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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/190 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 I n h a l t : Nachruf auf den Abgeordneten Jürgen Herrmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachruf auf die Vizepräsidentin a. D. Liselotte Funcke und den Vizepräsidenten a. D. Georg Leber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksache 17/10200) . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksache 17/10201) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushaltsbe- gleitgesetzes 2013 (HBeglG 2013) (Drucksache 17/10588) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg)  (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit Peter Altmaier, Bundesminister  BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 22861 B 22861 D 22862 C 22862 C 22862 C 22862 D 22872 C 22874 B 22876 C 22879 B 22881 B 22883 B 22886 B 22887 D 22889 B 22890 A 22891 C 22893 B 22895 B 22897 B 22898 C 22899 D 22900 D 22902 B 22904 B 22906 A 22907 A 22908 C 22909 C 22910 A 22910 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan, Bundesministerin  BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Agnes Alpers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Daniel Bahr, Bundesminister  BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr, Bundesminister BMG . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erwin Lotter (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide DIE LINKE) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidun- gen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatzta- gesordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22912 B 22914 B 22916 B 22917 A 22918 B 22920 D 22921 B 22922 B 22923 C 22924 D 22926 D 22927 B 22927 D 22928 C 22930 A 22931 C 22932 C 22933 B 22935 D 22937 B 22937 D 22938 D 22939 A 22940 C 22941 D 22943 A 22944 A 22945 B 22946 A 22948 A 22949 B 22950 A 22951 B 22952 B 22953 A 22954 D 22955 A 22955 C 22956 A 22956 B 22956 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22861 (A) (C) (D)(B) 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Beginn: 10.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22955 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide die Linke) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Während sich die Mehrheit der Fraktion Die Linke im Bundestag bei dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidung minderjähriger Jungen“ von CDU/CSU, FDP und SPD enthält, habe ich diesem zugestimmt. Der Antrag fordert die Bundesregierung auf, „im Herbst 2012 unter Berücksichtigung der grundgesetzlich geschützten Rechtsgüter des Kindeswohls, der körperli- chen Unversehrtheit, der Religionsfreiheit und des Rechts der Eltern auf Erziehung einen Gesetzentwurf vorzule- gen, der sicherstellt, dass eine medizinisch fachgerechte Beschneidung von Jungen ohne unnötige Schmerzen grundsätzlich zulässig ist.“ Der Antrag ist notwendig ge- worden, nachdem das Kölner Landgericht ein Urteil ge- troffen hat, dass von den jüdischen und muslimischen Ge- meinschaften zurecht als Angriff auf die Ausübung ihrer Religionsfreiheit gesehen wird. Vielmehr hat das Urteil eine – in Teilen rassistisch ge- führte – Debatte ausgelöst, in der scheinbar liberale Mei- nungsmacher die angeblich herzlosen muslimischen und jüdischen Eltern an den Pranger stellen. Eine medizinisch sachgerecht durchgeführte Be- schneidung bei Jungen gleichzusetzen mit weiblicher Genitalverstümmelung, Klitorisentfernung, – die selbst- verständlich vehement abzulehnen ist – ist in keiner Weise gerechtfertigt. Gleichzeitig so zu tun, als würde nur die Beschneidung einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstel- len und nicht auch beispielsweise kosmetische Operatio- nen bei Minderjährigen, vorsorgliche Blinddarm- oder Mandelentfernungen oder beispielsweise Ohrlochste- chen, ist bigott. Die Beschneidung ist in beiden Religio-  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 11.09.2012 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 11.09.2012 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 11.09.2012 Daub, Helga FDP 11.09.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 11.09.2012 Gohlke, Nicole DIE LINKE 11.09.2012 Höferlin, Manuel FDP 11.09.2012 Hörster, Joachim CDU/CSU 11.09.2012* Hunko, Andrej DIE LINKE 11.09.2012* Kilic, Memet BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Koch, Harald DIE LINKE 11.09.2012 Kolbe (Leipzig),  Daniela SPD 11.09.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Lach, Günter CDU/CSU 11.09.2012 Mast, Katja SPD 11.09.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 11.09.2012 Mücke, Jan FDP 11.09.2012 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 11.09.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 11.09.2012 Simmling, Werner FDP 11.09.2012 Spatz, Joachim FDP 11.09.