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    Plenarprotokoll 17/202 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 202. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 43: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform der elterlichen Sorge nicht mitei- nander verheirateter Eltern (Drucksache 17/11048) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger,  Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 44: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Eva Högl, Sebastian Edathy, Ingo Egloff, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD sowie den Abgeordneten Renate Künast, Ekin Deligöz, Monika Lazar, weiteren Abge- ordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Förderung gleichberechtigter Teilhabe von Frauen und Männern in Füh- rungsgremien (GlTeilhG) (Drucksache 17/11139) . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . Ingo Egloff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marco Buschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Möhring (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Bracht-Bendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Yvonne Ploetz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carsten Linnemann (CDU/CSU) . . . . . . . Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 45: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Umsetzung eines Maßnahmenpakets zur Stabilisierung des Finanzmarktes (Drittes Finanzmarktstabi- lisierungsgesetz – 3. FMStG) (Drucksache 17/11138) . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24539 A 24539 B 24540 C 24542 A 24543 D 24545 A 24545 D 24547 A 24548 C 24551 A 24552 B 24553 D 24555 A 24556 A 24556 A 24557 D 24559 D 24561 B 24563 A 24564 C 24567 A 24568 C 24569 D 24571 A 24572 A 24573 D 24574 A 24576 A 24576 B 24576 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 46: a) Antrag der Abgeordneten Caren Marks, Petra Crone, Petra Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Alleinerziehende besser unterstützen (Drucksache 17/11032) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Gabriele Hiller- Ohm, Anette Kramme, Anton Schaaf, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Neue Strategien für eine bes- sere Förderung von Alleinerziehenden in der Grundsicherung (Drucksache 17/11038) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Diana Golze, Matthias W. Birkwald, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Alleinerziehende entlasten – Unterhaltsvorschuss ausbauen (Drucksache 17/11142) . . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Heinrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Dittrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Pascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 47: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Möhring, Klaus Ernst, Agnes Alpers, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Bundeseinheitliche Finanzierung von Frauenhäusern sicherstellen (Drucksachen 17/243, 17/2070 Buchstabe b) Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Yvonne Ploetz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der zweiten Beratung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung; Entwurf eines Jahres- steuergesetzes 2013 (201. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 15 a) Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Olav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24577 C 24579 A 24580 C 24581 D 24582 D 24584 B 24585 C 24586 B 24586 C 24586 C 24586 D 24588 A 24589 B 24590 C 24591 A 24592 B 24593 C 24594 B 24595 C 24596 C 24596 D 24598 A 24599 C 24600 B 24601 A 24602 A 24603 C 24605 A 24606 A 24606 C 24606 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 24539 (A) (C) (D)(B) 202. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 24605 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 26.10.2012 van Aken, Jan DIE LINKE 26.10.2012 Altmaier, Peter CDU/CSU 26.10.2012 Bär, Dorothee CDU/CSU 26.10.2012 Barthel, Klaus SPD 26.10.2012 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Beck (Reutlingen), Ernst-Reinhard CDU/CSU 26.10.2012 Becker, Dirk SPD 26.10.2012 Birkwald, Matthias W. DIE LINKE 26.10.2012 Brehmer, Heike CDU/CSU 26.10.2012 Burgbacher, Ernst FDP 26.10.2012 von Cramon-Taubadel, Viola BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012** Dörflinger, Thomas CDU/CSU 26.10.2012 Ferlemann, Enak CDU/CSU 26.10.2012 Freitag, Dagmar SPD 26.10.2012 Frieser, Michael CDU/CSU 26.10.2012 Funk, Alexander CDU/CSU 26.10.2012 Gabriel, Sigmar SPD 26.10.