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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/190 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 I n h a l t : Nachruf auf den Abgeordneten Jürgen Herrmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachruf auf die Vizepräsidentin a. D. Liselotte Funcke und den Vizepräsidenten a. D. Georg Leber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksache 17/10200) . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksache 17/10201) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushaltsbe- gleitgesetzes 2013 (HBeglG 2013) (Drucksache 17/10588) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg)  (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit Peter Altmaier, Bundesminister  BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 22861 B 22861 D 22862 C 22862 C 22862 C 22862 D 22872 C 22874 B 22876 C 22879 B 22881 B 22883 B 22886 B 22887 D 22889 B 22890 A 22891 C 22893 B 22895 B 22897 B 22898 C 22899 D 22900 D 22902 B 22904 B 22906 A 22907 A 22908 C 22909 C 22910 A 22910 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan, Bundesministerin  BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Agnes Alpers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Daniel Bahr, Bundesminister  BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr, Bundesminister BMG . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erwin Lotter (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide DIE LINKE) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidun- gen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatzta- gesordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22912 B 22914 B 22916 B 22917 A 22918 B 22920 D 22921 B 22922 B 22923 C 22924 D 22926 D 22927 B 22927 D 22928 C 22930 A 22931 C 22932 C 22933 B 22935 D 22937 B 22937 D 22938 D 22939 A 22940 C 22941 D 22943 A 22944 A 22945 B 22946 A 22948 A 22949 B 22950 A 22951 B 22952 B 22953 A 22954 D 22955 A 22955 C 22956 A 22956 B 22956 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22861 (A) (C) (D)(B) 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Beginn: 10.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22955 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide die Linke) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Während sich die Mehrheit der Fraktion Die Linke im Bundestag bei dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidung minderjähriger Jungen“ von CDU/CSU, FDP und SPD enthält, habe ich diesem zugestimmt. Der Antrag fordert die Bundesregierung auf, „im Herbst 2012 unter Berücksichtigung der grundgesetzlich geschützten Rechtsgüter des Kindeswohls, der körperli- chen Unversehrtheit, der Religionsfreiheit und des Rechts der Eltern auf Erziehung einen Gesetzentwurf vorzule- gen, der sicherstellt, dass eine medizinisch fachgerechte Beschneidung von Jungen ohne unnötige Schmerzen grundsätzlich zulässig ist.“ Der Antrag ist notwendig ge- worden, nachdem das Kölner Landgericht ein Urteil ge- troffen hat, dass von den jüdischen und muslimischen Ge- meinschaften zurecht als Angriff auf die Ausübung ihrer Religionsfreiheit gesehen wird. Vielmehr hat das Urteil eine – in Teilen rassistisch ge- führte – Debatte ausgelöst, in der scheinbar liberale Mei- nungsmacher die angeblich herzlosen muslimischen und jüdischen Eltern an den Pranger stellen. Eine medizinisch sachgerecht durchgeführte Be- schneidung bei Jungen gleichzusetzen mit weiblicher Genitalverstümmelung, Klitorisentfernung, – die selbst- verständlich vehement abzulehnen ist – ist in keiner Weise gerechtfertigt. Gleichzeitig so zu tun, als würde nur die Beschneidung einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstel- len und nicht auch beispielsweise kosmetische Operatio- nen bei Minderjährigen, vorsorgliche Blinddarm- oder Mandelentfernungen oder beispielsweise Ohrlochste- chen, ist bigott. Die Beschneidung ist in beiden Religio-  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 11.09.2012 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 11.09.2012 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 11.09.2012 Daub, Helga FDP 11.09.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 11.09.2012 Gohlke, Nicole DIE LINKE 11.09.2012 Höferlin, Manuel FDP 11.09.2012 Hörster, Joachim CDU/CSU 11.09.2012* Hunko, Andrej DIE LINKE 11.09.2012* Kilic, Memet BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Koch, Harald DIE LINKE 11.09.2012 Kolbe (Leipzig),  Daniela SPD 11.09.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Lach, Günter CDU/CSU 11.09.2012 Mast, Katja SPD 11.09.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 11.09.2012 Mücke, Jan FDP 11.09.2012 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 11.09.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 11.09.2012 Simmling, Werner FDP 11.09.2012 Spatz, Joachim FDP 11.09.