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ID1718501900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/185 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 185. Sitzung Berlin, Freitag, den 15. Juni 2012 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 46: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ach- ten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen  (8. GWB-ÄndG) (Drucksache 17/9852) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Sondergutachten der Monopolkommis- sion gemäß § 44 Absatz 1 Satz 4 des Geset- zes gegen Wettbewerbsbeschränkungen Die 8. GWB-Novelle aus wettbewerbs- rechtlicher Sicht (Drucksache 17/8541) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu dem Antrag der Abgeordneten Elvira Drobinski-Weiß, Gabriele Hiller- Ohm, Dr. Wilhelm Priesmeier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Für faire Lebensmittelpreise und trans- parente Produktionsbedingungen – Ge- gen den Missbrauch von Marktmacht (Drucksachen 17/4874, 17/5824) . . . . . . . d) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu dem Antrag der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Presse- Grosso gesetzlich verankern (Drucksachen 17/8923, 17/9989) . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Kerstin Andreae, Dr. Tobias Lindner, Nicole Maisch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Verbraucherschutz und Nachhaltigkeit im Wettbewerbsrecht verankern (Drucksache 17/9956) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister  BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Barthel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Heider (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22195 A 22195 B 22195 B 22195 C 22195 D 22196 A 22197 A 22199 C 22201 D 22203 A 22204 C 22206 C 22207 C 22209 B 22210 A 22210 D 22212 A 22214 B 22219 A 22219 D Inhaltsverzeichnis Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Juni 2012 22195 (A) (C) (D)(B) 185. Sitzung Berlin, Freitag, den 15. Juni 2012 Beginn: 9.15 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Juni 2012 22219 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion der SPD hat mitgeteilt, dass sie den An- trag Genossenschaftsgründungen erleichtern, Woh- nungsgenossenschaften stärken, bewährtes Prüfsys- tem erhalten auf Drucksache 17/9976 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Aktionsplan Nanotechnologie 2015 – Drucksache 17/4485 –  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 15.06.2012 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 15.06.2012 Behm, Cornelia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.06.2012 Bellmann, Veronika CDU/CSU 15.06.2012 Binding (Heidelberg), Lothar SPD 15.06.2012 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 15.06.2012 Bülow, Marco SPD 15.06.2012 Dyckmans, Mechthild FDP 15.06.2012 Freitag, Dagmar SPD 15.06.2012 Gabriel, Sigmar SPD 15.06.2012 Gohlke, Nicole DIE LINKE 15.06.2012 Goldmann, Hans- Michael FDP 15.06.2012 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.06.2012 Kauder (Villingen- Schwenningen), Siegfried CDU/CSU 15.06.2012 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.06.2012 Kramme, Anette SPD 15.06.2012 Krellmann, Jutta DIE LINKE 15.06.2012 Krichbaum, Gunther CDU/CSU 15.06.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.06.2012 Lemme, Steffen-Claudio SPD 15.06.2012 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 15.06.2012 Menzner, Dorothée DIE LINKE 15.06.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 15.06.2012 Montag, Jerzy BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.06.2012 Ortel, Holger SPD 15.06.2012 Otto (Frankfurt), Hans- Joachim FDP 15.06.2012 Roth (Esslingen), Karin SPD 15.06.2012 Schaaf, Anton SPD 15.06.2012 Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 15.06.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 15.06.2012 Schreiner, Ottmar SPD 15.06.2012 Steinbach, Erika CDU/CSU 15.06.2012 Süßmair, Alexander DIE LINKE 15.06.2012 Wagner, Daniela BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.06.2012 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.06.2012 Zapf, Uta SPD 15.06.2012 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 15.06.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 22220 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Juni 2012 (A) (C) (D)(B) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/9797 Nr. A.6 Ratsdokument 9294/12 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/9475 Nr. A.20 Ratsdokument 8151/12 Drucksache 17/9475 Nr. A.21 Ratsdokument 8173/12 Drucksache 17/9647 Nr. A.16 Ratsdokument 8794/12 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 17/9130 Nr. A.11 EP P7_TA-PROV(2012)0058 Drucksache 17/9130 Nr. A.12 EP P7_TA-PROV(2012)0063 Drucksache 17/9130 Nr. A.13 EP P7_TA-PROV(2012)0065 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/8227 Nr. A.45 Ratsdokument 17188/11 Drucksache 17/8227 Nr. A.46 Ratsdokument 17574/11 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/9647 Nr. A.22 Ratsdokument 8423/12 185. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 46, ZP 5 Wettbewerbspolitik Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Elvira Drobinski-Weiß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

    legen! Sehr verehrte Damen und Herren! Aus Ver-
    brauchersicht enthält dieser Regierungsentwurf, Herr
    Minister, nur Placebos. Wirksame Mittel für den Ver-
    braucher sind im Vorschlag dieser Bundesregierung
    nicht enthalten; Sie täuschen das nur vor.

