkwald, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Alleinerziehende entlasten – Unterhaltsvorschuss ausbauen (Drucksache 17/11142) . . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Heinrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Dittrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Pascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 47: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Möhring, Klaus Ernst, Agnes Alpers, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Bundeseinheitliche Finanzierung von Frauenhäusern sicherstellen (Drucksachen 17/243, 17/2070 Buchstabe b) Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Yvonne Ploetz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der zweiten Beratung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung; Entwurf eines Jahres- steuergesetzes 2013 (201. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 15 a) Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Olav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24577 C 24579 A 24580 C 24581 D 24582 D 24584 B 24585 C 24586 B 24586 C 24586 C 24586 D 24588 A 24589 B 24590 C 24591 A 24592 B 24593 C 24594 B 24595 C 24596 C 24596 D 24598 A 24599 C 24600 B 24601 A 24602 A 24603 C 24605 A 24606 A 24606 C 24606 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 24539 (A) (C) (D)(B) 202. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 24605 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 26.10.2012 van Aken, Jan DIE LINKE 26.10.2012 Altmaier, Peter CDU/CSU 26.10.2012 Bär, Dorothee CDU/CSU 26.10.2012 Barthel, Klaus SPD 26.10.2012 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Beck (Reutlingen), Ernst-Reinhard CDU/CSU 26.10.2012 Becker, Dirk SPD 26.10.2012 Birkwald, Matthias W. DIE LINKE 26.10.2012 Brehmer, Heike CDU/CSU 26.10.2012 Burgbacher, Ernst FDP 26.10.2012 von Cramon-Taubadel, Viola BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012** Dörflinger, Thomas CDU/CSU 26.10.2012 Ferlemann, Enak CDU/CSU 26.10.2012 Freitag, Dagmar SPD 26.10.2012 Frieser, Michael CDU/CSU 26.10.2012 Funk, Alexander CDU/CSU 26.10.2012 Gabriel, Sigmar SPD 26.10.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 26.10.2012 Golze, Diana DIE LINKE 26.10.2012 Gruß, Miriam FDP 26.10.2012 Heinen-Esser, Ursula CDU/CSU 26.10.2012 Höger, Inge DIE LINKE 26.10.2012 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Hoff, Elke FDP 26.10.2012 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 26.10.2012 Klimke, Jürgen CDU/CSU 26.10.2012** Kotting-Uhl, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Krellmann, Jutta DIE LINKE 26.10.2012 Lanfermann, Heinz FDP 26.10.2012 Dr. Lauterbach, Karl SPD 26.10.2012 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Nink, Manfred SPD 26.10.2012 Dr. Ratjen-Damerau, Christiane FDP 26.10.2012 Remmers, Ingrid DIE LINKE 26.10.2012 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 26.10.2012 Schreiner, Ottmar SPD 26.10.2012 Dr. Schröder, Ole CDU/CSU 26.10.2012 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 26.10.2012* Stracke, Stephan CDU/CSU 26.10.2012 Thönnes, Franz SPD 26.10.2012 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 26.10.2012 Vogler, Kathrin DIE LINKE 26.10.2012 Dr. Volk, Daniel FDP 26.10.2012 Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 26.10.2012 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 26.10.2012 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 26.10.2012**  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 24606 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 (A) (C) (D)(B) * für die Teilnahme an der 127. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Ände- rungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/Die GRÜNEN zu der zweiten Beratung des Gesetz- entwurfs der Bundesregierung; Entwurf eines Jahressteuergesetzes 2013 (201. Sitzung, Tages- ordnungspunkt 15 a) Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU): Dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kann ich in der vorliegenden Form nicht zustimmen. Denn die eigentli- che Absicht, die die Antragsteller mit dem Antrag zu TOP 15 und der geforderten namentlichen Abstimmung verfolgen, ist offensichtlich. Nicht der Abbau von Ungleichbehandlungen ist letzt- endlich tatsächlicher Anlass des Antrages, vielmehr geht es den Antragsstellern um den kurzfristigen politischen und medialen Erfolg zulasten einer Lösung in der Sache. Das ist nicht meine Art, Politik zu gestalten. Da es mir bei diesem wichtigen Thema ausschließlich um die Interessen der von der Regelung betroffenen Per- sonen geht, werde ich mich diesem parteitaktisch moti- viertem Manöver nicht aussetzen und weiterhin die in- haltliche Lösung dieses Sachverhaltes vorantreiben. Dass bei der steuerlichen Gleichstellung von eingetra- genen Lebenspartnerschaften Handlungsbedarf besteht, ist nach meinem Dafürhalten offenkundig. Die Tatsache, dass in eingetragenen Lebenspartnerschaften auf Dauer angelegte und auf gegenseitiges Vertrauen und Zunei- gung begründete Beziehungen gelebt werden, verdient unseren Respekt und unsere Anerkennung, nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. Im Bereich des Unter- halts- oder Scheidungsrechts etwa wurden den Le- benspartnern die gleichen finanziellen und rechtlichen Pflichten wie Ehepartnern auferlegt, ohne ihnen aller- dings auch die gleichen Rechte zu gewähren. Die Herstellung einer solchen Gleichberechtigung, insbe- sondere durch die Änderung entsprechender steuerrecht- licher Vorschriften, ist mir daher ein großes Anliegen. Die bisher von der christlich-liberalen Koalition be- schlossenen Änderungen im Erbschaft-, Schenkung- und Grunderwerbsteuerrecht sind Beleg für den Willen und die Bereitschaft dieser Koalition, Ungleichbehandlungen eingetragener Lebenspartnerschaften abzubauen. Der in Rede stehende Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grü- nen hingegen setzt auf pure Effekthascherei, diese Art der politischen Auseinandersetzung lehne ich ab. Ich werde mich deshalb auch künftig bei den internen Beratungen der CDU/CSU-Fraktion dafür