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ID1719012500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/190 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 I n h a l t : Nachruf auf den Abgeordneten Jürgen Herrmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachruf auf die Vizepräsidentin a. D. Liselotte Funcke und den Vizepräsidenten a. D. Georg Leber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksache 17/10200) . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksache 17/10201) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushaltsbe- gleitgesetzes 2013 (HBeglG 2013) (Drucksache 17/10588) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg)  (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit Peter Altmaier, Bundesminister  BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 22861 B 22861 D 22862 C 22862 C 22862 C 22862 D 22872 C 22874 B 22876 C 22879 B 22881 B 22883 B 22886 B 22887 D 22889 B 22890 A 22891 C 22893 B 22895 B 22897 B 22898 C 22899 D 22900 D 22902 B 22904 B 22906 A 22907 A 22908 C 22909 C 22910 A 22910 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan, Bundesministerin  BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Agnes Alpers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Daniel Bahr, Bundesminister  BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr, Bundesminister BMG . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erwin Lotter (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide DIE LINKE) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidun- gen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatzta- gesordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22912 B 22914 B 22916 B 22917 A 22918 B 22920 D 22921 B 22922 B 22923 C 22924 D 22926 D 22927 B 22927 D 22928 C 22930 A 22931 C 22932 C 22933 B 22935 D 22937 B 22937 D 22938 D 22939 A 22940 C 22941 D 22943 A 22944 A 22945 B 22946 A 22948 A 22949 B 22950 A 22951 B 22952 B 22953 A 22954 D 22955 A 22955 C 22956 A 22956 B 22956 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22861 (A) (C) (D)(B) 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Beginn: 10.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22955 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide die Linke) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Während sich die Mehrheit der Fraktion Die Linke im Bundestag bei dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidung minderjähriger Jungen“ von CDU/CSU, FDP und SPD enthält, habe ich diesem zugestimmt. Der Antrag fordert die Bundesregierung auf, „im Herbst 2012 unter Berücksichtigung der grundgesetzlich geschützten Rechtsgüter des Kindeswohls, der körperli- chen Unversehrtheit, der Religionsfreiheit und des Rechts der Eltern auf Erziehung einen Gesetzentwurf vorzule- gen, der sicherstellt, dass eine medizinisch fachgerechte Beschneidung von Jungen ohne unnötige Schmerzen grundsätzlich zulässig ist.“ Der Antrag ist notwendig ge- worden, nachdem das Kölner Landgericht ein Urteil ge- troffen hat, dass von den jüdischen und muslimischen Ge- meinschaften zurecht als Angriff auf die Ausübung ihrer Religionsfreiheit gesehen wird. Vielmehr hat das Urteil eine – in Teilen rassistisch ge- führte – Debatte ausgelöst, in der scheinbar liberale Mei- nungsmacher die angeblich herzlosen muslimischen und jüdischen Eltern an den Pranger stellen. Eine medizinisch sachgerecht durchgeführte Be- schneidung bei Jungen gleichzusetzen mit weiblicher Genitalverstümmelung, Klitorisentfernung, – die selbst- verständlich vehement abzulehnen ist – ist in keiner Weise gerechtfertigt. Gleichzeitig so zu tun, als würde nur die Beschneidung einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstel- len und nicht auch beispielsweise kosmetische Operatio- nen bei Minderjährigen, vorsorgliche Blinddarm- oder Mandelentfernungen oder beispielsweise Ohrlochste- chen, ist bigott. Die Beschneidung ist in beiden Religio-  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 11.09.2012 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 11.09.2012 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 11.09.2012 Daub, Helga FDP 11.09.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 11.09.2012 Gohlke, Nicole DIE LINKE 11.09.2012 Höferlin, Manuel FDP 11.09.2012 Hörster, Joachim CDU/CSU 11.09.2012* Hunko, Andrej DIE LINKE 11.09.2012* Kilic, Memet BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Koch, Harald DIE LINKE 11.09.2012 Kolbe (Leipzig),  Daniela SPD 11.09.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Lach, Günter CDU/CSU 11.09.2012 Mast, Katja SPD 11.09.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 11.09.2012 Mücke, Jan FDP 11.09.2012 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 11.09.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 11.09.2012 Simmling, Werner FDP 11.09.2012 Spatz, Joachim FDP 11.09.