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Wadephul, Johann CDU/CSU 11.09.2012* Werner, Katrin DIE LINKE 11.09.2012 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 11.09.2012 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 11.09.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 22956 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 (A) (C) (D)(B) nen ein wesentlicher Initiationsritus für die Zugehörigkeit zum Kollektiv der Gläubigen. Ein Verbot der Beschnei- dung liefe auf ein Religionsverbot für Muslime und Juden in Deutschland hinaus. Wer glaubt, Fragen der religiösen oder kulturellen Identität über das Strafrecht zu regeln, befördert die Kri- minalisierung jüdischer und muslimischer Riten. Praktisch bedeutet das für die betroffenen Jungen nicht weniger, sondern mehr Probleme: Operationen im Ausland, Eingriffe durch Kurpfuscher und eine Stigmati- sierung, die das Zusammenleben in einer multikulturel- len Gesellschaft erschwert. Ich begrüße es, dass mit dem Antrag ein klares Signal an Juden und Muslime in Deutschland gesendet wird und klargestellt wird, dass sie und ihre Religionspraxis ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind. Ich spreche mich für eine Regelung im Sinne des Antra- ges aus. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesord- nungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch da- raus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Der Grundrechtekatalog unseres Grundgesetzes ist ein guter roter Faden für das Zusammenleben in unserer heterogenen Gesellschaft. Dort werden die Grundfrei- heiten und Grundrechte und ihre Schranken definiert. Sowohl die Religionsfreiheit (Glaubensfreiheit, Nicht- glauben, Wechsel der Religionen), aber auch körperliche Unversehrtheit sind Grundrechtsgüter. Wenn sie mitei- nander kollidieren, sind sie abzuwägen und es muss ge- gebenenfalls ein guter Kompromiss gefunden werden. Sowohl die heiligen Schriften der Religionen, aber auch die religiösen Riten, Gebräuche und Traditionen beinhal- ten naturgemäß alte Elemente, die im Lichte der Vernunft und den neuen Einsichten der Wissenschaft neu zu verste- hen und zu interpretieren sind. Die Menschheit kann mit Glück und Stolz darauf zu- rückblicken, dass wir keine Menschenopfer mehr brin- gen, die Steinigung von Ehebrechern nicht mehr Teil un- serer Rechtsprechung ist, verwitwete Hindufrauen seit mehr als 100 Jahren nicht mehr mit ihren verstorbenen Ehemännern verbrannt werden und die Beschneidung von Mädchen weitgehend verpönt und strafbar ist. Bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau und der Nichtdiskriminierung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften wurden einige Fortschritte erzielt, aber auch einige Rückschritte verzeichnet. Die Kinder sind kein Eigentum der Eltern, der Reli- gionsgemeinschaften oder des Staates. Sie sind Indivi- duen mit vollen Rechten. Das Kindeswohl zu gewährleis- ten obliegt den Eltern und dem Staat in den gesetzlichen Rahmen. Der säkulare Staat hat auch die Aufgabe, den Druck der Religionsgemeinschaften oder Weltanschauung auf einzelne Individuen abzuwenden oder dies zumindest abzumildern, damit sich das Individuum frei entfalten kann (Art. 2 Grundgesetz). Medizinisch notwendige Ein- griffe in die körperliche Unversehrtheit stehen hierbei außer Diskussion. Zur Disposition steht nur, inwieweit die blutigen Ri- tuale der Religionsgemeinschaften, die einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit – sogar bei Kleinkindern – darstellen, allein der Entscheidung der Religionsgemein- schaften bzw. Eltern zu überlassen ist. Bei der Beschneidung stellt sich diese Frage vorder- gründig. Es besteht sowohl wissenschaftliche wie politische Einigkeit darüber, dass die Zirkumzision einen irreversi- blen und nicht zu bagatellisierenden Eingriff in die Körper von Menschen darstellt. Es ist aber auch soziolo- gischer Fakt, dass sich viele Eltern in der Religions- oder Traditionspflicht sehen, diesen Vorgang bei ihrem Kind vornehmen zu lassen. Um eine selbstbestimmte Erwachsenenentscheidung – im Idealfall zu einem unblutigen Religionsbekennt- nis – zu ermöglichen, kann der Gesetzgeber einen Über- gangskompromiss vorlegen. Solch eine gesetzliche Regelung mit einer großen ge- sellschaftlichen und grundrechtlichen Reichweite darf nicht in einem Schnellverfahren erfolgen. Dafür müssen gründliche Anhörungsverfahren durchgeführt werden. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22957 (A) (C) (D)(B) den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch die daraus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln aber nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Das lehne ich ab und stimme deshalb dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP und SPD zu. 190. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2013Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 16 Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Epl 30 Bildung und Forschung Epl 15 Gesundheit Anlagen
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    Rede von Petra Pau


