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    Plenarprotokoll 17/190 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 I n h a l t : Nachruf auf den Abgeordneten Jürgen Herrmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachruf auf die Vizepräsidentin a. D. Liselotte Funcke und den Vizepräsidenten a. D. Georg Leber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksache 17/10200) . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksache 17/10201) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushaltsbe- gleitgesetzes 2013 (HBeglG 2013) (Drucksache 17/10588) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg)  (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit Peter Altmaier, Bundesminister  BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 22861 B 22861 D 22862 C 22862 C 22862 C 22862 D 22872 C 22874 B 22876 C 22879 B 22881 B 22883 B 22886 B 22887 D 22889 B 22890 A 22891 C 22893 B 22895 B 22897 B 22898 C 22899 D 22900 D 22902 B 22904 B 22906 A 22907 A 22908 C 22909 C 22910 A 22910 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan, Bundesministerin  BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Agnes Alpers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Daniel Bahr, Bundesminister  BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr, Bundesminister BMG . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erwin Lotter (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide DIE LINKE) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidun- gen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatzta- gesordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22912 B 22914 B 22916 B 22917 A 22918 B 22920 D 22921 B 22922 B 22923 C 22924 D 22926 D 22927 B 22927 D 22928 C 22930 A 22931 C 22932 C 22933 B 22935 D 22937 B 22937 D 22938 D 22939 A 22940 C 22941 D 22943 A 22944 A 22945 B 22946 A 22948 A 22949 B 22950 A 22951 B 22952 B 22953 A 22954 D 22955 A 22955 C 22956 A 22956 B 22956 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22861 (A) (C) (D)(B) 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Beginn: 10.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22955 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide die Linke) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Während sich die Mehrheit der Fraktion Die Linke im Bundestag bei dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidung minderjähriger Jungen“ von CDU/CSU, FDP und SPD enthält, habe ich diesem zugestimmt. Der Antrag fordert die Bundesregierung auf, „im Herbst 2012 unter Berücksichtigung der grundgesetzlich geschützten Rechtsgüter des Kindeswohls, der körperli- chen Unversehrtheit, der Religionsfreiheit und des Rechts der Eltern auf Erziehung einen Gesetzentwurf vorzule- gen, der sicherstellt, dass eine medizinisch fachgerechte Beschneidung von Jungen ohne unnötige Schmerzen grundsätzlich zulässig ist.“ Der Antrag ist notwendig ge- worden, nachdem das Kölner Landgericht ein Urteil ge- troffen hat, dass von den jüdischen und muslimischen Ge- meinschaften zurecht als Angriff auf die Ausübung ihrer Religionsfreiheit gesehen wird. Vielmehr hat das Urteil eine – in Teilen rassistisch ge- führte – Debatte ausgelöst, in der scheinbar liberale Mei- nungsmacher die angeblich herzlosen muslimischen und jüdischen Eltern an den Pranger stellen. Eine medizinisch sachgerecht durchgeführte Be- schneidung bei Jungen gleichzusetzen mit weiblicher Genitalverstümmelung, Klitorisentfernung, – die selbst- verständlich vehement abzulehnen ist – ist in keiner Weise gerechtfertigt. Gleichzeitig so zu tun, als würde nur die Beschneidung einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstel- len und nicht auch beispielsweise kosmetische Operatio- nen bei Minderjährigen, vorsorgliche Blinddarm- oder Mandelentfernungen oder beispielsweise Ohrlochste- chen, ist bigott. Die Beschneidung ist in beiden Religio-  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 11.09.2012 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 11.09.2012 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 11.09.2012 Daub, Helga FDP 11.09.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 11.09.2012 Gohlke, Nicole DIE LINKE 11.09.2012 Höferlin, Manuel FDP 11.09.2012 Hörster, Joachim CDU/CSU 11.09.2012* Hunko, Andrej DIE LINKE 11.09.2012* Kilic, Memet BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Koch, Harald DIE LINKE 11.09.2012 Kolbe (Leipzig),  Daniela SPD 11.09.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Lach, Günter CDU/CSU 11.09.2012 Mast, Katja SPD 11.09.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 11.09.2012 Mücke, Jan FDP 11.09.2012 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 11.09.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 11.09.2012 Simmling, Werner FDP 11.09.2012 Spatz, Joachim FDP 11.09.