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ID1717311900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/173 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 173. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. März 2012 I n h a l t : Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: Antrag der Abgeordneten Dr. Joachim Pfeiffer, Nadine Schön (St. Wendel), Peter Altmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeord- neten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Martin Lindner (Berlin), Claudia Bögel, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Wachs- tumspotenziale der Digitalen Wirtschaft weiter ausschöpfen – Innovationsstandort Deutschland stärken (Drucksache 17/9159) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manuel Höferlin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manuel Höferlin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dieter Jasper (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 32: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Volker Beck (Köln), Kai Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: EU-Datenschutzreform unterstützen (Drucksache 17/9166) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Volker Beck (Köln), Ingrid Hönlinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Völlige Unabhängigkeit für den Bun- desdatenschutzbeauftragten (Drucksache 17/6345) . . . . . . . . . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Dr. Konstantin von Notz, Nicole Maisch, Tabea Rößner, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Grundrechte schützen – Da- tenschutz und Verbraucherschutz in so- zialen Netzwerken stärken (Drucksachen 17/8161, 17/9198) . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Jörg-Uwe Hahn, Staatsminister (Hessen) . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Blumenthal (FDP) . . . . . . . . . . . 20471 A 20471 B 20471 B 20473 D 20475 D 20476 B 20476 D 20478 C 20479 C 20480 D 20482 A 20483 C 20485 C 20486 D 20488 A 20489 B 20490 A 20491 C 20493 C 20493 C 20493 D 20493 D 20495 D 20497 C 20500 A 20501 A 20501 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2012 Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manuel Höferlin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Blumenthal (FDP) . . . . . . . . . . . . . Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 34: Antrag der Fraktion der SPD: Umsetzung von Basel III: Finanzmärkte stabilisieren – Realwirtschaft stärken – Kommunal- finanzierung sichern (Drucksache 17/9167) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Richard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Björn Sänger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 35: Antrag der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Diana Golze, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Alleinerziehung von Kindern würdigen – Alleinerziehende gebührend unterstützen (Drucksache 17/8793) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20503 C 20504 B 20506 A 20506 C 20507 C 20508 D 20511 A 20511 D 20512 C 20514 A 20514 B 20515 B 20515 C 20517 C 20518 B 20519 D 20521 A 20522 D 20524 A 20524 A 20525 C 20526 D 20528 B 20529 C 20530 B 20531 D 20533 A 20534 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2012 20471 (A) (C) (D)(B) 173. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. März 2012 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2012 20533 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 30.03.2012 Behrens, Herbert DIE LINKE 30.03.2012 Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Birkwald, Matthias W. DIE LINKE 30.03.2012 Brase, Willi SPD 30.03.2012 Dr. Brauksiepe, Ralf CDU/CSU 30.03.2012 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 30.03.2012 Buschmann, Marco FDP 30.03.2012 Dörmann, Martin SPD 30.03.2012 Ernst, Klaus DIE LINKE 30.03.2012 Ernstberger, Petra SPD 30.03.2012 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 30.03.2012 Gabriel, Sigmar SPD 30.03.2012 Gerdes, Michael SPD 30.03.2012 Götz, Peter CDU/CSU 30.03.2012*** Groth, Annette DIE LINKE 30.03.2012* Günther (Plauen), Joachim FDP 30.03.2012 Haßelmann, Britta BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Heinen-Esser, Ursula CDU/CSU 30.03.2012 Dr. Hofreiter, Anton BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Humme, Christel SPD 30.03.2012 Kaczmarek, Oliver SPD 30.03.2012 Kauder, Volker CDU/CSU 30.03.2012 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Koczy, Ute BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Kossendey, Thomas CDU/CSU 30.03.2012 Kramme, Anette SPD 30.03.2012 Kressl, Nicolette SPD 30.03.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Kunert, Katrin DIE LINKE 30.03.2012 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 30.03.2012** Meierhofer, Horst FDP 30.03.2012 Menzner, Dorothée DIE LINKE 30.03.2012 Dr. h. c. Michelbach, Hans CDU/CSU 30.03.2012 Möhring, Cornelia DIE LINKE 30.03.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 30.03.2012 Nietan, Dietmar SPD 30.03.2012 Nink, Manfred SPD 30.03.2012 Nord, Thomas DIE LINKE 30.03.2012 Ortel, Holger SPD 30.03.2012 Petermann, Jens DIE LINKE 30.03.2012 Dr. Pfeiffer, Joachim CDU/CSU 30.03.2012 Pieper, Cornelia FDP 30.03.2012 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 30.03.2012 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Rupprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 30.03.2012 Schäfer (Saalstadt), Anita CDU/CSU 30.03.2012 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 30.03.2012 Schlecht, Michael DIE LINKE 30.03.2012 Schnurr, Christoph FDP 30.03.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 20534 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2012 (A) (C) (D)(B) * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO *** für die Teilnahme an der 126. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Tätigkeitsbericht 2010 der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisen- bahnen für den Bereich Eisenbahnen gemäß § 14b des Allgemeinen Eisenbahngesetzes und Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksachen 17/8525, 17/8833 Nr. 1.3 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/8227 Nr. A.5 Ratsdokument 15206/11 Rechtsausschuss Drucksache 17/8515 Nr. A.22 Ratsdokument 18755/11 Drucksache 17/8673 Nr. A.3 Ratsdokument 5165/12 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/136 Nr. A.114 Ratsdokument 13879/09 Drucksache 17/720 Nr. A.17 Ratsdokument 5107/10 Drucksache 17/1492 Nr. A.43 Ratsdokument 7386/10 Drucksache 17/3791 Nr. A.21 Ratsdokument 14954/10 Drucksache 17/5575 Nr. A.4 Ratsdokument 7897/11 Drucksache 17/5822 Nr. A.52 Ratsdokument 8261/11 Drucksache 17/6568 Nr. A.7 Ratsdokument 11666/11 Drucksache 17/7423 Nr. A.43 Ratsdokument 14864/11 Schwartze, Stefan SPD 30.03.2012 Senger-Schäfer, Kathrin DIE LINKE 30.03.2012 Simmling, Werner FDP 30.03.2012 Strässer, Christoph SPD 30.03.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 30.03.2012 Wagner, Daniela BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Wicklein, Andrea SPD 30.03.2012 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 30.03.2012 Winkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Dr. Winterstein, Claudia FDP 30.03.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 173. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 31 Wachstumspotenziale der Digitalen Wirtschaft TOP 32 Datenschutz und Verbraucherschutz TOP 34 Umsetzung von Basel III TOP 35 Unterstützung Alleinerziehender Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Sibylle Laurischk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Diese

