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ID1720204200

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    Plenarprotokoll 17/202 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 202. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 43: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform der elterlichen Sorge nicht mitei- nander verheirateter Eltern (Drucksache 17/11048) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger,  Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 44: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Eva Högl, Sebastian Edathy, Ingo Egloff, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD sowie den Abgeordneten Renate Künast, Ekin Deligöz, Monika Lazar, weiteren Abge- ordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Förderung gleichberechtigter Teilhabe von Frauen und Männern in Füh- rungsgremien (GlTeilhG) (Drucksache 17/11139) . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . Ingo Egloff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marco Buschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Möhring (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Bracht-Bendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Yvonne Ploetz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carsten Linnemann (CDU/CSU) . . . . . . . Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 45: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Umsetzung eines Maßnahmenpakets zur Stabilisierung des Finanzmarktes (Drittes Finanzmarktstabi- lisierungsgesetz – 3. FMStG) (Drucksache 17/11138) . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24539 A 24539 B 24540 C 24542 A 24543 D 24545 A 24545 D 24547 A 24548 C 24551 A 24552 B 24553 D 24555 A 24556 A 24556 A 24557 D 24559 D 24561 B 24563 A 24564 C 24567 A 24568 C 24569 D 24571 A 24572 A 24573 D 24574 A 24576 A 24576 B 24576 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 46: a) Antrag der Abgeordneten Caren Marks, Petra Crone, Petra Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Alleinerziehende besser unterstützen (Drucksache 17/11032) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Gabriele Hiller- Ohm, Anette Kramme, Anton Schaaf, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Neue Strategien für eine bes- sere Förderung von Alleinerziehenden in der Grundsicherung (Drucksache 17/11038) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Diana Golze, Matthias W. Birkwald, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Alleinerziehende entlasten – Unterhaltsvorschuss ausbauen (Drucksache 17/11142) . . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Heinrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Dittrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Pascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 47: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Möhring, Klaus Ernst, Agnes Alpers, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Bundeseinheitliche Finanzierung von Frauenhäusern sicherstellen (Drucksachen 17/243, 17/2070 Buchstabe b) Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Yvonne Ploetz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der zweiten Beratung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung; Entwurf eines Jahres- steuergesetzes 2013 (201. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 15 a) Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Olav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24577 C 24579 A 24580 C 24581 D 24582 D 24584 B 24585 C 24586 B 24586 C 24586 C 24586 D 24588 A 24589 B 24590 C 24591 A 24592 B 24593 C 24594 B 24595 C 24596 C 24596 D 24598 A 24599 C 24600 B 24601 A 24602 A 24603 C 24605 A 24606 A 24606 C 24606 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 24539 (A) (C) (D)(B) 202. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 24605 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 26.10.2012 van Aken, Jan DIE LINKE 26.10.2012 Altmaier, Peter CDU/CSU 26.10.2012 Bär, Dorothee CDU/CSU 26.10.2012 Barthel, Klaus SPD 26.10.2012 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Beck (Reutlingen), Ernst-Reinhard CDU/CSU 26.10.2012 Becker, Dirk SPD 26.10.2012 Birkwald, Matthias W. DIE LINKE 26.10.2012 Brehmer, Heike CDU/CSU 26.10.2012 Burgbacher, Ernst FDP 26.10.2012 von Cramon-Taubadel, Viola BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012** Dörflinger, Thomas CDU/CSU 26.10.2012 Ferlemann, Enak CDU/CSU 26.10.2012 Freitag, Dagmar SPD 26.10.2012 Frieser, Michael CDU/CSU 26.10.2012 Funk, Alexander CDU/CSU 26.10.2012 Gabriel, Sigmar SPD 26.10.