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    Plenarprotokoll 17/190 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 I n h a l t : Nachruf auf den Abgeordneten Jürgen Herrmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachruf auf die Vizepräsidentin a. D. Liselotte Funcke und den Vizepräsidenten a. D. Georg Leber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksache 17/10200) . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksache 17/10201) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushaltsbe- gleitgesetzes 2013 (HBeglG 2013) (Drucksache 17/10588) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg)  (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit Peter Altmaier, Bundesminister  BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 22861 B 22861 D 22862 C 22862 C 22862 C 22862 D 22872 C 22874 B 22876 C 22879 B 22881 B 22883 B 22886 B 22887 D 22889 B 22890 A 22891 C 22893 B 22895 B 22897 B 22898 C 22899 D 22900 D 22902 B 22904 B 22906 A 22907 A 22908 C 22909 C 22910 A 22910 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan, Bundesministerin  BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Agnes Alpers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Daniel Bahr, Bundesminister  BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr, Bundesminister BMG . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erwin Lotter (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide DIE LINKE) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidun- gen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatzta- gesordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22912 B 22914 B 22916 B 22917 A 22918 B 22920 D 22921 B 22922 B 22923 C 22924 D 22926 D 22927 B 22927 D 22928 C 22930 A 22931 C 22932 C 22933 B 22935 D 22937 B 22937 D 22938 D 22939 A 22940 C 22941 D 22943 A 22944 A 22945 B 22946 A 22948 A 22949 B 22950 A 22951 B 22952 B 22953 A 22954 D 22955 A 22955 C 22956 A 22956 B 22956 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22861 (A) (C) (D)(B) 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Beginn: 10.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22955 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide die Linke) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Während sich die Mehrheit der Fraktion Die Linke im Bundestag bei dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidung minderjähriger Jungen“ von CDU/CSU, FDP und SPD enthält, habe ich diesem zugestimmt. Der Antrag fordert die Bundesregierung auf, „im Herbst 2012 unter Berücksichtigung der grundgesetzlich geschützten Rechtsgüter des Kindeswohls, der körperli- chen Unversehrtheit, der Religionsfreiheit und des Rechts der Eltern auf Erziehung einen Gesetzentwurf vorzule- gen, der sicherstellt, dass eine medizinisch fachgerechte Beschneidung von Jungen ohne unnötige Schmerzen grundsätzlich zulässig ist.“ Der Antrag ist notwendig ge- worden, nachdem das Kölner Landgericht ein Urteil ge- troffen hat, dass von den jüdischen und muslimischen Ge- meinschaften zurecht als Angriff auf die Ausübung ihrer Religionsfreiheit gesehen wird. Vielmehr hat das Urteil eine – in Teilen rassistisch ge- führte – Debatte ausgelöst, in der scheinbar liberale Mei- nungsmacher die angeblich herzlosen muslimischen und jüdischen Eltern an den Pranger stellen. Eine medizinisch sachgerecht durchgeführte Be- schneidung bei Jungen gleichzusetzen mit weiblicher Genitalverstümmelung, Klitorisentfernung, – die selbst- verständlich vehement abzulehnen ist – ist in keiner Weise gerechtfertigt. Gleichzeitig so zu tun, als würde nur die Beschneidung einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstel- len und nicht auch beispielsweise kosmetische Operatio- nen bei Minderjährigen, vorsorgliche Blinddarm- oder Mandelentfernungen oder beispielsweise Ohrlochste- chen, ist bigott. Die Beschneidung ist in beiden Religio-  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 11.09.2012 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 11.09.2012 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 11.09.2012 Daub, Helga FDP 11.09.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 11.09.2012 Gohlke, Nicole DIE LINKE 11.09.2012 Höferlin, Manuel FDP 11.09.2012 Hörster, Joachim CDU/CSU 11.09.2012* Hunko, Andrej DIE LINKE 11.09.2012* Kilic, Memet BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Koch, Harald DIE LINKE 11.09.2012 Kolbe (Leipzig),  Daniela SPD 11.09.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Lach, Günter CDU/CSU 11.09.2012 Mast, Katja SPD 11.09.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 11.09.2012 Mücke, Jan FDP 11.09.2012 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 11.09.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 11.09.2012 Simmling, Werner FDP 11.09.2012 Spatz, Joachim FDP 11.09.