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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/179 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 179. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 I n h a l t : Zusatztagesordnungspunkt 6: Abgabe einer Regierungserklärung durch den Bundesminister des Auswärtigen: Europas Weg aus der Krise: Wachstum durch Wett- bewerbsfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . Joachim Spatz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Oliver Luksic (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Spatz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 32: a) Antrag der Fraktion der SPD: Soziales Mietrecht erhalten und klimagerecht verbessern (Drucksache 17/9559) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Michael Groß, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Soziale Wohnraumförderung durch Bund und Länder bis 2019 fortführen (Drucksache 17/9425) . . . . . . . . . . . . . . . Ingo Egloff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Jan-Marco Luczak (CDU/CSU) . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Sebastian Körber (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gero Storjohann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefanie Vogelsang (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – zu dem Antrag der Abgeordneten Dorothee Bär, Markus Grübel, Erwin Rüddel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Miriam Gruß, Nicole Bracht- 21327 A 21327 B 21331 B 21333 C 21335 B 21336 D 21337 D 21339 A 21341 A 21342 C 21344 A 21344 D 21345 A 21346 B 21347 C 21349 B 21350 C 21351 D 21351 D 21352 A 21353 D 21356 B 21358 B 21359 D 21361 C 21363 C 21365 C 21365 D 21367 B 21367 C 21368 A 21368 C 21369 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 Bendt, Florian Bernschneider, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Altersbilder positiv fortentwickeln – Potenziale des Alters nutzen – zu dem Antrag der Abgeordneten Petra Crone, Angelika Graf (Rosenheim), Petra Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Potenziale des Alters und des Alterns stärken – Die Teilhabe der älteren Generation durch bürgerschaftliches Engagement und Bildung fördern – zu der Unterrichtung durch die Bundes- regierung: Sechster Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepu- blik Deutschland – Altersbilder in der Gesellschaft und Stellungnahme der Bundesregierung (Drucksachen 17/8345, 17/2145, 17/3815, 17/9504) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Grübel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Bracht-Bendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Dittrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Petra Crone (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) . . . . . . . Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 34: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Diana Golze, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Für eine moderne und zukunftsweisende Familienpolitik (Drucksachen 17/6915, 17/9551) . . . . . . . . . . Ewa Klamt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 35: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Oliver Krischer, Bärbel Höhn, Hans-Josef Fell, weiteren Abgeordneten und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinheitlichung der bergrechtlichen Förderabgabe (Drucksache 17/9390) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Rolf Hempelmann, Doris Barnett, Klaus Barthel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Anpassung des deut- schen Bergrechts (Drucksache 17/9560) . . . . . . . . . . . . . . . Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Todtenhausen (FDP) . . . . . . . . . . . . Sabine Stüber (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21370 D 21371 A 21373 B 21374 B 21375 B 21376 D 21378 A 21379 C 21380 D 21381 C 21382 C 21383 C 21385 A 21385 B 21387 B 21389 A 21389 C 21390 C 21391 D 21391 D 21392 A 21393 A 21394 D 21395 D 21397 B 21398 C 21399 A 21400 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 21327 (A) (C) (D)(B) 179. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 21399 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 11.05.2012 Bär, Dorothee CDU/CSU 11.05.2012 Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Birkwald, Matthias W. DIE LINKE. 11.05.2012 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 11.05.2012 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 11.05.2012 Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 11.05.2012 Burchardt, Ulla SPD 11.05.2012 Buschmann, Marco FDP 11.05.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 11.05.2012 Dyckmans, Mechthild FDP 11.05.2012 Ehrmann, Siegmund SPD 11.05.2012 Ernst, Klaus DIE LINKE 11.05.2012 Freitag, Dagmar SPD 11.05.