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ID1720204000

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    Plenarprotokoll 17/202 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 202. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 43: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform der elterlichen Sorge nicht mitei- nander verheirateter Eltern (Drucksache 17/11048) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger,  Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 44: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Eva Högl, Sebastian Edathy, Ingo Egloff, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD sowie den Abgeordneten Renate Künast, Ekin Deligöz, Monika Lazar, weiteren Abge- ordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Förderung gleichberechtigter Teilhabe von Frauen und Männern in Füh- rungsgremien (GlTeilhG) (Drucksache 17/11139) . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . Ingo Egloff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marco Buschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Möhring (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Bracht-Bendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Yvonne Ploetz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carsten Linnemann (CDU/CSU) . . . . . . . Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 45: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Umsetzung eines Maßnahmenpakets zur Stabilisierung des Finanzmarktes (Drittes Finanzmarktstabi- lisierungsgesetz – 3. FMStG) (Drucksache 17/11138) . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24539 A 24539 B 24540 C 24542 A 24543 D 24545 A 24545 D 24547 A 24548 C 24551 A 24552 B 24553 D 24555 A 24556 A 24556 A 24557 D 24559 D 24561 B 24563 A 24564 C 24567 A 24568 C 24569 D 24571 A 24572 A 24573 D 24574 A 24576 A 24576 B 24576 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 46: a) Antrag der Abgeordneten Caren Marks, Petra Crone, Petra Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Alleinerziehende besser unterstützen (Drucksache 17/11032) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Gabriele Hiller- Ohm, Anette Kramme, Anton Schaaf, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Neue Strategien für eine bes- sere Förderung von Alleinerziehenden in der Grundsicherung (Drucksache 17/11038) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Diana Golze, Matthias W. Birkwald, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Alleinerziehende entlasten – Unterhaltsvorschuss ausbauen (Drucksache 17/11142) . . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Heinrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Dittrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Pascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 47: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Möhring, Klaus Ernst, Agnes Alpers, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Bundeseinheitliche Finanzierung von Frauenhäusern sicherstellen (Drucksachen 17/243, 17/2070 Buchstabe b) Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Yvonne Ploetz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der zweiten Beratung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung; Entwurf eines Jahres- steuergesetzes 2013 (201. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 15 a) Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Olav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24577 C 24579 A 24580 C 24581 D 24582 D 24584 B 24585 C 24586 B 24586 C 24586 C 24586 D 24588 A 24589 B 24590 C 24591 A 24592 B 24593 C 24594 B 24595 C 24596 C 24596 D 24598 A 24599 C 24600 B 24601 A 24602 A 24603 C 24605 A 24606 A 24606 C 24606 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 24539 (A) (C) (D)(B) 202. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 24605 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 26.10.2012 van Aken, Jan DIE LINKE 26.10.2012 Altmaier, Peter CDU/CSU 26.10.2012 Bär, Dorothee CDU/CSU 26.10.2012 Barthel, Klaus SPD 26.10.2012 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Beck (Reutlingen), Ernst-Reinhard CDU/CSU 26.10.2012 Becker, Dirk SPD 26.10.2012 Birkwald, Matthias W. DIE LINKE 26.10.2012 Brehmer, Heike CDU/CSU 26.10.2012 Burgbacher, Ernst FDP 26.10.2012 von Cramon-Taubadel, Viola BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012** Dörflinger, Thomas CDU/CSU 26.10.2012 Ferlemann, Enak CDU/CSU 26.10.2012 Freitag, Dagmar SPD 26.10.2012 Frieser, Michael CDU/CSU 26.10.2012 Funk, Alexander CDU/CSU 26.10.2012 Gabriel, Sigmar SPD 26.10.