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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/190 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 I n h a l t : Nachruf auf den Abgeordneten Jürgen Herrmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachruf auf die Vizepräsidentin a. D. Liselotte Funcke und den Vizepräsidenten a. D. Georg Leber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksache 17/10200) . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksache 17/10201) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushaltsbe- gleitgesetzes 2013 (HBeglG 2013) (Drucksache 17/10588) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg)  (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit Peter Altmaier, Bundesminister  BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 22861 B 22861 D 22862 C 22862 C 22862 C 22862 D 22872 C 22874 B 22876 C 22879 B 22881 B 22883 B 22886 B 22887 D 22889 B 22890 A 22891 C 22893 B 22895 B 22897 B 22898 C 22899 D 22900 D 22902 B 22904 B 22906 A 22907 A 22908 C 22909 C 22910 A 22910 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan, Bundesministerin  BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Agnes Alpers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Daniel Bahr, Bundesminister  BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr, Bundesminister BMG . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erwin Lotter (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide DIE LINKE) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidun- gen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatzta- gesordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22912 B 22914 B 22916 B 22917 A 22918 B 22920 D 22921 B 22922 B 22923 C 22924 D 22926 D 22927 B 22927 D 22928 C 22930 A 22931 C 22932 C 22933 B 22935 D 22937 B 22937 D 22938 D 22939 A 22940 C 22941 D 22943 A 22944 A 22945 B 22946 A 22948 A 22949 B 22950 A 22951 B 22952 B 22953 A 22954 D 22955 A 22955 C 22956 A 22956 B 22956 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22861 (A) (C) (D)(B) 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Beginn: 10.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22955 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide die Linke) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Während sich die Mehrheit der Fraktion Die Linke im Bundestag bei dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidung minderjähriger Jungen“ von CDU/CSU, FDP und SPD enthält, habe ich diesem zugestimmt. Der Antrag fordert die Bundesregierung auf, „im Herbst 2012 unter Berücksichtigung der grundgesetzlich geschützten Rechtsgüter des Kindeswohls, der körperli- chen Unversehrtheit, der Religionsfreiheit und des Rechts der Eltern auf Erziehung einen Gesetzentwurf vorzule- gen, der sicherstellt, dass eine medizinisch fachgerechte Beschneidung von Jungen ohne unnötige Schmerzen grundsätzlich zulässig ist.“ Der Antrag ist notwendig ge- worden, nachdem das Kölner Landgericht ein Urteil ge- troffen hat, dass von den jüdischen und muslimischen Ge- meinschaften zurecht als Angriff auf die Ausübung ihrer Religionsfreiheit gesehen wird. Vielmehr hat das Urteil eine – in Teilen rassistisch ge- führte – Debatte ausgelöst, in der scheinbar liberale Mei- nungsmacher die angeblich herzlosen muslimischen und jüdischen Eltern an den Pranger stellen. Eine medizinisch sachgerecht durchgeführte Be- schneidung bei Jungen gleichzusetzen mit weiblicher Genitalverstümmelung, Klitorisentfernung, – die selbst- verständlich vehement abzulehnen ist – ist in keiner Weise gerechtfertigt. Gleichzeitig so zu tun, als würde nur die Beschneidung einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstel- len und nicht auch beispielsweise kosmetische Operatio- nen bei Minderjährigen, vorsorgliche Blinddarm- oder Mandelentfernungen oder beispielsweise Ohrlochste- chen, ist bigott. Die Beschneidung ist in beiden Religio-  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 11.09.2012 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 11.09.2012 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 11.09.2012 Daub, Helga FDP 11.09.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 11.09.2012 Gohlke, Nicole DIE LINKE 11.09.2012 Höferlin, Manuel FDP 11.09.2012 Hörster, Joachim CDU/CSU 11.09.2012* Hunko, Andrej DIE LINKE 11.09.2012* Kilic, Memet BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Koch, Harald DIE LINKE 11.09.2012 Kolbe (Leipzig),  Daniela SPD 11.09.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Lach, Günter CDU/CSU 11.09.2012 Mast, Katja SPD 11.09.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 11.09.2012 Mücke, Jan FDP 11.09.2012 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 11.09.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 11.09.2012 Simmling, Werner FDP 11.09.2012 Spatz, Joachim FDP 11.09.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Wadephul, Johann CDU/CSU 11.09.2012* Werner, Katrin DIE LINKE 11.09.2012 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 11.09.2012 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 11.09.