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Wadephul, Johann CDU/CSU 11.09.2012* Werner, Katrin DIE LINKE 11.09.2012 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 11.09.2012 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 11.09.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 22956 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 (A) (C) (D)(B) nen ein wesentlicher Initiationsritus für die Zugehörigkeit zum Kollektiv der Gläubigen. Ein Verbot der Beschnei- dung liefe auf ein Religionsverbot für Muslime und Juden in Deutschland hinaus. Wer glaubt, Fragen der religiösen oder kulturellen Identität über das Strafrecht zu regeln, befördert die Kri- minalisierung jüdischer und muslimischer Riten. Praktisch bedeutet das für die betroffenen Jungen nicht weniger, sondern mehr Probleme: Operationen im Ausland, Eingriffe durch Kurpfuscher und eine Stigmati- sierung, die das Zusammenleben in einer multikulturel- len Gesellschaft erschwert. Ich begrüße es, dass mit dem Antrag ein klares Signal an Juden und Muslime in Deutschland gesendet wird und klargestellt wird, dass sie und ihre Religionspraxis ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind. Ich spreche mich für eine Regelung im Sinne des Antra- ges aus. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesord- nungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch da- raus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Der Grundrechtekatalog unseres Grundgesetzes ist ein guter roter Faden für das Zusammenleben in unserer heterogenen Gesellschaft. Dort werden die Grundfrei- heiten und Grundrechte und ihre Schranken definiert. Sowohl die Religionsfreiheit (Glaubensfreiheit, Nicht- glauben, Wechsel der Religionen), aber auch körperliche Unversehrtheit sind Grundrechtsgüter. Wenn sie mitei- nander kollidieren, sind sie abzuwägen und es muss ge- gebenenfalls ein guter Kompromiss gefunden werden. Sowohl die heiligen Schriften der Religionen, aber auch die religiösen Riten, Gebräuche und Traditionen beinhal- ten naturgemäß alte Elemente, die im Lichte der Vernunft und den neuen Einsichten der Wissenschaft neu zu verste- hen und zu interpretieren sind. Die Menschheit kann mit Glück und Stolz darauf zu- rückblicken, dass wir keine Menschenopfer mehr brin- gen, die Steinigung von Ehebrechern nicht mehr Teil un- serer Rechtsprechung ist, verwitwete Hindufrauen seit mehr als 100 Jahren nicht mehr mit ihren verstorbenen Ehemännern verbrannt werden und die Beschneidung von Mädchen weitgehend verpönt und strafbar ist. Bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau und der Nichtdiskriminierung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften wurden einige Fortschritte erzielt, aber auch einige Rückschritte verzeichnet. Die Kinder sind kein Eigentum der Eltern, der Reli- gionsgemeinschaften oder des Staates. Sie sind Indivi- duen mit vollen Rechten. Das Kindeswohl zu gewährleis- ten obliegt den Eltern und dem Staat in den gesetzlichen Rahmen. Der säkulare Staat hat auch die Aufgabe, den Druck der Religionsgemeinschaften oder Weltanschauung auf einzelne Individuen abzuwenden oder dies zumindest abzumildern, damit sich das Individuum frei entfalten kann (Art. 2 Grundgesetz). Medizinisch notwendige Ein- griffe in die körperliche Unversehrtheit stehen hierbei außer Diskussion. Zur Disposition steht nur, inwieweit die blutigen Ri- tuale der Religionsgemeinschaften, die einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit – sogar bei Kleinkindern – darstellen, allein der Entscheidung der Religionsgemein- schaften bzw. Eltern zu überlassen ist. Bei der Beschneidung stellt sich diese Frage vorder- gründig. Es besteht sowohl wissenschaftliche wie politische Einigkeit darüber, dass die Zirkumzision einen irreversi- blen und nicht zu bagatellisierenden Eingriff in die Körper von Menschen darstellt. Es ist aber auch soziolo- gischer Fakt, dass sich viele Eltern in der Religions- oder Traditionspflicht sehen, diesen Vorgang bei ihrem Kind vornehmen zu lassen. Um eine selbstbestimmte Erwachsenenentscheidung – im Idealfall zu einem unblutigen Religionsbekennt- nis – zu ermöglichen, kann der Gesetzgeber einen Über- gangskompromiss vorlegen. Solch eine gesetzliche Regelung mit einer großen ge- sellschaftlichen und grundrechtlichen Reichweite darf nicht in einem Schnellverfahren erfolgen. Dafür müssen gründliche Anhörungsverfahren durchgeführt werden. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22957 (A) (C) (D)(B) den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch die daraus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln aber nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Das lehne ich ab und stimme deshalb dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP und SPD zu. 190. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2013Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 16 Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Epl 30 Bildung und Forschung Epl 15 Gesundheit Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Bernhard Schulte-Drüggelte


