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ID1717901200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/179 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 179. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 I n h a l t : Zusatztagesordnungspunkt 6: Abgabe einer Regierungserklärung durch den Bundesminister des Auswärtigen: Europas Weg aus der Krise: Wachstum durch Wett- bewerbsfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . Joachim Spatz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Oliver Luksic (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Spatz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 32: a) Antrag der Fraktion der SPD: Soziales Mietrecht erhalten und klimagerecht verbessern (Drucksache 17/9559) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Michael Groß, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Soziale Wohnraumförderung durch Bund und Länder bis 2019 fortführen (Drucksache 17/9425) . . . . . . . . . . . . . . . Ingo Egloff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Jan-Marco Luczak (CDU/CSU) . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Sebastian Körber (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gero Storjohann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefanie Vogelsang (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – zu dem Antrag der Abgeordneten Dorothee Bär, Markus Grübel, Erwin Rüddel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Miriam Gruß, Nicole Bracht- 21327 A 21327 B 21331 B 21333 C 21335 B 21336 D 21337 D 21339 A 21341 A 21342 C 21344 A 21344 D 21345 A 21346 B 21347 C 21349 B 21350 C 21351 D 21351 D 21352 A 21353 D 21356 B 21358 B 21359 D 21361 C 21363 C 21365 C 21365 D 21367 B 21367 C 21368 A 21368 C 21369 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 Bendt, Florian Bernschneider, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Altersbilder positiv fortentwickeln – Potenziale des Alters nutzen – zu dem Antrag der Abgeordneten Petra Crone, Angelika Graf (Rosenheim), Petra Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Potenziale des Alters und des Alterns stärken – Die Teilhabe der älteren Generation durch bürgerschaftliches Engagement und Bildung fördern – zu der Unterrichtung durch die Bundes- regierung: Sechster Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepu- blik Deutschland – Altersbilder in der Gesellschaft und Stellungnahme der Bundesregierung (Drucksachen 17/8345, 17/2145, 17/3815, 17/9504) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Grübel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Bracht-Bendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Dittrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Petra Crone (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) . . . . . . . Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 34: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Diana Golze, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Für eine moderne und zukunftsweisende Familienpolitik (Drucksachen 17/6915, 17/9551) . . . . . . . . . . Ewa Klamt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 35: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Oliver Krischer, Bärbel Höhn, Hans-Josef Fell, weiteren Abgeordneten und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinheitlichung der bergrechtlichen Förderabgabe (Drucksache 17/9390) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Rolf Hempelmann, Doris Barnett, Klaus Barthel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Anpassung des deut- schen Bergrechts (Drucksache 17/9560) . . . . . . . . . . . . . . . Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Todtenhausen (FDP) . . . . . . . . . . . . Sabine Stüber (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21370 D 21371 A 21373 B 21374 B 21375 B 21376 D 21378 A 21379 C 21380 D 21381 C 21382 C 21383 C 21385 A 21385 B 21387 B 21389 A 21389 C 21390 C 21391 D 21391 D 21392 A 21393 A 21394 D 21395 D 21397 B 21398 C 21399 A 21400 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 21327 (A) (C) (D)(B) 179. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 21399 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 11.05.2012 Bär, Dorothee CDU/CSU 11.05.2012 Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Birkwald, Matthias W. DIE LINKE. 11.05.2012 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 11.05.2012 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 11.05.2012 Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 11.05.2012 Burchardt, Ulla SPD 11.05.2012 Buschmann, Marco FDP 11.05.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 11.05.2012 Dyckmans, Mechthild FDP 11.05.2012 Ehrmann, Siegmund SPD 11.05.2012 Ernst, Klaus DIE LINKE 11.05.2012 Freitag, Dagmar SPD 11.05.