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ID1719013600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/190 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 I n h a l t : Nachruf auf den Abgeordneten Jürgen Herrmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachruf auf die Vizepräsidentin a. D. Liselotte Funcke und den Vizepräsidenten a. D. Georg Leber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksache 17/10200) . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksache 17/10201) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushaltsbe- gleitgesetzes 2013 (HBeglG 2013) (Drucksache 17/10588) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg)  (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit Peter Altmaier, Bundesminister  BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 22861 B 22861 D 22862 C 22862 C 22862 C 22862 D 22872 C 22874 B 22876 C 22879 B 22881 B 22883 B 22886 B 22887 D 22889 B 22890 A 22891 C 22893 B 22895 B 22897 B 22898 C 22899 D 22900 D 22902 B 22904 B 22906 A 22907 A 22908 C 22909 C 22910 A 22910 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan, Bundesministerin  BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Agnes Alpers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Daniel Bahr, Bundesminister  BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr, Bundesminister BMG . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erwin Lotter (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide DIE LINKE) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidun- gen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatzta- gesordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22912 B 22914 B 22916 B 22917 A 22918 B 22920 D 22921 B 22922 B 22923 C 22924 D 22926 D 22927 B 22927 D 22928 C 22930 A 22931 C 22932 C 22933 B 22935 D 22937 B 22937 D 22938 D 22939 A 22940 C 22941 D 22943 A 22944 A 22945 B 22946 A 22948 A 22949 B 22950 A 22951 B 22952 B 22953 A 22954 D 22955 A 22955 C 22956 A 22956 B 22956 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22861 (A) (C) (D)(B) 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Beginn: 10.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22955 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide die Linke) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Während sich die Mehrheit der Fraktion Die Linke im Bundestag bei dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidung minderjähriger Jungen“ von CDU/CSU, FDP und SPD enthält, habe ich diesem zugestimmt. Der Antrag fordert die Bundesregierung auf, „im Herbst 2012 unter Berücksichtigung der grundgesetzlich geschützten Rechtsgüter des Kindeswohls, der körperli- chen Unversehrtheit, der Religionsfreiheit und des Rechts der Eltern auf Erziehung einen Gesetzentwurf vorzule- gen, der sicherstellt, dass eine medizinisch fachgerechte Beschneidung von Jungen ohne unnötige Schmerzen grundsätzlich zulässig ist.“ Der Antrag ist notwendig ge- worden, nachdem das Kölner Landgericht ein Urteil ge- troffen hat, dass von den jüdischen und muslimischen Ge- meinschaften zurecht als Angriff auf die Ausübung ihrer Religionsfreiheit gesehen wird. Vielmehr hat das Urteil eine – in Teilen rassistisch ge- führte – Debatte ausgelöst, in der scheinbar liberale Mei- nungsmacher die angeblich herzlosen muslimischen und jüdischen Eltern an den Pranger stellen. Eine medizinisch sachgerecht durchgeführte Be- schneidung bei Jungen gleichzusetzen mit weiblicher Genitalverstümmelung, Klitorisentfernung, – die selbst- verständlich vehement abzulehnen ist – ist in keiner Weise gerechtfertigt. Gleichzeitig so zu tun, als würde nur die Beschneidung einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstel- len und nicht auch beispielsweise kosmetische Operatio- nen bei Minderjährigen, vorsorgliche Blinddarm- oder Mandelentfernungen oder beispielsweise Ohrlochste- chen, ist bigott. Die Beschneidung ist in beiden Religio-  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 11.09.2012 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 11.09.2012 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 11.09.2012 Daub, Helga FDP 11.09.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 11.09.2012 Gohlke, Nicole DIE LINKE 11.09.2012 Höferlin, Manuel FDP 11.09.2012 Hörster, Joachim CDU/CSU 11.09.2012* Hunko, Andrej DIE LINKE 11.09.2012* Kilic, Memet BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Koch, Harald DIE LINKE 11.09.2012 Kolbe (Leipzig),  Daniela SPD 11.09.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Lach, Günter CDU/CSU 11.09.2012 Mast, Katja SPD 11.09.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 11.09.2012 Mücke, Jan FDP 11.09.2012 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 11.09.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 11.09.2012 Simmling, Werner FDP 11.09.2012 Spatz, Joachim FDP 11.09.