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Wadephul, Johann CDU/CSU 11.09.2012* Werner, Katrin DIE LINKE 11.09.2012 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 11.09.2012 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 11.09.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 22956 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 (A) (C) (D)(B) nen ein wesentlicher Initiationsritus für die Zugehörigkeit zum Kollektiv der Gläubigen. Ein Verbot der Beschnei- dung liefe auf ein Religionsverbot für Muslime und Juden in Deutschland hinaus. Wer glaubt, Fragen der religiösen oder kulturellen Identität über das Strafrecht zu regeln, befördert die Kri- minalisierung jüdischer und muslimischer Riten. Praktisch bedeutet das für die betroffenen Jungen nicht weniger, sondern mehr Probleme: Operationen im Ausland, Eingriffe durch Kurpfuscher und eine Stigmati- sierung, die das Zusammenleben in einer multikulturel- len Gesellschaft erschwert. Ich begrüße es, dass mit dem Antrag ein klares Signal an Juden und Muslime in Deutschland gesendet wird und klargestellt wird, dass sie und ihre Religionspraxis ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind. Ich spreche mich für eine Regelung im Sinne des Antra- ges aus. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesord- nungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch da- raus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Der Grundrechtekatalog unseres Grundgesetzes ist ein guter roter Faden für das Zusammenleben in unserer heterogenen Gesellschaft. Dort werden die Grundfrei- heiten und Grundrechte und ihre Schranken definiert. Sowohl die Religionsfreiheit (Glaubensfreiheit, Nicht- glauben, Wechsel der Religionen), aber auch körperliche Unversehrtheit sind Grundrechtsgüter. Wenn sie mitei- nander kollidieren, sind sie abzuwägen und es muss ge- gebenenfalls ein guter Kompromiss gefunden werden. Sowohl die heiligen Schriften der Religionen, aber auch die religiösen Riten, Gebräuche und Traditionen beinhal- ten naturgemäß alte Elemente, die im Lichte der Vernunft und den neuen Einsichten der Wissenschaft neu zu verste- hen und zu interpretieren sind. Die Menschheit kann mit Glück und Stolz darauf zu- rückblicken, dass wir keine Menschenopfer mehr brin- gen, die Steinigung von Ehebrechern nicht mehr Teil un- serer Rechtsprechung ist, verwitwete Hindufrauen seit mehr als 100 Jahren nicht mehr mit ihren verstorbenen Ehemännern verbrannt werden und die Beschneidung von Mädchen weitgehend verpönt und strafbar ist. Bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau und der Nichtdiskriminierung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften wurden einige Fortschritte erzielt, aber auch einige Rückschritte verzeichnet. Die Kinder sind kein Eigentum der Eltern, der Reli- gionsgemeinschaften oder des Staates. Sie sind Indivi- duen mit vollen Rechten. Das Kindeswohl zu gewährleis- ten obliegt den Eltern und dem Staat in den gesetzlichen Rahmen. Der säkulare Staat hat auch die Aufgabe, den Druck der Religionsgemeinschaften oder Weltanschauung auf einzelne Individuen abzuwenden oder dies zumindest abzumildern, damit sich das Individuum frei entfalten kann (Art. 2 Grundgesetz). Medizinisch notwendige Ein- griffe in die körperliche Unversehrtheit stehen hierbei außer Diskussion. Zur Disposition steht nur, inwieweit die blutigen Ri- tuale der Religionsgemeinschaften, die einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit – sogar bei Kleinkindern – darstellen, allein der Entscheidung der Religionsgemein- schaften bzw. Eltern zu überlassen ist. Bei der Beschneidung stellt sich diese Frage vorder- gründig. Es besteht sowohl wissenschaftliche wie politische Einigkeit darüber, dass die Zirkumzision einen irreversi- blen und nicht zu bagatellisierenden Eingriff in die Körper von Menschen darstellt. Es ist aber auch soziolo- gischer Fakt, dass sich viele Eltern in der Religions- oder Traditionspflicht sehen, diesen Vorgang bei ihrem Kind vornehmen zu lassen. Um eine selbstbestimmte Erwachsenenentscheidung – im Idealfall zu einem unblutigen Religionsbekennt- nis – zu ermöglichen, kann der Gesetzgeber einen Über- gangskompromiss vorlegen. Solch eine gesetzliche Regelung mit einer großen ge- sellschaftlichen und grundrechtlichen Reichweite darf nicht in einem Schnellverfahren erfolgen. Dafür müssen gründliche Anhörungsverfahren durchgeführt werden. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22957 (A) (C) (D)(B) den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch die daraus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln aber nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Das lehne ich ab und stimme deshalb dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP und SPD zu. 190. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2013Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 16 Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Epl 30 Bildung und Forschung Epl 15 Gesundheit Anlagen
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    Rede von Stephan Thomae