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 11.05.2012 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 11.05.2012 Grütters, Monika CDU/CSU 11.05.2012 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 11.05.2012 Dr. Happach-Kasan, Christel FDP 11.05.2012 Herlitzius, Bettina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Höger, Inge DIE LINKE 11.05.2012 Jung (Konstanz), Andreas CDU/CSU 11.05.2012 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 11.05.2012 Kamp, Heiner FDP 11.05.2012 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Koczy, Ute BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Dr. h.c. Koppelin, Jürgen FDP 11.05.2012 Kramme, Anette SPD 11.05.2012 Krellmann, Jutta DIE LINKE 11.05.2012 Kressl, Nicolette SPD 11.05.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Lay, Caren DIE LINKE 11.05.2012 Leutert, Michael DIE LINKE 11.05.2012 Lindemann, Lars FDP 11.05.2012 Lindner, Christian FDP 11.05.2012 Lötzer, Ulla DIE LINKE 11.05.2012 Lutze, Thomas DIE LINKE 11.05.2012 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Müller-Sönksen, Burkhardt FDP 11.05.2012 Nink, Manfred SPD 11.05.2012 Remmers, Ingrid DIE LINKE 11.05.2012 Rix, Sönke SPD 11.05.2012 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 11.05.2012 Dr. Ruppert, Stefan FDP 11.05.2012 Schäfer (Köln), Paul DIE LINKE 11.05.2012 Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 11.05.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 21400 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresgutachten 2011/12 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – Drucksache 17/7710 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Nationales Reformprogramm 2012 – Drucksachen 17/9127, 17/9226 Nr. 1.4 – Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch den Bundesrechnungshof Bericht nach § 99 der Bundeshaushaltsordnung über die Auswirkungen der Vergabeerleichterungen des Konjunkturpakets II auf die Beschaffung von Bauleis- tungen und freiberuflichen Leistungen bei den Bauvor- haben des Bundes – Drucksachen 17/8671, 17/9226 Nr. 1 – Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Eu- roparates im Zeitraum vom 1. Januar bis 30. Juni 2010 – Drucksachen 17/5987, 17/6392 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarates im Zeitraum vom 1. Juli bis 31. Dezember 2010 – Drucksachen 17/ 5987, 17/6392 Nr. 1.3 – Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Nationale Forschungsstrategie Bioökonomie 2030 – Drucksachen 17/3787, 17/4292 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Rahmenprogramm der Bundesregierung „Forschung für die zivile Sicherheit (2012 bis 2017)“ – Drucksache 17/8500 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Rechtsausschuss Drucksache 17/8515 Nr. A.20 Ratsdokument 18516/11 Drucksache 17/8967 Nr. A.4 EP P7_TA-PROV(2012)0019 Drucksache 17/8967 Nr. A.5 EP P7_TA-PROV(2012)0021 Finanzausschuss Drucksache 17/9130 Nr. A.4 Ratsdokument 6784/12 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/8426 Nr. A.28 Ratsdokument 17754/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.29 Ratsdokument 17818/11 Drucksache 17/8515 Nr. A.31 Ratsdokument 18554/11 Drucksache 17/8515 Nr. A.33 Ratsdokument 18619/11 Drucksache 17/8515 Nr. A.34 Ratsdokument 18853/11 Drucksache 17/8856 Nr. A.10 Ratsdokument 6104/12 Drucksache 17/8856 Nr. A.11 Ratsdokument 6360/12 Drucksache 17/8967 Nr. A.7 Ratsdokument 6425/12 Drucksache 17/9130 Nr. A.5 Ratsdokument 5494/12 Drucksache 17/9130 Nr. A.6 Ratsdokument 6802/12 Drucksache 17/9252 Nr. A.5 Ratsdokument 6305/12 Drucksache 17/9252 Nr. A.6 Ratsdokument 7247/12 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/9252 Nr. A.7 Ratsdokument 7278/12 Schlecht, Michael DIE LINKE 11.05.2012 Schneider, Ulrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Dr. Schockenhoff, Andreas CDU/CSU 11.05.2012 Dr. Seifert, Ilja DIE LINKE 11.05.2012 Stauche, Carola CDU/CSU 11.05.2012 Strothmann, Lena CDU/CSU 11.05.2012 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 11.05.2012 Weinberg, Harald DIE LINKE 11.05.2012 Wichtel, Peter CDU/CSU 11.05.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 21401 (A) (C) (D)(B) Ausschuss für Gesundheit Drucksache 17/7918 Nr. A.17 Ratsdokument 15983/11 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/8426 Nr. A.49 Ratsdokument 17932/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.50 Ratsdokument 17933/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.51 Ratsdokument 17934/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.52 Ratsdokument 17935/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.53 Ratsdokument 17936/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.54 Ratsdokument 18090/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.55 Ratsdokument 18091/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.56 Ratsdokument 18245/11 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/7713 Nr. A.23 Ratsdokument 15560/11 Drucksache 17/7713 Nr. A.24 Ratsdokument 15561/11 179. Sitzung Inhaltsverzeichnis ZP 6 Regierungserklärung zu Europas Weg aus der Krise TOP 32Soziales Mietrecht und Wohnraumförderung TOP 31Potenziale der älteren Generation TOP 34Familienpolitik TOP 35Bergrecht Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ewa Klamt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