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Wadephul, Johann CDU/CSU 11.09.2012* Werner, Katrin DIE LINKE 11.09.2012 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 11.09.2012 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 11.09.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 22956 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 (A) (C) (D)(B) nen ein wesentlicher Initiationsritus für die Zugehörigkeit zum Kollektiv der Gläubigen. Ein Verbot der Beschnei- dung liefe auf ein Religionsverbot für Muslime und Juden in Deutschland hinaus. Wer glaubt, Fragen der religiösen oder kulturellen Identität über das Strafrecht zu regeln, befördert die Kri- minalisierung jüdischer und muslimischer Riten. Praktisch bedeutet das für die betroffenen Jungen nicht weniger, sondern mehr Probleme: Operationen im Ausland, Eingriffe durch Kurpfuscher und eine Stigmati- sierung, die das Zusammenleben in einer multikulturel- len Gesellschaft erschwert. Ich begrüße es, dass mit dem Antrag ein klares Signal an Juden und Muslime in Deutschland gesendet wird und klargestellt wird, dass sie und ihre Religionspraxis ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind. Ich spreche mich für eine Regelung im Sinne des Antra- ges aus. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesord- nungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch da- raus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Der Grundrechtekatalog unseres Grundgesetzes ist ein guter roter Faden für das Zusammenleben in unserer heterogenen Gesellschaft. Dort werden die Grundfrei- heiten und Grundrechte und ihre Schranken definiert. Sowohl die Religionsfreiheit (Glaubensfreiheit, Nicht- glauben, Wechsel der Religionen), aber auch körperliche Unversehrtheit sind Grundrechtsgüter. Wenn sie mitei- nander kollidieren, sind sie abzuwägen und es muss ge- gebenenfalls ein guter Kompromiss gefunden werden. Sowohl die heiligen Schriften der Religionen, aber auch die religiösen Riten, Gebräuche und Traditionen beinhal- ten naturgemäß alte Elemente, die im Lichte der Vernunft und den neuen Einsichten der Wissenschaft neu zu verste- hen und zu interpretieren sind. Die Menschheit kann mit Glück und Stolz darauf zu- rückblicken, dass wir keine Menschenopfer mehr brin- gen, die Steinigung von Ehebrechern nicht mehr Teil un- serer Rechtsprechung ist, verwitwete Hindufrauen seit mehr als 100 Jahren nicht mehr mit ihren verstorbenen Ehemännern verbrannt werden und die Beschneidung von Mädchen weitgehend verpönt und strafbar ist. Bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau und der Nichtdiskriminierung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften wurden einige Fortschritte erzielt, aber auch einige Rückschritte verzeichnet. Die Kinder sind kein Eigentum der Eltern, der Reli- gionsgemeinschaften oder des Staates. Sie sind Indivi- duen mit vollen Rechten. Das Kindeswohl zu gewährleis- ten obliegt den Eltern und dem Staat in den gesetzlichen Rahmen. Der säkulare Staat hat auch die Aufgabe, den Druck der Religionsgemeinschaften oder Weltanschauung auf einzelne Individuen abzuwenden oder dies zumindest abzumildern, damit sich das Individuum frei entfalten kann (Art. 2 Grundgesetz). Medizinisch notwendige Ein- griffe in die körperliche Unversehrtheit stehen hierbei außer Diskussion. Zur Disposition steht nur, inwieweit die blutigen Ri- tuale der Religionsgemeinschaften, die einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit – sogar bei Kleinkindern – darstellen, allein der Entscheidung der Religionsgemein- schaften bzw. Eltern zu überlassen ist. Bei der Beschneidung stellt sich diese Frage vorder- gründig. Es besteht sowohl wissenschaftliche wie politische Einigkeit darüber, dass die Zirkumzision einen irreversi- blen und nicht zu bagatellisierenden Eingriff in die Körper von Menschen darstellt. Es ist aber auch soziolo- gischer Fakt, dass sich viele Eltern in der Religions- oder Traditionspflicht sehen, diesen Vorgang bei ihrem Kind vornehmen zu lassen. Um eine selbstbestimmte Erwachsenenentscheidung – im Idealfall zu einem unblutigen Religionsbekennt- nis – zu ermöglichen, kann der Gesetzgeber einen Über- gangskompromiss vorlegen. Solch eine gesetzliche Regelung mit einer großen ge- sellschaftlichen und grundrechtlichen Reichweite darf nicht in einem Schnellverfahren erfolgen. Dafür müssen gründliche Anhörungsverfahren durchgeführt werden. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22957 (A) (C) (D)(B) den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch die daraus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln aber nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Das lehne ich ab und stimme deshalb dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP und SPD zu. 190. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2013Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 16 Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Epl 30 Bildung und Forschung Epl 15 Gesundheit Anlagen
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    Rede von Dr. Michael Meister