einsetzen, dieses wichtige Thema aus den Reihen der Koalition ak- tiv in den parlamentarischen Abstimmungsprozess ein- zubringen. Olaf Gutting (CDU/CSU): Dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kann ich in der vorliegenden Form nicht zustimmen. Denn die eigentliche Absicht, die die Antragsteller mit dem Antrag zu TOP 15 und der geforderten namentlichen Abstimmung verfolgen, ist of- fensichtlich. Nicht der Abbau von Ungleichbehandlungen ist letzt- endlich tatsächlicher Anlass des Antrages, vielmehr geht es den Antragsstellern um den kurzfristigen politischen und medialen Erfolg zulasten einer Lösung in der Sache. Das ist nicht meine Art, Politik zu gestalten. Da es mir bei diesem wichtigen Thema ausschließlich um die Interessen der von der Regelung betroffenen Per- sonen geht, werde ich mich diesem parteitaktisch moti- viertem Manöver nicht aussetzen und weiterhin die in- haltliche Lösung dieses Sachverhaltes vorantreiben. Dass bei der steuerlichen Gleichstellung von eingetra- genen Lebenspartnerschaften Handlungsbedarf besteht, ist nach meinem Dafürhalten offenkundig. Die Tatsache, dass in eingetragenen Lebenspartnerschaften auf Dauer angelegte und auf gegenseitiges Vertrauen und Zunei- gung begründete Beziehungen gelebt werden, verdient unseren Respekt und unsere Anerkennung, nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. Im Bereich des Unter- halts- oder Scheidungsrechts etwa wurden den Le- benspartnern die gleichen finanziellen und rechtlichen Pflichten wie Ehepartnern auferlegt, ohne ihnen aller- dings auch die gleichen Rechte zu gewähren. Die Herstellung einer solchen Gleichberechtigung, insbe- sondere durch die Änderung entsprechender steuerrecht- licher Vorschriften, ist mir daher ein großes Anliegen. Die bisher von der christlich-liberalen Koalition be- schlossenen Änderungen im Erbschaft-, Schenkung- und Grunderwerbsteuerrecht sind Beleg für den Willen und die Bereitschaft dieser Koalition, Ungleichbehandlungen eingetragener Lebenspartnerschaften abzubauen. Ich werde mich deshalb auch künftig bei den internen Beratungen der CDU/CSU-Fraktion dafür einsetzen, dieses wichtige Thema aus den Reihen der Koalition ak- tiv in den parlamentarischen Abstimmungsprozess ein- zubringen. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion der SPD hat mitgeteilt, dass sie den An- trag Kranke entlasten – Praxisgebühr abschaffen auf Drucksache 17/11140 zurückzieht. Winkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Ziegler, Dagmar SPD 26.10.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 24607 (A) (C) (D)(B) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Teilhabe und Perspektiven für Langzeitarbeitslose mit einem verlässlichen So- zialen Arbeitsmarkt schaffen auf Drucksache 17/1205 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Finanzausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Auswirkungen der Einführung des Luftverkehrsteuergesetzes auf den Luftverkehrssektor und die Entwicklung der Steuereinnahmen aus der Luftverkehrsteuer – Drucksachen 17/10225, 17/10707 Nr. 1.3 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2012 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 10 14 Titel 712 01 – Baumaßnah- men von mehr als 1 Mio. Euro im Einzelfall – bis zur Höhe von 13,5255 Mio. Euro – Drucksachen 17/10336, 17/10707 Nr. 1.7 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.1  EuB-BReg 39/2012 Drucksache 17/10710 Nr. A.3 EuB-BReg 48/2012 Drucksache 17/10710 Nr. A.10 Ratsdokument 12616/12 Rechtsausschuss Drucksache 17/8515 Nr. A.21 Ratsdokument 18645/11 Finanzausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.31 Ratsdokument 12771/12 Haushaltsausschuss Drucksache 17/6985 Nr. A.21  Ratsdokument 12483/11 Drucksache 17/7918 Nr. A.11  Ratsdokument 16301/11 Drucksache 17/8227 Nr. A.22  Ratsdokument 16844/11 Drucksache 17/8227 Nr. A.23 Ratsdokument 16845/11 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/10710 Nr. A.47  EP P7_TA-PROV(2012)0209 Drucksache 17/10710 Nr. A.48  Ratsdokument 10746/12 Drucksache 17/10898 Nr. A.9 Ratsdokument 13211/12 Drucksache 17/10898 Nr. A.10 Ratsdokument 13264/12 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/10208 Nr. A.19 Ratsdokument 10166/12 Drucksache 17/10208 Nr. A.20 Ratsdokument 10907/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.52 Ratsdokument 12756/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.56 Ratsdokument 12969/12 Drucksache 17/10898 Nr. A.12 Ratsdokument 13301/12 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/9797 Nr. A.8  EP P7_TA-PROV(2012)0147 Drucksache 17/10208 Nr. A.22  Ratsdokument 10923/12 Drucksache 17/10208 Nr. A.23  Ratsdokument 10926/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.58  Ratsdokument 12013/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.61 Ratsdokument 13052/12 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/10710 Nr. A.71  EP P7_TA-PROV(2012)0235 Drucksache 17/10710 Nr. A.72  Ratsdokument 11490/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.73 Ratsdokument 11491/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.74 Ratsdokument 11938/12  Drucksache 17/10710 Nr. A.75 Ratsdokument 12216/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.78  Ratsdokument 12400/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.79  Ratsdokument 12968/12  Drucksache 17/10710 Nr. A.80  Ratsdokument 13107/12  Drucksache 17/10898 Nr. A.13 Ratsdokument 13220/12 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/6407 Nr. A.31  Ratsdokument 11205/11 Drucksache 17/6407 Nr. A.32  Ratsdokument 11237/11  Drucksache 17/6985 Nr. A.74  Ratsdokument 12141/11 Drucksache 17/7091 Nr. A.10  Ratsdokument 13478/11 Drucksache 17/7713 Nr. A.29  Ratsdokument 15247/11  Drucksache 17/8426 Nr. A.58 Ratsdokument 17273/11 202. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 43 Elterliche Sorge nicht verheirateter Eltern TOP 44 Frauen in Führungsgremien TOP 45 Finanzmarktstabilisierungsgesetz TOP 46 Unterstützung Alleinerziehender TOP 47 Finanzierung von Frauenhäusern Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Florian Toncar