    Debatte zeigt mir, dass wir noch einmal ganz grundsätz-

    lich etwas zum Thema Alleinerziehende sagen sollten.
    Man kann dieses Thema sicherlich behandeln, indem
    man über viele Einzelleistungen spricht. Wir sollten uns
    aber bewusst machen, dass sich die Gesellschaft in den
    letzten Jahren tatsächlich gewandelt hat. Diesem Wandel
    widmen wir uns als die die Bundesregierung tragenden
    Koalitionsfraktionen ernsthaft.

    Im Raum steht zum einen der Begriff des Alleinerzie-
    henden, der alleinerziehenden Mutter; Frau Schön, Sie
    haben das Stichwort genannt. Vor Jahren war das noch
    ein Stigma. Das war ein Tabu. Es wurde die Frage ge-
    stellt: Ist da etwas schiefgelaufen? Mittlerweile ist das
    Realität. Ungefähr ein Viertel unserer Familien sind Fa-
    milien mit einem Elternteil. Das heißt, es sind Allein-
    erziehende. Es gibt immer mehr Alleinerziehende, übri-
    gens auch immer mehr alleinerziehende Männer.
    Männer nehmen zunehmend ihre Verantwortung wahr
    und stellen sich der Aufgabe, die sich aufgrund von
    Trennung oder anderen persönlichen Entwicklungen ein-
    fach ergibt. Dieser Realität müssen wir uns politisch
    stellen.

    Ich glaube, wir stellen uns dieser Realität. Im Fami-
    lienausschuss sind wir einhellig der Auffassung, dass
    wir den Bereich der Kinderbetreuung ganz entschieden
    ausbauen müssen. Es ist gar keine Frage mehr, ob wir
    das wollen. Die Frage ist eher, ob wir das in angemesse-
    ner Zeit schaffen. Der Anspruch auf Kinderbetreuung ist
    für uns eine Selbstverständlichkeit. Er wird überhaupt
    nicht mehr infrage gestellt.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Ich möchte hier durchaus auch anmerken, dass das
    Betreuungsgeld, das in diesem Zusammenhang immer
    wieder genannt wird, nach meinem Dafürhalten zu
    Recht kritisiert wird. Der Wunsch, daheimbleiben zu
    können und sich seinem Kind widmen zu können, ist ja
    verständlich. Ob wir dafür unbedingt Geld ausgeben
    müssen, bezweifle ich.


