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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/191 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 191. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 12. September 2012 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksache 17/10200) . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksache 17/10201) . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 23 Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Dirk Niebel, Bundesminister  BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christiane Ratjen-Damerau (FDP) . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karin Roth (Esslingen) (SPD) . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 04 Bundeskanzleramt Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Dr. Angela Merkel,  Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Petra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Neumann, Staatsminister  BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . Reiner Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Agnes Krumwiede (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22959 A 22959 B 22959 B 22961 B 22963 A 22965 B 22966 C 22967 D 22968 D 22970 B 22971 B 22972 A 22973 A 22973 D 22974 D 22975 D 22977 A 22978 A 22978 D 22980 A 22985 A 22992 C 22997 C 23002 A 23006 A 23008 B 23010 B 23011 C 23012 D 23015 B 23016 B 23017 D 23019 B 23020 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 191. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. September 2012 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister  AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bijan Djir-Sarai (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ruprecht Polenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Bettina Kudla (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister  BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim)  (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen)  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 23022 A 23023 D 23025 D 23028 B 23029 B 23031 A 23031 D 23033 C 23034 D 23036 A 23037 B 23038 B 23039 A 23041 A 23043 C 23045 A 23046 C 23047 D 23049 A 23050 C 23052 A 23053 B 23054 C 23055 A 23056 B 23057 D 23059 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 191. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. September 2012 22959 (A) (C) (D)(B) 191. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 12. September 2012 Beginn: 10.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 191. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. September 2012 23059 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 12.09.2012 Dr. Bartsch, Dietmar DIE LINKE 12.09.2012 Binder, Karin DIE LINKE 12.09.2012 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 12.09.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 12.09.2012 Dr. Dehm, Diether DIE LINKE 12.09.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 12.09.2012 Gohlke, Nicole DIE LINKE 12.09.2012 Höferlin, Manuel FDP 12.09.2012 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2012 Kilic, Memet BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2012 Koch, Harald DIE LINKE 12.09.2012 Kolbe (Leipzig),  Daniela SPD 12.09.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2012 Mast, Katja SPD 12.09.2012 Mücke, Jan FDP 12.09.2012 Rupprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 12.09.2012 Scheelen, Bernd SPD 12.09.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 12.09.2012 Simmling, Werner FDP 12.09.2012 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 12.09.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 191. Sitzung Inhaltsverzeichnis Epl 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 05 Auswärtiges Amt Epl 14 Verteidigung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Thomas Silberhorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Das Bundesverfassungsgericht hat zum Euro-
    päischen Stabilitätsmechanismus heute eine Entschei-
    dung getroffen, die, wie ich finde, einen versöhnlichen
    Kern hat. Denn das Bundesverfassungsgericht stellt fest,
    dass die Haushaltsverantwortung des Deutschen Bun-
    destages gewahrt wird.

    Das Bundesverfassungsgericht hat damit einerseits
    klargemacht, dass der Deutsche Bundestag keine unbe-
    grenzte Haftung für andere übernehmen darf, und ande-
    rerseits die Beteiligungsrechte des Deutschen Bundesta-
    ges sichergestellt. Ganz neu an dieser Entscheidung ist,
    dass der Bund erstmals verpflichtet worden ist, einen
    Vorbehalt bei der Ratifikation eines europäischen Vertra-
    ges zu erklären. Das bedeutet, dass unsere grundgesetz-
    liche Ordnung gewahrt bleibt und nicht durch europäi-
    sche Interventionen ausgehebelt werden könnte; ich
    formuliere das sehr vorsichtig.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Dieses Ergebnis ist durchaus vergleichbar mit dem
    Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Lissabon-
    Vertrag. Ich möchte auf diese Parallele hinweisen, weil
    damals eine Interpretation vorgenommen worden ist, die
    ich nicht teile. Sie lautete, der Vertrag sei zwar ganz in
    Ordnung gewesen; aber der Bundestag habe mit seiner
    Begleitgesetzgebung einen Fehler gemacht. – Nein,
    meine Damen und Herren: Der Lissabon-Vertrag durfte
    damals nur nach Maßgabe der Entscheidungsgründe des
    Bundesverfassungsgerichts in Kraft treten. So ist es auch
    hier. Es ist nicht so, dass der ESM-Vertrag per se voll-
    ständig in Ordnung ist und der Bundestag nur mehr, als
    er bisher beschlossen hat, darauf achten muss, dass seine
    Haushaltsverantwortung gewahrt bleibt, sondern es ist
    so, dass dieser Vertrag nur nach Maßgabe der Vorgaben,
    die das Bundesverfassungsgericht gemacht hat, in Kraft
    treten darf. Deswegen ist das Urteil so wichtig.