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 26.10.2012 Golze, Diana DIE LINKE 26.10.2012 Gruß, Miriam FDP 26.10.2012 Heinen-Esser, Ursula CDU/CSU 26.10.2012 Höger, Inge DIE LINKE 26.10.2012 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Hoff, Elke FDP 26.10.2012 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 26.10.2012 Klimke, Jürgen CDU/CSU 26.10.2012** Kotting-Uhl, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Krellmann, Jutta DIE LINKE 26.10.2012 Lanfermann, Heinz FDP 26.10.2012 Dr. Lauterbach, Karl SPD 26.10.2012 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Nink, Manfred SPD 26.10.2012 Dr. Ratjen-Damerau, Christiane FDP 26.10.2012 Remmers, Ingrid DIE LINKE 26.10.2012 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 26.10.2012 Schreiner, Ottmar SPD 26.10.2012 Dr. Schröder, Ole CDU/CSU 26.10.2012 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 26.10.2012* Stracke, Stephan CDU/CSU 26.10.2012 Thönnes, Franz SPD 26.10.2012 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 26.10.2012 Vogler, Kathrin DIE LINKE 26.10.2012 Dr. Volk, Daniel FDP 26.10.2012 Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 26.10.2012 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 26.10.2012 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 26.10.2012**  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 24606 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 (A) (C) (D)(B) * für die Teilnahme an der 127. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Ände- rungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/Die GRÜNEN zu der zweiten Beratung des Gesetz- entwurfs der Bundesregierung; Entwurf eines Jahressteuergesetzes 2013 (201. Sitzung, Tages- ordnungspunkt 15 a) Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU): Dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kann ich in der vorliegenden Form nicht zustimmen. Denn die eigentli- che Absicht, die die Antragsteller mit dem Antrag zu TOP 15 und der geforderten namentlichen Abstimmung verfolgen, ist offensichtlich. Nicht der Abbau von Ungleichbehandlungen ist letzt- endlich tatsächlicher Anlass des Antrages, vielmehr geht es den Antragsstellern um den kurzfristigen politischen und medialen Erfolg zulasten einer Lösung in der Sache. Das ist nicht meine Art, Politik zu gestalten. Da es mir bei diesem wichtigen Thema ausschließlich um die Interessen der von der Regelung betroffenen Per- sonen geht, werde ich mich diesem parteitaktisch moti- viertem Manöver nicht aussetzen und weiterhin die in- haltliche Lösung dieses Sachverhaltes vorantreiben. Dass bei der steuerlichen Gleichstellung von eingetra- genen Lebenspartnerschaften Handlungsbedarf besteht, ist nach meinem Dafürhalten offenkundig. Die Tatsache, dass in eingetragenen Lebenspartnerschaften auf Dauer angelegte und auf gegenseitiges Vertrauen und Zunei- gung begründete Beziehungen gelebt werden, verdient unseren Respekt und unsere Anerkennung, nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. Im Bereich des Unter- halts- oder Scheidungsrechts etwa wurden den Le- benspartnern die gleichen finanziellen und rechtlichen Pflichten wie Ehepartnern auferlegt, ohne ihnen aller- dings auch die gleichen Rechte zu gewähren. Die Herstellung einer solchen Gleichberechtigung, insbe- sondere durch die Änderung entsprechender steuerrecht- licher Vorschriften, ist mir daher ein großes Anliegen. Die bisher von der christlich-liberalen Koalition be- schlossenen Änderungen im Erbschaft-, Schenkung- und Grunderwerbsteuerrecht sind Beleg für den Willen und die Bereitschaft dieser Koalition, Ungleichbehandlungen eingetragener Lebenspartnerschaften abzubauen. Der in Rede stehende Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grü- nen hingegen setzt auf pure Effekthascherei, diese Art der politischen Auseinandersetzung lehne ich ab. Ich werde mich deshalb auch künftig bei den internen Beratungen der CDU/CSU-Fraktion dafür einsetzen, dieses wichtige Thema aus den Reihen der Koalition ak- tiv in den parlamentarischen Abstimmungsprozess ein- zubringen. Olaf Gutting (CDU/CSU): Dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kann ich in der vorliegenden Form nicht zustimmen. Denn die eigentliche Absicht, die die Antragsteller mit dem Antrag zu TOP 15 und der geforderten namentlichen Abstimmung verfolgen, ist of- fensichtlich. Nicht der Abbau von Ungleichbehandlungen ist letzt- endlich tatsächlicher Anlass des Antrages, vielmehr geht es den Antragsstellern um den kurzfristigen politischen und medialen Erfolg zulasten einer Lösung in der Sache. Das ist nicht meine Art, Politik zu gestalten. Da es mir bei diesem wichtigen Thema ausschließlich um die Interessen der von der Regelung betroffenen Per- sonen geht, werde ich mich diesem parteitaktisch moti- viertem Manöver nicht aussetzen und weiterhin die in- haltliche Lösung dieses Sachverhaltes vorantreiben. Dass bei der steuerlichen Gleichstellung von eingetra- genen Lebenspartnerschaften Handlungsbedarf besteht, ist nach meinem Dafürhalten offenkundig. Die Tatsache, dass in eingetragenen Lebenspartnerschaften auf Dauer angelegte und auf gegenseitiges Vertrauen und Zunei- gung begründete Beziehungen gelebt werden, verdient unseren Respekt und unsere Anerkennung, nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. Im Bereich des Unter- halts- oder Scheidungsrechts etwa wurden den Le- benspartnern die gleichen finanziellen und rechtlichen Pflichten wie Ehepartnern auferlegt, ohne ihnen aller- dings auch die gleichen Rechte zu gewähren. Die Herstellung einer solchen Gleichberechtigung, insbe- sondere durch die Änderung entsprechender steuerrecht- licher Vorschriften, ist mir daher ein großes Anliegen. Die bisher von der christlich-liberalen Koalition be- schlossenen Änderungen im Erbschaft-, Schenkung- und Grunderwerbsteuerrecht sind Beleg für den Willen und die Bereitschaft dieser Koalition, Ungleichbehandlungen eingetragener Lebenspartnerschaften abzubauen. Ich werde mich deshalb auch künftig bei den internen Beratungen der CDU/CSU-Fraktion dafür einsetzen, dieses wichtige Thema aus den Reihen der Koalition ak- tiv in den parlamentarischen Abstimmungsprozess ein- zubringen. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion der SPD hat mitgeteilt, dass sie den An- trag Kranke entlasten – Praxisgebühr abschaffen auf Drucksache 17/11140 zurückzieht. Winkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Ziegler, Dagmar SPD 26.10.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 24607 (A) (C) (D)(B) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Teilhabe und Perspektiven für Langzeitarbeitslose mit einem verlässlichen So- zialen Arbeitsmarkt schaffen auf Drucksache 17/1205 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Finanzausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Auswirkungen der Einführung des Luftverkehrsteuergesetzes auf den Luftverkehrssektor und die Entwicklung der Steuereinnahmen aus der Luftverkehrsteuer – Drucksachen 17/10225, 17/10707 Nr. 1.3 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2012 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 10 14 Titel 712 01 – Baumaßnah- men von mehr als 1 Mio. Euro im Einzelfall – bis zur Höhe von 13,5255 Mio. Euro – Drucksachen 17/10336, 17/10707 Nr. 1.7 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.1  EuB-BReg 39/2012 Drucksache 17/10710 Nr. A.3 EuB-BReg 48/2012 Drucksache 17/10710 Nr. A.10 Ratsdokument 12616/12 Rechtsausschuss Drucksache 17/8515 Nr. A.21 Ratsdokument 18645/11 Finanzausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.31 Ratsdokument 12771/12 Haushaltsausschuss Drucksache 17/6985 Nr. A.21  Ratsdokument 12483/11 Drucksache 17/7918 Nr. A.11  Ratsdokument 16301/11 Drucksache 17/8227 Nr. A.22  Ratsdokument 16844/11 Drucksache 17/8227 Nr. A.23 Ratsdokument 16845/11 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/10710 Nr. A.47  EP P7_TA-PROV(2012)0209 Drucksache 17/10710 Nr. A.48  Ratsdokument 10746/12 Drucksache 17/10898 Nr. A.9 Ratsdokument 13211/12 Drucksache 17/10898 Nr. A.10 Ratsdokument 13264/12 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/10208 Nr. A.19 Ratsdokument 10166/12 Drucksache 17/10208 Nr. A.20 Ratsdokument 10907/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.52 Ratsdokument 12756/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.56 Ratsdokument 12969/12 Drucksache 17/10898 Nr. A.12 Ratsdokument 13301/12 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/9797 Nr. A.8  EP P7_TA-PROV(2012)0147 Drucksache 17/10208 Nr. A.22  Ratsdokument 10923/12 Drucksache 17/10208 Nr. A.23  Ratsdokument 10926/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.58  Ratsdokument 12013/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.61 Ratsdokument 13052/12 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/10710 Nr. A.71  EP P7_TA-PROV(2012)0235 Drucksache 17/10710 Nr. A.72  Ratsdokument 11490/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.73 Ratsdokument 11491/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.74 Ratsdokument 11938/12  Drucksache 17/10710 Nr. A.75 Ratsdokument 12216/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.78  Ratsdokument 12400/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.79  Ratsdokument 12968/12  Drucksache 17/10710 Nr. A.80  Ratsdokument 13107/12  Drucksache 17/10898 Nr. A.13 Ratsdokument 13220/12 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/6407 Nr. A.31  Ratsdokument 11205/11 Drucksache 17/6407 Nr. A.32  Ratsdokument 11237/11  Drucksache 17/6985 Nr. A.74  Ratsdokument 12141/11 Drucksache 17/7091 Nr. A.10  Ratsdokument 13478/11 Drucksache 17/7713 Nr. A.29  Ratsdokument 15247/11  Drucksache 17/8426 Nr. A.58 Ratsdokument 17273/11 202. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 43 Elterliche Sorge nicht verheirateter Eltern TOP 44 Frauen in Führungsgremien TOP 45 Finanzmarktstabilisierungsgesetz TOP 46 Unterstützung Alleinerziehender TOP 47 Finanzierung von Frauenhäusern Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Elisabeth Winkelmeier-Becker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben in
    dieser Woche die Situation der Frauen unter verschiede-
    nen Aspekten in den Blick genommen: Minijobs standen
    auf der Tagesordnung; über den Unterhaltsvorschuss
    wurde debattiert; um die Finanzierung von Frauenhäu-
    sern geht es heute noch. Aktuelle Themen sind darüber
    hinaus die Berücksichtigung von Erziehungszeiten bei
    der Rente, Altersarmut und, vor allem, die allgemeine
    Entgeltungleichheit.