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen!

    Verehrte Kollegen! Meine Damen und Herren! Der Bun-
    desminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher-
    heit ist in dieser Legislaturperiode für eine der Herkules-
    aufgaben dieser Wahlperiode verantwortlich. Er ist
    mitverantwortlich für die Zukunft der Energiepolitik, er
    ist mitverantwortlich für die Zukunft der Energieversor-
    gung in unserem Land. Dem neuen Minister, Herrn Peter
    Altmaier, wünsche ich deswegen an dieser Stelle viel
    Glück und Erfolg, Durchhaltevermögen und Standhaf-
    tigkeit, da, wo es nötig ist, Anpassungsvermögen und da,

    wo es nötig ist, Beharrlichkeit. Den Mitarbeitern im
    Ministerium will ich Dank und Anerkennung dafür aus-
    sprechen, dass sie diese schwere Aufgabe in dieser
    Wahlperiode schultern und diesen Haushaltsentwurf mit
    vorbereitet haben.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Umweltpolitik steht genauso wie der Naturschutz in
    diesen Tagen häufig etwas im Schatten der Energiedis-
    kussion und gerät manchmal auch zwischen die Mühl-
    steine der Ideologie. Deswegen will ich an dieser Stelle
    gerne ein bisschen mehr zum Naturschutz sagen. Aus
    christlicher Sicht ist Naturschutz die Bewahrung der
    Schöpfung. Nachhaltigkeit – das darf nicht vergessen
    werden – ist aber auch ein ökonomisches Prinzip. Das
    heißt, mit knappen Ressourcen sparsam zu haushalten.

    Für manche Menschen ist Naturschutz bisweilen ein
    romantisches Schwärmen von einer unberührten Natur.
    Aber unsere Landschaften sind durchweg Kulturland-
    schaften. Landwirte, die Kulturlandschaften pflegen, tun
    dies, weil sie aus dieser Landschaft Nutzen ziehen kön-
    nen. Aus meiner eigenen Allgäuer Heimat weiß ich, dass
    die Landwirte diese Kulturlandschaft pflegen und erhal-
    ten. Die Menschen sind grundsätzlich natur- und heimat-
    verbunden, und sie gehen grundsätzlich rücksichtsvoll
    mit der Natur um. Aber in einer Urlaubsregion, die von
    solchen Landschaften geprägt ist, sind die Menschen
    auch darauf angewiesen, dass zum Beispiel touristische
    Einrichtungen geschaffen, erhalten und bisweilen auch
    erweitert werden können. Kulturlandschaft ist eben kein
    Heimatmuseum, wo man nichts anfassen darf, sondern
    sie ist berührte Natur. Naturschutz ist oft ein Nebenei-
    nander von Nutzflächen und Schutzflächen, zum Bei-
    spiel dort, wo renaturierte Hochmoore an zum Teil inten-
    siv genutzte landwirtschaftliche Flächen angrenzen.

