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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/190 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 I n h a l t : Nachruf auf den Abgeordneten Jürgen Herrmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachruf auf die Vizepräsidentin a. D. Liselotte Funcke und den Vizepräsidenten a. D. Georg Leber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksache 17/10200) . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksache 17/10201) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushaltsbe- gleitgesetzes 2013 (HBeglG 2013) (Drucksache 17/10588) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg)  (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit Peter Altmaier, Bundesminister  BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 22861 B 22861 D 22862 C 22862 C 22862 C 22862 D 22872 C 22874 B 22876 C 22879 B 22881 B 22883 B 22886 B 22887 D 22889 B 22890 A 22891 C 22893 B 22895 B 22897 B 22898 C 22899 D 22900 D 22902 B 22904 B 22906 A 22907 A 22908 C 22909 C 22910 A 22910 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan, Bundesministerin  BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Agnes Alpers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Daniel Bahr, Bundesminister  BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr, Bundesminister BMG . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erwin Lotter (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide DIE LINKE) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidun- gen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatzta- gesordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22912 B 22914 B 22916 B 22917 A 22918 B 22920 D 22921 B 22922 B 22923 C 22924 D 22926 D 22927 B 22927 D 22928 C 22930 A 22931 C 22932 C 22933 B 22935 D 22937 B 22937 D 22938 D 22939 A 22940 C 22941 D 22943 A 22944 A 22945 B 22946 A 22948 A 22949 B 22950 A 22951 B 22952 B 22953 A 22954 D 22955 A 22955 C 22956 A 22956 B 22956 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22861 (A) (C) (D)(B) 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Beginn: 10.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22955 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide die Linke) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Während sich die Mehrheit der Fraktion Die Linke im Bundestag bei dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidung minderjähriger Jungen“ von CDU/CSU, FDP und SPD enthält, habe ich diesem zugestimmt. Der Antrag fordert die Bundesregierung auf, „im Herbst 2012 unter Berücksichtigung der grundgesetzlich geschützten Rechtsgüter des Kindeswohls, der körperli- chen Unversehrtheit, der Religionsfreiheit und des Rechts der Eltern auf Erziehung einen Gesetzentwurf vorzule- gen, der sicherstellt, dass eine medizinisch fachgerechte Beschneidung von Jungen ohne unnötige Schmerzen grundsätzlich zulässig ist.“ Der Antrag ist notwendig ge- worden, nachdem das Kölner Landgericht ein Urteil ge- troffen hat, dass von den jüdischen und muslimischen Ge- meinschaften zurecht als Angriff auf die Ausübung ihrer Religionsfreiheit gesehen wird. Vielmehr hat das Urteil eine – in Teilen rassistisch ge- führte – Debatte ausgelöst, in der scheinbar liberale Mei- nungsmacher die angeblich herzlosen muslimischen und jüdischen Eltern an den Pranger stellen. Eine medizinisch sachgerecht durchgeführte Be- schneidung bei Jungen gleichzusetzen mit weiblicher Genitalverstümmelung, Klitorisentfernung, – die selbst- verständlich vehement abzulehnen ist – ist in keiner Weise gerechtfertigt. Gleichzeitig so zu tun, als würde nur die Beschneidung einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstel- len und nicht auch beispielsweise kosmetische Operatio- nen bei Minderjährigen, vorsorgliche Blinddarm- oder Mandelentfernungen oder beispielsweise Ohrlochste- chen, ist bigott. Die Beschneidung ist in beiden Religio-  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 11.09.2012 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 11.09.2012 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 11.09.2012 Daub, Helga FDP 11.09.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 11.09.2012 Gohlke, Nicole DIE LINKE 11.09.2012 Höferlin, Manuel FDP 11.09.2012 Hörster, Joachim CDU/CSU 11.09.2012* Hunko, Andrej DIE LINKE 11.09.2012* Kilic, Memet BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Koch, Harald DIE LINKE 11.09.2012 Kolbe (Leipzig),  Daniela SPD 11.09.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Lach, Günter CDU/CSU 11.09.2012 Mast, Katja SPD 11.09.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 11.09.2012 Mücke, Jan FDP 11.09.2012 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 11.09.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 11.09.2012 Simmling, Werner FDP 11.09.2012 Spatz, Joachim FDP 11.09.