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

    mir nicht vor.

    Wir kommen nun zu dem Geschäftsbereich des
    Bundesministeriums für Bildung und Forschung,
    Einzelplan 30.

    Das Wort hat die Bundesministerin Professor
    Dr. Annette Schavan.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
    dung und Forschung:

    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Meine Damen und Herren! Die wichtigste Grundhaltung
    in Zeiten der Unsicherheit ist die Fähigkeit, sich auf
    Neues und Unerwartetes einzustellen. Die beste Geldan-
    lage, die eine Gesellschaft in Zeiten des Wandels tätigen
    kann, sind Investitionen in das Wissen, das Können und
    die Bildung ihrer Bürgerinnen und Bürger. Davon sind
    auch die Haushalte für das Jahr 2013 – der Gesamthaus-
    halt der Bundesregierung und ganz besonders auch der
    des BMBF – geprägt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Dass wir schon seit einer Reihe von Jahren konse-
    quent Schulden abbauen und konsequent mehr in Bil-
    dung und Forschung investieren, trägt Früchte. Dass das
    nicht nur ein Anliegen des fachlich zuständigen Res-
    sorts, sondern auch der Bundesregierung insgesamt ist,
    ist heute Morgen aus der Rede des Bundesfinanzminis-
    ters sehr deutlich geworden. Die Früchte sind: deutliche
    Steigerung und deutliche Stärkung der Innovationskraft
    in Deutschland, Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit,
    deutlich höhere Attraktivität des Forschungsstandortes
    und vor allem weitere Stabilisierung der Zukunftschan-
    cen der jungen Generation. Zukunftschancen der jungen

    Generation: Das ist unser großes Thema – gerade jetzt in
    Europa.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Die Zahlen für Europa sind erschreckend. Ein Viertel
    der jungen Menschen im Alter bis zu 25 Jahren ist ohne
    berufliche Perspektive. In einzelnen Ländern, beispiels-
    weise in Spanien, sind es bis zu 50 Prozent. Die Jugend-
    arbeitslosigkeit in Deutschland ist im vergangenen Juni
    auf 7,9 Prozent zurückgegangen.


    (Beifall des Abg. Patrick Meinhardt [FDP])


    Der neue EU-Jugendbericht, den die EU-Kommission
    am Montag veröffentlicht hat, bestätigt diese Entwick-
    lung. Er zeigt, dass es deutlich bessere Chancen für die
    junge Generation als noch vor einigen Jahren gibt.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Dafür gibt es viele Gründe. Ein Grund ist der Teil un-
    seres Bildungssystems, der die berufliche Bildung be-
    trifft. Bei der dualen Ausbildung handelt es sich um ein
    weit verzweigtes Feld an unterschiedlichen Möglichkei-
    ten und unterschiedlichen Bildungsgängen als Herzstück
    der beruflichen Bildung. Ich sage aus aktuellem Anlass,
    weil die OECD heute ihren Jahresbericht vorgelegt hat:
    Ich habe kein Verständnis dafür, dass die OECD auch in
    diesem Jahr wieder die Gleichwertigkeit der beruflichen
    Bildung konterkariert, indem sie erklärt, dass Kinder von
    Akademikereltern, die selbst nicht den Weg der akade-
    mischen Bildung gehen, sondern eine Ausbildung absol-
    vieren, in die Kategorie Abstiegsmobilität fallen. Das ist
    abwegig und ganz und gar unverträglich mit der Tatsa-
    che, dass sich immer mehr Länder, übrigens auch in
    Europa, für unsere duale Ausbildung stark interessieren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Deshalb sage ich: Duale Berufsausbildung ist so et-
    was wie ein bildungspolitischer Anker in der Krise.
    Kollegen aus Spanien, Portugal, Italien, Finnland, die
    Deutschland besuchen, sagen: Weiterentwicklung, Mo-
    dernisierung und Internationalisierung der Bildungssys-
    teme, das muss heißen, berufliche Bildung zu etablieren. –
    Große Unternehmen wie SEAT haben angekündigt, das
    duale Ausbildungssystem zu übernehmen.