    Herren! Wir diskutieren heute über den Antrag der Lin-
    ken mit dem Titel „Für eine moderne und zukunftswei-
    sende Familienpolitik“.


    (Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Ein guter Titel!)


    Ein schöner Titel, aber bei genauerem Hinschauen stellt
    man fest, dass der Antrag im Wesentlichen eine bunte
    Vielfalt an „Wünsch dir was“-Punkten, schillernden
    Ideen und abstrusen Vorwürfen ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Miriam Gruß [FDP])


    So wirft die Linke der Bundesregierung vor, den Aus-
    bau der Kinderbetreuung nicht ernst zu nehmen.


    (Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Zu Recht!)


    Wir haben bereits gestern in der Aktuellen Stunde da-
    rüber diskutiert. Auch durch Wiederholung wird Ihre
    Behauptung nicht wahrer. Der Bund ist seiner Verant-
    wortung beim Ausbau vollumfänglich gerecht gewor-
    den.


    (Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Obwohl er das gar nicht musste!)


    Beim Krippengipfel 2007 haben sich Bund, Länder
    und Kommunen an einen Tisch gesetzt und gemeinsam
    Ausbaukosten von 12 Milliarden Euro veranschlagt.
    Jede Ebene hat dabei zugesagt, jeweils ein Drittel der
    Kosten zu übernehmen.


    (Caren Marks [SPD]: Das ist teurer geworden!)


    Die zugesagten 4 Milliarden Euro hat der Bund ebenso
    bereitgestellt, wie wir zu den Betriebskostenzuschüssen
    von 770 Millionen Euro jährlich ab 2014 stehen. Egal
    wie oft Sie die Forderung wiederholen, der Bund solle
    weitere Krippenplätze bauen: Zuständig sind hierfür die
    Länder und Kommunen. Für die Finanzausstattung der
    Kommunen sind wiederum die Länder zuständig.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Miriam Gruß [FDP] – Caren Marks [SPD]: Und der Bund!)


    Ergänzt wird die Finanzierung des Ausbaus der Krip-
    penplätze durch das Aktionsprogramm Kindertages-
    pflege. Mit diesem werden der Platzausbau in der Kin-
    dertagespflege und die Weiterbildung von Tageseltern
    mit 29 Millionen Euro unterstützt. Über das Programm
    konnte beispielsweise der Anteil der Tagespflegeperso-
    nen ohne Qualifikationskurs immerhin auf 14 Prozent
    gesenkt werden. Mit der Qualifizierungsinitiative für
    Deutschland haben wir seit 2008 zusätzlich 80 000 Er-
    zieherinnen und Erzieher sowie Tagesmütter und Tages-
    väter weitergebildet.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Die „Offensive Frühe Chancen“ ergänzt unsere Fami-
    lienpolitik im Bereich der Sprachförderung von Kindern.
    Hier werden bis 2014 rund 400 Millionen Euro zur Ver-
    fügung gestellt, um in etwa 4 000 Kitas in Deutschland
    auf Kinder mit besonderem Sprachförderbedarf ein-
    zugehen. Das bedeutet für jede Kita vier Jahre lang
    25 000 Euro für eine Fachkraft. Ich selbst habe mehrere
    Schwerpunktkitas in meinem Wahlkreis. Die Erzieherin-
    nen vor Ort sind voll des Lobes und der Anerkennung
    für diese Leistung des Bundes, die direkt den Kindern
    zugutekommt, die sie brauchen.