    Für all das gibt es Pro und Kontra, auch unter Frauen
    werden diese Themen differenziert diskutiert. Häufig
    kann man erkennen, dass die persönliche Lebenserfah-
    rung oder auch das Alter zu unterschiedlichen Einschät-
    zungen führen. Mir geht es in diesem Zusammenhang
    darum, zu zeigen, dass das alles Facetten desselben The-
    mas sind. Bei all diesen Punkten spielt es eine Rolle,
    dass alle Frauen eine andere Lebenssituation haben, die
    sich in einem je anderen Zugang zu eigener sozialer Si-
    cherheit, zu eigener beruflicher Karriere und eigenem
    Einkommen äußert.

    Es gibt Ursachen, die auf freiwillige Entscheidungen
    zurückgehen – die Berufswahl zum Beispiel; auch wenn
    man daran sicherlich einiges ändern könnte –, aber auch
    Ursachen, die in den Strukturen liegen: traditionelle Un-
    terschiede in der Beteiligung an der Arbeit in der Fami-
    lie; Erwartungshaltungen, die sich auswirken; andere
    Prioritäten. Es gibt auch strukturelle Ursachen, die kaum
    zu beeinflussen sind. Gerade beim Thema Quote haben
    wir es mit Strukturen zu tun, die sich individuell nicht
    beeinflussen lassen. All diese Dinge greifen ineinander,
    und all diese Dinge haben ihre Auswirkungen darauf,
    dass Frauen in höheren Positionen so stark unterreprä-
    sentiert sind.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Weshalb sage ich das? Ich will zeigen, dass „Frauen
    in Führungspositionen“ kein Luxusthema ist, das eine
    zwei- bzw. maximal dreistellige Zahl von Frauen be-
    trifft. Vielmehr handelt es sich um die Ausprägung einer
    allgemeinen Problematik. Das betrifft Kassiererinnen bei
    Edeka ganz genauso wie Alleinerziehende oder Frauen,
    die über Jahre in einem Minijob festhängen und ihren ur-
    sprünglichen Beruf nicht weiter betreiben können, oder
    Wissenschaftlerinnen, die keine angemessene Professur
    bekommen. All das sind Ausprägungen desselben The-
    mas, dass sich unterschiedliche Lebenserwartungen, un-
    terschiedliche Traditionen in der gleichen Weise auswir-
    ken.

    Es gibt noch einen Grund, weshalb „Frauen in Füh-
    rungspositionen“ kein Thema ist, das nur einige wenige
    Frauen in einer privilegierten Situation betrifft. Wie
    viele Frauen wir sichtbar in Führungspositionen haben,





    Elisabeth Winkelmeier-Becker


    (A) (C)



    (D)(B)


    wird nämlich weit über diese Funktionen hinauswirken,
    weil Frauen in Führungspositionen Vorbilder schaffen,
    die in die Struktur der Unternehmen hineinwirken und
    ein Umdenken bewirken, nicht nur in den Unternehmen,
    sondern in der gesamten Gesellschaft.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    In Deutschland wird man nie wieder infrage stellen,
    ob eine Frau auch Kanzlerin sein kann. Damit ist zu-
    gleich auch die Frage beantwortet, ob eine Frau Abtei-
    lungsleiterin einer Behörde sein, ob sie Filialleiterin ei-
    ner Bank sein kann, ob sie Leiterin eines Supermarktes
    sein kann.


    (Dr. Stephan Harbarth [CDU/CSU]: Frau kann alles, nur nicht SPD-Kanzlerkandidatin werden!)


    Genauso wird zum Beispiel in den USA nie wieder die
    Frage gestellt werden, ob ein Schwarzer Präsident sein
    kann. Das sind Fragen, die dadurch beantwortet worden
    sind, dass diese besonders herausgehobene Position ein-
    mal von einer entsprechenden Person wahrgenommen
    worden ist. Deshalb ist es auch ein Beitrag zur Lösung
    des ganzen Problems an allen Stellen in der beruflichen
    und in der gesellschaftlichen Hierarchie. Wenn wir mehr
    Frauen in Führungspositionen haben, wird das auch
    Auswirkungen auf die unteren Hierarchieebenen haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Deshalb ist der Einwand, den wir häufig hören:
    „Kümmert euch doch nicht um so ein Luxusproblem,
    sondern kümmert euch darum, wie die Frauen über die
    Runden kommen, die in ganz anderen Lebenssituationen
    sind“, nicht berechtigt. Wir dürfen das eine nicht gegen
    das andere stellen, sondern alle Themen gehören zusam-
    men.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Heute ist das Thema die Quote, über das wir uns
    schon oft ausgetauscht haben, wenn jetzt allerdings auch
    schon ein paar Monate nicht mehr. Von daher noch ein-
    mal die wichtigsten Punkte für Sie alle, meine lieben
    Kolleginnen und Kollegen.