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 11.05.2012 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 11.05.2012 Grütters, Monika CDU/CSU 11.05.2012 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 11.05.2012 Dr. Happach-Kasan, Christel FDP 11.05.2012 Herlitzius, Bettina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Höger, Inge DIE LINKE 11.05.2012 Jung (Konstanz), Andreas CDU/CSU 11.05.2012 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 11.05.2012 Kamp, Heiner FDP 11.05.2012 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Koczy, Ute BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Dr. h.c. Koppelin, Jürgen FDP 11.05.2012 Kramme, Anette SPD 11.05.2012 Krellmann, Jutta DIE LINKE 11.05.2012 Kressl, Nicolette SPD 11.05.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Lay, Caren DIE LINKE 11.05.2012 Leutert, Michael DIE LINKE 11.05.2012 Lindemann, Lars FDP 11.05.2012 Lindner, Christian FDP 11.05.2012 Lötzer, Ulla DIE LINKE 11.05.2012 Lutze, Thomas DIE LINKE 11.05.2012 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Müller-Sönksen, Burkhardt FDP 11.05.2012 Nink, Manfred SPD 11.05.2012 Remmers, Ingrid DIE LINKE 11.05.2012 Rix, Sönke SPD 11.05.2012 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 11.05.2012 Dr. Ruppert, Stefan FDP 11.05.2012 Schäfer (Köln), Paul DIE LINKE 11.05.2012 Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 11.05.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 21400 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresgutachten 2011/12 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – Drucksache 17/7710 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Nationales Reformprogramm 2012 – Drucksachen 17/9127, 17/9226 Nr. 1.4 – Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch den Bundesrechnungshof Bericht nach § 99 der Bundeshaushaltsordnung über die Auswirkungen der Vergabeerleichterungen des Konjunkturpakets II auf die Beschaffung von Bauleis- tungen und freiberuflichen Leistungen bei den Bauvor- haben des Bundes – Drucksachen 17/8671, 17/9226 Nr. 1 – Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Eu- roparates im Zeitraum vom 1. Januar bis 30. Juni 2010 – Drucksachen 17/5987, 17/6392 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarates im Zeitraum vom 1. Juli bis 31. Dezember 2010 – Drucksachen 17/ 5987, 17/6392 Nr. 1.3 – Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Nationale Forschungsstrategie Bioökonomie 2030 – Drucksachen 17/3787, 17/4292 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Rahmenprogramm der Bundesregierung „Forschung für die zivile Sicherheit (2012 bis 2017)“ – Drucksache 17/8500 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Rechtsausschuss Drucksache 17/8515 Nr. A.20 Ratsdokument 18516/11 Drucksache 17/8967 Nr. A.4 EP P7_TA-PROV(2012)0019 Drucksache 17/8967 Nr. A.5 EP P7_TA-PROV(2012)0021 Finanzausschuss Drucksache 17/9130 Nr. A.4 Ratsdokument 6784/12 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/8426 Nr. A.28 Ratsdokument 17754/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.29 Ratsdokument 17818/11 Drucksache 17/8515 Nr. A.31 Ratsdokument 18554/11 Drucksache 17/8515 Nr. A.33 Ratsdokument 18619/11 Drucksache 17/8515 Nr. A.34 Ratsdokument 18853/11 Drucksache 17/8856 Nr. A.10 Ratsdokument 6104/12 Drucksache 17/8856 Nr. A.11 Ratsdokument 6360/12 Drucksache 17/8967 Nr. A.7 Ratsdokument 6425/12 Drucksache 17/9130 Nr. A.5 Ratsdokument 5494/12 Drucksache 17/9130 Nr. A.6 Ratsdokument 6802/12 Drucksache 17/9252 Nr. A.5 Ratsdokument 6305/12 Drucksache 17/9252 Nr. A.6 Ratsdokument 7247/12 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/9252 Nr. A.7 Ratsdokument 7278/12 Schlecht, Michael DIE LINKE 11.05.2012 Schneider, Ulrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Dr. Schockenhoff, Andreas CDU/CSU 11.05.2012 Dr. Seifert, Ilja DIE LINKE 11.05.2012 Stauche, Carola CDU/CSU 11.05.2012 Strothmann, Lena CDU/CSU 11.05.2012 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 11.05.2012 Weinberg, Harald DIE LINKE 11.05.2012 Wichtel, Peter CDU/CSU 11.05.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 21401 (A) (C) (D)(B) Ausschuss für Gesundheit Drucksache 17/7918 Nr. A.17 Ratsdokument 15983/11 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/8426 Nr. A.49 Ratsdokument 17932/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.50 Ratsdokument 17933/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.51 Ratsdokument 17934/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.52 Ratsdokument 17935/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.53 Ratsdokument 17936/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.54 Ratsdokument 18090/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.55 Ratsdokument 18091/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.56 Ratsdokument 18245/11 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/7713 Nr. A.23 Ratsdokument 15560/11 Drucksache 17/7713 Nr. A.24 Ratsdokument 15561/11 179. Sitzung Inhaltsverzeichnis ZP 6 Regierungserklärung zu Europas Weg aus der Krise TOP 32Soziales Mietrecht und Wohnraumförderung TOP 31Potenziale der älteren Generation TOP 34Familienpolitik TOP 35Bergrecht Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Nächster Redner ist der Kollege Frithjof Schmidt,

