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    Plenarprotokoll 17/190 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 I n h a l t : Nachruf auf den Abgeordneten Jürgen Herrmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachruf auf die Vizepräsidentin a. D. Liselotte Funcke und den Vizepräsidenten a. D. Georg Leber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksache 17/10200) . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksache 17/10201) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushaltsbe- gleitgesetzes 2013 (HBeglG 2013) (Drucksache 17/10588) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg)  (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit Peter Altmaier, Bundesminister  BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 22861 B 22861 D 22862 C 22862 C 22862 C 22862 D 22872 C 22874 B 22876 C 22879 B 22881 B 22883 B 22886 B 22887 D 22889 B 22890 A 22891 C 22893 B 22895 B 22897 B 22898 C 22899 D 22900 D 22902 B 22904 B 22906 A 22907 A 22908 C 22909 C 22910 A 22910 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan, Bundesministerin  BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Agnes Alpers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Daniel Bahr, Bundesminister  BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr, Bundesminister BMG . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erwin Lotter (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide DIE LINKE) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidun- gen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatzta- gesordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22912 B 22914 B 22916 B 22917 A 22918 B 22920 D 22921 B 22922 B 22923 C 22924 D 22926 D 22927 B 22927 D 22928 C 22930 A 22931 C 22932 C 22933 B 22935 D 22937 B 22937 D 22938 D 22939 A 22940 C 22941 D 22943 A 22944 A 22945 B 22946 A 22948 A 22949 B 22950 A 22951 B 22952 B 22953 A 22954 D 22955 A 22955 C 22956 A 22956 B 22956 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22861 (A) (C) (D)(B) 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Beginn: 10.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22955 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide die Linke) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Während sich die Mehrheit der Fraktion Die Linke im Bundestag bei dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidung minderjähriger Jungen“ von CDU/CSU, FDP und SPD enthält, habe ich diesem zugestimmt. Der Antrag fordert die Bundesregierung auf, „im Herbst 2012 unter Berücksichtigung der grundgesetzlich geschützten Rechtsgüter des Kindeswohls, der körperli- chen Unversehrtheit, der Religionsfreiheit und des Rechts der Eltern auf Erziehung einen Gesetzentwurf vorzule- gen, der sicherstellt, dass eine medizinisch fachgerechte Beschneidung von Jungen ohne unnötige Schmerzen grundsätzlich zulässig ist.“ Der Antrag ist notwendig ge- worden, nachdem das Kölner Landgericht ein Urteil ge- troffen hat, dass von den jüdischen und muslimischen Ge- meinschaften zurecht als Angriff auf die Ausübung ihrer Religionsfreiheit gesehen wird. Vielmehr hat das Urteil eine – in Teilen rassistisch ge- führte – Debatte ausgelöst, in der scheinbar liberale Mei- nungsmacher die angeblich herzlosen muslimischen und jüdischen Eltern an den Pranger stellen. Eine medizinisch sachgerecht durchgeführte Be- schneidung bei Jungen gleichzusetzen mit weiblicher Genitalverstümmelung, Klitorisentfernung, – die selbst- verständlich vehement abzulehnen ist – ist in keiner Weise gerechtfertigt. Gleichzeitig so zu tun, als würde nur die Beschneidung einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstel- len und nicht auch beispielsweise kosmetische Operatio- nen bei Minderjährigen, vorsorgliche Blinddarm- oder Mandelentfernungen oder beispielsweise Ohrlochste- chen, ist bigott. Die Beschneidung ist in beiden Religio-  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 11.09.2012 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 11.09.2012 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 11.09.2012 Daub, Helga FDP 11.09.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 11.09.2012 Gohlke, Nicole DIE LINKE 11.09.2012 Höferlin, Manuel FDP 11.09.2012 Hörster, Joachim CDU/CSU 11.09.2012* Hunko, Andrej DIE LINKE 11.09.2012* Kilic, Memet BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Koch, Harald DIE LINKE 11.09.2012 Kolbe (Leipzig),  Daniela SPD 11.09.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Lach, Günter CDU/CSU 11.09.2012 Mast, Katja SPD 11.09.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 11.09.2012 Mücke, Jan FDP 11.09.2012 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 11.09.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 11.09.2012 Simmling, Werner FDP 11.09.2012 Spatz, Joachim FDP 11.09.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Wadephul, Johann CDU/CSU 11.09.2012* Werner, Katrin DIE LINKE 11.09.2012 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 11.09.2012 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 11.09.