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    Plenarprotokoll 17/202 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 202. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 43: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform der elterlichen Sorge nicht mitei- nander verheirateter Eltern (Drucksache 17/11048) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger,  Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Astrid Voßhoff (CDU/CSU) . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Geis (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 44: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Eva Högl, Sebastian Edathy, Ingo Egloff, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD sowie den Abgeordneten Renate Künast, Ekin Deligöz, Monika Lazar, weiteren Abge- ordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Förderung gleichberechtigter Teilhabe von Frauen und Männern in Füh- rungsgremien (GlTeilhG) (Drucksache 17/11139) . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . Ingo Egloff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marco Buschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Möhring (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Bracht-Bendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Yvonne Ploetz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carsten Linnemann (CDU/CSU) . . . . . . . Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 45: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Umsetzung eines Maßnahmenpakets zur Stabilisierung des Finanzmarktes (Drittes Finanzmarktstabi- lisierungsgesetz – 3. FMStG) (Drucksache 17/11138) . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24539 A 24539 B 24540 C 24542 A 24543 D 24545 A 24545 D 24547 A 24548 C 24551 A 24552 B 24553 D 24555 A 24556 A 24556 A 24557 D 24559 D 24561 B 24563 A 24564 C 24567 A 24568 C 24569 D 24571 A 24572 A 24573 D 24574 A 24576 A 24576 B 24576 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 46: a) Antrag der Abgeordneten Caren Marks, Petra Crone, Petra Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Alleinerziehende besser unterstützen (Drucksache 17/11032) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Gabriele Hiller- Ohm, Anette Kramme, Anton Schaaf, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Neue Strategien für eine bes- sere Förderung von Alleinerziehenden in der Grundsicherung (Drucksache 17/11038) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Diana Golze, Matthias W. Birkwald, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Alleinerziehende entlasten – Unterhaltsvorschuss ausbauen (Drucksache 17/11142) . . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Heinrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Dittrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Pascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 47: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Möhring, Klaus Ernst, Agnes Alpers, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Bundeseinheitliche Finanzierung von Frauenhäusern sicherstellen (Drucksachen 17/243, 17/2070 Buchstabe b) Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Yvonne Ploetz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der zweiten Beratung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung; Entwurf eines Jahres- steuergesetzes 2013 (201. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 15 a) Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Olav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24577 C 24579 A 24580 C 24581 D 24582 D 24584 B 24585 C 24586 B 24586 C 24586 C 24586 D 24588 A 24589 B 24590 C 24591 A 24592 B 24593 C 24594 B 24595 C 24596 C 24596 D 24598 A 24599 C 24600 B 24601 A 24602 A 24603 C 24605 A 24606 A 24606 C 24606 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 24539 (A) (C) (D)(B) 202. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 24605 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 26.10.2012 van Aken, Jan DIE LINKE 26.10.2012 Altmaier, Peter CDU/CSU 26.10.2012 Bär, Dorothee CDU/CSU 26.10.2012 Barthel, Klaus SPD 26.10.2012 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Beck (Reutlingen), Ernst-Reinhard CDU/CSU 26.10.2012 Becker, Dirk SPD 26.10.2012 Birkwald, Matthias W. DIE LINKE 26.10.2012 Brehmer, Heike CDU/CSU 26.10.2012 Burgbacher, Ernst FDP 26.10.2012 von Cramon-Taubadel, Viola BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012** Dörflinger, Thomas CDU/CSU 26.10.2012 Ferlemann, Enak CDU/CSU 26.10.2012 Freitag, Dagmar SPD 26.10.2012 Frieser, Michael CDU/CSU 26.10.2012 Funk, Alexander CDU/CSU 26.10.2012 Gabriel, Sigmar SPD 26.10.