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Wenn man sich gedanklich in das Jahr 2008 zurückver-
    setzt, als hier das Erste Finanzmarktstabilisierungsgesetz
    beschlossen worden ist, wenn man sich noch einmal vor
    Augen führt, wie die Stimmung hier damals war, wie
    groß auch die Unsicherheit darüber war, wie es weiterge-
    hen werde, dann muss man insgesamt feststellen, dass
    die Einrichtung des Sonderfonds Finanzmarktstabilisie-
    rung, des sogenannten Soffin, eine Erfolgsgeschichte ge-
    wesen ist. Der Markt in Deutschland konnte stabil gehal-
    ten werden. Teilweise gab es auch eine Konsolidierung.
    Bestimmte Schwächen wurden abgestellt.

    Wichtige Teile werden abgewickelt: Große Teile der
    Hypo Real Estate werden abgewickelt, verschwinden
    vom Markt; ein großer Teil der WestLB wird abgewi-
    ckelt, verschwindet vom Markt; die Commerzbank baut
    einen ganz großen Teil der Problemposten ab. Der Soffin
    hat eine solche Konsolidierung möglich gemacht. Das
    war die Voraussetzung dafür, dass sich die Wirtschaft er-
    holen konnte. Dass wir heute so ausgezeichnet dastehen,
    dass Deutschland in Europa ein Anker der Stabilität ist,
    das hat auch damit zu tun.

