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ID1719914000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/199 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 199. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. Oktober 2012 I n h a l t : Ausschussüberweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 34: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur innerstaatlichen Umsetzung des Fiskalver- trags (Drucksachen 17/10976, 17/11011) . . . . . . . . in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 38: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Zweiten Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haus- haltsjahr 2012 (Zweites Nachtragshaus- haltsgesetz 2012) (Drucksache 17/10900) . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Peter Friedrich, Minister (Baden-Württemberg) . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Schwanitz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 35: a) Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Eva Bulling-Schröter, Ralph Lenkert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Energiewende sozial gestalten – Bezahlbare Strompreise gewährleisten (Drucksache 17/10800) . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Renate Künast, Bärbel Höhn, Kerstin Andreae, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Bezahlbare Energie sichern durch Einsparung, Er- neuerbare und mehr Verbraucher- rechte (Drucksache 17/11030) . . . . . . . . . . . . . . c) Beratung der Großen Anfrage der Abge- ordneten Rita Schwarzelühr-Sutter, Rolf Hempelmann, Dirk Becker, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der SPD: Die Energiewende – Kosten für Verbrau- cherinnen, Verbraucher und Unterneh- men (Drucksache 17/10366) . . . . . . . . . . . . . . 24085 A 24085 B 24085 B 24085 C 24087 C 24088 D 24089 B 24090 D 24091 A 24091 C 24093 A 24094 C 24096 B 24097 C 24099 B 24100 A 24101 A 24102 A 24103 A 24104 B 24105 C 24106 D 24107 A 24107 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 199. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Oktober 2012 Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . Klaus Breil (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sven Morlok, Staatsminister (Sachsen) . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD) . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . Dr. Erik Schweickert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Johannes Röring (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 36: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der steu- erlichen Förderung der privaten Altersvor- sorge (Altersvorsorge-Verbesserungsge- setz – AltvVerbG) (Drucksache 17/10818) . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Flosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Mathias Middelberg (CDU/CSU) . . . . . . Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . Ingrid Arndt-Brauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Daniel Volk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Kudla (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 13: a) Antrag der Fraktion der SPD: Eine gesetz- liche Obergrenze für verbraucherge- rechte Dispositionszinsen (Drucksache 17/10988) . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Dr. Axel Troost, Dr. Kirsten Tackmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Begrenzung der Zinssätze für Dispositions- und Überziehungskre- dite (Drucksache 17/10855) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erik Schweickert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 39: a) Beratung der Antwort der Bundesregie- rung auf die Große Anfrage der Abgeord- neten Marieluise Beck (Bremen), Volker Beck (Köln), Sylvia Kotting-Uhl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Rechtsstaatlich- keit in Russland (Drucksachen 17/7541, 17/9521) . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen), Volker Beck (Köln), Agnes Brugger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Keine Modernisierung Russlands ohne Rechtsstaatlichkeit (Drucksache 17/11002) . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Fraktion der SPD: Gemeinsam die Modernisierung Russlands voranbrin- gen – Rückschläge überwinden – Neue Im- pulse für die Partnerschaft setzen (Drucksache 17/11005) . . . . . . . . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Heinrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 24107 B 24108 D 24111 C 24113 B 24114 D 24115 D 24117 A 24117 C 24118 C 24120 D 24122 B 24123 A 24123 D 24124 C 24125 C 24126 D 24127 C 24129 B 24130 B 24131 C 24132 C 24133 C 24134 A 24134 C 24135 B 24135 B 24136 D 24138 C 24139 D 24141 B 24142 D 24144 C 24145 A 24146 A 24147 A 24148 D 24148 D 24149 A 24149 D 24151 A 24152 A 24153 C 24154 A 24154 D 24156 C 24157 C 24157 C 24157 D 24158 A 24159 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 199. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Oktober 2012 III Franz Thönnes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Kurth (Kyffhäuser) (FDP) . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24161 A 24163 A 24163 D 24165 A 24167 A 24168 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 199. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Oktober 2012 24085 (A) (C) (D)(B) 199. