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    Plenarprotokoll 17/179 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 179. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 I n h a l t : Zusatztagesordnungspunkt 6: Abgabe einer Regierungserklärung durch den Bundesminister des Auswärtigen: Europas Weg aus der Krise: Wachstum durch Wett- bewerbsfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . Joachim Spatz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Oliver Luksic (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Spatz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 32: a) Antrag der Fraktion der SPD: Soziales Mietrecht erhalten und klimagerecht verbessern (Drucksache 17/9559) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Michael Groß, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Soziale Wohnraumförderung durch Bund und Länder bis 2019 fortführen (Drucksache 17/9425) . . . . . . . . . . . . . . . Ingo Egloff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Jan-Marco Luczak (CDU/CSU) . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Sebastian Körber (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gero Storjohann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefanie Vogelsang (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – zu dem Antrag der Abgeordneten Dorothee Bär, Markus Grübel, Erwin Rüddel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Miriam Gruß, Nicole Bracht- 21327 A 21327 B 21331 B 21333 C 21335 B 21336 D 21337 D 21339 A 21341 A 21342 C 21344 A 21344 D 21345 A 21346 B 21347 C 21349 B 21350 C 21351 D 21351 D 21352 A 21353 D 21356 B 21358 B 21359 D 21361 C 21363 C 21365 C 21365 D 21367 B 21367 C 21368 A 21368 C 21369 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 Bendt, Florian Bernschneider, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Altersbilder positiv fortentwickeln – Potenziale des Alters nutzen – zu dem Antrag der Abgeordneten Petra Crone, Angelika Graf (Rosenheim), Petra Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Potenziale des Alters und des Alterns stärken – Die Teilhabe der älteren Generation durch bürgerschaftliches Engagement und Bildung fördern – zu der Unterrichtung durch die Bundes- regierung: Sechster Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepu- blik Deutschland – Altersbilder in der Gesellschaft und Stellungnahme der Bundesregierung (Drucksachen 17/8345, 17/2145, 17/3815, 17/9504) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Grübel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Bracht-Bendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Dittrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Petra Crone (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) . . . . . . . Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 34: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Diana Golze, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Für eine moderne und zukunftsweisende Familienpolitik (Drucksachen 17/6915, 17/9551) . . . . . . . . . . Ewa Klamt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 35: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Oliver Krischer, Bärbel Höhn, Hans-Josef Fell, weiteren Abgeordneten und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinheitlichung der bergrechtlichen Förderabgabe (Drucksache 17/9390) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Rolf Hempelmann, Doris Barnett, Klaus Barthel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Anpassung des deut- schen Bergrechts (Drucksache 17/9560) . . . . . . . . . . . . . . . Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Todtenhausen (FDP) . . . . . . . . . . . . Sabine Stüber (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21370 D 21371 A 21373 B 21374 B 21375 B 21376 D 21378 A 21379 C 21380 D 21381 C 21382 C 21383 C 21385 A 21385 B 21387 B 21389 A 21389 C 21390 C 21391 D 21391 D 21392 A 21393 A 21394 D 21395 D 21397 B 21398 C 21399 A 21400 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 21327 (A) (C) (D)(B) 179. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 21399 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 11.05.2012 Bär, Dorothee CDU/CSU 11.05.2012 Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Birkwald, Matthias W. DIE LINKE. 11.05.2012 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 11.05.2012 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 11.05.2012 Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 11.05.2012 Burchardt, Ulla SPD 11.05.2012 Buschmann, Marco FDP 11.05.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 11.05.2012 Dyckmans, Mechthild FDP 11.05.2012 Ehrmann, Siegmund SPD 11.05.2012 Ernst, Klaus DIE LINKE 11.05.2012 Freitag, Dagmar SPD 11.05.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 11.05.2012 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 11.05.2012 Grütters, Monika CDU/CSU 11.05.2012 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 11.05.2012 Dr. Happach-Kasan, Christel FDP 11.05.2012 Herlitzius, Bettina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Höger, Inge DIE LINKE 11.05.2012 Jung (Konstanz), Andreas CDU/CSU 11.05.2012 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 11.05.2012 Kamp, Heiner FDP 11.05.2012 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Koczy, Ute BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Dr. h.c. Koppelin, Jürgen FDP 11.05.2012 Kramme, Anette SPD 11.05.2012 Krellmann, Jutta DIE LINKE 11.05.2012 Kressl, Nicolette SPD 11.05.