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 26.10.2012 Golze, Diana DIE LINKE 26.10.2012 Gruß, Miriam FDP 26.10.2012 Heinen-Esser, Ursula CDU/CSU 26.10.2012 Höger, Inge DIE LINKE 26.10.2012 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Hoff, Elke FDP 26.10.2012 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 26.10.2012 Klimke, Jürgen CDU/CSU 26.10.2012** Kotting-Uhl, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Krellmann, Jutta DIE LINKE 26.10.2012 Lanfermann, Heinz FDP 26.10.2012 Dr. Lauterbach, Karl SPD 26.10.2012 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Nink, Manfred SPD 26.10.2012 Dr. Ratjen-Damerau, Christiane FDP 26.10.2012 Remmers, Ingrid DIE LINKE 26.10.2012 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 26.10.2012 Schreiner, Ottmar SPD 26.10.2012 Dr. Schröder, Ole CDU/CSU 26.10.2012 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 26.10.2012* Stracke, Stephan CDU/CSU 26.10.2012 Thönnes, Franz SPD 26.10.2012 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 26.10.2012 Vogler, Kathrin DIE LINKE 26.10.2012 Dr. Volk, Daniel FDP 26.10.2012 Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 26.10.2012 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 26.10.2012 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 26.10.2012**  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 24606 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 (A) (C) (D)(B) * für die Teilnahme an der 127. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Ände- rungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/Die GRÜNEN zu der zweiten Beratung des Gesetz- entwurfs der Bundesregierung; Entwurf eines Jahressteuergesetzes 2013 (201. Sitzung, Tages- ordnungspunkt 15 a) Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU): Dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kann ich in der vorliegenden Form nicht zustimmen. Denn die eigentli- che Absicht, die die Antragsteller mit dem Antrag zu TOP 15 und der geforderten namentlichen Abstimmung verfolgen, ist offensichtlich. Nicht der Abbau von Ungleichbehandlungen ist letzt- endlich tatsächlicher Anlass des Antrages, vielmehr geht es den Antragsstellern um den kurzfristigen politischen und medialen Erfolg zulasten einer Lösung in der Sache. Das ist nicht meine Art, Politik zu gestalten. Da es mir bei diesem wichtigen Thema ausschließlich um die Interessen der von der Regelung betroffenen Per- sonen geht, werde ich mich diesem parteitaktisch moti- viertem Manöver nicht aussetzen und weiterhin die in- haltliche Lösung dieses Sachverhaltes vorantreiben. Dass bei der steuerlichen Gleichstellung von eingetra- genen Lebenspartnerschaften Handlungsbedarf besteht, ist nach meinem Dafürhalten offenkundig. Die Tatsache, dass in eingetragenen Lebenspartnerschaften auf Dauer angelegte und auf gegenseitiges Vertrauen und Zunei- gung begründete Beziehungen gelebt werden, verdient unseren Respekt und unsere Anerkennung, nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. Im Bereich des Unter- halts- oder Scheidungsrechts etwa wurden den Le- benspartnern die gleichen finanziellen und rechtlichen Pflichten wie Ehepartnern auferlegt, ohne ihnen aller- dings auch die gleichen Rechte zu gewähren. Die Herstellung einer solchen Gleichberechtigung, insbe- sondere durch die Änderung entsprechender steuerrecht- licher Vorschriften, ist mir daher ein großes Anliegen. Die bisher von der christlich-liberalen Koalition be- schlossenen Änderungen im Erbschaft-, Schenkung- und Grunderwerbsteuerrecht sind Beleg für den Willen und die Bereitschaft dieser Koalition, Ungleichbehandlungen eingetragener Lebenspartnerschaften abzubauen. Der in Rede stehende Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grü- nen hingegen setzt auf pure Effekthascherei, diese Art der politischen Auseinandersetzung lehne ich ab. Ich werde mich deshalb auch künftig bei den internen Beratungen der CDU/CSU-Fraktion dafür einsetzen, dieses wichtige Thema aus den Reihen der Koalition ak- tiv in den parlamentarischen Abstimmungsprozess ein- zubringen. Olaf Gutting (CDU/CSU): Dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kann ich in der vorliegenden Form nicht zustimmen. Denn die eigentliche Absicht, die die Antragsteller mit dem Antrag zu TOP 15 und der geforderten namentlichen Abstimmung verfolgen, ist of- fensichtlich. Nicht der Abbau von Ungleichbehandlungen ist letzt- endlich tatsächlicher Anlass des Antrages, vielmehr geht es den Antragsstellern um den kurzfristigen politischen und medialen Erfolg zulasten einer Lösung in der Sache. Das ist nicht meine Art, Politik zu gestalten. Da es mir bei diesem wichtigen Thema ausschließlich um die Interessen der von der Regelung betroffenen Per- sonen geht, werde ich mich diesem parteitaktisch moti- viertem Manöver nicht aussetzen und weiterhin die in- haltliche Lösung dieses Sachverhaltes vorantreiben. Dass bei der steuerlichen Gleichstellung von eingetra- genen Lebenspartnerschaften Handlungsbedarf besteht, ist nach meinem Dafürhalten offenkundig. Die Tatsache, dass in eingetragenen Lebenspartnerschaften auf Dauer angelegte und auf gegenseitiges Vertrauen und Zunei- gung