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. Oktober 2012 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 199. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Oktober 2012 24167 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 19.10.2012 Beck (Reutlingen), Ernst-Reinhard CDU/CSU 19.10.2012* Becker, Dirk SPD 19.10.2012 Binder, Karin DIE LINKE 19.10.2012 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 19.10.2012 Burchardt, Ulla SPD 19.10.2012 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 19.10.2012 Fischbach, Ingrid CDU/CSU 19.10.2012 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 19.10.2012 Funk, Alexander CDU/CSU 19.10.2012 Gruß, Miriam FDP 19.10.2012 Gunkel, Wolfgang SPD 19.10.2012 Dr. Happach-Kasan, Christel FDP 19.10.2012 Dr. Hein, Rosemarie DIE LINKE 19.10.2012 Heinen-Esser, Ursula CDU/CSU 19.10.2012 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.10.2012 Dr. Kaufmann, Stefan CDU/CSU 19.10.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.10.2012 Lanfermann, Heinz FDP 19.10.2012 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 19.10.2012 Dr. Lotter, Erwin FDP 19.10.2012 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 19.10.2012 Möhring, Cornelia DIE LINKE 19.10.2012 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 19.10.2012 Nahles, Andrea SPD 19.10.2012 Nink, Manfred SPD 19.10.2012 Ploetz, Yvonne DIE LINKE 19.10.2012 Remmers, Ingrid DIE LINKE 19.10.2012 Röspel, René SPD 19.10.2012 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.10.2012 Schlecht, Michael DIE LINKE 19.10.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 19.10.2012 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 19.10.2012 Simmling, Werner FDP 19.10.2012 Storjohann, Gero CDU/CSU 19.10.2012 Thomae, Stephan FDP 19.10.2012 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.10.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 19.10.2012 Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 19.10.2012 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.10.2012 Weinberg, Harald DIE LINKE 19.10.2012 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 19.10.2012 Werner, Katrin DIE LINKE 19.10.2012 Winkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.10.2012 Ziegler, Dagmar SPD 19.10.2012 Zypries, Brigitte SPD 19.10.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 24168 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 199. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Oktober 2012 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 901. Sitzung am 12. Ok- tober 2012 beschlossen, zu dem am 21. September 2012 zugeleiteten nachstehenden Gesetzentwurf gemäß Arti- kel 76 Absatz 2 Satz 3 des Grundgesetzes eine Verlänge- rung der Frist zur Stellungnahme zu verlangen. – Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung der Re- gulierung im Eisenbahnbereich Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Globalisierung gestalten – Partnerschaften ausbauen – Verantwortung teilen – Drucksache 17/8600 – – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parlamentarischen Versammlung der NATO 57. Jahrestagung der Parlamentarischen Versammlung der NATO vom 7. bis 10. Oktober 2011 in Bukarest, Ru- mänien – Drucksachen 17/9603, 17/10707 Nr.1.1 – – Unterrichtung durch die Delegation des Deutschen Bundes- tages in der Ostseeparlamentarierkonferenz 20. Jahrestagung der Ostseeparlamentarierkonferenz vom 28. bis 30. August 2011 in Helsinki, Finnland – Drucksachen 17/10498, 17/10707 Nr. 1.10 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit der Westeuropäischen Union für die Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni 2011 – Drucksachen 17/10594, 17/10707 Nr. 1.13 – Ausschuss für Kultur und Medien – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Maßnahmen zur Förderung der Kulturarbeit gemäß § 96 des Bundesver- triebenengesetzes in den Jahren 2009 und 2010 – Drucksache 17/9401 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/10208 Nr. A.1 Ratsdokument 10186/12 Drucksache 17/10208 Nr. A.2 Ratsdokument 10213/12 Drucksache 17/10208 Nr. A.3 Ratsdokument 10313/12 Haushaltsausschuss Drucksache 17/9797 Nr. A.4 Ratsdokument SEK(2012)270 endg. Drucksache 17/10028 Nr. A.3 Ratsdokument 10717/12 Verteidigungsausschuss Drucksache 17/5822 Nr. A.41 EuB-BReg 154/2011 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/6407 Nr. A.23 Ratsdokument 10958/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.60 Ratsdokument 11845/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.61 Ratsdokument 12491/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.62 Ratsdokument 12757/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.64 Ratsdokument 13016/11 Drucksache 17/7260 Nr. A.5 Ratsdokument 13683/11 Drucksache 17/7549 Nr. A.9 Ratsdokument 14450/11 Drucksache 17/7713 Nr. A.22 Ratsdokument 15405/11 199. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 34, 38 Umsetzung Fiskalvertrag, Nachtragshaushaltsgesetz TOP 35 Soziale Gestaltung der Energiewende TOP 36 Steuerliche Förderung der privaten Altersvorsorge TOP 13 Obergrenze für Dispo-Kreditzinsen TOP 39, ZP 8 Rechtsstaatlichkeit in Russland Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ingrid Arndt-Brauer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

    ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Am liebsten
    würde ich meine Redezeit damit verbringen, meinem
    Vorredner zu widersprechen,


    (Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: War alles richtig!)


    aber ich widerstehe dieser Versuchung. Er wird das im
    nächsten Jahr schon erleben. Dann hat er einen gewissen
    Lerneffekt, und das ist ja auch okay.

    Ich habe hier gestern einer Besuchergruppe von mir
    erzählt, dass ich heute eine Rede halten werde. Sie frag-
    ten mich natürlich sofort, zu welchem Thema ich reden
    werde. Ich antwortete: Altersvorsorge-Verbesserungsge-
    setz. Daraufhin begann eine Diskussion. Sie fragten
    mich sofort: Oh, worüber redest du? Wirst du etwas zu
    Frau von der Leyens Zuschussrente und zur Bekämp-
    fung der Altersarmut sagen? Wirst du etwas zur Genera-
    tionengerechtigkeit, zum Vorschlag der jungen Abgeord-
    neten sagen? Wirst du etwas zum Vorschlag von Herrn
    Laumann – wir kommen ja aus dem Münsterland –, also
    zum Vorschlag des Arbeitnehmerflügels, sagen? Findest
    du nicht auch toll, welche Rentenvorschläge die CSU
    hat? – Ich musste die Diskussion leider abwürgen und
    habe gesagt: Nein, es geht nur um die steuerliche Förde-
    rung der privaten Altersvorsorge. Alles andere regelt
    diese Regierungskoalition leider immer noch nicht.


    (Beifall bei der SPD – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Ein Skandal ist das!)


    Herr Flosbach hat in seiner Rede gesagt, er greife fünf
    Punkte heraus. Leider enthält der Gesetzentwurf auch
    nur fünf Ziele. Ich weiß nicht, ob wir in der zweiten und
    dritten Lesung noch zehn weitere nachgeliefert bekom-
    men. Bei manchen Zielen kann man sagen: Okay, das ist
    vielleicht eine kleine Verbesserung. Aber hier eine
    Stunde lang darüber zu diskutieren und so zu tun, als ob
    wir mit diesen fünf Zielen in der Bundesrepublik etwas
    grundlegend verbessern, ist schon ein bisschen unred-
    lich.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Mathias Middelberg [CDU/ CSU]: Da war Herr Schick aber anderer Auffassung!)


    Ich möchte meinen Kollegen von den Linken ein biss-
    chen widersprechen. Wir hatten einen guten Grund für
    das Drei-Säulen-Modell. Ich denke, wir sollten es weiter-
    entwickeln und fortführen. Die gesetzliche Rentenversi-
    cherung ist natürlich die Grundlage. Sie muss lebensfähig
    bleiben. Obwohl wir immer weniger Beitragszahler ha-
    ben, müssen wir uns überlegen, wie wir das schaffen. Das
    ist schwierig genug. Deswegen muss sie mit der betrieb-
    lichen Rente ergänzt werden. Das sehe ich genauso wie
    mein Parteivorsitzender, dessen Name meinem Vorredner

    gar nicht über die Lippen kam. Ich kann gerne sagen, dass
    er Sigmar Gabriel heißt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Die Idee, so viele wie möglich in eine Betriebsrente als
    zweite Säule einzahlen zu lassen, finde ich sehr löblich.
    Ich bin auch der Meinung, dass die dritte Säule, die pri-
    vate Altersvorsorge, sinnvoll ist.

    Die Riester-Rente haben wir aus guten Gründen ein-
    geführt. Vom System her ist sie so angelegt gewesen,
    dass Menschen, die relativ wenig Einkommen haben,
    mit Förderanteilen in die Lage versetzt werden, etwas
    für ihre Rente zurückzulegen. Dieses Zurücklegen kann
    man durchaus wörtlich nehmen. Es war eigentlich nicht
    so gedacht, dass man permanent etwas herausnimmt und
    sich Häuser davon baut. Diese Erweiterung auf Wohn-
    Riester geht an dem ursprünglichen Modell vorbei. Ich
    weiß nicht, ob man das so stark privilegieren sollte. Ich
    bin da sehr skeptisch.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Ich komme zur nächsten von Ihnen geplanten Verbes-
    serung: Thema Rürup. Sie haben bei der Versicherung
    von Selbstständigen eine offene Flanke. Gegen das Kon-
    zept von Frau von der Leyen, Selbstständige zwangszu-
    versichern, gibt es eine Petition, die 80 000 Menschen
    unterzeichnet haben. Ich denke, das ist eine große Zahl,
    und das zeigt, dass Sie für diese Personengruppe keine
    Lösung anbieten. Es reicht, glaube ich, nicht aus, Rürup
    etwas transparenter zu machen. Wir müssen für die
    Selbstständigen sorgen. Mir wäre es am liebsten, wenn
    die Selbstständigen in der gesetzlichen Rentenversiche-
    rung wären.