    Bündnis 90/Die Grünen.


    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Herr Außenminister, lassen Sie mich mit einer Gemein-
    samkeit anfangen; viel mehr werden es leider nicht. Die
    europäische Einigung ist ein gemeinsames Projekt. Wir
    verteidigen es gemeinsam, wir müssen gemeinsam daran
    weiterbauen, und ich glaube, dass wir da zentrale Ziele
    teilen. Aber was Sie in den letzten zweieinhalb Jahren
    praktisch gemacht haben, verdient wirklich Kritik.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Es gab ein Muster der Krisenreaktion der Bundesregie-
    rung: Ob Hilfe für Griechenland oder Aufbau des ESFS
    und dann des ESM – Sie haben erst gezögert, dann Nein
    gesagt. Dann haben Sie zwar gehandelt, aber immer zu
    spät und immer zu wenig. Das war schlecht für Europa
    und schlecht für Deutschlands Ansehen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)






    Dr. Frithjof Schmidt


    (A) (C)



    (D)(B)


    Zwei Schwächen Ihrer Politik sind zentral. Der erste
    Fehler ist schon sprichwörtlich in Europa geworden.
    Man nennt ihn die „Methode Merkel“. Das ist – oder
    besser: war – die Etablierung eines Direktoriums im
    Europäischen Rat gemeinsam mit Herrn Sarkozy. Ja, die
    deutsch-französische Kooperation ist zentral; aber sie
    darf eine Gründungsidee Europas nicht aushebeln,


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    nämlich die eines zentralen Interessenausgleichs zwi-
    schen den kleinen und den großen Staaten, zwischen den
    nördlichen und den südlichen Staaten und zwischen Ost-
    und Westeuropa. Hier haben Sie die Balance eindeutig
    verloren. Das wird in weiten Teilen Europas als Anma-
    ßung verstanden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Der zweite Kardinalfehler ist Ihr Konzept, nur zu spa-
    ren, ohne auch zu investieren. Das ist Ihre einäugige Sta-
    bilitätspolitik. So verschärfen Sie die Krise, so fördern
    Sie die Rezession in weiten Teilen Europas. Meine Frak-
    tion hat trotzdem den Rettungspaketen für Griechenland
    und den Planungen zum ESM aus europäischer Solidari-
    tät zugestimmt, damit Geld an Krisenländer fließen
    kann, das sie dringend brauchen, weil sonst die Situation
    noch dramatischer geworden wäre.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das ist uns aber wegen der sozialen Schieflage dieser
    Rettungspakete ausdrücklich nicht leichtgefallen. Wir
    haben in den Debatten hier immer deutlich vor den poli-
    tischen Folgen gewarnt. Die Wahl in Griechenland zeigt,
    wohin eine Politik führt, die rücksichtslos die sozialen
    Belange ignoriert, Investitionen zur Stimulierung der
    Konjunktur unmöglich macht und den Menschen so die
    Hoffnung nimmt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Das Scheitern von Präsident Sarkozy in Frankreich
    hingegen gibt Hoffnung. Gegen jeden politischen Stil hat
    die deutsche Kanzlerin für Sarkozy in Frankreich Wahl-
    werbung betrieben. Damit ist seine Abwahl auch eine
    Niederlage für Frau Merkel.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: So kann man sich doch irren!)


