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ID1719111300

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    Plenarprotokoll 17/191 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 191. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 12. September 2012 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksache 17/10200) . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksache 17/10201) . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 23 Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Dirk Niebel, Bundesminister  BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christiane Ratjen-Damerau (FDP) . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karin Roth (Esslingen) (SPD) . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 04 Bundeskanzleramt Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Dr. Angela Merkel,  Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Petra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Neumann, Staatsminister  BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . Reiner Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Agnes Krumwiede (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22959 A 22959 B 22959 B 22961 B 22963 A 22965 B 22966 C 22967 D 22968 D 22970 B 22971 B 22972 A 22973 A 22973 D 22974 D 22975 D 22977 A 22978 A 22978 D 22980 A 22985 A 22992 C 22997 C 23002 A 23006 A 23008 B 23010 B 23011 C 23012 D 23015 B 23016 B 23017 D 23019 B 23020 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 191. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. September 2012 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister  AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bijan Djir-Sarai (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ruprecht Polenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Bettina Kudla (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister  BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim)  (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen)  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 23022 A 23023 D 23025 D 23028 B 23029 B 23031 A 23031 D 23033 C 23034 D 23036 A 23037 B 23038 B 23039 A 23041 A 23043 C 23045 A 23046 C 23047 D 23049 A 23050 C 23052 A 23053 B 23054 C 23055 A 23056 B 23057 D 23059 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 191. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. September 2012 22959 (A) (C) (D)(B) 191. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 12. September 2012 Beginn: 10.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 191. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. September 2012 23059 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 12.09.2012 Dr. Bartsch, Dietmar DIE LINKE 12.09.2012 Binder, Karin DIE LINKE 12.09.2012 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 12.09.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 12.09.2012 Dr. Dehm, Diether DIE LINKE 12.09.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 12.09.2012 Gohlke, Nicole DIE LINKE 12.09.2012 Höferlin, Manuel FDP 12.09.2012 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2012 Kilic, Memet BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2012 Koch, Harald DIE LINKE 12.09.2012 Kolbe (Leipzig),  Daniela SPD 12.09.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2012 Mast, Katja SPD 12.09.2012 Mücke, Jan FDP 12.09.2012 Rupprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 12.09.2012 Scheelen, Bernd SPD 12.09.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 12.09.2012 Simmling, Werner FDP 12.09.2012 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 12.09.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 191. Sitzung Inhaltsverzeichnis Epl 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 05 Auswärtiges Amt Epl 14 Verteidigung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Alexander Ulrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Herr Westerwelle, Sie haben über den Iran gesprochen.
    Hören Sie doch bitte auf, nach mehr Sanktionen zu ru-
    fen, die nur die Bevölkerung treffen! Denn damit tragen
    Sie zur Eskalation bei und machen einen Krieg gegen
    den Iran wahrscheinlicher.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Aber lassen Sie uns über Europa reden. Die Krisen-
    politik Europas, der Troika, die letztendlich diktiert wor-
    den ist von Merkel und bis vor kurzem auch noch von
    Sarkozy, ist gescheitert. Wenn es eines Beweises dafür
    bedarf, verweise ich auf die EZB-Entscheidung in der
    letzten Woche. Dass die EZB zu dieser Notbremse grei-
    fen musste, ist ja ein Eingeständnis dafür, dass die Poli-
    tik versagt hat.





    Alexander Ulrich


    (A) (C)



    (D)(B)


    Wenn Herr Westerwelle sich hier hinstellt und sagt, er
    möchte, dass man der Bevölkerung Europas eine neue
    Vision gibt, die sich nicht aus der Geschichte ableitet,
    dann muss man sich die Frage stellen: Was macht diese
    Bundesregierung, um den Menschen in Europa eine Vi-
    sion zu geben? Ganz nebenbei sei erwähnt – darauf will
    ich gar nicht näher eingehen –, dass Herr Westerwelle
    europapolitisch überhaupt nicht agiert, weil er vom
    Kanzleramt ins Abseits gestellt worden ist. Schauen wir
    uns an, wie sich die Menschen in Europa von Europa ab-
    wenden. Schauen wir nach Südeuropa! Was wird dort
    von Europa wahrgenommen? Sozialabbau, Abbau von
    Beschäftigung, niedrigere Renten, kein Geld mehr für
    die Gesundheitsversorgung – das ist das Bild von Eu-
    ropa, das dort vermittelt wird. In Deutschland erweckt
    die Bundesregierung den Eindruck, dass wir, obwohl wir
    in dieser Krise Hauptgewinner sind, nur für Europa zah-
    len müssen, und es kommen Leute wie Söder und
    Dobrindt mit nationalistischen Ressentiments, die die
    Stammtische nicht nur in Bayern, sondern auch in der
    rechten Szene bedienen. Das klappt vielleicht in Bezug
    auf die bayerische Landtagswahl. Aber es klappt nicht,
    um Europa eine Vision für die Zukunft zu geben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Lassen Sie uns hier einmal mit ein paar Mythen auf-
    räumen. Es wird immer wieder erzählt, wir hätten eine
    Staatsschuldenkrise. Nein, wir haben keine Staatsschul-
    denkrise. Wir haben eine Finanz- und Bankenkrise.
    Wenn wir uns die Zahlen anschauen, dann sehen wir,
    dass die Schuldenquote im Euro-Raum 2007 66,3 Pro-
    zent betrug; jetzt sind es 87,4 Prozent. Nehmen wir Spa-
    nien als Beispiel: 2007 gab es dort eine Staatsschulden-
    quote von 36,3 Prozent; jetzt sind es knapp 70 Prozent.
    Das, was in Europa als Staatsschuldenkrise bezeichnet
    wird, sind letztendlich die Kosten für die Bankenrettung.
    Diese haben sich von 2007 bis jetzt auf 1,6 Billionen
    Euro summiert. Dafür müssen wir zahlen. Es liegt nicht
    an ausufernden Sozialsystemen, es liegt nicht daran, dass
    die Menschen in Europa über ihre Verhältnisse leben.
    Vielmehr diente das Geld, das wir ausgegeben haben,
    der Bankenrettung.