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 26.10.2012 Golze, Diana DIE LINKE 26.10.2012 Gruß, Miriam FDP 26.10.2012 Heinen-Esser, Ursula CDU/CSU 26.10.2012 Höger, Inge DIE LINKE 26.10.2012 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Hoff, Elke FDP 26.10.2012 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 26.10.2012 Klimke, Jürgen CDU/CSU 26.10.2012** Kotting-Uhl, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Krellmann, Jutta DIE LINKE 26.10.2012 Lanfermann, Heinz FDP 26.10.2012 Dr. Lauterbach, Karl SPD 26.10.2012 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Nink, Manfred SPD 26.10.2012 Dr. Ratjen-Damerau, Christiane FDP 26.10.2012 Remmers, Ingrid DIE LINKE 26.10.2012 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 26.10.2012 Schreiner, Ottmar SPD 26.10.2012 Dr. Schröder, Ole CDU/CSU 26.10.2012 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 26.10.2012* Stracke, Stephan CDU/CSU 26.10.2012 Thönnes, Franz SPD 26.10.2012 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 26.10.2012 Vogler, Kathrin DIE LINKE 26.10.2012 Dr. Volk, Daniel FDP 26.10.2012 Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 26.10.2012 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 26.10.2012 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 26.10.2012**  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 24606 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 (A) (C) (D)(B) * für die Teilnahme an der 127. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Ände- rungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/Die GRÜNEN zu der zweiten Beratung des Gesetz- entwurfs der Bundesregierung; Entwurf eines Jahressteuergesetzes 2013 (201. Sitzung, Tages- ordnungspunkt 15 a) Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU): Dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kann ich in der vorliegenden Form nicht zustimmen. Denn die eigentli- che Absicht, die die Antragsteller mit dem Antrag zu TOP 15 und der geforderten namentlichen Abstimmung verfolgen, ist offensichtlich. Nicht der Abbau von Ungleichbehandlungen ist letzt- endlich tatsächlicher Anlass des Antrages, vielmehr geht es den Antragsstellern um den kurzfristigen politischen und medialen Erfolg zulasten einer Lösung in der Sache. Das ist nicht meine Art, Politik zu gestalten. Da es mir bei diesem wichtigen Thema ausschließlich um die Interessen der von der Regelung betroffenen Per- sonen geht, werde ich mich diesem parteitaktisch moti- viertem Manöver nicht aussetzen und weiterhin die in- haltliche Lösung dieses Sachverhaltes vorantreiben. Dass bei der steuerlichen Gleichstellung von eingetra- genen Lebenspartnerschaften Handlungsbedarf besteht, ist nach meinem Dafürhalten offenkundig. Die Tatsache, dass in eingetragenen Lebenspartnerschaften auf Dauer angelegte und auf gegenseitiges Vertrauen und Zunei- gung begründete Beziehungen gelebt werden, verdient unseren Respekt und unsere Anerkennung, nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. Im Bereich des Unter- halts- oder Scheidungsrechts etwa wurden den Le- benspartnern die gleichen finanziellen und rechtlichen Pflichten wie Ehepartnern auferlegt, ohne ihnen aller- dings auch die gleichen Rechte zu gewähren. Die Herstellung einer solchen Gleichberechtigung, insbe- sondere durch die Änderung entsprechender steuerrecht- licher Vorschriften, ist mir daher ein großes Anliegen. Die bisher von der christlich-liberalen Koalition be- schlossenen Änderungen im Erbschaft-, Schenkung- und Grunderwerbsteuerrecht sind Beleg für den Willen und die Bereitschaft dieser Koalition, Ungleichbehandlungen eingetragener Lebenspartnerschaften abzubauen. Der in Rede stehende Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grü- nen hingegen setzt auf pure Effekthascherei, diese Art der politischen Auseinandersetzung lehne ich ab. Ich werde mich deshalb auch künftig bei den internen Beratungen der CDU/CSU-Fraktion dafür einsetzen, dieses wichtige Thema aus den Reihen der Koalition ak- tiv in den parlamentarischen Abstimmungsprozess ein- zubringen. Olaf Gutting (CDU/CSU): Dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kann ich in der vorliegenden Form nicht zustimmen. Denn die eigentliche Absicht, die die Antragsteller mit dem Antrag zu TOP 15 und der geforderten namentlichen Abstimmung verfolgen, ist of- fensichtlich. Nicht der Abbau von Ungleichbehandlungen ist letzt- endlich tatsächlicher Anlass des Antrages, vielmehr geht es den Antragsstellern um den kurzfristigen politischen und medialen Erfolg zulasten einer Lösung in der Sache. Das ist nicht meine Art, Politik zu gestalten. Da es mir bei diesem wichtigen Thema ausschließlich um die Interessen der von der Regelung betroffenen Per- sonen geht, werde ich mich diesem parteitaktisch moti- viertem Manöver nicht aussetzen und weiterhin die in- haltliche Lösung dieses Sachverhaltes vorantreiben. Dass bei der steuerlichen Gleichstellung von eingetra- genen Lebenspartnerschaften Handlungsbedarf besteht, ist nach meinem Dafürhalten offenkundig. Die Tatsache, dass in eingetragenen Lebenspartnerschaften auf Dauer angelegte und auf gegenseitiges Vertrauen und Zunei- gung begründete Beziehungen