    Interessant ist auch der Vorwurf der Linken, dass die
    Bundesregierung an alten Rollenbildern festhalte. Da
    kann ich nur sagen: Im Gegensatz zu Ihnen respektieren
    wir individuelle Lebensentwürfe und Wertevorstellun-





    Ewa Klamt


    (A) (C)



    (D)(B)


    gen von Familien und orientieren uns an den vielen spe-
    zifischen Bedürfnissen.


    (Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Ah ja!)


    Dementsprechend verstehe ich unter einer modernen Fa-
    milienpolitik, dass wir die vielfältigen und auch sehr un-
    terschiedlichen Bedürfnisse von Familien in Deutsch-
    land anerkennen und entsprechend praktikable Lösungen
    für Familien umsetzen. Im Gegensatz zu Ihnen sprechen
    wir nicht nur für einen Teil der Familien; wir setzen uns
    für alle ein.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Für die Familien, die wohlhabend sind! Das ist das Problem!)


    Herr Wunderlich, wenn Sie zugehört hätten, dann
    wüssten Sie, dass wir uns entgegen Ihrem Zuruf, den die
    Zuhörer wahrscheinlich nicht gehört haben, nicht nur für
    die Wohlhabenden einsetzen. Es ist klar: Wenn wir ge-
    rade für Kinder mit Migrationshintergrund 400 Millio-
    nen Euro investieren, damit in Kitas entsprechende
    Fachkräfte eingesetzt werden können, dann ist das eine
    ganz andere Gruppe als eine wohlhabende. Das wissen
    Sie genau.

    Unstrittig ist, dass die Vereinbarkeit von Familie und
    Beruf eine gesellschaftliche Herausforderung ist. Ursula
    von der Leyen


    (Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Die wollen wir wiederhaben!)


    hat 2005 diese vernachlässigte Aufgabe erstmalig zu ih-
    rem Schwerpunktthema gemacht. Dazu gehören der
    Ausbau der Kinderbetreuung und der Rechtsanspruch
    auf einen Kitaplatz ab 2013 als wohl wichtigste Bestand-
    teile der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Hier dürfte sogar die SPD klatschen; denn Sie haben es
    in der Großen Koalition mit beschlossen.


    (Christel Humme [SPD]: Aber seitdem ist ja nichts mehr passiert!)


    – Es kann sein, dass in NRW nichts passiert ist. Auf
    Bundesseite ist alles in die Wege geleitet worden.


    (Christel Humme [SPD]: Herr Laschet war das! Er hat das nicht umgesetzt!)


    Familienfreundlichkeit von Unternehmen gehört
    ebenso dazu. Unsere Gespräche mit Arbeitgebern haben
    unter anderem zu der Initiative „Familienbewusste Ar-
    beitszeiten“ geführt. Die Gewinner des Wettbewerbs
    „Erfolgsfaktor Familie“ sind ein guter Beweis dafür,
    dass auch in der Wirtschaft das Bewusstsein für die
    nötige Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Familie
    und Beruf wächst. Dahinter steht die Erkenntnis, dass
    Unternehmen nur gewinnen können, wenn sie die Be-
    dürfnisse ihrer Mitarbeiter ernst nehmen und Familien-
    verantwortung als wertvolle Bereicherung von Kom-
    petenzen betrachten. Das wird gerade im Zuge des
    Fachkräftemangels in den nächsten Jahren immer wich-

    tiger. Familienfreundlichkeit ist ein entscheidender
    Standortfaktor.

