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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/190 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 I n h a l t : Nachruf auf den Abgeordneten Jürgen Herrmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachruf auf die Vizepräsidentin a. D. Liselotte Funcke und den Vizepräsidenten a. D. Georg Leber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksache 17/10200) . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksache 17/10201) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushaltsbe- gleitgesetzes 2013 (HBeglG 2013) (Drucksache 17/10588) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg)  (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit Peter Altmaier, Bundesminister  BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 22861 B 22861 D 22862 C 22862 C 22862 C 22862 D 22872 C 22874 B 22876 C 22879 B 22881 B 22883 B 22886 B 22887 D 22889 B 22890 A 22891 C 22893 B 22895 B 22897 B 22898 C 22899 D 22900 D 22902 B 22904 B 22906 A 22907 A 22908 C 22909 C 22910 A 22910 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan, Bundesministerin  BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Agnes Alpers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Daniel Bahr, Bundesminister  BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr, Bundesminister BMG . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erwin Lotter (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide DIE LINKE) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidun- gen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatzta- gesordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22912 B 22914 B 22916 B 22917 A 22918 B 22920 D 22921 B 22922 B 22923 C 22924 D 22926 D 22927 B 22927 D 22928 C 22930 A 22931 C 22932 C 22933 B 22935 D 22937 B 22937 D 22938 D 22939 A 22940 C 22941 D 22943 A 22944 A 22945 B 22946 A 22948 A 22949 B 22950 A 22951 B 22952 B 22953 A 22954 D 22955 A 22955 C 22956 A 22956 B 22956 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22861 (A) (C) (D)(B) 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Beginn: 10.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22955 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide die Linke) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Während sich die Mehrheit der Fraktion Die Linke im Bundestag bei dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidung minderjähriger Jungen“ von CDU/CSU, FDP und SPD enthält, habe ich diesem zugestimmt. Der Antrag fordert die Bundesregierung auf, „im Herbst 2012 unter Berücksichtigung der grundgesetzlich geschützten Rechtsgüter des Kindeswohls, der körperli- chen Unversehrtheit, der Religionsfreiheit und des Rechts der Eltern auf Erziehung einen Gesetzentwurf vorzule- gen, der sicherstellt, dass eine medizinisch fachgerechte Beschneidung von Jungen ohne unnötige Schmerzen grundsätzlich zulässig ist.“ Der Antrag ist notwendig ge- worden, nachdem das Kölner Landgericht ein Urteil ge- troffen hat, dass von den jüdischen und muslimischen Ge- meinschaften zurecht als Angriff auf die Ausübung ihrer Religionsfreiheit gesehen wird. Vielmehr hat das Urteil eine – in Teilen rassistisch ge- führte – Debatte ausgelöst, in der scheinbar liberale Mei- nungsmacher die angeblich herzlosen muslimischen und jüdischen Eltern an den Pranger stellen. Eine medizinisch sachgerecht durchgeführte Be- schneidung bei Jungen gleichzusetzen mit weiblicher Genitalverstümmelung, Klitorisentfernung, – die selbst- verständlich vehement abzulehnen ist – ist in keiner Weise gerechtfertigt. Gleichzeitig so zu tun, als würde nur die Beschneidung einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstel- len und nicht auch beispielsweise kosmetische Operatio- nen bei Minderjährigen, vorsorgliche Blinddarm- oder Mandelentfernungen oder beispielsweise Ohrlochste- chen, ist bigott. Die Beschneidung ist in beiden Religio-  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 11.09.2012 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 11.09.2012 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 11.09.2012 Daub, Helga FDP 11.09.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 11.09.2012 Gohlke, Nicole DIE LINKE 11.09.2012 Höferlin, Manuel FDP 11.09.2012 Hörster, Joachim CDU/CSU 11.09.2012* Hunko, Andrej DIE LINKE 11.09.2012* Kilic, Memet BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Koch, Harald DIE LINKE 11.09.2012 Kolbe (Leipzig),  Daniela SPD 11.09.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Lach, Günter CDU/CSU 11.09.2012 Mast, Katja SPD 11.09.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 11.09.2012 Mücke, Jan FDP 11.09.2012 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 11.09.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 11.09.2012 Simmling, Werner FDP 11.09.2012 Spatz, Joachim FDP 11.09.