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Es ist durchaus wünschenswert, sich seinem Kind wid-
    men zu können. Ob wir uns das leisten können, ist eine
    ganz andere Frage. In vielen Familien ist nicht nur das
    Einkommen eines Elternteils, sondern beider Elternteile
    dringend notwendig, um überhaupt die Existenz der Fa-
    milie zu sichern. Das zeigt, dass der Alleinerziehende
    bzw. die alleinerziehende Mutter mit ihrem Einkommen,
    so sie eines hat, oftmals am Rand des Existenzmini-
    mums steht.

    Wenn die Alleinerziehende dann auch noch keinen
    Unterhalt bekommt, dann ist die Situation der Familie
    ganz schwierig. In der Debatte wird dieses Thema mei-
    ner Ansicht nach völlig unterschätzt. Viele alleinerzie-
    hende Elternteile bekommen vom anderen Elternteil
    keinen Unterhalt für ihre Kinder. Das ist kein Kavaliers-
    delikt – dies ist übrigens ein Straftatbestand im Strafgesetz-
    buch; dessen sollten wir uns einmal bewusst werden –, son-
    dern dabei handelt es sich um eine völlige Verkennung





    Sibylle Laurischk


    (A) (C)



    (D)(B)


    der Situation der Alleinerziehenden. Hier müssen wir
    Hilfestellung geben.

    Ich glaube, dass das Ziel, eine Erhöhung des Unter-
    haltsvorschusses zu erreichen, richtig ist. Das ist finan-
    ziell zweifellos schwierig; daraus mache ich gar keinen
    Hehl. Der Unterhaltsvorschuss ist eine familienpoliti-
    sche Leistung und keine Sozialleistung, die es schon
    lange gibt. Dieser Unterhaltsvorschuss muss als Über-
    brückungsleistung dann, wenn kein Unterhalt gezahlt
    wird, für einen längeren Zeitraum gewährt werden und
    nicht nur bis zum zwölften Lebensjahr eines Kindes.
    Dies wurde von uns zu Recht im Koalitionsvertrag ver-
    ankert.

    Meiner Ansicht nach müssen Alleinerziehende – in
    der Mehrzahl sind es Mütter – die Möglichkeit zur Be-
    rufstätigkeit haben. Hierfür ist öffentliche Unterstützung
    in Form von Kinderbetreuung nötig.

    Im Zusammenhang mit dem Thema Alleinerziehende
    wird oftmals die Situation von Migranten verkannt. Al-
    leinerziehende Migranten befinden sich in einer noch
    schwierigeren wirtschaftlichen Situation. Sie leiden be-
    sonders unter Stigmatisierung, weil es in der Zuwande-
    rungsgesellschaft oftmals überhaupt nicht akzeptiert ist,
    alleinerziehend zu sein.

    In diesem Feld haben wir also einige Fragen aufzu-
    werfen und zu beantworten, die meiner Ansicht nach zu
    wenig Beachtung finden. Sie eignen sich auch nicht für
    Plattitüden und kontroverse Exkurse, die man heute in
    der letzten Debatte eventuell noch auf den Weg bringen
    will.

    Ich werbe dafür, dass wir das Thema Alleinerzie-
    hende als eine echte Aufgabenstellung der Familienpoli-
    tik in diesem Lande verstehen und entsprechende Si-
    gnale senden; dies tun wir insgesamt mit unserer
    familienpolitischen Aufstellung. Durch die Anhörung im
    Ausschuss werden wir hoffentlich die Differenziertheit
    dieser Situation noch besser verstehen. Wir müssen in
    unsere Gesellschaft das Signal senden, dass es kein
    Stigma mehr ist, alleinerziehend zu sein, sondern dass es
    je nach persönlicher Situation durchaus ein Schicksal
    sein kann, das man sich so nicht ausgesucht hat, dem
    man sich aber stellt. Wir werden die bestehenden Pro-
    bleme hoffentlich gut lösen.

    Ich hoffe, dass ich in diese Diskussion etwas mehr
    Ruhe und Augenmaß bringen konnte; das ist mir bei die-
    sem Thema sehr wichtig.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Mein Respekt, Kollegin Laurischk, Sie sind bisher die

Einzige, die sich an die vorgesehene Redezeit gehalten
hat.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Wort hat nun die Kollegin Katja Dörner für die
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Katja Dörner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen!

    Liebe Kollegen! Liebe Kollegin Schön, ich finde es sehr
    gut, dass Sie hier deutlich gemacht haben, dass sich Al-
    leinerziehende nicht in der Opferrolle sehen. Das ist
    nämlich nicht so. Aber das darf gerade nicht heißen, dass
    wir in der Politik ihre besondere Lebenssituation und
    ihre besonderen Bedürfnisse komplett aus dem Blick
    verlieren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Nadine Schön [St. Wendel] [CDU/CSU]: Das habe ich nicht gesagt!)