    Ganz wichtig ist: Beim Europäischen Qualifikations-
    rahmen, den wir in Deutschland zurzeit umsetzen, ist die
    Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bil-
    dung an wichtigen Stellen durchgesetzt. Deshalb können
    und werden wir nicht akzeptieren, dass der Weg hin zum
    Optiker, zum Zahntechniker, zum Schreiner, zum Me-
    chatroniker als Abstieg angesehen wird. Für die De-
    ckung des Fachkräftebedarfs, für die Schaffung stabiler
    beruflicher Perspektiven, für den Weg in die Selbststän-
    digkeit, für den Weg, ein Unternehmen zu gründen, ein
    Unternehmen zu übernehmen, Arbeitsplätze zu schaffen
    und junge Menschen auszubilden, ist die berufliche Bil-
    dung der Königsweg für viele in Deutschland.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bundesministerin Dr. Annette Schavan Haben die, deren Vater Professor ist, das gleiche Gehalt?)





    (A) (C)


    (D)(B)


    – Auch wenn der Vater Professor ist, ist es kein Abstieg,
    wenn der Sohn Optiker wird.


    (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch!)


    – Nein, überhaupt nicht.


    (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn der Vater Professor ist: Wer verdient dann mehr?)


    Wenn wir damit anfangen, dann können wir uns gleich
    auf eine doppelt so hohe Jugendarbeitslosigkeit einstel-
    len. So einfach ist das.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Zwischen 2006 und 2011 hat sich der Anteil der Kin-
    der unter drei Jahren, die die Angebote der Kindertages-
    betreuung nutzen, von 14 auf 25 Prozent erhöht. 96 Pro-
    zent aller Vier- und Fünfjährigen nehmen Angebote der
    frühkindlichen Bildung wahr. Damit liegen wir weit über
    dem OECD-Schnitt, der bei rund 80 Prozent liegt. Auch
    das muss man einmal sagen – das ist heute Morgen so
    verkündet worden –: Der Schnitt liegt bei 80 Prozent,
    wir liegen bei 96 Prozent.

    Wir werden diesen Bereich weiter ausbauen, vor allen
    Dingen die Qualität der frühkindlichen Bildung gemein-
    sam mit den Kommunen und den Ländern verbessern.
    Wir haben schon einen guten Stand erreicht, vor allen
    Dingen in Bezug auf Kinder mit Migrationshintergrund.

    Der Anteil derer mit Hochschulreife in der Alters-
    gruppe der 30- bis 35-Jährigen ist heute doppelt so hoch
    wie bei den 60- bis 65-Jährigen. „Aufstieg durch Bil-
    dung“ ist auch heute nicht nur möglich, sondern gelingt
    zunehmend.

    Wir hatten mit den Ländern vereinbart, den Anteil der
    Jugendlichen, die die Schule ohne Abschluss verlassen,
    zu halbieren. Der Anteil ist von 8 Prozent auf 6,5 Pro-
    zent gesunken. Nach einer weiteren Abnahme um
    2,5 Prozentpunkte ist auch dieses Ziel erreicht.

    Ich stelle fest: deutlich mehr Bildungsaufsteiger, deut-
    lich weniger Bildungsabsteiger, ein großer Aufwuchs bei
    den Studierenden, endlich das Anerkennungsgesetz, end-
    lich ein Entwurf zum Wissenschaftsfreiheitsgesetz und
    weiterhin gute Bildungsfinanzierung. Was das BAföG
    angeht: Herr Hagemann, auch wenn es im Vorfeld wie-
    der zu Schlagzeilen gekommen ist, wissen Sie doch ge-
    nau, dass es einen gesetzlichen Anspruch gibt. Sie wis-
    sen genau, dass das BAföG nicht gekürzt wird.


    (Klaus Hagemann [SPD]: Aber es gibt keine Erhöhung in der ganzen Legislaturperiode, Frau Ministerin!)


    – Was heißt, es gibt keine Erhöhung? Wir haben so viel
    erhöht wie schon lange nicht mehr.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Patrick Meinhardt [FDP]: Alles andere ist Lüge! – Zurufe von der SPD)


    Sie wissen auch, dass ich den Ländern ein Angebot ge-
    macht habe.


    (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welches Angebot?)