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Lay, Caren DIE LINKE 11.05.2012 Leutert, Michael DIE LINKE 11.05.2012 Lindemann, Lars FDP 11.05.2012 Lindner, Christian FDP 11.05.2012 Lötzer, Ulla DIE LINKE 11.05.2012 Lutze, Thomas DIE LINKE 11.05.2012 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Müller-Sönksen, Burkhardt FDP 11.05.2012 Nink, Manfred SPD 11.05.2012 Remmers, Ingrid DIE LINKE 11.05.2012 Rix, Sönke SPD 11.05.2012 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 11.05.2012 Dr. Ruppert, Stefan FDP 11.05.2012 Schäfer (Köln), Paul DIE LINKE 11.05.2012 Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 11.05.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 21400 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresgutachten 2011/12 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – Drucksache 17/7710 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Nationales Reformprogramm 2012 – Drucksachen 17/9127, 17/9226 Nr. 1.4 – Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch den Bundesrechnungshof Bericht nach § 99 der Bundeshaushaltsordnung über die Auswirkungen der Vergabeerleichterungen des Konjunkturpakets II auf die Beschaffung von Bauleis- tungen und freiberuflichen Leistungen bei den Bauvor- haben des Bundes – Drucksachen 17/8671, 17/9226 Nr. 1 – Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Eu- roparates im Zeitraum vom 1. Januar bis 30. Juni 2010 – Drucksachen 17/5987, 17/6392 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarates im Zeitraum vom 1. Juli bis 31. Dezember 2010 – Drucksachen 17/ 5987, 17/6392 Nr. 1.3 – Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Nationale Forschungsstrategie Bioökonomie 2030 – Drucksachen 17/3787, 17/4292 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Rahmenprogramm der Bundesregierung „Forschung für die zivile Sicherheit (2012 bis 2017)“ – Drucksache 17/8500 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Rechtsausschuss Drucksache 17/8515 Nr. A.20 Ratsdokument 18516/11 Drucksache 17/8967 Nr. A.4 EP P7_TA-PROV(2012)0019 Drucksache 17/8967 Nr. A.5 EP P7_TA-PROV(2012)0021 Finanzausschuss Drucksache 17/9130 Nr. A.4 Ratsdokument 6784/12 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/8426 Nr. A.28 Ratsdokument 17754/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.29 Ratsdokument 17818/11 Drucksache 17/8515 Nr. A.31 Ratsdokument 18554/11 Drucksache 17/8515 Nr. A.33 Ratsdokument 18619/11 Drucksache 17/8515 Nr. A.34 Ratsdokument 18853/11 Drucksache 17/8856 Nr. A.10 Ratsdokument 6104/12 Drucksache 17/8856 Nr. A.11 Ratsdokument 6360/12 Drucksache 17/8967 Nr. A.7 Ratsdokument 6425/12 Drucksache 17/9130 Nr. A.5 Ratsdokument 5494/12 Drucksache 17/9130 Nr. A.6 Ratsdokument 6802/12 Drucksache 17/9252 Nr. A.5 Ratsdokument 6305/12 Drucksache 17/9252 Nr. A.6 Ratsdokument 7247/12 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/9252 Nr. A.7 Ratsdokument 7278/12 Schlecht, Michael DIE LINKE 11.05.2012 Schneider, Ulrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Dr. Schockenhoff, Andreas CDU/CSU 11.05.2012 Dr. Seifert, Ilja DIE LINKE 11.05.2012 Stauche, Carola CDU/CSU 11.05.2012 Strothmann, Lena CDU/CSU 11.05.2012 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 11.05.2012 Weinberg, Harald DIE LINKE 11.05.2012 Wichtel, Peter CDU/CSU 11.05.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 21401 (A) (C) (D)(B) Ausschuss für Gesundheit Drucksache 17/7918 Nr. A.17 Ratsdokument 15983/11 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/8426 Nr. A.49 Ratsdokument 17932/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.50 Ratsdokument 17933/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.51 Ratsdokument 17934/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.52 Ratsdokument 17935/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.53 Ratsdokument 17936/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.54 Ratsdokument 18090/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.55 Ratsdokument 18091/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.56 Ratsdokument 18245/11 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/7713 Nr. A.23 Ratsdokument 15560/11 Drucksache 17/7713 Nr. A.24 Ratsdokument 15561/11 179. Sitzung Inhaltsverzeichnis ZP 6 Regierungserklärung zu Europas Weg aus der Krise TOP 32Soziales Mietrecht und Wohnraumförderung TOP 31Potenziale der älteren Generation TOP 34Familienpolitik TOP 35Bergrecht Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Klaus-Peter Willsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Liebe Kollegen! Ich bin meiner Kollegin
    Stefanie Vogelsang dankbar, dass sie für die Zuschauer
    und Zuhörer an den Fernsehbildschirmen und auf der
    Tribüne schon deutlich gemacht hat, dass wir hier zwei
    Anträge von der SPD vorliegen haben und der Hauptan-
    trag offenbar der ist, der sich mit den Themen Mietrecht
    und Sanierung beschäftigt. Der zweite Antrag handelt





