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ID1717301000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/173 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 173. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. März 2012 I n h a l t : Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: Antrag der Abgeordneten Dr. Joachim Pfeiffer, Nadine Schön (St. Wendel), Peter Altmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeord- neten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Martin Lindner (Berlin), Claudia Bögel, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Wachs- tumspotenziale der Digitalen Wirtschaft weiter ausschöpfen – Innovationsstandort Deutschland stärken (Drucksache 17/9159) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manuel Höferlin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manuel Höferlin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dieter Jasper (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 32: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Volker Beck (Köln), Kai Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: EU-Datenschutzreform unterstützen (Drucksache 17/9166) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Volker Beck (Köln), Ingrid Hönlinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Völlige Unabhängigkeit für den Bun- desdatenschutzbeauftragten (Drucksache 17/6345) . . . . . . . . . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Dr. Konstantin von Notz, Nicole Maisch, Tabea Rößner, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Grundrechte schützen – Da- tenschutz und Verbraucherschutz in so- zialen Netzwerken stärken (Drucksachen 17/8161, 17/9198) . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Jörg-Uwe Hahn, Staatsminister (Hessen) . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Blumenthal (FDP) . . . . . . . . . . . 20471 A 20471 B 20471 B 20473 D 20475 D 20476 B 20476 D 20478 C 20479 C 20480 D 20482 A 20483 C 20485 C 20486 D 20488 A 20489 B 20490 A 20491 C 20493 C 20493 C 20493 D 20493 D 20495 D 20497 C 20500 A 20501 A 20501 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2012 Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manuel Höferlin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Blumenthal (FDP) . . . . . . . . . . . . . Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 34: Antrag der Fraktion der SPD: Umsetzung von Basel III: Finanzmärkte stabilisieren – Realwirtschaft stärken – Kommunal- finanzierung sichern (Drucksache 17/9167) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Richard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Björn Sänger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 35: Antrag der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Diana Golze, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Alleinerziehung von Kindern würdigen – Alleinerziehende gebührend unterstützen (Drucksache 17/8793) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20503 C 20504 B 20506 A 20506 C 20507 C 20508 D 20511 A 20511 D 20512 C 20514 A 20514 B 20515 B 20515 C 20517 C 20518 B 20519 D 20521 A 20522 D 20524 A 20524 A 20525 C 20526 D 20528 B 20529 C 20530 B 20531 D 20533 A 20534 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2012 20471 (A) (C) (D)(B) 173. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. März 2012 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2012 20533 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 30.03.2012 Behrens, Herbert DIE LINKE 30.03.2012 Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Birkwald, Matthias W. DIE LINKE 30.03.2012 Brase, Willi SPD 30.03.2012 Dr. Brauksiepe, Ralf CDU/CSU 30.03.2012 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 30.03.2012 Buschmann, Marco FDP 30.03.2012 Dörmann, Martin SPD 30.03.2012 Ernst, Klaus DIE LINKE 30.03.2012 Ernstberger, Petra SPD 30.03.2012 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 30.03.2012 Gabriel, Sigmar SPD 30.03.2012 Gerdes, Michael SPD 30.03.2012 Götz, Peter CDU/CSU 30.03.2012*** Groth, Annette DIE LINKE 30.03.2012* Günther (Plauen), Joachim FDP 30.03.2012 Haßelmann, Britta BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Heinen-Esser, Ursula CDU/CSU 30.03.2012 Dr. Hofreiter, Anton BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Humme, Christel SPD 30.03.2012 Kaczmarek, Oliver SPD 30.03.2012 Kauder, Volker CDU/CSU 30.03.2012 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Koczy, Ute BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Kossendey, Thomas CDU/CSU 30.03.2012 Kramme, Anette SPD 30.03.2012 Kressl, Nicolette SPD 30.03.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Kunert, Katrin DIE LINKE 30.03.2012 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 30.03.2012** Meierhofer, Horst FDP 30.03.2012 Menzner, Dorothée DIE LINKE 30.03.2012 Dr. h. c. Michelbach, Hans CDU/CSU 30.03.2012 Möhring, Cornelia DIE LINKE 30.03.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 30.03.2012 Nietan, Dietmar SPD 30.03.2012 Nink, Manfred SPD 30.03.2012 Nord, Thomas DIE LINKE 30.03.2012 Ortel, Holger SPD 30.03.2012 Petermann, Jens DIE LINKE 30.03.2012 Dr. Pfeiffer, Joachim CDU/CSU 30.03.2012 Pieper, Cornelia FDP 30.03.2012 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 30.03.2012 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Rupprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 30.03.2012 Schäfer (Saalstadt), Anita CDU/CSU 30.03.2012 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 30.03.2012 Schlecht, Michael DIE LINKE 30.03.2012 Schnurr, Christoph FDP 30.03.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 20534 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2012 (A) (C) (D)(B) * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO *** für die Teilnahme an der 126. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Tätigkeitsbericht 2010 der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisen- bahnen für den Bereich Eisenbahnen gemäß § 14b des Allgemeinen Eisenbahngesetzes und Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksachen 17/8525, 17/8833 Nr. 1.3 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/8227 Nr. A.5 Ratsdokument 15206/11 Rechtsausschuss Drucksache 17/8515 Nr. A.22 Ratsdokument 18755/11 Drucksache 17/8673 Nr. A.3 Ratsdokument 5165/12 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/136 Nr. A.114 Ratsdokument 13879/09 Drucksache 17/720 Nr. A.17 Ratsdokument 5107/10 Drucksache 17/1492 Nr. A.43 Ratsdokument 7386/10 Drucksache 17/3791 Nr. A.21 Ratsdokument 14954/10 Drucksache 17/5575 Nr. A.4 Ratsdokument 7897/11 Drucksache 17/5822 Nr. A.52 Ratsdokument 8261/11 Drucksache 17/6568 Nr. A.7 Ratsdokument 11666/11 Drucksache 17/7423 Nr. A.43 Ratsdokument 14864/11 Schwartze, Stefan SPD 30.03.2012 Senger-Schäfer, Kathrin DIE LINKE 30.03.2012 Simmling, Werner FDP 30.03.2012 Strässer, Christoph SPD 30.03.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 30.03.2012 Wagner, Daniela BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Wicklein, Andrea SPD 30.03.2012 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 30.03.2012 Winkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Dr. Winterstein, Claudia FDP 30.03.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 173. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 31 Wachstumspotenziale der Digitalen Wirtschaft TOP 32 Datenschutz und Verbraucherschutz TOP 34 Umsetzung von Basel III TOP 35 Unterstützung Alleinerziehender Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Das Wort hat jetzt die Kollegin Nadine Schön von der