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 26.10.2012 Golze, Diana DIE LINKE 26.10.2012 Gruß, Miriam FDP 26.10.2012 Heinen-Esser, Ursula CDU/CSU 26.10.2012 Höger, Inge DIE LINKE 26.10.2012 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Hoff, Elke FDP 26.10.2012 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 26.10.2012 Klimke, Jürgen CDU/CSU 26.10.2012** Kotting-Uhl, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Krellmann, Jutta DIE LINKE 26.10.2012 Lanfermann, Heinz FDP 26.10.2012 Dr. Lauterbach, Karl SPD 26.10.2012 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Nink, Manfred SPD 26.10.2012 Dr. Ratjen-Damerau, Christiane FDP 26.10.2012 Remmers, Ingrid DIE LINKE 26.10.2012 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 26.10.2012 Schreiner, Ottmar SPD 26.10.2012 Dr. Schröder, Ole CDU/CSU 26.10.2012 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 26.10.2012* Stracke, Stephan CDU/CSU 26.10.2012 Thönnes, Franz SPD 26.10.2012 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 26.10.2012 Vogler, Kathrin DIE LINKE 26.10.2012 Dr. Volk, Daniel FDP 26.10.2012 Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 26.10.2012 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 26.10.2012 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 26.10.2012**  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 24606 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 (A) (C) (D)(B) * für die Teilnahme an der 127. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Ände- rungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/Die GRÜNEN zu der zweiten Beratung des Gesetz- entwurfs der Bundesregierung; Entwurf eines Jahressteuergesetzes 2013 (201. Sitzung, Tages- ordnungspunkt 15 a) Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU): Dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kann ich in der vorliegenden Form nicht zustimmen. Denn die eigentli- che Absicht, die die Antragsteller mit dem Antrag zu TOP 15 und der geforderten namentlichen Abstimmung verfolgen, ist offensichtlich. Nicht der Abbau von Ungleichbehandlungen ist letzt- endlich tatsächlicher Anlass des Antrages, vielmehr geht es den Antragsstellern um den kurzfristigen politischen und medialen Erfolg zulasten einer Lösung in der Sache. Das ist nicht meine Art, Politik zu gestalten. Da es mir bei diesem wichtigen Thema ausschließlich um die Interessen der von der Regelung betroffenen Per- sonen geht, werde ich mich diesem parteitaktisch moti- viertem Manöver nicht aussetzen und weiterhin die in- haltliche Lösung dieses Sachverhaltes vorantreiben. Dass bei der steuerlichen Gleichstellung von eingetra- genen Lebenspartnerschaften Handlungsbedarf besteht, ist nach meinem Dafürhalten offenkundig. Die Tatsache, dass in eingetragenen Lebenspartnerschaften auf Dauer angelegte und auf gegenseitiges Vertrauen und Zunei- gung begründete Beziehungen gelebt werden, verdient unseren Respekt und unsere Anerkennung, nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. Im Bereich des Unter- halts- oder Scheidungsrechts etwa wurden den Le- benspartnern die gleichen finanziellen und rechtlichen Pflichten wie Ehepartnern auferlegt, ohne ihnen aller- dings auch die gleichen Rechte zu gewähren. Die Herstellung einer solchen Gleichberechtigung, insbe- sondere durch die Änderung entsprechender steuerrecht- licher Vorschriften, ist mir daher ein großes Anliegen. Die bisher von der christlich-liberalen Koalition be- schlossenen Änderungen im Erbschaft-, Schenkung- und Grunderwerbsteuerrecht sind Beleg für den Willen und die Bereitschaft dieser Koalition, Ungleichbehandlungen eingetragener Lebenspartnerschaften abzubauen. Der in Rede stehende Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grü- nen hingegen setzt auf pure Effekthascherei, diese Art der politischen Auseinandersetzung lehne ich ab. Ich werde mich deshalb auch künftig bei den internen Beratungen der CDU/CSU-Fraktion dafür einsetzen, dieses wichtige Thema aus den Reihen der Koalition ak- tiv in den parlamentarischen Abstimmungsprozess ein- zubringen. Olaf Gutting (CDU/CSU): Dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kann ich in der vorliegenden Form nicht zustimmen. Denn die eigentliche Absicht, die die Antragsteller mit dem Antrag zu TOP 15 und der geforderten namentlichen Abstimmung verfolgen, ist of- fensichtlich. Nicht der Abbau von Ungleichbehandlungen ist letzt- endlich tatsächlicher Anlass des Antrages, vielmehr geht es den Antragsstellern um den kurzfristigen politischen und medialen Erfolg zulasten einer Lösung in der Sache. Das ist nicht meine Art, Politik zu gestalten. Da es mir bei diesem wichtigen Thema ausschließlich um die Interessen der von der Regelung betroffenen Per- sonen geht, werde ich mich diesem parteitaktisch moti- viertem Manöver nicht aussetzen und weiterhin die in- haltliche Lösung dieses Sachverhaltes vorantreiben. Dass bei der steuerlichen Gleichstellung von eingetra- genen Lebenspartnerschaften Handlungsbedarf besteht, ist nach meinem Dafürhalten offenkundig. Die Tatsache, dass in eingetragenen Lebenspartnerschaften auf Dauer angelegte und auf gegenseitiges Vertrauen und