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 22956 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 (A) (C) (D)(B) nen ein wesentlicher Initiationsritus für die Zugehörigkeit zum Kollektiv der Gläubigen. Ein Verbot der Beschnei- dung liefe auf ein Religionsverbot für Muslime und Juden in Deutschland hinaus. Wer glaubt, Fragen der religiösen oder kulturellen Identität über das Strafrecht zu regeln, befördert die Kri- minalisierung jüdischer und muslimischer Riten. Praktisch bedeutet das für die betroffenen Jungen nicht weniger, sondern mehr Probleme: Operationen im Ausland, Eingriffe durch Kurpfuscher und eine Stigmati- sierung, die das Zusammenleben in einer multikulturel- len Gesellschaft erschwert. Ich begrüße es, dass mit dem Antrag ein klares Signal an Juden und Muslime in Deutschland gesendet wird und klargestellt wird, dass sie und ihre Religionspraxis ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind. Ich spreche mich für eine Regelung im Sinne des Antra- ges aus. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesord- nungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch da- raus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Der Grundrechtekatalog unseres Grundgesetzes ist ein guter roter Faden für das Zusammenleben in unserer heterogenen Gesellschaft. Dort werden die Grundfrei- heiten und Grundrechte und ihre Schranken definiert. Sowohl die Religionsfreiheit (Glaubensfreiheit, Nicht- glauben, Wechsel der Religionen), aber auch körperliche Unversehrtheit sind Grundrechtsgüter. Wenn sie mitei- nander kollidieren, sind sie abzuwägen und es muss ge- gebenenfalls ein guter Kompromiss gefunden werden. Sowohl die heiligen Schriften der Religionen, aber auch die religiösen Riten, Gebräuche und Traditionen beinhal- ten naturgemäß alte Elemente, die im Lichte der Vernunft und den neuen Einsichten der Wissenschaft neu zu verste- hen und zu interpretieren sind. Die Menschheit kann mit Glück und Stolz darauf zu- rückblicken, dass wir keine Menschenopfer mehr brin- gen, die Steinigung von Ehebrechern nicht mehr Teil un- serer Rechtsprechung ist, verwitwete Hindufrauen seit mehr als 100 Jahren nicht mehr mit ihren verstorbenen Ehemännern verbrannt werden und die Beschneidung von Mädchen weitgehend verpönt und strafbar ist. Bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau und der Nichtdiskriminierung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften wurden einige Fortschritte erzielt, aber auch einige Rückschritte verzeichnet. Die Kinder sind kein Eigentum der Eltern, der Reli- gionsgemeinschaften oder des Staates. Sie sind Indivi- duen mit vollen Rechten. Das Kindeswohl zu gewährleis- ten obliegt den Eltern und dem Staat in den gesetzlichen Rahmen. Der säkulare Staat hat auch die Aufgabe, den Druck der Religionsgemeinschaften oder Weltanschauung auf einzelne Individuen abzuwenden oder dies zumindest abzumildern, damit sich das Individuum frei entfalten kann (Art. 2 Grundgesetz). Medizinisch notwendige Ein- griffe in die körperliche Unversehrtheit stehen hierbei außer Diskussion. Zur Disposition steht nur, inwieweit die blutigen Ri- tuale der Religionsgemeinschaften, die einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit – sogar bei Kleinkindern – darstellen, allein der Entscheidung der Religionsgemein- schaften bzw. Eltern zu überlassen ist. Bei der Beschneidung stellt sich diese Frage vorder- gründig. Es besteht sowohl wissenschaftliche wie politische Einigkeit darüber, dass die Zirkumzision einen irreversi- blen und nicht zu bagatellisierenden Eingriff in die Körper von Menschen darstellt. Es ist aber auch soziolo- gischer Fakt, dass sich viele Eltern in der Religions- oder Traditionspflicht sehen, diesen Vorgang bei ihrem Kind vornehmen zu lassen. Um eine selbstbestimmte Erwachsenenentscheidung – im Idealfall zu einem unblutigen Religionsbekennt- nis – zu ermöglichen, kann der Gesetzgeber einen Über- gangskompromiss vorlegen. Solch eine gesetzliche Regelung mit einer großen ge- sellschaftlichen und grundrechtlichen Reichweite darf nicht in einem Schnellverfahren erfolgen. Dafür müssen gründliche Anhörungsverfahren durchgeführt werden. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22957 (A) (C) (D)(B) den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch die daraus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln aber nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Das lehne ich ab und stimme deshalb dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP und SPD zu. 190. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2013Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 16 Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Epl 30 Bildung und Forschung Epl 15 Gesundheit Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Joachim Poß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Herr Minister Schäuble, mit Ihrer Rede haben Sie heute
    eines bewiesen, nämlich wofür Sie stehen: Sie stehen für
    soziale, gesellschaftspolitische Ignoranz.