    (Frank Schäffler [FDP]: Das befürchte ich auch!)


    Darüber sollten Sie vielleicht einmal nachdenken. Der
    Sprung von 20 000 auf 24 000 Euro ist keine Revolu-
    tion. Ich habe grundsätzlich nichts dagegen; aber Sie
    sollten zur Kenntnis nehmen, dass das System an den
    Menschen, die es brauchen, ein Stück weit vorbeigeht.


    (Beifall bei der SPD)


    So gut es den heutigen Rentnern auch geht, dürfen wir
    nicht verkennen, dass wir momentan 4,2 Millionen Be-
    schäftigte haben, die weniger als 1 500 Euro verdienen.
    Das liegt daran, dass es keinen flächendeckenden gesetz-
    lichen Mindestlohn gibt, dass es prekäre Arbeitsverhält-
    nisse und sehr viele 400-Euro-Jobs gibt.


    (Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Dass wir viele schlecht ausgebildete Menschen haben!)


    – Gut. – In dieser Situation befinden wir uns. Diese
    Menschen haben weder Riester- noch Rürup-Verträge.
    Um diese Menschen müssen wir uns kümmern; denn sie
    werden von Altersarmut betroffen sein.


    (Beifall bei der SPD)


    Ich möchte Sie daher bitten, Ihr Konzept grundlegend
    zu überarbeiten und in ein Gesamtkonzept einzubinden
    und die Baustellen, die Sie in anderen Bereichen haben,
    endlich anzugehen, ob mit Zuschüssen wie beim Kon-





    Ingrid Arndt-Brauer


    (A) (C)



    (D)(B)


    zept von Frau von der Leyen, ob mit Pflegeanrechnungs-
    zeiten oder anders. Einigen Sie sich bitte auf ein Kon-
    zept, damit die Menschen Klarheit haben und sehen, was
    sie im Alter erwartet. Das wissen sie nämlich nicht, weil
    nicht klar ist, welche Ihrer Vorschläge umgesetzt wer-
    den. Machen Sie ein Gesamtkonzept! Dann sehen die
    Menschen, wie große ihre persönliche Lücke sein wird,
    und können mit Riester oder Rürup darauf reagieren.
    Überarbeiten Sie diese fünf Ziele! Ich würde sie um zehn
    weitere Ziele ergänzen. Es kann nur besser werden.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Daniel Volk von

der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Daniel Volk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Herzlichen Dank. – Herr Präsident! Meine sehr geehr-

    ten Damen und Herren! Es ist sehr auffällig, Frau Arndt-
    Brauer, dass Sie durch Ihren eigenen Redebeitrag im
    Grunde gezeigt haben, dass auch Sie das Thema private
    Altersvorsorge offenbar viel zu gering einschätzen. Dies
    ist vor allem deswegen auffällig, weil es ja gerade Ihre
    Partei war, die einige dieser Modelle eingeführt hat. Das
    ist ein weiterer Punkt, bei dem sich die SPD von Projek-
    ten, die gerade einmal vor zehn Jahren eingeführt wor-
    den sind, verabschiedet.


    (Petra Hinz [Essen] [SPD]: Woher nehmen Sie das denn?)


    Das ist tatsächlich ein auffälliger und aufmerksam zu be-
    obachtender Prozess.


    (Petra Hinz [Essen] [SPD]: Das ist eine unwahre Tatsachenbehauptung, die Sie da vom Rednerpult tätigen!)


    Ich denke schon, dass wir den Bürgerinnen und Bür-
    gern, den Steuerzahlern, auch die Bedeutung und die
    Wichtigkeit einer privaten Altersvorsorge deutlich ma-
    chen müssen. Insofern ist es, glaube ich, kein guter Bei-
    trag in dieser Diskussion, die private Altersvorsorge aus-
    drücklich als weniger wichtig darzustellen. Man sollte
    sie eher als viel wichtiger darstellen.


    (Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Ich habe gesagt: eine Säule!)