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Wadephul, Johann CDU/CSU 11.09.2012* Werner, Katrin DIE LINKE 11.09.2012 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 11.09.2012 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 11.09.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 22956 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 (A) (C) (D)(B) nen ein wesentlicher Initiationsritus für die Zugehörigkeit zum Kollektiv der Gläubigen. Ein Verbot der Beschnei- dung liefe auf ein Religionsverbot für Muslime und Juden in Deutschland hinaus. Wer glaubt, Fragen der religiösen oder kulturellen Identität über das Strafrecht zu regeln, befördert die Kri- minalisierung jüdischer und muslimischer Riten. Praktisch bedeutet das für die betroffenen Jungen nicht weniger, sondern mehr Probleme: Operationen im Ausland, Eingriffe durch Kurpfuscher und eine Stigmati- sierung, die das Zusammenleben in einer multikulturel- len Gesellschaft erschwert. Ich begrüße es, dass mit dem Antrag ein klares Signal an Juden und Muslime in Deutschland gesendet wird und klargestellt wird, dass sie und ihre Religionspraxis ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind. Ich spreche mich für eine Regelung im Sinne des Antra- ges aus. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesord- nungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch da- raus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Der Grundrechtekatalog unseres Grundgesetzes ist ein guter roter Faden für das Zusammenleben in unserer heterogenen Gesellschaft. Dort werden die Grundfrei- heiten und Grundrechte und ihre Schranken definiert. Sowohl die Religionsfreiheit (Glaubensfreiheit, Nicht- glauben, Wechsel der Religionen), aber auch körperliche Unversehrtheit sind Grundrechtsgüter. Wenn sie mitei- nander kollidieren, sind sie abzuwägen und es muss ge- gebenenfalls ein guter Kompromiss gefunden werden. Sowohl die heiligen Schriften der Religionen, aber auch die religiösen Riten, Gebräuche und Traditionen beinhal- ten naturgemäß alte Elemente, die im Lichte der Vernunft und den neuen Einsichten der Wissenschaft neu zu verste- hen und zu interpretieren sind. Die Menschheit kann mit Glück und Stolz darauf zu- rückblicken, dass wir keine Menschenopfer mehr brin- gen, die Steinigung von Ehebrechern nicht mehr Teil un- serer Rechtsprechung ist, verwitwete Hindufrauen seit mehr als 100 Jahren nicht mehr mit ihren verstorbenen Ehemännern verbrannt werden und die Beschneidung von Mädchen weitgehend verpönt und strafbar ist. Bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau und der Nichtdiskriminierung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften wurden einige Fortschritte erzielt, aber auch einige Rückschritte verzeichnet. Die Kinder sind kein Eigentum der Eltern, der Reli- gionsgemeinschaften oder des Staates. Sie sind Indivi- duen mit vollen Rechten. Das Kindeswohl zu gewährleis- ten obliegt den Eltern und dem Staat in den gesetzlichen Rahmen. Der säkulare Staat hat auch die Aufgabe, den Druck der Religionsgemeinschaften oder Weltanschauung auf einzelne Individuen abzuwenden oder dies zumindest abzumildern, damit sich das Individuum frei entfalten kann (Art. 2 Grundgesetz). Medizinisch notwendige Ein- griffe in die körperliche Unversehrtheit stehen hierbei außer Diskussion. Zur Disposition steht nur, inwieweit die blutigen Ri- tuale der Religionsgemeinschaften, die einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit – sogar bei Kleinkindern – darstellen, allein der Entscheidung der Religionsgemein- schaften bzw. Eltern zu überlassen ist. Bei der Beschneidung stellt sich diese Frage vorder- gründig. Es besteht sowohl wissenschaftliche wie politische Einigkeit darüber, dass die Zirkumzision einen irreversi- blen und nicht zu bagatellisierenden Eingriff in die Körper von Menschen darstellt. Es ist aber auch soziolo- gischer Fakt, dass sich viele Eltern in der Religions- oder Traditionspflicht sehen, diesen Vorgang bei ihrem Kind vornehmen zu lassen. Um eine selbstbestimmte Erwachsenenentscheidung – im Idealfall zu einem unblutigen Religionsbekennt- nis – zu ermöglichen, kann der Gesetzgeber einen Über- gangskompromiss vorlegen. Solch eine gesetzliche Regelung mit einer großen ge- sellschaftlichen und grundrechtlichen Reichweite darf nicht in einem Schnellverfahren erfolgen. Dafür müssen gründliche Anhörungsverfahren durchgeführt werden. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22957 (A) (C) (D)(B) den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch die daraus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln aber nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Das lehne ich ab und stimme deshalb dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP und SPD zu. 190. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2013Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 16 Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Epl 30 Bildung und Forschung Epl 15 Gesundheit Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Bartholomäus Kalb


