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ID1717300100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/173 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 173. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. März 2012 I n h a l t : Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: Antrag der Abgeordneten Dr. Joachim Pfeiffer, Nadine Schön (St. Wendel), Peter Altmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeord- neten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Martin Lindner (Berlin), Claudia Bögel, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Wachs- tumspotenziale der Digitalen Wirtschaft weiter ausschöpfen – Innovationsstandort Deutschland stärken (Drucksache 17/9159) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manuel Höferlin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manuel Höferlin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dieter Jasper (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 32: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Volker Beck (Köln), Kai Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: EU-Datenschutzreform unterstützen (Drucksache 17/9166) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Volker Beck (Köln), Ingrid Hönlinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Völlige Unabhängigkeit für den Bun- desdatenschutzbeauftragten (Drucksache 17/6345) . . . . . . . . . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Dr. Konstantin von Notz, Nicole Maisch, Tabea Rößner, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Grundrechte schützen – Da- tenschutz und Verbraucherschutz in so- zialen Netzwerken stärken (Drucksachen 17/8161, 17/9198) . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Jörg-Uwe Hahn, Staatsminister (Hessen) . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Blumenthal (FDP) . . . . . . . . . . . 20471 A 20471 B 20471 B 20473 D 20475 D 20476 B 20476 D 20478 C 20479 C 20480 D 20482 A 20483 C 20485 C 20486 D 20488 A 20489 B 20490 A 20491 C 20493 C 20493 C 20493 D 20493 D 20495 D 20497 C 20500 A 20501 A 20501 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2012 Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manuel Höferlin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Blumenthal (FDP) . . . . . . . . . . . . . Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 34: Antrag der Fraktion der SPD: Umsetzung von Basel III: Finanzmärkte stabilisieren – Realwirtschaft stärken – Kommunal- finanzierung sichern (Drucksache 17/9167) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Richard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Björn Sänger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 35: Antrag der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Diana Golze, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Alleinerziehung von Kindern würdigen – Alleinerziehende gebührend unterstützen (Drucksache 17/8793) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20503 C 20504 B 20506 A 20506 C 20507 C 20508 D 20511 A 20511 D 20512 C 20514 A 20514 B 20515 B 20515 C 20517 C 20518 B 20519 D 20521 A 20522 D 20524 A 20524 A 20525 C 20526 D 20528 B 20529 C 20530 B 20531 D 20533 A 20534 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2012 20471 (A) (C) (D)(B) 173. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. März 2012 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2012 20533 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 30.03.2012 Behrens, Herbert DIE LINKE 30.03.2012 Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Birkwald, Matthias W. DIE LINKE 30.03.2012 Brase, Willi SPD 30.03.2012 Dr. Brauksiepe, Ralf CDU/CSU 30.03.2012 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 30.03.2012 Buschmann, Marco FDP 30.03.2012 Dörmann, Martin SPD 30.03.2012 Ernst, Klaus DIE LINKE 30.03.2012 Ernstberger, Petra SPD 30.03.2012 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 30.03.2012 Gabriel, Sigmar SPD 30.03.2012 Gerdes, Michael SPD 30.03.2012 Götz, Peter CDU/CSU 30.03.2012*** Groth, Annette DIE LINKE 30.03.2012* Günther (Plauen), Joachim FDP 30.03.2012 Haßelmann, Britta BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Heinen-Esser, Ursula CDU/CSU 30.03.2012 Dr. Hofreiter, Anton BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Humme, Christel SPD 30.03.2012 Kaczmarek, Oliver SPD 30.03.2012 Kauder, Volker CDU/CSU 30.03.2012 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Koczy, Ute BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Kossendey, Thomas CDU/CSU 30.03.2012 Kramme, Anette SPD 30.03.2012 Kressl, Nicolette SPD 30.03.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Kunert, Katrin DIE LINKE 30.03.2012 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 30.03.2012** Meierhofer, Horst FDP 30.03.2012 Menzner, Dorothée DIE LINKE 30.03.2012 Dr. h. c. Michelbach, Hans CDU/CSU 30.03.2012 Möhring, Cornelia DIE LINKE 30.03.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 30.03.2012 Nietan, Dietmar SPD 30.03.2012 Nink, Manfred SPD 30.03.2012 Nord, Thomas DIE LINKE 30.03.2012 Ortel, Holger SPD 30.03.2012 Petermann, Jens DIE LINKE 30.03.2012 Dr. Pfeiffer, Joachim CDU/CSU 30.03.2012 Pieper, Cornelia FDP 30.03.2012 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 30.03.2012 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Rupprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 30.03.2012 Schäfer (Saalstadt), Anita CDU/CSU 30.03.2012 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 30.03.2012 Schlecht, Michael DIE LINKE 30.03.2012 Schnurr, Christoph FDP 30.03.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 20534 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2012 (A) (C) (D)(B) * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO *** für die Teilnahme an der 126. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Tätigkeitsbericht 2010 der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisen- bahnen für den Bereich Eisenbahnen gemäß § 14b des Allgemeinen Eisenbahngesetzes und Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksachen 17/8525, 17/8833 Nr. 1.3 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/8227 Nr. A.5 Ratsdokument 15206/11 Rechtsausschuss Drucksache 17/8515 Nr. A.22 Ratsdokument 18755/11 Drucksache 17/8673 Nr. A.3 Ratsdokument 5165/12 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/136 Nr. A.114 Ratsdokument 13879/09 Drucksache 17/720 Nr. A.17 Ratsdokument 5107/10 Drucksache 17/1492 Nr. A.43 Ratsdokument 7386/10 Drucksache 17/3791 Nr. A.21 Ratsdokument 14954/10 Drucksache 17/5575 Nr. A.4 Ratsdokument 7897/11 Drucksache 17/5822 Nr. A.52 Ratsdokument 8261/11 Drucksache 17/6568 Nr. A.7 Ratsdokument 11666/11 Drucksache 17/7423 Nr. A.43 Ratsdokument 14864/11 Schwartze, Stefan SPD 30.03.2012 Senger-Schäfer, Kathrin DIE LINKE 30.03.2012 Simmling, Werner FDP 30.03.2012 Strässer, Christoph SPD 30.03.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 30.03.2012 Wagner, Daniela BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Wicklein, Andrea SPD 30.03.2012 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 30.03.2012 Winkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Dr. Winterstein, Claudia FDP 30.03.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 173. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 31 Wachstumspotenziale der Digitalen Wirtschaft TOP 32 Datenschutz und Verbraucherschutz TOP 34 Umsetzung von Basel III TOP 35 Unterstützung Alleinerziehender Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