gelebt werden, verdient unseren Respekt und unsere Anerkennung, nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. Im Bereich des Unter- halts- oder Scheidungsrechts etwa wurden den Le- benspartnern die gleichen finanziellen und rechtlichen Pflichten wie Ehepartnern auferlegt, ohne ihnen aller- dings auch die gleichen Rechte zu gewähren. Die Herstellung einer solchen Gleichberechtigung, insbe- sondere durch die Änderung entsprechender steuerrecht- licher Vorschriften, ist mir daher ein großes Anliegen. Die bisher von der christlich-liberalen Koalition be- schlossenen Änderungen im Erbschaft-, Schenkung- und Grunderwerbsteuerrecht sind Beleg für den Willen und die Bereitschaft dieser Koalition, Ungleichbehandlungen eingetragener Lebenspartnerschaften abzubauen. Ich werde mich deshalb auch künftig bei den internen Beratungen der CDU/CSU-Fraktion dafür einsetzen, dieses wichtige Thema aus den Reihen der Koalition ak- tiv in den parlamentarischen Abstimmungsprozess ein- zubringen. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion der SPD hat mitgeteilt, dass sie den An- trag Kranke entlasten – Praxisgebühr abschaffen auf Drucksache 17/11140 zurückzieht. Winkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Ziegler, Dagmar SPD 26.10.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 24607 (A) (C) (D)(B) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Teilhabe und Perspektiven für Langzeitarbeitslose mit einem verlässlichen So- zialen Arbeitsmarkt schaffen auf Drucksache 17/1205 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Finanzausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Auswirkungen der Einführung des Luftverkehrsteuergesetzes auf den Luftverkehrssektor und die Entwicklung der Steuereinnahmen aus der Luftverkehrsteuer – Drucksachen 17/10225, 17/10707 Nr. 1.3 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2012 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 10 14 Titel 712 01 – Baumaßnah- men von mehr als 1 Mio. Euro im Einzelfall – bis zur Höhe von 13,5255 Mio. Euro – Drucksachen 17/10336, 17/10707 Nr. 1.7 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.1  EuB-BReg 39/2012 Drucksache 17/10710 Nr. A.3 EuB-BReg 48/2012 Drucksache 17/10710 Nr. A.10 Ratsdokument 12616/12 Rechtsausschuss Drucksache 17/8515 Nr. A.21 Ratsdokument 18645/11 Finanzausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.31 Ratsdokument 12771/12 Haushaltsausschuss Drucksache 17/6985 Nr. A.21  Ratsdokument 12483/11 Drucksache 17/7918 Nr. A.11  Ratsdokument 16301/11 Drucksache 17/8227 Nr. A.22  Ratsdokument 16844/11 Drucksache 17/8227 Nr. A.23 Ratsdokument 16845/11 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/10710 Nr. A.47  EP P7_TA-PROV(2012)0209 Drucksache 17/10710 Nr. A.48  Ratsdokument 10746/12 Drucksache 17/10898 Nr. A.9 Ratsdokument 13211/12 Drucksache 17/10898 Nr. A.10 Ratsdokument 13264/12 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/10208 Nr. A.19 Ratsdokument 10166/12 Drucksache 17/10208 Nr. A.20 Ratsdokument 10907/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.52 Ratsdokument 12756/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.56 Ratsdokument 12969/12 Drucksache 17/10898 Nr. A.12 Ratsdokument 13301/12 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/9797 Nr. A.8  EP P7_TA-PROV(2012)0147 Drucksache 17/10208 Nr. A.22  Ratsdokument 10923/12 Drucksache 17/10208 Nr. A.23  Ratsdokument 10926/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.58  Ratsdokument 12013/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.61 Ratsdokument 13052/12 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/10710 Nr. A.71  EP P7_TA-PROV(2012)0235 Drucksache 17/10710 Nr. A.72  Ratsdokument 11490/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.73 Ratsdokument 11491/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.74 Ratsdokument 11938/12  Drucksache 17/10710 Nr. A.75 Ratsdokument 12216/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.78  Ratsdokument 12400/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.79  Ratsdokument 12968/12  Drucksache 17/10710 Nr. A.80  Ratsdokument 13107/12  Drucksache 17/10898 Nr. A.13 Ratsdokument 13220/12 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/6407 Nr. A.31  Ratsdokument 11205/11 Drucksache 17/6407 Nr. A.32  Ratsdokument 11237/11  Drucksache 17/6985 Nr. A.74  Ratsdokument 12141/11 Drucksache 17/7091 Nr. A.10  Ratsdokument 13478/11 Drucksache 17/7713 Nr. A.29  Ratsdokument 15247/11  Drucksache 17/8426 Nr. A.58 Ratsdokument 17273/11 202. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 43 Elterliche Sorge nicht verheirateter Eltern TOP 44 Frauen in Führungsgremien TOP 45 Finanzmarktstabilisierungsgesetz TOP 46 Unterstützung Alleinerziehender TOP 47 Finanzierung von Frauenhäusern Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Carsten Schneider