Zunei- gung begründete Beziehungen gelebt werden, verdient unseren Respekt und unsere Anerkennung, nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. Im Bereich des Unter- halts- oder Scheidungsrechts etwa wurden den Le- benspartnern die gleichen finanziellen und rechtlichen Pflichten wie Ehepartnern auferlegt, ohne ihnen aller- dings auch die gleichen Rechte zu gewähren. Die Herstellung einer solchen Gleichberechtigung, insbe- sondere durch die Änderung entsprechender steuerrecht- licher Vorschriften, ist mir daher ein großes Anliegen. Die bisher von der christlich-liberalen Koalition be- schlossenen Änderungen im Erbschaft-, Schenkung- und Grunderwerbsteuerrecht sind Beleg für den Willen und die Bereitschaft dieser Koalition, Ungleichbehandlungen eingetragener Lebenspartnerschaften abzubauen. Ich werde mich deshalb auch künftig bei den internen Beratungen der CDU/CSU-Fraktion dafür einsetzen, dieses wichtige Thema aus den Reihen der Koalition ak- tiv in den parlamentarischen Abstimmungsprozess ein- zubringen. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion der SPD hat mitgeteilt, dass sie den An- trag Kranke entlasten – Praxisgebühr abschaffen auf Drucksache 17/11140 zurückzieht. Winkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Ziegler, Dagmar SPD 26.10.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 24607 (A) (C) (D)(B) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Teilhabe und Perspektiven für Langzeitarbeitslose mit einem verlässlichen So- zialen Arbeitsmarkt schaffen auf Drucksache 17/1205 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Finanzausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Auswirkungen der Einführung des Luftverkehrsteuergesetzes auf den Luftverkehrssektor und die Entwicklung der Steuereinnahmen aus der Luftverkehrsteuer – Drucksachen 17/10225, 17/10707 Nr. 1.3 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2012 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 10 14 Titel 712 01 – Baumaßnah- men von mehr als 1 Mio. Euro im Einzelfall – bis zur Höhe von 13,5255 Mio. Euro – Drucksachen 17/10336, 17/10707 Nr. 1.7 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.1  EuB-BReg 39/2012 Drucksache 17/10710 Nr. A.3 EuB-BReg 48/2012 Drucksache 17/10710 Nr. A.10 Ratsdokument 12616/12 Rechtsausschuss Drucksache 17/8515 Nr. A.21 Ratsdokument 18645/11 Finanzausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.31 Ratsdokument 12771/12 Haushaltsausschuss Drucksache 17/6985 Nr. A.21  Ratsdokument 12483/11 Drucksache 17/7918 Nr. A.11  Ratsdokument 16301/11 Drucksache 17/8227 Nr. A.22  Ratsdokument 16844/11 Drucksache 17/8227 Nr. A.23 Ratsdokument 16845/11 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/10710 Nr. A.47  EP P7_TA-PROV(2012)0209 Drucksache 17/10710 Nr. A.48  Ratsdokument 10746/12 Drucksache 17/10898 Nr. A.9 Ratsdokument 13211/12 Drucksache 17/10898 Nr. A.10 Ratsdokument 13264/12 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/10208 Nr. A.19 Ratsdokument 10166/12 Drucksache 17/10208 Nr. A.20 Ratsdokument 10907/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.52 Ratsdokument 12756/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.56 Ratsdokument 12969/12 Drucksache 17/10898 Nr. A.12 Ratsdokument 13301/12 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/9797 Nr. A.8  EP P7_TA-PROV(2012)0147 Drucksache 17/10208 Nr. A.22  Ratsdokument 10923/12 Drucksache 17/10208 Nr. A.23  Ratsdokument 10926/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.58  Ratsdokument 12013/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.61 Ratsdokument 13052/12 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/10710 Nr. A.71  EP P7_TA-PROV(2012)0235 Drucksache 17/10710 Nr. A.72  Ratsdokument 11490/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.73 Ratsdokument 11491/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.74 Ratsdokument 11938/12  Drucksache 17/10710 Nr. A.75 Ratsdokument 12216/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.78  Ratsdokument 12400/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.79  Ratsdokument 12968/12  Drucksache 17/10710 Nr. A.80  Ratsdokument 13107/12  Drucksache 17/10898 Nr. A.13 Ratsdokument 13220/12 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/6407 Nr. A.31  Ratsdokument 11205/11 Drucksache 17/6407 Nr. A.32  Ratsdokument 11237/11  Drucksache 17/6985 Nr. A.74  Ratsdokument 12141/11 Drucksache 17/7091 Nr. A.10  Ratsdokument 13478/11 Drucksache 17/7713 Nr. A.29  Ratsdokument 15247/11  Drucksache 17/8426 Nr. A.58 Ratsdokument 17273/11 202. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 43 Elterliche Sorge nicht verheirateter Eltern TOP 44 Frauen in Führungsgremien TOP 45 Finanzmarktstabilisierungsgesetz TOP 46 Unterstützung Alleinerziehender TOP 47 Finanzierung von Frauenhäusern Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Christel Humme