    CDU/CSU-Fraktion.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU):
    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Ich möchte wieder auf das Thema zurück-
    kommen, über das wir heute Morgen eigentlich reden
    wollten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Es ist ein Thema, das nicht nur unser Leben völlig verän-
    dert hat, sondern auch einer der Wachstumsmotoren der
    deutschen Wirtschaft ist.

    Lieber Kollege Duin, so wichtig das andere Thema
    ist, so wichtig wäre es gewesen, dass Sie unserem
    Thema Ihre ganze Redezeit geschenkt hätten, anstatt
    sich nach der Hälfte Ihrer Redezeit dem anderen Thema
    zu widmen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Deshalb will ich das jetzt wieder tun.

    Es genügen wenige Zahlen, um die Bedeutung der di-
    gitalen Wirtschaft in Deutschland deutlich zu machen.
    Schon heute trägt die IT-Branche mit 75 Milliarden
    Euro, das heißt mit 3 Prozent, zum Bruttoinlandsprodukt
    bei. Sie bietet mehr als 800 000 Menschen Arbeitsplätze
    und – das ist besonders bemerkenswert – verzeichnet ein
    jährliches Wachstum von 8 Prozent. Die Wachstums-
    potenziale liegen allerdings nicht nur in der digitalen
    Wirtschaft selbst, sondern vor allem in den klassischen
    Branchen: im Maschinenbau, in der Automobilindustrie,





    Nadine Schön (St. Wendel)



    (A) (C)



    (D)(B)


    in der Gesundheitswirtschaft. Überall hier können durch
    Digitalisierung große Wachstumseffekte erzielt werden.