    So wollen Sie zum Beispiel den Verbraucherverbän-
    den ein Klagerecht einräumen, wie es das für Unterneh-
    mensverbände schon seit der 7. GWB-Novelle gibt. Das
    ist gut; denn damit greifen Sie einen Vorschlag der rot-
    grünen Bundesregierung aus dem Jahr 2005 wieder auf.


    (Beifall der Abg. Mechthild Rawert [SPD])


    Damals hatten Sie das Verbandsklagerecht für Verbrau-
    cherverbände im Vermittlungsverfahren wieder heraus-
    geworfen. Ich hoffe nun, dass das nicht wieder passiert.


    (Beifall der Abg. Mechthild Rawert [SPD])


    Dennoch ist das Klagerecht ein Placebo; denn wir alle
    wissen inzwischen, dass die Klagebefugnis allein nicht
    reicht. Der Vergleich mit dem Klagerecht der Unterneh-
    mensverbände und den ähnlich gestalteten Regelungen
    im Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb zeigt: Das
    Klagerecht allein ist noch kein wirksames Mittel.

    Stattdessen müssen wir erstens Anreize schaffen, so-
    dass die Verbraucherverbände das Klageinstrument auch
    nutzen. Wenn der Vorstand einer Verbraucherzentrale
    auf der Grundlage des Regierungsentwurfs versuchen
    würde, die zulasten der Verbraucher erlangten Vorteile
    bei einem Unternehmen abzuschöpfen, bringt es ihn in
    die Nähe einer Untreuehandlung; denn das Prozessrisiko
    trägt allein seine Verbraucherzentrale. Das kann für die
    Verbraucherzentrale sehr schnell zu Kosten im fünfstelli-
    gen Bereich führen. Gewinnt die Verbraucherzentrale,
    muss sie die abgeschöpften Unrechtsgewinne an die
    Bundeskasse abführen. Warum also sollte sie klagen?

    Der Bundesrat schlägt deshalb vor, ein Sondervermö-
    gen zu bilden, in das die abgeschöpften Vorteile fließen
    sollen. Damit könnten die Arbeit der Verbraucherzentra-
    len und die Prozessrisiken finanziert werden. Wir haben
    bereits vor zwei Jahren gefordert, die abgeschöpften Un-
    rechtsgewinne mit demselben Ziel der Deutschen Stif-
    tung Verbraucherschutz zur Verfügung zu stellen. Klar
    ist: Auf gar keinen Fall dürfen die Unrechtsgewinne
    beim Unternehmen verbleiben; denn Wettbewerbsver-
    stöße dürfen sich nicht lohnen.


    (Beifall bei der SPD und der LINKEN)


    Das Kaffeerösterkartell, das im Jahr 2009 vom Kar-
    tellamt aufgedeckt wurde, hat bei den Verbrauchern nach
    Schätzungen der Verbraucherverbände einen Schaden
    von rund 4,8 Milliarden Euro verursacht. Die verhängten





    Elvira Drobinski-Weiß


    (A) (C)



    (D)(B)


    Kartellbußen betrugen dagegen nur 159,5 Millionen
    Euro. Also haben sich die Preisabsprachen selbst nach
    Abzug der Bußgelder doch für die Kaffeeröster gelohnt.

    Zweitens müssen im parlamentarischen Verfahren die
    Voraussetzungen für eine Vorteilsabschöpfung refor-
    miert werden. Bisher muss den Kartellsündern Vorsatz
    oder Fahrlässigkeit nachgewiesen werden. Das ist eine
    so hohe rechtliche Hürde, dass es weder die Verbände
    noch das Kartellamt bisher gewagt haben; Kollegin
    Andreae hat bereits darauf hingewiesen.

    Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, das Bundes-
    kartellamt macht gute Arbeit. Gerade im Konsumgüter-
    bereich hat es in letzter Zeit eine Reihe von Kartellen
    aufgedeckt. Auf die Ergebnisse beispielsweise der Sek-
    toruntersuchung im Bereich des Lebensmitteleinzelhan-
    dels sind wir schon sehr gespannt. Ich glaube, dass sich
    öffentliche Rechtsdurchsetzung durch das Kartellamt
    und private Rechtsdurchsetzung durch die Verbraucher-
    verbände sinnvoll ergänzen können. Hinweise, die bei
    den Verbraucherzentralen eingehen, sollten vom Kartell-
    amt stärker genutzt werden, und dessen Arbeit kann von
    den Verbraucherverbänden sinnvoll für Klagen auf Un-
    rechtsgewinnabschöpfung genutzt werden.