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Diese dritte Fortschreibung des Finanzmarktstabilisie-
    rungsgesetzes ist sicherlich nicht einzig und allein die
    vertrauensbildende Maßnahme, auf die Kollege
    Kampeter eben hingewiesen hat; denn zwingend not-
    wendig wäre neben dieser Verlängerung – vor einem
    Jahr waren Sie ja noch der Auffassung, Sie bräuchten
    das nur noch für ein Jahr –, dass wir eine stärkere Regu-
    lierung auf den Finanzmärkten dahin gehend zustande
    bringen, dass große Banken den Staat künftig nicht mehr
    erpressen können, indem sie gefährliche Geschäfte ma-
    chen, ihre Gewinne privatisieren und im Verlustfall den
    Steuerzahler haften lassen. Das ist nicht akzeptabel.


    (Beifall bei der SPD)


    Herr Kollege Kampeter, darauf gibt dieser Gesetzent-
    wurf aber keine Antwort. Ihre Maßnahmen zur Abwick-
    lung von Banken sind eine Fortsetzung oder ein Aufgrei-
    fen eines Gesetzentwurfs von Peer Steinbrück und
    Brigitte Zypries, der Restrukturierungs- und Abwick-
    lungsmöglichkeiten enthielt, die Sie nun in einen Ge-
    setzentwurf gegossen haben. Das ist in Ordnung. Nicht
    in Ordnung ist, dass dann, wenn eine Bank einmal abge-
    wickelt werden sollte, was in einem Markt möglich sein
    muss, dafür der Steuerzahler haftet, nicht aber der Ban-
    kensektor selbst.


    (Beifall des Abg. Bernd Scheelen [SPD])


    An diesem Punkt bleiben Sie einfach deutlich zurück,
    und dies auf zwei Ebenen: Die erste ist die europäische
    Ebene, und die zweite ist die nationale Ebene. Zur natio-
    nalen Ebene kann man ganz klar sagen: Ihnen ist es nicht
    gelungen, den Bankensektor in Deutschland neu zu
    strukturieren.


    (Beifall bei der SPD)






    Carsten Schneider (Erfurt)



    (A) (C)



    (D)(B)


    Herr Kampeter, nehmen wir einmal als Beispiel die Lan-
    desbanken. Sie selbst haben zu einem großen Gipfel ein-
    geladen – ich glaube, das war im Jahre 2010 –, bei dem
    es darum ging, wie denn der Landesbankensektor – der
    grundsätzlich ein Problem ist – neu strukturiert werden
    soll. Ergebnis: Fehlanzeige. Dies wird Ihnen auch von
    der Europäischen Kommission bestätigt. Es ist in der Tat
    richtig, dass es hier eine Lücke, gibt. Sie haben sich
    nicht darum gekümmert.


    (Otto Fricke [FDP]: Gerade bei den Landesbanken!)