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

    Entwurf des Bundeshaushalts für 2013 ist ein Dokument
    der Stabilität und Verlässlichkeit, und zwar der Stabilität
    in Europa und der Stabilität und Verlässlichkeit in
    Deutschland. Wir geben nicht nur per Fiskalvertrag und
    Maastricht-Vertrag internationale europäische Regeln
    der Stabilität vor, sondern wir leben in Europa auch vor,
    dass wir die Absicht haben, diese Regeln selbst einzu-
    halten.


    (Beifall der Abg. Gerda Hasselfeldt [CDU/CSU] – Manfred Zöllmer [SPD]: Seit wann?)


    Ich glaube, das ist ein Unterschied zur Regierung
    Gerhard Schröder, Hans Eichel und Joschka Fischer. Sie
    haben in Europa an dieser Stelle den größten Sündenfall
    begangen, der vorstellbar war:


    (Joachim Poß [SPD]: Mit den Länderregierungen!)


    Sie haben als Deutsche bewusst europäisches Recht ge-
    brochen und uns damit mit in diese Krise des Euro hin-
    eingeführt.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: So ein Quatsch!)


    Deshalb müssen wir jetzt beispielgebend sein, indem
    wir nicht nur Regeln einfordern, sondern sie auch selbst
    leben. Deshalb stehen wir in Europa für eine Stabilitäts-
    union, aber nicht für eine Union, die Transfers betreibt
    und die Haftung vergemeinschaftet.


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Ach nee! Aber Sie schauen schon mal nach Frankfurt?)


    Nein, Stabilität muss in der Euro-Debatte das Ziel sein.

    Frau Hinz, Sie haben eben noch einmal für die Haf-
    tungsgemeinschaft geworben. Sie haben gesagt: Bei den
    Altschulden, Euro-Bonds und Euro-Bills wollen Sie ge-
    meinsame Haftung. Was heißt das denn? Das heißt doch
    nicht, dass wir haften. Das heißt, dass der normale Ar-
    beitnehmer, der morgens aufsteht und abends heim-
    kommt, mit seinem Geld für Schulden haftet, die andere
    ohne seinen Einfluss machen.


    (Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben jetzt schon gemeinsame Haftung!)


    Das kann nicht sein. Wir müssen der Anwalt des deut-
    schen Steuerzahlers sein, meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Deswegen wird es eine Transfergemeinschaft und
    eine Haftungsgemeinschaft mit uns nicht geben. Wir
    werden den Euro stabilisieren, aber ohne dabei den deut-
    schen Steuerzahler Gefahren auszusetzen, auf die er mit
    seinem Wahlrecht keinen Einfluss hat.


    (Joachim Poß [SPD]: Fragen Sie doch mal Herrn Söder!)


    Ich will auch klar und deutlich sagen, dass aus meiner
    Sicht der Kauf von Staatsanleihen keine Antwort auf die
    vorliegenden Probleme in den Finanzmärkten, in den
    Haushalten der einzelnen Länder und in der Wettbe-
    werbsfähigkeit der einzelnen Volkswirtschaften ist. Die
    Antwort ist, dass Strukturreformen in den einzelnen
    Ländern erfolgen und wir Wirtschafts- und Finanzpolitik
    in Europa zusammenbringen müssen. Das ist die Ant-
    wort, und nicht der Aufkauf von Staatsanleihen. Deshalb
    müssen wir auch hier dafür werben, dass diese Struktur-





    Dr. Michael Meister


    (A) (C)



    (D)(B)


    reformen stattfinden, statt irgendwelche anderen Aus-
    wege zu suchen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Jetzt komme ich zur Finanzmarktregulierung. Die
    Krise hat 2007 mit der IKB bei uns und später mit
    Lehman Brothers begonnen. Ich erinnere daran, wann
    das Ganze tatsächlich begonnen hat. Das war nicht 2007.
    Der Beginn war die Deregulierung der Finanzmärkte
    und die Tatsache, dass Rot-Grün Hedgefonds nach
    Deutschland geholt und die Regulierung aufgeweicht
    hat.


    (Widerspruch bei der SPD – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Jetzt wird es ganz finster!)


    Was wir heute beiseiteräumen müssen, ist die Folge des-
    sen, was Sie gemacht haben. Sie haben die Märkte dere-
    guliert und puren Kapitalismus nach Deutschland geholt.
    Wir müssen jetzt der Aufgabe nachgehen, hier wieder
    vernünftige Rahmenbedingungen zu setzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])


    Nun zu Ihrer Monstranz, die Sie vor sich hertragen,
    zur Finanztransaktionsteuer. Ja, wir brauchen eine solche
    Steuer, weil wir eine bessere Regulierung der Finanz-
    märkte brauchen. Aber Ihre Monstranz „Finanztransak-
    tionsteuer“ ist nicht der Ablass für die Sünden, die Sie
    von Rot-Grün in der Vergangenheit begangen haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Ich komme jetzt zu dem, was geschieht. Wir setzen
    gerade die Vorgaben von Basel III um. Das bedeutet
    mehr Eigenkapital und Liquidität in den Finanzinstitu-
    ten. Dort wird tatsächlich etwas für mehr Stabilität im
    Finanzsektor getan. Das betreiben diese Koalition und
    diese Bundesregierung.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP)