    Die Politik muss diese Entwicklung fördernd beglei-
    ten. Sie muss die richtigen Rahmenbedingungen setzen,
    um einen fruchtbaren Nährboden zu bilden für Innova-
    tionen und für den globalen Erfolg der digitalen Wirt-
    schaft. Zu diesen Rahmenbedingungen gehört zum einen
    die Infrastruktur. Ein umfassendes und effizientes Netz
    von Breitbandverbindungen ist die Basis dafür, dass
    überall in unserem Land Innovationen entstehen können
    und dass die Leistungen von IT überall in unserem Land
    genutzt werden können.

    Beim Breitbandausbau sind wir auf einem guten Weg;
    Minister Rösler hat das dargestellt. Wir müssen aber da-
    rauf achten, dass der ländliche Raum von dieser Ent-
    wicklung nicht abgekoppelt wird.


    (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist er aber!)


    Außerdem dürfen wir die Bedürfnisse des Marktes nicht
    aus den Augen verlieren. Schon bald werden nämlich
    50 MBit/s und mehr notwendig sein, um den Bedürfnis-
    sen der Firmen und Verbraucher gerecht zu werden, und
    zwar überall. Daran gilt es zu arbeiten; das kürzlich ver-
    abschiedete Telekommunikationsgesetz bietet dafür die
    nötige Voraussetzung.

    Der zweite wichtige Faktor sind die Fachkräfte.
    Schon heute fehlen der IT-Branche nach eigenen Anga-
    ben über 30 000 Fachkräfte. Wir wissen: Das Problem
    beginnt bereits beim mangelnden Interesse für Technik
    gerade bei jungen Leuten. Das ist eigentlich eine para-
    doxe Situation; denn Tablets, Apps und moderne Tech-
    nik findet jeder hip und spannend. Jeder nutzt diese Pro-
    dukte täglich; aber die IT, die dahintersteckt, interessiert
    kaum jemanden.

    Dabei sind Medien- und Technikkompetenz heute
    mindestens genauso wichtig wie Fremdsprachen. In al-
    len Branchen – im Maschinenbau und der Automobilin-
    dustrie, aber auch auf dem Bildungs- und Gesundheits-
    sektor – werden wir in Zukunft IT brauchen; deshalb
    werden wir auch Fachkräfte brauchen, die etwas von IT
    verstehen. In meinen Augen gehört daher die IT-Kompe-
    tenz in jeden Lehrplan, in jeden Ausbildungsplan und
    auch in jedes Studiencurriculum.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    In den Schulen müssen wir Interesse für Technik we-
    cken, in den Hochschulen müssen wir für das Unterneh-
    mertum werben. Das ist zum einen die Aufgabe des Bil-
    dungssystems, das ist zum anderen auch die Aufgabe der
    Unternehmen selbst. Deshalb kann ich nur an die Unter-
    nehmen appellieren: Gehen Sie in die Schulen, tragen
    Sie das, was Sie antreibt – Ihren Unternehmergeist, Ihr
    technisches Verständnis –, an die jungen Leute heran.
    Stecken Sie sie mit Ihrer Begeisterung an; denn hier fin-
    den Sie die Fachkräfte, die Sie in Zukunft brauchen wer-
    den.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir müssen aber auch darauf achten, dass wir diejeni-
    gen nicht verlieren, die bereits Interesse an diesem
    Thema haben. Deshalb müssen wir uns fragen, was es
    mit den hohen Abbrecherquoten in den IT-bezogenen
    Studien- und Ausbildungsgängen auf sich hat. Können
    wir es uns wirklich leisten, jeden zweiten bis dritten In-
    formatikstudenten zu verlieren? Können wir es uns leis-
    ten, dass sich so wenige junge Frauen für diese Fächer
    interessieren?