    Brauchen wir mehr Frauen in Führungspositionen? –
    Ja, klar.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Das ist mittlerweile Allgemeingut. Da kriegen wir
    Applaus aus dem ganzen Haus.


    (Zuruf von der SPD: Von wegen!)


    Der Grund ist doch auch klar: Wer nach guten Leuten
    nur in der Hälfte der Bevölkerung sucht, der schöpft das
    Potenzial an Intelligenz, Kreativität, Qualifikationen und
    Ideen nicht aus. Deshalb ist es schon aus der egoisti-
    schen Sicht der Unternehmen wichtig, nach Talenten un-
    ter den Frauen Ausschau zu halten.

    Ein weiterer Aspekt ist folgender: Gemischte Teams
    haben die besseren Ergebnisse. Wo unterschiedliche Le-
    benserfahrungen zusammenkommen, da wird an alle As-
    pekte gedacht, und die Entscheidung ist am Ende besser.
    Dazu gibt es wissenschaftliche Untersuchungen.

    Ich will auch auf den Aspekt der Chancengleichheit
    hinweisen. Wo Frauen die gleichen Qualifikationen ha-
    ben – gerade in den entscheidenden Ausbildungsgängen,
    Jura, Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft, haben sie
    längst gleich gute Qualifikationen –, da müssen ihnen
    auch die gleichen Chancen gegeben werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Nur, brauchen wir dazu eine gesetzliche Quote?


    (Christel Humme [SPD]: Ja!)


    Ja! Denn von allein wird sich wenig ändern. Das zeigt
    uns doch die Erfahrung.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Gerade die Sinus-Studie des Frauenministeriums hat ge-
    zeigt: Es bestehen stark verfestigte Strukturen und Ri-
    tuale, die sich selbst reproduzieren, die sich perpetuieren
    und das Nachrücken von Frauen behindern.

    Wir können zwar Fortschritte erkennen; die gibt es im
    Moment. Aber die vollziehen sich vor dem Hintergrund
    unserer momentanen Debatte, wodurch das Thema alle
    paar Monate auf der Tagesordnung steht und den Unter-
    nehmen auch signalisiert wird, dass sich etwas tut. Im
    Vorgriff darauf oder auch, um eine gesetzliche Regelung
    zu verhindern, strengen sie sich jetzt besonders an.

    Aber 70 Prozent und mehr der Entscheidungsträger in
    den Unternehmen selber – das zeigt die empirische Stu-
    die des Frauenministeriums von Carsten Wippermann –
    glauben nicht, dass das bereits ein selbsttragender Effekt
    ist und dass sich ohne verbindliche Vorgaben etwas tun
    wird. Die wissen, wovon sie sprechen.

    Wir sehen also, die abstrakte Erkenntnis „Wir brau-
    chen mehr Frauen in Führungspositionen“ endet da, wo
    es die eigene Situation, die eigene Position im Aufsichts-
    rat, im Vorstand betrifft. Im eigenen Umfeld soll doch
    bitte alles so bleiben, wie es ist. Wir fangen einmal ganz
    unten an und schauen in 30 Jahren weiter.


    (Christel Humme [SPD]: 60! 120!)


    Deshalb brauchen wir eine gesetzliche Regelung. Sie
    kann durchaus vernünftige Ausnahmen vorsehen. Wenn
    ein Familienunternehmen von den Mehrheitseignern
    selbst geführt wird, da kann eine Ausnahme in Ordnung
    sein, weil man natürlich die Positionen in der Familie
    weitergibt. Wer mit fünf Söhnen oder – wie meine Eltern
    – mit fünf Töchtern gesegnet ist, der wird auch darunter
    seine Nachfolger suchen. Wo es trotz ernsthafter Suche
    keine geeignete Kandidatin gibt, da kann es auch Aus-
    nahmen geben; das ist in Ordnung.

    Eines steht aber fest: Wir brauchen eine gesetzliche
    Regelung. „Gesetzlich“ bedeutet „verbindlich“. Es reicht





    Elisabeth Winkelmeier-Becker


    (A) (C)



    (D)(B)


    nicht, wenn „Gesetz“ draufsteht, dieses aber nur freiwil-
    lige Regelungen enthält.