    Wir regeln die Bankenaufsicht nicht nur in Deutschland
    – gestern gab es eine entsprechende Anhörung im
    Finanzausschuss –, sondern auch in Europa neu. Wir er-
    warten die Vorschläge von Herrn Barroso. Wir müssen
    auch in Europa eine gemeinsame Bankenaufsicht zu-
    stande bekommen. Ich werbe allerdings dafür, dass diese
    Bankenaufsicht subsidiär erfolgt, dass wir unser Restruk-
    turierungsgesetz, das dazu dient, marktwirtschaftliche
    Prinzipien wieder durchzusetzen, von Deutschland aus
    auf ganz Europa ausdehnen und dass wir es ermöglichen,
    ein Finanzinstitut, das in Schieflage ist, umzubauen oder
    abzuwickeln. Darüber müssen wir diskutieren. Das muss
    vorangebracht werden, damit wir Marktwirtschaft in der
    EU haben und damit auch für den Finanzsektor markt-
    wirtschaftliche Prinzipien gelten.

    Die EZB soll dabei einbezogen werden. Die EZB ist
    sicherlich eine tolle Einrichtung. Aber ich möchte, dass
    dabei die geldpolitische Unabhängigkeit der Zentralbank
    gewahrt bleibt. Wir werden nicht zulassen, dass diese
    geldpolitische Unabhängigkeit infrage gestellt wird.

    Deshalb werden wir auch nicht an das Statut der EZB
    herangehen. Ich bin sehr gespannt, was uns Herr Barroso
    vorschlagen wird, um entlang der skizzierten Grundli-
    nien zu einer gemeinsamen, besseren Bankenaufsicht in
    Europa zu kommen.

    Es wird aber nicht nur über eine gemeinsame Banken-
    aufsicht, sondern auch über eine Bankenunion diskutiert.
    Es besteht die Gefahr, dass hier durch die Hintertür nicht
    der deutsche Steuerzahler, wohl aber der deutsche Sparer
    in die Haftungsgemeinschaft einbezogen wird. Dazu will
    ich deutlich sagen: Das ist kein Lösungsmodell, mit dem
    wir vorankommen. Wir können den deutschen Sparer
    nicht für Risiken in Haftung nehmen, die an anderer
    Stelle entstehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Wir haben uns die Ratingagenturen vorgenommen.
    Wir reden nicht nur darüber, sondern haben sie unter
    Aufsicht gestellt. Das ist das eine. Das andere ist: Wir
    haben Registrierungspflichten geschaffen. Das heißt, wir
    packen auch an dieser Stelle an. So werden die entspre-
    chenden Informationen mit mehr Qualität ausgestattet.
    Wir haben einen „Beipackzettel“ für Anleger geschaf-
    fen; denn auch der Anleger auf dem Finanzmarkt muss
    besser aufgestellt, besser gerüstet sein. Der Bundes-
    finanzminister bringt gerade die Themen „Begrenzung
    des Hochfrequenzhandels“ und „Mehr Transparenz auf
    den Derivatemärkten“ voran. Ich glaube, dass das rich-
    tige und wichtige Schritte sind, die gegangen werden
    müssen, um die Risiken auf den Finanzmärkten und da-
    mit die Risiken für unsere gemeinsame Währung, den
    Euro, und für unsere Staatshaushalte zu verringern.

    Herr Poß, Sie haben gerade überwiegend über Sozial-
    politik gesprochen. Meine Auffassung ist: Sozial ist, was
    den Menschen Arbeit und Perspektive gibt.


    (Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Sozial ist, was Würde schafft!)


    Hier hat diese Koalition mehr geleistet als jede Koalition
    und jede Bundesregierung zuvor. Wir machen Sozial-
    politik für die Menschen, weil wir ihnen Perspektiven
    für die Zukunft geben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zurufe von der SPD)


    – Sie können so viele Zurufe machen, wie Sie wollen,
    das ändert nichts an der Tatsache: Sie möchten, dass die
    Menschen in den Sozialsystemen bleiben und dort auf
    der Basis von hohen Steuern und Abgaben möglichst gut
    versorgt werden. Wir möchten die Menschen aus den
    Sozialsystemen herausholen und sie in Arbeit bringen,
    damit sie ein selbstbestimmtes Leben führen können.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Wie denn mit leeren Kassen? – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Vernünftige Arbeit!)