    Was sich Familien wünschen und wo große Schwie-
    rigkeiten auftreten, zeigt sich im Achten Familienbe-
    richt, den Ministerin Kristina Schröder diese Woche im
    Ausschuss vorgestellt hat. Zeit wird dabei als eine der
    wertvollsten Ressourcen von Familien anerkannt. Um
    diese Zeitsouveränität für Familien zu schaffen, sollen
    verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten geprüft wer-
    den, zum Beispiel die Förderung haushaltsnaher Dienst-
    leistungen, die ausgeweitete Übertragbarkeit von Eltern-
    zeitansprüchen oder auch die Großelternzeit. Ebenso
    wichtig war uns, dass Frauen nach einer Babypause in
    den Beruf zurückkehren können. Das vom Familienmi-
    nisterium entwickelte Programm „Perspektive Wieder-
    einstieg“ ist dabei so erfolgreich, dass es sogar in den In-
    strumentenbaukasten der Bundesagentur für Arbeit
    aufgenommen wurde. Vielen Dank, Frau Ministerin!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ihr Vorschlag, sehr geehrte Kollegen der Linken, lau-
    tet hingegen, den Kündigungsschutz für Eltern bis zum
    vollendeten sechsten Lebensjahr des Kindes auszuwei-
    ten. Das ist schlichtweg kontraproduktiv.

    Für uns ist entscheidend, junge Familien finanziell zu
    unterstützen, und das haben wir entsprechend verstetigt
    und ausgeweitet. Das von uns eingeführte Elterngeld
    kann als voller Erfolg verbucht werden. 98 Prozent aller
    Eltern nehmen diese Unterstützung des Staates in An-
    spruch. Damit haben wir für Eltern nach der Geburt ei-
    nes Kindes einen Schonraum geschaffen und konnten
    gleichzeitig – darüber freue ich mich ganz besonders –
    junge Väter motivieren, mehr Verantwortung bei der Er-
    ziehung ihres Kindes zu übernehmen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Es ist interessant, dass bereits jeder vierte Vater seiner
    Partnerin bei der Betreuung des gemeinsamen Kindes
    zur Seite steht. Gleichzeitig werden insbesondere Frauen
    motiviert, nach einer intensiven Kinderzeit wieder An-
    schluss an das Berufsleben zu finden.


    (Caren Marks [SPD]: Das Elterngeld haben wir übrigens in der Großen Koalition durchgesetzt!)


    Auch Ihr Vorschlag zur Ausweitung des Elterngeldes auf
    24 Monate für Alleinerziehende ist hier nicht zielfüh-
    rend, weil dadurch der Wiedereinstieg zusätzlich er-
    schwert wird.

    Zur finanziellen Unterstützung von Familien gehört
    neben dem Elterngeld in den ersten 12 bis 14 Monaten
    auch das Kindergeld. Bereits zu Beginn dieser Legisla-
    turperiode hat diese Koalition daher die Kinderfreibe-
    träge auf 7 008 Euro erhöht und das Kindergeld um
    20 Euro angehoben. Allein dadurch hat eine vierköpfige
    Familie im Jahr 480 Euro mehr zum Leben.

    Da aus unserer Sicht zur Familienpolitik auch eine ei-
    genständige Jugendpolitik gehört, ist Familienministe-
    rin Kristina Schröder hier vorangegangen und hat das
    neue Politikfeld etabliert. Jugendliche in Deutschland





    Ewa Klamt


    (A) (C)



    (D)(B)


    sind in der großen Mehrheit engagierte und verantwor-
    tungsbewusste junge Menschen. Das kann man auch am
    Erfolg des Bundesfreiwilligendienstes ablesen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Das haben die auch kaputtgeredet!)


    10 Prozent aller Jugendlichen eines Jahrgangs beteiligen
    sich deutschlandweit an den Freiwilligendiensten. Nur
    zur Erinnerung: Von der Opposition wurde dieses Kon-
    zept noch im letzten Jahr als Rohrkrepierer bezeichnet.
    Ich kann also festhalten: Man kann alles schlechtreden;
    wir machen es gut.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Immerhin können wir einen Punkt Ihres Antrags voll
    und ganz unterschreiben: Familie ist dort, wo Verant-
    wortung füreinander übernommen wird. – Genau des-
    halb haben wir neben all den anderen bereits genannten
    Punkten mit der Familienpflegezeit erstmals die Mög-
    lichkeit geschaffen, Verantwortung in der Familie und
    Verantwortung im Beruf zu kombinieren.