    Das ist gut so. Das Direktorium Merkozy wurde halbiert,
    und das ist ein Anfang. Jetzt muss es mit Kurskorrektu-
    ren an der einäugigen Stabilitätspolitik weitergehen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])


    Der Fiskalpakt ist ein Torso und eine befristete Hilfs-
    konstruktion. Er muss – so steht es darin – in maximal
    fünf Jahren in Europarecht überführt werden. Allerdings
    habe ich hier von Ihnen keinerlei Vorschläge gehört, wie

    Sie das machen wollen. Sie unterschlagen immer, dass
    das verbindlich ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])


    Außerdem muss der Fiskalpakt mit einem Investitions-
    programm verbunden werden, um dem Ungleichgewicht
    in der Gemeinschaft zu entgegnen. Darüber will Frank-
    reich verhandeln, und dafür haben wir bis Ende des Jah-
    res Zeit.


    (Joachim Spatz [FDP]: Das überlassen wir denen, was sie wollen!)


    Es gibt kein objektives Junktim zwischen diesem Pakt
    und der Ratifizierung des ESM. Das ist eine innenpoli-
    tisch motivierte Konstruktion von Ihnen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Den ESM können wir sofort ratifizieren; dafür hätten Sie
    unsere Stimmen. Warum tun wir es also nicht? Hören Sie
    endlich mit der falschen Verknüpfung auf, dass beides
    nur zusammen ginge. Das ist falsch.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wir brauchen vor allem ein europäisches Programm
    für die Entwicklung einer nachhaltigen Struktur mit ei-
    nem Schwerpunkt auf erneuerbare Energien, wenn wir
    aus der Krise kommen wollen. Lassen Sie mich zur Be-
    gründung nur eine Zahl nennen: Für circa zwei Drittel
    der Leistungsbilanzdefizite in Spanien und Frankreich
    ist der Ölpreisanstieg verantwortlich. Das sind die Zah-
    len von Eurostat. Deshalb ist es gut, wenn François
    Hollande Vorschläge zur Finanzierung solcher Investi-
    tionen macht wie die Ausweitung der Programme der
    Europäischen Investitionsbank und eine Erhöhung des
    Stammkapitals. Das brauchen wir.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Es ist falsch, wenn Deutschland hier bremst; es ist
    falsch, wenn die FDP da bremst. Sie sollten dabei helfen,
    die Banken und Märkte endlich zur Finanzierung der
    Kosten der Krise heranzuziehen, aber Sie weigern sich.
    Eine Finanztransaktionsteuer ist notwendig, damit
    Europa profitiert. Das haben Sie nicht verstanden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Stattdessen macht der Bundesumweltminister im
    Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen polemische Stim-
    mung gegen den neuen französischen Präsidenten. Herr
    Röttgen schürt antieuropäische Affekte, um Stimmen
    von rechts zu bekommen, und zündelt an der deutsch-
    französischen Freundschaft. Dass Sie das in Ihren Rei-
    hen dulden, ist ein völliges europapolitisches Versagen.
    Da nützen auch alle schönen Worte des Außenministers
    gar nichts.