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Wadephul, Johann CDU/CSU 11.09.2012* Werner, Katrin DIE LINKE 11.09.2012 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 11.09.2012 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 11.09.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 22956 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 (A) (C) (D)(B) nen ein wesentlicher Initiationsritus für die Zugehörigkeit zum Kollektiv der Gläubigen. Ein Verbot der Beschnei- dung liefe auf ein Religionsverbot für Muslime und Juden in Deutschland hinaus. Wer glaubt, Fragen der religiösen oder kulturellen Identität über das Strafrecht zu regeln, befördert die Kri- minalisierung jüdischer und muslimischer Riten. Praktisch bedeutet das für die betroffenen Jungen nicht weniger, sondern mehr Probleme: Operationen im Ausland, Eingriffe durch Kurpfuscher und eine Stigmati- sierung, die das Zusammenleben in einer multikulturel- len Gesellschaft erschwert. Ich begrüße es, dass mit dem Antrag ein klares Signal an Juden und Muslime in Deutschland gesendet wird und klargestellt wird, dass sie und ihre Religionspraxis ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind. Ich spreche mich für eine Regelung im Sinne des Antra- ges aus. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesord- nungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch da- raus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Der Grundrechtekatalog unseres Grundgesetzes ist ein guter roter Faden für das Zusammenleben in unserer heterogenen Gesellschaft. Dort werden die Grundfrei- heiten und Grundrechte und ihre Schranken definiert. Sowohl die Religionsfreiheit (Glaubensfreiheit, Nicht- glauben, Wechsel der Religionen), aber auch körperliche Unversehrtheit sind Grundrechtsgüter. Wenn sie mitei- nander kollidieren, sind sie abzuwägen und es muss ge- gebenenfalls ein guter Kompromiss gefunden werden. Sowohl die heiligen Schriften der Religionen, aber auch die religiösen Riten, Gebräuche und Traditionen beinhal- ten naturgemäß alte Elemente, die im Lichte der Vernunft und den neuen Einsichten der Wissenschaft neu zu verste- hen und zu interpretieren sind. Die Menschheit kann mit Glück und Stolz darauf zu- rückblicken, dass wir keine Menschenopfer mehr brin- gen, die Steinigung von Ehebrechern nicht mehr Teil un- serer Rechtsprechung ist, verwitwete Hindufrauen seit mehr als 100 Jahren nicht mehr mit ihren verstorbenen Ehemännern verbrannt werden und die Beschneidung von Mädchen weitgehend verpönt und strafbar ist. Bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau und der Nichtdiskriminierung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften wurden einige Fortschritte erzielt, aber auch einige Rückschritte verzeichnet. Die Kinder sind kein Eigentum der Eltern, der Reli- gionsgemeinschaften oder des Staates. Sie sind Indivi- duen mit vollen Rechten. Das Kindeswohl zu gewährleis- ten obliegt den Eltern und dem Staat in den gesetzlichen Rahmen. Der säkulare Staat hat auch die Aufgabe, den Druck der Religionsgemeinschaften oder Weltanschauung auf einzelne Individuen abzuwenden oder dies zumindest abzumildern, damit sich das Individuum frei entfalten kann (Art. 2 Grundgesetz). Medizinisch notwendige Ein- griffe in die körperliche Unversehrtheit stehen hierbei außer Diskussion. Zur Disposition steht nur, inwieweit die blutigen Ri- tuale der Religionsgemeinschaften, die einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit – sogar bei Kleinkindern – darstellen, allein der Entscheidung der Religionsgemein- schaften bzw. Eltern zu überlassen ist. Bei der Beschneidung stellt sich diese Frage vorder- gründig. Es besteht sowohl wissenschaftliche wie politische Einigkeit darüber, dass die Zirkumzision einen irreversi- blen und nicht zu bagatellisierenden Eingriff in die Körper von Menschen darstellt. Es ist aber auch soziolo- gischer Fakt, dass sich viele Eltern in der Religions- oder Traditionspflicht sehen, diesen Vorgang bei ihrem Kind vornehmen zu lassen. Um eine selbstbestimmte Erwachsenenentscheidung – im Idealfall zu einem unblutigen Religionsbekennt- nis – zu ermöglichen, kann der Gesetzgeber einen Über- gangskompromiss vorlegen. Solch eine gesetzliche Regelung mit einer großen ge- sellschaftlichen und grundrechtlichen Reichweite darf nicht in einem Schnellverfahren erfolgen. Dafür müssen gründliche Anhörungsverfahren durchgeführt werden. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22957 (A) (C) (D)(B) den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch die daraus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln aber nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Das lehne ich ab und stimme deshalb dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP und SPD zu. 190. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2013Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 16 Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Epl 30 Bildung und Forschung Epl 15 Gesundheit Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Britta Haßelmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Minister Bahr,