    (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es hat auch nichts mit den Grenzen vielleicht sinnvol-
    ler Flexibilität zu tun, wenn der Adressat der Regelung
    selber entscheidet, welche Vorgaben er sich gibt, ohne
    dass ihm irgendwelche Kriterien vorgegeben werden.
    Flexibilität gibt es in gesetzlichen Regelungen an vielen
    Stellen: Nicht jeder zahlt die gleichen Steuern, das Tem-
    polimit ist an unterschiedlichen Stellen, je nach Straßen-
    lage, unterschiedlich. Dass sich aber der Adressat der
    Regelung, die sein Verhalten ausrichten soll, selber ohne
    besondere objektive Kriterien aussucht, zu was er sich
    verpflichten will: Das hat noch nie funktioniert. Auf die
    Idee kommt man an anderen Stellen nicht.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sollten wir es nicht allein der Bestenauslese überlas-
    sen?


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Funktioniert ja nicht!)


    Das ist auch ein häufig gehörtes Argument. Es wäre ja
    schön, wenn es die Bestenauslese gäbe. Dass alle bishe-
    rigen Aufsichtsräte und Vorstände durch einen harten
    Prozess knallharter Bestenauslese gegangen seien, glau-
    ben allenfalls sie selber.


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das ist ein Mythos. So hat es uns auch die neue Perso-
    nalchefin der Telekom, Frau Professor Schick, diese Wo-
    che noch einmal erklärt. Gleiches haben wir vorher von
    Herrn Sattelberger gehört. Gleiches bestätigt auch die
    Wippermann-Studie des Frauenministeriums. Hier kom-
    men eben andere Strukturen zum Tragen: die Loyalitä-
    ten, die Rituale, die Closed-Shop-Situation. Es ist teil-
    weise schon bitter, von wem man sich erklären lassen
    muss, dass es doch nur die Besten sind, die sich durch-
    setzen.


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Sollten wir uns mehr um andere Rahmenbedingungen
    kümmern? Natürlich müssen wir uns auch um andere
    Rahmenbedingungen kümmern. Wir tun das auch. Die
    Betreuungssituation und die Ermunterung an Frauen,
    sich mehr für MINT-Berufe zu entscheiden, ist wichtig.
    All das alleine reicht aber auch nicht. Schauen wir nach
    Frankreich. Dort ist zum Beispiel die Vereinbarkeit von
    Familie und Beruf seit vielen Jahren deutlich einfacher.
    Trotzdem hat es auch dort erst der Quote bedurft, um
    Frauen stärker in Führungspositionen zu platzieren. Wir
    müssen also beides tun. Lasst uns doch nicht immer nur
    das Entweder-oder bedenken, sondern wir müssen in

    cumulo alles zusammentun, um an den wirklichen Ver-
    hältnissen in Führungspositionen etwas zu verändern.

    Ich freue mich, dass ich hier sehr viel Bereitschaft er-
    lebt habe, konstruktiv daran mitzuwirken, zu Regelun-
    gen zu kommen, die auch wirklich funktionieren. Hier
    wurden einige Dinge kritisiert. Das kann man sich be-
    stimmt noch einmal im Einzelnen anschauen. Im De-
    zember haben wir ja eine Anhörung dazu. Wir müssen
    dann aber auch zu konstruktiven Vorschlägen dafür
    kommen, wie das klappen kann.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Der Antrag hat natürlich auch eine taktische Seite. Es
    gibt noch einen anderen Antrag der SPD im Verfahren.
    Sie müssen jetzt schon einmal sagen, was denn nun gel-
    ten soll. Geht es auch um Vorstände? Ja oder nein? Wel-
    che Sanktionen sollen es denn nun sein?


    (Burkhard Lischka [SPD]: Wir wollen Ihnen doch nur helfen, Frau Winkelmeier-Becker! – Thomas Oppermann [SPD]: Brücken bauen!)


    – Nein, das zeigt leider – das ist dann doch ein Stück
    weit Kritik –, dass es Ihnen auch sehr viel um Taktik
    geht.


    (Burkhard Lischka [SPD]: Nein, Brücken bauen! – Thomas Oppermann [SPD]: Zu Herrn Kauder wollen wir auch eine Brücke bauen! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie sollten sich einmal um eine Kanzlerkandidatin bemühen!)


    Ich finde das auch schade vor dem Hintergrund, dass
    ein Antrag aus dem Bundesrat kommt, ohne ein eindeu-
    tiges ausschließliches Parteisiegel zu tragen. Er kommt
    aus Hamburg, das ist klar, aber er wird von der Minister-
    präsidentin des Saarlandes und vom Ministerpräsidenten
    aus Sachsen-Anhalt unterstützt. Ich weiß nicht, wer das
    schon mitbekommen hat: Mittlerweile hat sich auch un-
    sere Landtagsfraktion des Landtages Baden-Württem-
    berg diesen Antrag zu eigen gemacht.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ingo Egloff [SPD]: Ja, Herr Kauder!)