    Sitzung ist eröffnet.

    Interfraktionell ist vereinbart worden, den Entwurf ei-
    nes Gesetzes zur Einführung eines pauschalierenden
    Entgeltsystems für psychiatrische und psychosomatische
    Einrichtungen auf Drucksache 17/8986 dem Ausschuss
    für Arbeit und Soziales nachträglich zur Mitberatung
    zu überweisen. Sind Sie damit einverstanden? – Ich höre
    keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

    Ich rufe als Erstes den Tagesordnungspunkt 31 auf:

    Beratung des Antrags der Abgeordneten
    Dr. Joachim Pfeiffer, Nadine Schön (St. Wendel),
    Peter Altmaier, weiterer Abgeordneter und der
    Fraktion der CDU/CSU
    sowie der Abgeordneten Dr. Hermann Otto
    Solms, Dr. Martin Lindner (Berlin), Claudia
    Bögel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
    der FDP

    Wachstumspotenziale der Digitalen Wirt-
    schaft weiter ausschöpfen – Innovationsstand-
    ort Deutschland stärken

    – Drucksache 17/9159 –

    Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
    die Aussprache anderthalb Stunden vorgesehen. Gibt es
    Widerspruch dagegen? – Das ist offenkundig nicht der
    Fall. Dann ist das so beschlossen.

    Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
    ner dem Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler
    das Wort.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft
    und Technologie:

    Sehr verehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten
    Damen und Herren Abgeordnete! Zunächst einmal
    danke ich ausdrücklich für den Antrag zum Thema
    Chancen der digitalen Wirtschaft. Dieser Antrag macht
    eines deutlich: CDU/CSU und FDP sehen in neuen

    Technologien keine Bedrohung, sondern zuallererst eine
    Riesenchance für die Menschen in unserem Lande.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Nirgendwo kann man das besser erkennen als im Be-
    reich der modernen Informations- und Kommunikations-
    technologie. Schon jetzt sehen wir enormes Wachstum:
    über 840 000 Beschäftigte, 145 Milliarden Euro Umsatz.
    Aber was noch viel wichtiger ist: Das, was früher einmal
    Webstuhl, Dampfmaschine oder auch Eisenbahn waren,
    sind heute eben Computer, Internet und Smartphones.
    Wesentlich ist, dass die Dinge miteinander verschmel-
    zen: auf der einen Seite die klassischen Industrien und
    auf der anderen Seite die neuen Informations- und Kom-
    munikationstechnologien. Hierin stecken die eigentli-
    chen Wachstumspotenziale. So wie es mit der Erfindung
    des mechanischen Webstuhls die erste industrielle Revo-
    lution gab, mit der maschinellen Produktion die zweite
    industrielle Revolution gab und mit der Einführung der
    elektronischen Datenverarbeitung die dritte industrielle
    Revolution gibt, brauchen wir jetzt die Verknüpfung der
    Produkte und Maschinen mit dem Internet, das Internet
    der Dinge, und genau dafür setzt sich diese Regierungs-
    koalition ein, für eine Industrie 4.0.


    (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Für eine Verknüpfung der Dinge, nicht der Menschen!)


    Wir wollen eine moderne Wirtschaft, die Informations-
    und Kommunikationstechnologien umfassend einsetzen
    kann. Darin stecken große Chancen für die Volkswirt-
    schaft in unserem Lande.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Wenn wir die Chancen nutzen wollen, müssen drei
    wesentliche Voraussetzungen erfüllt werden:

    Erstens: eine gut ausgebaute Infrastruktur, also ein
    Breitbandnetz in Deutschland.


    (Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Daran mangelt es!)


    Zweitens: eine kluge, eine richtige Regulierung dieser
    neuen digitalen Welt.





    Bundesminister Dr. Philipp Rösler


    (A) (C)



    (D)(B)


    Drittens: eine andere Grundeinstellung, eine andere
    Geisteshaltung, wie wir mit Technologien, wie wir mit
    Innovationen in Deutschland umgehen.

    Was den ersten Bereich angeht, ist schon einiges ge-
    schafft. Schon heute hat die Hälfte der Menschen einen
    Internetanschluss mit mehr als 50 MBit/s. Gerade ist im
    Deutschen Bundestag und im Bundesrat die Telekom-
    munikationsnovelle verabschiedet worden; dem voraus
    gingen Beratungen im Vermittlungsausschuss. Mit die-
    ser Novelle sind die besten Voraussetzungen für einen
    noch schnelleren Ausbau des Breitbandnetzes in
    Deutschland geschaffen worden.

    Es gibt künftig dauerhaft und langfristig angelegte
    und damit planbare Anreizregulierungen im Bereich des
    Netzausbaus. Wir erleichtern künftig die Nutzung auch
    klassischer Infrastrukturen wie Leerrohre. Auch die In-
    vestitionsbedingungen werden deutlich verbessert, etwa
    wenn sich mehrere Investoren zusammenfinden.

    Diese Anreize sind für uns das Entscheidende. Die
    Herausforderungen sind groß. Bis zum Jahr 2018 wollen
    wir eine flächendeckende Versorgung von Anschlüssen
    mit mehr als 50 MBit/s erreichen. Wenn wir diese An-
    schlüsse haben wollen, dann müssen wir ordnungspoli-
    tisch weiter auf die guten Grundsätze der sozialen
    Marktwirtschaft setzen. Das heißt, die Politik setzt den
    richtigen Rahmen, aber nur die Wirtschaft wird in der
    Lage sein, diesen Rahmen vernünftig auszufüllen.