    Das ist ein ganz anderes Menschenbild. Darüber streiten
    wir gerne. Wir wollen niemanden versorgen und einsper-
    ren. Wir wollen den Menschen die Freiheit zurückgeben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






    Dr. Michael Meister


    (A) (C)



    (D)(B)


    Frau Hinz, Sie haben die Familienpolitik angespro-
    chen. Olaf Scholz hat uns damals als Generalsekretär der
    SPD verkündet, dass es um die Lufthoheit über den Kin-
    derbetten geht. Wir diskutieren gern über die Lufthoheit
    über den Kinderbetten. Ich möchte aber, dass die Luftho-
    heit über den Kinderbetten bei den Eltern liegt. Das ist
    der Punkt, um den es geht. Wir wollen, dass die Eltern
    entscheiden, welches der beste Weg für ihre Kinder ist.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Wir wollen nicht, dass der Staat das entscheidet, sondern
    die Eltern.


    (Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das können sie! Die Frage ist aber, was der Staat fördert!)


    Weil die Eltern die Möglichkeit haben müssen, sich zu
    entscheiden, diskutieren wir mit den Kommunen über
    den Ausbau von U-3-Betreuungsplätzen. Wir geben viel
    Geld dorthin. Es gibt jetzt im Haushalt einen Nachschlag
    von einer halben Milliarde Euro. Wir garantieren aber
    gleichzeitig denen die Wahlfreiheit, die sich anders ent-
    scheiden, die ihre Kinder nicht in die Krippe geben wol-
    len, sondern die Betreuung selbst übernehmen.


    (Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Das können sie heute schon machen!)


    Das ist richtig verstandene Wahlfreiheit der Eltern. Das
    ist das Gegenteil der Ideologie, die besagt, der Staat
    wisse am besten, was für die Kinder gut sei.

    Sie von den Sozialdemokraten fragen immer wieder,
    was man denn machen müsse: den Haushalt konsolidie-
    ren oder Wachstumspolitik betreiben. Ich bin der Mei-
    nung: Zwischen diesen beiden Zielen besteht kein Wi-
    derspruch.


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Sie machen beides nicht!)


    Wir haben in dieser Wahlperiode mit einer wachstums-
    freundlichen Konsolidierungspolitik begonnen, die das
    Defizit von 86 Milliarden Euro – das war die für 2010
    geplante Nettokreditaufnahme – auf unter 20 Milliarden
    Euro im Haushalt 2013, über den wir gerade debattieren,
    zurückführt. Das ist eine riesige Leistung im Hinblick
    auf die Konsolidierung.

    Gleichzeitig aber haben wir darauf geachtet, dass die
    Wachstumskräfte in unserem Land gestärkt worden sind.
    Wir haben die Investitionen und die Ausgaben für For-
    schung und Entwicklung auf einem hohen Niveau gehal-
    ten, und wir haben Strukturmaßnahmen beschlossen, um
    für die Stärkung der Wachstumskräfte zu sorgen. Auch
    hierzu will ich Ihnen etwas sagen: Wer war es denn im
    Deutschen Bundestag, der zu Beginn dieser Wahlperiode
    gegen das Wachstumsbeschleunigungsgesetz gestimmt
    hat? Es war doch die Opposition, die dagegen war,


    (Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Zu Recht!)


    die sich bei der Abstimmung hier in diesem Haus gegen
    Wachstum gewandt hat. Deshalb: Kommen Sie uns doch

    jetzt nicht mit Ratschlägen und sagen, wir müssten
    Wachstum mit Konsolidierung verbinden. Wir tun das
    seit Beginn dieser Wahlperiode, und wir empfehlen das
    all unseren Freunden in Europa: Euro-Plus-Pakt und se-
    riöse Haushaltspolitik.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Im Gegensatz zu Ihnen konsolidieren wir den Haus-
    halt. Schauen Sie sich die Ausgabenkurve des Bundes-
    haushalts unter Hans Eichel an. Hans Eichel hat ver-
    sucht, zu konsolidieren, indem er versucht hat, seine
    Einnahmen zu steigern.


    (Joachim Poß [SPD]: Stimmt ja gar nicht! Er hat die Ausgabenseite gekürzt!)


    Der Kollege Steinbrück hat versucht, zu konsolidieren,
    indem er die Einnahmen gesteigert hat. Es wird niemals
    funktionieren, den Haushalt über Einnahmesteigerun-
    gen nachhaltig zu konsolidieren. Sie werden den Haus-
    halt nur über die Ausgabenseite nachhaltig konsolidie-
    ren.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Deshalb haben Sie auch die Mehrwertsteuer erhöht!)