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 22956 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 (A) (C) (D)(B) nen ein wesentlicher Initiationsritus für die Zugehörigkeit zum Kollektiv der Gläubigen. Ein Verbot der Beschnei- dung liefe auf ein Religionsverbot für Muslime und Juden in Deutschland hinaus. Wer glaubt, Fragen der religiösen oder kulturellen Identität über das Strafrecht zu regeln, befördert die Kri- minalisierung jüdischer und muslimischer Riten. Praktisch bedeutet das für die betroffenen Jungen nicht weniger, sondern mehr Probleme: Operationen im Ausland, Eingriffe durch Kurpfuscher und eine Stigmati- sierung, die das Zusammenleben in einer multikulturel- len Gesellschaft erschwert. Ich begrüße es, dass mit dem Antrag ein klares Signal an Juden und Muslime in Deutschland gesendet wird und klargestellt wird, dass sie und ihre Religionspraxis ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind. Ich spreche mich für eine Regelung im Sinne des Antra- ges aus. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesord- nungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch da- raus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Der Grundrechtekatalog unseres Grundgesetzes ist ein guter roter Faden für das Zusammenleben in unserer heterogenen Gesellschaft. Dort werden die Grundfrei- heiten und Grundrechte und ihre Schranken definiert. Sowohl die Religionsfreiheit (Glaubensfreiheit, Nicht- glauben, Wechsel der Religionen), aber auch körperliche Unversehrtheit sind Grundrechtsgüter. Wenn sie mitei- nander kollidieren, sind sie abzuwägen und es muss ge- gebenenfalls ein guter Kompromiss gefunden werden. Sowohl die heiligen Schriften der Religionen, aber auch die religiösen Riten, Gebräuche und Traditionen beinhal- ten naturgemäß alte Elemente, die im Lichte der Vernunft und den neuen Einsichten der Wissenschaft neu zu verste- hen und zu interpretieren sind. Die Menschheit kann mit Glück und Stolz darauf zu- rückblicken, dass wir keine Menschenopfer mehr brin- gen, die Steinigung von Ehebrechern nicht mehr Teil un- serer Rechtsprechung ist, verwitwete Hindufrauen seit mehr als 100 Jahren nicht mehr mit ihren verstorbenen Ehemännern verbrannt werden und die Beschneidung von Mädchen weitgehend verpönt und strafbar ist. Bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau und der Nichtdiskriminierung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften wurden einige Fortschritte erzielt, aber auch einige Rückschritte verzeichnet. Die Kinder sind kein Eigentum der Eltern, der Reli- gionsgemeinschaften oder des Staates. Sie sind Indivi- duen mit vollen Rechten. Das Kindeswohl zu gewährleis- ten obliegt den Eltern und dem Staat in den gesetzlichen Rahmen. Der säkulare Staat hat auch die Aufgabe, den Druck der Religionsgemeinschaften oder Weltanschauung auf einzelne Individuen abzuwenden oder dies zumindest abzumildern, damit sich das Individuum frei entfalten kann (Art. 2 Grundgesetz). Medizinisch notwendige Ein- griffe in die körperliche Unversehrtheit stehen hierbei außer Diskussion. Zur Disposition steht nur, inwieweit die blutigen Ri- tuale der Religionsgemeinschaften, die einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit – sogar bei Kleinkindern – darstellen, allein der Entscheidung der Religionsgemein- schaften bzw. Eltern zu überlassen ist. Bei der Beschneidung stellt sich diese Frage vorder- gründig. Es besteht sowohl wissenschaftliche wie politische Einigkeit darüber, dass die Zirkumzision einen irreversi- blen und nicht zu bagatellisierenden Eingriff in die Körper von Menschen darstellt. Es ist aber auch soziolo- gischer Fakt, dass sich viele Eltern in der Religions- oder Traditionspflicht sehen, diesen Vorgang bei ihrem Kind vornehmen zu lassen. Um eine selbstbestimmte Erwachsenenentscheidung – im Idealfall zu einem unblutigen Religionsbekennt- nis – zu ermöglichen, kann der Gesetzgeber einen Über- gangskompromiss vorlegen. Solch eine gesetzliche Regelung mit einer großen ge- sellschaftlichen und grundrechtlichen Reichweite darf nicht in einem Schnellverfahren erfolgen. Dafür müssen gründliche Anhörungsverfahren durchgeführt werden. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22957 (A) (C) (D)(B) den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch die daraus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln aber nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Das lehne ich ab und stimme deshalb dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP und SPD zu. 190. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2013Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 16 Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Epl 30 Bildung und Forschung Epl 15 Gesundheit Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Patrick Meinhardt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Was haben wir unter großen Kraftanstrengun-
    gen in den letzten Jahren in der Bildungs- und For-
    schungspolitik in unserem Land alles erreicht? Die
    Menschen sind motivierter, sie trauen sich etwas zu, in-
    vestieren mehr in Weiterbildung, Türen öffnen sich,
    Aufstiegschancen werden genutzt, Lehrer und Erzieher