    Klaus-Peter Willsch


    (A) (C)



    (D)(B)


    bloß davon, woher das Geld kommt, mit dem sozialer
    Wohnungsbau gefördert werden soll.

    Nun ist hier, wie bei vielen anderen Punkten auch, zu
    beobachten, dass die SPD zwar im Rahmen der Födera-
    lismusreform mit uns gemeinsam das Ziel verfolgt hat,
    Mischfinanzierungen aufzulösen. Es gibt ja einen guten
    Grund, so etwas abzuschaffen. Es kommt nämlich darauf
    an, dass politische Ergebnisse auch politisch zuordenbar
    sind, dass der Bürger weiß, welche Ebene für was zu-
    ständig ist, und dementsprechend seine Wahlentschei-
    dung rational treffen kann. Deshalb wollten wir eine Re-
    form des Grundgesetzes und haben im Zuge dessen
    Mischfinanzierungstatbestände abgeschafft.

    Jetzt wird das Ganze ernst, auch wenn es eigentlich
    noch nicht so furchtbar ernst ist. Es ist vereinbart, dass
    das seither gemeinsam Finanzierte zukünftig allein den
    Ländern übertragen wird. Sie erhalten die Gesetzge-
    bungskompetenz, aber eben auch die Finanzierungskom-
    petenz. Da man so etwas aber nicht über Nacht machen
    kann, ist auch vereinbart worden, dass bis zum Jahre
    2013 ein fester Betrag, spartengenau für Hochschulbau,
    sozialen Wohnungsbau, ÖPNV usw., an die Länder
    gegeben wird, dieser dann überprüft und, als Zwischen-
    stufe bis zur vollständigen Übertragung der Zuständig-
    keit an die Länder, durch einen Investitionspauschalbe-
    trag abgelöst wird, den die Länder einsetzen können, wie
    sie wollen.

    Genau auf diesem Weg sind wir. Daher gibt es über-
    haupt keinen Grund, hektisch und aufgeregt Anträge zu
    stellen. Es ist nämlich alles klar: Den Ländern wird Jahr
    für Jahr gut eine halbe Milliarde Euro zur Verfügung ge-
    stellt, um diese Aufgabe zu bewältigen, eine Aufgabe,
    die sie einvernehmlich mit übernommen haben. Das
    Ganze ist ja kein einseitiger Prozess seitens des Bundes-
    tages gewesen, sondern es gab ein Einvernehmen zwi-
    schen den Bundesländern und dem Zentralstaat Bundes-
    republik Deutschland.

    Die Gespräche darüber, ob die Höhe des Betrags an-
    gemessen ist, werden gegenwärtig geführt. Es spricht auf
    jeden Fall einiges dafür, den Umfang dieses Betrags ab-
    zuschmelzen; das sage ich zumindest als Haushälter. Die
    Finanzierung durch Dritte ist ja oft ein süßes Gift. So gilt
    es, diese Finanzierung möglichst schonend abzuschmel-
    zen. Dergleichen war schon immer ein kluges Vorgehen
    und daran führt kein Weg vorbei; das haben Sie offenbar
    erkannt. Die Länder haben in Zukunft die Verantwor-
    tung; sie wollen sie aber nicht tragen. Anders kann ich
    mir die Inhalte der Anträge, die Sie hier auf den Tisch le-
    gen, nicht erklären.