    Einiges hat sich schon verbessert – wir arbeiten wei-
    ter daran –, aber wir dürfen in unseren Anstrengungen
    nicht nachlassen. Das gilt auch für das Bemühen um
    Fachkräfte aus dem Ausland. Das Gesetz zur Gewin-
    nung ausländischer Fachkräfte wird dabei ein wichtiger
    Baustein sein. Unser Ziel muss es sein, im In- und Aus-
    land kluge Köpfe für die IT zu gewinnen; denn Fach-
    kräfte für die digitale Wirtschaft werden dringend ge-
    braucht.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Außerdem brauchen wir Investitionen in Forschung
    und Entwicklung. Herr Kollege Duin, Sie haben kriti-
    siert, es gebe in Deutschland zu wenige Investitionen.
    Das Gegenteil ist der Fall.


    (Garrelt Duin [SPD]: Oh!)


    In den letzten sechs Jahren wurden allein die Ausgaben
    des Bundes für Forschung und Entwicklung um 42 Pro-
    zent gesteigert.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Infrastrukturinvestitionen!)


    Wir reden also nicht nur, sondern wir tun auch etwas.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir unterstützen Forschung und Entwicklung durch
    Projektförderungen, etwa durch die Programme ZIM
    oder Trusted Cloud. Wir unterstützen Gründungen in der
    IT-Branche, zum Beispiel durch das Programm EXIST.
    Wir unterstützen Firmen in der Gründungs- und in der
    ersten Wachstumsphase, zum Beispiel durch den High-
    Tech Gründerfonds.

    Mit all diesen Programmen helfen wir jungen, inno-
    vativen Menschen, ihre Ideen umzusetzen, die Selbst-
    ständigkeit zu wagen und Unternehmen zu gründen.
    Diese Gründungen brauchen wir; denn nur so entstehen
    aus den vielen Ideen, die es in unserem Land gibt, Wert-
    schöpfung und Arbeitsplätze. Auch Unternehmen wie
    SAP haben einmal klein angefangen. Insofern können
    wir auf die gute Gründerkultur in Deutschland stolz sein,
    die wir auch politisch unterstützen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Was in Deutschland noch fehlt, ist Wachstumskapital.
    Denn in der Wachstumsphase brauchen Unternehmen
    eben mehr als das, was staatliche oder halbstaatliche
    Fonds leisten können. Hier hilft nur privates Kapital,
    klassisches Venture Capital. Davon gibt es in den meis-
    ten Nationen deutlich mehr als bei uns, in den USA zum





    Nadine Schön (St. Wendel)



    (A) (C)



    (D)(B)


    Beispiel gut 100-mal mehr: das 100-fache Kapital, mit
    dem Unternehmen wachsen, mit dem sie Innovationen
    umsetzen und damit Arbeitsplätze schaffen können, 100-
    mal mehr Investitionen in die Zukunft. Wir müssen An-
    reize dafür schaffen, dass in Deutschland mehr privates
    Kapital in unsere Unternehmen investiert wird, und
    diese Anreize etwa durch die Möglichkeiten des Erhalts
    von Verlustvorträgen, durch Umsatzsteuerbefreiung von
    Management Fees und durch steuerliche Transparenz
    von Beteiligungsfonds verstärken. Die Ideen liegen auf
    dem Tisch. Noch in diesem Jahr wollen wir sie umset-
    zen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir wollen Business Angels besser unterstützen, etwa
    mit einem Zuschusssystem; denn wir wissen: Business
    Angels sind wertvolle Helfer für junge Unternehmen,
    weil sie eben nicht nur Geld investieren, sondern auch
    mit ihrem Know-how, ihrem Netzwerk und ihrer Erfah-
    rung helfen und unterstützen. Das sind die Stellschrau-
    ben; auch die Branche bestätigt uns, dass dies die
    Knackpunkte sind.