    Abschließend bleibt festzuhalten, dass der Antrag der
    Linken manch wünschenswerten Aspekt enthält; aber
    – und dieses Aber ist entscheidend – es fehlt wie immer
    eine Gegenfinanzierung Ihrer Vorschläge. Wir als christ-
    lich-liberale Koalition werden auch in Zukunft Politik
    für Familie machen und die nötigen Maßnahmen ergrei-
    fen, Maßnahmen, die die Familien im Zusammenleben
    unterstützen, die den Familien bei der Bewältigung ihres
    Alltags helfen und die die individuellen Lebensentwürfe
    von Familien respektieren und anerkennen.

    Ich danke Ihnen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Katrin Dagmar Göring-Eckardt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Jetzt hat Christel Humme das Wort für die SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Christel Humme


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kollegen! Liebe Kollegin-

    nen! Frau Klamt, man kann sich die Welt auch schönma-
    len. Das haben Sie gerade getan.


    (Ewa Klamt [CDU/CSU]: Nein, ich habe Ihnen nur die Realität geschildert!)


    Ich glaube, noch nie gab es eine Regierung, die über Fa-
    milienpolitik so zerstritten war wie die jetzige Regie-
    rung. Noch nie hat es eine Regierung gegeben, Frau
    Schröder, die nach der Halbzeit in der Familienpolitik
    eine Minusbilanz aufzuweisen hatte. Sie haben wunder-
    schöne Programme aufgelegt und Appelle formuliert,
    aber keine einzige Entscheidung getroffen, die für eine
    moderne, nachhaltige Familienpolitik gestanden hätte.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Ewa Klamt [CDU/CSU]: Die sind längst umgesetzt!)


    Für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten
    ist der Ansatz immer klar gewesen: Moderne, nachhal-
    tige Familienpolitik ist ohne moderne nachhaltige
    Gleichstellungspolitik nicht möglich. Das gilt natürlich
    auch umgekehrt: Eine moderne Gleichstellungspolitik ist
    ohne eine moderne Familienpolitik genauso wenig mög-
    lich. – Erinnern wir uns an die gestrige Debatte zum Be-
    treuungsgeld. Es steht weder für eine moderne Familien-
    politik noch für eine moderne Gleichstellungspolitik,


    (Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Sie verstehen es halt nicht! Dann ist Ihnen auch nicht mehr zu helfen!)


    wenn Sie das Betreuungsgeld einführen wollen. Ich
    hoffe, das Betreuungsgeld kommt nicht, wie von Frau
    Haderthauer und der CSU angekündigt, vor der Som-
    merpause.

    Die CSU-Sozialministerin Haderthauer beklagt, es
    gebe in der CDU keine echten Familienpolitikerinnen
    mehr. Recht hat sie. Recht hat sie jedoch nicht, wenn sie
    mit dieser Aussage den verstaubten ideologischen
    Kampf der 50er-Jahre wiederbeleben will. Das ist ein
    ideologischer Kampf, den wir alle hier im Parlament
    – davon bin ich überzeugt – schon längst überwunden
    glaubten. Recht hat sie vor allen Dingen nicht, wenn sie
    behauptet, das Betreuungsgeld fördere Wahlfreiheit. Das
    ist ein Irrtum, dem offensichtlich viele von Ihnen unter-
    liegen, leider auch die Ministerin.

    Warum? Liebe Frau Klamt, Sie haben gerade gesagt,
    dass Sie alle Familien gleichermaßen wertschätzen.
    Schauen wir uns doch einmal an, was der Bund tatsäch-
    lich für die Familien ausgibt. Er gibt jährlich mehr als
    130 Milliarden Euro aus, 72 Milliarden Euro davon ge-
    hen an Familien mit einem traditionellen Familienbild,
    in denen der Vater der Ernährer ist und die Frau in der
    Regel zu Hause bleibt.


    (Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: So definieren Sie es!)