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Liebe Frau Kollegin Hagedorn, ich weiß nicht, ob ich

    so lange antworten kann, wie die Fragen waren.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Bettina Hagedorn [SPD]: Aber ja!)


    Ich könnte es ausreizen, aber ich weiß nicht, ob ich mir
    dadurch die Sympathien der Kolleginnen und Kollegen
    verspiele.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Doch, doch, doch! Nur zu! – Stefan Rebmann [SPD]: Keine Sorge! Wäre nicht schlimm!)


    Zu Ihren Fragen. Sie wissen ganz genau, dass wir
    jährlich zwischen 80 und 90 Milliarden Euro aus Steuer-
    mitteln in die Rentenkassen geben.


    (Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: 70!)


    – Nein, nein. – Sie wissen ganz genau, dass wir in den
    Gesundheitsfonds zusätzliche Mittel hineingegeben ha-
    ben. Früher gab es überhaupt keinen Bundeszuschuss an
    die Krankenkassen; den haben wir erst vor einigen Jah-
    ren eingeführt. Sie wissen, dass wir vom Bund aus von
    der Bundesanstalt für Arbeit nicht mehr verlangen, dass
    die Eingliederungshilfe an den Bund gegeben werden
    muss. Es ist aber richtig, dass wir die Steueranteile zu-
    rückfahren, die wir zunächst hineingegeben haben.

    Ich komme noch einmal darauf zurück, was ich vor-
    hin gesagt habe: Wenn Gott sei Dank die finanzielle Si-
    tuation aufgrund der guten Entwicklung unserer Sozial-
    versicherungen gut ist, dann ist es auch gerechtfertigt,
    dass wir die Zuschüsse wieder zurücknehmen. Dann
    können wir andere Prioritäten setzen, die wir im Inte-
    resse der Zukunftsfähigkeit unseres Landes dringend set-
    zen müssen. Wenn die Zahl der Langzeitarbeitslosen
    sinkt, dann wäre es eigentlich paradox, wenn dort ein
    Mehraufwand und nicht eine Minderausgabe getätigt
    würde. So viel dazu.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Stephan Thomae [FDP])


    Ich bleibe bei dem, was ich immer und immer wieder
    hier und an anderer Stelle gesagt habe: Haushaltskonsoli-
    dierung heißt auf der einen Seite, sparsam und wirtschaft-
    lich mit dem vom Bürger anvertrauten Geld umzugehen,
    und es heißt auf der anderen Seite, die Wachstumskräfte
    sich entfalten zu lassen und nicht abzuwürgen, weil nur
    eine sparsame und wirtschaftliche Haushaltsführung auf
    der einen Seite und eine gute wirtschaftliche Entwick-
    lung auf der anderen Seite zu langfristigen positiven Ef-
    fekten führen. Vor allen Dingen muss man immer der
    Versuchung widerstehen, schöne Wohltaten zu verteilen,
    sich alles leisten zu wollen, was man sich nicht leisten
    kann. Das gilt sowohl für uns als auch für die Länder in
    besonderer Weise. Wir sehen es im Wettbewerb der Län-
    der untereinander: Nordrhein-Westfalen kann noch so
    viele Schulden machen, es wird nicht auf einen grünen
    Zweig kommen.

    In Bayern war es auch nicht angenehm, dass der da-
    malige Ministerpräsident Edmund Stoiber den ausgegli-





    Bartholomäus Kalb


    (A) (C)



    (D)(B)


    chenen Haushalt schon sehr früh durchgesetzt hat. In der
    aktuellen Ausgabe der WirtschaftsWoche steht: Primus
    Bayern – beste Jobchancen, geringste Arbeitslosigkeit,
    geringste Zahl an Hartz-IV-Empfängern, niedrigste Kri-
    minalität und die beste Finanzsituation.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Dies ist ein langer Weg. Das ist harte Arbeit und zum
    Teil sehr unpopulär. Aber die Ergebnisse bestätigen, dass
    dies der richtige Weg ist und nicht der, das Geld mit lo-
    ckerer Hand auszugeben.