    Die Europäische Zentralbank hat verkündet, dass sie
    auf den Märkten jetzt unbegrenzt Anleihen aufkaufen
    will. Ich vernehme mit Interesse, dass der Präsident der
    Deutschen Bundesbank dieser Entscheidung nicht zuge-

    stimmt hat, weil er, übrigens schon seit vielen Monaten,
    darauf drängt, dass wir zwischen Geldpolitik, die Sache
    der Zentralbanken ist, und Fiskalpolitik, die Sache der
    Gesetzgeber ist, unterscheiden.


    (Beifall des Abg. Klaus-Peter Willsch [CDU/ CSU])


    Wenn wir diese Unterscheidung aufheben würden,
    dann wäre das ein fundamentaler Kurswechsel in der
    Währungsunion. Insofern wirft das Verhalten der Euro-
    päischen Zentralbank schon die Frage auf, ob wir es auf
    Dauer hinnehmen können, dass solche Entscheidungen,
    die umfangreiche Gewährleistungen für Deutschland
    zum Ergebnis haben, in der Form, in der es bisher ge-
    schieht, getroffen werden können.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was heißt das?)


    Ich bin sehr dafür, dass wir darüber nachdenken und of-
    fen darüber diskutieren, ob wir die Entscheidungsverfah-
    ren in der Europäischen Zentralbank nicht auf den Prüf-
    stand stellen müssen.


    (Dr. Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Und dann?)


    Man kann darüber diskutieren, ob die Entscheidungen
    wirklich im Rat der EZB oder doch eher im Direktorium
    getroffen werden müssen. Man kann auch darüber nach-
    denken, ob man sich den Entscheidungsmechanismus
    des Europäischen Stabilitätsmechanismus noch einmal
    anschaut, in dem geregelt ist, dass sich die Stimmenge-
    wichtung nach dem Kapitalanteil richtet, einschließlich
    einer Sperrminorität von 85 Prozent aller Stimmen. Je-
    denfalls muss Deutschland ein angemessenes Gewicht in
    der Europäischen Zentralbank erhalten.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben wir doch!)


    Meine Damen und Herren, wir sollten uns über eines
    im Klaren sein: Man kann durch Finanzhilfen Zeit ge-
    winnen. Man kann auch durch Interventionen der Euro-
    päischen Zentralbank Zeit gewinnen. Aber man sollte
    sich nicht täuschen: Durch den Gewinn von Zeit sind die
    Ursachen der Krise noch nicht beseitigt. Deswegen steht
    und fällt die Stabilisierung unserer Währungsordnung
    damit, dass in den Haushalten der Mitgliedstaaten, in der
    Wirtschaftspolitik der Mitgliedstaaten und in den Ver-
    waltungen die nötigen Strukturreformen durchgeführt
    werden.


    (Dr. Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darüber haben wir doch die Kontrolle!)


    Ich weise darauf hin, dass wir noch die offene Frage
    beantworten müssen, was passiert, wenn alle Finanzhil-
    fen und alle Reformen, die wir miteinander vereinbaren,
    am Ende nicht ausreichend erfolgreich sind. Wir brau-
    chen für diesen Fall Verfahren zur Restrukturierung von
    Staatsschulden. Das ist in einer Währungsunion eine ge-
    meinsame Aufgabe. So wie schon im letzten Jahr eine
    Umstrukturierung für Griechenland durchgeführt wurde,





    Thomas Silberhorn


    (A) (C)



    (D)(B)


    muss man nun darauf hinwirken, dass ein entsprechen-
    des Verfahren etabliert wird, das transparent und offen
    ist, damit sich auch die Märkte darauf einstellen können.