    Die Mitarbeiter der Behörde, die dafür zuständig ist
    – die Finanzmarktstabilisierungsanstalt in Frankfurt –,
    leisten im täglichen Geschäft eine ganz ausgezeichnete
    Arbeit. Dafür sollten wir ihnen einmal einen Dank aus-
    sprechen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Das Konzept, das 2008 beschlossen worden ist, hatte
    natürlich auch Schwächen. Zum Teil kam es auch zu
    Fehlern. Banken hatten das Gefühl, dass sie sich darauf
    verlassen können, dass schon jemand kommt und ihnen
    hilft, dass der Staat bzw. der Steuerzahler mit Steuergel-
    dern einspringt, selbst dann, wenn sie Fehler gemacht
    haben. Entsprechend teuer war die Lösung an einigen
    Stellen für den Steuerzahler. Insbesondere bei der Hypo
    Real Estate hat der Staat eine ganze Menge Geld verlo-
    ren. Das war ein teures Unterfangen.

    Das hatte auch mit politischen Fehleinschätzungen zu
    tun. Ich glaube, dass der Steuerzahler sowohl bei der
    Hypo Real Estate als auch bei der Commerzbank eher zu
    viel Geld gezahlt hat. Das ist bemerkenswert, weil der
    Finanzminister, der das zu verantworten hatte, Peer
    Steinbrück hieß.


    (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das Parlament hat damit gar nichts zu tun und die Mehrheitsverhältnisse der Großen Koalition auch nicht? Die spielen keine Rolle? Ich erinnere mich an die Debatte im Haushaltsausschuss!)


    – Doch, er hat das damals gemacht, Kollege Binding.
    Die Hypo Real Estate wurde übernommen, als Herr
    Steinbrück Finanzminister war. Wenn Sie mir eine Zwi-
    schenfrage stellen würden, könnte ich Ihnen ausführlich
    erklären, welche Fehler er dabei gemacht hat.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Otto Fricke [FDP]: Wer hat es gemacht? Steinbrück hat es gemacht!)


    Wenn Sie das wissen wollen, fragen Sie mich. Ich bin
    gerne bereit, ins Detail zu gehen.

    Ich finde, das ist bemerkenswert, nicht weil ich der
    Meinung bin, dass in einem so komplexen Umfeld kein
    Fehler passieren kann, sondern weil Herr Steinbrück im-
    mer wieder den Eindruck erweckt, er sei der Einzige in
    Deutschland, der etwas von Finanzen versteht. Ich finde,
    diese Beispiele zeigen, dass man diese Vorstellung ge-
    trost ad acta legen kann. Es sind einige Fehler gemacht
    worden.