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Wadephul, Johann CDU/CSU 11.09.2012* Werner, Katrin DIE LINKE 11.09.2012 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 11.09.2012 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 11.09.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 22956 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 (A) (C) (D)(B) nen ein wesentlicher Initiationsritus für die Zugehörigkeit zum Kollektiv der Gläubigen. Ein Verbot der Beschnei- dung liefe auf ein Religionsverbot für Muslime und Juden in Deutschland hinaus. Wer glaubt, Fragen der religiösen oder kulturellen Identität über das Strafrecht zu regeln, befördert die Kri- minalisierung jüdischer und muslimischer Riten. Praktisch bedeutet das für die betroffenen Jungen nicht weniger, sondern mehr Probleme: Operationen im Ausland, Eingriffe durch Kurpfuscher und eine Stigmati- sierung, die das Zusammenleben in einer multikulturel- len Gesellschaft erschwert. Ich begrüße es, dass mit dem Antrag ein klares Signal an Juden und Muslime in Deutschland gesendet wird und klargestellt wird, dass sie und ihre Religionspraxis ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind. Ich spreche mich für eine Regelung im Sinne des Antra- ges aus. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesord- nungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch da- raus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Der Grundrechtekatalog unseres Grundgesetzes ist ein guter roter Faden für das Zusammenleben in unserer heterogenen Gesellschaft. Dort werden die Grundfrei- heiten und Grundrechte und ihre Schranken definiert. Sowohl die Religionsfreiheit (Glaubensfreiheit, Nicht- glauben, Wechsel der Religionen), aber auch körperliche Unversehrtheit sind Grundrechtsgüter. Wenn sie mitei- nander kollidieren, sind sie abzuwägen und es muss ge- gebenenfalls ein guter Kompromiss gefunden werden. Sowohl die heiligen Schriften der Religionen, aber auch die religiösen Riten, Gebräuche und Traditionen beinhal- ten naturgemäß alte Elemente, die im Lichte der Vernunft und den neuen Einsichten der Wissenschaft neu zu verste- hen und zu interpretieren sind. Die Menschheit kann mit Glück und Stolz darauf zu- rückblicken, dass wir keine Menschenopfer mehr brin- gen, die Steinigung von Ehebrechern nicht mehr Teil un- serer Rechtsprechung ist, verwitwete Hindufrauen seit mehr als 100 Jahren nicht mehr mit ihren verstorbenen Ehemännern verbrannt werden und die Beschneidung von Mädchen weitgehend verpönt und strafbar ist. Bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau und der Nichtdiskriminierung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften wurden einige Fortschritte erzielt, aber auch einige Rückschritte verzeichnet. Die Kinder sind kein Eigentum der Eltern, der Reli- gionsgemeinschaften oder des Staates. Sie sind Indivi- duen mit vollen Rechten. Das Kindeswohl zu gewährleis- ten obliegt den Eltern und dem Staat in den gesetzlichen Rahmen. Der säkulare Staat hat auch die Aufgabe, den Druck der Religionsgemeinschaften oder Weltanschauung auf einzelne Individuen abzuwenden oder dies zumindest abzumildern, damit sich das Individuum frei entfalten kann (Art. 2 Grundgesetz). Medizinisch notwendige Ein- griffe in die körperliche Unversehrtheit stehen hierbei außer Diskussion. Zur Disposition steht nur, inwieweit die blutigen Ri- tuale der Religionsgemeinschaften, die einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit – sogar bei Kleinkindern – darstellen, allein der Entscheidung der Religionsgemein- schaften bzw. Eltern zu überlassen ist. Bei der Beschneidung stellt sich diese Frage vorder- gründig. Es besteht sowohl wissenschaftliche wie politische Einigkeit darüber, dass die Zirkumzision einen irreversi- blen und nicht zu bagatellisierenden Eingriff in die Körper von Menschen darstellt. Es ist aber auch soziolo- gischer Fakt, dass sich viele Eltern in der Religions- oder Traditionspflicht sehen, diesen Vorgang bei ihrem Kind vornehmen zu lassen. Um eine selbstbestimmte Erwachsenenentscheidung – im Idealfall zu einem unblutigen Religionsbekennt- nis – zu ermöglichen, kann der Gesetzgeber einen Über- gangskompromiss vorlegen. Solch eine gesetzliche Regelung mit einer großen ge- sellschaftlichen und grundrechtlichen Reichweite darf nicht in einem Schnellverfahren erfolgen. Dafür müssen gründliche Anhörungsverfahren durchgeführt werden. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22957 (A) (C) (D)(B) den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch die daraus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln aber nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Das lehne ich ab und stimme deshalb dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP und SPD zu. 190. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2013Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 16 Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Epl 30 Bildung und Forschung Epl 15 Gesundheit Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Bärbel Bas