    Das ist leider bei dieser Bundesregierung der Fall.
    Weitere Belege dafür sind der aktuelle Achte Familien-
    bericht und auch die Stellungnahme der Bundesregie-
    rung dazu. Der Familienbericht befasst sich dezidiert mit
    dem Faktor Zeit. Der Faktor Zeit ist natürlich für Allein-
    erziehende von ganz besonders herausragender Bedeu-
    tung, aber weder im Familienbericht noch in der Stel-
    lungnahme werden die Alleinerziehenden besonders
    erwähnt. Dabei müsste sich die Familienministerin den
    Alleinerziehenden ganz besonders widmen.

    Eben wurde schon gesagt: Zwei Drittel der Alleiner-
    ziehenden bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Er-
    werbstätigkeit. Mehr als die Hälfte von ihnen arbeitet in
    Vollzeit. Damit ist die Erwerbsquote deutlich höher als
    die verheirateter Frauen. Trotzdem ist das Armutsrisiko
    von Alleinerziehenden deutlich erhöht. Das muss uns zu
    denken geben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Was ist zu tun? Selbstverständlich ist der Ausbau der
    Kindertagesbetreuung elementar; das ist schon gesagt
    worden. Erst gestern hat das Deutsche Rote Kreuz eine
    Studie vorgelegt, in der ganz klar belegt wird, dass Ganz-
    tagsplätze unabdingbar sind. Deshalb ist es überfällig,
    dass in dem diesbezüglichen Bundesgesetz klargestellt
    wird, dass es sich beim Recht auf einen Betreuungsplatz
    um einen Ganztagsplatz handelt. Selbstverständlich
    muss auch der Ausbau der Ganztagsschulen forciert wer-
    den.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Es geht um mehr. Gut die Hälfte der alleinerziehen-
    den Frauen mit Kindern zwischen null und sechs Jahren
    hat keinen Berufsabschluss. Fast 20 Prozent haben nicht
    einmal einen Schulabschluss. Vor diesem Hintergrund ist
    es fatal, dass die schwarz-gelbe Koalition die Anzahl der
    öffentlich geförderten Beschäftigungsangebote fast hal-
    biert hat; denn passgenaue Hilfen bei der Qualifizierung
    und die Heranführung an den ersten Arbeitsmarkt sind
    für diese jungen Mütter unerlässlich. Wir unterstützen
    ausdrücklich die Forderung im Antrag der Linken, die
    Möglichkeiten, eine Teilzeitausbildung zu machen, aus-





    Katja Dörner


    (A) (C)



    (D)(B)


    zubauen, weil sich damit für viele Alleinerziehende neue
    Perspektiven eröffnen, insbesondere wenn sie kleine
    Kinder haben.

    Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag verein-
    bart, die Altersgrenze der Kinder im Unterhaltsvor-
    schussgesetz von 12 auf 14 Jahre auszuweiten. Das wäre
    eine sinnvolle Maßnahme. Wir wissen: Dieses Vorhaben
    liegt auf Eis. Wir dürfen jetzt nicht nur nicht auf Verbes-
    serungen hoffen, sondern wir müssen uns eventuell so-
    gar auch auf Verschlechterungen einstellen. Aus dem
    Bundesrat kommt das sogenannte Unterhaltsvorschuss-
    entbürokratisierungsgesetz auf uns zu; Herr Wunderlich
    hat es schon angesprochen. Wir müssen befürchten, dass
    unter dem Label Entbürokratisierung Maßnahmen einge-
    führt werden, die faktisch zulasten der unterhaltsberech-
    tigten Kinder und damit ihrer alleinerziehenden Eltern
    gehen. Wir werden uns damit im Bundestag befassen.
    Ich möchte Sie aber bereits jetzt für dieses Thema sensi-
    bilisieren, weil ich finde, dass wir das nicht zulassen dür-
    fen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, der Verband al-
    leinerziehender Mütter und Väter hat in einem Positions-
    papier zur Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik sehr
    gut herausgearbeitet, dass alleinerziehende Frauen auf
    dem Arbeitsmarkt nicht in erster Linie deshalb benach-
    teiligt sind, weil sie alleinerziehende Frauen sind, son-
    dern erstens deshalb, weil sie Frauen sind, und zweitens,
    weil sie Mütter sind. Solange die Geschlechtergerechtig-
    keit auf dem Arbeitsmarkt nicht forciert wird, so lange
    wird sich auch für alleinerziehende Mütter wenig än-
    dern. Wir müssen also große und kleine Räder drehen.
    Es wäre wichtig, bei den Alleinerziehenden endlich da-
    mit anzufangen.

    Vielen Dank.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)