begründete Beziehungen gelebt werden, verdient unseren Respekt und unsere Anerkennung, nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. Im Bereich des Unter- halts- oder Scheidungsrechts etwa wurden den Le- benspartnern die gleichen finanziellen und rechtlichen Pflichten wie Ehepartnern auferlegt, ohne ihnen aller- dings auch die gleichen Rechte zu gewähren. Die Herstellung einer solchen Gleichberechtigung, insbe- sondere durch die Änderung entsprechender steuerrecht- licher Vorschriften, ist mir daher ein großes Anliegen. Die bisher von der christlich-liberalen Koalition be- schlossenen Änderungen im Erbschaft-, Schenkung- und Grunderwerbsteuerrecht sind Beleg für den Willen und die Bereitschaft dieser Koalition, Ungleichbehandlungen eingetragener Lebenspartnerschaften abzubauen. Ich werde mich deshalb auch künftig bei den internen Beratungen der CDU/CSU-Fraktion dafür einsetzen, dieses wichtige Thema aus den Reihen der Koalition ak- tiv in den parlamentarischen Abstimmungsprozess ein- zubringen. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion der SPD hat mitgeteilt, dass sie den An- trag Kranke entlasten – Praxisgebühr abschaffen auf Drucksache 17/11140 zurückzieht. Winkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.10.2012 Ziegler, Dagmar SPD 26.10.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 202. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Oktober 2012 24607 (A) (C) (D)(B) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Teilhabe und Perspektiven für Langzeitarbeitslose mit einem verlässlichen So- zialen Arbeitsmarkt schaffen auf Drucksache 17/1205 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Finanzausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Auswirkungen der Einführung des Luftverkehrsteuergesetzes auf den Luftverkehrssektor und die Entwicklung der Steuereinnahmen aus der Luftverkehrsteuer – Drucksachen 17/10225, 17/10707 Nr. 1.3 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2012 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 10 14 Titel 712 01 – Baumaßnah- men von mehr als 1 Mio. Euro im Einzelfall – bis zur Höhe von 13,5255 Mio. Euro – Drucksachen 17/10336, 17/10707 Nr. 1.7 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.1  EuB-BReg 39/2012 Drucksache 17/10710 Nr. A.3 EuB-BReg 48/2012 Drucksache 17/10710 Nr. A.10 Ratsdokument 12616/12 Rechtsausschuss Drucksache 17/8515 Nr. A.21 Ratsdokument 18645/11 Finanzausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.31 Ratsdokument 12771/12 Haushaltsausschuss Drucksache 17/6985 Nr. A.21  Ratsdokument 12483/11 Drucksache 17/7918 Nr. A.11  Ratsdokument 16301/11 Drucksache 17/8227 Nr. A.22  Ratsdokument 16844/11 Drucksache 17/8227 Nr. A.23 Ratsdokument 16845/11 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/10710 Nr. A.47  EP P7_TA-PROV(2012)0209 Drucksache 17/10710 Nr. A.48  Ratsdokument 10746/12 Drucksache 17/10898 Nr. A.9 Ratsdokument 13211/12 Drucksache 17/10898 Nr. A.10 Ratsdokument 13264/12 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/10208 Nr. A.19 Ratsdokument 10166/12 Drucksache 17/10208 Nr. A.20 Ratsdokument 10907/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.52 Ratsdokument 12756/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.56 Ratsdokument 12969/12 Drucksache 17/10898 Nr. A.12 Ratsdokument 13301/12 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/9797 Nr. A.8  EP P7_TA-PROV(2012)0147 Drucksache 17/10208 Nr. A.22  Ratsdokument 10923/12 Drucksache 17/10208 Nr. A.23  Ratsdokument 10926/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.58  Ratsdokument 12013/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.61 Ratsdokument 13052/12 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/10710 Nr. A.71  EP P7_TA-PROV(2012)0235 Drucksache 17/10710 Nr. A.72  Ratsdokument 11490/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.73 Ratsdokument 11491/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.74 Ratsdokument 11938/12  Drucksache 17/10710 Nr. A.75 Ratsdokument 12216/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.78  Ratsdokument 12400/12 Drucksache 17/10710 Nr. A.79  Ratsdokument 12968/12  Drucksache 17/10710 Nr. A.80  Ratsdokument 13107/12  Drucksache 17/10898 Nr. A.13 Ratsdokument 13220/12 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/6407 Nr. A.31  Ratsdokument 11205/11 Drucksache 17/6407 Nr. A.32  Ratsdokument 11237/11  Drucksache 17/6985 Nr. A.74  Ratsdokument 12141/11 Drucksache 17/7091 Nr. A.10  Ratsdokument 13478/11 Drucksache 17/7713 Nr. A.29  Ratsdokument 15247/11  Drucksache 17/8426 Nr. A.58 Ratsdokument 17273/11 202. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 43 Elterliche Sorge nicht verheirateter Eltern TOP 44 Frauen in Führungsgremien TOP 45 Finanzmarktstabilisierungsgesetz TOP 46 Unterstützung Alleinerziehender TOP 47 Finanzierung von Frauenhäusern Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Sönke Rix