    Wenn Sie den Haushaltsentwurf und die Finanzpla-
    nung anschauen, dann sehen Sie ein nahezu konstantes
    Ausgabenniveau. Über dieses nahezu konstante Ausga-
    benniveau werden wir es schaffen, den Haushalt nach-
    haltig zu konsolidieren. Das muss unser Ziel sein. Die
    Konsolidierung darf nicht nur kurzfristig auf dem Papier
    erscheinen, sondern es muss dauerhaft erreicht werden,
    dass wir keine neuen Schulden aufzunehmen brauchen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Es ist toll, dass wir die Schuldenbremse im Grundge-
    setz haben. Der Bundesfinanzminister hat heute früh da-
    rauf hingewiesen, dass er bereits 2013 die eigentliche
    Fassung der Schuldenbremse – strukturelles Defizit ma-
    ximal 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – errei-
    chen wird. Das heißt, wir erreichen unser Ziel drei Jahre
    vor der vorgegebenen Frist, die wir gemeinsam verabre-
    det haben. Das ist aus meiner Sicht eine tolle Leistung.

    Diese Schuldenbremse gilt nicht nur für den Bundes-
    haushalt, sondern auch für die 16 Landeshaushalte. Ich
    würde mich freuen, wenn wir nicht erst im Jahr 2019 be-
    ginnen, darüber zu diskutieren, wie wir ab 2020 die
    Nullverschuldung realisieren. Ich finde es abenteuerlich,
    was in Ihrem Heimatland, Herr Poß, geschieht. Dort
    wird in konjunkturell guten Zeiten, bei einer hoher Be-
    schäftigungsquote und extrem niedrigen Zinsen die Neu-
    verschuldung noch gesteigert.


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das haben Sie 2012 auch gemacht!)


    Glauben Sie, dass die Steigerung der Nettokreditauf-
    nahme bei hoher Beschäftigungsquote, hohen Wachs-
    tumsraten und niedrigen Zinsen es erlauben wird, im
    Jahr 2020 eine Verschuldung von null zu erreichen?





    Dr. Michael Meister


    (A) (C)



    (D)(B)


    Nein. Dort, wo Sie zu Hause sind, tun Sie das genaue
    Gegenteil von dem, was Sie hier sagen. Halten Sie Ihre
    Reden vor Ihrer eigenen Landesregierung, damit sie
    finanzpolitisch vernünftig wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das ist Legendenbildung! Das hat mit Zahlen nichts zu tun! Das müssen Sie Ihren Parteifreunden sagen, die vorher dran waren!)


    Wir müssen eines sehen: Wir haben natürlich ein
    niedriges Zinsniveau. Das ist etwas, was mir Sorgen
    macht. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich die Zeitung
    aufschlage und lese, dass Herr Schäuble eine Anleihe
    begeben hat, für die er angeblich sogar noch Geld be-
    kommt. Auf der anderen Seite macht mir das Sorgen;
    denn das ist kein Zeichen dafür, dass wir in einer norma-
    len Lage sind,


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: So ist es!)


    sondern das ist ein Zeichen dafür, dass wir eine künstlich
    geschaffene Situation haben, sowohl für den Staat als
    auch für viele private Marktteilnehmer. Ob es um die Al-
    tersvorsorge geht oder um Investitionen, das Zinsniveau
    ist nicht natürlich.

    Wir müssen daran arbeiten, dass wir möglichst
    schnell aus der Euro-Krise herauskommen, damit wir
    wieder auf ein normales Niveau kommen. Sonst zahlen
    wir in einigen Jahren den Preis für die falschen Entwick-
    lungen beim Zinsniveau.

    Ich wünsche mir, dass in den Debatten im Haushalts-
    ausschuss nicht immer nur beschworen wird, den Haus-
    halt zu konsolidieren, obwohl gleichzeitig Anträge ge-
    stellt werden, in den einzelnen Fachbereichen noch mehr
    Geld auszugeben. Ich würde mich vielmehr freuen,
    wenn in den uns bevorstehenden Haushaltsberatungen
    der eine oder andere Vorschlag gemacht würde, wo zu-
    sätzliche Einsparungen vorstellbar sind. In diesem
    Geiste sollten wir miteinander diskutieren. Ich freue
    mich auf die Diskussionsbeiträge.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Eduard Oswald
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Vielen Dank, Kollege Michael Meister. – Nächster

Redner in unserer Aussprache ist für die Fraktion der So-
zialdemokraten Kollege Carsten Schneider. Bitte schön,
Kollege Carsten Schneider.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Carsten Schneider


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Sehr geehrter Herr Meister, wenn Sie denn einmal auf
    die Vorschläge zugegriffen hätten, die wir in den vergan-
    genen Jahren gemacht haben, dann sähe es um Deutsch-
    land und die Finanzen des Bundes bedeutend besser aus.