    (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann setzt doch einmal den richtigen Rahmen!)


    Gerade angesichts dieser großen Herausforderungen
    dürfen wir die Grundsätze der sozialen Marktwirtschaft
    auch in der digitalen Welt nicht aufgeben.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Minister der Schande da vorne!)


    Das Zweite ist die Regulierung. Wir brauchen eine
    Regulierung, die den Unternehmen und den Menschen
    die Chance gibt, in der digitalen Welt zu investieren. Es
    muss klar sein, dass es eine Verlässlichkeit im Sinne von
    Planungssicherheit und auch Refinanzierungsmöglich-
    keiten gibt. Gleichzeitig darf die Regulierung nicht dazu
    führen, dass Kreativität, Schaffenskraft oder Unterneh-
    mertum im Keim erstickt werden.

    Das beste Beispiel ist die Diskussion über die Cookie-
    regeln, die wir im vergangen Jahr auch mit der EU-
    Kommission geführt haben. Wenn man Cookies so be-
    handelt wie personenbezogene Daten und sie auch den
    gleichen Datenschutzvorgaben unterwirft, dann wird das
    im Ergebnis dazu führen, dass jegliches Geschäftsmodell
    in Deutschland und in Europa von vornherein zunichte-
    gemacht wird, weil man dann womöglich bei jedem
    Klick auf eine Internetseite sein Einverständnis geben
    muss. Das macht man vielleicht zwei- oder dreimal, und
    dann hat man die Nase voll.

    Deswegen war die Entscheidung richtig, zu sagen,
    dass Cookies nicht automatisch personenbezogene Da-
    ten enthalten. Deswegen müssen in diesem Zusammen-

    hang dann andere, weniger hohe Datenschutzvorschrif-
    ten gelten, als wenn es sich um personenbezogene Daten
    handelt. Das heißt, man muss immer die richtige Balance
    zwischen dem Datenschutzbedürfnis der Menschen auf
    der einen Seite und unternehmerischen Chancen und
    Wachstumsmöglichkeiten im Internet auf der anderen
    Seite finden.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Nun ist eine Regelung gefunden worden. Eine Rege-
    lung muss auch in anderen Bereichen gefunden werden.
    Sonst wird es nicht gelingen, die Wachstumspotenziale,
    die uns die digitale Welt bietet, zu heben. Wir werden die
    Diskussion über Leistungsschutzrecht, aber auch über
    Maßnahmen im Kampf gegen Internetpiraterie führen
    müssen.

    Das ist auch, aber nicht nur eine Aufgabe der Politik.
    Um es hier einmal ganz klar zu sagen: Wir erwarten na-
    türlich zuallererst von der Wirtschaft, dass sie Geschäfts-
    modelle entwickelt, die von vornherein Piraterie verhin-
    dern. Allein nach dem Gesetzgeber, nach dem Staat zu
    rufen, das wäre der falsche Weg. Wenn es darum geht,
    Internetpiraterie zu verhindern, sehen wir zunächst ein-
    mal die Wirtschaft in der Verantwortung.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


    Das Dritte ist die Frage der Grundhaltung: Wie stehen
    wir den neuen Technologien gegenüber? Schauen Sie
    sich einmal die Branche an: junge, hochmotivierte,
    hochengagierte und enorm kreative Start-ups. Wenn
    diese Start-ups unternehmerisches Wachstum generieren
    wollen, brauchen sie zuallererst neue Fachkräfte.

    Deswegen war es richtig, dass gerade in dieser Woche
    die Regierungskoalition eine gute Lösung für die qualifi-
    zierte Zuwanderung in den ersten Arbeitsmarkt gefun-
    den hat. Gerade die IT-Branche braucht eine qualifizierte
    Zuwanderung. Das ist ein guter Beitrag, um Start-ups
    eine echte Hilfe beim unternehmerischen Wachstum mit
    auf den Weg zu geben.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Diese jungen Unternehmen brauchen auch ausrei-
    chendes Kapital. Wir haben den High-Tech Gründer-
    fonds und weitere Gründungsfördermaßnahmen. Wenn
    wir die kreativen Unternehmen weiter fördern wollen,
    dann brauchen wir mehr Risikokapital und Menschen,
    die bereit sind, Risikokapital für diese jungen Unterneh-
    men zur Verfügung zu stellen.