    Ich komme noch einmal zum Kollegen Carsten
    Schneider zurück: Geben Sie und Ihre Kolleginnen und
    Kollegen den Widerstand gegen das Gesetz für den Ab-
    bau der kalten Progression im Bundesrat auf! Warum
    gönnen Sie den arbeitenden Menschen nicht das Geld,
    das sie durch Tariferhöhungen bekommen, das sie aber
    nicht erhalten, indem sie überproportional besteuert wer-
    den?


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Geben Sie Ihren Widerstand auf! Vorhin wurde von Ih-
    nen groß die Energiewende angesprochen. Sie verhin-
    dern im Bundesrat die Zustimmung zur steuerlichen För-
    derung der energetischen Gebäudesanierung. Geben Sie
    doch diesen Widerstand auf! Das bringt am Ende – auch
    für Sie – mehr und nicht weniger in die Kassen.


    (Joachim Poß [SPD]: Es geht nicht um die Parteien! Es geht um die Länder, Herr Kollege!)


    Geben Sie Ihren Widerstand – das ist heute schon mehr-
    fach genannt worden – beim Steuerabkommen mit der
    Schweiz auf! Denn dann kommt Geld in die Kassen. Wir
    alle könnten dann endgültig auf diese fragwürdigen und
    dubiosen Methoden, die fast an Hehlerei grenzen, ver-
    zichten, um an Informationen zu kommen. Der Bundes-
    finanzminister hat sehr deutlich und mit großer Ein-
    dringlichkeit gesagt: Gehen wir anständig mit unseren
    Nachbarn und Partnern um!


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Wir werden auf jeden Fall die anstehenden Haushalts-
    beratungen mit großer Ernsthaftigkeit führen. Kollege
    Norbert Barthle hat darauf hingewiesen: Große Spiel-
    räume haben wir nicht. Wir müssen damit rechnen, dass
    die Konjunkturschwäche in Europa auch Rückwirkun-
    gen auf die Bundesrepublik Deutschland hat und damit
    auch auf unsere wirtschaftliche Situation, auf die Ein-
    nahmesituation beim Staat und bei den Sozialkassen.
    Deswegen müssen wir das Vorsichtsprinzip walten las-
    sen. Wir müssen auf der anderen Seite – auch dieses
    habe ich wiederholte Male gesagt – das tun, was die
    Menschen von uns erwarten, nämlich solide wirtschaf-
    ten, damit unsere Währung stabil bleibt. Wir haben keine
    andere Währung als den Euro. Deswegen ist es aller Mü-
    hen wert, dass wir uns für den Euro einsetzen. Das kön-
    nen wir am besten tun,


    (Joachim Poß [SPD]: Wenn Söder und Dobrindt das Maul halten!)


    wenn wir solide arbeiten, wenn wir solide wirtschaften
    und wenn wir die Enden zusammenhalten. Das liegt im
    Interesse der Menschen unseres Landes. Das liegt im In-
    teresse unseres Landes. Und das liegt im Interesse Euro-
    pas.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Eduard Oswald
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Vielen Dank, Kollege Bartholomäus Kalb. – Letzter

Redner in unserer Aussprache ist für die Fraktion der So-
zialdemokraten unser Kollege Lothar Binding. Bitte
schön, Kollege Lothar Binding.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Lothar Binding


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Sehr verehrte Damen und Herren! Minister Schäuble hat
    vorhin einen Satz gesagt, der hieß: Die Bundeskanzlerin
    hat wieder und wieder erklärt, dass es den einen Befrei-
    ungsschlag nicht gibt.

    Wer hätte den erwartet? Wir alle wissen, dass es ihn
    nicht gibt. Die Frage ist jetzt: Wo hat sie eine hinrei-
    chend komplexe Lösung versteckt? Wir suchen immer
    noch nach einer Lösung, die die Kanzlerin präsentiert.
    Aber wir finden nichts. Wir merken auch, dass das die
    Menschen im Land allmählich nervös macht; denn
    Schwarz-Gelb regiert jetzt schon drei Jahre.


    (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Drei Jahre zu viel! – Joachim Poß [SPD]: „Regieren“ nennst du das?)


    Wir fragen uns: Was ist hinsichtlich einer echten Krisen-
    bewältigung passiert? Wir beobachten nicht viel, im Ge-
    genteil. Wir übernehmen große Verantwortung und ha-
    ben in Europa einen schlechten Ruf.


    (Joachim Poß [SPD]: Dilettantenklub!)