    Die Diskussion ist im Gange. Der Bundesfinanz-
    minister spricht mit den Ländern darüber, wie das Geld
    verwendet wird. Wenn man sich die Zahlen anschaut,
    dann erkennt man, dass sehr viel dafürspricht, dass das,
    was heute gewährt wird, vollkommen ausreichend ist.
    Wahrscheinlich ist es im Zweifelsfall sogar etwas zu
    hoch. Früher war es so, dass der Bund soziale Woh-
    nungsprojekte gefördert hat und die Länder ihren Anteil
    kofinanzieren mussten. Das heißt, sie mussten eine be-
    stimmte Quote erfüllen. Leider müssen wir beobachten,
    dass viele Länder das inzwischen nicht mehr tun. Berlin
    hat Wohnungsraumdarlehen und anderes abgelöst. Mit

    dem eingesparten Geld hat es Kasse gemacht. Seine Ver-
    pflichtung, einen Kofinanzierungsanteil zu leisten, hat es
    dagegen stillschweigend einschlafen lassen.

    Das legt den Eindruck nahe, dass die Dringlichkeit,
    diesen Anteil zu erbringen, bei den Ländern – sie sind
    nach übereinstimmender Auffassung der Länder wie des
    Bundes besser geeignet, diese Verantwortung wahrzu-
    nehmen – nicht mehr gesehen wird; sonst würde man
    nicht das Geld, das man früher klaglos als Kofinanzie-
    rungsmittel eingesetzt hat, plötzlich nicht mehr einset-
    zen.

    Legen Sie also den Antrag, den Sie hier gestellt ha-
    ben, am besten zur Seite oder ziehen Sie ihn zurück;
    denn alles, was Sie begehren, ist auf dem Weg.


    (Florian Pronold [SPD]: Wenn das so ist, dass es auf dem Weg ist, dann beschließen wir es halt! Das ist die Logik hier!)


    Die Bundesländer, die näher am Geschehen sind, be-
    kommen nun eine Aufgabe übertragen, die früher in
    einer undurchschaubaren Mischfinanzierung erledigt
    wurde. Das hat etwas mit subsidiärem Staatsaufbau zu
    tun. Mehrere Redner anderer Fraktionen haben schon
    angesprochen, dass es natürlich klug ist, eine Aufgabe
    vor Ort zu lösen und ihre Lösung nicht der zentralen
    Ebene aufzuerlegen.

    Die Gespräche über Angemessenheit und einen
    zweckgemäßen Einsatz der Mittel laufen gegenwärtig
    beim BMF. Wir haben Zeit bis 2013, sie zu Ende zu brin-
    gen. Es besteht also überhaupt kein Grund, hektisch zu
    werden und mit den Hufen zu scharren; vielmehr kann
    die Sache in aller Ruhe im Miteinander zwischen der
    Bundesebene und den Bundesländern abgearbeitet und
    erledigt werden.

    Es geht hier schlicht um Geld. Die, die die Zuständig-
    keit haben, wollen nicht für die Kosten geradestehen; da
    soll wieder einmal der Bund herhalten. Das ist in ande-
    ren Fällen genauso. Unzuständigerweise haben wir, der
    Bund, in den letzten Jahren für die Länder und die Kom-
    munen viel gegeben. Ich erinnere nur an die Betreuung
    von unter Dreijährigen. Wir, der Bund, haben hierfür un-
    zuständigerweise 4 Milliarden Euro zur Verfügung ge-
    stellt,


    (Florian Pronold [SPD]: War das verkehrt?)


    und dennoch hören wir ständig: Es müsste noch mehr
    geben; das ist zu wenig gewesen. Verantwortung vor Ort
    wahrzunehmen, heißt, sich dieser Verantwortung ganz
    zu stellen. Wenn man schon Hilfe bekommt, dann muss
    man sie auch sinnvoll und zweckmäßig einsetzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Florian Pronold [SPD]: Wissen Sie, die Menschen unterscheiden nicht zwischen den Ebenen! Sie wollen die Probleme gelöst kriegen!)


    – Herr Pronold, Sie haben gerade gesagt, die Menschen
    unterschieden nicht zwischen den Ebenen. Wenn es so
    wäre, hätten wir uns Dinge wie die Föderalismusreform
    natürlich sparen können. Wenn Sie damit überfordert
    sind, den Menschen zu erklären, wer wofür zuständig ist,
    biete ich Ihnen gerne meine Hilfe an. Ich bringe es eini-





    Klaus-Peter Willsch


    (A) (C)



    (D)(B)


    germaßen flüssig fertig, die Zusammenhänge darzustel-
    len.