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

    Herren! Die Situation unverheirateter Eltern ist – denn
    wir haben das Gesetz noch lange nicht beschlossen –
    nicht zumutbar. Die Situation unverheirateter Eltern ist,
    wenn es um die Frage des Sorgerechts geht – wir alle
    kennen Briefe von Betroffenen und Schilderungen aus
    unseren Wahlkreisen –, unbefriedigend. Diese Situation
    war schon vor den Gerichtsurteilen so. Seit den Ge-
    richtsurteilen hat sich die Situation nicht stark verändert.
    Daher ist es sehr bedauerlich, dass erst jetzt ein Gesetz-
    entwurf vorliegt.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir haben den Konflikten leider zu lange Raum gege-
    ben.

    Die Gemeinsamkeiten, die wir an dieser Stelle festge-
    stellt haben, sind darin begründet, dass uns die Gerichte
    einen eindeutigen Auftrag gegeben haben, in welche
    Richtung wir das Sorgerecht ändern sollen. Wir sollen
    gesetzlich festlegen, dass der Vater nach der Geburt des
    Kindes von Anfang an die gleichen Rechte bekommt wie
    die Mutter. Nun ist es so, dass immer dann ein Konflikt
    entsteht, wenn entschieden werden muss. An welcher
    Stelle wird es entschieden? Wie läuft dieses Verfahren
    ganz genau ab? Wenn Unterschiede vorhanden sind und
    wenn es zu einer Auseinandersetzung zwischen den El-
    tern kommt, dann unterscheiden sich die Vorlagen, die
    wir hier im Hause beraten. Bei unserem Vorschlag spielt
    das Standesamt eine zentrale Rolle. Wir sagen: Es muss
    eine Stelle geben, die die Eltern über die Bedeutung des
    Sorgerechts aufklärt.


    (Markus Grübel [CDU/CSU]: Dann ist es zu spät mit der Aufklärung!)


    – Aufgeklärt in Sachen des Sorgerechtes. Vorher müssen
    sie schon längst aufgeklärt sein; das hoffe ich zumindest.