    Der zweite Fehler betrifft die ganz zentrale Frage, wer
    hier eigentlich dafür zahlt. Sie korrigieren sich hier in
    diesem Gesetzentwurf erstmals. Wenn eine Bank abge-
    wickelt wird, soll die Verluste also der Bankenhaftungs-
    fonds tragen. In diesen Fonds kommt pro Jahr aber nur
    eine halbe Milliarde Euro hinein, weil Sie die Banken
    schonen. Ich nehme die Deutsche Bank als Beispiel: Da-
    für, dass sie so groß und systemrelevant ist, hat sie in der
    Refinanzierung gegenüber Sparkassen und Kleinbanken
    einen Zinsvorteil von 2,5 Milliarden Euro pro Jahr. Ich
    finde, diese 2,5 Milliarden Euro müsste man abschöpfen.


    (Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Was?)


    – Dies müssten Sie korrigieren, ja.


    (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Soll die auch noch notleidend werden?)


    – Lesen Sie die Studie des Internationalen Währungs-
    fonds von Frau Weder di Mauro, einem ehemaligen Mit-
    glied im Sachverständigenrat, in der sie ganz klar sagt:
    Weil die Deutsche Bank so groß ist, dass sie nicht pleite-
    gehen kann, der Staat sie nicht pleitegehen lassen darf,
    was natürlich auch alle anderen Partner wissen, be-
    kommt sie so günstige Zinsen, um sich zu refinanzieren. –
    Ihr Wettbewerbsvorteil macht in Summe 2,5 Milliarden
    Euro aus. Dafür sind wir Garantiegeber. Wir bekommen
    nur nichts. Ich finde, da müssten Sie handeln, damit un-
    sere Leistung auch bezahlt wird.


    (Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Gilt das auch für die Sparkassen?)


    Hier in Deutschland schöpfen Sie mit diesem Restruktu-
    rierungsgesetz die Vorteile, die der Bankensektor hat,
    tatsächlich nicht ab, sondern lassen mehr oder weniger
    die Steuerzahler haften.

    Der zweite Punkt betrifft die europäische Dimension.
    Auf der europäischen Ebene ist zwingend notwendig,
    dass wir zu dem von Herrn Draghi am Mittwoch vor
    dem Haushalts- und Finanzausschuss skizzierten Kon-
    zept einer stärkeren Bankenunion, eines gemeinsam
    strukturierten Bankenmarktes mit klaren Regeln kom-
    men. Nun hat Ihre Bundeskanzlerin auf dem EU-Gipfel
    am 29. Juni 2012 zugesagt, eine Bankenaufsicht einzu-
    führen; das ist so weit in Ordnung. Aber dass die von
    denjenigen Ländern, die in der Vergangenheit Schindlu-
    der mit ihren Banken getrieben haben, deren Bankenauf-
    sicht schlecht war, die sich nicht gekümmert haben und
    die zu große Banken hatten – für deren Risiken müssen
    jetzt andere einstehen; ich denke hier an Irland und Spa-

    nien – verursachten Kosten vom Euro-Rettungsfonds,
    das heißt, vom deutschen Steuerzahler und von anderen
    europäischen Steuerzahlern, getragen werden müssen,
    ohne dass die Banken einen Cent dafür bezahlen, ist
    nicht akzeptabel.


    (Beifall bei der SPD)


    Sie haben vorhin das Thema Vertrauen angesprochen.
    Wir haben jetzt durch die Maßnahmen der EZB ein biss-
    chen Ruhe. Es ist eine Scheinruhe; ich glaube nicht, dass
    sie lange anhält. Zwingend notwendig ist, dass wir auf
    europäischer Ebene zu einem klaren Rechtsrahmen im
    Bankensektor kommen. Jetzt zögern Sie das aber immer
    weiter hinaus. Sie tun das nicht, weil Sie die Bankenauf-
    sicht nicht wollten, sondern deswegen, weil Sie vor der
    Bundestagswahl keine Entscheidung wollen, dass euro-
    päische Banken durch deutsches Steuergeld rekapitali-
    siert werden. Das haben Sie aber zugesagt. Ich finde,
    dazu müssen Sie auch stehen. Das müssen Sie jetzt auch
    durchführen, zumindest hinsichtlich der Bankenaufsicht.
    Das sollten Sie nicht auf die lange Bank schieben; denn
    das würde letztendlich zu einem Verlust an Vertrauen
    und höheren Gemeinkosten führen.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Roland Claus [DIE LINKE])