    Deswegen ist es gut, dass hier ein Gesetzentwurf vorge-
    legt worden ist, mit dem die Bürgerinnen und Bürger
    dazu gebracht werden, privat für ihre Altersvorsorge zu
    sorgen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Den Beitrag des Kollegen Schick von den Grünen
    fand ich demgegenüber in einzelnen Punkten recht hilf-
    reich. Es ist sicherlich der eine oder andere Punkt ange-
    sprochen worden, über den man während der Beratung
    diskutieren sollte. Ich meine aber, dass die Idee eines
    staatlich angebotenen Vorsorgeproduktes oberflächlich

    betrachtet sehr attraktiv klingt, sich aber bei Lichte, bei
    genauerer Betrachtung, durchaus die Frage stellt: Wer
    soll eigentlich wissen, dass dieses eine staatlich organi-
    sierte Vorsorgeprodukt das effizienteste ist?


    (Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muss niemand wissen! Das kann jeder aussuchen!)


    Wir haben die Erfahrung gemacht, dass dort, wo der
    Staat in die Wirtschaft eingreift, die Effizienz schlicht-
    weg eher leidet. Deswegen habe ich Probleme, diesem
    Vorschlag zu folgen.

    Bezeichnend war allerdings der Beitrag vonseiten der
    Linksfraktion. Herr Birkwald, dass Sie sich hier nicht
    hingestellt und einen ehemaligen Sozialminister, näm-
    lich Norbert Blüm, zitiert haben, der „Eines ist sicher:
    die Rente“, gesagt hat, wunderte mich.


    (Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Er war rentenpolitisch fortschrittlicher als ihr!)


    Eines ist doch mittlerweile klar geworden, nämlich dass
    wir die zwei weiteren Säulen neben der gesetzlichen
    Rentenversicherung deswegen etablieren und stärken,
    weil ein Vertrauen allein auf die gesetzliche Rentenversi-
    cherung schlicht nicht ausreicht. Das ist doch wohl je-
    dem klar geworden.


    (Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das ist ein Irrtum!)


    Sich vor diesem Hintergrund hier hinzustellen und zu sa-
    gen: „Alles andere weg, alles in die gesetzliche Renten-
    versicherung“, ist wider besseres Wissen und wider jeg-
    liche Erfahrung aus der Vergangenheit.


    (Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Nein! Fragen Sie mal die Menschen!)


    Im Übrigen wurde hier angesprochen: Na ja, das mit
    dem Wohn-Riester ist eigentlich nicht der richtige An-
    satzpunkt.


    (Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Das war nicht unsere Idee!)


    Ich möchte es genau andersherum betonen. Ich glaube,
    wir sollten viel stärker das Wohneigentum der einzelnen
    Bürger in den Vordergrund stellen.


    (Petra Hinz [Essen] [SPD]: Wer kann sich das denn leisten? – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das ist nur die eine Hälfte der Bevölkerung!)


    Wenn man sieht, wohin momentan die Geldströme flie-
    ßen,


    (Zuruf von der LINKEN: Vor allem in die eigene Tasche!)


    dann sollte man diese Bedeutung wachsen lassen, und
    das machen wir mit dem Wohn-Riester.

    Sie haben die Frage gestellt: Wer kann sich das denn
    leisten? Ich kann Ihnen sagen: Das kann sich derjenige
    leisten, der einen Arbeitsplatz hat. Entscheidend ist, dass
    wir wieder eine solch gute wirtschaftliche Entwicklung





    Dr. Daniel Volk


    (A) (C)



    (D)(B)


    haben, auch auf dem Arbeitsmarkt, dass sich die Leute
    das wieder leisten können.


    (Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Also kein Niedriglohn mehr?)


    Für die private Altersvorsorge wäre es ein Problem,
    wenn die Arbeitslosenzahlen wieder in die Höhe schnel-
    len würden.


    (Petra Hinz [Essen] [SPD]: Ein faires und gerechtes Auskommen ist wichtig!)


    Wir haben für eine gute Entwicklung gesorgt. Insofern
    ist es nur konsequent, dass wir in einem zweiten Schritt
    den Entwurf eines Altersvorsorge-Verbesserungsgeset-
    zes vorlegen.

    Ich freue mich auf die Beratungen. Ich denke, Sie
    sollten noch einmal darüber nachdenken, ob Sie diesem
    Gesetzentwurf nicht doch uneingeschränkt zustimmen.


    (Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Das kann ich wirklich nicht zusagen!)


    Vielen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)