    25 Milliarden Euro geben Bund, Länder und Kommunen
    für die Betreuungsinfrastruktur aus. Ist das für Sie eine
    gleichwertige Wertschätzung der beiden Lebensformen?
    Ist es für Sie Wahlfreiheit, wenn wir auf der einen Seite
    72 Milliarden Euro und auf der anderen Seite nur
    25 Milliarden Euro ausgeben, obwohl wir alle wissen,
    dass Familien mit Kindern Schlange stehen, um einen
    Betreuungsplatz zu bekommen? Wo ist da die Balance?
    Wo ist da die Wahlfreiheit?

    Frau Ministerin Schröder, Sie haben uns gestern in
    der Debatte vorgeworfen, wir seien nicht sensibel für die
    Bedürfnisse junger Familien,


    (Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Da hat sie recht!)


    schließlich wollten 50 Prozent der Eltern gar keinen
    Krippenplatz. Ich kann die Zahlen nicht nachprüfen; ich
    weiß nicht, wo Sie die herhaben.


    (René Röspel [SPD]: Wie üblich: Quellenloses Zitieren!)






    Christel Humme


    (A) (C)



    (D)(B)


    Aber selbst wenn das stimmen sollte: Was machen Sie
    denn mit den anderen 50 Prozent, die einen Krippenplatz
    haben wollen? In den westlichen Ländern haben wir eine
    20-prozentige Bedarfsdeckung. Es fehlen also immer
    noch 30 Prozent, für die wir die 2 Milliarden Euro, die
    Sie für das Betreuungsgeld vorgesehen haben, unbedingt
    brauchen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Frau Schröder, ich muss leider feststellen: Sie sind
    eine Familienministerin, die ein bisschen sehr weit von
    der Lebenswirklichkeit und den Bedürfnissen junger
    Menschen entfernt ist.


    (Zuruf von der FDP: Sie ist ganz nah dran! Näher dran als Sie!)


    Hinzu kommt die Zerstrittenheit in Bezug auf das Be-
    treuungsgeld. Ich befürchte, dass dies eine vertane
    Chance für die jungen Menschen ist.

    Für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten
    sind drei Aspekte wichtig, wenn wir über unsere Ziele in
    der Familienpolitik sprechen:


    (Zuruf von der FDP: Nicht sprechen, handeln!)


    Wir brauchen Geld, Infrastruktur und Zeit, um uns nah
    an der Lebenswirklichkeit junger Familien zu orientie-
    ren.

    Lassen Sie mich als Beispiel meine Familie anführen.
    Frau Schröder, ich habe Töchter in Ihrem Alter. Sie sind
    27 und 30 Jahre alt. Sie sind also in einem Alter, in dem
    die Entscheidung ansteht, ob man eine Familie gründen
    möchte. Meine Töchter gehören wie Sie zu der Genera-
    tion von Frauen, die eine Ausbildung bzw. ein Studium
    absolviert haben und den erlernten Beruf auch ausüben
    wollen. Wer möchte ihnen das verwehren? Sie möchten
    natürlich ein existenzsicherndes Einkommen, weil sie
    wissen, dass sonst unter Umständen Altersarmut droht.
    Meine Töchter gehören zu den 80 Prozent der jungen
    Frauen, über die Jutta Allmendinger im Zuge einer Stu-
    die aus dem Jahr 2008 einmal gesagt hat: Diese Frauen
    wollen Kinder, Karriere und einen Mann, aber keinen
    Versorger. – Ich möchte hinzufügen: Sie haben ihr Buch
    nicht für Frauen wie meine Töchter geschrieben. Zumin-
    dest stelle ich fest, dass sich meine Töchter von Ihrem
    Buch nicht angesprochen gefühlt haben.

    Es liegt doch auf der Hand: Junge Frauen wie meine
    Töchter brauchen einen guten Betreuungsplatz für ihre
    Kinder, um ihren Beruf weiter ausüben und so ihr Fami-
    lieneinkommen sichern zu können. Was sollen die mit
    dem Betreuungsgeld anfangen? Überhaupt nichts. Hier
    wird deutlich, wie weit Sie sich mit Ihrer Politik von
    dem entfernt haben, was sich die jungen Menschen wün-
    schen. Im Moment bieten Sie auf Bundesebene keine
    einzige Lösung an, wie den jungen Frauen in irgendeiner
    Weise Unterstützung gewährt werden kann.