    (Beifall bei der SPD)


    Sie ignorieren, dass wir es mit einer Gesellschaft, die
    durch wachsende Ungleichheit geprägt ist, zu tun haben.
    Wer das ignoriert, der kann für unsere Bevölkerung nicht
    die richtige Politik machen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sie haben auch bewiesen, dass Sie das falsch analy-
    sieren, indem Sie bei Arbeitslosen und sozial Schwachen
    gekürzt und gespart und Vermögende sowie Spitzenver-
    diener geschont haben. Das war Ihre Politik.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das stimmt doch überhaupt nicht! Die Hartz-IV-Sätze sind doch gestiegen!)


    Ich habe mich manchmal gefragt, warum ein Mensch mit
    Ihrer Intelligenz und auch Frau Merkel meinen, eine sol-
    che Politik vertreten zu können. Sie haben mir heute die
    Erklärung geliefert: Sie leben offenbar in dem Weltbild
    eines badischen Konservativen, der zum Beispiel gegen
    die steuerliche Gleichstellung von gleichgeschlechtli-
    chen Lebenspartnerschaften ist, solange das Verfassungs-
    gericht das nicht festgestellt hat, und der nicht mehr auf
    der Höhe der Zeit ist. Ein moderner Sozialstaat braucht
    aber einen Finanzminister, der auf der Höhe der Zeit ist.


    (Beifall bei der SPD)


    Sie können so, wie Sie denken, den Aufgaben, die heute
    zu leisten sind, schlicht nicht gerecht werden, Herr
    Minister Schäuble. Sie haben sich als überfordert ge-
    zeigt.


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist ja direkt eine Beleidigung! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


    Da, wo Sie nicht überfordert sind, verstecken Sie Ihre
    Absichten hinter einem dichten Vorhang von Worten. Sie
    geben ja manchmal den Finanzphilosophen, aber in der
    Tradition der Aufklärung stehen Sie als Finanzphilosoph
    nicht, Herr Schäuble. Ihre Philosophie ist vielmehr die





    Joachim Poß


    (A) (C)



    (D)(B)


    der taktischen Winkelzüge, mit denen Sie versuchen,
    Ihre politischen Freunde und Gegner bewusst auszu-
    tricksen. Das ist Ihre Methode.


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Zum Haushalt, Herr Kollege!)


    Sie schmücken Ihre Haushalts- und Steuerpolitik – durch-
    aus geschickt – so, dass eine glänzende Außenfassade
    entsteht. Damit wollen Sie die Grundlage für den Wahl-
    kampf im nächsten Jahr legen. Aber die Wirklichkeit
    sieht anders aus. Sie versuchen, eine Kontinuität in der Fi-
    nanzpolitik zu konstruieren, die in dieser miserablen
    schwarz-gelben Regierungskoalition nie Realität war.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE])


    Herr Bundesfinanzminister, auch wenn Sie sich als
    Gestalter sehen: Letztlich sind Sie, Herr Schäuble, ein
    Getriebener und seit drei Jahren ein Erfüllungsgehilfe
    von Frau Merkel. Das ist Ihre Rolle in den letzten drei
    Jahren gewesen. Frau Merkel aber will und wollte nie
    gestalten. Sie wollte auf dem schwankenden Grund ihrer
    Koalition immer nur überleben und ihre Macht verteidi-
    gen. Dem mussten Sie sich unterordnen, auch da, wo Sie
    in der Europapolitik womöglich andere Wege gegangen
    wären.

    In der Haushaltspolitik zeichnen Sie ein Bild, das
    schlicht falsch ist. Ich könnte jetzt lange Zitate der Deut-
    schen Bundesbank – nicht der deutschen Opposition –
    verlesen. Zum Beispiel im August-Monatsbericht der
    Bundesbank wird festgestellt, dass die günstige Haus-
    haltsentwicklung weitgehend auf steuerlichen Mehrein-
    nahmen im Gefolge der robusten Entwicklung der deut-
    schen Wirtschaft


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Die sind nicht vom Himmel gefallen!)


    und auf deutlichen Entlastungen beim Schuldendienst
    beruht. Weiter stellt die Bundesbank fest, dass Sie sich
    vom Konsolidierungsprogramm aus dem Juni 2010 so-
    gar abgekehrt haben.