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Wadephul, Johann CDU/CSU 11.09.2012* Werner, Katrin DIE LINKE 11.09.2012 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 11.09.2012 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 11.09.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 22956 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 (A) (C) (D)(B) nen ein wesentlicher Initiationsritus für die Zugehörigkeit zum Kollektiv der Gläubigen. Ein Verbot der Beschnei- dung liefe auf ein Religionsverbot für Muslime und Juden in Deutschland hinaus. Wer glaubt, Fragen der religiösen oder kulturellen Identität über das Strafrecht zu regeln, befördert die Kri- minalisierung jüdischer und muslimischer Riten. Praktisch bedeutet das für die betroffenen Jungen nicht weniger, sondern mehr Probleme: Operationen im Ausland, Eingriffe durch Kurpfuscher und eine Stigmati- sierung, die das Zusammenleben in einer multikulturel- len Gesellschaft erschwert. Ich begrüße es, dass mit dem Antrag ein klares Signal an Juden und Muslime in Deutschland gesendet wird und klargestellt wird, dass sie und ihre Religionspraxis ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind. Ich spreche mich für eine Regelung im Sinne des Antra- ges aus. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesord- nungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch da- raus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Der Grundrechtekatalog unseres Grundgesetzes ist ein guter roter Faden für das Zusammenleben in unserer heterogenen Gesellschaft. Dort werden die Grundfrei- heiten und Grundrechte und ihre Schranken definiert. Sowohl die Religionsfreiheit (Glaubensfreiheit, Nicht- glauben, Wechsel der Religionen), aber auch körperliche Unversehrtheit sind Grundrechtsgüter. Wenn sie mitei- nander kollidieren, sind sie abzuwägen und es muss ge- gebenenfalls ein guter Kompromiss gefunden werden. Sowohl die heiligen Schriften der Religionen, aber auch die religiösen Riten, Gebräuche und Traditionen beinhal- ten naturgemäß alte Elemente, die im Lichte der Vernunft und den neuen Einsichten der Wissenschaft neu zu verste- hen und zu interpretieren sind. Die Menschheit kann mit Glück und Stolz darauf zu- rückblicken, dass wir keine Menschenopfer mehr brin- gen, die Steinigung von Ehebrechern nicht mehr Teil un- serer Rechtsprechung ist, verwitwete Hindufrauen seit mehr als 100 Jahren nicht mehr mit ihren verstorbenen Ehemännern verbrannt werden und die Beschneidung von Mädchen weitgehend verpönt und strafbar ist. Bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau und der Nichtdiskriminierung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften wurden einige Fortschritte erzielt, aber auch einige Rückschritte verzeichnet. Die Kinder sind kein Eigentum der Eltern, der Reli- gionsgemeinschaften oder des Staates. Sie sind Indivi- duen mit vollen Rechten. Das Kindeswohl zu gewährleis- ten obliegt den Eltern und dem Staat in den gesetzlichen Rahmen. Der säkulare Staat hat auch die Aufgabe, den Druck der Religionsgemeinschaften oder Weltanschauung auf einzelne Individuen abzuwenden oder dies zumindest abzumildern, damit sich das Individuum frei entfalten kann (Art. 2 Grundgesetz). Medizinisch notwendige Ein- griffe in die körperliche Unversehrtheit stehen hierbei außer Diskussion. Zur Disposition steht nur, inwieweit die blutigen Ri- tuale der Religionsgemeinschaften, die einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit – sogar bei Kleinkindern – darstellen, allein der Entscheidung der Religionsgemein- schaften bzw. Eltern zu überlassen ist. Bei der Beschneidung stellt sich diese Frage vorder- gründig. Es besteht sowohl wissenschaftliche wie politische Einigkeit darüber, dass die Zirkumzision einen irreversi- blen und nicht zu bagatellisierenden Eingriff in die Körper von Menschen darstellt. Es ist aber auch soziolo- gischer Fakt, dass sich viele Eltern in der Religions- oder Traditionspflicht sehen, diesen Vorgang bei ihrem Kind vornehmen zu lassen. Um eine selbstbestimmte Erwachsenenentscheidung – im Idealfall zu einem unblutigen Religionsbekennt- nis – zu ermöglichen, kann der Gesetzgeber einen Über- gangskompromiss vorlegen. Solch eine gesetzliche Regelung mit einer großen ge- sellschaftlichen und grundrechtlichen Reichweite darf nicht in einem Schnellverfahren erfolgen. Dafür müssen gründliche Anhörungsverfahren durchgeführt werden. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22957 (A) (C) (D)(B) den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch die daraus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln aber nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Das lehne ich ab und stimme deshalb dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP und SPD zu. 190. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2013Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 16 Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Epl 30 Bildung und Forschung Epl 15 Gesundheit Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Birgitt Bender