    Patrick Meinhardt


    (A) (C)



    (D)(B)


    wollen zeigen, was in ihnen steckt, Forscher wollen un-
    ser Land an die Spitze bringen, junge Menschen wollen
    gefördert werden. Allen Unkenrufen zum Trotz tut sich
    in diesem Land richtig viel. Wissen Sie, was? Darauf
    können wir in diesem Land stolz sein.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Liebe Frau Ziegler, lieber Herr Hagemann, ich bringe
    Ihnen jetzt als Übergang einmal ein Zitat:

    Das Bildungsniveau ist weiter angestiegen. Die
    Zahl der Abiturienten nimmt zu, die Zahl der
    Schulabbrecher geht weiter zurück.

    Diese Einschätzung zur Gesamtsituation in der Bun-
    desrepublik Deutschland stammt, auch wenn ich sie
    teile, nicht von mir, sondern vom sozialdemokratischen
    Schulsenator der Freien und Hansestadt Hamburg, Herrn
    Rabe. Ich möchte Ihnen damit einfach nur helfen, Ihre
    Hemmschwelle für positive Sätze hier im Deutschen
    Bundestag abzubauen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Sie wollen doch gar nichts mit Schulpolitik zu tun haben. Sie distanzieren sich von Schulpolitik!)


    Vier Fakten sollte man am Anfang einer Haushaltsde-
    batte immer und immer wieder klarstellen.

    Erstens. Der nationale Bildungsbericht enthält eine
    wichtige Zahl für uns. Seit Jahren fordern alle in diesem
    Hohen Haus, dass wir 7 Prozent des Bruttoinlandspro-
    dukts in Bildung investieren. Der nationale Bildungsbe-
    richt hat es uns attestiert: Wir haben das erstmals er-
    reicht. Dies ist die erste gute Botschaft.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


    Zum Zweiten. Mit 2,8 Prozent im Jahr 2010 und steti-
    gen Verbesserungen im letzten und in diesem Jahr sind
    wir schon ganz nahe am innovationspolitischen Ziel,
    3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und
    Entwicklung zu investieren. Das ist ein unglaublicher
    Fortschritt von Wirtschaft, Bund, Ländern und den For-
    schungseinrichtungen. Auch dies ist hier festzustellen.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und wie soll es weitergehen?)


    Zum Dritten. Diese Bundesregierung arbeitet in einer
    Krise gegen den Trend so vieler anderer Länder und in-
    vestiert bewusst 12 Milliarden Euro mehr in Bildung
    und Forschung. Diese gewaltige Investition, liebe Kolle-
    ginnen und Kollegen, ist die beste Krisenprävention. Das
    zeigt sich hier und heute.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


    Zum Vierten. Mit 13,8 Milliarden Euro legen wir Ih-
    nen einen Rekordhaushalt, den eigentlichen Megahaus-
    halt für Bildung und Forschung vor, um gerade in der
    jetzigen Situation einen weiteren Schub für die Bil-
    dungsrepublik Deutschland zu erreichen. Das muss in
    diesem Hohen Haus auch ganz klar artikuliert werden.

    Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, die Zahl der
    Studierenden ist mit 2,38 Millionen so hoch wie noch
    nie. Wir haben 667 Millionen Euro zusätzlich investiert,
    um im Hochschulpakt eine neue Dynamik entstehen las-
    sen zu können. Genau das ist die richtige Antwort einer
    Bundesregierung. Sie sieht die Situation und greift sie
    mutig an. Sie packt es an und nimmt weitere 700 Millio-
    nen Euro in die Hand. Dies ist ein Zeichen dafür, dass
    die Finanzpolitik und eine damit Hand in Hand gehende
    Vorsorge für eine Bildungsrepublik gut bei dieser Bun-
    desregierung aufgehoben sind.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der SPD: Was ist nach der Wahl?)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Kollege Meinhardt, gestatten Sie eine Frage oder Be-

merkung des Kollegen Gehring?


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Patrick Meinhardt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Nein. – Meine sehr geehrten Damen und Herren,

    wenn wir uns den gesamten Bereich der Studien- und
    Bildungsfinanzierung anschauen, dann ist festzustellen
    – das ist enorm wichtig –: Wir haben klare Akzente im
    Bereich des BAföG gesetzt. Das ist und bleibt für diese
    Bundesregierung ein zentraler Anker der Studienfinan-
    zierung. Allein der BAföG-Bericht dieses Jahres weist
    aus, dass die Zahl der geförderten Studierenden mit
    16 Prozent deutlich stärker gestiegen ist als die Zahl der
    Studierenden mit 9 Prozent. Zum anderen konnte – um
    hier einmal mit einem immer wieder aufgeworfenen Vor-
    urteil aufzuräumen – durch die Erhöhung der Bedarfssätze
    der durchschnittliche Förderbetrag um 10 Prozent erhöht
    werden. Damit sind die Steigerung der Lebenshaltungs-
    kosten und der Inflationsausgleich in vollem Umfang be-
    rücksichtigt. Das sind klare Zeichen dafür, wo diese
    Bundesregierung ihre Schwerpunkte setzt. Das BAföG
    ist ein fester Anker für eine gute, verlässliche Studien-
    finanzierung.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Deswegen ändern Sie auch nichts, oder?)


    Was die Stipendienkultur in der Bundesrepublik
    Deutschland angeht, so kann ich, wenn ich mir das an-
    schaue, was hier in diesem Land stattgefunden hat, nur
    sagen: Das war bis vor einiger Zeit eine richtige Wüste.
    Wir hatten die rote Laterne in der Stipendienkultur. Da
    hat sich nun enorm viel getan. 16 000 Studierende haben
    in diesem Land ein Stipendium bekommen. Die Zahl
    wurde von der rot-grünen Regierung im Jahre 2005 wei-
    tergegeben. Heutzutage sind wir bei 37 000.

    Wir haben jetzt zusätzlich noch das Deutschlandsti-
    pendium. Wir haben damit etwas erreicht, was ich für
    enorm wichtig halte. Bei den Begabtenförderungswer-
    ken gibt es gerade einmal 8 bis 9 Prozent Studierende,
    die aus den Fachhochschulen kommen. Diese Studieren-
    den haben einen enormen Bildungsaufstieg hinter sich
    gebracht, sind von der Realschule in den Bereich der be-
    ruflichen Schule, Fachhochschule hineingegangen. Beim
    Deutschlandstipendium werden nach nur einem Jahr
    30 Prozent der Stipendien an Fachhochschulen vergeben





    Patrick Meinhardt


    (A) (C)



    (D)(B)


    werden. Wir schaffen es also bis Ende dieses Jahres, die
    Zahl der Fachhochschüler in diesem Land, die ein Sti-
    pendium haben, zu vervierfachen. Das ist eine Leistung,
    die nun wirklich grandioser Natur ist.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Sagen Sie einmal die absoluten Zahlen! Wie viele sind das denn?)