    Vor wenigen Wochen war ich mit der Präsidentin des
    Bundesamtes für Naturschutz im Ostallgäu unterwegs,
    um dort die Allgäuer Moorallianz – Herr Minister, eines
    meiner Lieblingsthemen – zu besuchen. Die Renaturie-
    rung von Hochmooren ist anfangs von den Landwirten,
    die die Grundstückseigentümer sind, sehr argwöhnisch
    beäugt worden. Aber die Mitarbeiter des Bundesamtes
    für Naturschutz haben hier viel Überzeugungsarbeit ge-
    leistet, und die Grundstückseigentümer sind mit öffentli-
    chen Mitteln schadlos gestellt worden. Die Menschen
    haben begriffen, dass die Renaturierung eine Aufwer-
    tung einer Urlaubsregion sein kann. Aber natürlich
    braucht eine solche Region auch das Nebeneinander von
    solchen Flächen und einem breiten Freizeitangebot. Man
    kann mit kleinen Kindern nicht den ganzen Familienur-
    laub nur in Hochmooren verbringen. Deswegen werbe
    ich hier für eine ideologiefreie Diskussion. Diejenigen,
    die früher den Naturschutz immer argwöhnisch beäugt
    haben, haben gelernt, dass es nicht um eine entschädi-
    gungslose Enteignung von Flächen und Vertreibung von
    Betrieben geht. Aber auch diejenigen, die unter Natur-
    schutz früher die weiträumige Tilgung jeder Spur von
    Zivilisation verstanden haben, lernen dazu, dass Natur-
    schutz nicht gegen alle wirtschaftlichen Interessen statt-
    finden kann.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP)






    Stephan Thomae


    (A) (C)



    (D)(B)


    Dafür ist die Allgäuer Moorallianz ein gutes Beispiel.
    Deswegen werden wir dieses Projekt nach beendeter
    Planungsphase jetzt in der Umsetzungsphase weiter för-
    dern.

    Dieses Nebeneinander verschiedener Annäherungs-
    winkel gibt es auch in der Energiepolitik, die das Haupt-
    thema dieses Haushalts darstellt. Manche sehen in dem
    Nebeneinander, auch konkurrierenden Nebeneinander,
    des Bundeswirtschaftsministeriums und des Bundesum-
    weltministeriums eine Gefahr für die Energiewende. Als
    freier Demokrat sehe ich in diesem Abstimmungsbedarf
    keine Gefahr, sondern einen Garant dafür, dass unter-
    schiedliche Gesichtspunkte der Beteiligten wirksam in
    diese Diskussion einfließen können; denn man kann die
    Energiewende nicht einfach anordnen. Der Weg zu die-
    ser Art der Energieversorgung muss erst gefunden wer-
    den. Er liegt nicht einfach klar und geradlinig vor uns,
    sondern wir brauchen ein Findungsverfahren.

    Nun glauben manche: Wenn eine Planungsbehörde
    lange genug über diese Wege diskutiert, dann kommt
    schon das Richtige dabei heraus, und dann ist das das
    richtige Findungsverfahren. Wenn man das Füllhorn
    staatlicher Fördergelder weit aufmacht, dann kommt au-
    tomatisch etwas Gutes und immer das Richtige dabei he-
    raus.


    (Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind wir jetzt bei Grimms Märchenstunde?)


    Wenn sich die Menschen über den Geldregen staatlicher
    Subventionen freuen, dann nennt man das Konsens. –
    Wir als Liberale haben unsere Zweifel, ob so etwas auf
    Dauer gutgehen kann. Wir haben ein Grundvertrauen in
    ein Entdeckungs- und Findungsverfahren, in dem sich
    im Wettbewerb der besten Ideen und Angebote das Beste
    durchsetzen kann. In dem planwirtschaftlichen Fin-
    dungsverfahren sehen wir die große Gefahr, dass ein
    ineffizientes Verfahren mit Steuermitteln aus ideologi-
    schen Gründen durchgedrückt wird. In einem marktwirt-
    schaftlichen Verfahren besteht, wenn der Staat den Ord-
    nungsrahmen richtig setzt, eine erhöhte Chance, dass
    sich das effizienteste Verfahren durchsetzt. Deshalb soll-
    ten wir bei der Energiewende keine Angst haben, auch
    hier mehr Markt zu wagen.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP)


    Die Natur macht es uns eigentlich vor. Sie ist ein gutes
    Beispiel dafür, wie sich im Wettbewerb die chancen-
    reichsten Dinge durchsetzen. Denn die Natur lässt alles
    entstehen; aber was sich im Wettbewerb nicht bewährt,
    geht dort gnadenlos unter. Wenn wir also erfahren wol-
    len, welche Formen der erneuerbaren Energien und der
    Energiespeicherung unter den hiesigen Bedingungen am
    effizientesten sind, dann sollten wir ruhig mehr Mut und
    Zutrauen in das Prinzip „mehr Markt“ haben und etwas
    weniger blindes Vertrauen in die hellseherischen Kräfte
    von Planungsbehörden.