    Im Dezember 2009 hat die Bundesministerin Aigner,
    die für den Verbraucherschutz zuständig ist, einen guten
    Vorschlag gemacht. Ein Teil der Kartellbußgelder soll
    den Verbraucherverbänden zur Finanzierung ihrer Arbeit
    zufließen. Dieser Ankündigung der Ministerin sind lei-
    der – wie so oft – keine Taten gefolgt. Unsere Anträge
    dazu in den Haushaltsberatungen vergangener Jahre
    wurden von der Koalition regelmäßig abgelehnt, obwohl
    das Kartellamt gerade bei den Konsumgütern besonders
    aktiv war. Der Bundesrat hat unsere Forderung in seiner
    Stellungnahme aufgegriffen und gefordert, dass 20 Pro-
    zent der Bußgelder zur Finanzierung der Verbraucherar-
    beit verwendet werden. Ich fordere die Koalition auf,
    sich diesem Vorschlag anzuschließen. Wenn Sie das tun,
    Herr Nüßlein, können wir Sie dafür loben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wirtschaftspolitik sorgt für fairen Wettbewerb und
    verhindert den Missbrauch von Marktmacht; das ist so-
    gar schon einmal bei der FDP angeklungen. Unter einem
    solchen Missbrauch leiden die Verbraucher, die Produ-
    zenten, die Zulieferer, die Beschäftigten und die Um-
    welt. Gute Wirtschaftspolitik richtet sich gegen unfaire
    Produktionsbedingungen und intransparente Märkte.
    Gerade im Lebensmittelbereich – sogar die FDP hat das
    schon festgestellt – beobachten wir, welche Folgen die
    Nachfragemacht weniger Lebensmittelhandelsketten
    hat. Im Gesetzentwurf vermissen wir dazu Vorschläge.
    So wollen wir eine Ombudsstelle einrichten, die zwi-
    schen Herstellern und Handel schlichten soll. In einer
    Anhörung des Verbraucherausschusses haben sich alle
    Experten für eine solche Ombudsstelle ausgesprochen.
    Ich bin gespannt, sehr verehrter Herr Minister, liebe Kol-
    leginnen und Kollegen von der Koalition, ob Sie unseren
    diesbezüglichen Vorschlag aufgreifen werden.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Jetzt hat das Wort der Kollege Dr. Matthias Heider

von der CDU/CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Matthias Heider


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Meine Damen und Herren! So wie die Debatte heute
    morgen verläuft, scheint es nicht zu schaden, wenn wir
    uns noch einmal das Grundanliegen des GWB vor Au-
    gen führen. Gerade kam die Bemerkung, dass die bayeri-
    sche Sichtweise hier nicht richtig sei. „Wohlstand durch
    Wettbewerb“, schreibt Ludwig Erhard


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das war ein Franke! Guter Mann!)


    in seinem Buch Wohlstand für alle im Jahr 1957, genau
    in dem Jahr, in dem das Gesetz gegen Wettbewerbsbe-
    schränkungen von diesem Hause beschlossen worden
    ist.


    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Ludwig Erhard war ein Bayer!)


    Erhards Bekenntnis zur sozialen Marktwirtschaft auf Ba-
    sis der Wettbewerbswirtschaft gilt auch heute noch.

    Aufgabe der Wettbewerbspolitik ist es, im Interesse
    aller Unternehmen, unabhängig von Größe und Rechts-
    form, einen möglichst uneingeschränkt funktionierenden
    Wettbewerb zu gewährleisten. Davon profitieren auch
    die Verbraucher. Funktionierender Wettbewerb ist eine
    wesentliche Voraussetzung für Wachstum und Beschäfti-
    gung. Wettbewerb fördert Innovation, optimale Ressour-
    cenverteilung und begrenzt wirtschaftliche Macht. Dass
    wir nunmehr im Bundestag bereits über die achte No-
    velle zum GWB beraten, zeigt, dass das Prinzip, das vor
    55 Jahren Geltung erlangt hat, nach wie vor Maßstab un-
    seres wirtschaftlichen Handelns ist und dass auch wett-
    bewerbliche Rahmenbedingungen von Zeit zu Zeit ange-
    passt werden müssen. Das tun wir, indem wir mit dieser
    Novelle Fusionskontrolle, Missbrauchsaufsicht, Buß-
    geldvorschriften und Kartellverfahren auf den neuesten
    Stand der Rechtspraxis bringen und europakonform aus-
    gestalten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Die achte Novelle, Herr Kollege Barthel, bringt zum
    einen deutliche Verbesserungen mit sich und behält zum
    anderen bewährte Instrumente und Vorschriften bei. Ich
    will mich auf einige konzentrieren und durchaus am An-
    fang einen technischen Aspekt nennen, nämlich den
    Übergang vom Marktbeherrschungstest zum sogenann-
    ten SIEC-Test im Fusionskontrollverfahren. Hiernach
    wird künftig maßgeblich sein, ob ein Zusammenschluss
    bereits eine „erhebliche Behinderung wirksamen Wett-
    bewerbs“ darstellt. Das bislang geltende Kriterium der
    Marktbeherrschung wird beibehalten. Dass die Einzel-
    marktbeherrschungsschwelle auf 40 Prozent angehoben
    wird, entspricht mittlerweile der wirtschaftlichen Reali-
    tät. Ich halte eine Anhebung der Schwelle für die kollek-
    tive Marktbeherrschung für diskussionswürdig. Das