    Danke für die Aufmerksamkeit.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







    (A) (C)



    (D)(B)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Der Kollege Thomas Silberhorn erhält nun das Wort

für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Thomas Silberhorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Wachstum ist kein Selbstzweck. Ziel der Krisenbewälti-
    gung muss sein, dass die Staaten der Euro-Zone ihre
    Kreditwürdigkeit wiedergewinnen und damit auch ihre
    politische Handlungsfähigkeit wiederherstellen. Das ist
    die Zielsetzung unserer Strategie zur Krisenbewältigung,
    und dazu kann man in der Tat Wachstum gebrauchen.
    Aber vor allem müssen diese Staaten wettbewerbsfähig
    werden. Um das zu erreichen, führt an einer Konsolidie-
    rung der öffentlichen Finanzen und auch an Struktur-
    reformen in Wirtschaft und Verwaltung kein Weg vorbei.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Mehr einnehmen als ausgeben wäre der richtige Weg;
    aber mehr ausgeben als einnehmen, das funktioniert nir-
    gendwo auf der Welt, auch nicht außerhalb der Euro-
    Zone.


    (Andrej Hunko [DIE LINKE]: Deshalb müssen die Einnahmen erhöht werden! – Zuruf von der FDP: Bei den Kommunisten! Bei Erich!)


    Wir sehen in Griechenland, dass der Konsum der Ge-
    sellschaft größer ist als die Wirtschaftsleistung. Da
    bliebe theoretisch nichts mehr übrig für Investitionen der
    öffentlichen Hand oder für Zins- und Tilgungsleistun-
    gen. Deswegen müssen wir in einem Land wie Grie-
    chenland darauf achten, dass wieder Spielraum entsteht.
    Die Griechen müssen nolens volens billiger werden; sie
    müssen abwerten. Sie können nicht mehr konsumieren,
    als sie überhaupt erwirtschaften. Wenn man die Abwer-
    tung in der Euro-Zone vornimmt, dann führt natürlich
    auch kein Weg daran vorbei, dass Löhne und soziale
    Leistungen gekürzt werden.

    Aber auch außerhalb der Euro-Zone ist es unabding-
    bar, dass die Staaten ausgeglichene Haushalte anstreben.
    Wir brauchen nachhaltige Solidität im Interesse künfti-
    ger Generationen, und deswegen ist die Konsolidierung
    der öffentlichen Finanzen der erste und wichtigste
    Schritt in der Krisenbewältigung.


    (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Nicht der erste und wichtigste!)


    Meine sehr verehrten Damen und Herren, die struktu-
    rellen Reformen, die wir in Wirtschaft und Verwaltung
    brauchen, sind ein kostenloses Wachstumsprogramm.
    Das können alle tun, ohne neue Schulden zu machen. Es
    gibt genügend Handlungsspielräume und Ansätze, um
    die Verwaltung in überschuldeten Staaten effizienter zu
    gestalten, um die Arbeitsmärkte flexibler zu machen, um
    Anreize für Investitionen und für Innovationen zu set-
    zen, im Mittelstand wie in der Industrie. Wir brauchen
    natürlich europaweit auch ein gemeinsames Verständnis
    dafür, dass wir unsere sozialen Sicherungssysteme gene-

    rationenfest machen müssen; denn wir haben die Situa-
    tion, dass die Bevölkerungen in Europa kleiner werden.
    Ohne Sparen und ohne Reformen gibt es keinen stabilen
    Euro.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Nun sagt der Kollege Heil, Wachstum brauche Inves-
    titionen. Dem stimme ich durchaus zu. Aber wir brau-
    chen private Investitionen.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Auch! Und öffentliche!)


    Wir müssen privates Kapital akquirieren. Das Problem,
    das wir in Griechenland und in anderen verschuldeten
    Staaten der Euro-Zone sehen, ist doch, dass eine Kapital-
    flucht aus diesen Ländern stattfindet. Das ist ein Beleg
    dafür, dass ein Vertrauensverlust eingetreten ist. Die In-
    vestoren packen nicht an; sie warten ab. Deswegen müs-
    sen wir die Frage beantworten, was wir tun können,


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ja, und?)


    um dafür zu sorgen, dass privates Kapital wieder inves-
    tiert wird. Man muss die Rahmenbedingungen für die
    privaten Haushalte und für die Unternehmen stärken,


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das ist aber sehr allgemein!)


    um Konsum und Investitionen anzureizen. Aber dazu
    bedarf es vor allem der Reformbereitschaft der Regie-
    rungen. Sie müssen unter Beweis stellen, dass sie sich
    ernsthaft und zielstrebig den Realitäten stellen. Sonst
    brauchen wir über Wachstumsprogramme nicht zu re-
    den.