    Eines kann ich Ihnen nicht ersparen: Die Bankenret-
    tung in Deutschland war nicht umsonst. Für die Hypo
    Real Estate, für Teile der WestLB und für andere Berei-
    che fallen Kosten an. Wir haben schon 2008, bei der ers-
    ten Lesung – Kollege Kampeter, das wissen Sie ganz ge-
    nau –, vorgeschlagen, dass die Banken dafür haften. Die
    CDU/CSU hat dies damals verhindert. Sie sind jetzt zu
    einer anderen Einsicht gelangt. Das ist gut. Nur: Ihre
    Nichteinsicht vor vier Jahren hat dazu geführt, dass jetzt
    die Steuerzahler und nicht die Banken einen zweistelli-
    gen Milliardenbetrag finanzieren müssen; das ist nicht in
    Ordnung.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Roland Claus [DIE LINKE])


    Der Haushaltsausschuss hat beschlossen, nochmals
    Experten zu diesem Thema anzuhören, zumindest
    schriftlich. Wir werden konstruktiv an diesem Gesetz-
    entwurf mitarbeiten. Die zentralen Fragen sind unseres
    Erachtens noch nicht beantwortet. Erstens: Wie kann
    verhindert werden, dass eine Bank einen Staat erpressen
    kann? Zweitens: Wie kann dafür gesorgt werden, dass
    die Kosten einer Bankenpleite, auch rückwirkend, nicht
    vom Steuerzahler, sondern vom Bankensektor selbst ge-
    tragen werden?

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat nun Florian Toncar für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) (C)



(D)(B)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Florian Toncar


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Wenn man sich gedanklich in das Jahr 2008 zurückver-
    setzt, als hier das Erste Finanzmarktstabilisierungsgesetz
    beschlossen worden ist, wenn man sich noch einmal vor
    Augen führt, wie die Stimmung hier damals war, wie
    groß auch die Unsicherheit darüber war, wie es weiterge-
    hen werde, dann muss man insgesamt feststellen, dass
    die Einrichtung des Sonderfonds Finanzmarktstabilisie-
    rung, des sogenannten Soffin, eine Erfolgsgeschichte ge-
    wesen ist. Der Markt in Deutschland konnte stabil gehal-
    ten werden. Teilweise gab es auch eine Konsolidierung.
    Bestimmte Schwächen wurden abgestellt.

    Wichtige Teile werden abgewickelt: Große Teile der
    Hypo Real Estate werden abgewickelt, verschwinden
    vom Markt; ein großer Teil der WestLB wird abgewi-
    ckelt, verschwindet vom Markt; die Commerzbank baut
    einen ganz großen Teil der Problemposten ab. Der Soffin
    hat eine solche Konsolidierung möglich gemacht. Das
    war die Voraussetzung dafür, dass sich die Wirtschaft er-
    holen konnte. Dass wir heute so ausgezeichnet dastehen,
    dass Deutschland in Europa ein Anker der Stabilität ist,
    das hat auch damit zu tun.

    Die Mitarbeiter der Behörde, die dafür zuständig ist
    – die Finanzmarktstabilisierungsanstalt in Frankfurt –,
    leisten im täglichen Geschäft eine ganz ausgezeichnete
    Arbeit. Dafür sollten wir ihnen einmal einen Dank aus-
    sprechen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Das Konzept, das 2008 beschlossen worden ist, hatte
    natürlich auch Schwächen. Zum Teil kam es auch zu
    Fehlern. Banken hatten das Gefühl, dass sie sich darauf
    verlassen können, dass schon jemand kommt und ihnen
    hilft, dass der Staat bzw. der Steuerzahler mit Steuergel-
    dern einspringt, selbst dann, wenn sie Fehler gemacht
    haben. Entsprechend teuer war die Lösung an einigen
    Stellen für den Steuerzahler. Insbesondere bei der Hypo
    Real Estate hat der Staat eine ganze Menge Geld verlo-
    ren. Das war ein teures Unterfangen.