    Deswegen plant die Bundesregierung, die Möglich-
    keiten zur Bereitstellung von Risikokapital in Deutsch-
    land zu verbessern. Bei den Verlustvorträgen brauchen
    wir bessere Regelungen. Wir brauchen mehr Steuer-
    transparenz. Außerdem ist die Umsatzsteuerbenachteili-
    gung von deutschen Venture-Capital-Fonds im Vergleich
    zu französischen und anderen europäischen Venture-Ca-
    pital-Fonds immer noch deutlich zu groß. Wer das
    Wachstum junger Unternehmen in der Internetbranche
    fördern will, der muss auch für Risikokapital sorgen.





    Bundesminister Dr. Philipp Rösler


    (A) (C)



    (D)(B)


    Das haben wir uns in dieser Regierungskoalition ge-
    meinsam zur Aufgabe gemacht.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Es geht aber nicht nur um den Aufbau der Infrastruk-
    tur, die Regulierung oder auch die Finanzierung, sondern
    es kommt auch auf die Grundhaltung an. Es geht grund-
    sätzlich um die Frage: Wie gehen wir mit neuen Techno-
    logien um? Hier wurden in der Vergangenheit in anderen
    Branchen Fehler gemacht, die wir gerade in der digitalen
    Welt nicht wiederholen dürfen.

    Bestes Beispiel ist die Biotechnologie. Hier gibt es
    eine neue Chance, neue Forschung, neue Ideen, Innova-
    tionen und auch Kreativität. Es gibt aber auch die Fort-
    schrittsskeptiker und Fortschrittsverweigerer, die eine
    ganze Industriebranche zunichtegemacht haben, was im
    Ergebnis dazu geführt hat, dass große Unternehmen ihre
    Biotechnologieforschung längst aus Deutschland heraus
    verlagert haben. Diesen Fehler dürfen wir nicht noch
    einmal machen, schon gar nicht in der digitalen Welt.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Bei der Nanotechnologie deutet sich so etwas an.
    Deswegen muss man hier gleich sagen: Wir müssen fort-
    schrittsoptimistisch sein. Wir müssen eher die Chancen
    sehen als die Risiken. Darin unterscheiden wir uns in
    dieser Koalition von der Opposition, die im Zweifel im-
    mer erst die Risiken sieht und vor Gefahren warnt.


    (Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht! Das ist überhaupt nicht wahr!)


    Gerade die Grünen, die den Kopf schütteln, haben doch
    immer irgendetwas gegen etwas Neues, ob Autobahnen,
    Infrastruktur oder gerade die modernen Kommunika-
    tionsformen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der LINKEN: Das sind ja lauter olle Kamellen!)


    – Die ollen Kamellen, Frau Kollegin, stecken bei den
    einzelnen Kollegen vor allem zwischen den Ohren, näm-
    lich im Kopf, weil sie so technologiefeindlich sind. Das
    behindert das Wachstum der modernen Telekommunika-
    tionsunternehmen.


    (Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind nicht technologiefeindlich! Im Gegenteil!)


    – Im Gegenteil? Es war doch Ihr Herr Kuhn, der im letz-
    ten Jahr die Diskussion mit Christian Lindner geführt
    und verloren hat; denn Christian Lindner hat noch ein-
    mal daran erinnert, dass Herr Kuhn, der heute übrigens
    nicht anwesend ist, vor den ökologischen und sozialen
    Gefahren moderner Kommunikationsformen gewarnt
    hat, etwa vor Bildschirmtext und ISDN-Telefonen.


    (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Belegen Sie uns mal das, was Sie eben gesagt haben!)