    Wachstum braucht sicher Investitionen, aber Wachs-
    tum braucht keine neuen Schulden. Wer jetzt auf neue
    Ausgabenprogramme setzt, der nährt geradezu neue
    Zweifel am Reformwillen der Regierungen. Das wäre
    ein fatales Signal im Sinne von Weiter-so. Ich kann ver-
    stehen, dass in manchen verschuldeten Staaten die Be-
    völkerung durchaus erwartet, im Wesentlichen so weiter-
    machen zu können wie bisher. Aber ich glaube, dass es
    in der politischen Verantwortung liegt, den Menschen zu
    sagen, dass das nicht gehen wird. Wir müssen uns verän-
    dern. Ein Weiter-so kann nicht zum Erfolg führen. Des-
    wegen darf man nicht mit neuen Schuldenprogrammen
    falsche Anreize setzen. Das würde die Probleme nur ver-
    schärfen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Es gibt keine einfachen Lösungen. Ohne Sparen und
    ohne Reformen geht es nicht.

    Wachstum ist dann vorhanden, wenn die Einnahmen
    des Staates steigen, und nicht, wenn die Schulden stei-
    gen. Deswegen ist es so wichtig, dass der Fiskalvertrag
    umgesetzt wird, dass wir uns selbst disziplinieren durch
    die Schuldenbremse, die wir im deutschen Grundgesetz
    bereits haben und die wir in ganz Europa einführen wol-
    len.

    Ich darf aus bayerischer Sicht hinzufügen: Es kann
    gelingen, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen.





    Thomas Silberhorn


    (A) (C)



    (D)(B)


    Wir haben in Bayern jetzt im siebten Jahr in Folge keine
    neuen Schulden im Haushalt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir haben uns ganz konkret das Ziel gesetzt, auch die al-
    ten Schulden vollständig abzubauen. Das zeigt: Wir
    müssen die richtigen politischen Ziele setzen und uns auf
    den Weg machen. Die politische Reformbereitschaft er-
    fordert auch ein klares politisches Bekenntnis zum Spa-
    ren und zu Reformen.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, die aktuelle
    Krise ist sicherlich zum einen Anlass, eine Standortbe-
    stimmung vorzunehmen – wo stehen wir gerade? –, zum
    anderen, eine strategische Debatte darüber zu führen,
    wohin uns das Ganze führt. Ich möchte an dieser Stelle
    ein bisschen Wasser in den Wein gießen, der unter der
    Chiffre „Mehr Europa“ ausgegossen wird.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Aha!)


    „Mehr Europa“ ist offenkundig eine etwas elitäre Ant-
    wort einer Diskussion, die nur unter politischen Eliten
    und Akademikern geführt wird, bei der es darum geht,
    die Integration zu beschleunigen. Ist es nicht so, dass die
    Bevölkerung eine ganz andere Debatte führt, dass wir ei-
    nen Vertrauensverlust zu beklagen haben,


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Den schüren Sie gerade! Den schüren Sie hier!)


    dass die politische Akzeptanz der europäischen Integra-
    tion schwindet? Glauben Sie wirklich, dass man die
    Kluft zwischen politischen Eliten und der Bevölkerung
    dadurch überwinden kann, dass man eindimensional auf
    „Mehr Europa“ setzt?


    (Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Quatsch!)


    Müssten wir nicht die Frage „Wie kann man diese Kluft
    überwinden?“ beantworten.


    (Thomas Oppermann [SPD]: Sie sind ein Mini-Gauweiler! – Gegenruf von der FDP: Dafür ist er zu groß!)