    Kein Bereich ist von Rot-Grün so vernachlässigt worden
    wie das BAföG.


    (Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Oh! Das ist grotesk, Frau Ministerin!)


    Wir haben etwas gemacht, nachdem jahrelang nichts
    passiert ist. Heute wird für das BAföG 25 Prozent mehr
    ausgegeben als noch vor fünf Jahren.

    Sie wissen: Die Länder haben ein Angebot von mir
    erhalten.


    (Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Wie sieht das Angebot aus?)


    Die Länder sind am Beraten. Sie müssen sich mit uns ei-
    nigen.


    (Klaus Hagemann [SPD]: Beim Bundesgesetz! Sie haben Angebote zu machen!)


    Was nicht läuft, ist, BAföG als gemeinsame Leistung ha-
    ben zu wollen, ohne auch etwas dazu beitragen zu wol-
    len. Die Länder sind jetzt in der Pflicht, zu sagen, was
    sie wollen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Hagemann [SPD]: Sie müssen was wollen! – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Sie müssen etwas vorlegen!)


    Meine Damen und Herren, die große Quelle für künf-
    tigen Wohlstand ist der Forschungsstandort Deutschland.


    (Zuruf von der FDP: Sehr richtig!)


    Kein Land hat einen so großen Anteil an der Wertschöp-
    fung, der auf Forschung basiert. Deshalb ist es so wich-
    tig, dass wir konsequent – seit 2005 um 53 Prozent – die
    Investitionen für Forschung und Entwicklung erhöht ha-
    ben. Das heißt erstens: mehr Mittel für neue Strukturen.
    Das prominenteste Beispiel ist die Gesundheitsfor-
    schung. Die Deutschen Zentren der Gesundheitsfor-
    schung werden der Internationalisierung der Gesund-
    heitsforschung einen großen Schub geben.

    Das heißt zweitens – Herr Ruck hat es eben schon an-
    gesprochen –: mehr Mittel für Klima, Energie und Um-
    welt, mehr Mittel für die außeruniversitären Forschungs-
    einrichtungen und für die Hochschulen. Allein in dem
    Haushalt 2013 sind 1,8 Milliarden Euro im Hochschul-
    pakt für neue Studienplätze vorgesehen. Hören Sie als
    Opposition also auf, immer so zu tun, als würden wir
    Rosinenpickerei betreiben! Wir machen Förderung in
    der Breite. Viele neue Studienplätze und viele zusätzli-
    che Bildungsaufsteiger: Da beginnt die Förderung der
    Hochschulen, bevor es an die Forschung geht.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Um es mit einer Zahl zusammenzufassen: Allein zwi-
    schen 2007 und 2015, also in einem Zeitraum von sieben





    Bundesministerin Dr. Annette Schavan


    (A) (C)



    (D)(B)


    Jahren, wird es über 500 000 neue, zusätzliche Studien-
    plätze in Deutschland geben. Ja, es stimmt: Wir haben
    einen Teil des Aufwuchses dafür investiert, und wir ha-
    ben uns entschieden, zugunsten der Studienplätze und
    damit der Studierenden bei hohen Projektfördertiteln an
    der einen oder anderen Stelle etwas wegzunehmen. Das
    ist eine klare und bewusste Prioritätensetzung in diesem
    Haushalt.

    Der aktuelle Innovationsindikator der Telekom-Stif-
    tung und des BDI bescheinigt unserem Land eine konti-
    nuierliche Aufwärtsentwicklung, was die Innovations-
    kraft angeht. Innerhalb weniger Jahre hat Deutschland
    sich aus dem Mittelfeld der 26 untersuchten Industriestaa-
    ten auf den vierten Platz vorgearbeitet. Was das 3-Pro-
    zent-Ziel angeht: Deutschland hat 2010 bereits 2,8 Pro-
    zent erreicht. Damit liegen wir prozentual gesehen und
    vor allen Dingen auch bei den absoluten Zahlen in der
    EU-Spitzengruppe.

    Dieser Haushalt ist ein gutes Fundament, um die lang-
    fristig angelegte Politik zugunsten der Zukunftschancen
    der jungen Generation und der weiteren Internationali-
    sierung sowie der Stärkung der Attraktivität des For-
    schungsstandortes Deutschland weiterzuentwickeln.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Der Kollege Klaus Hagemann hat nun für die SPD-

Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Klaus Hagemann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

    Damen und Herren! Jede Medaille hat zwei Seiten. Frau
    Ministerin hat die schöne und gute Seite dargestellt. Vie-
    les davon unterschreibe ich auch.