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Von wem? – Ach, von Ihnen, Kollege Kelber.


    (Heiterkeit)


    Bitte, selbstverständlich.



Rede von Ulrich Kelber
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Wir haben uns bisher immer gegenseitig die Fragen

gestattet. – Sie haben eben über Nordrhein-Westfalen im
Zusammenhang mit der Gebäudesanierung eine ähnliche
Behauptung aufgestellt wie vorhin der Kollege Kauch,
bei dessen Rede man leider aufgrund des Stakkatos der
Worte nicht dazu kam, eine Zwischenfrage zu stellen.


(Michael Kauch [FDP]: Oh!)


Ist Ihnen bekannt, dass Nordrhein-Westfalen die Mittel
für energetische Gebäudesanierung in Landesprogram-
men aufgestockt hat? Ist Ihnen als Haushälter der Unions-
fraktion auch bekannt, dass Sie hingegen die Mittel für
Gebäudesanierung im Bundeshaushalt von 2,5 Milliarden
Euro in 2009 auf irgendwo zwischen 500 und 900 Mil-
lionen Euro deutlich reduziert haben? Ist das vielleicht
einer der Gründe, warum die Länder nicht gern die Lü-
ckenbüßer für die Bundesregierung spielen wollen?


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Bernhard Schulte-Drüggelte


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Ich möchte Ihnen wie folgt antworten: Ist Ihnen be-

    kannt, dass dem Bundesrat ein Paket von 1,5 Milliar-
    den Euro vorliegt?


    (Ulrich Kelber [SPD]: Ich darf nicht antworten! Ich darf nur fragen!)


    – Nein. Sie dürfen auch Bemerkungen machen; Sie müs-
    sen nicht immer nur fragen. Das ist hier im Bundestag
    erlaubt.


    (Vereinzelt Heiterkeit)


    Ist Ihnen also bekannt, dass dem Bundesrat ein Paket mit
    einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro vorliegt, mit
    dem die Energieeffizienz in Gebäuden verbessert wer-
    den könnte


    (Ulrich Kelber [SPD]: Das war aber nicht meine Frage! Meine Frage war zu Ihrem Haushalt! Wir sind in den Haushaltsberatungen!)