    Wir sind zum Glück einen Schritt weiter. Wir werden
    diese Wachstumspotenziale nur dann heben können,
    wenn wir in den Bereichen Infrastruktur, Regulierung
    und auch Finanzierung die richtigen Rahmenbedingun-
    gen setzen. Das ist aber nur dann möglich, wenn wir
    technologieoffen an die neuen Kommunikationsformen
    herangehen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir sind dazu bereit. Der vorliegende Antrag zeigt
    genau das. Wir wollen die Chancen, die uns die digitale
    Wirtschaft bietet, gemeinsam nutzen, durch eine Grund-
    haltung, die fortschrittsoptimistisch ist, und eine Einla-
    dung an die jungen kreativen Menschen, die sich in die-
    sem Bereich niederlassen und ein Unternehmen gründen
    wollen. Das ist der entscheidende Unterschied zwischen
    der Regierung und der Opposition. Die Menschen ge-
    rade in der digitalen Welt können sich auf diese Regie-
    rungskoalition verlassen.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Thomas Oppermann [SPD]: Das muss alles geprüft werden, was er gesagt hat!)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Das Wort hat jetzt der Kollege Garrelt Duin von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt mal zur Sache! – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt redet mal jemand über das Thema!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Garrelt Duin


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Vielen Dank. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen

    und Kollegen! Der Minister hat interessanterweise mehr-
    fach darauf hingewiesen, dass es um die Grundhaltung
    und darum gehe, die Potenziale und Chancen, die im Be-
    reich der digitalen Wirtschaft vor uns liegen, ehrlich zu
    benennen. In der Tat schreitet die Digitalisierung der
    Volkswirtschaft massiv voran. Damit sind enorme Chan-
    cen verbunden.

    Die Arbeitsbedingungen der Menschen verändern
    sich aufgrund der Digitalisierung. Wir erleben, dass
    viele kleine und mittelständische Unternehmen die
    Chancen nutzen und dass sich junge Menschen selbst-
    ständig machen, was wir ausdrücklich begrüßen; aber
    gleichzeitig wird deutlich, dass die Menschen Sicherheit
    im Umgang mit dem Netz wollen. Genauso wie die Un-
    ternehmen wollen sie aber auch Planungssicherheit. Es
    wäre gut gewesen, sehr geehrter Herr Minister, liebe Ko-
    alitionsfraktionen, wenn Sie in Ihrem Antrag „Wachs-
    tumspotenziale der Digitalen Wirtschaft weiter aus-
    schöpfen“ auch darauf eingegangen wären.

    Aber es setzt sich fort, was wir in den letzten zwei bis
    zweieinhalb Jahren in vielen anderen Politikbereichen
    erlebt haben, ob beim Wachstumsbeschleunigungsge-
    setz, beim Haushaltsbegleitgesetz, bei der Luftverkehr-





    Garrelt Duin


    (A) (C)



    (D)(B)


    steuer, bei dem Hü und Hott in der Energiepolitik oder
    vielem anderen mehr. Die Reihe ließe sich noch viel
    weiter fortsetzen. Sie kündigen an, aber konkrete
    Schritte lassen Sie vermissen. Das wird hier heute wie-
    der deutlich.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Thomas Oppermann [SPD]: Ankündigungsweltmeister!)


    Gehen wir einmal die einzelnen Themen durch. Wie
    ist denn Ihre Bilanz, zum Beispiel beim Breitbandaus-
    bau? In der Breitbandstrategie der Bundesregierung
    haben Sie das Ziel formuliert, bis Ende 2010 eine flä-
    chendeckende Breitbandgrundversorgung mit einer Ge-
    schwindigkeit von 1 MBit/s zu schaffen.


    (Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist kein Breitband mehr!)


    Dieses Ziel, so müssen wir feststellen, haben Sie ver-
    fehlt.

    Sie sagen heute hier – Sie betonen es noch einmal –,
    dass das zweite Ziel der Bundesregierung sei, bis zum
    Jahr 2014 eine Versorgung von 75 Prozent der Haushalte
    mit mindestens 50 MBit/s zu realisieren. In Ihrem eige-
    nen Monitoringbericht zur Breitbandstrategie wird fest-
    gestellt, dass die Ausbauanstrengungen deutlich zu
    verstärken seien, um dieses Ziel zu erreichen. Jeder
    Fachverband bestätigt Ihnen und der deutschen Öffent-
    lichkeit, dass Sie von diesem Ausbauziel meilenweit ent-
    fernt sind und dieses Ziel erneut verfehlen werden,


    (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    weil – das ist der zweite Punkt – Investitionen bei Ihnen
    eine untergeordnete Rolle spielen.