    (Beifall bei der SPD – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Schlechter!)


    Sie haben gerade auf die Erhöhung der Neuverschul-
    dung im Land NRW hingewiesen. Darf ich Sie einmal an
    Ihrem eigenen Handeln messen? Für das Jahr 2012, also
    das Jahr, in dem wir uns befinden, haben Sie einen
    Nachtragshaushalt verabschiedet: 32 Milliarden Euro
    neue Schulden – das hat Minister Schäuble eben noch
    einmal gesagt – haben Sie hier beschlossen.


    (Otto Fricke [FDP]: Sind Sie gegen den Nachtragshaushalt?)


    Kennen Sie noch die Zahl des Jahres 2011?


    (Otto Fricke [FDP]: Ja!)


    17 Milliarden Euro neue Schulden. Im Jahr 2012:
    32 Milliarden Euro neue Schulden. Das ist eine Erhö-
    hung, oder?


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Ist, nicht Soll!)


    Die Steuereinnahmen sind explodiert, die Zinsausgaben
    sind gesunken, und die Sozialausgaben haben Sie ge-
    kürzt. Ich frage mich, wo Sie konsolidieren wollen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Welche Sozialausgaben?)


    Wenn man sich die Situation sehr ernsthaft anschaut,
    stellt man fest: Wir haben in den letzten beiden Jahren
    extrem profitiert: von der Euro-Krise, bei den Zinsen.
    Aber bei den Zinsen tickt eine Zeitbombe. Wir haben
    außerdem von den Nachholeffekten aus der Konjunktur-
    delle – Herr Minister Schäuble ist vorhin darauf einge-
    gangen – enorm profitiert. Ihre Aufgabe wäre es gewe-
    sen, in der Zeit, in der die Konjunktur geboomt hat, die
    Verschuldung stärker zu senken, damit wir, wenn es ein-
    mal schlechter läuft, Rücklagen haben, um aktiv handeln
    zu können. Diese Zeit haben Sie vergeudet. Nichts da-
    von ist passiert.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Jetzt kommen Vorschläge!)


    Betrachten wir nur einmal die Zinsausgaben: Es gibt
    natürlich eine Friktion innerhalb der Euro-Zone. So wie
    die Spanier zu viel Zinsen zahlen, so zahlen wir zu we-
    nig. Allein die Entlastung durch geringere Zinsausgaben
    gegenüber der Finanzplanung, die Sie 2011 für dieses
    Jahr aufgestellt haben, beträgt 10,7 Milliarden Euro. An-
    gesichts dessen erschließt sich, warum Ihre Ausgaben
    insgesamt in etwa gleich bleiben, auch wenn sie in be-
    stimmten Ressorts steigen.

    Der entscheidende Punkt aber ist, dass Sie das Zins-
    änderungsrisiko – also das Risiko, dass die Zinsen wie-
    der einmal steigen, und das werden sie über kurz oder
    lang –


    (Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Richtig!)


    in Kauf nehmen und es versäumen, uns von den Finanz-
    märkten unabhängiger zu machen.


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Bis 2016 sind 10 Milliarden Euro Zinsen fällig!)






    Carsten Schneider (Erfurt)



    (A) (C)



    (D)(B)


    Im Gegenteil: Über die Bundesschatzbriefe konnte
    der Bürger ohne Banken, ohne Finanzsektor beim Staat
    Geld anlegen, ihm Kredite geben. Diesen direkten Zu-
    gang des Bürgers haben Sie, Herr Minister, durch eine
    Entscheidung, die Sie im Sommer getroffen haben, ab
    Ende dieses Jahres zerstört. Das ist ein weiterer Teil der
    Klientelpolitik, die Sie für den Finanzsektor und gegen
    die Interessen der Bürger in Deutschland betreiben.


    (Beifall bei der SPD – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Quatsch! Die Zinsausgaben steigen bis 2016 von 31 auf 41 Milliarden!)


    – Herr Kollege Barthle, die Zinsausgaben steigen vor al-
    len Dingen, weil Sie immer neue Schulden machen, die
    natürlich auch finanziert werden müssen. Das sollten Sie
    in Ihre Berechnung einbeziehen. Der Vorschlag der SPD,
    das, was wir als Alternative zu dem, was Sie heute hier
    präsentiert haben, einbringen werden, ist ein konsequenter
    Subventionsabbau. Sie haben mit dem sogenannten
    Wachstumsbeschleunigungsgesetz, lieber Kollege Meister,
    doch neue Subventionen eingeführt. Denken Sie an das
    Hotelsteuerprivileg von 1 Milliarde Euro.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE] – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Ich bitte um Vorschläge!)