    Zu Ihrer mittelfristigen Finanzplanung, die Sie hier so
    gelobt und als realistisch dargestellt haben, stellt die
    Bundesbank fest, dass sie nur unter der Annahme anhal-
    tenden gesamtwirtschaftlichen Wachstums, sehr niedri-
    ger Zinsen und ausbleibender Belastungen aus Gewähr-
    leistungen im Rahmen der Schuldenkrise im Euro-Raum
    funktionieren könne. So weit die Analyse der Deutschen
    Bundesbank, auf die Sie, gerade Sie von der schwarz-
    gelben Koalition, doch so stolz sind. Eigentlich müssten
    Sie zu den Zitaten, die ich gebracht habe, jetzt klatschen!


    (Beifall bei der SPD)


    Ihre Planung setzt also voraus, dass es mindestens bis
    2016 keinerlei Krisen und Abschwünge geben wird. Wer
    kann so etwas glauben und annehmen? Es geht Ihnen
    nicht um Wahrhaftigkeit, sondern um etwas anderes: Sie
    betreiben Schönfärberei mit Blick auf den kommenden
    Bundestagswahlkampf.

    Sie haben das Sparpaket nur bei den sozial Schwa-
    chen umgesetzt. Sie haben die soziale Schieflage in un-

    serem Lande verstärkt. Sie haben die Klientelpolitik zum
    Markenzeichen Ihrer Koalition gemacht.


    (Beifall bei der SPD – Zuruf von der FDP: Oje!)


    Eine Ihrer steuerpolitischen Absichten im Koalitions-
    vertrag war die Bereinigung der Mehrwertsteuer. Nichts
    haben Sie an Bereinigung zustande gebracht. Vielmehr
    haben Sie einen Ausnahmetatbestand für die Hoteliers
    hinzugefügt. Sie haben schon zu Beginn in dieser Koali-
    tion reiche Erben und einkommensstarke Hoteliers be-
    günstigt. Daran muss man immer wieder erinnern. Sie
    haben heute mit Ihrer Rede gezeigt, wo Sie gesell-
    schaftspolitisch stehen. Da müssen Sie auch gestellt wer-
    den.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Das von Ihnen so unzulänglich ausgehandelte
    Deutsch-Schweizer Steuerabkommen ist ein Beispiel für
    diese Klientelpolitik. Selbst in der nachverhandelten
    Form bleiben die Steuerhinterzieher geschützt und im
    Dunkel der Anonymität; sie können auch weiterhin in
    Deutschland nichtversteuerte Gelder in die Schweiz
    bringen. Das, Herr Bundesfinanzminister, ist eine Provo-
    kation der ehrlichen Steuerzahler und nichts anderes.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ihnen scheint – dies haben Sie auch in Ihrer Rede ge-
    zeigt – die persönliche Gesichtswahrung wichtiger zu
    sein als die effektive Verfolgung der Steuerhinterzieher
    und ihrer Helfer.


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Jawohl!)


    Als Bundesfinanzminister sollten Sie auf der Seite der
    deutschen Steuerfahnder stehen und nicht gegen sie ar-
    beiten oder sich gegen sie äußern.


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Auch in der Euro-Zone sind Sie nicht frei von takti-
    schen, juristisch verbrämten Winkelzügen. Trotz Ihrer
    unbestrittenen europäischen Gesinnung, die ich durchaus
    anerkenne, folgen Sie dabei der Bundeskanzlerin – die
    gerade in die Reihen des Plenums entschwindet –, der
    Meisterin der verschlungenen Wege.


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: So können Sie sie nie einholen!)


    Sie weisen, wie auch Frau Merkel, strikt und entrüstet
    die Vergemeinschaftung von Schulden und eine Trans-
    fer- und Haftungsunion als großen Irrweg zurück. Das
    ist das, was Sie reden. Was Sie und Frau Merkel aber tat-
    sächlich tun, ist etwas anderes: Sie schieben die Verant-
    wortung zur Stabilisierung des Euro auf die Europäische
    Zentralbank, weil Sie für die notwendigen Maßnahmen
    keine Mehrheit in Ihrer schwarz-gelben Koalition in die-
    sem Parlament haben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)






    Joachim Poß


    (A) (C)



    (D)(B)


    Sie lassen bewusst eine heimliche Vergemeinschaftung
    von Schulden in der Euro-Zone durch die EZB ohne jeg-
    liche demokratische Legitimierung zu.