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen!

    Frau Winkelmeier-Becker, ich gratuliere Ihnen zu dieser
    mutigen Rede.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ihre mutige Rede zeigt aber auch, dass ich Ihnen eine
    Quote in Ihrer Partei gewünscht hätte. Dann hätten Sie in
    Ihrer Fraktion mehr Unterstützung, und wir wären si-
    cherlich gemeinsam schneller zu einem Konsens gekom-
    men.

    „Willkommen in der Macho-AG.“ In Sachen weibli-
    ches Topmanagement sei Deutschland ein Entwick-
    lungsland. – Das war vor einigen Jahren die Feststellung
    in der Zeitschrift Wirtschaftswoche. Die Süddeutsche
    Zeitung schrieb, das deutsche Topmanagement sei so
    frauenfreundlich wie Saudi-Arabien.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


    In der Tat, 2006 gab es in den Vorständen der
    200 größten Unternehmen nur 1 Prozent Frauen, und in
    den Aufsichtsräten waren sie mit 8 Prozent vertreten.
    Herr Harbarth, Sie behaupten, es habe sich in den letzten
    Jahren sehr viel getan. Schauen wir doch einmal genau
    hin, was sich in der Macho-AG geändert hat.

    Der Anteil der Frauen in Vorständen ist von 1 Prozent
    auf sage und schreibe 3 Prozent gestiegen und der in
    Aufsichtsräten von 8 auf 12 Prozent. Das ist den Arbeit-
    nehmerinnen auf der Arbeitnehmerbank zu verdanken.


    (Dr. Stephan Harbarth [CDU/CSU]: Sie selbst sagen doch, dass 24 Prozent aller Neubesetzungen heute weiblich sind! Das sagen Sie doch in Ihrem Antrag! – Gegenruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben ja nur Angst, dass Sie Posten und Karriere verlieren!)