    Ich will aber keine billige Polemik produzieren, son-
    dern auf die Absicht, die uns bei der Föderalismusreform
    gemeinsam geleitet hat, zu sprechen kommen. Gerade
    wegen der Mischtatbestände haben wir gesagt: Um
    Wahlentscheidungen rational treffen zu können, müssen
    die Menschen erkennen können, welche Politikebene für
    welche Politik zuständig ist. Dieser Weg ist nach wie vor
    richtig. Deshalb büxen Sie da bitte nicht aus, sondern ge-
    hen Sie diesen Weg gemeinsam mit uns weiter, und zwar
    in dem Sinne, in dem wir gemeinsam das Grundgesetz
    an diesem Punkt geändert haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Ich bin ja durch die haushaltspolitische Zuständigkeit
    zu dieser Debatte hier gekommen. Ich muss zugeben:
    Ich bin nicht häufig bei wohnungswirtschaftlichen oder
    mietrechtlichen Debatten;


    (Caren Marks [SPD]: Das merkt man!)


    ich bin ja Ökonom und kein Jurist. Ich will nur noch
    zwei Appelle loswerden, und zwar an die gesamte Fach-
    politikerschaft; das hat auch etwas mit örtlicher Kenntnis
    zu tun.

    Erstens. Vergessen Sie bei allen mietrechtlichen Re-
    gelungen nicht, dass die 60 Prozent an Mietraum, die
    privat zur Verfügung gestellt werden, existenziell not-
    wendig sind für unser Land und dass wir einen ordentli-
    chen Ausgleich zwischen Mieter- und Vermieterrechten
    hinbekommen müssen, um die Investitionsbereitschaft
    nicht zu beeinträchtigen.


    (Florian Pronold [SPD]: Da haben Sie recht!)


    Der zweite Appell betrifft die energetische Sanierung.
    Bei mir im Wahlkreis, im Rheingau-Taunus-Kreis, ist es
    anders als bei Ihnen in München. Wenn ich durch Ho-
    henstein oder die Dörfer meiner Heimat gehe, kann ich
    genau sagen, wie die Oma heißt, die dort in der großen
    Hofreite mit 1 000 Quadratmetern wohnt, wie alt sie ist
    und wo die Kinder in neuen Wohnungen leben. An die
    müssen wir auch denken, wenn wir energetische Sanie-
    rungen verpflichtend machen wollen. Es darf nicht sein,
    dass die Oma dann aus ihrem Häuschen vertrieben wird,
    weil sie sich das nicht mehr leisten kann.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Florian Pronold [SPD])


    In dem Sinne ein Appell an die Fachpolitik!

    „Präsident“ blinkt mich hier freundlich an; die Zeit ist
    auf null.

    Zum Schluss also: Wir können für die Anträge nicht
    die Hand reichen. Das ist Unfug, wie ich deutlich ge-
    macht habe.

    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 17/9559 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Die Vorlage auf Drucksache 17/9425 soll ebenfalls an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse über-
wiesen werden. Die Federführung ist jedoch strittig. Die
Fraktionen von CDU/CSU und FDP wünschen Feder-
führung beim Haushaltsausschuss; die SPD-Fraktion
wünscht Federführung beim Ausschuss für Verkehr, Bau
und Stadtentwicklung.

Ich lasse zuerst abstimmen über den Überweisungs-
vorschlag der SPD, also Federführung beim Ausschuss
für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Wer stimmt für
diesen Überweisungsvorschlag? – Wer stimmt dage-
gen? – Enthaltungen? – Der Überweisungsvorschlag ist
mit den Stimmen der beiden Koalitionsfraktionen gegen
die Stimmen der drei Oppositionsfraktionen abgelehnt.

Ich lasse nun abstimmen über den Überweisungsvor-
schlag der Fraktionen von CDU/CSU und FDP: Feder-
führung beim Haushaltsausschuss. Wer stimmt für die-
sen Überweisungsvorschlag? – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Der Überweisungsvorschlag ist mit
dem gleichen Mehrheitsverhältnis wie zuvor angenom-
men.

Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 31 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend (13. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Dorothee
Bär, Markus Grübel, Erwin Rüddel, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
sowie der Abgeordneten Miriam Gruß, Nicole
Bracht-Bendt, Florian Bernschneider, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Altersbilder positiv fortentwickeln – Poten-
ziale des Alters nutzen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Petra Crone,
Angelika Graf (Rosenheim), Petra Ernstberger,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
SPD

Potenziale des Alters und des Alterns stär-
ken – Die Teilhabe der älteren Generation
durch bürgerschaftliches Engagement und
Bildung fördern

– zu der Unterrichtung durch die Bundesregie-
rung

Sechster Bericht zur Lage der älteren Gene-
ration in der Bundesrepublik Deutschland –
Altersbilder in der Gesellschaft
und
Stellungnahme der Bundesregierung

– Drucksachen 17/8345, 17/2145, 17/3815,
17/9504 –





Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse


(A) (C)



(D)(B)


Berichterstattung:
Abgeordnete Markus Grübel
Petra Crone
Nicole Bracht-Bendt
Heidrun Dittrich
Tabea Rößner

Zu dem Bericht zur Lage der älteren Generation liegt
ein Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre dazu kei-
nen Widerspruch. Dann haben wir das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile Kollegen
Markus Grübel für die CDU/CSU das Wort. Bitte schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Markus Grübel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Alt macht nicht das Grau der Haare, alt macht nicht
    die Zahl der Jahre, alt ist, wer den Humor verliert
    und sich für nichts mehr interessiert.


    (Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und wie alt sind Sie?)


    – Das können Sie nachlesen. – Gotthold Ephraim
    Lessing zeichnet hier ein interessantes Bild vom Alter.
    Nicht die Äußerlichkeiten sind entscheidend, nicht das
    Datum in der Geburtsurkunde ist entscheidend, sondern
    die Einstellung, die jemand hat.


    (Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Sage ich ja!)


    Jeder kennt mit Sicherheit einen 25-Jährigen, der ihm äl-
    ter vorkommt als ein 75-Jähriger, der vor Tatendrang nur
    so sprüht.

    Je nachdem, welches Altersbild wir im Kopf haben,
    werden wir uns auch verhalten. Gerade für uns in der
    Politik, aber auch in der Wirtschaft, in den Medien, in
    der Gesellschaft ist es wichtig, richtige Altersbilder zu
    haben, um dann richtig entscheiden zu können.

    Darum war es gut und richtig, dass sich der Sechste
    Altenbericht mit den Altersbildern beschäftigt. Eine der
    zentralen Botschaften des Berichts ist: Altersbilder nei-
    gen zur Einseitigkeit und zur Vereinfachung und geben
    deshalb die Vielfalt des Alters nicht angemessen wieder.
    Weder hat das Älterwerden nur allgemein positive Seiten
    noch nur negative Seiten. Der Sechste Altenbericht zeigt
    ein differenziertes Bild vom Alter. Betont werden die
    Gleichzeitigkeit von Potenzialen, die Verletzlichkeit von
    Entwicklung, die Endlichkeit von Aktivität und die
    Grenzerfahrung. Wenn wir an die Älteren in unseren Fa-
    milien denken, dann haben wir mit Sicherheit auch diese
    verschiedenen Bilder im Kopf.

    Der Sechste Altenbericht nimmt Themen des Vierten
    Altenberichts – Risiken der Hochaltrigkeit unter Berück-
    sichtigung demenzieller Erkrankungen – und des Fünf-
    ten Altenberichts – Potenziale des Alters – auf und setzt
    sie zueinander in Bezug. Der Bericht hatte auch zum

    Ziel, in der seniorenpolitischen Fachöffentlichkeit, aber
    auch darüber hinaus, eine Diskussion und Reflexion
    über Altersbilder anzuregen.

    Wir beantragen in unserem Koalitionsantrag, beste-
    hende Altersgrenzen in allen Lebensbereichen zu über-
    prüfen, insbesondere eine Flexibilisierung des Eintritts
    in den Ruhestand. Altersdiskriminierung ist zu vermei-
    den.

    In unseren Gesetzen haben wir rund 400 Altersgren-
    zen. Sie sind häufig von einem besonderen Schutzgedan-
    ken und von der Annahme der eingeschränkten Leis-
    tungsfähigkeit geprägt, und zwar häufig, ohne dass man
    es widerlegen kann.

    Nach deutschem Recht kann man mit über 70 Jahren
    kein Schöffe mehr sein. Bundespräsident kann man aber
    in diesem Alter werden. Joachim Gauck hat mit 72 Jah-
    ren noch einmal eine große Verantwortung übernom-
    men. Sie, Herr Franz Müntefering, könnten noch einmal
    SPD-Vorsitzender werden; aber Schöffe dürften Sie
    nicht mehr werden. Konrad Adenauer, der uns allen be-
    kannt ist, hat Deutschland Freiheit und Wohlstand ge-
    bracht. Er hat geradezu visionär die Weichen für ein ge-
    eintes Europa gestellt und den Grundstein für die
    deutsche Einheit gelegt; aber Schöffe hätte er nicht mehr
    werden dürfen. Hier wollen wir etwas ändern.