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Das ist sehr gut. – Sie haben ja gerade die 2 Milliar-

    den Euro angesprochen, die Herr Schäuble jetzt gekürzt
    hat. Die hätten wir zum Beispiel ganz gut dafür benutzen
    können.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Otto Fricke [FDP]: Danke!)


    – Bitte.


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: 2 Milliarden Euro!)


    – Dass man die vollen 2 Milliarden Euro dafür benutzt,
    würde ich mir wünschen, aber ich halte das für unrealis-
    tisch. Ich wurde aber nach den Mitteln gefragt, die ich
    mir vorstellen könnte. Herr Fricke hat das vorhin ja an-
    gesprochen.

    Wir haben vorhin auch schon die Kürzungen im Ge-
    sundheitsfonds angesprochen. Die Kollegin Bender hat
    deutlich erklärt, wie es zu den Überschüssen in der
    Krankenversicherung gekommen ist. Erst hat man näm-
    lich die Beiträge für alle erhöht, dann hat man 14 Mil-
    liarden Euro in den Pott gepackt, dann fing man mit Dis-
    kussionen über Prämienauszahlungen an, und als FDP
    sträubt man sich nun, die Praxisgebühr abzuschaffen,
    was den Patienten, insbesondere den chronisch kranken,
    zugute kommen würde.


    (Otto Fricke [FDP]: Nein, wir sträuben uns nicht!)


    All das versuchen Sie jetzt kleinzureden, indem Sie
    sagen: Diese 2 Milliarden Euro werden gar nicht ge-
    braucht. – Ich habe Ihnen gerade im Rahmen der Präven-
    tion viele Projekte aufgelistet, wo man das Geld durch-
    aus hätte gebrauchen können.

    Das Ganze endete dann in einem Schmierentheater,
    als Schäuble gesagt hat: Ich nehme die 2 Milliarden
    Euro aus dem Gesundheitsfonds heraus, das ist gut für
    die Haushaltskonsolidierung. – Insofern war er der la-
    chende Dritte in der ganzen Diskussion. Der Verlierer
    Ihrer Politik allerdings ist an dieser Stelle ganz deutlich
    der Versicherte. Das muss aufhören.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Harald Weinberg [DIE LINKE])




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Das Wort hat jetzt der Kollege Jens Spahn von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) (C)



(D)(B)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jens Spahn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

    habe mir vorhin auf dem Weg ins Plenum die Frage ge-
    stellt: Wenn du Oppositionspolitiker wärst,


    (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sorgen dafür! Dem Mann kann geholfen werden!)


    was würdest du in dieser Debatte eigentlich sagen? Was
    könntest du angesichts einer Bilanz in der Gesundheits-
    politik eigentlich kritisieren, über die man, kurz zusam-
    mengefasst, sagen kann: „Wir stehen blendend da“?


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD)


    Sie müssen die Dinge einfach einmal so sehen, wie
    sie sind. Ich mache jetzt seit zehn Jahren Gesundheitspo-
    litik, einige Kollegen hier schon deutlich länger. Wir ha-
    ben in den letzten 30 Jahren noch keine derart stabile
    und gute finanzielle Basis für die gesetzliche Kranken-
    versicherung wie im Moment gehabt. Dass wir mittler-
    weile fast im Wochenrhythmus medial wie im Parlament
    darüber reden, was wir mit Überschüssen und Rücklagen
    tun wollen, anstatt darüber – das mussten wir in der Gro-
    ßen Koalition noch tun –, wie wir mit Defiziten umge-
    hen könnten, sollten, müssten, wo wir möglicherweise
    Leistungen streichen müssten, wie wir das in der Großen
    Koalition leider tun mussten, das macht doch deutlich,
    dass unser Mix aus wirtschaftlicher Erholung, vor allem
    aber auch aus Sparsamkeit in allen Bereichen in den Jah-
    ren 2011 und 2012 gewirkt hat und dass die gesetzliche
    Krankenversicherung heute in einem extrem guten Zu-
    stand ist und extrem gut dasteht.