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr ge-

    ehrter Herr Minister, das war ja schon ein trauriger Auf-
    tritt, den Sie hier heute hingelegt haben. Was haben wir
    gehört? Sie loben sich für ein längst verabschiedetes Ge-
    setz.


    (Heinz Lanfermann [FDP]: Zu Recht!)






    Birgitt Bender


    (A) (C)



    (D)(B)


    Sie loben sich dafür, dass einige Krankenkassen so viel
    Geld haben, dass sie zusätzliche Leistungen bezahlen
    können. Sie packen den Evergreen „freie Arztwahl“ aus,
    und dann polemisieren Sie gegen die Opposition wegen
    der Forderung nach Transparenz beim Thema Organ-
    spende.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Nein, nein!)


    – Was? Das Thema Organspende werde ich jetzt nicht
    weiter behandeln. Das machen wir am Freitag im Aus-
    schuss.

    Das AMNOG läuft. Dazu gibt es im Moment auch
    nichts zu sagen.

    Reden wir einmal über „freie Arztwahl“. Sagen Sie
    mir einmal, Herr Minister, was eigentlich frei ist an der
    Arztwahl, wenn in Baden-Württemberg ein GKV-Patient
    in Facharztpraxen hört, dass keine Patienten mehr ange-
    nommen werden, und wenig später ein PKV-Patient in-
    nerhalb von vier Tagen einen Termin bekommt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Da schläft die Aufsicht der gesetzlichen Krankenversicherung!)


    Was sagen Sie dazu, dass Patienten in Baden-Württem-
    berg im Schnitt 16 Tage länger auf einen Termin beim
    Facharzt warten, wenn sie keine Privatpatienten, sondern
    GKV-versichert sind? Ich sage Ihnen: Das ist keine freie
    Arztwahl, sondern eine ziemlich unfreie Zweiklassen-
    versorgung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das Thema ist nicht „böse Ärzte“. Das Thema ist „fal-
    sche Anreize“, weil die Ärzte mit der Versorgung von
    PKV-Patienten viel mehr verdienen. Diese Anreize
    müsste man beseitigen. Es muss eine einheitliche Hono-
    rierung für PKV- und GKV-Patienten geben; aber das ist
    Ihr Thema nicht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Das wäre auch der Weg zur Bürgerversicherung; aber
    das kratzt Sie ja nicht.

    So, jetzt reden wir einmal über das Geld der Kassen,
    das sie zu viel haben. Da sind wir uns einig:


    (Zuruf von der FDP: Aha!)


    Die Überschüsse gehören in die Hand der Versicherten.


    (Otto Fricke [FDP]: Das ist das Geld der Beitragszahler! Da fängt der Knoten im Kopf schon an!)


    Aber jetzt müssen wir einmal darüber reden, wie die da-
    hin kommen. Der Minister hat ja heute tunlichst vermie-
    den, zu sagen, was er an anderer Stelle äußert, zum Bei-
    spiel über die Bild-Zeitung. Da sagt er: Die Kassen
    sollen Prämien auszahlen. – Das würde so ablaufen: Erst

    erhebt der Arbeitgeber den Krankenkassenbeitrag bei
    der Arbeitnehmerin,


    (Otto Fricke [FDP]: Der Arbeitgeber erhebt keinen Beitrag!)


    über diverse Stellen landet das Geld schließlich beim
    Gesundheitsfonds und als Einheitsbeitrag bei den Kas-
    sen. Dann stellen die Kassen fest, dass viel Geld da ist,
    zu viel Geld. Sie schreiben dann die Versicherten an:
    Lieber Versicherter, gib uns doch einmal deine Konto-
    nummer. Wenn wir diese haben, dann überweisen wir dir
    Geld zurück. – Dazu kann ich nur sagen: Bürokratie,
    dein Name ist FDP. Ein geniales System!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Dabei ginge es viel einfacher. In dem System, das Sie
    aufbauend auf den Vorarbeiten der Großen Koalition ge-
    schaffen haben, Herr Minister, gibt es einen zentralisti-
    schen Einheitsbeitrag und gegebenenfalls einen Zusatz-
    beitrag. Diesen Einheitsbeitrag könnten Sie ja senken.


    (Otto Fricke [FDP]: Wollen Sie das?)


    Das wäre eigentlich kein Problem. Aber es gibt dabei ein
    Problem: Sie wissen ganz genau, dass es einige Kassen
    gibt, die dann wieder in den Mechanismus Zusatzbeitrag
    geraten.


    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Genau!)