    Deshalb, glaube ich, müssen wir darum kämpfen,
    endlich das wahr zu machen, was in Sonntagsreden im-
    mer gefordert wird: Wir müssen das Primat der Politik
    über die Finanzmärkte wiederbekommen. Dafür brau-
    chen wir eine Entkopplung der Staatsfinanzierung von
    den Finanzmärkten. Es ist nicht einzusehen, dass die Eu-
    ropäische Zentralbank für 1 Prozent oder jetzt 0,75 Pro-
    zent das Geld auf die Märkte wirft, aber die Deutsche
    Bank, die Commerzbank und andere Banken es für 6,
    7 oder 8 Prozent weiterverleihen. Die Staaten können
    das nicht finanzieren. Die Finanzwelt soll sich auch da-
    ran wieder eine goldene Nase verdienen. Wenn wir es
    entkoppeln, wäre der Spuk, auf Staatspleiten zu wetten,
    vorbei. Das ist unsere Forderung als Partei und Fraktion
    Die Linke.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir brauchen endlich eine Finanztransaktionsteuer.
    Aber das, was Kanzlerin Merkel heute Morgen gesagt
    hat, deutet darauf hin, dass man auch da nichts machen

    will. Auch das ist nur eine Beruhigungspille gewesen.
    Jetzt schiebt man es auf die lange Bank; es wird nicht
    kommen. Mit dieser Regierung wird es eine Finanztrans-
    aktionsteuer in Europa und in Deutschland nicht geben.

    Der zweite Punkt. Es ist auch ein Anschlag auf die
    Demokratie. Was ist das für eine Vision, Herr
    Westerwelle, wenn nicht mehr die Regierungen und die
    Parlamente in Lissabon, Madrid oder Rom über Löhne,
    Steuern oder Haushalte entscheiden, sondern wenn es
    die Troika ist, die wenig legitimiert ist, aber in die Län-
    der einmarschiert und sagt, was dort zu tun ist? Diese
    Art der Politik wird die Menschen von Europa weiter
    entfremden. Deshalb muss Schluss sein mit diesen unde-
    mokratischen Maßnahmen von EU und Troika.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn man Schulden reduzieren will, dann kann man
    es machen wie Sie, was zu Sozialabbau führt, oder man
    kann es machen, wie wir es vorschlagen, nämlich indem
    man Vermögen reduziert. Denn die Schulden der einen
    sind nun einmal die Vermögen der anderen. Die Schul-
    den in Europa werden von den privaten Vermögen, die in
    Europa vorhanden sind, überstiegen. Sie meinen, Sie
    könnten das Problem mit Sozialabbau lösen. Dies treibt
    die Euro-Zone in die Rezession. In Griechenland ist die
    Wirtschaft in den letzten Jahren um 20 Prozent ge-
    schrumpft. Auch in Deutschland kommt es langsam an.
    Mit dieser Art der Politik werden die Schulden größer.
    Deshalb muss man die Vermögen reduzieren, wenn man
    die Schulden reduzieren will. Deshalb brauchen wir eine
    Millionärsteuer. Deshalb brauchen wir eine europaweite
    Vermögensabgabe. Wir müssen die Steueroasen trocken-
    legen. Ich glaube, wir brauchen auch einen deutlichen
    Schuldenschnitt, damit die Länder wieder Luft zum At-
    men bekommen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Mit der heutigen Entscheidung von Karlsruhe ist der
    Kampf um ein sozialeres Europa noch nicht beendet.
    Auch wenn alle Fraktionen das, was in Karlsruhe ent-
    schieden wurde, bejubelt haben, ist es ein weiterer
    Schritt, Europa undemokratischer und unsozialer zu ma-
    chen, ein weiterer Schritt, dass Europa nicht ein Europa
    der Menschen wird, sondern ein Europa der Finanz-
    märkte, ein Europa der Banken, ein Europa der Groß-
    konzerne. Wir werden unseren Widerstand fortsetzen;
    denn was jetzt kommt, wird auch in nationale Gesetzge-
    bung umgesetzt werden müssen. Die Bundesregierung
    sagt der Bevölkerung auch nicht, dass im Fiskalpakt vor-
    gesehen ist, dass man auch in Deutschland die Schulden
    schrittweise zurückführen muss. Aber woher werden die
    25 Milliarden Euro kommen, die ab 2014 dafür pro Jahr
    benötigt werden? Ich behaupte, wenn Sie so weiterma-
    chen, wird auch das nur über Sozialabbau, über weniger
    Geld für Bildung und Forschung, weniger Geld für einen
    sozialökologischen Umbau gelingen. Deshalb müssen
    wir handeln.