    ich möchte die Gelegenheit nutzen, deutlich zu machen,
    dass ich es inakzeptabel finde, dass Sie in Ihrer Antwort
    auf die Kurzintervention meinen Kollegen Harald Terpe
    und sein Verhalten als bösartig bezeichnen. Das ist inak-
    zeptabel und unangemessen. Man kann in der Sache
    streiten, man kann in der Sache hart sein, aber ich finde
    es anmaßend, dass Sie als Minister meinen Kollegen und
    sein Verhalten als bösartig bezeichnen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Darf ich fragen, ob einer der anderen Geschäftsführer

darauf erwidern möchte? – Wenn nicht, dann setzen wir
die Debatte in der vorgeschlagenen Reihenfolge fort.

Das Wort hat der Kollege Johannes Singhammer von
der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)







(A) (C)



(D)(B)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Johannes Singhammer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Kommen wir wieder zum Hauptpunkt der heutigen
    Debatte zurück: Noch nie in der Geschichte der Bundes-
    republik Deutschland waren die Finanzen der gesetzli-
    chen Krankenversicherung so geordnet, so nachhaltig
    und so sicher wie jetzt, im September 2012. Unabhängig
    davon, ob am Ende des Jahres im Gesundheitsfonds und
    bei den Krankenkassen 20, 22 oder gar 25 Milliarden
    Euro angehäuft worden sind: Die rund 70 Millionen
    Menschen, die in der gesetzlichen Krankenversicherung
    versichert sind, wissen, dass eine einmalig hohe Reserve
    Sicherheit und Vertrauen schafft. Das ist alles andere als
    selbstverständlich, und zwar deswegen nicht, weil in der
    Geschichte der gesetzlichen Krankenversicherung au-
    ßerordentliche Schwankungen sowie die Defizitbekämp-
    fung eher die Regel waren.

    Wenn wir in das eine oder andere Nachbarland
    schauen, dann erkennen wir, dass wir in Deutschland
    eine Insel der Stabilität in der Krankenversicherung vor-
    finden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Einige Beispiele: Das neue Ärzteblatt berichtet, dass sich
    Frankreich in diesen Tagen nicht die Frage stellt: Was
    tun mit den Überschüssen?, sondern: Wie kann man ein
    Defizit der staatlichen Krankenversicherung von sage
    und schreibe 8,6 Milliarden Euro in den Griff bekom-
    men? Das Gesundheitswesen, früher ein Stolz der
    Grande Nation, entpuppt sich als finanzielles Sorgen-
    kind. – Die Krankenversicherten in Spanien plagen sich
    mit einem Schuldenberg, welcher die astronomische
    Höhe von 16 Milliarden Euro erreicht hat. – Die Men-
    schen in Griechenland sind vielfach in höchster Not. Pa-
    tienten erhalten Arzneimittel und ärztliche Behandlung
    nur noch gegen Barzahlung, weil die Krankenkassen
    nicht mehr genügend solvent sind. Einer der großen
    Partner im griechischen Gesundheitswesen klagte vor
    kurzem: Das Gesundheitssystem bricht zusammen.

    Wir, die christlich-liberale Koalition, waren in den
    vergangenen Jahren mit der Unterstützung vieler Gut-
    williger und Leistungsfähiger so erfolgreich, dass wir
    eine komfortable, ich würde fast sagen: Luxusdiskussion
    führen können, wie wir mit den Überschüssen richtig
    umgehen. Davon hätte Rot-Grün nur träumen können.
    Wir tun es.