    Sie haben gefragt: Was ist gut für die Versicherten?
    Vor allem für die Versicherten ist wichtig: Sie können
    auch in der Zukunft, in drei, vier, fünf oder sechs Jahren,
    angesichts dieser Rücklagen damit rechnen, dass sie eine
    gute Versorgung bezahlen können.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Es macht mich schon etwas wuschig, wenn ich höre,
    was Sie schon wieder alles fordern. Wir können damit
    rechnen, dass Sie im Rahmen der Beratungen in den
    nächsten Wochen wieder sagen werden: Gebt doch
    1 Milliarde für Investitionen in Krankenhäuser! Gebt
    doch 1 Milliarde mehr für Prävention aus!


    (Harald Weinberg [DIE LINKE]: Die FDP macht doch Steuergeschenke!)


    Schafft doch die Praxisgebühr ab, was bis zu 2 Milliar-
    den Euro kostet!

    Ich will nur darauf hinweisen – mit den Milliarden
    wird im Moment sehr munter herumgespielt –: 1 Mil-
    liarde Euro ist immer noch eine Menge Geld. Wir haben
    im Gesundheitsfonds im Moment eine Rücklage von gut
    9 Milliarden Euro. Davon fließen 2 Milliarden Euro zu-
    rück in den Bundeshaushalt. Übrigens ist das in der Sa-
    che richtig, weil es Steuermilliarden für einen Sozialaus-
    gleich waren, den wir nicht brauchen,


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ist es!)


    weil die Entwicklung so gut ist, wie sie ist.

    Wir brauchen eine Mindestrücklage von gut 3 Mil-
    liarden Euro. Das heißt, wir haben sozusagen eine freie
    Spitze von etwa 3,5 Milliarden. Das reicht angesichts ei-
    nes Gesamtvolumens von 180 Milliarden Euro im Jahr
    für die gesetzliche Krankenversicherung für wenige
    Tage. Niemand von Ihnen würde im privaten Haushalt,
    wenn er wüsste, er käme mit seinem gesparten Geld im
    Notfall nur ein paar Tage aus, sagen: Ich habe jetzt so
    große Rücklagen, dass ich allen alles versprechen kann. –
    Deswegen gehen wir solide mit den Finanzen der gesetz-
    lichen Krankenversicherung um.


    (Beifall der Abg. Stefanie Vogelsang [CDU/ CSU] – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir wollen doch keine Prämien ausschütten! Das will doch der Bahr!)


    Das ist manchmal nicht so populistisch und populär, wie
    Sie es machen, aber es ist verantwortungsvoll im Sinne
    von auf Dauer gesicherten Finanzen für die gesetzlich
    Versicherten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Das Gleiche gilt im Übrigen neben der Finanzierung
    für die Bilanz bei der Versorgung der Menschen. Die
    Frage ist: Was erleben sie im Alltag tatsächlich im Ge-
    sundheitswesen? Wir haben – das ist über Jahre geleug-
    net worden, wir haben es bei unserem Koalitionspartner
    SPD in der letzten Legislaturperiode selbst erlebt – die
    Probleme und Defizite für eine flächendeckende Versor-
    gung, gerade im ländlichen Raum, in den Fokus gerückt.
    Aber – auch das gehört dazu – auch in manchen groß-
    städtischen Ballungsräumen, in manchen Stadtvierteln
    wird es mittlerweile mit der medizinischen Versorgung
    schwer.

    Wir haben gesagt: Darauf legen wir bewusst den Fo-
    kus und stellen dafür zusätzliche Mittel zur Verfügung.
    Das wurde uns zum Teil zum Vorwurf gemacht. Der
    Grund ist, dass wir eine flächendeckende Versorgung si-
    cherstellen wollen. Das werden wir mit den Ärztinnen
    und Ärzten und vor allem mit den Patientinnen und Pa-
    tienten erreichen. Unserer Meinung nach ist eine gute
    Versorgung der Menschen nur mit den Ärzten, mit den
    Apothekern, mit den Pflegekräften möglich. Gegen Ihren
    Willen werden wir mehr Geld für die ländlichen Regio-
    nen zur Verfügung stellen. Das kommt aktiv bei den
    Menschen an. Das hilft den unterversorgten Gebieten.
    Auch da können wir also sagen: Mission geglückt, liebe
    Kolleginnen und Kollegen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Sie haben Baden-Württemberg angesprochen. Baden-
    Württemberg als Beispiel für die Wartezeiten zu neh-
    men, ist das denkbar schlechteste, weil es dort zwischen
    Haus- und Fachärzten Vereinbarungen gibt, die sogar ga-
    rantieren, dass es innerhalb bestimmter Fristen Folgeter-
    mine bei entsprechenden Fachärzten gibt. Aber auch die-
    ses Thema haben wir mit in den Fokus gerückt, weil wir
    gesagt haben: Ja, das ist erlebte Versorgungsrealität in
    Deutschland. Menschen erleben tagtäglich, dass sie ge-
    gebenenfalls später einen Termin kriegen, als sie ihn
    vielleicht als Privatversicherte bekommen würden, oder
    dass sie sehr weit fahren müssen, weil es in bestimmten