    Dr. Matthias Heider


    (A) (C)



    (D)(B)


    sollte in unseren Ausschussberatungen Berücksichtigung
    finden.

    Neben der Ausgestaltung der Untersagungskriterien
    sind auch die Abwägungstatbestände zu berücksichti-
    gen. In diesem Zusammenhang halte ich es für sinnvoll,
    weiterhin an den praxisbewährten Instrumenten der Ab-
    wägungs- und Bagatellklausel sowie der Ministererlaub-
    nis festzuhalten. Frau Kollegin Andreae, Ministererlaub-
    nis ist exekutives Handeln. Ich glaube nicht, dass unser
    Haus eine solche Entscheidung an sich ziehen sollte.


    (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenigstens das ganze Kabinett!)


    Lassen Sie uns einen Blick auf den Antrag der Grü-
    nen zum Thema missbrauchsunabhängiges Entflech-
    tungsinstrument werfen. Sehr geehrte Kolleginnen und
    Kollegen von den Grünen, in Ihrem Antrag zur GWB-
    Novelle fordern Sie die Bundesregierung auf, als Ultima
    Ratio ein Entflechtungsinstrument einzuführen, selbst
    wenn überhaupt kein Missbrauch vorliegt. Sie verweisen
    auf das entsprechende Sondergutachten der Monopol-
    kommission, allerdings nur lückenhaft.

    Dazu einige Bemerkungen. Erstens sieht die Mono-
    polkommission die Implementierung einer sogenannten
    objektiven Entflechtungsregel ausdrücklich nicht als
    vordringliche Maßnahme an. Zweitens macht die Mono-
    polkommission hinreichend deutlich, dass mit einer ob-
    jektiven Entflechtung auch immer die Gefahr verbunden
    ist, dass Unternehmen alleine wegen der Existenz eines
    solchen Instruments Investitionen und Innovationen un-
    terlassen werden, um dem Risiko einer Entflechtung zu
    entgehen.


    (Klaus Barthel [SPD]: Aber Sie haben das Zeug doch in den Koalitionsvertrag geschrieben!)


    Ich frage Sie: Wollen Sie in der jetzigen wirtschaftlichen
    Lage wirklich, dass die Investitions- und Innovationsbe-
    reitschaft deutscher Unternehmen dadurch gehemmt
    wird?


    (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist sehr quer gedacht!)


    Das fördert bzw. schützt den Wettbewerb wohl kaum.
    Drittens verweist die Monopolkommission darauf, dass
    Rationalisierungsvorteile zunichtegemacht und Größen-
    und Verbundvorteile gefährdet werden. Diesen Nachtei-
    len, so die Monopolkommission – man höre! –, könne
    durch Kompensationszahlungen aus öffentlichen Mitteln
    begegnet werden. Auch das scheint mir wenig markt-
    konform zu sein, und unsere Haushalte sind eh schon be-
    lastet genug.

    Meiner Ansicht nach birgt eine nicht austarierte und
    vorschnelle Ausgestaltung eines missbrauchsunabhängi-
    gen Entflechtungsinstruments die Gefahr,


    (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn mit den Kartellverfahren, Herr Heider?)


    dass wir gegen die eingangs genannten ordnungspoliti-
    schen Leitbilder unserer Wirtschaft verstoßen; denn der

    Anknüpfungspunkt ist gerade nicht wettbewerbsschädli-
    ches Fehlverhalten. Mit den in Ihrem Antrag genannten
    Maßnahmen werden auch Fälle erfasst, in denen sich er-
    folgreiches Unternehmenswachstum widerspiegelt. Ich
    begrüße es daher sehr, dass das Instrument der objekti-
    ven Entflechtung zum jetzigen Zeitpunkt nicht in den
    Regelungskatalog des GWB aufgenommen wird. Die
    Abhilfemaßnahmen struktureller Art hingegen sind im
    vorliegenden Gesetzentwurf enthalten.