    Sie wissen, dass es nicht ohne Bedeutung ist, dass Sie
    diesem Antrag Ihr parteipolitisches Siegel jetzt noch ein-
    mal zusätzlich aufgedrückt haben. Wir brauchen darüber
    heute aber noch nicht zu entscheiden. Ich hoffe, dass wir
    auch aufgrund dieses Antrages in eine weiterhin konst-
    ruktive Beratung eintreten werden.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN und der FDP)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat nun Christel Humme für die SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)







(A) (C)



(D)(B)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Christel Humme


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen!

    Frau Winkelmeier-Becker, ich gratuliere Ihnen zu dieser
    mutigen Rede.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ihre mutige Rede zeigt aber auch, dass ich Ihnen eine
    Quote in Ihrer Partei gewünscht hätte. Dann hätten Sie in
    Ihrer Fraktion mehr Unterstützung, und wir wären si-
    cherlich gemeinsam schneller zu einem Konsens gekom-
    men.

    „Willkommen in der Macho-AG.“ In Sachen weibli-
    ches Topmanagement sei Deutschland ein Entwick-
    lungsland. – Das war vor einigen Jahren die Feststellung
    in der Zeitschrift Wirtschaftswoche. Die Süddeutsche
    Zeitung schrieb, das deutsche Topmanagement sei so
    frauenfreundlich wie Saudi-Arabien.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


    In der Tat, 2006 gab es in den Vorständen der
    200 größten Unternehmen nur 1 Prozent Frauen, und in
    den Aufsichtsräten waren sie mit 8 Prozent vertreten.
    Herr Harbarth, Sie behaupten, es habe sich in den letzten
    Jahren sehr viel getan. Schauen wir doch einmal genau
    hin, was sich in der Macho-AG geändert hat.

    Der Anteil der Frauen in Vorständen ist von 1 Prozent
    auf sage und schreibe 3 Prozent gestiegen und der in
    Aufsichtsräten von 8 auf 12 Prozent. Das ist den Arbeit-
    nehmerinnen auf der Arbeitnehmerbank zu verdanken.


    (Dr. Stephan Harbarth [CDU/CSU]: Sie selbst sagen doch, dass 24 Prozent aller Neubesetzungen heute weiblich sind! Das sagen Sie doch in Ihrem Antrag! – Gegenruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben ja nur Angst, dass Sie Posten und Karriere verlieren!)


    Dieses Schneckentempo, Herr Harbarth, wollen wir
    nicht mehr haben; denn dann würden wir 120 Jahre war-
    ten, bis wir einen Anteil von 40 Prozent in den Vorstän-
    den erreicht hätten, und 60 Jahre, bis wir einen Anteil
    von 40 Prozent in den Aufsichtsräten hätten. Es ist
    höchste Zeit für eine verbindliche Quote.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Dabei gibt es doch schon in der Gesellschaft – Frau
    Winkelmeier-Becker hat es aufgezeigt – einen breit an-
    gelegten Konsens von Männern und Frauen über alle
    politischen Lager und gesellschaftlichen Schichten hin-
    weg. Das haben die Nürnberger Resolution von 2009,
    die Berliner Erklärung von 2011, die Initiative der Jour-
    nalistinnen „Pro Quote“, der aktuelle Vorstoß der Medi-
    zinerinnen „Pro Quote in der Medizin“ und schließlich
    der Bundesratsbeschluss zusammen mit der CDU am
    21. September 2012 deutlich gemacht. Der Druck im
    Kessel wird doch immer größer. Es ist Zeit, dass sich
    auch parteiübergreifend im Bundestag etwas bewegt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die feste Quote von 40 Prozent ist das Ziel der SPD. Wir
    wollen nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten.
    Wir wollen Taten sehen und in der Gleichstellung einen
    Schritt vorwärtskommen.

    Erst diese Woche hat Deutschland vom World Econo-
    mic Forum wieder einmal den Spiegel vorgehalten be-
    kommen: Deutschland ist im Gleichstellungsranking von
    Platz 11 im letzten Jahr auf Platz 13 abgerutscht.


    (Caren Marks [SPD]: Kein Wunder mit der Ministerin!)


    Vor fünf Jahren, 2007, waren wir als eine der größten
    Volkswirtschaften auf Platz 6. Mittlerweile haben uns
    alle skandinavischen Länder, Island, Irland, die Nieder-
    lande und die Schweiz überholt. Die Gründe für diese
    schlechte Note sind im Wesentlichen zwei Dinge: ers-
    tens die geringe Beteiligung der Frauen in Führungsposi-
    tionen und zweitens die unglaublich große Lohnlücke
    von 22 Prozent.