    Kollege Duin, Sie haben die steuerliche Forschungs-
    förderung angesprochen. Das ist ein Projekt, das wir alle
    unterstützen. Die SPD hat es in ihrer Regierungszeit lei-
    der nicht umgesetzt. Wir haben uns der Haushaltskonso-
    lidierung verpflichtet. Wir sagen Ihnen aber auch: So-
    bald es der Haushalt zulässt, werden wir die steuerliche
    Forschungsförderung angehen; denn sie ist ein wichtiger
    Baustein für das Innovationsland Deutschland.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir brauchen auch gute rechtliche Rahmenbedingun-
    gen. Minister Rösler hat bereits das Thema Datenschutz
    angesprochen; darüber werden wir beim nächsten Tages-
    ordnungspunkt debattieren. Wir setzen uns für eine EU-
    Datenschutzrichtlinie ein, die zum einen das hohe
    Schutzniveau garantiert, das wir in Deutschland haben
    und das Vertrauen schafft; gleichzeitig wollen wir aber
    die deutschen Unternehmen wettbewerbsfähig halten.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, das alles ist ein gu-
    ter Nährboden für Innovationen. Was wir zudem brau-
    chen, ist ein Klima, in dem Innovationen entstehen kön-
    nen. Denn haben wir eine Gesellschaft, die auf neue
    Entwicklungen neugierig ist, die für Innovationen offen
    ist und die bereit ist, sich Neuem zu öffnen, ist das eine
    gute Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg. Zu die-
    ser offenen Gesellschaft können wir alle beitragen. So
    werden wir es schaffen, dass die digitale Wirtschaft in
    Deutschland ihre Potenziale voll entfalten kann. Hier
    können wir alle mithelfen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Für die Fraktion Die Linke hat jetzt die Kollegin

Halina Wawzyniak das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Halina Wawzyniak


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Das Internet ist
    nicht nur Motor für Wachstum und Beschäftigung; das
    Internet ist vor allem ein Kulturraum, ein Kulturraum für
    die Freiheit von Wissen und Information, ein Kultur-
    raum für freie Kommunikation. Das Internet sollte daher
    aus unserer Sicht in erster Linie ein Kulturraum der
    Menschen sein und kein Spielplatz für große Unterneh-
    men und Konzerne.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Diese Erkenntnis ist nicht neu; sie ist nur leider noch
    nicht bei allen angekommen. Wir betrachten das Internet
    nicht einseitig als Wirtschaftsraum. Die gesellschaftliche
    und politische Bedeutung des Internets steht für uns im
    Vordergrund. Die gesellschaftlichen Innovationspoten-
    ziale sind also entscheidend.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir streiten für einen Zugang zum Netz für alle Men-
    schen, unabhängig von Alter, Einkommen oder Bil-
    dungsgrad. Doch dazu enthält Ihr Antrag nicht ein einzi-
    ges Wort, und das ist beschämend.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dabei sind Zugang für alle und Förderung digitaler Inno-
    vationen kein Gegensatz; sie ergänzen sich. Eine Voraus-
    setzung wäre ein wirklicher Ausbau von schnellen Inter-
    netzugängen im ganzen Land. Noch heute ist es in
    unzähligen ländlichen Gemeinden nahezu unmöglich,
    einen Internetanschluss mit mehr als 2 MBit/s zu be-
    kommen. Der Breitbandatlas der Bundesregierung zeigt
    das Dilemma ganz deutlich. Doch die Bundesregierung
    schaut tatenlos zu, und die Breitbrandstrategien be-
    schränken sich darauf, die Ausbauziele immer weiter in
    die Zukunft zu verschieben.

    Doch jetzt kommt die Koalition. Sie fordert von der
    Bundesregierung – ich zitiere –, „die … noch bestehende
    Unterversorgung von Gebieten im ländlichen Raum im
    Auge“ zu behalten.