    (Harald Weinberg [DIE LINKE]: Ihr träumt!)


    Dabei müssen wir sorgfältig und klug vorgehen.

    Die krisenhaften Verschlechterungen bei einer Reihe
    von europäischen Nachbarn mahnen uns und raten zur
    Vorsicht. Wir sollten die einmalige historische Chance
    auf Nachhaltigkeit nutzen. Das heißt: Es darf keine Rolle
    rückwärts bei den Ausgaben geben. Wir dürfen nicht alle
    Hähne wieder aufdrehen. Das Geld der Versicherten ist
    zu kostbar, als dass es plötzlich wieder mit vollen Hän-
    den ausgegeben werden darf. Wir wollen keinen Wett-
    lauf beim Geldausgeben.

    Wir anerkennen, dass die Partner im Gesundheitswe-
    sen zum Teil einschneidende harte Sparmaßnahmen

    haben hinnehmen müssen, zum Beispiel die Pharma-
    industrie mit Zwangsrabatten; aber auch Ärzte, Kran-
    kenhäuser und Apotheker haben ihren Anteil erbracht.
    Diese einschneidenden Sparmaßnahmen können nicht
    unbegrenzt fortgesetzt werden, etwa in den Krankenhäu-
    sern, weil dort der größte Anteil der Ausgaben Personal-
    kosten sind. Sie betragen etwa 60 Prozent. Die Beschäf-
    tigten in den Krankenhäusern haben ein Anrecht auf
    ausreichende, adäquate Entlohnung ihrer großartigen
    Arbeit.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Mechthild Rawert [SPD]: Da muss aber noch etwas passieren!)


    Natürlich tun wir etwas, vorsichtig, überlegt, aber kon-
    zentriert.

    Selbstverständlich gibt es noch Herausforderungen.
    Die größte Herausforderung ist sicherlich, die Gesund-
    heitsstruktur in den ländlichen Räumen zu erhalten. Ich
    nehme an, wir alle im Plenum sind für Strukturpolitik.
    Aber Strukturpolitik gelingt niemals ohne eine adäquate
    Gesundheitsversorgung sowohl in den Ballungsräumen
    als auch in den ländlichen Regionen. Es nützt nichts, die
    beste Autobahn zu bauen und die schnellste Internetver-
    bindung bereitzustellen, wenn der Arzt, die Apotheke
    oder das Krankenhaus erst nach eineinhalb Stunden
    Fahrzeit mit dem Auto erreichbar sind. Deshalb wird die
    strukturpolitische Absicherung der Gesundheitsversor-
    gung ein ganz zentrales Element der Politik der nächsten
    Monate sein.

    Um einmal ganz konkret zu sagen, was damit gemeint
    ist: Wenn wir jetzt beispielsweise den Festzuschlag der
    Apotheker für Arzneimittel – der immerhin seit 2004,
    also seit über acht Jahren, unverändert ist – erhöhen,
    dann müssen wir uns auch Gedanken machen über einen
    Ausgleich für Apotheken, die Not- und Feiertagsdienst
    in den ländlichen Regionen leisten. In den Ballungsräu-
    men, zum Beispiel in der Nähe eines großstädtischen
    Bahnhofs, ist der Sonn- und Feiertagsdienst für Apothe-
    ken keine unattraktive Sache. Im Gegenteil: Manche
    Apotheken haben sowohl tagsüber als auch nachts einen
    großen Kundenzustrom. Für die Apotheke in einer länd-
    lichen Region jedoch, die im Rahmen eines solchen Not-
    dienstes in 24 Stunden oft nur einmal besucht wird, muss
    es einen Ausgleich geben, wenn wir die bestehenden Ge-
    sundheitsstrukturen erhalten wollen.


    (Mechthild Rawert [SPD]: Das haben wir schon längst gefordert! Sie müssen es nur tun!)


    Dieser Linie entspricht im Übrigen auch die Entschei-
    dung des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichts-
    höfe, der sich erst vor kurzem zur Frage „Versandhandel
    oder Bewahrung der ortsnahen Versorgung“ ganz klar
    für letztere Option ausgesprochen hat.