    Das hatte auch mit politischen Fehleinschätzungen zu
    tun. Ich glaube, dass der Steuerzahler sowohl bei der
    Hypo Real Estate als auch bei der Commerzbank eher zu
    viel Geld gezahlt hat. Das ist bemerkenswert, weil der
    Finanzminister, der das zu verantworten hatte, Peer
    Steinbrück hieß.


    (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das Parlament hat damit gar nichts zu tun und die Mehrheitsverhältnisse der Großen Koalition auch nicht? Die spielen keine Rolle? Ich erinnere mich an die Debatte im Haushaltsausschuss!)


    – Doch, er hat das damals gemacht, Kollege Binding.
    Die Hypo Real Estate wurde übernommen, als Herr
    Steinbrück Finanzminister war. Wenn Sie mir eine Zwi-
    schenfrage stellen würden, könnte ich Ihnen ausführlich
    erklären, welche Fehler er dabei gemacht hat.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Otto Fricke [FDP]: Wer hat es gemacht? Steinbrück hat es gemacht!)


    Wenn Sie das wissen wollen, fragen Sie mich. Ich bin
    gerne bereit, ins Detail zu gehen.

    Ich finde, das ist bemerkenswert, nicht weil ich der
    Meinung bin, dass in einem so komplexen Umfeld kein
    Fehler passieren kann, sondern weil Herr Steinbrück im-
    mer wieder den Eindruck erweckt, er sei der Einzige in
    Deutschland, der etwas von Finanzen versteht. Ich finde,
    diese Beispiele zeigen, dass man diese Vorstellung ge-
    trost ad acta legen kann. Es sind einige Fehler gemacht
    worden.

    Wir haben in dieser Koalition die Schwächen, von de-
    nen ich gerade gesprochen habe, benannt und abgestellt.
    Wir haben 2010 das sogenannte Restrukturierungsgesetz
    verabschiedet. Das ist ein besonderes Insolvenzrecht für
    den Bankensektor. Dabei haben wir die Punkte, die vor-
    her falsch gelaufen sind, aufgegriffen. Seitdem steht
    nicht mehr die Frage im Vordergrund, wie der Steuerzah-
    ler eine Bank retten kann, die so schwere Fehler gemacht
    hat, dass sie eigentlich vom Markt verschwinden müsste.
    Der Steuerzahler geht, seitdem das Restrukturierungsge-
    setz in Deutschland gilt – das ist jetzt seit fast zwei Jah-
    ren der Fall –, eben nicht mehr her und rettet Banken,
    egal wie das Geschäftsmodell aussieht. Jetzt sind wir in
    der Lage, sie abzuwickeln, sie vom Markt zu nehmen,
    wenn sie kein entsprechendes Geschäftsmodell haben.
    Damit können Banken den Staat nicht mehr unter Druck
    setzen. Das ist ein ganz entscheidender Vorteil. Diesen
    wichtigen Schritt haben wir vor zwei Jahren gemacht.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Ich sage: Die Drohung, dass sich Banken nicht mehr
    darauf verlassen können, dass der Staat, dass die Steuer-
    zahler helfen, wirkt. Als das in Kraft war, haben Rating-
    agenturen sofort das Rating der Banken herabgestuft,
    was dazu führte, dass die Banken mehr Zinsen für das
    Geld, das sie aufnahmen, zahlen mussten; denn es ist
    wahrscheinlicher geworden, dass sie pleitegehen konn-
    ten. Die Ratingagenturen haben das also sofort umge-
    setzt, und die Banken haben das sofort zu spüren bekom-
    men.

    Auch beim Fall WestLB, über den im letzten Jahr dis-
    kutiert wurde – es musste darüber verhandelt werden,
    wie es weitergeht –, war es, glaube ich, gut, dass wir als
    Bund sagen konnten: Wenn ihr euch als Eigentümer
    nicht einigt, wenn ihr nicht zurande kommt, wenn ihr
    schon wieder darauf hofft, dass am Ende Steuergeld
    fließt, und wenn sich nichts ändert, dann werden wir mit
    diesem Restrukturierungsgesetz die Probleme anders lö-
    sen. Einigt euch also! – Ich glaube, auch das hat gehol-
    fen.