    (Lachen der Abg. Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


    Da sage ich nur: Vielen Dank! Das hilft den Menschen
    im ländlichen Raum kein Stück weiter. Sie werden in
    den nächsten Jahren wohl immer noch auf einen schnel-
    len Internetzugang warten.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aber dankenswerterweise stellen Sie die Ideologie in
    Ihrem Antrag wieder einmal sehr deutlich heraus. Ich zi-
    tiere wieder:

    Wo kurz- bis mittelfristig keine Aktivitäten des
    Marktes zu erwarten sind, gilt es … die Rahmenbe-
    dingungen für kommunale Breitbandprojekte zu
    überprüfen …





    Halina Wawzyniak


    (A) (C)



    (D)(B)


    Toll! Überprüfen! Sinnvoll wäre es, den Kommunen
    Geld in die Hand zu geben, damit sie ihre eigenen Netze
    erstellen können.


    (Gisela Piltz [FDP]: Das dürfen wir doch gar nicht! Haben Sie schon einmal ins Grundgesetz geguckt? Dann wüssten Sie, dass das gar nicht geht!)


    Sie wollen prüfen, wenn der Markt versagt. Die Aussage
    könnte auch heißen: Im Zweifel lassen wir euch im
    Stich.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Innovation setzt im Übrigen auch Netzneutralität
    voraus. Wir haben darüber lange Debatten geführt. Es
    zeigt sich: An der gesetzlichen Festschreibung der Netz-
    neutralität führt kein Weg vorbei. Alle Datenpakete müs-
    sen mit gleicher Qualität im Internet fließen können,
    egal wer sie verschickt, egal ob es sich um eine E-Mail
    oder ein Video handelt.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Entwicklerinnen und Entwickler der kleinen
    Start-ups sind darauf angewiesen, dass ihre Anwendun-
    gen im Internet mit der gleichen Qualität angeboten und
    genutzt werden können wie die der großen Anbieter.
    Wenn die Koalition Innovationen in der digitalen Wirt-
    schaft wirklich fördern will, dann sollte sie dafür die ge-
    setzlichen Grundlagen schaffen und die Netzneutralität
    im Gesetz festschreiben. Aber Sie können nicht einmal
    Innovationen. Innovation in der digitalen Wirtschaft
    heißt eben nicht, die Geschäftsinteressen der großen Un-
    ternehmen und Konzerne zu schützen. Aber auch das ist
    bei Ihnen noch nicht angekommen.

    Netzneutralität ist im Übrigen nicht nur für das Inno-
    vationspotenzial entscheidend. Netzneutralität sichert
    die Meinungs- und Kommunikationsfreiheit und schützt
    vor einem Zweiklasseninternet. Der Geldbeutel eines al-
    leinerziehenden Vaters darf nicht darüber entscheiden,
    mit welcher Qualität sein Kind das Internet nutzen kann.

    Ich habe Ihren Antrag gelesen und mich dann gefragt:
    Warum stehen keine Namen von Netzpolitikern von
    CDU/CSU und FDP auf diesem Antrag? Entweder fin-
    den sie in ihren Fraktionen kein Gehört, oder sie haben
    den Antrag aus inhaltlichen Gründen nicht mittragen
    wollen. Letzteres könnte ich nachvollziehen.


    (Nadine Schön [St. Wendel] [CDU/CSU]: Quatsch!)


    Denn in dem Antrag steht nicht mehr als: Wir fordern
    nichts Konkretes. Wir finden die Arbeit der Regierung
    gut. Ansonsten schlagen wir Abwarten vor.

    Für die Linke ist klar: Wir wollen ein freies und offe-
    nes Internet als Kulturraum für alle Menschen. Wir wol-
    len einen schnellen Internetzugang für jede und jeden in
    allen Teilen der Republik. Wir wollen die gesetzliche
    Festschreibung der Netzneutralität. Das ist das Mindeste,
    um das gesellschaftliche Innovationspotenzial des Inter-
    nets nutzbar zu machen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Da sich im Antrag der Koalition davon leider nichts
    findet, bleibt uns nichts anderes übrig, als diesen Antrag
    zu Recht abzulehnen.


    (Beifall bei der LINKEN)