    Wir haben in dieser Koalition die Schwächen, von de-
    nen ich gerade gesprochen habe, benannt und abgestellt.
    Wir haben 2010 das sogenannte Restrukturierungsgesetz
    verabschiedet. Das ist ein besonderes Insolvenzrecht für
    den Bankensektor. Dabei haben wir die Punkte, die vor-
    her falsch gelaufen sind, aufgegriffen. Seitdem steht
    nicht mehr die Frage im Vordergrund, wie der Steuerzah-
    ler eine Bank retten kann, die so schwere Fehler gemacht
    hat, dass sie eigentlich vom Markt verschwinden müsste.
    Der Steuerzahler geht, seitdem das Restrukturierungsge-
    setz in Deutschland gilt – das ist jetzt seit fast zwei Jah-
    ren der Fall –, eben nicht mehr her und rettet Banken,
    egal wie das Geschäftsmodell aussieht. Jetzt sind wir in
    der Lage, sie abzuwickeln, sie vom Markt zu nehmen,
    wenn sie kein entsprechendes Geschäftsmodell haben.
    Damit können Banken den Staat nicht mehr unter Druck
    setzen. Das ist ein ganz entscheidender Vorteil. Diesen
    wichtigen Schritt haben wir vor zwei Jahren gemacht.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Ich sage: Die Drohung, dass sich Banken nicht mehr
    darauf verlassen können, dass der Staat, dass die Steuer-
    zahler helfen, wirkt. Als das in Kraft war, haben Rating-
    agenturen sofort das Rating der Banken herabgestuft,
    was dazu führte, dass die Banken mehr Zinsen für das
    Geld, das sie aufnahmen, zahlen mussten; denn es ist
    wahrscheinlicher geworden, dass sie pleitegehen konn-
    ten. Die Ratingagenturen haben das also sofort umge-
    setzt, und die Banken haben das sofort zu spüren bekom-
    men.

    Auch beim Fall WestLB, über den im letzten Jahr dis-
    kutiert wurde – es musste darüber verhandelt werden,
    wie es weitergeht –, war es, glaube ich, gut, dass wir als
    Bund sagen konnten: Wenn ihr euch als Eigentümer
    nicht einigt, wenn ihr nicht zurande kommt, wenn ihr
    schon wieder darauf hofft, dass am Ende Steuergeld
    fließt, und wenn sich nichts ändert, dann werden wir mit
    diesem Restrukturierungsgesetz die Probleme anders lö-
    sen. Einigt euch also! – Ich glaube, auch das hat gehol-
    fen.

    Das Gesetz führt dazu, dass die Grundsätze der sozia-
    len Marktwirtschaft wieder zum Tragen kommen, dass
    die Haftung von Eigentümern wieder durchgesetzt wer-
    den kann und dass die Bürger sehen, dass es hier wieder
    gerecht zugeht und nicht derjenige, der Fehler macht,
    auch noch dadurch belohnt wird, dass er Steuergeld be-
    kommt.





    Florian Toncar


    (A) (C)



    (D)(B)


    Weil dieses Konzept so gut ist, hat es auch in Europa
    eine Diskussion darüber gegeben. Der Binnenmarkt-
    kommissar möchte das, was wir in Deutschland im Jahr
    2010 als Erste umgesetzt haben, jetzt auch in Europa
    einführen. Man muss einmal darauf hinweisen: Wenn
    wir über die Frage reden, wie es mit dem Finanzmarkt
    und mit unserer Währung in Europa weitergeht, wird
    manchmal gesagt, Deutschland sage zu allem Nein. Ich
    finde, dies ist ein ganz gutes Beispiel dafür, dass wir nur
    zu den falschen Vorschlägen Nein sagen, andererseits
    aber eigene Ansätze, eigene Vorschläge einbringen. Mit
    unserer Antwort auf die Frage, wie man mit Banken um-
    geht, die pleite sind, leisten wir einen Beitrag dazu, dass
    es auch in Europa in Richtung soziale Marktwirtschaft
    geht, dass ihre Grundsätze wieder gelten und dass wie-
    der ein bisschen mehr Gerechtigkeit in diesem Bereich
    herrscht.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Bis dieses europäische Regelwerk gilt, gibt es aller-
    dings immer noch eine hohe Unsicherheit in der Banken-
    branche und auch in der Wirtschaft insgesamt, zum ei-
    nen wegen der Risiken im Euro-Raum, zum anderen
    natürlich auch wegen der Frage, wie profitabel einzelne
    Geschäftsmodelle von Banken sind. Das hängt auch ein
    Stück weit davon ab, welche Regeln in den nächsten
    Jahren noch verabschiedet werden.

    Deswegen wollen wir als Vorsorgemaßnahme die
    Gültigkeit der Instrumentarien des Soffin um knapp zwei
    Jahre verlängern. Ich glaube, das ist auch ein psycholo-
    gisches Signal in Richtung Markt: Wir werden hier
    nichts anbrennen lassen, wir werden den Markt weiter-
    hin stabil halten, und wir verfügen auch über die not-
    wendigen Instrumente.