    (Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Hört! Hört!)


    – Was positiv ist, Kollege Neumann, muss herausgestellt
    werden. Die 810 Millionen Euro zusätzlich sind positiv
    zu bewerten. Das sieht auch meine Fraktion so.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Dieses Geld stellt schließlich nicht die CSU, sondern der
    Steuerzahler zur Verfügung.

    Aber, um jetzt zu der anderen Seite der Medaille zu
    kommen: Ein Blick in die mittelfristige Finanzplanung
    zeigt, dass Ihr forschungs- und bildungspolitischer Ehr-
    geiz ziemlich nachlässt, Frau Ministerin. Denn für die
    Zeit nach der Wahl im Jahr 2013 ist kein Ehrgeiz erkenn-
    bar, mehr Mittel obendrauf zu packen. Da ist Stagnation
    und zum Teil sogar eine Abwärtskurve zu beobachten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Also haben Sie hier einen Wahlkampfhaushalt vorgelegt.
    Das ist die erste Vorstellung,


    (Patrick Meinhardt [FDP]: Das ist Ihre Vorstellung!)


    und das müssen Sie sich auch sagen lassen. Von diesem
    Ministerium ist auch ein Konsolidierungsbeitrag gefor-
    dert worden. Man sollte daher darauf hinweisen, dass
    entsprechende Einsparungen vorgenommen werden.

    Aber, Frau Ministerin, ich muss Ihnen erneut vorhal-
    ten: Es krankt am Einsatz der vielen Mittel, die Ihnen zur
    Verfügung gestellt worden sind, und zwar sowohl bei der
    Bildung als auch in der Forschung. Viele Ansätze blei-
    ben hinter den oft großartig inszenierten Ankündigungen
    zurück. Ich werde das noch an Beispielen deutlich ma-
    chen. Es werden zwar interessante Projekte ins Schau-
    fenster gestellt. Aber oft stellen sie sich als Mogelpa-
    ckungen heraus. Zu diesem Schluss kommt man, wenn
    man etwas genauer hinschaut.

    In der mittelfristigen Finanzplanung von 2014 bis
    2016/17 ist kein nennenswerter Aufwuchs mehr zu be-
    obachten. Es muss aber auch nach der Bundestagswahl
    weitergehen. Es ist fraglich, ob die FDP 2013 noch in
    der Regierung sein wird. Wir werden auf jeden Fall – ge-
    nauso wie im vergangenen Jahr – einen Antrag einbrin-
    gen, der zum Ziel hat, dass für Forschung und Bildung
    jährlich 2 Milliarden Euro oben draufgesattelt werden,
    und zwar gegenfinanziert und über fünf Jahre. Leider ha-
    ben Sie unseren Antrag voriges Jahr abgelehnt. Wenn
    Sie das nicht getan hätten, wären schon 4 Milliarden
    Euro mehr für Forschung und Bildung geflossen. Wir
    werden auf jeden Fall wieder beantragen, dass 2 Milliar-
    den Euro draufgesattelt werden; denn es darf nach der
    Bundestagswahl 2013 nicht zu einer Stagnation kom-
    men.


    (Beifall bei der SPD)


    Lassen Sie mich meine Kernaussagen noch etwas be-
    legen. 80 Prozent der Projekte – man kann darüber strei-
    ten, ob es „nur“ 75 Prozent sind – wurden von der SPD
    initiiert oder von ihr mitgetragen. Dazu gehören bei-
    spielsweise der Pakt für Forschung und Innovation, die
    Hightech-Strategie, die wir in der Zeit der Großen Koali-
    tion nach vorne gebracht haben, Frau Ministerin, die Ex-
    zellenzinitiative, der Hochschulpakt und der Qualitäts-
    pakt „Lehre“. Somit ist der größte Teil von der SPD mit
    initiiert worden. Aber dann stellt sich die Frage, welche
    lupenreinen schwarz-gelben Projekte es überhaupt gibt.
    In diesem Zusammenhang fällt mit nur das Deutschland-
    stipendium ein. Aber hier läuft es nicht so toll. Es wird
    nicht so angenommen, wie Sie es sich erhofft haben.