    Bernhard Schulte-Drüggelte


    (A) (C)



    (D)(B)


    und das dafür sorgen würde, dass viele Menschen Auf-
    träge bekommen? Meinen Sie nicht, dass es richtig wäre,
    die Blockade aufzugeben und auch im Bundesrat verant-
    wortlich zu handeln? Das ist meine Frage an Sie.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, keine andere
    Nation der Welt hat sich so hohe Ziele gesetzt wie
    Deutschland. Das bedeutet natürlich auch eine große Ver-
    antwortung. Es ist natürlich völlig klar, dass Deutschland
    ein wettbewerbsfähiger Industriestandort bleiben muss.
    Die Kosten der Energiewende dürfen nicht außer Kon-
    trolle geraten; das ist ebenfalls völlig klar. Energie muss
    bezahlbar sein, auch für Menschen mit geringerem Ein-
    kommen – ganz selbstverständlich.

    Im Haushalt des Bundesministeriums – das wurde vor-
    hin schon angedeutet – sind richtigerweise Verstärkungen
    vorgenommen worden, im Sachbereich, aber auch im Per-
    sonalbereich. Aus dem Energie- und Klimafonds, der
    vorhin kritisiert wurde, fließen 521 Millionen Euro in
    den Einzelplan des Umweltministeriums; das ist absolut
    positiv. Die 40 Stellen, die neu geschaffen werden, sind
    bereits erwähnt worden; auch das ist eine richtige Maß-
    nahme.

    Im nachgeordneten Bereich werden ebenfalls neue
    Stellen geschaffen; auch hier kommt es also zu Verstär-
    kungen. Als Beispiel nenne ich das Bundesamt für
    Naturschutz; Stephan Thomae hat gerade die besondere
    Bedeutung des Naturschutzes angesprochen. Diese Maß-
    nahmen sind richtig, da das Bundesamt für Naturschutz
    in der Lage sein muss, die Begutachtung von Offshore-
    anlagen vernünftig durchzuführen. Man kann schließlich
    nicht einfach sagen: Wir bauen Offshoreanlagen, aber
    die Naturschutzgesichtspunkte werden nicht ausreichend
    berücksichtigt. – Deshalb ist es richtig, dass zukünftig
    mehr Personal zur Verfügung steht, um diese Vorgänge
    zu begleiten. Das ist auf jeden Fall zu unterstützen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Das Volumen des Einzelplans 16 steigt auf insgesamt
    1,65 Milliarden Euro. Die Mittel werden um 54 Millio-
    nen Euro erhöht. Das entspricht einer Steigerung um
    3,4 Prozent; das ist schon angesprochen worden.

    Herr Miersch, Sie haben vorhin gesagt: Es bringt
    nichts, isoliert zu denken. – Es ist völlig klar, dass das
    nichts bringt. Es bringt aber auch nichts, die Augen vor
    den Zusammenhängen zu verschließen.


    (Dr. Matthias Miersch [SPD]: Erst einmal muss man die Zusammenhänge erkennen!)


    – Ja, das ist völlig klar. – Umweltschutz ist eine Quer-
    schnittsaufgabe, die auch in anderen Ressorts ihren Nie-
    derschlag findet. Vor diesem Hintergrund möchte ich
    Ihnen die wesentlichen Zahlen nennen: Im Gesamthaus-
    halt 2013 sind Ausgaben von rund 7,5 Milliarden Euro
    veranschlagt; dies betrifft natürlich nicht nur den Um-
    weltbereich. Hinzu kommt das Sondervermögen „Ener-
    gie- und Klimafonds“ mit weiteren 2,1 Milliarden Euro.
    Das zeigt die große Bedeutung, die der Umweltschutz
    für diese Koalition hat. Das zeigt aber auch, dass der