    Ich glaube, mit dieser Regierung drohen wir weiter
    abzurutschen. Warum? In der Quotenfrage ist sie zer-
    stritten. Zum Thema „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“
    gibt es noch nicht einmal im Ansatz einen Vorschlag.
    Das ist schwarz-gelbe Realität. Es reicht nicht, am Equal
    Pay Day Klagelieder anzustimmen oder über mangelnde
    Frauenbeteiligung zu jammern. Es reicht nicht, sich vor
    konkreten Entscheidungen zu drücken, weil Sie immer
    noch dem Irrglauben verfallen sind, Sie schadeten damit
    der Wirtschaft, Herr Buschmann und Herr Harbarth.
    Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Mit gemischten Teams
    – auch Frau Winkelmeier-Becker hat das betont –, mit
    Frauen in der Führung sind Unternehmen eindeutig er-
    folgreicher.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich bedauere, dass die Kommissarin Reding mit ih-
    rem Vorstoß zur Einführung einer festen Quote bis jetzt
    gescheitert ist. Mal sehen, was im November kommt. Es
    gab Vorbehalte, auch von der deutschen Regierung. Vor
    allem von der FDP wird bezweifelt, ob Europa so weit-
    reichende Einflüsse auf das Wirtschaftsgeschehen haben
    darf.


    (Marco Buschmann [FDP]: Das nennen wir Subsidiarität!)


    Ich frage Sie von der FDP: Darf es möglich sein, dass
    die Gleichstellung vor den Toren der Betriebe halt-
    macht? Ich sage: Sicher nicht! Welchen Wert hätte sonst
    Art. 3 des Grundgesetzes – das wurde vorhin schon von
    Herrn Egloff zitiert –, in dem der Staat aufgefordert
    wird, die Gleichberechtigung von Männern und Frauen
    durchzusetzen? Ich wünsche Frau Reding viel Kraft.
    Hoffentlich bleibt sie bei der verbindlichen Quote und
    verwässert ihren Gesetzentwurf nicht nach dem Konzept
    wirkungsloser Schröder’scher Flexiquote. Dann sollte
    sie es besser bleiben lassen.





    Christel Humme


    (A) (C)



    (D)(B)



    (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Harbarth, Sie haben völlig recht: Die feste Quote
    alleine wird in Deutschland keine Gleichstellung garan-
    tieren. Sie wird ein Baustein sein müssen, ein Baustein
    in einem umfassenden gleichstellungspolitischen Kon-
    zept. Sie wäre allerdings – das wäre sie mit Sicherheit –
    ein Signal dafür, wie ernst es uns mit der Gleichstellung
    von Frauen und Männern ist.

    Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, die SPD-Bundes-
    tagsfraktion hat ein umfassendes gleichstellungspoliti-
    sches Konzept.


    (Dr. Stephan Harbarth [CDU/CSU]: Das gilt aber nicht bei der Auswahl von Kanzlerkandidaten!)


    Wir wollen eine 40-Prozent-Quote für Aufsichtsräte und
    Vorstände; der entsprechende Gesetzentwurf liegt dem
    Bundestag zurzeit zur Beratung vor. Frau Möhring, da-
    rüber werden wir sicherlich noch diskutieren. Wir wol-
    len gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit. Wir wollen
    eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dafür
    wollen wir das Elterngeld weiterentwickeln und die
    Ganztagsbetreuung ausbauen, aber sicherlich kein Be-
    treuungsgeld. Wir wollen das Ehegattensplittung refor-
    mieren und Minijobs in sozialversicherungspflichtige
    Beschäftigungsverhältnisse umwandeln. Sie sehen: Die
    SPD hat mehr in ihrem Konzept als nur die Quote. Es
    geht um ein konsequentes gleichstellungspolitisches
    Konzept und nicht, wie Sie behaupten, nur um die Quote
    und um sonst nichts.


    (Beifall bei der SPD)


    Ich sage Ihnen auch: Bedauerlicherweise ist die Re-
    gierung – mit einer Frau als Bundeskanzlerin, mit einer
    Frau als Arbeitsministerin und mit einer vermeintlichen
    Frauenministerin – von solch einem Konzept meiner An-
    sicht nach meilenweit entfernt – und mit Herrn Kauder
    auch.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


    Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen, nächstes Jahr fin-
    den viele Aufsichtsratswahlen statt. Lassen Sie uns im
    Parlament ein Zeichen setzen und gemeinsam eine ge-
    setzliche Quotenregelung auf den Weg bringen! Dafür
    gibt es ab heute eine reale Chance. Das ist ein Angebot
    an Sie, Herr Kauder, dem auch Sie zustimmen können.
    Wer die verbindliche gesetzliche Quote nicht vernünftig
    regeln will, der nimmt die Frauen nicht ernst. Gleichstel-
    lungspolitisch wird man so auch in anderen Bereichen
    scheitern.

    Schönen Dank.


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)