    Weil wir allerdings auch sagen, dass die Haftung der
    Eigentümer Vorrang hat, gestalten wir die Regeln beim
    Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung so, dass erst die
    Eigentümer zahlen müssen, dass erst privates Kapital
    mobilisiert werden muss und dass Banken, deren Ge-
    schäftsmodelle nicht tragfähig sind, abgewickelt werden
    können. Wir zeigen damit, dass die Restrukturierung, die
    Konsolidierung des Bankensektors Vorrang hat vor der
    Rettung der Banken mit Steuergeld.

    Ich glaube, dass das eine ganz sinnvolle Mischung ist.
    Wir haben damit einen guten Instrumentenkasten, und
    wir werden auf dieser Grundlage die Konsolidierung im
    Bankensektor voranbringen. Es wird noch weitere Ver-
    änderungen geben müssen, zum Beispiel bei den Ge-
    schäftsmodellen und sicherlich auch bei den Marktantei-
    len. Der Sektor wird sich in den nächsten Jahren noch
    ein bisschen sortieren müssen. Wir werden den Prozess
    aufmerksam begleiten.

    Finanziert werden soll das in Zukunft nicht wie bisher
    über Steuergelder, sondern über die Bankenabgabe.


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Wie hoch ist die? – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Wie hoch ist sie? Wie hoch sind die Lasten?)


    Die Branche selber zahlt eine Abgabe dafür, dass dieser
    Fonds einspringen kann. Ich glaube, dass auch das deut-
    lich macht, dass wir es ernst meinen. Wir wollen den
    Steuerzahler aus der Haftung entlassen. Falsche Ge-
    schäftsmodelle werden nicht mehr vom Steuerzahler am
    Leben erhalten, sondern verschwinden vom Markt.

    Vielen herzlichen Dank.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat nun Roland Claus für die Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Roland Claus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Worüber

    reden wir hier?


    (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das fragt man sich!)


    Das muss nach diesem kapitalismuskritischen Auftritt
    von Staatssekretär Kampeter einmal klargestellt werden.


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Unglaublich! – Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh!)


    Wir reden nicht über Athen, sondern über die Fortset-
    zung der Rettung und die Stabilisierung deutscher Ban-
    ken durch die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler.


    (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Genau! Darum geht es!)


    Wir erinnern uns: Nach der Lehman-Pleite 2008 ka-
    men Banken und internationale Finanzmärkte in Not.
    Bankenvorstandschefs und die Aufsicht rufen ihre Re-
    gierungschefs und Finanzminister an. Kurz darauf treten
    Angela Merkel und Peer Steinbrück vor die Medien und
    sagen den legendären Satz: Die Ersparnisse sind sicher.

    2008 haben wir im Bundestag binnen einer Woche ei-
    nen gigantischen Rettungsschirm mit Garantien und Ka-
    pitalbeteiligungen in einem Umfang von fast 500 Mil-
    liarden Euro beschlossen. Das muss hier gesagt werden,
    weil die Rettung deutscher Banken in den Medien kaum
    noch ein Thema ist.

    Angesichts der Hysterie, die gegenüber Griechenland
    und anderen südeuropäischen Staaten verbreitet wird,
    und angesichts der Hetze, die zum Teil betrieben wird,
    ist es wichtig, heute auch anzusprechen: Wir wenden
    – nominell und mit den Instrumenten, die dafür zur Ver-
    fügung stehen – einen etwa dreimal so großen Betrag
    wie für die Stabilisierung des Euro für die Rettung deut-
    scher Banken auf. Auch das gehört zur Wahrheit.


    (Beifall bei der LINKEN – Florian Toncar [FDP]: Aber heute nicht mehr! – Otto Fricke [FDP]: Da sind wir heute woanders, oder?)


    Die Stabilisierung des Euro dominiert die öffentliche
    Debatte. Wir reden hier aber auch über inzwischen ver-
    staatlichte Banken: über die Hypo Real Estate in Mün-





    Roland Claus


    (A) (C)



    (D)(B)


    chen, die WestLB, die teilverstaatlichte Commerzbank
    und andere mehr.