    Dieses Schneckentempo, Herr Harbarth, wollen wir
    nicht mehr haben; denn dann würden wir 120 Jahre war-
    ten, bis wir einen Anteil von 40 Prozent in den Vorstän-
    den erreicht hätten, und 60 Jahre, bis wir einen Anteil
    von 40 Prozent in den Aufsichtsräten hätten. Es ist
    höchste Zeit für eine verbindliche Quote.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Dabei gibt es doch schon in der Gesellschaft – Frau
    Winkelmeier-Becker hat es aufgezeigt – einen breit an-
    gelegten Konsens von Männern und Frauen über alle
    politischen Lager und gesellschaftlichen Schichten hin-
    weg. Das haben die Nürnberger Resolution von 2009,
    die Berliner Erklärung von 2011, die Initiative der Jour-
    nalistinnen „Pro Quote“, der aktuelle Vorstoß der Medi-
    zinerinnen „Pro Quote in der Medizin“ und schließlich
    der Bundesratsbeschluss zusammen mit der CDU am
    21. September 2012 deutlich gemacht. Der Druck im
    Kessel wird doch immer größer. Es ist Zeit, dass sich
    auch parteiübergreifend im Bundestag etwas bewegt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die feste Quote von 40 Prozent ist das Ziel der SPD. Wir
    wollen nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten.
    Wir wollen Taten sehen und in der Gleichstellung einen
    Schritt vorwärtskommen.

    Erst diese Woche hat Deutschland vom World Econo-
    mic Forum wieder einmal den Spiegel vorgehalten be-
    kommen: Deutschland ist im Gleichstellungsranking von
    Platz 11 im letzten Jahr auf Platz 13 abgerutscht.


    (Caren Marks [SPD]: Kein Wunder mit der Ministerin!)


    Vor fünf Jahren, 2007, waren wir als eine der größten
    Volkswirtschaften auf Platz 6. Mittlerweile haben uns
    alle skandinavischen Länder, Island, Irland, die Nieder-
    lande und die Schweiz überholt. Die Gründe für diese
    schlechte Note sind im Wesentlichen zwei Dinge: ers-
    tens die geringe Beteiligung der Frauen in Führungsposi-
    tionen und zweitens die unglaublich große Lohnlücke
    von 22 Prozent.

    Ich glaube, mit dieser Regierung drohen wir weiter
    abzurutschen. Warum? In der Quotenfrage ist sie zer-
    stritten. Zum Thema „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“
    gibt es noch nicht einmal im Ansatz einen Vorschlag.
    Das ist schwarz-gelbe Realität. Es reicht nicht, am Equal
    Pay Day Klagelieder anzustimmen oder über mangelnde
    Frauenbeteiligung zu jammern. Es reicht nicht, sich vor
    konkreten Entscheidungen zu drücken, weil Sie immer
    noch dem Irrglauben verfallen sind, Sie schadeten damit
    der Wirtschaft, Herr Buschmann und Herr Harbarth.
    Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Mit gemischten Teams
    – auch Frau Winkelmeier-Becker hat das betont –, mit
    Frauen in der Führung sind Unternehmen eindeutig er-
    folgreicher.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich bedauere, dass die Kommissarin Reding mit ih-
    rem Vorstoß zur Einführung einer festen Quote bis jetzt
    gescheitert ist. Mal sehen, was im November kommt. Es
    gab Vorbehalte, auch von der deutschen Regierung. Vor
    allem von der FDP wird bezweifelt, ob Europa so weit-
    reichende Einflüsse auf das Wirtschaftsgeschehen haben
    darf.


    (Marco Buschmann [FDP]: Das nennen wir Subsidiarität!)


    Ich frage Sie von der FDP: Darf es möglich sein, dass
    die Gleichstellung vor den Toren der Betriebe halt-
    macht? Ich sage: Sicher nicht! Welchen Wert hätte sonst
    Art. 3 des Grundgesetzes – das wurde vorhin schon von
    Herrn Egloff zitiert –, in dem der Staat aufgefordert
    wird, die Gleichberechtigung von Männern und Frauen
    durchzusetzen? Ich wünsche Frau Reding viel Kraft.
    Hoffentlich bleibt sie bei der verbindlichen Quote und
    verwässert ihren Gesetzentwurf nicht nach dem Konzept
    wirkungsloser Schröder’scher Flexiquote. Dann sollte
    sie es besser bleiben lassen.