    Die Linke wird weiterhin mit den Gewerkschaften,
    mit den außerparlamentarischen Bewegungen, mit Attac
    und anderen für ein soziales, friedliches und demokrati-
    sches Europa streiten. Die SPD und die Grünen haben





    Alexander Ulrich


    (A) (C)



    (D)(B)


    leider bei allen europapolitischen Entscheidungen der
    Regierung die Hand gereicht. Deshalb sind sie nicht die
    Richtigen, um für diese Gruppen das Wort zu ergreifen.


    (Dr. Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben Europa die Hand gereicht!)


    Die Linke wird auch bei Abstimmungen im Parlament
    auf der Seite dieser genannten Gruppen stehen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Thomas Silberhorn ist der nächste Redner für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Thomas Silberhorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Das Bundesverfassungsgericht hat zum Euro-
    päischen Stabilitätsmechanismus heute eine Entschei-
    dung getroffen, die, wie ich finde, einen versöhnlichen
    Kern hat. Denn das Bundesverfassungsgericht stellt fest,
    dass die Haushaltsverantwortung des Deutschen Bun-
    destages gewahrt wird.

    Das Bundesverfassungsgericht hat damit einerseits
    klargemacht, dass der Deutsche Bundestag keine unbe-
    grenzte Haftung für andere übernehmen darf, und ande-
    rerseits die Beteiligungsrechte des Deutschen Bundesta-
    ges sichergestellt. Ganz neu an dieser Entscheidung ist,
    dass der Bund erstmals verpflichtet worden ist, einen
    Vorbehalt bei der Ratifikation eines europäischen Vertra-
    ges zu erklären. Das bedeutet, dass unsere grundgesetz-
    liche Ordnung gewahrt bleibt und nicht durch europäi-
    sche Interventionen ausgehebelt werden könnte; ich
    formuliere das sehr vorsichtig.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Dieses Ergebnis ist durchaus vergleichbar mit dem
    Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Lissabon-
    Vertrag. Ich möchte auf diese Parallele hinweisen, weil
    damals eine Interpretation vorgenommen worden ist, die
    ich nicht teile. Sie lautete, der Vertrag sei zwar ganz in
    Ordnung gewesen; aber der Bundestag habe mit seiner
    Begleitgesetzgebung einen Fehler gemacht. – Nein,
    meine Damen und Herren: Der Lissabon-Vertrag durfte
    damals nur nach Maßgabe der Entscheidungsgründe des
    Bundesverfassungsgerichts in Kraft treten. So ist es auch
    hier. Es ist nicht so, dass der ESM-Vertrag per se voll-
    ständig in Ordnung ist und der Bundestag nur mehr, als
    er bisher beschlossen hat, darauf achten muss, dass seine
    Haushaltsverantwortung gewahrt bleibt, sondern es ist
    so, dass dieser Vertrag nur nach Maßgabe der Vorgaben,
    die das Bundesverfassungsgericht gemacht hat, in Kraft
    treten darf. Deswegen ist das Urteil so wichtig.

    Die Europäische Zentralbank hat verkündet, dass sie
    auf den Märkten jetzt unbegrenzt Anleihen aufkaufen
    will. Ich vernehme mit Interesse, dass der Präsident der
    Deutschen Bundesbank dieser Entscheidung nicht zuge-

    stimmt hat, weil er, übrigens schon seit vielen Monaten,
    darauf drängt, dass wir zwischen Geldpolitik, die Sache
    der Zentralbanken ist, und Fiskalpolitik, die Sache der
    Gesetzgeber ist, unterscheiden.