    Ich will ein Wort zu Schulden und zum Sparen sagen.
    Wir haben eine einmalige Situation: einmalig niedrige
    Zinsen, fleißige Arbeitnehmer, gute Manager, verant-
    wortungsvolle Tarifpartner. Die Arbeitslosigkeit ist nied-
    rig. Die Sozialkassen haben Überschüsse. Es gibt
    Wachstum.

    Die Frage ist: Wann, wenn nicht jetzt, wollen Sie die
    Nettoneuverschuldung überwinden? Selbst in diesen gu-
    ten Zeiten tun Sie es nicht. Sie kalkulieren für die nächs-
    ten Jahre bis 2016 1,5 Prozent Wachstum. Ich befürchte,
    das ist eine sehr optimistische Schätzung, vor allem
    wenn Ihre Politik demnächst auch in der Wirtschaft ihre
    Wirkung entfalten wird. Möglicherweise wird die Lage
    schwieriger; dann wird auch die Nettoneuverschuldung
    noch viel schwieriger abzubauen sein. Also warum nicht
    jetzt?


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Bei den heutigen Haushaltsberatungen reden wir sehr
    viel über Geld. Man fragt sich: Warum streiten die dau-





    Lothar Binding (Heidelberg)



    (A) (C)



    (D)(B)


    ernd über Geld? – Die Antwort ist einfach: Uns geht es
    im Kern um Bildung, um gute Arbeit, um soziale Sicher-
    heit, um Infrastruktur etc. etc. Deshalb streiten wir mit
    Ihnen über diesen Haushalt, was nicht ganz leicht ist,
    weil es immer wieder sehr unseriöse Aussagen gibt, die
    wir entkräften müssen.

    Ich nenne Ihnen einmal eine solche Aussage: Der
    Kollege Meister hat gesagt: Rot-Grün hat Hedgefonds
    nach Deutschland geholt. Hierzu muss man wissen: Das
    war im Jahr 2003. In den USA war der Hedgefonds ein
    altbekanntes Instrument, in England wurde gerade ein
    Hedgefondsgesetz gemacht, in Frankreich war eines in
    Arbeit. In diesem Zusammenhang haben die deutschen
    Banken uns gesagt: Wegen Rot-Grün gehen 80 Milliar-
    den Euro an Deutschland vorbei.

    Daraufhin haben wir uns überlegt: Wenn ein deut-
    scher Kunde zu einer Bank kommt, wäre es klug, wenn
    er nicht nur Englisch und Französisch können muss, son-
    dern auch einen deutschen Hedgefonds vorfindet. Denn
    dann gelten unsere Prospektrichtlinie, alle Verbraucher-
    schutzmaßnahmen – wunderbar.

    Wir haben dann Hedgefonds eingeführt – das stimmt –,
    aber mit der Maßgabe, sie regulieren zu können. Jetzt,
    zehn Jahre später, schauen wir einmal, ob diese Regulie-
    rung funktioniert hat: Weltweit gibt es 9 000 Hedge-
    fonds. Wie viele gibt es in Deutschland? Etwa 20. Das
    ist kein sehr großer Anteil an den 9 000. Wie groß ist der
    Anteil der Hedgefonds in Deutschland an den 80 Mil-
    liarden Euro? Ich schaue den Minister an, er müsste ni-
    cken, wenn ich die richtige Antwort nenne,


    (Joachim Poß [SPD]: Der weiß es ja nicht! Sag‘ es ihm doch!)


    nämlich weniger als 2 Milliarden Euro. Das ist relativ
    wenig. Wir sehen, dass die Schutzmaßnahmen, die Rot-
    Grün mit Hedgefonds verknüpft hat, sehr gut funktio-
    niert haben. Das war eine zukunftsorientierte Regulie-
    rungspolitik.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich fand einen weiteren Satz, den wir hier sehr oft ge-
    hört haben. Den hat Herr Schäuble formuliert – er wird
    wie eine Monstranz immer vor ihm hergetragen –: Maas-
    tricht sei 2003 beschädigt worden. Jetzt frage ich: Was
    würden Sie heute eigentlich machen, wenn Sie auf das,
    was wir gemacht haben, nicht zurückgreifen könnten?
    Sie nutzen doch genau die Instrumente, die wir geschaf-
    fen haben.


    (Beifall bei der SPD – Joachim Poß [SPD]: Das ist wissenschaftlich belegt!)