    Wir haben eine überall spürbare Investitionsschwä-
    che. Jeder internationale Vergleich belegt das. Ich zitiere
    jetzt einmal den IWF. Die IWF-Experten stellen einen
    erheblichen Mangel an Investitionen in Deutschland
    fest, was die Wachstumsprobleme verschärfe. Der IWF
    sagt, Deutschlands Industrie stecke zu wenig Geld in
    neue Fabriken und Maschinen; bei der Infrastruktur
    fahre die Bundesrepublik seit langem auf Verschleiß; die
    Regierung investiere jedes Jahr zu wenig in Straßen,
    Brücken, Schienen, Kanäle oder eben auch das Breit-
    band, um auch nur den Bestand zu wahren. Das ist die
    Feststellung von außen.

    Man liest Ihren Antrag ganz genau. Man hofft, dass es
    irgendwo vorkommt, aber – Sie haben es selber wahr-
    scheinlich gar nicht gemerkt – das Wort „Investitionen“
    taucht in Ihrem Forderungsteil kein einziges Mal auf. Sie
    vergessen es schlichtweg. Das ist angesichts der Heraus-
    forderungen, vor denen wir stehen, skandalös.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das Dritte ist: Wir brauchen Forschung und Entwick-
    lung. Darüber reden Sie schnell. Wenn wir gemeinsam
    bei Veranstaltungen sind – diese Woche mit Professor

    Riesenhuber und dem stellvertretenden Vorsitzenden der
    CDU/CSU-Fraktion –, erfahren wir anderes. Da wurde
    gesagt: Wir müssen mehr für Forschung und Entwick-
    lung tun. Da wäre zum Beispiel die steuerliche For-
    schungsförderung ein wichtiges Instrument. Dann ist zu
    Recht der Zwischenruf gekommen: Wer regiert denn
    hier eigentlich seit zweieinhalb Jahren? Es steht doch al-
    les in der Koalitionsvereinbarung, aber es wird nicht um-
    gesetzt; es wird immer nur angekündigt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Der vierte Punkt ist ebenso dramatisch. Es nützt
    nichts, wenn Sie darüber sprechen, dass wir Fachkräfte
    brauchen; Sie müssen auch ein konkretes Programm vor-
    legen, wie wir Potenziale im Bereich der MINT-Berufe
    heben können und wie eine solche Initiative aus der Poli-
    tik heraus gemeinsam mit den Unternehmen, mit den
    Unternehmern, mit gesellschaftlichen Gruppen aussehen
    kann, eben eine Initiative für mehr Technikfreundlich-
    keit, für mehr Technikoffenheit.

    Das würden wir gern gemeinsam auf den Weg brin-
    gen. Inzwischen ist es so, dass aus dem Umfeld der Un-
    ternehmer viele auf uns zukommen und sagen: Da ist
    eine richtige Idee. Wir wollen das mit der Opposition be-
    sprechen;


    (Lachen des Abg. Andreas G. Lämmel [CDU/ CSU])


    denn in der Regierung haben wir keinen Ansprechpart-
    ner, um eine solche Initiative zu starten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der FDP: Oh!)


    Sie haben über Grundhaltungen gesprochen, Herr
    Minister, und haben, wie üblich, die Rolle des Staates
    wie folgt beschrieben: Er soll maximal vielleicht einmal
    ein Gesetz machen, aber muss ansonsten untätig bleiben. –
    Was sagt der Verband BITKOM zum Beispiel zu Ihren
    Grundvorstellungen? Er sagt: Im Bereich IKT ist eine
    klare ressortübergreifend abgestimmte Richtung, ein
    Kompass der Politik in der digitalen Welt trotz aller Stra-
    tegie der Bundesregierung kaum zu erkennen.