    Vor dem, was Sie als Einstieg in die Kopfpauschale poli-
    tisch gewollt haben, haben Sie jetzt so viel Angst, dass
    Sie sich nicht trauen, genau diesen Mechanismus herbei-
    zuführen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Sie sind vielleicht mutige Politiker. Sie trauen sich nicht
    einmal, sich den Versicherten zu stellen und für die Kon-
    sequenzen einzustehen, die Sie selber politisch auf die
    Schiene gesetzt haben.

    Der wesentlich einfachere und richtigere Weg wäre
    der Weg weg von diesem Einheitsbeitrag, weg von dem
    Mechanismus Zusatzbeitrag und hin dazu, dass die Kas-
    sen wieder selber entscheiden können, welchen Beitrag
    sie für ihre Arbeit benötigen. Beitragssatzautonomie der
    Kassen, das brauchen wir wieder.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Dann würden etliche Kassen ihren Beitrag senken, das
    heißt, die Arbeitgeber müssten ihn gar nicht erst erhe-
    ben, die Versicherten hätten das Geld weiterhin im Geld-
    beutel, und mit einem ordnungsgemäßen solidarischen
    Wettbewerb würde das System wieder funktionieren.
    Aber genau das wollen Sie nicht. Stattdessen schieben
    Sie den Schwarzen Peter den Kassen zu; sie sollen die
    Suppe auslöffeln, die Sie ihnen eingebrockt haben. Das
    ist garantiert der falsche Weg, Herr Minister.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







    (A) (C)



    (D)(B)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Das Wort hat jetzt der Kollege Otto Fricke von der

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Otto Fricke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Geschätzter Herr Vizepräsident! Meine sehr geehrten

    Damen und Herren! Ich finde etwas bemerkenswert und
    darf das in meiner Funktion als Hauptberichterstatter des
    Einzelplans hier darlegen. Ich gebe unumwunden zu,
    dass ich zu Beginn der Legislaturperiode, als ich auf den
    Gesundheitsetat geschaut habe, das Gefühl hatte: Oh,
    das wird eine schwierige Kiste. Das wird für einen Haus-
    hälter, ähnlich wie beim Sozialhaushalt, sehr problema-
    tisch. – Das Komische ist: Ich habe heute in der Debatte
    die ganze Zeit darauf gehofft, dass jemand sagt, dass wir
    zu wenig Geld haben, dass mehr Geld in den Gesund-
    heitsbereich fließen muss. Stattdessen habe ich gehört,
    dass selbst die SPD damit einverstanden ist, dass man
    den Zuschuss einmalig um 2 Milliarden Euro absenkt.
    Es ist doch richtig, werte Sozialdemokraten, dass man
    damit einverstanden ist? Falls nicht, bitte ich meine
    Nachrednerin, dies zu korrigieren.

    Ich stelle fest: Wir haben im Bereich Gesundheit eine
    Diskussion, die so weit geht, dass niemand mehr bereit
    ist, auch nur im Ansatz zu sagen: Wir haben finanzielle
    Probleme. Das heißt, das, was wir Haushälter manchmal
    – Entschuldigung! – „die Ullaritis“ genannt haben, näm-
    lich zu sagen, dass man hier und da noch 1 Milliarde
    Euro braucht, ist weggefallen. Wenn es eines letzten Be-
    weises für die Bevölkerung bedurft hätte, dass der Ge-
    sundheitshaushalt unter FDP-Führung gut geworden ist,
    dann ist dies schlicht die Tatsache, dass der gesundheits-
    politische Sprecher Heiner Lauterbach nicht an dieser
    Debatte teilnimmt; denn er weiß, wie gut die Zahlen in
    diesem Haushalt sind. Dafür danke ich ihm ausdrück-
    lich.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Mechthild Rawert [SPD]: Seit wann heißt der Heiner?)


    – Für mich ist das der Heiner Lauterbach.


    (Lachen bei Abgeordneten der SPD – Iris Gleicke [SPD]: Das gibt E-Mails!)


    Keine Angst, Frau Kollegin, ich finde sehr gut, dass Sie
    das erkannt haben. Wenn ich die Wortbeiträge des Kolle-
    gen Karl Lauterbach an der Stelle höre, dann muss ich
    sagen, dass das nicht mehr viel mit Gesundheitspolitik
    zu tun hat.

    Nichtsdestotrotz gab es Kritik aus der Opposition;
    auch das ist interessant. Kollegin Bender hat schon wie-
    der etwas hilflos versucht, zu sagen: Wenn die FDP das
    Gesundheitsministerium führt, ist sie der Totengräber
    der GKV. Meine liebe Kollegin, Totengräber sind die,
    die die gesetzlichen Krankenkassen immer an den Rand
    des Ruins treiben.