    (Zuruf von der SPD: So ist es!)


    Hier rächt sich, Herr Schäuble, dass Sie – bei all Ihren
    sonstigen europapolitischen Verdiensten – und Frau
    Merkel in der eigenen Koalition und gegenüber der Öf-
    fentlichkeit nicht für Orientierung gesorgt haben und im-
    mer feige weggetaucht sind. Sie suchen immer den Aus-
    weg für Feiglinge,


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist eine Beleidigung! – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das wird ja immer schlimmer!)


    anstatt sich zu stellen und in der Öffentlichkeit die not-
    wendige Debatte über die Konsequenzen zu führen, die
    wir zur Stabilisierung des Euro benötigen. Das ist ein
    historisches Versagen.


    (Beifall bei der SPD – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Herr Präsident, das ist eine Beleidigung!)


    Erhard Eppler schreibt Frau Merkel zu Recht ins
    Stammbuch, dass Deutschland nicht immer nur bremsen,
    sondern führen soll. Solidarität in Europa wird die Deut-
    schen am Ende weniger kosten als immer wieder neu
    von Deutschland erzwungene Zugeständnisse. Eppler
    sagt zu Recht: Wer ständig bremst, verliert.

    Die schwarz-gelbe Koalition mit Frau Merkel nimmt
    die fortbestehende Unsicherheit in Europa und in der
    Euro-Zone und die daraus folgenden Mehrkosten aus
    parteipolitischen Gründen in Kauf. Warum? Um innen-
    politische Feindbilder zu pflegen. Das ist schamlos, das
    ist verantwortungslos.

    Entgegen all Ihrer Semantik stelle ich fest: Sie haben
    in Ihrer Funktion als Bundesfinanzminister versagt, Herr
    Schäuble.


    (Beifall bei der SPD)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort erhält nun der Kollege Norbert Barthle für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Norbert Barthle


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr verehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

    Damen und Herren! Lieber Herr Kollege Poß, ich will
    nicht lange auf Ihre Rede eingehen. Lassen Sie mich aber
    feststellen: Eine Opposition, die hier mit so viel Schaum
    vor dem Mund auftritt und versucht, die gute Entwick-
    lung mit derart unsachlichen Vorwürfen schlechtzureden,
    diskreditiert sich selbst.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Lassen Sie mich ein Beispiel nennen. Sie sagen, es sei
    keinerlei Vorsorge für die Entwicklung der kommenden
    Jahre getroffen worden. Schauen Sie sich doch einmal
    die Finanzplanung bis 2016 an. Sie werden feststellen,

    dass wir entgegen Ihrer Aussage bis dorthin 10 Milliar-
    den Euro mehr Zinsausgaben vorgesehen haben.

    Dass Sie sich selbst diskreditieren, trifft eigentlich auf
    all das zu, was Sie vorgetragen haben. Im Übrigen weise
    ich die persönlichen Beleidigungen, die Sie hier gegen-
    über dem Finanzminister und der Bundeskanzlerin aus-
    gesprochen haben, mit Abscheu und Empörung zurück.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Lassen Sie mich, bevor ich auf den Haushaltsentwurf
    eingehe, in zwei, drei Sätzen aus parlamentarischer Sicht
    auf das aktuelle Thema EZB-Anleiheaufkäufe eingehen.
    Wir tun gut daran, festzuhalten, dass die Geldpolitik
    nicht die Versäumnisse der Finanz- und Wirtschaftspoli-
    tik ersetzen kann und darf. Denn erst die notwendigen
    strukturellen Reformen schaffen die Basis für ein dauer-
    haft niedriges Zinsniveau; daran besteht kein Zweifel.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Als kurzfristiges Krisenreaktionsinstrument können
    Anleihekäufe in Ausnahmesituationen durchaus sinnvoll
    sein, wenn die Funktionsfähigkeit der Finanzmärkte ge-
    fährdet ist. Insofern sehe ich die EZB-Entscheidung als
    durchaus hilfreich zur Bekämpfung der Krise an, vor al-
    lem vor dem Hintergrund, dass durch die Verknüpfung
    mit einem vollen bzw. einem vorsorglichen EFSF- oder
    ESM-Programm die volle Konditionalität gewährleistet
    ist. Das unterscheidet dieses Programm von dem ersten
    Programm, das stattgefunden hat, fundamental. Ich be-
    tone: Wir vertrauen darauf, dass die EZB strikt im Rah-
    men ihres Mandats handelt und dass sich jedes Direkto-
    riumsmitglied der EZB dieser Verantwortung bewusst
    ist.