    Der BDI veröffentlicht zu diesem Thema unter der
    Überschrift „Der Wettbewerb allein wird es nicht rich-
    ten“. Dieser Feststellung kann man sich nur anschließen.
    Wir haben es beim Breitband, bei der Digitalisierung der
    Wirtschaft mit einem Bereich zu tun, in dem es der Wett-
    bewerb allein eben nicht schaffen kann, sondern der
    Staat mit seinen unterschiedlichen Initiativen, mit unter-
    schiedlichen Institutionen tätig werden muss, damit wir
    im internationalen Vergleich Schritt halten können und
    damit der Ausbau der Infrastruktur vorangeht. Was nützt
    es denn, hier am Pult darüber zu schwadronieren, was
    man alles machen könnte, wenn gleichzeitig in vielen
    Teilen Deutschlands kleine und mittelständische Unter-
    nehmen, Zulieferbetriebe keinen schnellen Internetzu-
    gang haben und deswegen aus ihrer wirtschaftlich guten
    Position Schritt für Schritt herausgedrängt werden? Da-





    Garrelt Duin


    (A) (C)



    (D)(B)


    gegen müsste man doch etwas tun, Herr Minister, man
    darf nicht nur immer ankündigen.


    (Beifall bei der SPD und der LINKEN)


    Aber ich will ganz deutlich sagen: Wenn der Staat
    kleinen, neuen Unternehmen, Start-ups, helfen, unter die
    Arme greifen kann, dann befürworten wir dieses aus-
    drücklich. Es gibt dafür entsprechende Instrumente, zum
    Beispiel bei der KfW. Ich nenne Ihnen in diesem Zusam-
    menhang nur ein Beispiel: Es gab seinerzeit in Nord-
    rhein-Westfalen eine Firma im Bereich Internet und Di-
    gitalisierung, die sich Moomax nannte – ich weiß nicht
    genau, wie sich der Name ausgesprochen hat – und
    30 000 Euro Eigenkapital hatte. Sie hat sich damals mit
    viel Euphorie auf den Weg gemacht und einen Unterstüt-
    zungskredit der KfW in Höhe von 1,2 Millionen Euro
    bekommen,


    (Thomas Oppermann [SPD]: Hört! Hört!)


    weil sie offensichtlich eine Perspektive hatte. Ein Jahr
    später war dieses Unternehmen pleite. So etwas kommt
    vor, trotzdem sollten wir diese Instrumente künftig bei-
    behalten, um jungen Leuten, die den Mut haben, sich
    selbstständig zu machen, unter die Arme zu greifen.

    Ich will aber mit dieser Geschichte auf etwas ganz an-
    deres hinaus: Der Gründer dieser Firma, die dann pleite-
    gegangen ist, der diesen Förderkredit der KfW in Höhe
    von 1,2 Millionen Euro in Anspruch genommen hat, war
    ein gewisser Christian Lindner, der mit Ihnen gemein-
    sam Worte wie „mitfühlender Liberalismus“ geprägt hat.


    (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir gestern gesehen! – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie bei Schlecker!)


    Meine Damen und Herren, sehr geehrter Herr Rösler,
    diese Verlogenheit kreiden wir Ihnen an:


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Auf der einen Seite haben Sie selbst, ganz individuell,
    überhaupt keine Hemmungen, entsprechende Unter-
    stützungen in Millionenhöhe durch die KfW in An-
    spruch zu nehmen, und auf der anderen Seite, wenn es
    um 11 000 Frauen in diesem Land geht,


    (Zurufe von der FDP: Oh!)


    zeigen Sie ein ganz kaltes Herz, tun nichts und sagen:
    Das ist uns egal.


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das ist die Verlogenheit, die Sie hier regelmäßig an den
    Tag legen.


    (Thomas Oppermann [SPD]: Der Mann mit dem kalten Herzen!)


    Sie stellen sich hier hin und verteidigen vermeintliche
    ordnungspolitische Grundsätze.


    (Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Das ist doch nicht das Thema, Herr Kollege! – Abg. Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)