    Das Gesetz führt dazu, dass die Grundsätze der sozia-
    len Marktwirtschaft wieder zum Tragen kommen, dass
    die Haftung von Eigentümern wieder durchgesetzt wer-
    den kann und dass die Bürger sehen, dass es hier wieder
    gerecht zugeht und nicht derjenige, der Fehler macht,
    auch noch dadurch belohnt wird, dass er Steuergeld be-
    kommt.





    Florian Toncar


    (A) (C)



    (D)(B)


    Weil dieses Konzept so gut ist, hat es auch in Europa
    eine Diskussion darüber gegeben. Der Binnenmarkt-
    kommissar möchte das, was wir in Deutschland im Jahr
    2010 als Erste umgesetzt haben, jetzt auch in Europa
    einführen. Man muss einmal darauf hinweisen: Wenn
    wir über die Frage reden, wie es mit dem Finanzmarkt
    und mit unserer Währung in Europa weitergeht, wird
    manchmal gesagt, Deutschland sage zu allem Nein. Ich
    finde, dies ist ein ganz gutes Beispiel dafür, dass wir nur
    zu den falschen Vorschlägen Nein sagen, andererseits
    aber eigene Ansätze, eigene Vorschläge einbringen. Mit
    unserer Antwort auf die Frage, wie man mit Banken um-
    geht, die pleite sind, leisten wir einen Beitrag dazu, dass
    es auch in Europa in Richtung soziale Marktwirtschaft
    geht, dass ihre Grundsätze wieder gelten und dass wie-
    der ein bisschen mehr Gerechtigkeit in diesem Bereich
    herrscht.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Bis dieses europäische Regelwerk gilt, gibt es aller-
    dings immer noch eine hohe Unsicherheit in der Banken-
    branche und auch in der Wirtschaft insgesamt, zum ei-
    nen wegen der Risiken im Euro-Raum, zum anderen
    natürlich auch wegen der Frage, wie profitabel einzelne
    Geschäftsmodelle von Banken sind. Das hängt auch ein
    Stück weit davon ab, welche Regeln in den nächsten
    Jahren noch verabschiedet werden.

    Deswegen wollen wir als Vorsorgemaßnahme die
    Gültigkeit der Instrumentarien des Soffin um knapp zwei
    Jahre verlängern. Ich glaube, das ist auch ein psycholo-
    gisches Signal in Richtung Markt: Wir werden hier
    nichts anbrennen lassen, wir werden den Markt weiter-
    hin stabil halten, und wir verfügen auch über die not-
    wendigen Instrumente.

    Weil wir allerdings auch sagen, dass die Haftung der
    Eigentümer Vorrang hat, gestalten wir die Regeln beim
    Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung so, dass erst die
    Eigentümer zahlen müssen, dass erst privates Kapital
    mobilisiert werden muss und dass Banken, deren Ge-
    schäftsmodelle nicht tragfähig sind, abgewickelt werden
    können. Wir zeigen damit, dass die Restrukturierung, die
    Konsolidierung des Bankensektors Vorrang hat vor der
    Rettung der Banken mit Steuergeld.

    Ich glaube, dass das eine ganz sinnvolle Mischung ist.
    Wir haben damit einen guten Instrumentenkasten, und
    wir werden auf dieser Grundlage die Konsolidierung im
    Bankensektor voranbringen. Es wird noch weitere Ver-
    änderungen geben müssen, zum Beispiel bei den Ge-
    schäftsmodellen und sicherlich auch bei den Marktantei-
    len. Der Sektor wird sich in den nächsten Jahren noch
    ein bisschen sortieren müssen. Wir werden den Prozess
    aufmerksam begleiten.

    Finanziert werden soll das in Zukunft nicht wie bisher
    über Steuergelder, sondern über die Bankenabgabe.


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Wie hoch ist die? – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Wie hoch ist sie? Wie hoch sind die Lasten?)


    Die Branche selber zahlt eine Abgabe dafür, dass dieser
    Fonds einspringen kann. Ich glaube, dass auch das deut-
    lich macht, dass wir es ernst meinen. Wir wollen den
    Steuerzahler aus der Haftung entlassen. Falsche Ge-
    schäftsmodelle werden nicht mehr vom Steuerzahler am
    Leben erhalten, sondern verschwinden vom Markt.

    Vielen herzlichen Dank.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)