    (Beifall der Abg. Stefanie Vogelsang [CDU/ CSU])


    Ansonsten will ich zu dem Thema Euro-Stabilisie-
    rung nichts hinzufügen. Dazu hat Bundesfinanzminister
    Dr. Wolfgang Schäuble nicht nur das Notwendige, son-
    dern vor allem auch das Richtige gesagt. Dem schließe
    ich mich voll an.

    Ich will mich für den Haushaltsentwurf 2013 der Re-
    gierung, den der Finanzminister eben eingebracht hat, be-
    danken. Er zeigt, dass sich das Top-down-Verfahren, das
    wir anwenden, bewährt. Dieser Regierungsentwurf ist ein
    guter Erfolg, ein Ausweis unserer erfolgreichen Politik
    und eine gute Grundlage für die anstehenden Beratungen.
    Denn er zeigt: Wir halten konsequent an der vereinbarten
    Linie der wachstumsorientierten Konsolidierung fest.
    Das ist und bleibt Generalaussage bei allen Haushaltsbe-
    ratungen. Das zeigt sich auch in der mittelfristigen Fi-
    nanzplanung, in der vorgesehen ist, dass sich die Neuver-
    schuldung in den kommenden Jahren stetig verringert: In
    diesem Jahr liegt sie bei 32 Milliarden Euro, im nächsten
    Jahr bei 18 Milliarden, dann bei 13 Milliarden, dann bei
    4 Milliarden und im Jahre 2016 bei 0 Milliarden. Für das
    Jahr 2016 ist sogar der Beginn der Schuldentilgung mit
    Zuführung von 1 Milliarde Euro aus dem Bundeshaus-
    halt an den Schuldentilgungsfonds vorgesehen.





    Norbert Barthle


    (A) (C)



    (D)(B)


    Das ist der Beweis für unsere kontinuierliche und er-
    folgreiche Politik. Wenn Sie es nicht sagen, dann sage
    ich es: Wir sind richtig gut!


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Lachen des Abg. Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE])


    Wenn Sie genau hinschauen, dann werden Sie fest-
    stellen, dass wir die Neuverschuldung gegenüber dem
    bisherigen Finanzplan für die Jahre 2013 bis 2015 um
    über 20 Milliarden Euro verringern. Was sagt die Oppo-
    sition dazu? Wir hören immer wieder, es müsse noch
    schneller und noch mehr gemacht werden. Liebe Kolle-
    gen von der Opposition, ich kann nur an Sie appellieren:
    Sorgen Sie dafür, dass Ihre Ministerpräsidenten das
    Steuerabkommen mit der Schweiz nicht weiterhin blo-
    ckieren, sondern dass es endlich zustande kommt; denn
    dann haben wir Steuermehreinnahmen. Die Experten
    sprechen von rund 10 Milliarden Euro, die wir sofort
    einnehmen könnten. Diese würden wir sofort zur Absen-
    kung der Nettokreditaufnahme nutzen. Also, handeln Sie
    dort, wo Sie können, anstatt Luftblasen zu verbreiten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Ein weiterer Punkt, an dem sich unser Erfolg ablesen
    lässt, ist die Tatsache, dass wir die Schuldenbremse kon-
    sequent einhalten und sogar vorzeitig erfüllen werden,
    und zwar nicht, wie vorgeschrieben, erst 2016, sondern
    aller Voraussicht nach bereits im kommenden Jahr. Dies
    hängt natürlich von der konjunkturellen Entwicklung ab,
    die ja die Konjunkturkomponente ausmacht. Aber wir
    liegen bei der maximal möglichen Nettokreditaufnahme
    wesentlich unter dem, was uns die Schuldenbremse vor-
    schreibt. Wir werden bereits im kommenden Haushalt
    einen Puffer in Höhe von 24 Milliarden Euro einhalten.
    In den Folgejahren werden es 20 Milliarden, 15 Milliar-
    den und 11 Milliarden sein. Nach dem Jahr 2016 brau-
    chen wir keinen Puffer mehr; denn dann sind wir bei
    null.

    Ein ganz wichtiger Grund für diese erfolgreiche Ent-
    wicklung ist, dass wir Disziplin wahren, und zwar bei
    den Ausgaben. Ich will nochmals darauf hinweisen: Wir
    hatten im Ist des Haushaltes 2010 Ausgaben von knapp
    304 Milliarden Euro. Wir werden im kommenden Jahr
    Ausgaben von 302 Milliarden Euro haben und im Jahr
    2014 Ausgaben von 303 Milliarden Euro.