    Christel Humme


    (A) (C)



    (D)(B)



    (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Harbarth, Sie haben völlig recht: Die feste Quote
    alleine wird in Deutschland keine Gleichstellung garan-
    tieren. Sie wird ein Baustein sein müssen, ein Baustein
    in einem umfassenden gleichstellungspolitischen Kon-
    zept. Sie wäre allerdings – das wäre sie mit Sicherheit –
    ein Signal dafür, wie ernst es uns mit der Gleichstellung
    von Frauen und Männern ist.

    Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, die SPD-Bundes-
    tagsfraktion hat ein umfassendes gleichstellungspoliti-
    sches Konzept.


    (Dr. Stephan Harbarth [CDU/CSU]: Das gilt aber nicht bei der Auswahl von Kanzlerkandidaten!)


    Wir wollen eine 40-Prozent-Quote für Aufsichtsräte und
    Vorstände; der entsprechende Gesetzentwurf liegt dem
    Bundestag zurzeit zur Beratung vor. Frau Möhring, da-
    rüber werden wir sicherlich noch diskutieren. Wir wol-
    len gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit. Wir wollen
    eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dafür
    wollen wir das Elterngeld weiterentwickeln und die
    Ganztagsbetreuung ausbauen, aber sicherlich kein Be-
    treuungsgeld. Wir wollen das Ehegattensplittung refor-
    mieren und Minijobs in sozialversicherungspflichtige
    Beschäftigungsverhältnisse umwandeln. Sie sehen: Die
    SPD hat mehr in ihrem Konzept als nur die Quote. Es
    geht um ein konsequentes gleichstellungspolitisches
    Konzept und nicht, wie Sie behaupten, nur um die Quote
    und um sonst nichts.


    (Beifall bei der SPD)


    Ich sage Ihnen auch: Bedauerlicherweise ist die Re-
    gierung – mit einer Frau als Bundeskanzlerin, mit einer
    Frau als Arbeitsministerin und mit einer vermeintlichen
    Frauenministerin – von solch einem Konzept meiner An-
    sicht nach meilenweit entfernt – und mit Herrn Kauder
    auch.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


    Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen, nächstes Jahr fin-
    den viele Aufsichtsratswahlen statt. Lassen Sie uns im
    Parlament ein Zeichen setzen und gemeinsam eine ge-
    setzliche Quotenregelung auf den Weg bringen! Dafür
    gibt es ab heute eine reale Chance. Das ist ein Angebot
    an Sie, Herr Kauder, dem auch Sie zustimmen können.
    Wer die verbindliche gesetzliche Quote nicht vernünftig
    regeln will, der nimmt die Frauen nicht ernst. Gleichstel-
    lungspolitisch wird man so auch in anderen Bereichen
    scheitern.

    Schönen Dank.


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat nun Nicole Bracht-Bendt für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Nicole Bracht-Bendt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir
    haben in den letzten Monaten hier im Plenum schon sehr
    häufig über die Frage diskutiert, wie wir den Anteil
    weiblicher Führungskräfte in Spitzenpositionen der
    deutschen Wirtschaft steigern können. Wir sind uns ei-
    nig: Dieser Anteil ist noch viel zu gering und passt nicht
    zum Ausbildungsstand der Frauen, da der Anteil der
    Hochschulabsolventinnen über dem Anteil männlicher
    Akademiker liegt. Wir brauchen mehr Frauen in Füh-
    rungspositionen, und zwar nicht nur in Vorständen und
    Aufsichtsräten, sondern überall dort, wo Entscheidungen
    gefällt werden.