    Diese Regierung will die Energiewende. Aber wir
    brauchen das richtige Entdeckungsverfahren für den bes-
    ten Weg in die Energiezukunft. Diese Regierung kann

    das, weil sie ohne Ideologie pragmatisch an das Thema
    herangeht.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Großer Scherz!)


    Hierfür wünsche ich dem beteiligten Minister, Herrn
    Altmaier, viel Erfolg und alles Gute.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)




Rede von Eduard Oswald
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Vielen Dank, Kollege Stephan Thomae. – Nächste

Rednerin für die Fraktion Die Linke ist unsere Kollegin
Eva Bulling-Schröter. Bitte schön, Frau Kollegin Eva
Bulling-Schröter.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Eva-Maria Bulling-Schröter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Energiepreise sind politische Preise, und zwar
    erstens, weil Kohle- und Atomstrom direkt und indirekt
    subventioniert wurden und immer noch werden. Der
    Förderverein Ökologische Steuerreform hat dies sehr
    schön eine verdeckte Atom- und Kohleumlage genannt.

    Sie sind zweitens deshalb politische Preise, weil die
    herrschende Politik es über Jahrzehnte zugelassen und
    befördert hat – Sie wollten das –, dass riesige Energie-
    versorger entstehen konnten. Diese treiben mit ihrem
    Oligopol bis heute Preise und Profite nach oben.

    Sie sind drittens politische Preise, weil vielfach Men-
    schen in anderen Ländern die Zeche für jenen CO2-Aus-
    stoß zahlen, der hierzulande die Wirtschaft antreibt, von
    den Zukunftskosten des Atommülls ganz zu schweigen.

    Erst dann kommen wir viertens zu jenem Bereich, der
    jetzt so gerne aufgeblasen wird, um die Energiewende in
    Verruf zu bringen, also zu den Steuern und Umlagen, die
    auf dem Strom liegen. Da wird es wirklich spannend,
    wenn wir nicht nur auf die EEG-Umlage, die Strom-
    steuer und die Netzentgelte schauen, sondern auch da-
    rauf, welche Stromkunden durch die Politik von diesen
    Kosten befreit werden. Wer wird eigentlich befreit? Die
    armen Haushalte, die sowieso zu knapsen haben, Hartz-IV-
    Empfängerinnen und Hartz-IV-Empfänger? Natürlich
    nicht! Nein, ausgerechnet die energieintensiven Unter-
    nehmen werden befreit, und zwar je größer, desto stär-
    ker. Die Mehrzahl dieser Unternehmen steht noch nicht
    einmal im Wettbewerb mit außereuropäischen Firmen;
    das habe ich schon einige Male gesagt. Diese Unterneh-
    men profitieren aber zugleich vom Einspeisevorrang der
    regenerativen Energien durch sinkende Großhandels-
    preise. Sie geben nämlich diesen Preisvorteil nicht wei-
    ter. Unter dem Strich verdienen viele große Stromver-
    braucher netto noch mehr aufgrund der regenerativen
    Energien. Als Stichworte hatte ich bereits die Ökosteuer
    und das EEG genannt.

    Es wird immer behauptet, die Linken setzten Arbeits-
    plätze aufs Spiel. Das stimmt natürlich nicht. Das ist
    eine Lüge, die über uns verbreitet wird. Aber wir wollen,
    dass die Beihilfen jetzt endlich genau durchleuchtet wer-
    den. Genau das will die Bundesregierung nicht. Sie hält





    Eva Bulling-Schröter


    (A) (C)



    (D)(B)


    am bestehenden Subventionssystem fest. Sie baut es so-
    gar noch aus. Stellen Sie sich vor: Im Haushalt sind wei-
    tere 300 Millionen Euro als Zuschüsse vorgesehen, um
    die Preiswirkung des Emissionshandels aufzuheben.

    Die politische Entscheidung heißt also hier: Werfen
    wir den großen, energieintensiven Unternehmen Geld in
    den Rachen, und verteuern wir die Energiewende für alle
    anderen! – Für Privatkunden oder kleinere Unternehmen
    und Handwerker ist natürlich nichts mehr da. Diese müs-
    sen das Ganze bezahlen. Genau deswegen ist es so
    heuchlerisch, wenn FDP, CDU und vor allem die CSU
    jetzt jammern und beklagen, dass der Strom so teuer
    wird, dass arme Menschen ihn nicht mehr bezahlen kön-
    nen, und gleichzeitig fordern, den Mittelstand zu unter-
    stützen. Wir sehen ja, wie sie das tun. Das genaue Ge-
    genteil ist der Fall. Ich halte das für einen Skandal.