    An dieser Stelle muss klargestellt werden, wie die Si-
    tuation ist. Wenn es dann zum Konflikt kommt, dann soll
    sich nach unserer Auffassung das Jugendamt vermittelnd
    einschalten. Ein schnelles Verfahren, wie es der Gesetz-
    entwurf der Bundesregierung vorsieht, halten wir für
    nicht richtig. Ein schnelles Verfahren würde bedeuten,
    dass Eltern und Jugendämter nicht ausreichend zu Wort
    kämen und das Kindeswohl zu wenig berücksichtigt
    würde. Ein schnelles Verfahren bedeutet nicht unbedingt
    immer eine Entscheidung zugunsten der Kinder. Aber
    eine solche Entscheidung wollen wir herbeiführen.


    (Beifall bei der SPD)


    Lieber Kollege Geis, Sie haben mehrfach darauf auf-
    merksam gemacht, welche Gemeinsamkeiten vorhan-
    den sind. Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal einem
    Ihrer Redebeiträge applaudieren würde.


    (Norbert Geis [CDU/CSU]: Gut!)


    Das wird sich spätestens bei der nächsten Debatte über
    das Betreuungsgeld wahrscheinlich wieder ändern. Sie
    haben zu Recht darauf hingewiesen, dass wir im Gesetz-
    gebungsverfahren noch einmal über Kurzfristigkeit der
    Sechswochenfrist sprechen und darauf hören sollten, wie
    die Sachverständigen die Praxis bewerten. Ich finde es
    sehr gut, dass Sie das an dieser Stelle gesagt haben. Ich
    würde mich freuen, wenn Sie die Sachverständigenmei-
    nung auch beim Betreuungsgeld so ernst nehmen wür-
    den wie in dieser Frage. Es gibt schließlich Sachverstän-
    dige und Experten, die hier Kritik geübt haben. Deshalb
    hätten wir uns gewünscht, dies nicht erst im Verfahren
    ändern zu müssen. Wenn aber eine gewisse Bereitschaft
    besteht, darüber zu reden, dann sind wir Ihnen an dieser
    Stelle natürlich dankbar.

    Auch müssen wir klarstellen, dass die Situation von
    unverheirateten Eltern aktuell nicht zufriedenstellend ist,
    wenn es um die Frage des Sorgerechts geht. Das hat
    auch etwas damit zu tun, dass sich das Bild, das wir nor-
    malerweise von Familie haben, gewandelt hat. Ich
    glaube noch immer, dass Herr Geis und ich in diesem
    Zusammenhang unterschiedliche Bilder haben. Aber wir
    haben eben erkannt, dass Väter und Mütter, also Männer
    und Frauen, in der Kindererziehung gleichberechtigt
    sein müssen. Deshalb ist es gut, dass wir an dieser Stelle
    jetzt etwas verändern und vom alten, konservativen Bild
    Abstand nehmen.

    Ich hoffe, dass sich im Gesetzgebungsverfahren auf
    Ihrer Seite das eine oder andere noch ändert und dass wir
    noch mehr zugunsten des Kindes erreichen.

    Danke schön.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Norbert Geis [CDU/CSU])




Rede von Katrin Dagmar Göring-Eckardt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Damit schließe ich die Aussprache.





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) (C)



(D)(B)


Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 17/11048 an die Ausschüsse vor-
geschlagen, die Sie in der Tagesordnung finden. Gibt es
andere Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das
so beschlossen.

Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 44 auf:

Erste Beratung des von den Abgeordneten
Dr. Eva Högl, Sebastian Edathy, Ingo Egloff,
weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD
sowie den Abgeordneten Renate Künast, Ekin
Deligöz, Monika Lazar, weiteren Abgeordneten
und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur För-
derung gleichberechtigter Teilhabe von Frauen
und Männern in Führungsgremien (GlTeilhG)

– Drucksache 17/11139 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales

Nach einer interfraktionellen Verabredung ist für die
Aussprache eine Zeit von eineinhalb Stunden vorgese-
hen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall.
Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat Renate
Künast für Bündnis 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Renate Künast


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es gibt

    kein wirklich gutes Argument gegen eine Frauenquote,


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    solange die Chefetagen zum Gutteil noch frauenfreie Zo-
    nen sind. Es hat sich nämlich nichts geändert. Nichts hat
    sich in 63 Jahren Grundgesetz geändert. Nichts hat sich
    seit der letzten Änderung des Grundgesetzes geändert.
    Nichts hat sich seit der freiwilligen Selbstverpflichtung
    geändert. Deshalb will ich, ehrlich gesagt, keine Gegen-
    argumente mehr hören, die ein gewisses Niveau nicht
    überschreiten.