    Davon wollen Sie zwar jetzt nichts mehr hören, aber es
    ist geltendes Recht in Deutschland. Wir wären sofort da-
    bei, wenn es darum ginge, das zu ändern und diese Sub-
    vention abzubauen.

    Ich gebe Ihnen ein weiteres Beispiel. Auch Sie haben
    vorhin gesagt: Gut ist alles, was Arbeit schafft. – Arbeit
    ist generell gut. Sie gehört zum Leben dazu. Entschei-
    dend ist aber, dass anständige Löhne gezahlt werden.
    Dadurch, dass Sie verhindern, dass wir hier in Deutsch-
    land zumindest einen Mindestlohn haben – wer arbeitet,
    erhält zumindest so viel, dass er davon leben kann –, ent-
    stehen dem Staat Ausgaben von über 8 Milliarden Euro.
    Das ist eine der größten Einzelsubventionen, die wir im
    Bundeshaushalt haben, die Sie nirgendwo ausgewiesen
    haben. Das wollen wir ändern.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE])


    Sie haben keinerlei Vorsorge getroffen. Ich habe am
    Anfang Ihrer Konjunktureinschätzung zur Weltwirt-
    schaft ein bisschen zugehört, Herr Minister Schäuble.
    Dass sich das eintrübt, kann man sehen. Die OECD re-
    duziert ihre Prognose auf 0,8 Prozent. Wir werden das
    sehen. Wir haben das zumindest weltwirtschaftlich nicht
    in der Hand. Aber Sie hätten dafür Vorsorge treffen kön-
    nen, hätten früher und eindeutiger auch für eine gerechte
    Besteuerung in Deutschland sorgen können und müssen.

    Wir haben neben dem Haushalt noch zwei weitere
    Faktoren, die in den nächsten Jahren zu einer Belastung
    werden. Der eine Faktor ist der Investitions- und Til-
    gungsfonds. Den haben wir damals in der Großen Koali-
    tion aufgelegt. Er kostete 20 Milliarden Euro, die über
    Schulden finanziert wurden. Davon haben Sie keinen
    Cent getilgt, obwohl die Konjunktur brummt. Erst 2016

    wollen Sie das erste Mal tilgen. Ich hoffe, dass wir dann
    immer noch Aufschwung haben. Aber wenn ich mir die
    Zyklen so angucke, habe ich ernsthafte Zweifel, dass es
    einen dauerhaften Aufschwung über sechs oder sieben
    Jahre gibt. Auch da machen Sie sich also schuldig, wenn
    es um eine nachhaltige Finanzpolitik geht.

    Der zweite Faktor sind die Risiken, die wir durch die
    Euro-Krise haben. Wir haben sehr direkte Ausgaben
    durch die Abwicklungsanstalten der Banken – Hypo
    Real Estate, aber auch WestLB – und dort insbesondere
    den Schuldenschnitt für Griechenland; knapp 10 Milliar-
    den Euro. Da wird noch einiges hinzukommen. Wie viel
    das insgesamt ist, wissen wir nicht. Sie haben verhindert,
    dass wir die notwendigen Einnahmen erzielen, um diese
    Risiken und die damit verbundenen Ausgaben nicht in
    die Zukunft zu verschieben, sondern heute dafür zu be-
    zahlen. Die Risiken sind heute entstanden und haben den
    Menschen heute geholfen, vor allen Dingen denjenigen,
    die über hohe Vermögen verfügen; denn deren Einkom-
    men wurden gesichert. Das ist die Gerechtigkeitsfrage,
    vor der wir stehen, und auf die werden wir als Sozialde-
    mokraten mit einer klaren Vermögensbesteuerung auch
    eine Antwort geben.


    (Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Aber die geht doch zum Land! Was erzählst du da?)


    Das will ich noch als Letztes sagen – Herr Minister,
    Sie sind lange auf die Schweiz eingegangen –: Keiner
    der Sozialdemokraten hier hat ein negatives Verhältnis
    zur Schweiz; im Gegenteil: ein wunderschönes Land mit
    fleißigen Leuten.


    (Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Kavallerie!)


    Nur, eines ist auch klar, nämlich dass es kein Geschäfts-
    modell geben kann, bei dem Politik, Bankenunterstüt-
    zung und besonderer Geheimnisschutz gezielt dazu füh-
    ren, dass die Steuerbasis in einem Land erodiert, dass
    einem Land gezielt Steuern der Vermögenden abgezogen
    werden und einem anderen Land Erträge entstehen. Das
    ist unsozial. Das ist ungerecht. Deswegen wird es in der
    vorliegenden Form von uns keine Zustimmung geben.


    (Beifall bei der SPD)