    Jens Spahn


    (A) (C)



    (D)(B)


    Regionen beispielsweise gar keinen Neurologen oder
    Zahnarzt mehr gibt.

    Das können Sie nicht mit einer Maßnahme oder durch
    die Änderung einer Zeile im Gesetz ändern, sondern da-
    durch, dass Sie die Arbeitsbedingungen gerade im länd-
    lichen Raum und die finanziellen Anreize für eine Ver-
    sorgung gerade auch gesetzlich Versicherter in dieser
    Region verbessern. Deswegen haben wir zu genau die-
    sen Maßnahmen gegriffen. Sie wirken – damit haben Sie
    recht – nicht von heute auf morgen.


    (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil sie nicht konsequent sind!)


    Aber wenn man nicht irgendwann anfängt, solche Maß-
    nahmen umzusetzen, dann kann es auch nicht besser
    werden. Deswegen schieben wir hier keine Wolken, son-
    dern wir arbeiten konkret an einer besseren Versorgung
    der Menschen in Deutschland gerade im ländlichen
    Raum.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Das bringt mich im Übrigen zu einem weiteren Punkt
    in der Versorgungsfrage. Denn neben dem umfassenden
    Zugang zur medizinischen Versorgung für jedermann in
    Deutschland – ich weise darauf hin, dass das ein hohes
    Gut ist, das bei weitem nicht in allen Ländern Europas
    und schon gar nicht in den USA sichergestellt ist –


    (Zuruf von der SPD: Trotz Ihrer Politik!)


    haben wir eine gute Versorgung mit zwei Qualitätsmerk-
    malen. Das Erste ist die flächendeckende Versorgung ge-
    rade auch im ländlichen Raum. Das Zweite ist der
    schnelle Zugang zu Innovationen.

    Wir haben gerade bei den Arzneimitteln dafür ge-
    sorgt, dass wir das Preismonopol der Pharmaindustrie
    brechen und für neue Medikamente nur so viel mehr
    zahlen, wie sie tatsächlich besser sind als das, was schon
    auf dem Markt ist. Aber gleichzeitig haben wir durch un-
    seren Mechanismus sichergestellt, dass Patienten von
    Innovationen und neuen Medikamenten profitieren kön-
    nen, weil viele Menschen etwa auf neue Krebsmedika-
    mente warten und sich von ihnen Leidminderung oder
    gar Heilung erhoffen.

    Diesen Spagat zu schaffen, das Preismonopol zu bre-
    chen und keine einseitig festgelegten Preise zu zahlen,
    aber gleichzeitig den Zugang zu Innovationen sicherzu-
    stellen, war nicht leicht. Das hat viele Diskussionen ge-
    kostet. Aber wir haben nicht wie Sie vorher jahrzehnte-
    lang darüber geredet. Wir haben es umgesetzt. Wir
    haben es gemacht, und das System funktioniert – das
    zeigen die ersten Ergebnisse – im Interesse der Versi-
    cherten, aber vor allem im Interesse der Patienten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Abschließend will ich, weil das in den letzten Wochen
    gerade auch hier eine große Rolle gespielt hat, gerne et-
    was zum Thema Organspende sagen. Es war und ist
    ohne Zweifel für jeden von uns bitter. Viele Kollegen
    waren aktiv mit dabei und haben über Wochen und Mo-
    nate miteinander verhandelt und darum gerungen, wel-
    che Fortentwicklung des Transplantationsgesetzes rich-

    tig ist, wie wir die Abläufe in den Krankenhäusern
    verbessern können, um dort zu einer besseren Aufklä-
    rung und mehr Organspenden kommen, und vor allem
    – das soll im November beginnen –, wie wir die Bevöl-
    kerung besser aufklären können, indem sie angeschrie-
    ben wird und sich jeder zu Hause mit dem Thema be-
    schäftigt und überlegt, ob er zur Organspende bereit ist.