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Weil ihr in die Sozialkassen greift!)


    Bei kontinuierlich steigenden Preisen und bei konti-
    nuierlich steigenden Einnahmen das Ausgabenniveau zu
    senken, das ist etwas, das bisher noch keine Vorgänger-
    regierung geschafft hat. Das schaffen wir. Die Koalition
    aus CDU/CSU und FDP schafft es, bei steigenden Ein-
    nahmen weniger auszugeben. Das nennt man bei mir zu
    Hause im Schwabenland „sparen“. Ich weiß nicht, wie
    Sie „sparen“ definieren. Wer bei mehr Einnahmen weni-
    ger ausgibt, der spart. Wir können sparen, und wir tun es.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Genau mit dieser Strategie wird sich die Schere weiter
    schließen, hin zu einem ausgeglichenen Haushalt. Dass
    dies nicht ganz einfach ist, das wissen wir. Gerade in gu-
    ten Zeiten ist Konsolidierung besonders schwer. Erin-
    nern wir uns an die Anfangsjahre der rot-grünen Regie-
    rung. Damals wurde uns vor Augen geführt, wie schwer
    es ist; denn es fand das Gegenteil statt.

    Eine weitere Anmerkung: Mit diesem Haushalt und
    der Strategie der wachstumsfreundlichen Konsolidie-
    rung halten wir auch internationale Verpflichtungen ein.
    Beim G-20-Treffen in Toronto – 2010 war das – haben
    sich die Industrieländer dazu verpflichtet, die Staatsdefi-
    zite bis 2013 zu halbieren und die Staatsverschuldung in
    Relation zum BIP bis 2016 zu senken. Diese Zusage er-
    füllt Deutschland. Auch das ist im internationalen Kon-
    text wichtig. Denn gerade vor dem Hintergrund der sich
    weltweit auswirkenden Staatsschuldenkrise in Europa ist
    es entscheidend, dass wir in diesem Punkt unsere Linie
    halten und mit gutem Beispiel vorangehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich will dies nochmals mit Zahlen unterfüttern: Im
    Jahre 2010 betrug das Staatsdefizit 3,3 Prozent gegen-
    über dem BIP. Im nächsten Jahr, also im Jahre 2013, wer-
    den wir bei 0,5 Prozent, bei einem halben Prozent, sein.
    Das ist eine hervorragende Entwicklung. Nur zur Erinne-
    rung: Unter Rot-Grün wurde in den Jahren 2002 bis 2004,
    drei Jahre hintereinander, dieses 3-Prozent-Ziel nicht ein-
    gehalten, sondern jedes Mal überschritten. Sprich: Wir
    halten nicht nur die internationalen Verpflichtungen ein,
    sondern wir halten auch den europäischen Stabilitäts- und
    Wachstumspakt und die Vorgaben des Fiskalpaktes ein.
    Bereits im vergangenen Jahr waren wir unterhalb des
    3-Prozent-Ziels. Deshalb wurde Deutschland in diesem
    Jahr aus dem sogenannten Defizitverfahren entlassen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir setzen damit unsere seriöse Haushaltspolitik fort.

    Lassen Sie mich nochmals zurückblicken auf das Jahr
    2010. Damals sagte mein Kollege, der haushaltspoliti-
    sche Sprecher der SPD, Carsten Schneider, bei den Bera-
    tungen:

    Wenn man sich den Haushalt 2011 ansieht, dann
    kann man zu einem ganz klaren Urteil kommen:
    Dieser Haushalt wird der Scheidepunkt sein, was
    die wirtschaftliche Entwicklung … in den nächsten
    Jahren angeht.

    Kollege Poß – heute mit Kassandrarufen – hat damals
    gemeint, diese Regierung sei für die wirtschaftliche Ent-
    wicklung unseres Landes eher eine Bedrohung als ein
    Pluspunkt.


    (Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Das stimmt ja auch! Da hat er recht!)