    Lassen Sie mich noch ein paar Worte zu Unter-Ein-
    standspreis-Verkäufen und dem Verbot der Preis-Kosten-
    Schere sagen. Eines muss klar sein: Die wenigen kartell-
    rechtlichen Mittel, die wir der Preistreiberei mancher
    Oligopolisten entgegenhalten können, dürfen zum Jah-
    resende nicht achtlos auslaufen. Ein alle Autofahrer be-
    lastender Nachahmungswettbewerb ist an den Tankstel-
    len zu beobachten. Ein afrikanisches Sprichwort sagt:
    „Willst du den Preis wissen, musst du über den Markt
    gehen.“ Millionen von Autofahrern fahren täglich über
    diesen Markt und können die Preise sehen. Beim Blick
    in den Rückspiegel sehen sie meist, dass sich die Preise
    schon wieder geändert haben.


    (Klaus Barthel [SPD]: Und was hilft da die Transparenzstelle, bitte? – Gegenruf des Abg. Björn Sänger [FDP]: Dass man Preisabsprachen nachweisen kann!)


    Insofern begrüße ich es sehr, dass die Bundesregierung
    an diesen wichtigen Verbotsmöglichkeiten festhält.

    Dass die vorhandenen Instrumente auch konsequent
    umgesetzt werden, Frau Lötzer, zeigt sich darin, dass das
    Kartellamt vor wenigen Wochen gegen die fünf großen
    Mineralölkonzerne ein Verfahren wegen des Verdachts
    des Preismissbrauchs eingeleitet hat.


    (Klaus Barthel [SPD]: Eben auch ohne Transparenzstelle!)


    Nun wird geprüft, ob der Treibstoff unter Einstandspreis
    verkauft worden ist und ob für die Belieferungen freier
    Tankstellen höhere Preise verlangt worden sind als bei
    den eigenen Kunden. In dem einen oder anderen Antrag
    wird behauptet, dass es an einer effizienten Kartellver-
    folgung fehle. Angesichts dieser Vorgänge ist mir eine
    solche Aussage unverständlich.


    (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum ist dann nichts dabei herausgekommen?)


    Das heißt nicht, dass es in den Missbrauchs- und Un-
    tersagensverfahren keine Verbesserungsmöglichkeiten
    gibt. Im eben genannten Verfahren, Frau Kollegin
    Andreae, war das Kartellamt zunächst gezwungen, den
    betroffenen Unternehmen förmliche Auskunftsersuchen
    zuzustellen, um überhaupt belastbare Daten zu erhalten.

    In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass markt-
    konforme Maßnahmen und Instrumente tatsächlich wei-
    terentwickelt werden müssen, um effektiv vorgehen zu
    können. Dazu zählt auch die Einrichtung der Markttrans-
    parenzstelle beim Bundeskartellamt, die den Handel mit
    Kraftstoffen durchgängig beobachten muss, um schnel-





    Dr. Matthias Heider


    (A) (C)



    (D)(B)


    ler reagieren zu können. Ein entsprechender Regierungs-
    entwurf wird bereits heute im Bundesrat beraten.

    Es ist richtig: Die Preise für Kraftstoffe steigen auf
    lange Sicht an. Das ist ein Ärgernis für uns Verbraucher
    und eine ernste Kostenbelastung für unsere Unterneh-
    men. Die Bundesregierung kann die Preise aber nicht per
    Verordnung einfach ändern. Das wäre Planwirtschaft.
    Das ist nicht unser Modell. Unsere Aufgabe muss es
    sein, strukturelle Voraussetzungen für funktionierenden
    Wettbewerb zu schaffen. Das werden wir mit dieser No-
    velle angehen. Eine Beeinträchtigung des Wettbewerbs
    droht immer. Deshalb ist es Aufgabe des Staates, den
    Ordnungsrahmen für den Wettbewerb von Zeit zu Zeit
    neu zu schaffen.

    Zum Schluss:

    Wenn ein Unternehmen auf Dauer bestehen und
    fortschrittlich bleiben will, gibt es nichts Schlim-
    meres, als keine Wettbewerber zu haben.

    Das sagte Robert Bosch, ein deutscher Unternehmer und
    Erfinder. Ihm ist zuzustimmen, auch dem Entwurf dieser
    Novelle.

    Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)