    Umwelthaushalt im Einklang mit den haushaltspoliti-
    schen Zielvorgaben steht. Heute Morgen ist in der allge-
    meinen Debatte bereits deutlich gemacht worden: Das
    Ziel ist eine wachstumsfreundliche Konsolidierung.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Auch die Investitionsausgaben werden steigen, und
    zwar von 704 auf 723 Millionen Euro. Dies betrifft auch
    den Umweltbereich: von Investitionen in erneuerbare
    Energien bis hin zur Finanzierung von Demonstrations-
    projekten zur Vermeidung von Umweltbelastungen. Das
    ist sehr positiv zu beurteilen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Nun zu den Ausgaben für Wissenschaft und For-
    schung. Es wird ja immer wieder ganz allgemein gesagt:
    Dieser Bereich ist im Augenblick der wichtigste Be-
    reich. – Auch hier steigen die Ausgaben, und zwar von
    189 auf 202 Millionen Euro. Hinzu kommen Mittel aus
    dem Bundesministerium für Bildung und Forschung,
    über dessen Etat gleich im Anschluss diskutiert wird. So
    sind 952 Millionen Euro für die Grundlagenforschung
    zum Umweltschutz vorgesehen. All das sind positive
    Maßnahmen. Sie machen deutlich, welch große Bedeu-
    tung dieser Bereich für die Koalition hat.


    (Beifall der Abg. Marie-Luise Dött [CDU/ CSU])


    Diese Maßnahmen sollte man begrüßen und unterstüt-
    zen.

    Vielleicht gibt es ja im Hinblick auf die Öffentlich-
    keitsarbeit ein Lob von Ihnen.


    (Beifall der Abg. Marie-Luise Dött [CDU/ CSU])


    Wenn ein Ministerium Öffentlichkeitsarbeit betreibt,
    sagt die Opposition normalerweise: Das ist etwas ganz
    Schlimmes. – Ich bin der Meinung, dass es richtig ist,
    über die einzelnen Maßnahmen zu informieren. Deshalb
    ist es richtig, dass der Haushalt des Ministeriums
    4,3 Millionen Euro für Öffentlichkeitsarbeit enthält.
    Wenn man das einmal mit dem Vorjahr vergleicht, dann
    stellt man fest, dass es 600 000 Euro bzw. über 12 Pro-
    zent weniger sind – und das in einem Wahljahr. Ich
    würde sagen, die Opposition müsste an dieser Stelle ein-
    mal klatschen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Michaela Noll [CDU/CSU]: Das ist Wunschdenken!)


    Ein zentrales Förderinstrument ist das Marktanreiz-
    programm; Frau Kofler hat das vorhin angesprochen.
    Auch das bleibt ein zentrales Förderinstrument. Durch
    den Energie- und Klimafonds werden diese Mittel er-
    höht, sodass dafür im nächsten Jahr mehr Geld als im
    laufenden Jahr zur Verfügung stehen wird.

    Ich will auch noch etwas zu den Stellen sagen, die
    hier schon angesprochen wurden: Nur in den Bereichen,
    die eine besonders große Bedeutung haben, gibt es neue





    Bernhard Schulte-Drüggelte


    (A) (C)



    (D)(B)


    Stellen. Das ist zum einen bei dem Bereich, der mit der
    Energiewende zu tun hat – ein Kollege hat mir vorhin
    gesagt, weshalb es neue Stellen gibt –, und zum anderen
    bei der Schachtanlage Asse der Fall. Deshalb will ich
    auch etwas zur Schachtanlage Asse sagen.

    Für die Bewältigung der Energiewende werden
    40 neue Stellen geschaffen, für die Schachtanlage Asse
    sind es 50. Das zeigt eindeutig, dass die Absicht besteht,
    das Problem Asse, wie ich es nennen möchte, zu lösen.
    Dazu gehören eine Stabilisierung, eine Notfallvorsorge,
    eine beschleunigte Faktenerhebung und der Bau des
    neuen Schachtes 5.

    Dieser Problemschacht Asse wird 2013 einen Schwer-
    punkt bilden. Der Ansatz dafür wird um 42 Millionen
    Euro auf 142 Millionen Euro erhöht. Das ist aber nur
    eine relativ geringe Summe. Die Gesamtsumme wird
    sehr viel höher sein. Dieser Problemschacht Asse bildet
    das eigentliche Risiko im Einzelplan 16.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)