    Lieber Kollege Meinhardt, die steuerliche For-
    schungsförderung, die Sie mit großem Trara in den Ko-
    alitionsvertrag haben hineinschreiben lassen, wird nicht
    realisiert. Das wurde herausgekegelt, genauso wie das
    Bildungssparen. Das Zukunftskonto „Bildung“ wurde
    gestrichen. „Wo hat sich die FDP in diesem Einzelplan
    durchgesetzt?“, frage ich mich.





    Klaus Hagemann


    (A) (C)



    (D)(B)



    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Patrick Meinhardt [FDP])


    – Das haben Sie verkündet, lieber Herr Kollege.

    Wo sind da Ihre Konzepte? Die Industrie fordert ver-
    stärkt entsprechende Konzepte. Ich habe in der Sommer-
    pause bei großen Betrieben – diese haben diesen Punkt
    ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt – intensiv nach-
    gefragt und habe immer die Frage zu hören bekommen:
    Wo bleibt die steuerliche Forschungsförderung? –
    Hierzu fehlen Ihre Konzepte.

    Man hätte durchaus Geld bei Ihrem Lieblingsprojekt,
    Frau Ministerin, nämlich beim „Haus der Zukunft“, ein-
    sparen können. Hier stellen Sie allein für Baumaßnah-
    men 168 Millionen Euro zur Verfügung, und das für eine
    Halle, die man aufgrund der schwierigen Finanzsituation
    zurzeit nicht braucht. Dieses Geld hätte man eigentlich
    für das BAföG einstellen sollen. Dann hätte man im ent-
    sprechenden Titel keine Kürzungen vornehmen müssen.
    Damit hätte man schon viel gewonnen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Bürokratiekosten sind unter Schwarz-Gelb erheb-
    lich angestiegen. Diese Koalition war einst angetreten,
    die Bürokratiekosten zu senken. Wir beobachten aber
    eine Steigerung von 88 Millionen Euro auf 168 Millio-
    nen Euro, also fast eine Verdoppelung. Hier zeigt sich
    der Einfluss eines Schattenministeriums in Gestalt der
    Projektträger.

    Frau Ministerin, Sie sind eine gute Verkäuferin und
    eine gute Ankündigungsministerin. Aber an der Umset-
    zung fehlt es. So wurde angekündigt, die Elektromobili-
    tät mit 1 Milliarde Euro zu fördern. Wie viel ist heraus-
    gekommen? – 650 Millionen Euro. Wie viel wurde
    ausgezahlt? – Bisher 54 Millionen Euro. Das ist alles,
    was umgesetzt wurde. Nun findet am 1. Oktober ein Kri-
    sengipfel bei der Bundeskanzlerin statt. Sie muss für ein
    bisschen Ordnung in der Chaostruppe sorgen. Das ist
    notwendig. Ich hoffe, dass sich etwas tut.

    Ähnliches gilt für die Energie- bzw. die Photovoltaik-
    forschung. Immer wird mehr angekündigt, als umgesetzt
    wird. Ankündigung und Realisierung klaffen weit ausei-
    nander.

    Ein Projekt möchte ich hier doch einmal erwähnen.
    Sie haben kürzlich mit zwei CDU-Ministerpräsidenten
    aus den neuen Bundesländern ein Forschungsprogramm
    für den Aufbau Ost vorgestellt. Ich frage mich: Warum
    nur mit CDU-Ministerpräsidenten? Es gibt dort eine
    ganze Reihe Große Koalitionen.


    (Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Ein tolles Programm!)


    Sie haben ein Volumen von 500 Millionen Euro ange-
    kündigt. Ich habe einmal in den Haushaltsplan hineinge-
    schaut, weil mich das interessiert hat. Wissen Sie, wel-
    che Summe darin steht? Es sind 10 Millionen Euro für
    das Jahr 2013 vorgesehen. Große Ankündigung, kleine
    Wirkung!


    (Beifall bei der SPD – Eckhardt Rehberg [CDU/ CSU]: Neue Brille, Herr Hagemann!)