    Ich glaube, dass viele in der Bevölkerung zumindest
    den Eindruck gewinnen, dass Europa schon mit den vor-
    handenen Aufgaben nicht ganz zurechtkommt.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Der Mann zündelt an Europa!)


    Deswegen wird zu Recht die Frage gestellt: Kann man
    das bewältigen, indem man darüber diskutiert, neue Auf-
    gaben auf Europa zu übertragen?


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Weiß die Kanzlerin, was Sie dazu sagen?)


    Wir müssen zunächst einmal die vorhandenen Aufgaben
    erfolgreich bewältigen. Angesichts dessen sollte man
    diese Debatte nicht paralysieren, indem man über neue
    Aufgaben für Europa nachdenkt.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Diese Eindimensionalität beklage ich.

    Was wir brauchen, ist nicht der eindimensionale Weg
    „Mehr Europa“, sondern eine dreidimensionale Lösung.
    Diese Lösung beinhaltet erstens, dass wir die vorhande-
    nen Aufgaben erfolgreich bewältigen und unsere inter-
    nen Mängel abstellen. Dazu gehört in der Tat ein biss-
    chen mehr Europa; denn die internen Mängel zeigen,
    dass wir mit dem Rahmen der Währungsunion so nicht
    zurechtkommen und nachjustieren müssen. Diese Lö-
    sung beinhaltet zweitens, dass wir die Frage stellen, wie
    wir Europa in der Welt starkmachen können. Europa
    stark nach außen zu präsentieren, das ist eine wichtige
    Aufgabe. Diese Lösung beinhaltet drittens, dass wir
    schlanker nach innen werden. Europa muss stark nach
    außen, aber schlank nach innen sein. Wir müssen inso-
    fern die Europäische Union umbauen und sie nicht nach
    innen weiter ausbauen. Wir müssen auch darüber nach-
    denken, welche Kompetenzen man auf die nationale
    Ebene zurückverlagern kann. Das sollte aber nicht in der
    Form geschehen, in der es die Europäische Zentralbank
    tut, indem sie die Geldpolitik renationalisiert.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Die haben Sie doch da reingetrieben durch Ihr Nichthandeln! Sie haben die EZB in diese Politik getrieben! Sie sind schuld!)


    Ich rede nicht über Renationalisierung. Ich will nur
    vermeiden, dass es eine einseitige Zentralisierung in
    Europa gibt. Was wir brauchen, ist eine ausgewogene
    Balance zwischen der europäischen Ebene einerseits und
    den Mitgliedstaaten und den Regionen andererseits. Das
    ist kein nationales, das ist vielmehr ein gemeinsames eu-
    ropäisches Interesse; denn nur die Ausgewogenheit, die
    Balance, garantiert, dass wir den eingetretenen Vertrau-
    ensverlust überwinden und neues Vertrauen in die euro-
    päische Integration begründen können.

    Europas Reichtum besteht in dieser Vielfalt, die un-
    sere Mitgliedstaaten und Regionen zum Ausdruck brin-
    gen. Wir sind in Europa über die Jahrhunderte deswegen
    so erfolgreich gewesen, weil wir nicht in großen Reichen
    organisiert waren, wo niemand der Knute der Lehnsher-
    ren entkommen konnte. Der Reichtum Europas ist viel-
    mehr deshalb entstanden, weil wir so kleine Gebilde hat-
    ten, dass diejenigen, die mit ihren Lehnsherren nicht
    zurechtkamen, woandershin gehen konnten.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist jetzt aber eine komische Geschichtsstunde!)


    Das war eine Ursache für Aufklärung, für freiheitliche
    Gesellschaftsformen, die sich in Europa entwickelt ha-
    ben. Freiheit und Vielfalt sind also der Reichtum Euro-
    pas. Die europäische Integration wird dann erfolgreich
    voranschreiten, wenn wir weiter auf Freiheit und Wett-
    bewerbsfähigkeit setzen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)