    Ein Wort zu Ihnen, Frau Klamt. Sie vertun sich: Wir
    haben damals bei den Verhandlungen zum Koalitions-
    vertrag die Einführung des Elterngeldes und der Eltern-
    zeit durchgesetzt,


    (Caren Marks [SPD]: Gegen große Widerstände aus der Union! – Gegenruf des Abg. Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Ach, Quatsch!)


    und darüber sind wir froh; denn mittlerweile beteiligen
    sich 25 Prozent der Väter an der Familienarbeit, was
    aber auch heißt, dass sich 75 Prozent der Väter nicht be-
    teiligen. Wir waren immer für mehr Partnerschaftlichkeit
    in der Elternzeit.

    Frau Schröder, auch Sie wollten es anfangs ermögli-
    chen, die Elternzeit partnerschaftlich aufzuteilen, und
    zwar nicht für 7 Monate, wie es jetzt der Fall ist, sondern
    für 14 Monate. Leider sind Sie vor dem Finanzminister
    eingeknickt. Sie haben sich nicht durchsetzen können.
    Es reicht auch nicht aus, zu appellieren, dass die Mög-
    lichkeit, von Teilzeit auf Vollzeit zu gehen, verbessert
    werden sollte. Wir sind der Meinung, dass wir dafür eine
    gesetzliche Lösung brauchen. Ich denke, Sie sollten sich
    einmal mit der ehemaligen Familienministerin Frau von
    der Leyen zusammensetzen. Sie sollten mit ihr sprechen
    und gemeinsam einen Entwurf eines neuen, besseren
    Teilzeit- und Befristungsgesetzes auf den Tisch legen,
    das Familien hilft. Es muss möglich sein, befristet teil-
    zeitbeschäftigt zu sein mit dem Recht, später wieder
    Vollzeit zu arbeiten. Ich denke, das sind konkrete Lösun-
    gen, und darum geht es doch eigentlich.


    (Beifall bei der SPD)


    Der Arbeitsmarkt tut natürlich sein Übriges. Ich
    denke an meine Töchter. Sie haben einen Arbeitsmarkt
    vor sich, auf dem es Teilzeitfallen, Praktika, befristete
    Arbeitsverträge und Minijobs gibt. Und wir wundern
    uns, dass die Familiengründung immer weiter hinausge-
    schoben wird? Ich denke, auch an dieser Stelle brauchen
    wir gesetzliche Regelungen, auch ein Entgeltgleichheits-
    gesetz, damit Männern und Frauen gleicher Lohn für
    gleiche Arbeit gezahlt wird. Die Rahmenbedingungen
    auf dem Arbeitsmarkt müssen für Familien stimmen.

    Die Linken haben einen Antrag vorgelegt, in dem vie-
    les von dem, was ich gerade genannt habe, aufgegriffen
    wird. Wir stimmen dem Antrag trotzdem nicht zu.
    Manchmal fordert man vielleicht zu viel des Guten. Ich
    möchte nur zwei Beispiele nennen: Sie möchten den
    Kündigungsschutz bis zum sechsten Lebensjahr des Kin-
    des ausweiten – das hört sich super an –, und Sie möch-
    ten, dass die Alleinerziehenden 24 Monate lang Eltern-
    geld beziehen; auch das hört sich super an. Beides ist
    aber eine Falle. Die eine Falle ist, dass Frauen aufgrund
    des Kündigungsschutzes keine Anstellung finden. Die
    andere Falle ist: Wenn man zu lange aus dem Beruf he-
    raus ist, findet man den Anschluss nicht mehr.

    Von daher sagen wir: Gute Bildung und Betreuung,
    gute Arbeit, Zeit für Familien, und zwar für Frauen und
    Männer – das ist die richtige Politik, das ist moderne Fa-
    milienpolitik und gleichzeitig moderne Gleichstellungs-
    politik.

    Danke schön.


    (Beifall bei der SPD)







    (A) (C)



    (D)(B)