    Ich rate dazu, dass wir uns einmal sehr genau an-
    schauen, was in den Vereinigten Staaten von Amerika
    passiert ist, die seit ihrer Gründung bis etwa 1850 neun
    Staatsbankrotte hingelegt haben. Die Staatsbankrotte in
    diesem Bundesstaat fanden erst dann ein Ende, als man
    sich darauf verständigt hat, dass die einzelnen Bundes-
    länder für ihr Handeln selber haften, und als man ein
    Verfahren aufgesetzt hat, das eine geordnete Restruktu-
    rierung der Staatsschulden ermöglicht. Diese Frage ist,
    wie gesagt, noch offen. Ich glaube, dass wir gut daran
    tun, in aller Nüchternheit darüber zu diskutieren. Denn
    uns muss an der Stabilität unserer gemeinsamen Wäh-
    rung gelegen sein.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Meine Damen und Herren, wenn die Stabilität der
    Währung – wenn Sie mir diesen Satz noch gestatten,
    Herr Präsident – erfordert, dass wir in Europa noch en-
    ger zusammenarbeiten und dass wir die vereinbarten Re-
    geln über Haushaltsdisziplin durchsetzen, dann sollten
    wir dazu bereit sein und der Europäischen Union die da-
    für notwendigen Kompetenzen einräumen. Ich warne al-
    lerdings davor, aus Anlass dieser Krise mehr oder weni-
    ger Wünschenswertes draufzupacken und die Lage
    damit zu überfrachten. Wir sollten uns auf das konzen-
    trieren, was zur Lösung dieser Krise notwendig und rea-
    lisierbar ist. Denn auch diese Vorgehensweise dient der
    Vertrauensbildung auf den Märkten und in unserer Be-
    völkerung.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Michael Brand ist der nächste Redner für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michael Brand


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Sehr geehrter Herr Außenminister, in der Außenpolitik
    orientieren wir uns Gott sei Dank und in breitem Kon-
    sens an den Grundwerten von Menschenrechten und De-
    mokratie. Lieber Herr Kollege Brandner, Sie haben ja
    gerade Ihre Rechenkünste unter Beweis gestellt. Wir in
    der Koalition begrüßen ausdrücklich, dass sich die
    Orientierung an Menschenrechten und Demokratie im
    Einzelplan des Auswärtigen Amtes deutlich nieder-
    schlägt. Humanitäre Hilfe stellt ebenso einen Pfeiler dar
    wie nachhaltige Unterstützung von Demokratie.

    Über humanitäre Hilfe kann man hier sicher nicht re-
    den, ohne über Syrien zu sprechen, wie es auch andere
    Redner vor mir getan haben. Erst heute Morgen hatten
    wir eine Sondersitzung des Ausschusses für Menschen-

    rechte und Humanitäre Hilfe. In der Aussprache wurde
    sehr deutlich, dass wir in den nächsten Monaten mit wei-
    terer Not rechnen müssen und dass wir unbedingt reak-
    tionsfähig bleiben müssen. In den Lagern kommt nach
    der Hitze des Sommers nun bald die Kälte des Winters.
    Wir unterstützen ausdrücklich die Bundesregierung, die
    über die EU und auch bilateral den Opfern des Bürger-
    krieges in Syrien hilft.

    Von einer Reise nach Jordanien und in den Libanon
    vor nicht allzu langer Zeit weiß ich sehr wohl, dass wir
    den gesamten Nahen Osten destabilisiert sehen werden,
    wenn es nicht gelingt, das Regime Assad in die Schran-
    ken zu weisen und ein Überspringen des Konflikts auf
    die Nachbarn zu verhindern. Jordanien und der Libanon
    sind bis zum Anschlag angespannt, und die enorme
    Flüchtlingswelle könnte diese kleinen, intern sehr fragi-
    len Länder aus dem Gleichgewicht stürzen. Es ist ein
    Gebot der Menschenwürde, unschuldigen Opfern zu
    Hilfe zu kommen. Zudem ist es außenpolitische Ver-
    nunft, die Nachbarn Syriens und im Übrigen auch die
    Nachbarn Israels in dieser Lage nach Kräften zu unter-
    stützen.