    Den Wissenschaftsstandort Deutschland, die Exzel-
    lenzinitiative voranbringen, der Qualitätspakt Lehre, der
    Wettbewerb „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschu-
    len“, der Pakt für Forschung und Innovation, all das sind
    wichtige Elemente. Gerade wenn wir im Blick haben,
    dass die Exzellenzinitiative 2017 ausläuft – wir investie-
    ren da jetzt noch einmal 2,7 Milliarden Euro –, ist es für
    mich umso unverständlicher, dass die Veränderung, die
    wir auf Antrag und mit Unterstützung des Bundeslandes
    Bayern vornehmen wollen, nämlich über Art. 91 b GG
    künftig bei überregionaler Bedeutung auch Einrichtun-
    gen im Bereich der Wissenschaft und Forschung an
    Hochschulen zu fördern, im Bundesrat blockiert wird.

    Man muss an dieser Stelle eines sehr klar sagen: Wer
    diese Änderung des Art. 91 b des Grundgesetzes blockiert,
    der muss den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern,
    den Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern, den
    Rektorinnen und Rektoren und den Studierenden in die
    Augen sehen und ihnen sagen: Wir wollen nicht, dass ihr
    das Geld bekommt, das die Bundesregierung euch geben
    möchte.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welches Geld?)


    Förderung der wirtschaftspolitischen Innovationen
    und Technikförderung, der zentralen Bereiche Hightech,
    Validierungsprogramm, Spitzenclusterwettbewerb – dies
    sind nur einige Stichworte. Die FuE-Projektförderung
    wird einen Aufwuchs von 16,4 Prozent, das heißt
    884 Millionen Euro, haben. Die Nationale Forschungs-
    strategie BioÖkonomie wird über sechs Jahre mit
    2,4 Milliarden Euro ausgestattet; der Aktionsplan Nano-
    technologie wird ebenfalls von dem Aufwuchs profitie-
    ren. Das alles macht eines deutlich: Diese Bundesregie-
    rung setzt darauf, dass die Bundesrepublik Deutschland
    ein in sich starker Forschungsstandort wird. Wir werden
    weiterhin die Akzente so setzen, wie wir es für richtig
    und notwendig halten.

    In diesem Zusammenhang ist es wichtig, der berufli-
    chen Bildung die Aufmerksamkeit zu schenken, die die
    Ministerin ihr geschenkt hat. Eines ist ganz klar: Wir ha-
    ben ein hervorragendes System der beruflichen Bildung.
    Wir investieren in die Bildungsketten. Wir haben im Be-
    rufsorientierungsprogramm mächtige Investitionen. Die
    berufliche Bildung ist das Flaggschiff. Die duale Ausbil-
    dung ist der beste bildungspolitische Rettungsschirm,
    den dieses Land überhaupt hat.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Was würde in diesem Land fehlen, wenn es nicht die
    Initiative für das Wissenschaftsfreiheitsgesetz gäbe? Es

    ist enorm wichtig, um Autonomie, Eigenverantwortung
    und Transparenz voranzubringen, um flexible Hand-
    lungsspielräume im Haushalt, bezüglich Personal, Betei-
    ligungsvorhaben und Bauvorhaben, zu schaffen. Mit
    einem Wissenschaftsfreiheitsgesetz werden wir es schaf-
    fen, den Standort voranzubringen und damit einen zen-
    tralen Motor für die Wissenschafts- und Wirtschaftsna-
    tion Bundesrepublik Deutschland zu schaffen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann kommt das FDP-Zukunftskonzept? – Weiterer Zuruf des Abg. Swen Schulz [Spandau] [SPD])


    Zum Schluss möchte ich sehr deutlich machen: Die-
    sen Motor für Wissenschaftsfreiheit wollen wir auch in
    den Bereichen Hochschule und Schule. Deswegen
    schließe ich meine Rede mit einem Zitat:

    Schaffen wir ein Bildungswesen, das Leistung för-
    dert, keinen ausschließt, Freude am Lernen vermit-
    telt und selbst als lernendes System kreativ und ent-
    wicklungsfähig ist. Setzen wir neue Kräfte frei,
    indem wir bürokratische Fesseln sprengen. Entlas-
    sen wir das Bildungssystem in die Freiheit.

    Recht hatte er, Roman Herzog.

    Vielen herzlichen Dank.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)