    Wir haben also bewusst viel Zeit und Mühe darauf
    verwendet. Es war für jeden, der daran beteiligt war, bit-
    ter, zu erleben, was dann in der Sommerpause passiert
    ist, nämlich dass Menschen, man muss fast sagen, Teams
    bzw. Strukturen mit krimineller Energie – ein Einzelner
    kann das in einem solchen Krankenhaus nicht –, egal ob
    es um Geld oder um Ansehen ging, das man vielleicht
    durch möglichst viele Operationen generieren wollte,
    mit fast der sensibelsten Frage, die es im Gesundheits-
    wesen geben kann, gespielt haben. Es geht immer um
    Verteilungsgerechtigkeit. Aber dass bei Organspenden
    und der Frage, nach welchen Kriterien wir das rare Gut
    an Organen vergeben – 12 000 Menschen warten, und
    jeden Tag müssen drei Menschen sterben, weil wir leider
    zu wenig Organspenden in Deutschland haben; das ist
    eine der sensibelsten Fragen, die denkbar sind –, ein sol-
    ches Schindluder getrieben worden ist – so muss man es
    ja nennen –, wie es unter anderem in Göttingen und Re-
    gensburg der Fall gewesen ist, ist eine bittere Enttäu-
    schung für jeden von uns. Wir sind uns sehr schnell darin
    einig, dass es mehr Transparenz, Kontrolle und vor al-
    lem schärfere Sanktionen braucht, damit wir auch für die
    Zukunft solche Dinge vermeiden helfen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Zu den schärferen Sanktionen muss übrigens unbe-
    dingt, finde ich jedenfalls, auch der Entzug von Appro-
    bationen von Ärzten gehören.


    (Beifall der Abg. Stefanie Vogelsang [CDU/ CSU])


    Es kann nicht damit getan sein, dass irgendwann einmal
    jemand versetzt wird. Wer so etwas tut – das ist nach
    meinem Dafürhalten mit der ärztlichen Ethik grundsätz-
    lich nicht vereinbar –, dem muss die Approbation entzo-
    gen und damit ein Berufsverbot erteilt werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Lieber Harald Terpe, liebe Frau Kollegin Vogler, wir
    sind uns einig, dass wir Missstände aufdecken müssen.
    Niemand will einen Schleier über irgendetwas legen.
    Aber ich will darauf hinweisen, dass es schon vor vier
    Jahren eine ähnliche Debatte gab und festgestellt wurde,
    dass die Behauptung, Privatversicherte würden bei der
    Organspende bevorzugt, nicht richtig ist. Damals hatte
    ein Kollege einen ähnlichen Vorwurf erhoben und sich
    dabei ziemlich verrannt. Das hat eine gefährliche Kom-
    ponente. Wenn man solche Vorwürfe erhebt, sollte man
    das aufgrund einer guten Erkenntnislage tun. Das kann
    im Worst Case lebensgefährlich sein; denn jedes Organ,
    das aufgrund der Verunsicherung der Bevölkerung, die
    entsteht, wenn es auf Seite 1 einer großen Zeitung heißt,
    es gäbe den Verdacht, Privatversicherte würden bevor-





    Jens Spahn


    (A) (C)



    (D)(B)


    zugt, nicht gespendet wird, fehlt für jemanden, dessen
    Name auf der Warteliste für eine Organspende steht. Das
    kann für den Betreffenden im wahrsten Sinne des Wortes
    tödlich sein. Deswegen haben wir die große Verantwor-
    tung, mit diesem Thema sehr sensibel umzugehen. Wir
    müssen sehen, welche Schlussfolgerungen die Zahlen
    tatsächlich zulassen. Der Minister hat bereits darauf hin-
    gewiesen: Das, was unterstellt wird, lässt sich aus den
    Zahlen nicht ableiten. Der Vorwurf bedient auch ein
    weitverbreitetes Klischee. Deswegen ist es so „dankbar“,
    das auf Seite 1 zu veröffentlichen. Ich sage ganz persön-
    lich, Harald: Wir kennen uns lange und gut und schätzen
    die Arbeit des jeweils anderen. Aber es wäre richtig ge-
    wesen, zu sagen: Sorry, da habe ich mich verrannt; das
    war falsch. Dafür entschuldige ich mich. – Denn gerade
    dieses Thema ist höchst sensibel.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)