    Bestimmte Versicherungen kann man in Deutschland
    ab dem 65. Lebensjahr gar nicht oder nur unter unattrak-
    tiven Bedingungen abschließen.

    Die Altersgrenzen im Recht und in der Rechtspraxis
    bedürfen einer grundlegenden Revision. Das gilt auch
    für die Sicht des Alters in der Arbeitswelt. „Ich wünsche
    mir, dass jene, die es wollen, länger im Beruf bleiben
    können“, sagte Bundespräsident Gauck beim Deutschen
    Seniorentag. Ich kann dem nur zustimmen. Wer körper-
    lich oder geistig fit ist, soll länger arbeiten können, wenn
    er dies will. Der Staat und die Tarifpartner sollten dies
    nicht erschweren oder gar verhindern. Eine Umfrage von
    Generali zum Thema Lebensarbeitszeit hat ergeben:
    54 Prozent der 65- bis 75-Jährigen hätten ihren Beruf
    gern länger ausgeübt. Das ist eine interessante Erkennt-
    nis, der wir uns nicht verschließen sollten.

    Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben schon
    vielfältige Maßnahmen ergriffen. Ich nenne hier nur ei-
    nige stichwortartig.

    Das Programm „Altersgerecht umbauen“: 62 000
    Wohnungen wurden mit dem Konjunkturprogramm I al-
    tersgerecht saniert. Dieses Programm wird als Eigenpro-
    gramm der KfW in Form eines Darlehens fortgesetzt.

    Wir haben das Programm „Freiwilligendienste aller
    Generationen“. Wir werden uns in Kürze darüber unter-
    halten, wie wir das Format dieses erfolgreichen Dienstes
    fortsetzen können.

    Wir haben das Aktionsprogramm „Mehrgeneratio-
    nenhäuser II“: Hier kommen die Generationen zusam-
    men. Die Älteren können zum Beispiel jüngeren Fami-
    lien helfen. Es gibt aber auch Angebote für demenziell
    Erkrankte.





    Markus Grübel


    (A) (C)



    (D)(B)


    Wir haben den Bundesfreiwilligendienst für alle Al-
    tersstufen geöffnet und für die über 27-Jährigen ein gu-
    tes Format gefunden.

    Viele dieser Punkt werden auch in der neuen Demo-
    grafiestrategie der Bundesregierung aufgegriffen. Kapi-
    tel C trägt die Überschrift: „Selbstbestimmtes Leben im
    Alter“. Ziele sind: Selbstbestimmtes Leben, Aktivitäten
    im Alter fördern und das Leitbild der sorgenden Ge-
    meinschaft etablieren.

    Das Thema sorgende Gemeinschaft oder Caring
    Community wurde auch in der Anhörung der Sachver-
    ständigen wiederholt genannt. Caring Community
    umfasst eine Reihe unterschiedlicher Felder wie die
    Stadtplanung, die kommunale Infrastruktur, den Einzel-
    handel, die medizinische Versorgung, die pflegerische
    Versorgung, bürgerschaftliches Engagement, Wohnfor-
    men, Nachbarschaftshilfe und vieles mehr. Es ist ein Zu-
    kunftsthema der Seniorenpolitik, das sowohl die Rolle
    der Altersbilder als auch der Alterspotenziale themati-
    siert. Wichtig ist mir, die Vielzahl dieser Themen aus ei-
    ner kommunalen Perspektive zu betrachten. Dort beste-
    hen die Probleme, und dort müssen sie auch gelöst
    werden. Ich werbe dafür, dass das Thema der sorgenden
    Gemeinschaft, der Caring Community, Thema des Sieb-
    ten Altenberichts wird und so auf die politische Agenda
    kommt.

    Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin am Ende
    meiner Redezeit, aber wir sind noch lange nicht am Ende
    mit unserer Generationenpolitik. Dieser Herausforde-
    rung stellen wir uns. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit
    den Erkenntnissen des Sechsten Altenberichts, der De-
    mografiestrategie und der Engagementstrategie der Bun-
    desregierung auch hier ein Stück weiterkommen.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)