    (Beifall des Abg. Klaus-Peter Willsch [CDU/ CSU])


    Wenn wir diese Unterscheidung aufheben würden,
    dann wäre das ein fundamentaler Kurswechsel in der
    Währungsunion. Insofern wirft das Verhalten der Euro-
    päischen Zentralbank schon die Frage auf, ob wir es auf
    Dauer hinnehmen können, dass solche Entscheidungen,
    die umfangreiche Gewährleistungen für Deutschland
    zum Ergebnis haben, in der Form, in der es bisher ge-
    schieht, getroffen werden können.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was heißt das?)


    Ich bin sehr dafür, dass wir darüber nachdenken und of-
    fen darüber diskutieren, ob wir die Entscheidungsverfah-
    ren in der Europäischen Zentralbank nicht auf den Prüf-
    stand stellen müssen.


    (Dr. Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Und dann?)


    Man kann darüber diskutieren, ob die Entscheidungen
    wirklich im Rat der EZB oder doch eher im Direktorium
    getroffen werden müssen. Man kann auch darüber nach-
    denken, ob man sich den Entscheidungsmechanismus
    des Europäischen Stabilitätsmechanismus noch einmal
    anschaut, in dem geregelt ist, dass sich die Stimmenge-
    wichtung nach dem Kapitalanteil richtet, einschließlich
    einer Sperrminorität von 85 Prozent aller Stimmen. Je-
    denfalls muss Deutschland ein angemessenes Gewicht in
    der Europäischen Zentralbank erhalten.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben wir doch!)


    Meine Damen und Herren, wir sollten uns über eines
    im Klaren sein: Man kann durch Finanzhilfen Zeit ge-
    winnen. Man kann auch durch Interventionen der Euro-
    päischen Zentralbank Zeit gewinnen. Aber man sollte
    sich nicht täuschen: Durch den Gewinn von Zeit sind die
    Ursachen der Krise noch nicht beseitigt. Deswegen steht
    und fällt die Stabilisierung unserer Währungsordnung
    damit, dass in den Haushalten der Mitgliedstaaten, in der
    Wirtschaftspolitik der Mitgliedstaaten und in den Ver-
    waltungen die nötigen Strukturreformen durchgeführt
    werden.


    (Dr. Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darüber haben wir doch die Kontrolle!)


    Ich weise darauf hin, dass wir noch die offene Frage
    beantworten müssen, was passiert, wenn alle Finanzhil-
    fen und alle Reformen, die wir miteinander vereinbaren,
    am Ende nicht ausreichend erfolgreich sind. Wir brau-
    chen für diesen Fall Verfahren zur Restrukturierung von
    Staatsschulden. Das ist in einer Währungsunion eine ge-
    meinsame Aufgabe. So wie schon im letzten Jahr eine
    Umstrukturierung für Griechenland durchgeführt wurde,





    Thomas Silberhorn


    (A) (C)



    (D)(B)


    muss man nun darauf hinwirken, dass ein entsprechen-
    des Verfahren etabliert wird, das transparent und offen
    ist, damit sich auch die Märkte darauf einstellen können.

    Ich rate dazu, dass wir uns einmal sehr genau an-
    schauen, was in den Vereinigten Staaten von Amerika
    passiert ist, die seit ihrer Gründung bis etwa 1850 neun
    Staatsbankrotte hingelegt haben. Die Staatsbankrotte in
    diesem Bundesstaat fanden erst dann ein Ende, als man
    sich darauf verständigt hat, dass die einzelnen Bundes-
    länder für ihr Handeln selber haften, und als man ein
    Verfahren aufgesetzt hat, das eine geordnete Restruktu-
    rierung der Staatsschulden ermöglicht. Diese Frage ist,
    wie gesagt, noch offen. Ich glaube, dass wir gut daran
    tun, in aller Nüchternheit darüber zu diskutieren. Denn
    uns muss an der Stabilität unserer gemeinsamen Wäh-
    rung gelegen sein.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Meine Damen und Herren, wenn die Stabilität der
    Währung – wenn Sie mir diesen Satz noch gestatten,
    Herr Präsident – erfordert, dass wir in Europa noch en-
    ger zusammenarbeiten und dass wir die vereinbarten Re-
    geln über Haushaltsdisziplin durchsetzen, dann sollten
    wir dazu bereit sein und der Europäischen Union die da-
    für notwendigen Kompetenzen einräumen. Ich warne al-
    lerdings davor, aus Anlass dieser Krise mehr oder weni-
    ger Wünschenswertes draufzupacken und die Lage
    damit zu überfrachten. Wir sollten uns auf das konzen-
    trieren, was zur Lösung dieser Krise notwendig und rea-
    lisierbar ist. Denn auch diese Vorgehensweise dient der
    Vertrauensbildung auf den Märkten und in unserer Be-
    völkerung.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)