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Sie wollen den Ausbau der regenerativen Energien stop-
    pen, das EEG abschaffen und für mehr Wettbewerb sor-
    gen. Was dann herauskommt, wissen wir. Es wird dann
    noch teurer. Das ist das Gegenteil eines sozial-ökologi-
    schen Umbaus.

    Was können wir machen? Es gibt den Vorschlag, eine
    Abwrackprämie für stromfressende Elektrogeräte einzu-
    führen. Das würde genau den Menschen helfen, die we-
    nig Geld in der Tasche haben, und zusätzlich Arbeits-
    plätze bei den Herstellern schaffen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Aber es sind keine Mittel in den Haushalt eingestellt, um
    Energiearmut zu verhindern. Mit einer solchen Ignoranz,
    liebe Kolleginnen und Kollegen von den Regierungs-
    fraktionen, setzen Sie die Energiewende aufs Spiel. Ich
    rede da nicht nur von den Strompreisen. Die energeti-
    sche Gebäudesanierung kommt noch hinzu. Sie ist zwei-
    fellos notwendig und muss beschleunigt werden. Sonst
    können wir unsere Klimaschutzziele vergessen. Aber das
    wird nicht billig, wie wir alle wissen. Die Warmmieten-
    neutralität von Sanierungen wird in vielen Fällen deut-
    lich verfehlt. Das heißt, die Mieten steigen. Hier müssen
    wir den Mieterinnen und Mietern aus sozialen Gründen
    unter die Arme greifen. Wenn die sogenannte zweite
    Miete zu teuer wird, müssen viele Mieterinnen und Mie-
    ter ausziehen. Eine solche Verdrängung wollen wir nicht.
    Wir wollen, dass alle Mieter in ihren Wohnungen blei-
    ben können. Der dafür vorgesehene Ansatz im Haushalt
    ist viel zu niedrig.

    Was die Energieberatung angeht: Es ist immer gut,
    wenn man berät. Aber eine solche Beratung kann ge-
    zielte Hilfe nicht ersetzen. Wir brauchen eine soziale Be-
    gleitung der Energiewende, und zwar mit Konzept. Aber
    Sie lassen ein solches Konzept leider vermissen. Sie re-
    den nur darüber. Es reicht aber nicht, nur neues Geld zu-
    zuschießen. Man muss auch schauen, was mit dem alten
    passiert. Wie wir sehen, werden die Mittel des Energie-
    effizienzfonds kaum abgerufen, weil offensichtlich ent-
    sprechende Förderrichtlinien noch nicht vorhanden sind.
    Herr Altmaier, wir würden schon gern einmal hören, was
    mit diesen Förderrichtlinien ist. Interessant wäre auch,

    zu erfahren, warum die Förderung für Klimaschutzpro-
    jekte in Kommunen über die Kommunalrichtlinie fast
    komplett in den Westen geht. Nur 6,5 Prozent der Mittel
    fließen in die neuen Bundesländer.

    Noch ein Wort zur internationalen Verantwortung, zu
    der Sie, Herr Altmaier, auch gesprochen haben. Ich halte
    es nicht für zielführend und nicht für ein Zeichen inter-
    nationaler Verantwortung, wenn Geld für den Bau von
    AKW auf internationaler Ebene bereitgestellt wird. Ich
    nenne als Stichwörter Angra 3 und Temelin, den Schrott-
    reaktor. Ich bin auch nicht dafür, dass Legebatterien in
    der Ukraine mit unseren Geldern finanziert werden. Das
    ist nicht nachhaltig, und das ist auch nicht ökologisch,
    im Gegenteil, das ist scheinheilig.

    Wir wollen eine nachhaltige Umweltpolitik. Sie ha-
    ben gerade das Erdinger Moos genannt. Ich habe das
    nicht ganz verstanden. Wenn man im Erdinger Moos
    eine dritte Startbahn baut – vielleicht haben Sie das ge-
    meint –, dann ist das erst recht nicht nachhaltig.


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])