    Allerdings halten wir Liberale – da sage ich Ihnen
    nichts Neues – eine Zwangsquote für den denkbar
    schlechtesten Weg. Der Staat hat sich aus unternehmeri-
    schen Entscheidungen herauszuhalten. Wie wir gerade
    am Beispiel der EU-Kommission erleben durften, stehen
    wir damit keineswegs alleine da. Ich bin nicht über-
    rascht, dass Frau Reding am Dienstagabend mit ihrer
    EU-Quoten-Forderung für Aufsichtsräte gescheitert ist.
    Es ist bezeichnend, dass es ausgerechnet drei Kommis-
    sarinnen waren, die das Projekt Zwangsquote verhindert
    haben.

    Aus der Kommission ist zu hören, dass der Begriff
    „Quote“ im neuen Vorschlag von Frau Reding gar nicht
    mehr auftauchen darf. Das finde ich sehr interessant. Es
    geht laut einem FAZ-Bericht eher darum, Unternehmen
    zu bewegen, den geringen Frauenanteil in Führungsposi-
    tionen auszubauen, und zwar durch ein – ich zitiere –
    „faires, transparentes Verfahren“. Das entspricht genau
    dem, was wir als FDP-Fraktion seit langem fordern.


    (Beifall bei der FDP)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen der Fraktion Bünd-
    nis 90/Die Grünen, aus diesem Grund wird die FDP-
    Fraktion Ihrem vorliegenden Gesetzentwurf nicht zu-
    stimmen. Ich mache aber keinen Hehl daraus, dass ich
    Ihrem Gesetzentwurf, was die relativ langen Übergangs-
    fristen betrifft, durchaus etwas Positives abgewinnen
    kann. Dazu, wie Sie in Ihrem Gesetzentwurf auf mehr
    als einer Seite das Grundgesetz auslegen, muss ich Ihnen
    allerdings sagen: Hier habe ich eine ganz andere Auffas-
    sung. Da können Sie, Frau Künast – sie hört leider nicht
    zu –, wie beim letzten Mal auch heute gerne wieder mit
    dem Grundgesetz wedeln und Art. 3 Abs. 2 Grundgesetz
    vortragen.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit dem GG wedelt man nicht!)


    Für mich zählt die unmissverständliche Aussage in
    Art. 3 Abs. 3 Grundgesetz, in dem es heißt:

    Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner
    Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache,


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, ja! Sie können es sich aussuchen! Da steht ja sozusagen jeder drin!)


    seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, sei-
    ner religiösen oder politischen Anschauungen be-
    nachteiligt oder bevorzugt werden.





    Nicole Bracht-Bendt


    (A) (C)



    (D)(B)


    Wenn das Thema Quote für Aufsichtsräte wieder ein-
    mal auf der Tagesordnung steht, wird automatisch das
    Beispiel Norwegen als vorbildlich herausgestellt. Das
    war auch heute schon der Fall. Aber auch in Norwegen
    hat die Quote nicht das bewirkt, was sie sollte, nämlich
    dass die Zahl der Frauen in Aufsichtsräten insgesamt
    steigt.


    (Zuruf von der SPD: Doch!)


    In Wirklichkeit ist es doch so, dass eine Elite von rund
    70 Topmanagerinnen 300 Aufsichtsratsmandate auf sich
    vereint.

    Warum Sie im Bundestag nicht schon zu rot-grünen
    Zeiten eine Quote gefordert haben, sondern ausgerech-
    net zu einem Zeitpunkt, an dem sich etwas bewegt, einen
    Gesetzentwurf dazu vorlegen, erschließt sich mir nicht.
    Laut einer neuen Untersuchung wurden rund 40 Prozent
    aller neu zu besetzenden Führungspositionen im vergan-
    genen Jahr an Frauen vergeben. Das ist immer noch
    nicht der große Wurf – das gestehe ich ein –, aber es ist
    ein klarer Trend. Wir brauchen keine gesetzlichen Quo-
    tenregelungen. Das sage nicht nur ich, sondern das ist
    die Meinung der meisten Menschen, auch der überwie-
    genden Zahl der Frauen.

    Wir brauchen gesellschaftliche Akzeptanz. Diese lässt
    sich nicht per Gesetz verordnen. Ich bin sicher, dass wir
    hier auf einem guten Weg sind.