    Wir werden auch darauf achten, dass Krankenhäuser
    mit nur geringen Bettenzahlen in den ländlichen Regio-
    nen nicht dadurch in eine Schräglage geraten, dass
    Patienten die Krankenhäuser in den Ballungsräumen
    aufsuchen und dadurch dort die Bettenzahlen steigen,
    wohingegen die Bettenzahlen bei den regionalen Kran-
    kenhäusern sinken und diese am Ende mangels finan-





    Johannes Singhammer


    (A) (C)



    (D)(B)


    zieller Leistungsfähigkeit geschlossen werden müssen.
    Das würde wiederum bedeuten, dass eine Abwanderung
    einsetzt, die wir nicht wollen. Wir wollen eine gleichmä-
    ßige Versorgung erhalten. Darum haben wir das Versor-
    gungsstrukturgesetz auf den Weg gebracht und uns ins-
    besondere der ländlichen Versorgung im Hinblick auf
    ausreichende ärztliche Leistung angenommen.

    Ein weiteres wichtiges Thema für den Rest der Legis-
    laturperiode ist die Prävention, und zwar nicht, weil dies
    immer gerne zum Ende einer Legislaturperiode in den
    politischen Schaufensterkasten gestellt wird, sondern
    weil es notwendig ist.


    (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt auf einmal!)


    Nach meiner festen Überzeugung wird unser derzeit ge-
    festigtes Gesundheitssystem ohne einen Quantensprung
    im Bereich der Prävention die nächsten 10 oder 20 Jah-
    ren nicht überleben können. Wenn beispielsweise die
    Karrieren im Adipositasbereich bei einer beängstigend
    wachsenden Zahl von jungen Menschen sehr früh gestar-
    tet werden, dann führt das nicht nur zu einem persönli-
    chen Unwohlsein, sondern auch zu einer Belastung der
    gesetzlichen Krankenkassen, die wir bei dem explo-
    sionsartigen Anstieg dieser Zahlen dauerhaft nicht be-
    wältigen können. Deshalb ist Prävention notwendig, und
    deshalb haben wir als Union vor wenigen Wochen, am
    Ende der letzten Sitzungswoche vor der Sommerpause,
    ein entsprechendes Grundsatzpapier vorgestellt. Darin
    haben wir konkrete Vorschläge gemacht. Ich sage Ihnen:
    Auch Prävention gibt es nicht zum Nulltarif. Auch hier
    werden wir im Sinne einer nachhaltigen Politik handeln
    müssen, die sich aber lohnt, die Gewinn bringt und die
    die Menschen gesund erhält.

    Bei all diesen Herausforderungen, die wir noch be-
    wältigen werden, brauchen wir immer ein hinreichend
    großes Polster, sodass wir in der gesetzlichen Kranken-
    versicherung auf alle wie auch immer gearteten unvor-
    hergesehenen Ereignisse reagieren können und entspre-
    chend vorbereitet sind. Selbstverständlich gilt: Die
    gesetzliche Krankenkasse soll keine Sparkasse sein. Das
    eingezahlte Geld ist für die Versorgung da, und deshalb
    müssen wir immer bedenken, dass es den Versicherten
    zusteht. Daher ist es völlig legitim, darüber nachzuden-
    ken, wie wir mit dem Geld, das dauerhaft nicht benötigt
    wird, umgehen.

    Fest steht: Es gibt derzeit nicht einmal im Ansatz ein
    Finanzproblem in der gesetzlichen Krankenversiche-
    rung. Die Versicherten in Deutschland können ohne
    Sorge sein. Denen, die in dieser Phase herummäkeln, das
    Ganze schlechtreden und versuchen, ein Haar in der
    Suppe zu finden, sage ich: Sie sollten mit diesem
    krampfhaften Versuch, die Realitäten umzudeuten, jetzt
    bitte schön endlich aufhören und anerkennen, dass es gut
    gelaufen ist, dass es in Ordnung ist. Das ist ein Grund,
    sich zu freuen, und das sollten wir gemeinsam tun.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)