    Ich sage der Koalition: Solange Sie als Ursache der
    Krise das ausmachen, was Sie in der Begründung Ihres
    Gesetzentwurfes geschrieben haben – dass der Kern der
    Krise eine anhaltende Staatsschuldenkrise sei –, haben
    Sie den wahren Kern des Problems nicht erkannt.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir haben es mit einer Krise der Banken und der inter-
    nationalen Finanzmärkte zu tun.

    Was schlägt die Koalition vor? Sie behauptet zwar, es
    sei alles gut, was sie gemacht habe; dennoch soll der
    Soffin – Staatsgarantien und Kapitalhilfen – zwei Jahre
    länger wirken, also Soffin forever. Ich denke, darin ist
    eine Menge Vorsorge für das Wahljahr.

    Statt des Bundeshaushalts soll für Neuanträge am
    Ende nun der Restrukturierungsfonds haften; seine Mit-
    tel kommen aus der Bankenabgabe. Dann muss man
    aber weiterlesen. In dem Gesetzentwurf steht auch
    – dazu hat mein Vorredner nichts gesagt –, dass der Re-
    strukturierungsfonds nur so lange haften soll, wie der
    vorhandene Bestand reicht. Was ist daran zu kritisieren?
    Sie feiern die Bankenrettung als Erfolg, spannen aber
    dennoch den Rettungsschirm wieder auf. Das passt nicht
    zusammen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Solange Frau Merkel davon spricht, dass sie – davon
    hat sie mehrfach gesprochen – eine finanzmarktkon-
    forme Politik betreiben will, muss ich sagen: Das ist der
    falsche Weg.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Politik muss wieder die Dominanz über diese
    Märkte erlangen.

    Sie sagen: Wir holen uns das Geld der Steuerzahler
    vom Bankenfonds zurück. Ich sage Ihnen, Herr Staats-
    sekretär – das richtet sich an die Adresse der Koalition –:
    Das ist organisierter Selbstbetrug.


    (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Richtig!)


    In dem Fonds ist im Moment nichts drin. Er enthält etwa
    5 Prozent dessen, was schon als realer Verlust eingetre-
    ten ist. Das Risiko der faulen Papiere, die in die Bad
    Banks ausgelagert sind, bleibt beim Steuerzahler.

    Ich will daran erinnern, dass es noch vor dem Auf-
    spannen dieses Schirms ein Finanzminister Peer
    Steinbrück war, der vor diesem Bundestag immer und
    immer wieder erklärt hat, dass auch die IKB Deutsche
    Industriebank eine systemrelevante Bank sei. Diese
    Bank gehört inzwischen dem Hedgefonds Lone Star.
    Das war übrigens in einer Zeit, als Peer Steinbrück die
    Finanztransaktionsteuer noch eine linke Spinnerei ge-
    nannt hat. Daran muss man ihn gelegentlich erinnern;
    denn im Moment erweckt er den Eindruck, als wäre er
    der Vater der Idee einer Finanztransaktionsteuer.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Alternativen sind machbar, meine Damen und Herren.
    Was schlägt die Linke vor? Wir sind ja in der Pflicht, et-
    was vorzuschlagen, weil wir als einzige Fraktion dem
    Rettungsschirm nicht zugestimmt haben. Die Verursa-
    cher müssen endlich zur Verantwortung gezogen wer-
    den, und hohe Vermögen gehören höher besteuert als
    bisher. Wir brauchen eine radikale Eindämmung der
    Finanzmärkte. Ich will Schattenbanken verdammt noch
    mal nicht regulieren, ich will sie schließen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Linke schlägt vor, eine europäische Bank für öf-
    fentliche Anleihen, wenn man so will eine KfW Europe,
    zu gründen. Wir brauchen endlich eine gemeinsam abge-
    stimmte europäische Wirtschafts-, Finanz- und auch So-
    zialpolitik. Daran können deutsche Banken und deren
    Großanleger gern mitwirken.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Den Gesetzentwurf der Koalition lehnen wir ab. Er
    folgt der Logik von Frau Merkel, dass Banken gerettet,
    Rentnerinnen und Rentner, Geringverdienende und Ar-
    beitsuchende aber betrogen werden.


    (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Oh!)


    Das muss anders werden, und das kann anders werden.


    (Beifall bei der LINKEN)