    (Harald Weinberg [DIE LINKE]: Wer ist denn pleitegegangen? Die City BKK!)


    Wir haben als Koalition dafür gesorgt, dass es Reserven
    bei den gesetzlichen Krankenkassen gibt.


    (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deswegen ist es euch unangenehm!)


    – Nein. Frau Kollegin Bender, mir ist es sehr angenehm,
    dass die Krankenkassen einen Puffer haben. Für die Ko-
    alition bedeutet er nämlich eine gewisse Vorsorge. Da-
    durch ist gewährleistet, dass auch für schlechte Zeiten
    der Puffer, von dem Ihre Haushälterkollegen immer
    sprechen, vorhanden ist. Dieser Puffer wird genau so
    ausgestaltet, dass er sicherstellt, dass sich die GKV-
    Patienten keine Sorgen machen müssen.


    (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagt der Minister aber ganz anders! Er sagt, die Kassen sollen das Geld ausschütten! Vielleicht unterhalten Sie sich noch mal miteinander!)


    Das ist der Unterschied: Bei Ihnen hatten die Versicher-
    ten stets Angst, weil sie nicht wussten, ob die Versiche-
    rung funktioniert. Bei uns hingegen können sie sich si-
    cher sein, dass stets ausreichende Finanzmittel vor-
    handen sind.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Das ist für mich als Haushälter und Politiker die beste
    Nachricht, die ich einem Versicherten mitteilen kann.

    Zum Schluss meiner Rede will ich noch auf zwei, drei
    Aspekte eingehen, die im Zusammenhang mit den Pro-
    grammen erwähnt worden sind. Mein Berichterstatter-
    kollege von der SPD hat gesagt, wir würden das Pro-
    gramm zur Förderung der Kindergesundheit einstellen.
    Herr Kollege, könnte es vielleicht sein, dass dieses Pro-
    gramm einmal von Ulla Schmidt aufgelegt und mit Zu-
    stimmung der SPD bewusst befristet worden ist? Könnte
    es sein, dass Sie sich hier hinstellen und behaupten, wir
    würden etwas tun, für das Ulla Schmidt und die damals
    handelnden Gesundheitspolitiker um Herrn Lauterbach
    verantwortlich sind? Kann das sein?


    (Ewald Schurer [SPD]: Nein!)


    Ich glaube, ja.


    (Ewald Schurer [SPD]: Sie sollten die Frage zurücknehmen, lieber Herr Otto!)


    Deswegen: Bevor Sie Äußerungen dazu machen, welche
    Programme wir angeblich einstellen, sollten Sie erst ein-
    mal überprüfen, wofür Sie selbst verantwortlich sind.

    Ein allerletzter Punkt – dafür habe ich gerade noch
    genug Zeit –:


    (Iris Gleicke [SPD]: Oh nein!)


    Beim Thema Organspende müssen wir eines vermeiden,
    nämlich den Versuch, nach Vorurteilen zu handeln. Wir
    müssen im Hinblick auf das Thema Organspende alles
    dafür tun – das will ich ausdrücklich versöhnend in
    Richtung der Opposition sagen –, dass auch von diesem
    Haushalt folgende Botschaften ausgehen: a) Wir sorgen
    dafür, dass, was immer möglich ist, getan wird, um
    Straftaten zu vermeiden. Wir alle wissen allerdings, dass





    Otto Fricke


    (A) (C)



    (D)(B)


    man keine hundertprozentige Sicherheit gewährleisten
    kann. b) Wir sind deswegen bereit – das sage ich aus-
    drücklich, weil wir die entsprechenden Vereinbarungen
    schon getroffen haben –, an dieser Stelle auch personell
    etwas zu tun. Aber wir sollten c) auch mit Blick auf die
    Krankenkassen aktiv werden und sie auffordern: Sorgt
    bitte mit dafür, dass durch Aufklärung bei den Bürgern
    die Bereitschaft geschaffen wird, für seinen Nächsten et-
    was Gutes zu tun. Das muss, neben allen Wünschen, die
    wir in Bezug auf unsere Gesundheit haben und die wir
    an den Staat, an die gesetzliche Krankenversicherung
    usw. richten, unsere erste Aufgabe sein. Wir müssen je-
    dem Bürger sagen, dass er, wenn es um die Gesundheit
    geht, etwas für seine Mitbürger tun kann. Dazu lade ich
    Sie ein.

    Ich danke für die Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)