    Weitere Beispiele sind zu nennen. Wo sind die ange-
    kündigten 1,2 Millionen Arbeitsplätze, die im Rahmen
    der Hightech-Strategie entstehen sollten? Wann wird die
    Zahl der Schulabgänger, die die Hauptschule ohne Ab-
    schluss verlassen, halbiert? Da muss mehr geschehen.
    Das Ziel ist nicht voll realisiert worden. 2 Millionen
    Menschen haben leider keinen Berufsabschluss und kei-
    nen Hauptschulabschluss. Was wird dafür getan, dass
    diese Menschen qualifiziert und ins Berufsleben einge-
    gliedert werden? Auch hier ist nichts geschehen. Das gilt
    auch für das Projekt Berufsorientierung. Das haben wir
    in der Großen Koalition zusammen in die Welt gesetzt.
    Dies ist ein gutes Projekt, um Schüler schon in der
    Hauptschule auf den Beruf vorzubereiten. Es wird sehr
    gut angenommen; aber leider sind zu wenig Mittel vor-
    gesehen, um alle Projekte finanzieren zu können. Statt-
    dessen fängt man ein neues Projekt mit dem Namen
    „Bildungsbündnisse“ an. Man verzettelt sich, anstatt
    eine Maßnahme zu Ende zu führen.

    Ich nenne noch ein anderes Projekt: elektronische Be-
    werbungsverfahren für Studierende. Das ist dringend
    notwendig. Was geschieht? Es gibt Gerüchte, es solle ge-
    cancelt werden. Bisher sind über Jahre hinweg 15 Mil-
    lionen Euro dafür zur Verfügung gestellt worden, aber
    nichts ist geschehen.

    Ich möchte noch auf die mittelfristige Finanzplanung
    eingehen. Wir wissen, dass bis 2013 ausreichend Mittel
    zur Verfügung gestellt worden sind. Aber was bleibt von
    der groß angekündigten Bildungsrepublik? Zwischen-
    zeitlich hört man den Ausdruck überhaupt nicht mehr,
    auch nicht mehr von der Bundeskanzlerin. Wie sind die
    großen Projekte, die wir zusammen entworfen haben,
    vorfinanziert? Das Projekt der Elektromobilität ist nicht
    ausreichend finanziert, ebenso nicht die Energiefor-
    schung. 2016 läuft der Pakt für Forschung und Innova-
    tion aus. Die zweite Phase des Hochschulpakts geht bis
    2020. Hier ist noch eine Menge zu tun. Sie haben Mittel
    für den Hochschulpakt vorgezogen; es wird nicht mehr
    Geld geben. Herr Hippler, Präsident der Hochschulrek-
    torenkonferenz, beispielsweise hat heftig kritisiert, dass
    nicht mehr Geld zusätzlich zur Verfügung gestellt wird.
    Hier müsste in der Planung entsprechend vorgesorgt
    werden, aber das ist nicht ausreichend geschehen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Deswegen werden wir erneut einen Antrag einbrin-
    gen. Diesen werden wir nicht nur dem Haushaltsaus-
    schuss, sondern auch dem Plenum vorlegen. Dann wer-
    den wir sehen, ob Sie ihn ablehnen. Unsere Vorschläge
    sind gegenfinanziert, beispielsweise durch einen höhe-
    ren Steuersatz.


    (Patrick Meinhardt [FDP]: Natürlich!)


    Auch für die Länder sind Einnahmen vorgesehen. – Herr
    Meinhardt, warum wollen Sie nicht mehr für die Bildung
    tun? In der Zukunft müssen dafür genügend Mittel zur
    Verfügung stehen. Dies kommt doch auch denen, die viel





    Klaus Hagemann


    (A) (C)



    (D)(B)


    verdienen, zugute. Mein lieber Herr Meinhardt, verges-
    sen Sie nicht, dass man auch die heranziehen muss.


    (Patrick Meinhardt [FDP]: Ihre Länder sind das Problem!)


    Wir wollen mehr Mittel für die Kleinkinderbetreuung.
    Sie haben Mittel für Krippen jahrelang abgelehnt. Es
    freut mich, dass Sie, Frau Ministerin, es jetzt für gut hal-
    ten, dass wir die Zukunft sichern. Ich nenne als weiteres
    Projekt das Ganztagsschulprogramm. Die Eltern wün-
    schen – das hat dieser Tage eine Umfrage deutlich ge-
    macht – mehr Mittel zum Ausbau der Ganztagsschule.
    Was haben wir miteinander gekämpft, damit dieses Pro-
    gramm zustande kam! Hierfür müssen mehr Mittel zur
    Verfügung gestellt werden.

    Ich denke weiterhin an den Bereich der Studierenden;
    dazu habe ich Beispiele genannt.