    Man hört zum Beispiel, bei der Personalauswahl gehe
    es um Qualifikation und nicht um Geschlecht. Meine
    Herren, wenn es nach Qualifikation ginge, dann wären
    die Vorstände voller Frauen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Marco Buschmann [FDP]: Sie wollten doch ein bestimmtes Niveau nicht unterschreiten, Frau Künast!)


    Frauen haben die besseren Schulabschlüsse und die bes-
    seren Universitätsabschlüsse. Aber sie sind eben nicht
    durch die Glasdecke gestoßen; denn Männer finden of-
    fensichtlich immer Männer. Das ist doch komisch, oder?
    Frauen sind zuhauf im mittleren Management vertreten,
    stoßen aber nicht durch die Glasdecke. Wahr ist, dass mit
    einer sogenannten Frauenquote eine 100-prozentige
    Männerquote verhindert wird.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ich will auch nicht mehr hören, dass eine Frauenquote
    Männer benachteiligt. Das finde ich ein bisschen unlau-
    ter. Solange es faktisch Männerquoten von 100, 90 oder
    80 Prozent gibt, erhebt kein Mann seine Stimme. Wenn
    der Männeranteil aber auf 80 oder 60 Prozent sinkt, dann
    meinen Sie plötzlich nach 2 000 Jahren Männerdomi-
    nanz, jetzt seien die Männer benachteiligt. Dass auch
    noch unsere Frauenministerin solche Argumente bringt,
    spottet eigentlich jeder Beschreibung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist sie denn?)


    – Wo ist sie? Fragen Sie mich, oder wen fragen Sie? Es
    ist ja wohl typisch, dass Frau Schröder an dieser Stelle
    nicht anwesend ist.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist ja nur die „Dame“ Kues da!)


    Ich glaube nicht, dass es mehr als zwei, drei Frauen in
    der Bundesrepublik Deutschland gibt, die sich von die-
    ser Ministerin irgendeine Verbesserung der Situation der
    Frauen erwarten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Fakt ist: Die Geduld der Frauen ist zu Ende. Wir wol-
    len nicht länger warten. Wir wissen, dass Deutschland
    hinterherhängt. Unter dieser Bundesregierung ist
    Deutschland im internationalen Gleichstellungsranking
    vom elften auf den dreizehnten Platz abgerutscht, weil es
    erstens immer noch große Lohnunterschiede gibt und
    weil zweitens den Frauen in Deutschland nicht der Zu-
    gang zu Karriere und besser bezahlten Jobs eröffnet
    wird. Deshalb sage ich Ihnen ganz klar: Wir haben das
    Schröder/von-der-Leyen-Theater unter tatkräftiger An-
    führung von Angela Merkel satt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Die eine ist dagegen, die andere ist dafür, und Frau
    Merkel lässt es zu, dass sich die Zeitungen ausführlich
    damit beschäftigen. Wir haben als Abgeordnete dieses
    Hauses den aktuellen Gleichstellungsauftrag des Grund-
    gesetzes zu erfüllen. Dieser besagt: Wir müssen so lange
    aktiv Maßnahmen ergreifen, bis die Gleichstellung er-
    reicht ist. Deshalb bringen wir heute unseren Gesetzent-
    wurf in den Deutschen Bundestag ein.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wenn ich ehrlich bin, ist das auch der Versuch, das
    Versagen der Europäischen Kommission in dieser Wo-
    che bei der Regelung der Frauenquote ein wenig wettzu-
    machen. Dass die Europäische Kommission das Thema
    auf einen späteren Termin vertagt hat, ist ein Affront ge-





    Renate Künast


    (A) (C)



    (D)(B)


    gen die Frauen in Europa und eine Blamage für die
    Gleichstellungspolitik der Europäischen Kommission.
    Deutschland hat die Aufgabe, einen gewissen Druck
    auszuüben.