    Am Horn von Afrika spielt sich eine wohl noch weit
    größere Katastrophe ab. Wir haben auch dieses Thema
    mehrfach erörtert. Wir wissen, dass es keine einfache
    Lösung gibt, um für diese Hunderttausenden Menschen
    das Überleben zu sichern. Ich selbst habe meinen Be-
    such im größten Flüchtlingslager auf diesem Planeten, in
    Dadaab, mit Hunderttausenden von Flüchtlingen, als
    politischen und humanitären Schock empfunden. Wir
    wissen um die Größe der Probleme, die wir – vom Mitt-
    leren Osten bis hin zum Horn von Afrika – zu bewälti-
    gen haben. Umso mehr gilt, meine lieben Kolleginnen
    und Kollegen: Wir dürfen nicht zulassen, dass diese Ka-
    tastrophe von biblischem Ausmaß als Dauerkatastrophe
    in Ostafrika hingenommen wird. Es geht nicht nur um
    den Schutz vor Piraten vor der somalischen Küste. Es
    geht um einen neuen Ansatz für das Horn von Afrika,
    den der UN-Generalsekretär zu Recht fordert und an
    dem wir kontinuierlich arbeiten. Insgesamt dürfen wir
    – das hat auch heute in der Beratung eine Rolle gespielt –
    bei allen Bemühungen nicht aus dem Auge verlieren,
    dass wir in den kommenden Monaten national, in der EU
    und in der UN Ressourcen bereithalten müssen, um ge-
    nau dann humanitär intervenieren zu können, wenn die
    Not am größten ist. Wir werden nicht als Routine ein-
    kehren lassen, dass erst einmal der Aufschrei der Huma-
    nitären kommen muss, bis wir dann rasch etwas zusam-
    menstricken, um das Nötigste und manchmal auch etwas
    weniger tun zu können.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, aus dem großen
    Feld der Menschenrechtspolitik will ich eines bewusst
    herausgreifen, das uns in Europa noch immer betrifft.
    Auch wir in Europa haben eine Katastrophe mit über
    hunderttausend Toten zu beklagen gehabt. Europa hat
    dem Völkermord in Bosnien zu lange zugeschaut und
    den Opfern zu spät geholfen. Ausdrücklich begrüßen wir
    den deutschen Beitrag zum Strafgerichtshof und die An-
    klage der Täter. Auch hier gilt: Es ist eine Frage der
    Menschenrechte, aber auch der außenpolitischen Ver-
    nunft.





    Michael Brand


    (A) (C)



    (D)(B)


    Es ist ein ganz wichtiges Signal: Wer Kriegsverbre-
    chen begeht, der kommt nicht mehr so einfach davon.
    Wer potenzielle Täter abschreckt, vermeidet Konflikte
    und vermeidet damit die hohen menschlichen Preise und
    die finanziellen Kosten, mit der eine Intervention oder
    der Post-Konflikt zu Buche schlagen. Es ist idealistisch
    und auch ökonomisch richtig: Der Schutz der Menschen-
    rechte zahlt sich immer aus!

    Eine aktuelle Bemerkung zum Schluss zu den Opfern
    von Völkermord und Vertreibung am Beispiel des Ortes,
    der hier in der Debatte schon erwähnt worden ist, näm-
    lich Srebrenica. Tausende wurden ermordet und vertrie-
    ben. Die Vertriebenen sind gekennzeichnet von Trauer
    und Traumatisierung. Nun sollen bei den kommenden
    Kommunalwahlen die Opfer von der Wahl in Srebrenica
    ausgeschlossen werden. Die Täter von gestern drohen
    vollends die Kontrolle zu übernehmen. Dies hätte mit
    Recht, mit Gerechtigkeit, mit Frieden und mit Versöh-
    nung nichts zu tun. Ich nutze diese Aussprache, um die
    Bundesregierung sehr nachdrücklich aufzufordern, sich
    dieses Themas unmittelbar anzunehmen. Es kann nicht
    sein, dass wir jährlich Kränze niederlegen, an die Opfer
    erinnern und sie den Tätern von gestern überlassen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])