    Warum haben wir diese Instrumente geschaffen?
    Waigel hatte damals 3 Prozent Nettoneuverschuldung
    – 60 Prozent vom BIP – durchgesetzt. Kann jemand
    diese Zahlen erklären? Natürlich nicht – 3,5 Prozent
    oder 50 Prozent oder 70 Prozent wären genauso schön
    gewesen. Diese Zahlen wurden damals so gewählt, weil
    man dachte, das Ganze könne Deutschland nicht berüh-
    ren. Deshalb hat man es in Europa durchgesetzt. Die

    Zahlen sind aber egal. Vielmehr war das System falsch.
    Denn die Maastricht-Kriterien haben dazu geführt, dass
    ein Land, das in einer richtig dicken Krise ist, verschär-
    fend prozyklisch in diese Krise hineinsparen muss. Es ist
    verrückt, wenn man die Länder zu ihrem Schaden regu-
    liert.

    Deshalb war es klug, die Maastricht-Kriterien mit den
    neuen Möglichkeiten zu versehen, um eine zukunfts-
    orientierte Wachstumspolitik, eben auch für Deutsch-
    land, in schwieriger Lage zu ermöglichen.


    (Beifall bei der SPD – Joachim Poß [SPD]: Das haben wir in der Großen Koalition gemacht, Herr Schäuble!)


    Ich möchte auf einen weiteren Satz aus der Rede von
    Herrn Schäuble zurückkommen, weil dieser Satz die Art
    seines Denkens zeigt. Es geht jetzt nicht um den Einzel-
    fall, hierüber ist bereits gesprochen worden. Sie haben
    etwas Richtiges gesagt und führen die Menschen trotz-
    dem in die Wüste. Sie haben gesagt: 10 Prozent der Ein-
    kommensbezieher zahlen 50 Prozent der Einkommen-
    steuer. – Und das stimmt; da stimme ich Ihnen zu.
    Übrigens sind wir dankbar, dass die das machen, selbst-
    verständlich.

    Aber muss man nicht auch danach fragen, wie sich
    Erträge und Vermögen verteilen? Vielleicht gehören
    10 Prozent aller Menschen viel mehr als 50 Prozent der
    Einkommen und Erträge aus Vermögen; dann müssten
    sie eigentlich mehr bezahlen, und es wäre immer noch
    gerecht.


    (Otto Fricke [FDP]: Was hat denn Einkommensteuer mit dem Vermögen zu tun?)


    – Ich habe nur gesagt, dass Herr Schäuble vergessen hat,
    den zweiten Teil, der stets zur Wahrheit dazu gehört, zu
    erwähnen. Dieses Versäumnis wollte ich nachholen, um
    anzudeuten, wie er das gemeint hat.


    (Beifall bei der SPD)


    Vorhin im Restaurant habe ich meine Kollegen ge-
    fragt: Worüber soll ich in meiner Rede eigentlich reden?
    Der Kollege Toncar saß an einem Nachbartisch und hat
    nach einer kleinen Weile lange Ohren bekommen, hat
    zugehört und sagte dann ironisch: „Aber auf hohem Ni-
    veau“, nachdem ich gesagt habe: Kommen Sie doch rü-
    ber! Auch Sie können mich beraten!


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Keine Indiskretionen!)


    Dabei hatten wir gar nicht von „Gurkentruppe“ gere-
    det, aber wir hatten darüber geredet, wie Personalpolitik
    gemacht wird, zum Beispiel von Herrn Niebel zur Ver-
    sorgung seiner Parteikollegen im Ministerium.


    (Zurufe von der FDP: Oh je, oh je, oh je!)


    Wir schauten auch nach Herrn Ramsauer. Und dann hat-
    ten wir das Thema: Was passiert mit den 40 zusätzlichen
    Stellen, die jetzt Herr Altmaier bekommt? Das wäre
    dann sozusagen die dritte parteiliche Komponente, die in
    diesem Haushaltsentwurf eine Rolle spielt.





    Lothar Binding (Heidelberg)



    (A) (C)



    (D)(B)


    Jetzt zeigt mir der Präsident an, dass ich aufhören
    muss. Weil ich das beherzigen möchte, bedanke ich mich
    vielmals für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Manfred Grund [CDU/CSU]: Es ist aber auch gut bei dem Unsinn, den Sie reden!)


    – Bitte? Wenn Sie einen Zwischenruf so leise machen,
    dass man ihn nicht hört, warum machen Sie ihn dann?
    Das ist einfach ineffizient.

    Also, alles Gute und eine schöne Zeit! Wir hoffen auf
    erfolgreiche Beratungen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)