    Wir Grünen haben alles versucht. Wir haben in dieser
    Legislaturperiode einen eigenständigen Gesetzentwurf
    eingebracht. Er ist von Ihnen abgelehnt worden. Darauf-
    hin haben wir uns entschieden, sozusagen auf Knien zu
    den Frauen der anderen Fraktionen zu rutschen und für
    die Abfassung einer Berliner Erklärung zu werben. Wir
    haben uns auf den Kompromiss eingelassen, dass in den
    Führungsgremien, zum Beispiel in den Aufsichtsräten,
    der Frauenanteil nicht mindestens 40 Prozent, sondern
    mindestens 30 Prozent betragen soll. Wir haben es ge-
    schafft, dass die Frauen dieses Hauses eine Berliner Er-
    klärung unterschrieben haben. Diese Erklärung wurde
    des Weiteren unterschrieben von vielen anderen Frauen
    in der Republik, aus der Wissenschaft, aus der Wirt-
    schaft und aus den Medien. Selbst Friede Springer, die
    mit ihrem Konzern bislang sicherlich nicht die Speer-
    spitze der Frauengleichstellungsbewegung bildete, hat
    diese Erklärung unterschrieben. Nun wollen wir auch
    eine Abstimmung im Deutschen Bundestag mit einem
    entsprechenden Ergebnis herbeiführen. Es ist meine
    Bitte an die Frauen der Union, sich jetzt nicht kleinkrie-
    gen zu lassen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Die Frauen in diesem Land warten auf uns.

    Ich glaube, wir haben als Fraktion durchaus eine Leis-
    tung erbracht. Wir Grüne fordern: mindestens 40 Pro-
    zent Frauen, und das in einem viel kürzeren Zeitraum.
    Nachdem nun der Bundesrat unter Führung von Frau
    Kramp-Karrenbauer und Herrn Haseloff, also zweier
    CDU-Ministerpräsidenten, Frau Merkel die Gefolg-
    schaft versagt und einen Kompromiss angenommen hat,
    haben wir beschlossen, uns auf diesen Kompromiss ein-
    zulassen, der auf den Vorschlag von Hamburg zurück-
    geht und der einen Anteil von nur 20 Prozent Frauen
    vorsieht.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: 18 haben wir schon!)


    Wir lassen uns auf diesen Kompromiss ein. Das ist an
    dieser Stelle unser Angebot an Sie. Ich sage Ihnen: Die
    Zeit drängt. Was ich nicht sehen und lesen möchte, Herr
    Grosse-Brömer, ist, dass Sie sich im nächsten CDU-
    oder CSU-Wahlprogramm – dem Seehofer trauen wir ja
    alles zu – in Formulierungen ergehen wie etwa „Frauen
    müssen gleichberechtigt sein“.

    Das Jahr 2013 ist sozusagen ein Superwahljahr für
    Aufsichtsräte. Mehr als 80 Aufsichtsratssitze in den
    DAX-30-Unternehmen werden im Jahr 2013 besetzt. Ich
    möchte, dass dieses Haus vorher dafür Sorge trägt, dass
    mindestens 20 Prozent Frauen in die Aufsichtsräte ge-
    wählt werden müssen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Die Entscheidung hierüber ist in diesem Jahr zu treffen.

    Mein letzter Punkt. Wir strecken mit unserem Kom-
    promissangebot die Hand aus. Anders als Herr Fuchs
    heute in einem Interview bin ich jedoch der Meinung:
    Was beim Thema „Patientenverfügung“ oder beim
    Thema „Beschneidung“ möglich ist – die Annahme, dass
    es sich hierbei um eine Gewissensfrage handelt, bei der es
    keine Fraktionsdisziplin gibt –, das muss dann bitte schön
    auch bei den Themen „Frauenquote“ und „Gleichstellung
    von Frauen“ möglich sein. Rita Pawelski hat im Septem-
    ber dieses Jahres gesagt: Die Hamburger Hürde liegt mit
    20 Prozent nun wirklich sehr niedrig. Weniger zu fordern,
    das geht nicht. Es kann keine Kollegen, also Männer, ge-
    ben, die jetzt noch Nein sagen.