    (Beifall bei der FDP)


    Die FDP-Fraktion hat im vergangenen Jahr ein Posi-
    tionspapier für mehr Frauen in Führungspositionen
    vorgelegt, und zwar unter dem Motto „Rahmenbedin-
    gungen für mehr Teilhabe verbessern“. Einige Stich-
    worte hieraus sind:

    Erstens. Grundlagen für mehr Frauen in Führungs-
    positionen schaffen. Dazu gehört der Führungskräf-
    tenachwuchs. Hier müssen unbedingt die Bedingungen
    verbessert werden. Nicht die oberste Hürde ist die
    schwerste, sondern die darunter: Auf der zweiten Ebene
    müssen mehr Frauen im operativen Geschäft gefördert
    werden.


    (Christel Humme [SPD]: Da könnte man auch eine Quote einführen!)


    Zweitens. Flexibilisierung von Arbeitszeiten. Das ist
    erklärtermaßen ein häufig genannter Wunsch von Müt-
    tern und Vätern, auch von solchen in Führungspositio-
    nen.

    Drittens. Verbindliche Berichtspflichten und transpa-
    rente Selbstverpflichtungen. Das sind sozusagen Quoten,
    die sich die Unternehmen selbst geben. Wenn das auf
    freiwilliger Basis geschieht, sind auch wir Liberalen für
    eine Quote.


    (Stefan Liebich [DIE LINKE]: Weil sie nichts ändert!)


    Meine Damen und Herren, beim Thema gleichberech-
    tigte Teilhabe von Frauen und Männern in Führungsgre-
    mien konzentrieren wir uns meiner Meinung nach viel
    zu sehr auf die börsennotierten DAX-Unternehmen. In

    den mittelständischen Unternehmen sind Frauen sowohl
    als Unternehmerinnen als auch in leitender Position
    längst keine Exoten mehr. Weit über 20 Prozent beträgt
    der Anteil von Chefinnen und leitenden Mitarbeiterin-
    nen.

    Warum funktioniert das im Mittelstand viel besser?
    Diese Frage sollten wir uns häufiger stellen.


    (Zuruf von der FDP: Ja!)


    Wenn es nach den Erfahrungen von Personalberatern
    geht, stehen die Zeichen gut, dass auch große Unterneh-
    men nachziehen. Bei allen Führungspositionen, für die
    Bewerber gesucht werden, heißt es: Es sind explizit
    Kandidatinnen erwünscht.

    Ich gebe zu: Dieser Wandel ist zum Teil vermutlich
    auf die öffentliche Debatte über eine staatliche Frauen-
    quote zurückzuführen. Das ist auch gut so. Dann hätte
    dieser unerträgliche Streit aus meiner Sicht wenigstens
    etwas Gutes bewirkt.


    (Stefan Liebich [DIE LINKE]: Sie können froh sein, dass Sie uns haben!)


    Ich möchte zum Schluss noch auf eines hinweisen,
    das mir in jeder Quotendiskussion extrem missfällt. Ge-
    setzlich verordnete Quoten sind auf Ergebnisgleichheit
    ausgerichtete Vorgaben, also nichts anderes als Planwirt-
    schaft.


    (Zurufe von der LINKEN: Oh!)


    Dieser unsägliche Kollektivismus steht in krassem Wi-
    derspruch zu unserer freiheitlichen Gesellschaftsord-
    nung.


    (Widerspruch bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Die FDP-Fraktion bleibt dabei: Wir wollen keine
    Quote für die Aufsichtsräte.


    (Beifall bei der FDP)


    Wir sind sicher, dass wir es auch ohne eine Quote hinbe-
    kommen und dass die Zeiten, in denen dezentes Grau
    das Bild der Aufsichtsräte und Vorstände prägt, auch
    ohne eine Zwangsquote ein Ende haben.


    (Ingo Egloff [SPD]: Das zeigt einmal mehr, dass Sie gesellschaftspolitisch überflüssig sind!)


    Danke.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)