    Wahr ist genau das Gegenteil.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Schauen Sie sich die Zahlen der Jahre 2011 und 2012
    an: Wir hatten ein Wirtschaftswachstum von 3 Prozent,
    die Erwerbslosenquote ging deutlich auf 7,1 Prozent zu-





    Norbert Barthle


    (A) (C)



    (D)(B)


    rück. Mit über 41 Millionen Beschäftigten verzeichnen
    wir Rekordbeschäftigung. Diese Entwicklung setzt sich
    weiter fort. Deshalb sind die Kritikpunkte, die Sie hier
    vorgetragen haben, mühsam an den Haaren herbeigezo-
    gen, aber wenig ernst zu nehmen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Im Haushaltsbegleitgesetz für das Jahr 2013 haben
    wir diese positive Entwicklung entsprechend abgebildet.
    Aufgrund dieser Entwicklung ist es uns möglich, den
    Haushalt um rund 5 Milliarden Euro zu entlasten. In den
    Konsolidierungsmaßnahmen enthalten sind die gerin-
    gere Beteiligung des Bundes an den Kosten der Arbeits-
    förderung, ebenso die einmalige Verminderung des Bun-
    deszuschusses an den Gesundheitsfonds im Jahr 2013
    um 2 Milliarden Euro – das sind die 2 Milliarden Euro,
    die wir wieder zurückholen – sowie die Kürzungen des
    Bundes in der Rentenversicherung um rund 1 Milliarde
    Euro.

    Das ist alles andere als ein sozialer Kahlschlag, so wie
    es die Opposition, vor allem die Linke, immer wieder
    darzustellen versucht. Die soziale Sicherung ist nach wie
    vor ein Schwerpunkt in diesem Haushalt. Rund 145 Mil-
    liarden Euro geben wir für die soziale Sicherung aus; mit
    rund 48 Prozent der Gesamtausgaben ist dieser Bereich
    der größte Ausgabenblock im Bundeshaushalt. Das ist
    ein Beweis dafür, dass wir soziale Verantwortung wirk-
    lich ernst nehmen.

    Der Regierungsentwurf zum Bundeshaushalt für 2013
    setzt die richtigen Schwerpunkte. Der Bundesfinanz-
    minister hat bereits darauf hingewiesen: Die Ausgaben
    für Bildung und Forschung steigen im kommenden Jahr
    um weitere 800 Millionen Euro auf 13,7 Milliarden Euro
    an. Das bedeutet ein Plus von gut 6 Prozent gegenüber
    dem Vorjahr. Auch das hat bisher noch keine Vorgänger-
    regierung geschafft; das ist einmalig in der Geschichte
    der Bundesrepublik Deutschland. Auch darauf sind wir
    stolz.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Der Haushalt des BMI wird ebenfalls um knapp
    330 Millionen Euro ansteigen; das ist ein Plus von 6 Pro-
    zent. Hier bildet sich unser Bestreben ab, mehr für die
    innere Sicherheit zu tun. Das ist ein wichtiges Anliegen
    der Bevölkerung. Hierzu gehört zum Beispiel auch der
    Kampf gegen Rechtsextremismus.

    Die Verkehrsinvestitionen verstetigen wir auf rund
    10 Milliarden Euro. Wir halten das Niveau, auch wenn
    vielleicht noch einzelne Umschichtungen vorgenommen
    werden müssen.

    Die Ausgaben des Bundesministeriums für wirt-
    schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung werden
    ebenfalls erneut erhöht, und zwar auf 6,42 Milliarden
    Euro. Gegenüber dem alten Finanzplan werden damit
    zusätzliche Mittel von rund 670 Millionen Euro bereit-
    gestellt. Damit werden wir internationalen Verpflichtun-
    gen gerecht.

    Das sind die richtigen Schwerpunkte im Haushalts-
    entwurf. Sie bilden eine sehr gute Basis für die anstehen-

    den Haushaltsberatungen, die noch bis zum November
    andauern werden. Im Laufe der Haushaltsberatungen
    werden wir sicherlich noch die eine oder andere Schwer-
    punktsetzung korrigieren oder Veränderungen vorneh-
    men.

    Dabei hoffe ich auf konstruktive Vorschläge seitens
    der Opposition, die wir gerne aufnehmen können, wenn
    sie denn sinnvoll sind.


    (Zuruf von der SPD: Natürlich sind sie das!)


    Ich bin davon überzeugt, dass wir nach dem Ende der
    Beratungen die Erkenntnis gewonnen haben werden,
    dass wir unsere Politik konsequent fortsetzen können. Es
    bleibt zu hoffen, dass die Opposition dort, wo sie Ein-
    fluss hat – nämlich beim Bundesrat –, darauf hinwirkt,
    dass sich auch der Bundesrat zu unserer Gesamtverant-
    wortung, der Konsolidierung unserer Haushalte, bekennt
    und nicht konterkariert.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)